“..
Hin 5
dran
ins
Hal H
BEHEREBIEE
LECHESEUE
LER IT
he
Due
Bora tn 3
iin
a ;
lnyen
Da
h ’
ran H
BRRRANITN
ri
BET ER IE hi
wre
Pr
‘ PH Fr
€ na
KruEu LS]
Miadaıı
aaa
RUHR
ainlall sus}
nen
URN
Y
Made
SFeTsTH
TrF a
SarT ET nnsrsE
1 DAN
Er
Tl aa
a0
n
II
IM
4
RarareN
KERN ala
LEUTE IERIT FIR FEN
DIRDEUSGELEITHERETT
LEE un) 4
oe} h
W
Kurbaar E
HRIaLEN
MELDEN FIG ir
ir H
# .
[ehe
Anke ü
lan
‘ air
Kiez
I
en
A
wi
: Z
en
N
bi
in
Hi
n
s
W
Hi
#
2 HEN, ai
i y
j a h f
Be
8
Muda,
Are
is
j un ie f A ii
et ERERALIN alla hagsatn
ha AnenE reiten Haha BR
KUREN GSRER LILBTE PEIRURE RE LER ART kn
Eh ! Au ai
=
au
erst
aa
Fa:
I
Ri Kur
at 4 HH
gr UERENE
Naeh IR
A j 1%
.
I
Deere
se
wa
ER
UAREREE TUEryEH eb:
HEIKE DREH
MERTH
#4
Pie
NEhLREHl:
ie
erh
DR
Pe ara Eh EB
pnirhageeg, Ki i)
Il
ua
H
ar
v
ka
1ertdn
ya
et
ai
DELSERTRETE REIN
AREE HI IEr ieh
IE
er.
j Da ailan
“f Kukeekn ine Bein
2:
1%
IL
er
Be
=%
Be
Er
re
=
E-
2
N seen -—
I Ta ara aaa
]
VERHANDLUNGEN
DES
_ BOTANISCHEN VEREINS DER
| PROVINZ BRANDENBURG.
NEUNUNDFÜNFZIGSTER JAHRGANG.
1917.
IM AUFTRAGE DES VEREINS
| HERAUSGEGEBEN
VON DEN SCHRIFTFÜHRERN
I. HARMS, TH. LOESENER, F. TESSENDORFF.
-
Mit einem Bildnis und 3 Textfiguren.
Selb stverlag
des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg.
en, Dahlem-Steglitz bei Berlin,
“ Botanisches Museum, Königin-Luisestraße 6—8.
a TR 1918.
VERHANDLUNGEN
DES
BOTANISCHEN VEREINS DER
PROVINZ BRANDENBURG.
NEUNUNDFÜNFZIGSTER JAHRGANG,
1917.
1 PD, K » A 72 7
VARDERN
IM AUFTRAGE DES VEREINS
HERAUSGEGEBEN
VON DEN SCHRIFTFÜHRERN
H. HARMS, TH. LÖESENER, FE. TESSENDORFF.
Mit einem Bildnis und 3 Textfiguren.
Selbstverlag
des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg.
Dahlem-Steglitz bei Berlin,
Botanisches Museum, Königin-Luisestraße 6—8.
1918.
Ausgegeben am 15. Januar 1918.
Die nächsten monatlichen Vereins-Sitzungen finden um 7 Uhr
abends statt
am Freitag, den 18. Januar 1918
am Freitag, den 15. Februar 1918
am Freitag, den 15. März 1918
am Freitag, den 19. April 1918 \ \
am Freitag, den 21. Juni 1918 . In Berlin-Dahlem,
am Freitag, den 20. September 1918 | im Kgl. Botanischen Museum.
in Berlin im Bier-Restaurant
[ „Zum Heidelberger“
J (Eingang zu den Vereinszimmern
Dorotheenstraße 16)
Alle für den Druck bestimmten Beiträge sind völlig druckreif dem
zeitigen ersten Schriftführer, Professor Dr. H. Harms, Dahlem-Steglitz
bei Berlin, Kg]. Botanisches Museum, Königin-Luisestr. 6—-8, zuzusenden.
Es wird gebeten, sämtliche für den Verein bestimmten Drucksachen, sei
es durch die Post, sei es auf buchhändlerischem Wege, ohne persönliche An-
schrift an den Botanischen Verein der Provinz Brandenburg, Dahlem-Steglitz
bei Berlin, Botanisches Museum, Königin-Luisestraße 6—8, adressieren
zu wollen, da der Bibliothekar, Herr F. Tessendorff, zurzeit im Felde steht.
Die neu eintretenden Mitglieder können den Bibliotheks-Katalog zum
Preise von 1,20 Mark von dem Herrn Bücherwart erhalten.
Die Mitglieder, welche den Jahresbeitrag für 1918 noch nicht entrichtet
haben, werden gebeten, ihn mit 6,05 Mark (einschließlich Bestellgeld) gefälligst
kostenfrei an unsern Kassenführer, Herrn Rechnungsrat Julius Gerber
in Berlin N. 24, Linienstraße 115, einsenden zu wollen.
Laut Vorstandsbeschluß sollen die Beiträge der Groß-Berliner
Mitglieder im Laufe des Januar durch die Berliner Paketiahrt ein=
gezogen werden; für alle ordentlichen Mitglieder soll die Be-
stimmung gelten, daß der Beitrag durch Postauftrag eingezogen
wird, falls er nicht bis zum I. April an den Kassenführer eingezahlt
worden ist.
Aenderungen in der Adresse wollen die Mitglieder gleichfalls dem
Herrn Kassenführer kurz mitteilen.
Inhalt.
Volkens, @. echrur von ihm selbst verfaßt :
Harms, H. Anmerkungen und Nachschrift zu dem Nachrufe von
G. Volkens
Jaap, 0. Achtes Verzeichnis zu meinem er, N uno Se
exsiccati“
Harms, H. Nachruf auf eh ne
Harms, H. Nachruf auf Karl Supprian.
Geisenheyner, L. Ueber einige Panaschierungen
Staritz, R. Dritter Beitrag zur Pilzkunde des eos Arnalı
Harms, H. Bericht über den Ausflug des Botanischen Vereins der
Provinz Brandenburg nach Paulinenaue .
Darin:
Jaap, O0. Verzeichnis der bei Paulinenaue beobachteten Pilze
und Gallen :
Hauchecorne, W. Bericht be ass Waldgebiet des Voyıaen :
Holzfuß, EE Erster Nachtrag zur „Rosenflora von Pommern“
Born, A. Ein neuer Standort von G@ymmadenia cucullata in Ostpr erben
Holzfuß, EE Nachruf auf Albert Lüderwaldt x
Harms, H. Ueber die Verwendung der Samen der Zitterlinse (Vie
hirsuta) zur menschlichen Ernährung
Harms, H. Ueber die. Fluorescenz des Aufgusses den Rinde von
Prunus serotina ;
Kolkwitz, R. Ueber die ik von Ananita Danihens ing .
Harms, H. Bericht über die 104. (48. Herbst-) Haupt- Versammlung
zu Berlin am 20. Oktober 1917 . NZ :
Harms, H. Jahresbericht
Gerber, J. Kassenbericht
Ergebnis der Wahlen
Winkelmann, J. Legt einen Pilz han Holzes vor; Auf-
findung von Elatine triandra in Pommern ! -
Schulz, Roman. Ueber das Vorkommen von Colchicum Am
nale bei Spandau . -
Schulz, Roman. Ueber einige höhere Pilze s Ä
Hauchecorne, W. Bericht über forstbotanische Amalsıee Hiaal den
Stand der Arbeiten für das Merkbuch
Sabalitschka, Th. Ueber das Vorkommen der inalichen Eloded
densa in Deutschland
Winkelmann, J. Ueber den Naher den Pilze
Sabalitschka, Th. Ueber den Nährwert der Pilze
Geisenheyner, L. Ueber krausblättrige Akazien
Seite
1—12
12—23
24—40
41—46
47—50
51—61
62—111
112—123
118—119
120—123
124—135
136—137
138
139—145
146—150
151— 156
157—176
158—165
165—166
166—167
167—168
168—169
169—171
171
171—173
173—174
174—175
175—176
Inhalt.
Seite
Loesener, Th. Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäfts-
jahre. ern ce seen ee le ne We Ar Rasen. - 1 ke 3
Loesener, Th. Bespricht die Arbeit von Dr. H. Foerster über
die Stechpalme und schließt eigene Bemerkungen über die
Biologie.der Pflanze an .. .I 2. ne
Duysen, Fr. Legt Cyttaria vor . . . 179
Lauche, R. Berichtet über Planzentunde in Ale Oberlansir
besonders über Gallen . . . 179
Harms, H. Spricht über Mittel dl ee zur " Förderung der
Gallenforschung in unserer Provinz . . . . 179—180
Harms, H. Bespricht die neueste Arbeit von Buena en er
E. Ule’s Gallenausbeute in Brasilien. . . . . . . . .. 180-181
Hillmann, J. ‘Weber Rleehtenfunde 0 7 7. Sn 181
Schäfer, H. Ueber die Flora Kameruns.. . . a 182
Tessendorff, F. Legt neuere und ältere Tnteratuır. VoLz..gr 182—183
Diels, L. Ueber das Vorkommen und die Verwertbarkeit von
Cornus sanguinea L. und ©. mas L; . . ». . . 2 2 ra
Jahn, EE Ueber die Sexualität von Zaminaria . . .... 184
Tessendorff, F- Lest Literatur vor" . . . „.... nee
Jahn, E.E Legt Pilz-Literatur vor . . 185
Harnıs, H. Bespricht den Jahrgang 1916 a Mitteilungen des
Deutschen Dendrologischen Gesellschaft“ . . . . ..... 186—188
Jahn, E.E Besprieht neuere Arbeiten über Basidiomyorten u: 188
Jahn, EE Weitere Mitteilungen über die Naturgeschichte der
Myxobakterien . . . an Sl)
Loesener, Th. Ueber Kalte: ee ae 189—190
Hauchecorne, W. Ueber die Arbeiten am Forstbotanzchen
Merkbuch und einige floristische Beobachtungen in der Mark 190—191
Duysen, Fr. Ueber die Pilz-Werke von H. Schnegg. . . . 191
Harms, H. Bespricht drei Werke von S. Killermann . . . 191—19%
Wittmack, L. Ueber seine eigenen Arbeiten betreffend die Ein-
führungsgeschichte einiger Zierpfllanzen. . . » . ... 196
Harms, H. Legt Gallen aus Mecklenburg vor. . . . ... 197—198
Jahn, EE Bespricht neuere Pilz-Literatur . . ...... 198
Georg Voikens.
Nachruf von ihm selbst verfaßt.
(Mit einem Bildnis.)
Georg Ludwig August Volkens wurde am 19. Juli 1855 in
Berlin geboren'). Sein Vater, der aus Heide in Holstein, dem
Stammsitz der Familie, gebürtige Klempnermeister Hans Jacob
Volkens, starb schon im September desselben Jahres an der Cholera:
seine Mutter Auguste geb. Lubrich verheiratete sich später wieder
mit dem Klempnermeister Adolf Koeppe, der für die Erziehung
seiner beiden Stiefsöhne alles tat, was in seinen Kräften stand.
V. besuchte anfangs die Kgl. Seminarschule, dann das Dorotheen-
städtische Realgymnasium seiner Vaterstadt und bestand Ostern 1875
das Abiturienten-Examen. Einer schon früh erwachten Neigung
folgend, studierte er Naturwissenschaften, insbesondere Botanik, erst
in Berlin, dann in Würzburg, zuletzt wieder in Berlin. Alexander
Braun und Julius Sachs waren die Lehrer, denen er eine besondere
Förderung verdankte. Nach Absolvierung des Militärjahres bereitete
er sich für das Oberlehrer-Examen vor, beschloß aber, als sein Stief-
') Am 27. Juli 1915 übergab mir Volkens ein an den Vorstand des Bot.
Vereins der Provinz Brandenburg gerichtetes Schriftstück in geschlossenem
Umschlag mit der Bestimmung, daß es nach seinem Tode zu öffnen sei. Es
stellte sich heraus, daß in dem Umschlage ein vollständiger, von ihm selbst
verfaßter Nachruf vorhanden war, der hiermit zum Abdruck gelangt, ganz in
der Weise, wie er ihn geschrieben hat; es bedurfte nur der Einfügung des
Todestages und einiger kleiner redaktioneller Aenderungen. Auch ein fast
vollständiges Schriftenverzeichnis war beigefügt. Da jedoch dieses manche
bibliographischen Mängel hatte, so habe ich es noch einmal genau durchgesehen
und ergänzt. Dieim Text eingefügten Nummern beziehen sich auf das Schriften-
verzeichnis. Am Schlusse des Nachrufes habe ich einige Anmerkungen bei-
gefügt, die zur Erläuterung einiger Stellen beitragen werden. Herrn Geh. Rat
Professor Dr. A. Brauer sowie unseren Mitgliedern Herren Jahn und Rein-
hardt spreche ich auch an dieser Stelle besten Dank für Hilfe in der Ermittelung
der Literatur aus. — H. Harms.
Verhandl. des Bot. Vereins f. Brandenb, LIX. 1
- Georg Volkens.
vater 1882 starb, das Studium der Botanik wieder aufzunehmen und
sich ganz diesem Fach zu widmen. Nicht wenig trug zu diesem
Entschlusse bei, daß so ausgezeichnete Lehrer wie Eichler und
Schwendener nach Berlin berufen worden waren. Im neu ein-
gerichteten Institut des letzteren, der ihn besonders anzog und für
seine weitere wissenschaftliche Richtung ausschlaggebend wurde,
fertigte er seine Arbeit (Nr. 1) „Ueber liquide Wasserausscheidung
an dem Blättern höherer Pflanzen“ an, mit der er im Herbste 1882
an der Berliner Universität promovierte. Ebenfalls noch unter
Schwendeners Leitung entstanden die beiden folgenden Mitteilungen
(Nr. 20.3): „Zur Kenntuis der Beziehungen zwischen Standort und
anatomischem Bau der Vegetationsorgane“ und „Die Kalkdrüsen der -
Plumbagineen“.
Schon als Knabe war er von dem brennenden Wunsche erfüllt
gewesen, ferne Länder zu schauen, und ganz besonders hatten die
Reisewerke eines Barth, Overweg, Livingstone, später eines
Schweinfurth, Nachtigall u. a. sein Interesse für Afrika erweckt.
Da griff er denn eine gelegentlich im Botanischen Institut gefallene
Bemerkung Schwendeners: man müsse die Beziehungen zwischen
Standort und Bau der Pflanzen in einem Lande mit möglichst
extremen klimatischen Werten studieren, sofort auf und kam seinem
Lehrer mit dem längst wohl vorbereiteten Vorschlage, ihm von der
Akademie der Wissenschaften Mittel für eine Reise in die ägyptisch-
arabische Wüste zu erwirken. Schwendener sagte zu, die Akademie
bewilligte 5000 Mk. und so begab sich denn V. im Herbst 1884 für
etwa 10 Monate nach Aegypten. Die Frucht seines Aufenthalts
daselbst war das mit 18 Tafeln ausgestattete Werk (Nr. 4): „Die
Flora der ägyptisch-arabischen Wüste, auf Grundlage anatomisch-
physiologischer Forschungen dargestellt“. Das Buch hat Erfolg
gehabt, es rief eine ganze Literatur hervor und trug mit dazu kei,
eine besondere Disziplin der Botanik, die Oekologie der Gewächse,
zu begründen und auszugestalten.
Nach Abschluß des Werkes bewarb sich V. um die venia legendi
bei der Berliner Universität und erhielt sie zu Beginn des Winter-
semesters 1857. Genötigt seinen Lebensunterhalt selbst zu erwerben,
hatte er schon vorher nach einer Stellung Umschau gehalten, die ihm
bei einem bescheidenen Gehalte die Möglichkeit bot, neben der Aus-
übung seiner akademischen Lehrtätigkeit weiter wissenschaftlich
arbeiten zu können. Aber alles Suchen und Bewerben hatte bei
dem damaligen Ueberfluß an jungen Botanikern keinen Erfolg. Als
nach dem Tode Eichlers A. Engler nach Berlin kam. wurde V.
Georg Volkens. >
von diesem das Anerbieten gemacht. beim Botanischen Museum zu-
nächst als unbezahlter Volontär einzutreten. V. tat dies und ging
gleichzeitig die Verpflichtung ein, seine (Jualifikation zum Systematiker
dadurch zu erweisen, daß er die (Chenopodiaceae und Basellaceae
(Nr. 8 u. 9) für die eben in Angriff genommenen „Natürlichen Pflanzen-
familien“ zur Bearbeitung übernahm. Er kam der Verpflichtung
nach, aber die erhoffte Anstellung blieb aus. . V. kehrte nach zwei
Jahren zum Schwendenerschen Institut zurück und vollendete hier
seine Mitteilung (Nr. 7): „Ueber Pflanzen mit lackierten Blättern“.
Das Material dazu war ihm bei den Ordnungsarbeiten zugeflossen,
die er für das Botanische Museum hatte leisten müssen. Das Privat-
dozenten-Stipendium, das ihm 1889 verliehen worden war, half ihm
in den nächsten Jahren über die Nöte des Lebens hinweg.
Im Winter 1891/92 unterbreitete er seinem Lehrer Schwendener
den Plan, eine Reise nach dem Kilimandscharo zu unternehmen. Es
war ihm der Gedanke gekommen, daß man an einem Berge, dessen
Fuß ausgesprochene Tropenvegetation zeigt und der mit seinem
Gipfel bis in die Regionen ewigen Eises hineinreicht, den Einfluß
des Wärmefaktors auf den Bau der Pflanzen würde in ähnlicher
Weise studieren können, wie den Einfluß großer Trockenheit des
Bodens und der Luft in der Wüste. Der Plan kam zur Ausführung,
allerdings nicht ganz so, wie beabsichtigt war. Da die Mittel, welche
wieder die Kgl. Preußische Akademie der Wissenschaften, und zwar
aus dem Fonds der Humboldt-Stiftung zur Verfügung stellte, zur
Durchführung des Unternehmens nicht ausreichten, trat man an die
Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes heran. Diese erklärte sich
bereit, die weiteren Kosten zu tragen, wenn das Unternehmen mit
einem anderen vereint würde, das von der Deutschen Kolonial-
gesellschaft zur Förderung mehr wirtschaftlicher Zwecke ins Leben
gerufen worden war. Kriegerische Ereignisse, die am Kilimandscharo
inzwischen eingetreten waren, verzögerten nicht nur V.’s Ausreise
nach Ostafrika bis Ende November 1892, sondern zwangen ihn auch
dazu, nachdem er im März 1893 auf der Militärstation Marangu an-
selanet war, von der Verfolgung aller wissenschaftlichen Ziele, um
derentwillen er die Reise unternommen hatte, zunächst abzusehen.
Erst als der aufständische Häuptling Meli von Moschi durch eine
von der Küste herbeigezogene Militärmacht unter Oberst von Scheele
im August 1903 besiegt war, konnte er mit seinem Begleiter, dem
Geologen Dr. Carl Lent, daran denken, die mittlerweile mit diesem
aus eigenen Kräften errichtete „Wissenschaftliche Kilimandscharo-
Station in Marangu“ zu eröffnen und an die ihm gestellten Aufgaben
11
4 Georg Volkens.
heranzutreten (Anm. 1). Er überzeugte sich bald. daß der Kiliman-
dscharo für anatomisch-physiologische Forschungen, wie sie ihm vor-
geschwebt hatten, kein geeignetes Feld bot. Was sich im Bau einer
Pflanze wiederspiegelt, sind immer nur die (segensätze von Naß und
Trocken; andere klimatische Differenzen, die für die verschiedenen
Höhenlagen eines bis in die Schneeregion ragenden Gebirges bestehen,
prägen den Geweben keinen deutlich erkennbaren Stempel auf. Anus
der Not eine Tugend machend, wandte sich V, darum botanisch-
systematischen und pflanzengeographischen Studien zu, bereiste den
Kilimandscharo während eines 15monatigen Aufenthalts in allen
seinen Landschaften, überall eifrig sammelnd und beobachtend, auch
zoologisch und ethnographisch, um Unterlagen für eine beabsichtigte
Monographie des Berges zu gewinnen. Als erster gelang es ihm,
zusammen mit Dr. Lent und dem Kompagnieführer Johannes, ihn
auch auf der bis dahin noch unbekannten Nordseite zu begehen und
an seinem Nordwestabfall bei fast 4000 m Meereshöhe ein großes,
eigenartig hochalpines Seitenplateau zu entdecken, das Hans Meyer
bei einem späteren erneuten Besuch als Galumaplateau kartographisch
festlegte. |
V. verließ das Gebiet, mit dessen botanischer Erforschung sein
Name für immer verknüpft sein wird, in den letzten Tagen des
Juni 1894 und war nach kurzem Aufenthalt in Daressalam und
Zanzibar Anfang September wieder in Berlin. Noch in demselben
Monat wurde ihm die Nachricht, daß sein auf der Kilimandscharo-
Station zurückgebliebener Gefährte Dr. Carl Lent, zusammen mit
dem Arzt und Zoologen Dr. Kretschmer gelegentlich einer Exkur-
sion in die Rombo-Landschaften von den Eingeborenen ermordet
worden war (Anm. 2). Er selbst widmete sich in der Heimat,
nachdem er eine Periode schwerer und wiederholter Malaria-Erkran-
kungen überwunden hatte, der Niederschrift seines Buches (No. 15):
„Der Kilimandscharo“, das 1897 erschien, und das sich von den
damals noch üblichen rein erzählenden Reisewerken insofern unter-
schied, als es sich nicht auf die Wiedergabe von „Erlebnissen“ be-
schränkte, sondern in zusammenfassenden Kapiteln eine Naturge-
schichte des Schneeberges bot, seinen Charakter, sein Klima, seine
Pfanzen- und Tierwelt, seine menschlichen Bewohner, und die Aus-
sichten schilderte, die eine Besiedelung der deutschen Kolonial-
wirtschaft eröffnete. Von den wenigen Fachgelehrten, die vor ihm
den Kilimandscharo besuchten, war V. ja der erste, der mehr als
-Jahresfrist an seinen Hängen geweilt und ihn in allen Landschaften,
in allen Höhenlagen kennen gelernt hatte. Natürlich spielt in der
re u nn
-
Georg Volkens. )
Darstellung die Vegetation des Berges eine Hauptrolle; die Behand-
lung seines geologischen Aufbaues tritt zurück, weil dieser ja das
besondere Studiengebiet des leider so früh dahingeraftten Dr. Carl
Lent gewesen war. Eine Aufzählung der gesammelten Pflanzen,
die gegen 3000 Arten umfaßten und die dem Berliner Botanischen
Museum zufielen, gibt V. nicht; er konnte davon absehen, da die
meisten derselben schon vor Erscheinen seines Buches in dem von
A. Engler herausgegebenen Werke: „Die Pflanzenwelt Ostafrikas
1895“ berücksichtigt und, soweit es sich um Neuheiten handelte,
beschrieben worden waren.
Es konnte nicht ausbleiben, daß V. nach seiner Rückkehr in
die Kreise der Reichshauptstadt gezogen wurde, denen eine Förderung
kolonialer Interessen besonders am Herzen lag. Er beteiligte sich
an der Gründung der Abteilung Berlin-Charlottenburg der Deutschen
Kolonialgesellschaft, wurde in deren Vorstand berufen und hielt in
zahlreichen Städten Deutschlands Vorträge, die damals auffielen,
weil in ihnen der nüchterne, die Tatsachen erwägende Naturforscher
zu Worte kam, nicht wie bis dahin fast ausschließlich der keck die
Welt erobernde junge Leutnant. Er goß etwas Wasser in den Wein
derer, die da meinten, man könne aus unseren Kolonien Reichtümer
herausholen, ohne zuvor Kapital und Arbeit hineingesteckt zu haben.
Zwei dieser Vorträge, weniger wirtschaftlichen als wissenschaftlichen
Charakters, sind auch zum Druck gelangt, einer 1895 in den Ver-
handlungen der Gesellschaft für Erdkunde (No. 11), der andere 1896
in der Gartenflora (No. 12). Zum Druck kam auch später (1899)
in der „Festschrift für Schwendener* eine Abhandlung (No. 24):
„Ueber die Bestäubung einiger Loranthaceen und Proteaceen, ein
Beitrag zur Ornithophilie*, deren Inhalt auf Beobachtungen zurück-
geht, die V. am Kilimandscharo gemacht hatte.
Seine Betätigung auf kolonialem Gebiete führte dazu, daß V.
1895 den Professortitel erhielt. 1897 zum wissenschaftlichen Hilfs-
arbeiter, 1595 zum Kustos am Berliner Botanischen Museum ernannt
wurde. Die Lebensstellung, die er damit nach langen Jahren des
Harrens als 42jähriger Mann errungen hatte, war eine eigenartige.
Durch einen zwischen dem Preußischen Kultusministerium und der
Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes geschlossenen Vertrag war
am 31. März 1891 die Botanische Zentralstelle für die Kolonien ins
Leben gerufen worden. Sie sollte in erster Linie das Ziel haben,
die deutschen Schutzgebiete mit tropischen Nutzgewächsen zu ver-
sorgen, dann aber auch sollte sie eine Vermittelungsstelle sein, die
ihre Dienste sowohl den heimischen, wie den überseeischen Behörden
6 Georg Volkens.
zu leisten habe. Es fiel ihr zu, Auskünfte und Gutachten über
vegetabilische Produkte zu erteilen, das Pflanzungswesen in jeder
Weise durch Ratschläge zu fördern und nicht zuletzt, alle aus den
Kolonien eingehenden botanischen Sammlungen wissenschaftlich zu
bearbeiten. Auch Gärtner sollte sie für eine koloniale Wirksamkeit
vorbereiten, Reisende mit Instruktionen und Sammelgerät versehen
und das Publikum durch Ausstellungen tropischer Nutzgewächse und
ihrer Erzeugnisse für koloniale Dinge interessieren. Natürlich
konnte an all dies nur gedacht werden, wenn die Zentralstelle
einem Institute angegliedert würde, das durch bereits vorhandene
Einrichtungen in der Lage war, den gestellten Anforderungen zu
genügen. Der Berliner Botanische Garten und das Berliner
Botanische Museum kamen da einzig in Frage, und so erhielt V., als
er am 1. April 1895 dem Direktor des Berliner Botanischen Museums
als Kustos der Zentralstelle untergeordnet wurde, zwar Titel und
Charakter eines preußischen Beamten, war aber durch Ministerial-
reskript verpflichtet, seine Dienste ausschließlich Reichsangelegen-
heiten zu widmen. Er hat es in der Folge immer beklagt, daß
ihm durch diese Zwitterstellung die Möglichkeit genommen wurde,
eigenen Ideen zu folgen. Er sollte nur „Handlanger“ sein, und da
er keine Natur war, die sich im Kampfe mit feindlichen Mächten
um jeden Preis und mit jedem Mittel durchzusetzen wußte, so hat
ihm die Art, in der er sein Amt auszuüben genötigt war, nie die
rechte Befriedigung gewährt. Trotzdem bemühte er sich, sein
Wirken für die wirtschaftliche Entwickelung der deutschen Kolonien,
die damals erst eigentlich begann, nach Kräften nutzbar zu machen.
Schon die Bearbeitung der aus den Kolonien eingehenden Pflanzen-
sammlungen allein nahm ausschließlich fast den gesamten Beamten-
körper des Berliner Botanischen Museums in Anspruch und erfor-
derte Mittel, die in gar keinem Verhältnis zu den Zuwendungen
standen, die das Reich dem Preußischen Kultusministerium leistete.
V.’s Tätigkeit umfaßte die mehr auf die Praxis gerichteten Ziele der
Zentralstelle. Er unterhielt den schriftlichen Verkehr einerseits
mit dem Kolonialamt, anderseits mit den in den Kolonien wirkenden
Behörden und Privatpersonen, arbeitete (die erforderlichen Vorschläge
und Gutachten aus, beschaffte und verteilte Sämereien und lebende
Pflanzen all der zahlreichen Nutzgewächse, von denen eine lohnende
Kultur in diesem oder jenem unserer Schutzgebiete erhofft werden
konnte. Gerade diese letzte Seite seiner Tätigkeit, die schnell
einen Erfole oder Mißerfolg zeitigte, hat ihn mit manchem versöhnt,
was seine Stellung zu wünschen übrig ließ. In einem Vortrage,
Georg Volkens. U
den er 1907 in Dresden hielt, und der ım Jahresbericht der Ver-
einigung für angewandte Botanik abgedruckt ist, hat V. eingehend
geschildert, was die Zentralstelle bis dahin geschaffen und erreicht
hatte, und man wird ihm wohl zugestehen können, daß ein nicht
geringer Teil davon auf seine Rechnung zu setzen ist. Zu Gute
kam ihm, daß in dem Maße, wie sich unsere Kolonien weiter ent-
wickelten, in ihnen der tropischen Landwirtschaft dienende Institute
(Amani, Victoria, Rabaul) gegründet wurden, mit denen ein ersprieß-
liches Zusammenarbeiten sich ganz von selbst ergab.
Sein Amt hat V. nicht gehindert, daneben an der Universität
Vorlesungen zu halten. Große Erfolge waren ihm als Privatdozent
aber nicht beschieden. Sogenannte „Pauk-Kollegien“ abzuhalten,
sagte ihm nicht zu, und für Spezialvorlesungen bot Berlin am Finde
des vorigen und am Anfange dieses Jahrhunderts keinen günstigen
Boden, schon darum nicht, weil eine Ueberfülle botanischer Lehrer
— bis zu 22 — vorhanden war. Die Ordinarien, ob sie nun Lehr-
talent hatten oder dessen gänzlich ermangelten, litten nicht darunter,
als Examinatoren wurden sie auf jeden Fall ‘aufgesucht, aber den
- Privatdozenten blühte das Geschäft, vor 2 oder 3, wenn’s hoch kam,
auch mal vor einem halben Dutzend Hörer sprechen zu sollen.
V., dessen Ankündigungen sich anfänglich auf die verschiedensten
Themen erstreckten. kam am Ende dazu, sich unbekümmert darum,
ob die Vorlesung zustande kam oder wicht, auf Kolonialbotanik zu
beschränken. Daneben leitete er viele Jahre hindurch in den
Sommersemestern botanische Exkursionen, die sich eines größeren
Zuspruches wohl darum erfreuten, weil sie weniger die Mehrung
floristischer Kenntnisse, als eine Unterweisung im Anstellen
botanischer Beobachtungen zum Ziele hatten.
Trotz mangelhafter äußerer Erfolge im Unterricht erhielt V. im
Herbst 1898 einen Ruf an die Universität Bonn. Die philosophische
Fakultät derselben hatte ihn an erster Stelle als Ersatz für Schimper
vorgeschlagen, wohl auf Betreiben Schimpers selbst, der kurz zuvor
sich für Annahme der in Basel freigewordenen Professur entschieden
hatte. V. lehnte den Ruf ab, obwohl ihm klar war, daß er sich
damit die Aussicht, als Universitätslehrer vorwärts zu kommen, so
gut wie abschnitt. Als Berliner zu sehr mit Berliner Verhältnissen
verwachsen und damals noch in der Hoffnung lebend, sich eine
selbständige Stellung als Kolonialbotaniker erringen zu können, hatte
das Extraordinariat in Bonn, wo.der ihm wenig sympathische Stras-
burger das Ordinariat innehatte, nicht die nötige Zugkraft, ihn der
Hauptstadt des Reiches untreu werden zu lassen. Die im ‚Jahre 1905
6) Georg Voikens.
an ihn herangetretene Aufforderung, in den Lehrkörper der König].
Gärtner-Lehranstalt in Dahlem einzutreten, nahm er an. Ohnedies
mit der Ausbildung der am Botanischen Garten beschäftigten Kolonial-
'anwärter betraut, konnte es ihm nur lieb sein, einen größeren Kreis
von Gärtnern mit der Theorie des tropischen Landbaues bekannt
zu machen.
Die Anstellung als Kustos der Zentralstelle brachte es mit
sich, daß V. in seinen Veröffentlichungen fortan andere Bahnen ein-
schlug, als er vorher gewandelt war. Hatten ihn bis dahin als
Schüler Schwendeners fast ausschließlich anatomisch-physiologische
Fragen interessiert, so war es jetzt lie angewandte, tejiweise auch
die systematische Botanik, der er seine Feder lieh. Besonders
schreibselie ist er nicht gewesen. Praktische Erfolge, die durch
seine Bemühungen in Ost- oder Westafrika. in Neu-Guinea oder
Samoa erzielt wurden, schätzte er höher als bloße schriftstellerische
Leistungen. Für diejenige Seite der systematischen Botanik aber,
die am Berliner Botanischen Museum besonders gepflegt wurde und
die ihr Ziel in der Anfertigung einer möglichst langen Reihe latei-
nischer Diagnosen sieht. hatte er kein Verständnis. Er war stets
der Meinung, daß die Forderung einer lateinischen Diagnose das
meiste zur Krstarrung und Verknöcherung der Systematik bei-
getragen hat und nur des wissenschaftlichen Mäntelchens wegen bei-
behalten wird. Kine mit Figurenerklärung versehene Abbildung sei
jeder Beschreibung in Worten vorzuziehen, und bei dem jetzigen
Stande der Reproduktionstechnik sei es auch ein leichtes, allen Inter-
essenten Kenntnis von der Aufstellung einer neuen Art zu geben,
das war eine Ansicht, die er mehr als einmal ausgesprochen hat
(Anm. 9).
Im Juli 1599, als V. auf Rügen im Sommerurlaub weilte, wurde
er telegraphisch nach Berlin zurückgerufen. Vier Tage später befand
er sich auf der Reise nach Genua, um sich nach den Karolinen ein-
zuschiffen. Diese waren einige Monate zuvor von den Spaniern
käuflich erworben worden und nun sollte eine Reihe neuernannter
Beamten hinausgehen, um den Flaggenwechsel und zugleich die Ein-
richtung eier deutschen Verwaltung vorzunehmen. V. wurde ihnen
als Reichskommissar mit dem Auftrag beigegeben, die wirtschaft-
lichen Verhältnisse des damals noch sehr wenig bekannten Insel-
gebiets zu erkunden und darüber Bericht zu erstatten. Die Reise
ging zuerst nach Singapore, wo innerhalb S Tagen alles eingekauft
wurde, was zur Ausstattung der drei Bezirksämter in Ponape, Yap
und Saipan erforderlich erschien. Mit einem eigens gecharterten
Georg Volkens. )
Dampfer fuhr man weiter, lief Makassar, Amboina, die Banda-Inseln,
Friedrich-Wilhelmshafen in Neu-Guinea an und gelangte am 18. Sept.
nach Herbertshöhe auf der Gazelle-Halbinsel. Die weitere Führung
der Expedition, zu der hier das Kanonenboot „Jaguar“ stieß, über-
nahm der Gouverneur Dentsch-Neu-Guineas, Herr von Bennigsen.
Während dieser mit den Beamten das gecharterte Schiff, die „Kudat“
(Anm. 4), bestieg, ging V. an Bord des „Jaguar“. Nach kurzem
Aufenthalt auf den Marshall-Inseln gelangte man am 7. Oktober nach
Kussai, der östlichsten Karolinen-Insel, vier Tage später nach Ponape,
dem Hauptsitz der spanischen Verwaltung, dann nach den Palaus,
(der westlichsten Gruppe, und endlich am 2. November nach Yap.
Hier, wie schon in Ponape, fanden die Feierlichkeiten des Flaggen-
wechsels statt, am 17. November auch auf Saipan, womit die Ueber-
nahme der Karolinen und Marianen in deutsche Verwaltung voll-
zogen war. V. kehrte darauf, nachdem er noch die Marianen-Inseln
Tinian und Rota kennen gelernt hatte, an Bord des gecharterten
Schiffes nach Yap zurück und blieb dort sieben Monate. Ein so
langer Aufenthalt war nicht beabsichtigt, er war erzwungen, da sich
keine Möglichkeit des Fortkommens bot. Ein winziges Segelschiff,
auf dem er in 42tägiger Fahrt noch einmal nach den Marianen
und dann nach Yokohama gelangte, erlöste V. endlich am 25. Juni 1900
ans wenig beneidenswerterLage. Wenn er ja selbstverständlich auch die
unfreiwillige Muße dazu verwandte, das kleine, den Umfang des Bundes-
staates Bremen erreichende Eiland nach allen Richtungen hin durch
Anlage botanischer, mineralogischer, zoologischer und ethnographischer
Sammlungen, durch meteorologische und auf die wirtschaftlichen
Verhältnisse bezügliche Beobachtungen zu erforschen, so war es doch
ein mißlicher Umstand, daß er sich immer bereit halten mußte, jedes
fern am Horizont auftauchende Schiff, wenn es in den Hafen lief, zu
sofortiger Abreise zu benutzen. Er wußte nicht anders, als daß er
nach zwei, höchstens drei Monaten von einem Kriegsschiff abgeholt
werden würde. Es blieb aus, weil erst die inzwischen eingetretene
Erwerbung Samoas, dann der in China ausgebrochene Boxeraufstand
seine anderweitige Verwendung erfordert hatte.
Die an Abenteuern reiche Karolinenreise ist V. immer in an-
senchmer Erinnerung geblieben, trotzdem sie sein Leben wiederholt
in äußerste Gefahr brachte. So machte er im Verlaufe derselben
zwei schwere Taifune durch, einen, bei dem das Zentrum des Wirbel-
sturms über das Schiff hinwegging, an Bord des auf ein Korallenritf
getriebenen Kanonenbootes „Jaguar“ im klippenerfüllten Hafen von
Yap, den andern auf dem nur 100 Tonnen bergenden Koprasegler,
10 Georg Volkens.
mit dem er nach Japan fuhr. Bei Gelegenheit eines Ausflugs nach
der Südspitze der Insel Yap kam das Boot, das ihn und den Bezirks-
amtmann der Insel trug, zum Kentern, beide trieben auf dem Kiel
reitend und im Angesicht der Brandung stundenlang umher, bis Ein-
geborene, die nur zweimal im Jahre den Weg machen, gerade an
dem Tage vorüberkamen und die Schiffbrüchigen retteten.
Als V. anfangs Oktober 1900 wieder in Berlin eintraf, erfuhr
er, daß er noch nicht hätte zurückkehren sollen. Telegramme, die
ihm vorschrieben, nach Buitenzorg auf Java zu reisen, hatten ihn
nicht erreicht. Zweierlei hatte Veranlassung zu diesem neuen Anf-
trage gegeben; einmal die Möglichkeit, von dort aus die deutschen
Schutzgebiete mit einer reichen Auswahl tropischer Nutz- und Zier-
gewächse versehen zu können, dann der Wunsch, dem im Entstehen
begriffenen neuen Botanischen Museum in Berlin-Dahlem zu Schau-
stücken für die in Aussicht genommene koloniale Abteilung zu ver-
helfen. Gleich wieder abzureisen, konnte sich V. nicht entschließen.
Sein Antrag, ihm ein Jahr Frist zu geben, wurde bewilligt. _ Die
Zwischenzeit benutzte er, um wieder durch Vorträge, von denen eine
Anzahl auch gedruckt worden sind. Aufklärung über die Karolinen
und Marianen zu geben, nicht bloß wissenschaftlichen Kreisen,
sondern mehr noch den in fast allen größeren Städten Deutschlands
vorhandenen Abteilungen der Deutschen Kolonial-Gesellschaft. Da-
neben widmete er sich der Bearbeitung seiner mitgebrachten bota-
nischen Sammlungen und veröffentlichte das Ergebnis in Englers
Bot. Jahrbüchern unter dem Titel (Nr. 32): „Die Vegetation der
Karolinen, mit besonderer Berücksichtigung der von Yap“. Von
seinen anderen Sammlungen, die dem Zoologischen Museum, dem
Museum für Völkerkunde und der Geologischen Landesanstalt in
Berlin zuflossen, war die ethnographische, die allein mehrere Zimmer
füllte, an Umfang die bedeutendste; an wissenschaftlichem Wert war
es vielleicht die verhältnismäßig kleine mineralogische Sammlung
(Anm. 5), denn aus ihr ergab sich, daß die bis dahin geltende An-
sicht, die Karolinen seien jung-vulkanischer Natur, fallen gelassen
werden mußte. Sie sind Reste eines im Meer versunkenen gewaltigen
Landkomplexes, der sich weit nach Westen erstreckte.
Im Spätherbst 1901 wandte sich V. seinem Auftrage gemäß
nach Buitenzorg auf Java und blieb dort bis zum August des folgenden
Jahres. Viele Hunderte von Sendungen, Saat, Zwiebeln, Knollen,
Rhizome und lebende Pflanzen umfassend, hat er von dort in die
deutschen Kolonien und an die Zentralstelle in Berlin gelangen
lassen und dadurch den botanischen Gärten, den Versuchsgärten
Georg Volkens. [al
Stations- und Missionsgärten in Ost- und Westafrika, Neu-Guinea,
Samoa und auf den Karolinen die Möglichkeit gegeben, fast alle
hervorragenderen ökonomischen Gewächse der Tropen zur weiteren
Kultur und Verbreitung in ihren Bestand aufzunehmen. Vieles mag
nicht gekeimt haben, vieles später wieder zugrunde gegangen sein,
aber vieles ist auch geblieben, wie namentlich zahlreiche Palmen
und Obstarten, blüht, fruchtet und pflanzt sich fort, kommenden
Geschlechtern zum Nutzen.
Neben Erledigung seiner praktischen Aufgaben, wozu auch die
Beschaffung einer aus 27 Frachtkisten von Schauobjekten aller Art
für das Dahlemer Botanische Museum gehörte, beschäftigte sich V.
in Buitenzorge mit dem Studium periodischer Lebenserscheinungen
tropischer Bäume und der Eigenart ihrer Verzweigung. Ueber einen
Teil der gewonnenen Resultate sprach er sich bald nach seiner
Rückkehr, die im September 1902 erfolgte, in einem Vortrage aus,
der 1903 in der Gartenflora (No. 36) abgedruckt wurde. In abge-
rundeter Darstellung veröffentlichte er seine Beobachtungen erst 1912
unter dem Titel (No. 49): „Laubfall und Lauberneuerung in den
Tropen“. Jahrelang hatte das fertige Manuskript im Tischkasten
geruht. Als dann aber die Arbeit von Klebs erschien, die das
gleiche Thema behandelte, hielt er den Zeitpunkt für gekommen,
mit seinen abweichenden Schlußfolgerungen hervorzutreten. Was er
beabsichtigt hatte, trat ein. Die Frage, ob die Periodizität den
Pfianzen nur von der Umwelt aufgezwungen, oder eine innere, erb-
liche Eigenschaft sei, wurde auch von anderen aufgegriffen und
meist in seinem Sinne beantwortet (Anm. 6).
Mit der Reise nach Java war V.’s Streben in die Ferne zur
Ruhe gekommen. Sie hatte ihm ganz besonders Gelegenheit gegeben,
das tropische Pflanzungswesen kennen zu lernen und damit in den
Stand gesetzt, den Anforderungen, die an ilın nunmehr wieder als
Kustos der Botanischen Zentralstelle gestellt wurden, in vollkommenerer
Weise als zuvor gerecht zu werden. Es erfüllte ihn mit Freude,
an dem Aufblühen der deutschen Kolonien teilnehmen zu können
und das Bewußtsein in sich zu tragen, daß auch seine Arbeit in
bescheidener Weise dazu helfe, einen Erfolg herbeizuführen. Seine
Betätigung als akademischer Lehrer trat immer mehr zurück, so
sehr, daß er sich 1910 entschloß, seine Privatdozentur niederzulegen.
V. ist Junggeselle geblieben. Als er in der Lage war, einen
Hausstand zu begründen, hielt er sich für zu alt dazu. So fand er
die Zeit, sich rege an der Erörterung öffentlicher Angelegenheiten
zu beteiligen und in Vereinen und Gesellschaften für mannigfaltige
12 Georg Volkens.
Bestrebungen zu wirken. Er war Mitglied aller vier in Berlin an-
sässigen der Pflege der Botanik gewidmeten Körperschaften, der
(resellschaft für Erdkunde, der asiatischen und der Kolonialgesell-
schaft, der Gesellschaft naturforschender Freunde, des meteorologi-
schen Vereins und des akademischen Turnvereins, welch letzterem
er ganz besonders anhbing (Anm. 7). Im Vorstande des Botanischen
Vereins der Provinz Brandenburg war er viele Jahre hindurch
tätig, schrieb auch eine Geschichte des Vereins (No. 46), als dieser
sein SO jähriges Bestehen zu feiern sich anschickte. — Im August 1912,
als er im Urlaub weilte, stellten sich ganz unvermittelt Anzeichen
einer Arterienverkalkung ein. Seitdem kränkelte er, mußte wieder-
holt in Bädern und Sanatorien Milderung seines Leidens suchen,
fand sie- auch, erlag aber dann doch am 10. Januar 1917 einem
Herzschlage.
Berlin, den 5. März 1915.
Die Erinnerung an Volkens halten wach die Gattungen Volken-
sia Ö. Hoffmann (in Engler’s Bot. Jahrb. XX. [1894] 219, in Engler’s
Pflanzenwelt Ostafr. ©. [1895] 402 t. 45, und in Engler-Prantl, Nat.
Pflzfam. IV. 5. [1895] 387; Compositae), Volkensiella H. Wolff (in
Engler’s Bot. Jahrb. XLVILl. [1912] 265; Umbelliferae), Volkensinia
Schinz (in Vierteljahrsschrift der Naturforsch. Ges. Zürich, Jahrg. 57
[1912], Heft 3, S. 535; Umtaufung für Kentrosphaera Molkens;
Amarantaceae). Die von G. Lindau (in Engler’s Bot. Jahrb. XX.
11894] 27) aufgestellte Acanthaceen-Gattung Volkensiophyton gehört
zu Lepidagathis. Pflanzenarten sind weit über 100 nach ihm benannt
worden (Anm. 8). Auch die Benennung einer Anzahl von Käfern,
Heuschrecken und Mollusken ist mit seinem Namen verknüpft worden
(Anm. 9).
*
Anmerkungen zu vorstehendem Nachruf.
Von H. Harms.
1. Die Eröffnung der Station wird mitgeteilt im Deutsch. Kolonialblatt IV.
1893, S. 321 u. 536. Volkens selbst berichtete über die Aussichten
tropis her Kulturen am Kilimandscharo (Deutsch. Kolonialblatt V. 1894,
S. 143—144), über seine Reise nach Moschi (ebenda, S. 308—317), über
die Möglichkeit einer Besiedelung der Landschaft Rombo bezw. Uschiri
(Deutsch. Kolonialblatt IV. 1893, S. 435—436). — Ueber die wissenschaft].
Station am Kilimandscharo vergl. Voß. Zeitg. Nr. 93 vom 24. Febr. 1895.
— Ueber das Kilimandscharogebiet und seine wirtschaftliche Bedeutung
hielt V. einen Vortrag vor der Abteilung Leipzig der Deutsch. Kolonial-
gesellsch. (Leipzig. Tageblatt u. Anzeiger Nr. 90, 19. Febr. 1897, 2. Beilage).
"2.
a
Georg Volkens. 19
Vergl. hierüber Deutsches Kolonialblatt V. 1894, S. 571 u. 622. — Carl
Lent hat geschrieben: Tagebuch-Berichte der Kilimandjaro-Station;
herausgegeben von der Deutsch. Kolonialgesellschaft, Heft 1—7 (Berlin
1594, Carl Heymann’s Verlag). Ferner: Vorschläge zur Verbesserung der
Verbindung des Kilimandscharogebiets mit der Küste (Deutsch. Kolonial-
blatt V. 1894, S. 599, 680, 653). — Ihm, dem Sohn eines Arztes in Soest,
wurde in Wien eine Gedenktafel in Marmor gesetzt, deren
goldene Inschrift lautet: „Karl Lent, geboren zu Dortmund am 6. XII-
1867, Stud. geol. zu Wien 1889 und 1890, fiel als ein Opfer unserer
Wissenschaft in Rombo-Kerua an der Ostseite des Kilimandscharo am
25. IX. 1894.“ Links von der Tafel befindet sich die Photographie des
jungen Forschers. Prof. Sueß sagte bei der Enthüllung der Tafel in
seiner Gedenkrede: „Lent war nicht in Oesterreich geboren, doch rechnen
wir ihn zu den Unsern. Uns alle hier eint die Unermeßlichkeit unserer
Aufgabe, welche in uns eine gemeinsame geistige Strömung weckt, welche
uns treibt, die heutigen Grenzen menschlicher Erkenntnis womöglich
erobernd zu überschreiten und welche für uns ihre höchste Versinnlichung
findet in den Namen jener Freunde, welche in unbegrenzter Begeisterung
ihr Leben hingegeben haben für unsere gemeinsame Aufgabe.“ (Nach
einem Zeitungsausschnitt.)
. Trotz jahrelanger Arbeit am Botanischen Museum und Herbarium hat V.
niemals Verständnis für die Aufgaben und Ziele der systematischen
Botanik gezeigt. Daß zu den wichtigsten Aufgaben eines großen
Herbariums die wissenschaftliche Verwertung der ihm zufließenden
wertvollen Sammlungen gehört und daß eine solche in zweckentsprechen-
der Weise durch baldige Veröffentlichung der in ihnen enthaltenen, für
die Wissenschaft neuen Arten geschehen muß, hat er leider nicht erkannt;
die Fülle des bescnders aus den Kolonien zuströmenden Materials fordert
die Publikation einer großen Reihe von Arbeiten, die hauptsächlich oder
ausschließlich die Beschreibungen der Neuheiten bringen. Die V. selbst
durch sein Amt gestellten Aufgaben waren ohne diese Veröffentlichungen,
in denen sich der große Aufschwung des Berliner Botanischen Museums
unter der Direktion von Engler und Urban wiederspiegelt, teilweise
gar nicht zu bewältigen. Die Beschreibungen werden in lateinischer
Sprache gegeben, nicht, wie V. irrtümlich annimmt, wegen des „wissen-
schaftlichen Mäntelchens“, sondern damit sie allen Völkern verständlich
sind. Wer mit botanisch-systematischen Forschungen vertraut ist, weiß,
daß eine Abbildung durchaus nicht immer, am wenigsten bei vielgestaltigen
Formenkreisen, zur sicheren Erkennung der Art genügt; auf alle Fälle
ist die Vereinigung von Abbildung und genauer Beschreibung stets vor-
zuziehen, da jene Irrtümer enthalten kann und manche Merkmale nicht
erkennen lassen kann, die sich in dieser angeben lassen.
. Vergl. Bericht des Kaiserlichen Gouverneurs von Bennigsen über seine
Reise zum Zwecke der Uebernahme des Inselgebietes der Karolinen,
Palau und Marianen in deutschen Besitz (Deutsch. Kolonialbl. XI. 1900,
S. 100-112).
. Ueber den geologischen Aufbau von Yap sagt W. Sievers (in H. Meyer’s
Deutsch. Kolonialreich II. [1910], 368): „Yap weicht in seinem Aufbau
‚völlig von den übrigen hohen Inseln der Karolinen ab, insofern als auf
14
George Volkens.
ihm bisher keinerlei vulkanische Gesteine, wohl aber kristalline Schiefer
nachgewiesen sind, nämlich Strahlsteinschiefer, Amphibolite und Talk-
schiefer, welch letztere mit den vorerwähnten härteren Gesteinen wechsel-
lagern. Diese Funde zeigen ebenfalls, daß Jap wahrscheinlich einem
Kontinent angehört, und zwar Asien.“ — Die Ausbeute von Volkens
wurde bearbeitet von Erich Kaiser, Beiträge zur Petrographie und
Geologie der deutschen Südsee-Inseln (Jahrb. Preuß. Geolog. Landes-
anstalt XXIV. [1903], S. 91—122; Alte Gesteine von den Karolinen, in
Zeitschr. Deutsch. Geolog. Gesellseh. LIV. [1902], 62—63). Kaiser sagt
a.a.0. 935: Von M. Friederichsen (Die Karolinen; Mitt. Geogr. Gesell-
schaft Hamburg XVII. 1901; 27 S.) sind die Angaben von Volkens mit den
früheren Beobachtungen zusammengestellt worden in einer Schrift, in
der Fr. aus der räumlichen Gesamtanordnung der Insein und aus den
Tiefenverhältnissen des die Karolinen umgebenden Meeres zu dem
Schlusse kommt, daß die Karolinen ehemals engere Beziehungen zu
einem alten austral-asiatischen Kontinent besessen haben. — Ueber die
Ethnographie der Insel vergl. bes. Arno Senfft, Ethnograph. Beiträge
über die Karolinen-Insel Jap (Petermann’s Mitt. [1903], S. 49—64, 83— 87).
). G. Klebs, Ueber die Rhytmik in der Entwickelung der Pflanzen; Sitzber.
Akad. Wiss., Heidelberg, 1911, Abh. 23. — Später veröffentlichte Klebs:
Ueber die periodisch. Erscheinungen trop. Pflanzen (Biolog. Centralbl.
XXXII [1912], S. 257; Ueber Wachstum und Ruhe tropischer Baumarten
(Pringsheim’s Jahrb. f. wiss. Bot. LVI. [1915], S. 734). — S. V. Simon,
Studien über die Periodizität der Lebensprozesse der in dauernd feuchten
Tropengebieten heimischen Bäume (Pringsheim’s Jahrb. LIV. [1914] 71).
Während Klebs auf Grund seiner Versuche zu der Ueberzeugung
gelangt war, daß die Periodizität des Pilanzenlebens in den Tropen durch
die Periodizität des Klimas bestimmt werde, wollte Volkens die Rhytmik
im Wachstum der tropischen Bäume in einem nahezu gleichmäßigen
Klima hauptsächlich auf innere Ursachen zurückführen. Simon hat wie
V. seine Beobachtungen im Garten von Buitenzorg ausgeführt, teilweise
sogar an denselben Bäumen, und beider Ergebnisse stimmen vielfach
überein. Beide verlegen im wesentlichen im Gegensatz zu Klebs die
Ursachen der Periodizität in das Innere der Pflanze. Simon sagt (S. 184):
Der Wechsel zwischen Wachstum und Ruhe, welchen nach unseren
Beobachtungen die meisten Baumarten der stets feuchten Tropengebiete
aufweisen, ist weder allein auf autonome noch allein auf aitionome
Ursachen zurückzuführen. Es ist vielmehr anzunehmen, daß er durch
eine Kombination verschiedener innerhalb wie außerhalb der Pflanze
liegender Faktoren veranlaßt wird. Seine primäre Ursache müssen wir
nach unseren bisherigen Erfahrungen bei der größeren Zahl der Baum-
arten in der spezifischen Struktur suchen; denn diese bewirkt es, dab
die betreffenden Arten ihr Laub resp. ihre Sprosse stoßweise und nicht
kontinuierlich entwickeln. — Die Anschauungen von Volkens und
Klebs wurden in folgenden, für die Verschiedenheit der Auffassungen
beider Autoren sehr lehrreichen Besprechungen einander gegenübergestellt:
L. Diels in Engler’s Bot. Jahrb. XLVIIl. 1912, Litt. S. 30—34; L. Jost.
in Zeitschrift f. Bot. IV. 1912, S. 643—649; Tobler in Naturwiss
Rundschau XXVII., No. 42, Okt. 1912, S. 536-540; G. Fuller in Bot.
Gazette LV. 1913, S. 333. Ferner vergleiche die Ref. im Bot. Centralbl.
Georg Volkens. 15
Bd: 120, 1912, S. 253 (Lakon); Plant World XV., No. 9, Sept. 1912,
S.220. Von neueren Arbeiten, die sich mit dem Problem befassen, seien
noch genannt: O. Drude, Die Oekologie der Pflanzen (1913); W. Magnus,
Der physiologische Atavismus unserer Eichen und Buchen (Biol.
Centralbl. XXXIII. [1913] 309).
7. In den „Akademischen Turnbundsblättern“ (Zeitschrift des Verbandes
nicht farbentragender Akad. Turnvereine auf deutschen Hochschulen)
XI. 1895/96, S. 19—22, 51—54, 111—114, findet sich ein Aufsatz von
ihm: „Spiele und Leibesübungen der schwarzen Deutschen“.
S. In Engler’s Pflanzenwelt Östafr. C. (1895) werden über 90 Arten genannt
oder beschrieben, die nach Volkens benannt sind; zu diesen sind
später bei genauerer Aufarbeitung des Materials noch einige hinzuge-
kommen. U.a. wurden folgende neuen Gattungen auf Pflanzen begründet,
die V. zuerst gesammelt hat: Pseudobromus K. Sch. ]. e. 108 (Gramineae),
Callopsis Engl. 1. ec. 131 (Araceae), Dioscoreophyllum Engl. 1. c. 181
(Menispermaceae), Spathionema Taub. 1. ce. 224 (Leguminosae), Spondiopsis
Engel. 1. c. 243 (Anacardiaceae), Traunia K. Schum. 1. c. 325 (Asclepia-
daceae), Lepistemonopsis Dammer ]. e. 331 (Convolvulaceae).
9. Folgende zoologischen Arbeiten enthalten Beschreibungen von Tieren,
die V. gesammelt hat: Käfer: H. Kolbe, Ueber die in Afrika gefun-
denen montanen und subalpinen Gattungen der mit Calosoma verwandten
Coleopteren Sitzber. Gesellsch. Naturf. Freunde Berlin, 1895, No. 4,
S. 50-68; Orinodromus Volkensit Kolbe n. sp., S. 65); Coleopteren aus
Afrika (Stett. entomol, Zeit. 1894, S. 361—397); Coleopteren Deutsch-
Ostafrikas, in Stuhlmann’s Deutsch-Ostafrika IV. 1898 (Aufzählung der
von V. am Kilimandscharo gefundenen Arten. — Schnecken:
v. Martens, Neue Arten von Landschnecken aus den Gebirgen Ost-
afrikas (Sitzber. Gesellsch. Naturf. Freunde Berlin, 1895, S. 120—129; Oyelo-
phorus Volkensii n. sp., S. 121); in Stuhlmann’s Werk (s. oben): S. 157
Ampullaria Gordonii Volkensti, S.9 Oyelophorus Volkensii, S. 107 Limi-
colaria dimidiata Volkensii. — Thiele (in Wissensch. Ergebn. Zentral-
afrik. Exped. III, S. 197) beschrieb Helicarion Volkensii,
x
ES
Nachschrift
H. Harms.
Die Pflicht der Dankbarkeit, die wir dem uns so vorzeitig
Entrissenen schulden, zebietet es, an dieser Stelle noch einiges über
seine Tätigkeit in unserm Verein zu sagen. Sein lebhaftes Interesse
für das Gedeihen des Vereins spricht sich vor allem in seiner „Ge-
schichte des Vereins“ (s. oben) aus; der mühevollen und im gewissen
Sinne undankbaren Aufgabe, unser Vereinsleben während der ersten
50 Jahre zu schildern, hat er sich seinerzeit mit aller Hingabe
unterzogen, die eine, solche zeitraubende Arbeit erfordert. Mögen
16 Georg Volkens.
auch manche an Einzelheiten der Darstellung etwas auszusetzen
haben, möge auch mancher gegenüber gewissen wissenschaftlichen
Fragen einen andern Standpunkt einnehmen als Volkens, so wird
man doch allerseits zugestehen, daß er die Hauptrichtlinien der Ge-
schichte vorzüglich getroffen hat und daß die Arbeit in sehr an-
regender Form geschrieben ist. |
V. trat unserm Verein als junger Student im Jahre 1875 bei;
er hat ihm also 42 Jahre angehört. Zum Vorsitzenden wurde er
im Oktober 1597 gewählt, und von da an hat er dieses Amt, teils
an erster, teils an zweiter oder dritter Stelle bis zum Oktober 1910
bekleidet. Nach dem Tode unseres langjährigen, damals fast un-
ersetzlichen Kassenführers W. Retzdorff (7 29. April 1910) über-
nahm V. die Geschäfte dieses Amtes, zunächst nur provisorisch; er
blieb in dieser Stellung nur ein Jahr, da ces inzwischen im Jahre
1911 gelang, in der Person des Hofrat M. Proppe eine besonders
geeignete Kraft für das verantwortungsvolle Amt des Kassenwarts
zu finden.
In unseren Sitzungen hat V. eine große Reihe von Vorträgen
gehalten. Vorzugsweise behandelte er Gegenstänfe, die mit seinem
Amt als Kolonialbotaniker oder mit seinen Forschungen in den
Tropen zusammenhingen. So z. B. über ostafrikanische Bohnen
(XL. 1898, S. OXXVID, über die Blütenbiologie ostafrik. Lorantha-
ceen (XL. 1898, S. CXXIV), über den Affenbrotbaum (XLI. 1899,
S. LXXVI; vergl. dazu Prometheus XI. 1899. No. 523, S. 43), über
Hakenklimmer und myrmecophile Pflanzen (XLV. 1903, S. XXXIX
und XLIV), über den Kakaokrebs (XLVIII. 1906, S. XLI); öfter °
zeiste er Objekte aus den Kolonien von allgemeinerem Interesse
(u. a. eine Parfümwurzel aus Uganda, LIT. 1910, S. 45). Von
größerer Wichtigkeit als diese gelegentlichen Mitteilungen und
Demonstrationen waren seine Reiseberichte (Ueber die Reise naclı
den Karolinen, XLII. 1900, S. NX—XX]; über die Vegetation der
Karolinen, XLVI. 1904, S. XXXII—XXXV]; über die der Marianen,
XLVT. 1904, S. XXVIH; über den Bot. Garten in "Buitenzore,
XEV. 1903, S. XXXVE XER. 19078. XXX) denzlerzten
Jahren mit seinem Werke über den Laubfall tropischer Bäume be-
schäftigt, hat er uns einige Male von seinen Forschungen darüber
berichtet: Ueber den Laubwechsel tropischer Bäume (XLIV. 1902,
S. XLVIIN; L. 1908, S. XLIX); über die Laubknospen tropischer
Holzgewächse (XLVI. 1904, S. XXVIT); über die biologische Be-
deutung der Rotfärbung junger Blätter trop. Bäume (LIT. 1910,
S. 40); über die Verzweigung und die damit in Zusammenhang
te
Georg Volkens. 17
stehenden habituellen Eigentümlichkeiten trop. Bäume (LI. 1910,
S. 43). Daneben hat er jedoch, meist im Anschluß an neuere Er-
scheinungen der Literatur, auch andere Themen behandelt, die seinem
eigentlichen Forschungsgebiet ferner lagen, wie z. B. über die Ent-
wickelung der Lehre von der Transpiration, über den bläulichen
Glanz von Früchten und Blättern (LIT. 1910, S. 40: im Anschluß
an die Arbeit Gentner’s in Flora Bd. 99, S. 289). Seinen Vor-
trägen folgte man gern, denn er fesselte durch klare Darstellung
und scharfe Fassung der Fragestellung die Aufmerksamkeit der
Versammlung: beides hatte er in der Schule seines Lehrers
Schwendener in vollendeter Weise ausbilden gelernt. Er war ein
Meister des Stils und legte hohen Wert auf ein gutes Dentsch:
nachlässige Behandlung der Muttersprache war ihm gründlich verhaßt,
und oft genug tadelte er mangelhafte Satzbildung oder schiefe Aus-
drucksweise in botanischen Schriften. Mit besonderem Geschick
widmete er sich der Vorbereitung und Leitung einiger Frühjahrs-
versammlungen unseres Vereins, deren die Teilnehmer noch gern
und dankbar sich erinnern werden (wie z. B. der Versammlungen
in Brandenburg, Lanke, Guben u. a.). Trotz all des schönen und
viel großartigeren, das er in der Fremde gesehen hatte, behielt er
seine Liebe zur Heimat und besonders zur märkischen Landschaft,
deren eigenen Reiz er gern pries. Er bekannte sich stets als
echten Berliner, hervorgegangen aus den Kreisen des Kleinbürger-
tums; daher zeigte er so warmes Verständnis für die Bedürfnisse
und Lebensgewohnheiten der sogenannten „kleinen Leute“, die dieses
Wohlwollen dankbar empfanden und ihm Anhänglichkeit bewiesen.
Die nie wankende Treue, die er zur Heimat und Familie bekundete.,
kam auch in seinem Verhältnis zu Freunden und Amtsgenossen zu
schönstem Ausdruck. Seinem geraden aufrechten Charakter konnte
jeder nur Hochachtung entgegenbringen. Im frohen Kreise gleich-
gesinnter Kollegen hat er manche festliche Stunde durch Scherz-
(Gedichte verschönt, die bei denen, die sie hörten, noch lange
erheiternd nachklingen werden. Sein Sinn für humorvolle Dar-
stellung von Reiseerlebnissen zeigte sich in seinen Briefen aus
Ostafrika (abgedruckt in Alt-Herren-Zeitung des Akad. Turnvereins
Aue Berlin DX.. 1899, 8.43, A7Xx: 1589678 I5-und Beilage Ss. E
36, 65, 91). Durch einen Unstern verfolgt, war es ihm leider nicht
vergönnt, diejenige Lebensstellung zu erreichen, die seiner Begabung
am besten entsprochen hätte. Er war durchaus Gelehrter und Dozent,
und eine Universitätsprofessur wäre die geeignetste Stelle für ılın
gewesen, an der er seine Fähigkeiten als Forscher, Lehrer und
Verhandi. des Bot. Vereins f. Brandenb LIX., 9
18 Georg Volkens.
Redner frei hätte entfalten können. Die abhängige Beamtenstellung,
die er schließlich verhältnismäßig spät erreicht hatte, sagte ihm
jedenfalls viel weniger zu, wenn er auch dabei Gelegenheit fand,
die Erfahrungen, die er in den Kolonien gesammelt hatte, zu
verwerten. Aus diesem Zwiespalt zwischen Erstrebtem und Er-
reichtem, zwischen Gaben und Amt stammte jedenfalls das Gefühl
des Unbefriedigtseins, das nicht selten bei ihm durchbrach, und das
(durch die Ungunst des Schicksals um so mehr genährt wurde, als
er überhaupt eine zum Pessimismus neigende Natur war, die bei
allen Aufgaben zunächst die Hemmungen sah und an der Unvoll-
kommenheit des Erreichbaren leicht Anstoß nahm. Diese Geistes-
stimmung war nur leider auf dem Gebiete seiner Tätigkeit, die sich
mit praktischen Fragen der Kolonialbotanik zu befassen hatte, wenig
günstig, denn da kam es oft darauf an, ohne Rücksicht auf baldige
sichtbare Kirfolge, die in vielen Fällen auch ganz. ausbleiben konnten,
erst einmal zu Versuchen in einer bestimmten Richtung anzuregen.
Anf der andern Seite bewahrte ihn sein zur Kritik neigender Geist
vor übertriebenen Hoffnungen und Versprechungen, die auf kolonialem
(sebiete schon so manches Unheil angerichtet haben. Daß er durch
seine Stellung mehr, als ihm lieb war, genötigt wurde, auf Fragen
der ihm fern liegenden systematischen Botanik einzugehen, war auch
ungünstig für die Entfaltung seiner wissenschaftlichen Tätigkeit,
denn seine Fähigkeiten wiesen ihn anf die Bearbeitung allgemeinerer
Probleme der Biologie, Anatomie und Physiologie hin. Trotz seines
scharfen Auges und seiner vortrefflichen Beobachtungsgabe fehlte
ihm bis zu einem gewissen Grade der Sinn für die Formenmannig-
faltiskeit der Gewächse und damit für die systematische Kleinarbeit.
Dies alles und manche anderen mit seinem Amt verknüpften unlieb-
samen Erfahrungen verbitterten sein Gemüt im Laufe der Jahre
zum Leidwesen seiner Freunde, die ihm eine freiere für ihn ange-
messenere Stellung gegönnt hätten. Da er in den letzten Jahren an
Herzerkrankungen litt, so wurde er von dem Kriege stark seelisch
niedergedrückt; in unermüdlicher Tätigkeit im Botanischen Museum,
wo er sich um die Ordnung der größten Phanerogamenfamilie, der
Compositae, besondere Verdienste erwarb, suchte und fand er Ab-
lenkung von quälender Unruhe und Sorge um die Zukunft unseres
Vaterlandes und der Kolonien. Mußte ihn doch die Besetzung
unserer Kolonien und besonders seines geliebten Kilimandscharo
durch die Feinde besonders schmerzlich berühren! Auf der anderen
Seite aber gab ihm die Hoffnung, den Sieg des Vaterlandes zu er-
leben, stets neuen Lebensmut.
If
a1.
Georg Volkens. 1)
Den Ernst und die Würde der Wissenschaft hat er stets hoch
gehalten, in einer Zeit, wo so mancher Gelehrte aus Gründen
schnellen Gelderwerbs oder raschen Vorwärtskommens zu oberfläch-
lichen Leistungen verführt wird; über solche Art wissenschaftlicher
Tätigkeit, die nicht um der Sache willen betrieben wird, fällte er
ein hartes Urteil, wozu er umsomehr berechtigt war, als er im An-
fange seiner Laufbahn oft schwer mit Sorgen des Lebensunterhalts
hatte kämpfen müssen.
Unser Verein wird das Andenken an den gründlichen Forscher,
dessen gediegene Arbeiten die Botanik in mannigfaltiger Weise ge-
fördert haben, den um die wirtschaftliche Entwickelung unserer
Kolonien verdienten Botaniker, den treuen, aufrichtigen Freund von
uns allen, stets in Ehren halten.
S:chriftenwerzeichnTs:
1. Ueber Wasserausscheidung in liquider Form an den Blättern
höherer Pflanzen. Mit 3 Tafeln. Inaug.-Dissert. Friedrich-
Wilhelms-Univ. Berlin 1852. — ‚Jahrb. Kgl. Botan. Gartens
Berlin IL. 1883, S. 166—209, Taf. IV—VI. — Ref. in Botan.
Centralbl. III. XII. 1882, S. 393 —395 (Potonie).
2. Zur Kenntnis der Beziehungen zwischen Standort und ana-
tomischem Bau der Vegetationsorgane. — Ebenda, III. 1884,
Ss. 1—46, Taf. 1.
3. Die Kalkdrüsen der Plumbagineen. — Bericht. Deutsch. Botan.
Gesellsch. II. 1584, S. 3984— 341, Taf. VII.
4. Zur Flora der ägyptisch-arabischen Wüste. Eine vorläufige
Skizze. — Sitzungsber. Kgl. Preuß. Akad. Wissensch. Berlin
1886, Nr. 6, S. 69—82. — Vergl. auch Verh. Bot. Ver. Prov.
Brandenburg XXVII. 1886, p. III.
. Die Flora der ägyptisch-arabischen Wüste, auf Grundlage ana-
tomisch-physiologischer Forschungen dargestellt. Gebr. Born-
träger, Berlin 1837.?)
. Zu Marloth’s Aufsatz: „Ueber die Bedeutung der salzabscheiden-
den Drüsen der Tamariscineen“. — Bericht. Deutsch. Botan.
Gesellsch. V. 1887, S. 434—436.
[aD |
(op)
?) Ein kurzer Meinungsaustausch über den Einfluß des Lichtes auf die
Verdunstung der Pflanze fand zwischen J. Wiesner und V. statt: J. Wiesner,
Bemerkung zu einer Schrift des Herrn Volkens (Bot. Ztg. XLV. 1887, Nr. 25»
Ss. 399—402); G. Volkens, Herrn Wiesner zur Antwort (ebenda, Nr. 28, S. 452).
— H. Harms.
9*
20
Georg Volkens.
7. Ueber Pflanzen mit lackierten Blättern. — Ebenda VII. 1890.
Ss. 120—140, Taf. VII.
3. Chenopodiaceae. In Engler-Prantl, Natürl. Pflanzenfamil. IIL. 1a.
1892, S. 30—48; 1893, S. 49— 91.
9. Basellaceae. — Ebenda, S. 124—128.
10. Eine Besteigung des Kilimandscharo. Velhagen u. Klasing’s
Monatshefte VIII. 1893/94, Heft 11 (Juli 1894), S. 578—586.
ll. Exkursionen am Kilimandjaro. — Verh. Gesellsch. Erdkunde
Berlin. XXII. 1895, Nr. 3, S. 152— 173. — Vergl. außerdem: Ein
Ausflug zum Dschalla-See (Voss. Ztg. 10—16. Aug. 1894).
12. Der Kilimandscharo in seiner Bedeutung für den Gartenban.
— Gartenflora XLV. 1896, S. 2—4, 40-42, 59—63.
13. Ueber bemerkenswerte Bäume des Kilimandscharo. — Notizbl.
Bot. Gart. u. Mus. Berlin I. 1896, S. 129—153.
14. Liste des plantes recoltees par les Princes Demetre et Nicolas
Ghika-Comanesti dans leur voyage au pays des Somalis (zu-
sammen mit G. Schweinfurth). Bucarest 1897.
15. Der Kilimandscharo. Darstellung der allgemeinen Ergebnisse
eines IDmonatigen Aufenthalts im Dschaggalande. Mit 11 Voll-
bildern, 25 Textbildern und 1 Warte. Berlin, Dietrich Reimer.
11897.
16. Ueber das wohlriechende afrikanische Sandelholz (Osyrıs teni-
folia Engl.) (zusammen mit A. Engler). — Notizbl. Bot. Gart.
Mus Berlin 1. 1897, S. 2092758.
17. Zur Frage der Aufforstung in Deutsch-Ostafrika. — Kbenda Il.
1897, 8. 12 —%.
18. Identifizierung einiger ostafrikanischer Rinden und Hölzer (zu-
sammen mit M. Gürke). — KEbenda Il. 1897, S. 20—25.
19. Bericht über Kulturversuche in Deutsch-Ostafrika. — Kbenda
Il. 1895, S. 27—51.
20. Kulturerfolge des Versuchsgartens von Vietoria in Kamerun
mit den von der Botanischen Zentralstelle in Berlin gelieferten
Nutzpflanzen. — FKbenda Il. 1898, S. 157— 173.
21. Gummi aus Deutsch-Ostafrika. — Ebenda Il. 1898, S. 176— 181.
22. Ueber Gambia-Mahagoni in Ostafrika. — KEbenda II. 1895,
Ss. 201— 204.
23. Kulturnachweisungen ostafrikanischer Stationen für das Jahr
vom 1. Juni 1897 bis 31. Mai 1898. Nach amtlichen Berichten
zusammengestellt. — FEbenda 1]. 1898, S. 219—239.
Georg Volkens. 2]
24. Ueber die Bestäubung einiger Loranthaceen und Proteaceen.
Ein Beitrag zur Ornithophilie. — Festschrift für Schwendener
1899, S. 251-270, Tafel .X.
25. Die cactusartigen Euphorbien Ostafrikas. — Notizbl. Bot. Gart.
u. Mus. Berlin II. 1899, S. 262—268.
26. Nene Nutzpflanzen Ostafrikas. 3. Erythrophloeum guineense
Don. 4. Cordyla africana Lour. — Fbenda II. 1899, S. 271
bis 273.
27. Kulturnotizen aus der Kais. Versuchsstation Kwai in Usambara.
— Ebenda I. 1899, S. 368— 973.
28. Ueber die Karolineninsel Yap. — Ver. Gesellsch. Erdkunde Berlin
XXVIH. 1901, Nr. 1, S. 62—76, Tafel ].
29. Ueber eine Schildlauskrankheit der Kokospalmen in Togo und
auf der Karolineninsel Yap. — Notizbl. Bot. Gart. u. Mus. Berlin
III. 1901, S. 355 —92.
30. Einige Ergebnisse einer Reise nach den Karolinen und Marianen.
Verh. XIII. Deutsch. Geographentages Breslau 1901, S. 167—179.
31. Skizzen von einer Reise nach den Karolinen und Marianen.
— Gartenflora L. 1901, S. 453—463. — Vergl. auch Verh. Bot.
Ver. Prov. Brandenburg XLIl. 1900, S. 20—21.
32. Die Vegetation der Karolinen?), mit besonderer Berücksichtigung
der von Yap. — Engler’s Bot. Jahrb. XXXI. 1901, S. 412 — 477,
Tafel NI—XIV. — Vergl. Demonstration bot. Materialien von
den Karolinen, in Verh. Bot. Ver. Prov. Brandenburg XLVIL /
055 RX.
33. Bericht über die Tätigkeit der Botan. Zentralstelle für die
Kolonien im Jahre 1901. — XNotizbl. Bot. Gart. u. Mus. Berlin
I11. 1902, S. 176-181. (Dieser regelmäßig verfertigte Bericht’)
ist nur gelegentlich im Notizbl. abgedruckt, sonst findet er sich
von 1598—1911 in der alljährlich dem Reichstag vorgelegten
Denkschrift über die Entwickelung der deutschen Schutzgebiete
in Afrika und der Südsee.)
®) Diese Studien wurden später fortgesetzt in den „Beiträgen zur Flora
von Mikronesien. Botanische Ergebnisse der mit Hilfe der Hermann und Elise
geb. Heckmann-Wentzel-Stiftung ausgeführten Forschungen in Mikronesien,
verbunden mit der Bearbeitung anderer Sammlungen aus diesem Gebiet. Zu-
sammengestellt von G. Volkens“. Serie I (in Engler’s Bot. Jahrb. LII. 1914,
Ss. 1—18). — H. Harms.
*) Der Bericht ist auch abgedruckt in der Beilage zum Deutschen Kolonial-
blatt 1897, S. 141; 1898, S. 147; 1899, S. 156; 1902, S. 339; 1903, S. 420; 1904,
S. 486; 1905, S. 482; 1906, S. 382; 1907, S. 448.
22
>4.
8)
4).
41.
42.
49.
46.
47.
Georg Volkens.
Der Botanische Garten in Buitenzorg und seine Bedeutung für
den Plantagenbau auf Java und Sumatra. — Verh. 1. Deutsch.
Kolonialkongreß 1902, S. 182—19.
. Die Flora der Marshall-Inseln. — Notizbl. Bot. Gart. u. Mus.
Berlin IV. 1903, S. 83-—91.
). Der Laubwechsel tropischer Bäume. — Gartenflora LII. 1903.
Ss. 591-5.
. Ueber einige Kulturerfolge in Togo. — Notizbl. Bot. Gart. u.
Mus. Berlin IV. 1904, S. 160—168.
. Karl Schumann. Ein Nachruf. — Bericht. Deutsch. Bot. Gesellsch.
XXI 1904, S. (49)— (52) und Verh. Bot. Ver. Prov. Brandenburg
XLVI. 1904, S. LIX—LXI.
Vortrag zu den Lichtbildern der Deutschen Kolonialgesellschaft
über die Karolinen, Palaus und Marianen. Als Manuskript
gedruckt von der Deutschen Kolonialgesellschaft, Berlin W. 9:
1904.
Ueber eine neue Basellacee. Dasella paniculata Volkens. —
Engler’s Bot. Jahrb. XXXVIII 1905, S. 80—82.
Uebersicht über die wichtigsten Kautschuksorten des Handels
und die sie erzeugenden Pflanzen. — Verh. 2. Deutsch. Kolonial-
kongreß 1905, S. 44—56.
Die Orchideen des Kilimandscharo. — Orchis, Monatsschr. der
Deutsch. Gesellschaft für Orchideenkunde. Nr. 2. 1906, S. 11
bis-12.
Die Botanische Zentralstelle für die Kolonien, ihre Zwecke und
Ziele. — Jahresbericht der Vereinigung f. angewandte Botanik
2907, 038,
. Die Nutzpflanzen Togos°). — Notizbl. Bot. Gart. u. Mus. Berlin-
Dahlem. Appendix XXI. Nr.1,2,3. 190919105143:
. Die Nutzhölzer unserer Kolonien. — Koloniale Rundschau 1909,
Heft 3, S. 169—170.
Die Geschichte des Botanischen Vereins der Provinz Branden-
burg, 1859—1909. — Verh. Bot. Ver. Prov. Brdbg. LI. 1909,
Ss. ()—(86).
Die land- und forstwirtschaftlichen Versuchsstationen der
deutschen Kolonien (zusammen mit A. Engler). Congres Intern.
5) Pflanzennamen der Ewe-Sprache nach V.'s Zusammenstellungen finden
sich in dem Werke: Westermann, Wörterbuch der Ewe-Sprache, Anhang I. —
H. Harms.
4
8.
Georg Volkens. 23
d’Agronomie Coloniale et Tropicale de Bruxelles. 20. bis 23. Mai
OO 6 S.
Die Entwickelung des auf wissenschaftlicher Grundlage ruhenden
landwirtschaftlichen Versuchswesens in den Kolonien. — Verh.
3. Deutsch. Kolonialkongreß. 1910, 8. 6-70.
. Laubfall und Lauberneuerung in den Tropen. Berlin, (Gebr.
Bornträger, 1912. — Vergl. auch Verh. Bot. Ver. Prov. Branden-
buwe- 1%. 1908, S. XL;
. Verzeichnis der von Hauptmann Fromm in Deutsch-Ostafrika
gesammelten Pflanzen. — Mitteil. aus den deutsch. Schutzgeb.
XxXV. 1912, S. 235—238.
Zu welcher Jahreszeit sollen Mangrovebäume zwecks Gewinnung
der Gerbrinde geschält werden? — Notizbl. Bot. Gart. u. Mus.
Berlin-Dahlem V. 1915, S. 279—232.
. Compositae; in Berichtigungen zu den von R. Muschler in Engl.
Bor Jahrb. X LT. (1909), XEVIF AI), XEX. A983) und
L. Suppl. (1914) veröffentlichten Diagnosen afrikanischer Pflanzen.
— Engler’s Bot. Jahrb. LIU. 1915, S. 367 —808, 3T73—975.
Achtes Verzeichnis
zu meinem Exsiccatenwerk „Fungi selecti exsiccati“,
Serien XXIX bis XXX (Nummern 701 bis 800), nebst
Beschreibungen neuer Arten und Bemerkungen.
Von
Otto Jaap.
Die Pilze dieser 8. Centurie sind je in 114 Kapseln zur Ver-
teilung gelangt. Die Serien 29 und 30 sind im Mai 1915 und die
Serien 31 und 32 im August 1916 ‚ausgegeben worden. Ein großer
Teil der Pilze stammt wieder aus Südeuropa, besonders aus Dal-
matien, die meisten aber aus der märkischen Flora. Sie verteilen
sich auf die Gebiete, wie folgt: aus der Provinz Brandenburg
61 Arten, aus Hannover und Hamburg je 1 Art, aus Schleswig-
Holstein 2, Thüringen 5, Hessen 3. aus der Schweiz und Italien
je 2, aus Istrien und Montenegro je 1 Art und aus Dalmatien
32 Arten. Das gesamte Material ist vom Herausgeber selbst einge-
sammelt worden.
Allen Herren, die das Exsiccatenwerk fördern halfen. sei auch
an dieser Stelle herzlich gedankt.
Peronosporineae.
701. Peronospora trifoliorum de By. in Ann. sc. nat. 4.
XX, S. 117 (1863). — Auf Coronilla scorpioides (L.) Koch, Scardona
bei Sebenico in Dalmatien.
Die Nährpflanze ist neu! Der Pilz war am Fundort auf
Aeckern zwischen Getreide ziemlich häufig und wurde auch bei
Spalato und auf der Insel Lesina von mir beobachtet.
751. Peronospora viciae (Berk.) de By. in Ann. sc. nat. 4,
NX, Ss. 112 (1863). — Auf Ornithopus perpusillus L. bei Triglitz in
der Prignitz, Prov. Brandenburg.
Verzeichnis zu meinem Exsiccatenwerk „Fungi selecti exsiccati“ ete. 2»
Diese Nährpflanze wird in der Bearbeitung der Phycomyceten
von A. Fischer in der großen Kryptogamen-Flora von Rabenhorst
nicht aufgeführt, was den Herausgeber veranlaßte, den sonst häufigen
Pilz in seinem Exsiccatenwerk zu verteilen. Er kommt bei Triglitz
auch auf Ormithopus sativus Brotero vor. Bemerkenswert ist, daß
die Konidien bei der ausgegebenen Form zuweilen fast kugel-
förmig sind.
Protodiscineae.
1752. Taphria betulae (Fuckel) Johans. in Sv. Vet.- Acad.
Öfvers. 1885, n. 1, 8.40. — Auf den Blättern von Betula verrucosa
Ehrh. bei Triglitz in der Prignitz.
Pezizineae.
755. Acetabula leucomelas (Pers.) Boud. m Bull. Soc.
Mye. Fr. I, S. 100 (1885). — Auf lehmigem Sandboden an \Weg-
rändern im Kiefernwald bei ‚Jugenheim an der Bergstraße, Hessen;
3011910.
702. Acetabula leucomelas (Pers.) Boud. var. Percevalii
(Berk. et Cooke) Bond. in Hist. et Olass. Discom., S. 40 (1907). —
Auf Lehmboden unter Oelbänmen auf der Halbinsel T,apad bei Ragusa,
Dalmatien.
T5ta, b. Selerotinia Curreyana (Berk.) Karst. in Rev.
mon. Ascom., S. 123 (1885). -— Auf dürren, vorjährigen Halmen von
Juncus effusus 1... mit dem Konidienpilz, Placosphaeria junei
Bubäak bei Triglitz in der Prignitz. B
Diese schöne Art scheint in Deutschland bisher noch nicht
beobachtet worden zu sein, ist aber bei Triglitz gar nicht selten
und kommt dort auch auf Jumeus conglomeratus L. vor. Placos-
phaeria junci Bubäk in Ann. mye. 1906, S. 113, Fig. 1—6, gehört
nach meinen Beobachtungen als Konidienform hierher, ist aber nach
Professor v. Höhnel in Oesterr. bot. Zeitschr. 1916, S. 104, ein
längst bekannter Pilz: Sphacelia tenella Sacc.; er hat Myrio-
conium tenellum (Sacc.) v. Höhn. zu heißen. Die Sklerotien
(Sel. roseum Moug.) entwickeln sich alsbald mit dem Konidienpilz
im basalen Teil der Halme und bringen die Binsen zum Absterben.
Die gebleichten Pflanzen verraten dann schon im Herbst die An-
wesenheit des Pilzes, sodaß er leicht aufzufinden ist.
r=-x Paar) . . ® O Q > 9:
155. Selerotinia sceirpicola Rehm in Discom., S. 822 (1893).
— Auf dürren, vorjährigen Halmen von Schoenopleetus lacusbrıs (L.)
26 Otto Jaap:
Palla mit den Sklerotien (Selerotium roseum Kneiff.) und dem
Konidienpilz Myrioconium seirpicolum (Ferd. et Winge) Syd.
bei Triglitz in der Prignitz.
Ueber den Konidienpilz, durch den sich diese Art ganz be-
sonders von der vorigen unterscheidet, vergleiche man: Ferdinand-
sen et Winge, Some Studies on Sclerotinia seirpicola in Biologe.
Arbeiten, Copenhagen 1911, S. 281—298 und Ann. myc. XI (1913),
S. 21. — Der Pilz wurde auch in Seen Schleswig-Holsteins wieder-
holt von mir beobachtet.
756. Dasyscypha triglitziensis Jaap n. sp. — Auf fau-
lenden Nadeln von Pinus silvestris L. bei Triglitz in der Prignitz,
922x295.
Beschreibung: Fruchtkörper gesellig, zuweilen gehäuft,
sitzend, kugelförmig, später fast urnenförmig oder auch Nach schüssel-
förmig, von den Haaren seidig glänzend, wachsartig, 0,2—0,4 mm
breit, außen braun, aus parenchymatischem Gewebe mit fast
quadratischen Zellen, die am Rande der Fruchtscheibe verlängert
sind, und in lange, unseptierte, gelbliche, am Grunde rauhe und ge-
drehte, oben glatte und spitze Haare auslaufen; Schläuche zylindrisch-
keulig, 35—40 p lang und 9,5—4.5 y. dick, 8sporig; Sporen läng-
lich, abgerundet, farblos, 5—8 ı. lang und 1—2 y. diek, mit 2 Oel-
tropfen, einzellig (ob im Alter mehrzellig?); Paraphysen fädig,
stumpf, die Schläuche nicht überragend; Jod bläut den Schlauch-
porus nicht.
Diese schöne, neue Art findet ihren nächsten Verwandten in
Dasyscypha spirotricha (Oud.) Rehm, mit der sie darin über-
einstimmt, daß die Fruchtkörper im trockenen Zustande durch die
gedrehten Haare fast geschlossen erscheinen. Ob beide Arten in
dieser Gattung ihre natürliche Stellung haben, erscheint sehr frag-
lich; vielleicht könnte die Gattung Urceolella Boud. dafür in
Betracht kommen. Da diese aber nur auf die äußere Form der
Fruchtkörper gegründet ist, ist sie in dieser Umgrenzung unan-
nehmbar.
757. Lachnella spadicea (Pers.) Quel. in Enchir. fung..
S. 313 (1886). — Auf dürren Zweigen von Salz purpurea L. bei
Triglitz in der Prignitz.
Eine kritische Art! Zu vergleichen ist No. 504 dieser Samm-
lung und die Bemerkungen dazu in diesen Verhandlungen 1914, S. 78.
1758. Lachnella barbata (Kze.) Fr. in Summa veg. Scand.,
S. 365 (1849). — An dürren Stämmen und Zweigen von Lomicera
xylosteum L. im Mühltal bei Jena, Thüringen.
Verzeichnis zu meinem Exsiecatenwerk „Fungi selecti exsiccati* ete. 27
759. Lachnum Winteri (Cooke) Rehm in Discom., 8. 904
(1893). — Auf faulenden Stengeln von Phragmites communis Trin.,
oft in Gesellschaft von Lachnum controversum (Üooke) Rehm
bei Triglitz in der Prignitz.
Diese Art ist selon äußerlich durch die mehr oder weniger
selbliche Farbe auf den ersten Blick von Lachnum contro-
versum, in deren Gesellschaft sie in der Regel gefunden wird,
zu unterscheiden; doch ist sie bei weitem nicht so häufig.
760. Unguiceularia serupulosa (Karst.) v. Höhn. in Fragm-
zonykol. VI. S. 117 in Sitzungsber. d. K. Akad. d. Wiss. Wien,
Bd. CXVII, 1909. — Auf faulenden Stengeln von ARubus rdaeus L.
bei Triglitz in der Prignitz.
Der Pilz wird vorwiegend auf faulenden Himbeerstengeln an
feuchten Waldstellen gefunden, kommt aber auch auf dürren, ent-
rindeten Baumzweigen vor. So auf Populus, Salz und Almus bei
Triglitz, auf Corylus im Sachsenwalde bei Hamburg.
161. Phialea chionea (Fr.) Rehm im Discom., S. 715 (1592).
— Auf faulenden Nadeln von Pinus silvestris L. bei Trielitz in der
Prignitz.
Das ausgegebene Material zeigt den Pilz in jugendlichen, aber
auch in völlig entwickelten und überreifen Exemplaren und wird
dartun, das Helotinm abacinum (Fr.) Karst. davon nicht ver-
schieden ist. |
162. Cyathicola coronata (Bull.) de Not. in Rett. Discom.
in Comm. Soc. Oritt. Ital. I, 1863, S. 381. — Auf faulenden Stengeln
von Solidago canadensis L. bei Triglitz in der Prignitz.
703a, b. Helotium scutula (Pers.) Karst. in Mycol. fenn. 1,
S. 110 (1871). — Auf faulenden, vorjährigen Stengeln von Soldago
canadensis L. (a) und NMentha aquatica L. (b), bei Triglitz in der
Prignitz.
769. Mollisia culmina (Sacc.) Rehm in Ber. d. Bayer.
Bot. Ges. in München XIV, S. 92 (1914). — Auf faulenden Halmen
von Phalaris arundinacea L. bei Triglitz in der Prignitz.
1764. Pyrenopeziza compressula Rehm n. var. inulae
Jaap. — Auf dürren, vorjährigen Stengeln von /nıula salieina L. bei
Bselitz in der Prignitz, 18. VIE 1916.
Vielleicht erweist sich diese neue Varität als eine selbständige
Art, die besonders durch größere Sporen und Nährpflanze verschieden
ist. — Die Schläuche sind fast zylindrisch, stumpf zugespitzt,
45—55 px lang und 7—8 y dick; die Sporen sind zylindrisch-
28 Otto Jaap:
spindelförmig, an den Enden abgerundet, 12—15 p. lang und 2 bis
2,5 p» dick, einzellig, mit 4—S OVelkörpern; Paraphysen fädig, 2 y
dick; Jod färbt den Schlauchporus blau.
765. Orbilia vinosa (Alb. et Schw.) Karst in Mycol. fenn.
I., S. 101 (1571). — Auf faulenden Zweigen von Sabx und Alnus
ylutinosa (L.) Gärtn. in alten, ausgetrockneten Mergelgruben bei
Triglitz in der Prignitz.
1704. Dermatea alni (Kuckel) Rehm in Discom., S. 252 (1889).
— Auf dürren Stämmen von Alnus glutinosa (L.) Gärtn. bei Triglitz
in der Prignitz.
Phacidiineae.
105. Naemacyclus niveus (Pers.) Fuckel in Symb. myec.,
Nachtr. 2, S. 50. (1873). — Auf abgefallenen Nadeln von Pimus
halepensis Miller in Ragusa in Dalmatien.
Auf dem ausgegebenen Material findet sich häufig auch Lopho-
dermium pinastri (Schrad.) Chev. vor.
765. Uryptomyces maximus (Fr.) Rehm in Disom., S. 107
(1555). — Parasitisch auf Salz pentandra L. bei Triglitz in der
Prignitz.
Das hier verteilte Material zeigt den Pilz, der fast immer in
unreifem Zustande - eingesammelt wird, in schönster Entwickelung!
Die Schläuche werden bis zu 225 X 35 x und die Sporen bis 42 X 22 u
groß: letztere im Alter mit sehr hellgelb-bräunlicher Membran und
dicht körnigem Inhalt. — Saliz pentandra L. scheint als Nährpflanze
neu zu sein. In Norddeutschland war der Pilz wohl früher noch
nicht beobachtet worden. Häufig sah ich ihn auf Salix fragilis L.
im Münchenrodaer Grund bei Jena. In seiner Gesellschaft wächst
auf den Zweigen gern Scleroderris fuliginosa (Fr.) Karst. Durch
beide Pilze werden die Weiden oft sehr geschädigt.
706. Keithia tetraspora (Phill. et Keith) Sacc. in Syl.
fung. X., S. 50 (1892). — Auf lebenden Nadeln von Juniperus oxy-
cedrus L. auf dem Monte Petka bei Ragusa in Dalmatien.
Die Paraphysen sind an dem ausgegebenen Material farblos
und oben bis zu 12 p keulig-kopfig verdickt. — Scheint bisher nur
aus England und Korsika bekannt geworden zu sein. Didymascella
oxycedri Maire et Sacc. ist derselbe Pilz!
Hysteriineae.
707. Hypoderma ericae v. lubeuf in Bot. Centralbl. 1885,
S. 15. — Auf Erica vertieillata Forsk. auf der Halbinsel Lapad bei
Ragusa in. Dalmatien.
Verzeichnis zu meinem Exsiceatenwerk „Fungi selecti exsiccati* ete. 29
Der Pilz ist auf dieser neuen Nährpflanze in der Umgegend
von Ragusa sehr verbreitet.
767. Hypoderma hederae (Mart.) de Not. in Piren. Isterini,
S. 36 (1847). — Auf dürren, abgefallenen Blättern von Hedera helix
L. mit dem Konidienpilz Leptostroma eschibens Fuckel bei Jugen-
heim an der Bergstraße in Hessen.
Die Sporen des von Fuckel in Symb. myc. S. 258 erwähnten
Konidienpilzes, der offenbar zu diesem Ascomyceten gehört, sind
länglich, farblos, einzellig und 5—6 X 1—1,5 » groß.
Pyrenomycetineae.
168. Nectria cosmariospora Ües. et de Not. in Schema
classif. Sfer. in Comm. Soe. Orittog. Ital. I. (1863), S. 179, t. IV, £.5. —
Parasitisch auf Polyporus radiatus (Sow.) Fr. var. nodulosus (Fr.)
Bres. an abgefallenen Aesten von Fagus silvatica L. im Sachsenwald,
Schleswig-Holstein.
1708. Myriangium Dwuriaei Mont. et Berk. in Journ. of
Bot., 1845, S. 72. — Auf der Rinde lebender Stämme und Zweige
von Phillyrea latfola L. in Gesellschaft von Septobasidium
Michelianum (Cald.) Pat. auf der Halbinsel Lapad bei Ragusa in
Dalmatien.
Der Pilz wurde am Fundort auch auf Quercus vlex beobachtet.
— Phymatosphaeria abyssinica Pass. und Ph. yunnanensis
(Pat.) Spez. sind synonym. Man vergleiche übrigens v. Höhnel,
Fragm. z. Mykol. VI, S. 75 d. Sep., wo der Pilz zu den Dothideales
gestellt wird, und wo er offenbar besser eingeordnet ist als bei den
Plectascineen.
742. Dothiclypeolum pinastri v. Höhn. n. gen. et sp. —
Auf lebenden Nadeln von Pinus halepensis Mill. bei Arbe auf der
Insel Arbe in Dalmatien, 1. V. 1912.
Wie mir Herr Professor v. Höhnel nachträglich mitteilt, ist
dieser Pilz mit Thyriopsis halepensis (Cooke) T'heyss. et Syd.,
Die Dothideales in Ann. myc. 1915, p. 369, identisch.
769. Seirrhia aspidiorum (Lib.) Bubäk in Ber. d. Deutsch.
Bot. Ges. XXXIV (1916), 8. 328. — Se. microspora (Niessl) Sacec.
— Auf dürren Wedelstielen von Athyrium filix femina (1L.) Roth bei
Triglitz in der Prignitz.
709. Cucurbitaria coronillae (Fr.) Sacc. in Fungi ital.,
taf. 523 (1879). — Auf dürren Zweigen von Coronilla emerus L. bei
Abbazia in Istrien.
Bil) Otto Jaap:
710a, b. Mycosphaerella filicum (Desm.) Starb., Ascom.
Oeland in Bihang K. Sv. Vet.-Akad. Handl. XV (1889), S. 9. d. Sep.
— Auf Asplenum adliantım nigrum L. bei Lugano in der Schweiz (a)
und bei CGastelnuovo (Boeche di Cattaro) in Dalmatien (b).
1%. Mycosphaerella punetiformis (Pers.) Starb. n. var.
clematidis Jaap. — Auf dürren, vorjährigen Blättern von Clematis
Jackmanni Van Houthe in Trielitz in der Prignitz, 5. VI. 1916.
Diese Form ist besonders durch größere Sporen verschieden.
Auf Clematis scheint M. punetiformis bisher nicht beobachtet worden
zu sein. — Der Pilz bildet im Herbst auf den noch lebenden Blätteru
dunkle Flecken. Solche Blätter wurden zwischen Drahtnetzen im
Freien überwintert und erst Anfang Juni waren die Fruchtkörper,
die auf den Flecken herdenweise beisammen stehen, völlig entwickelt.
Die Schläuche sind zylindrisch, oben abgerundet und 33 —60 X 5—1 1.
groß. Die Sporen sind zweireihig gelagert, länglich-eiförmig oder
länglich-keulig, an den Enden abgerundet, gleich-zweizellig, meistens
etwas eingeschnürt und 8--12 X 2,5—9,5 1. groß.
111. Mycosphaerella Lindiana Jaap n. sp. — Auf über-
winterten Blättern von Tanacetım vndgare (l..) Bernh. bei Triglitz
in der BrHenitz, 25 1910.
Beschreibung: Fruchtkörper gesellig stehend, punktförmig
klein, schwarz, mehr oder weniger flach kugelförmig, etwa 0,1 mm
breit, aus schwarzbraunem, parenchymatischem, ziemlich dünnwandigem
(Gewebe: Schläuche in Büscheln ohne Paraphysen, länglich-keulig,
meist etwas gekrümmt, sitzend, oben breit abgerundet, 38—42 1.
lang und S—10 ı. dick, Ssporig: Sporen zwei- bis dreireihig gelagert,
länglich-spindelförmig oder seltener etwas keulig, 14—20 ». lang und
3,5—4 ı. dick, mit einer Scheidewand in der Mitte, zuweilen etwas
ungleichseitig.
Die kleinen Fruchtkörper sind mit bloßem Auge kaum sichtbar.
Sie stehen auf oder neben bleichen Flecken, die von der Ramularia
tanaceti Lind herrühren. Zweifellos gehört die Konidienform in
den Entwickelungskreis der Mycosphaerella. Sie ist. in meiner
Sammlung unter n. 679 von demselben Fundort ausgegeben worden.
Die mit dem Konidienpilz besetzten Blätter wurden im Herbst 'ein-
gesammelt und zwischen Drahtnetzen überwintert. Ende Mai war
der Schlauchpilz zur Entwickelung gelangt. — Benannt ist diese
neue Art zu Ehren des rühmlichst bekannten Mykologen J. Lind,
der die Ramularia-Form zuerst aufgefunden hat.
26356, d. Mycosphaerella hieracii (Sacc. et Briard) Jaap
in Verh. Bot. Ver. Brandenb. 1908, S. 36. — Auf Zeracium triden-
Verzeichnis zu meinem Exsiccatenwerk „Fungi selecti exsiccati“ ete. Sl
tatum Fr. mit dem Konidienpilz, Ramwutlaria hieraecii (Bäunl.)
Jaap, bei Trielitz in der Prigmitz.
Supplemement 40 (nicht 25) zu dem unter n. 263 ausgegebenen
Pilz. Der in Kapsel c verteilte Konidienpilz ist schon etwas über-
reif; es zeigen sich auf den meisten Flecken bereits die jugendlichen
Perithezien. Aus diesem Material wurde der in Kapsel d ausgegebene
Schlauchpilz durch Ueberwintern der Blätter zwischen Drahtnetzen
erhalten. Mitte Mai waren die Fruchtkörper entwickelt. Der Pilz
wurde wiederholt auch von mir auf den Stengeln dieser neuen
Nährpflanze beobachtet. Man vergleiche n. 263a und b meiner
Sammlung und die Bemerkung dazu in diesen Verhandlungen 1908,
S. 36. — Auf den Stengeln des ausgesrebenen Materiales findet sich
auch Leptosphaeria ogilviensis (Berk. et Br.) Ces. und eine
Phoma-Art mit 4—5X2 x. großen Sporen vor.
112a,b,c. Pleospora herbarum (Pers.) Rabenh. in Rabenhorst-
Klotsch, Herb. myc. n. 547 (1857). — Auf dürren Stengeln von
kReichardia pierordes Roth (a), auf Asphodelus fistwlosus L. (b) und
auf Stachys salviaefolius Ten. (ec), Gravosa bei Ragusa in Dalmatien.
173. Gnomonia acerina Starb. in Anteckningar skand.
Pyren., S. 17, t. I, £f. 6 in Bih. K. Svensk. Vet. Akad. Handl. XIV
(1839). — Auf dürren, vorjährigen Blättern von Acer platanoides L.
bei Coburg in Thüringen.
Die Beschreibung des in Upsala Ele Pilzes paßt mit
geringen Abweichungen ganz gut zu dem Coburger Pilz, der für
Deutschland neu zu sein scheint.
711. Valsa diatrypa Fr. in Summa veg. Scand., S. 411
(1849). — An dürren Aesten und Zweigen von Almus glutinosa (L.)
Gaertner bei Triglitz in der Prignitz.
712. Valsella polyspora (Nke.) Sacc. in Syll. fung. 1,
S. 162 (1882). — V. pulcherrima (Ellis) Berl. — An dürren
Zweigen von Populus tremula L. in Gesellschaft von Valsa nivea
(Bers.) Fr.
Die Nährpflanze ist wahrscheinlich neu!
Ustilagineae.
71:13: ee bromivora (Tul.) Fisch. v. Waldh. in Apercu
syst. Ustil., S. 22 (1877). — Auf Bromus madritensis L. bei Sebenico
in en
Die Sporen sind von dieser Nährpflanze ein wenig kleiner,
7,5—9,5 » groß und gelbbraun: vielleicht handelt es sich um eine
biologische Form!
32 Otto Jaap:
714. Urocystis anemones (Pers) Winter in Rabenh..
Krypt.-Fl., Pilze I, S. 123 (1884). — Auf Anemone trifolia L. bei
Portofino in Ligurien, Italien.
Uredineae.
115. Cronartium ribicola (Lasch) Dietr. in Archiv. f£.
Naturk. Liv.-. Esth.- u. Kurland 1859, S, 261. — Auf Feibes nigrum
LE. bei. Trielitz. in der Prionitz.
Die Nährpflanze des nach Kulturversuchen von Klebahn hier-
her gehörenden Peridermium strobi Kleb. ist in Trielitz und
Umgebung nirgends angepflanzt. Um so bemerkenswerter ist es,
daß das Cronartium alljährlich sowohl auf wildwachsender als auch
in Gärten kultivierter schwarzer ‚Johannisbeere sehr häufig und
schädlich auftritt, während daneben stehende Sträucher von Kibes
rubrum L. und R. grossularma L. pilzfrei bleiben. Und da nun
auch das Peridermium bisher in der weiteren Umgegend nirgends
von mir beobachtet wurde, müssen dessen Sporen vom Winde weit
verbreitet werden können.
117. Uredo inulae-candidae Trotter in Bull. Soc. bot.
ital. 1905, S. 249. — Auf Inula candida Cass. bei Lesina auf der
Insel Lesina in Dalmatien.
Diese Uredo,. die in Süddalmatien häufig ist, gehört jedenfalls
zu einem Coleosporium, das nach der Meinung des Autors eine
neue Art sein dürfte.
»24l. Melampsora laricis-daphnoidis Kleb. in Jahrb.
f. wiss. Bot. XXXIV, S. 356 (1900). — III auf Salz daplımoides
Vill. auf der Veddel bei Hamburg, 1. cl.
Supplement 41 (nicht 29) zu dem unter n. 324a, b und e aus-
gegebenem Material von Salixr acutifoka Willd. Ueber die von Prof.
Klebahn mit Material von diesem Fundort ausgeführten Kultur-
versuche vergleiche man Kulturv. VIII in Jahrb. f. wiss. Bot.
1960, S. 356.
718. Hyalopsora adianti-capilli-veneris (DU.) Syd. in
Uredineen n. 1691 (1903). — Auf Adiantum capıllaus veneris L.,
Topla bei Castelnuovo (Bocche di Cattaro) in Dalmatien.
In Gesellschaft kommt auf dem verteilten Material öfter auch
Myeosphaerella Rehmiana Jaap vor. :
1774a. b. Milesina blechni Syd. in Ann. mye. VIII (1910),
S. 491. — I auf Adies alba Mill. und 4A. cephalonica (Endl.) Loud..
II und III auf Blechnum specant (L.) With. im Klecker Wald bei
Harburg, Hannover,
Verzeichnis zu meinem Exsiccatenwerk „Fungi selecti exsiccati* etc. 99
Das in Kapsel a verteilte Aecidium wurde von Klebahn aus
Material von Kapsel b gezogen; es ist daher besonders wertvoll.
Der Pilz ist neu für das norddeutsche Flachland und war am Fund-
ort unter Fichten häufig. Er überwintert und verbreitet sich
besonders durch die Uredosporen. Der Aecidiumwirt war dort nicht
vorhanden. Ueber die Kulturversuche vergleiche man: Klebahn,
Kulturv. XVI. (1914—1915) in Zeitschr. f. Pflanzenkr. XXVI
(d.916), 8; 262.
1719. Mülesina Kriegeriana P. Magn. in Ber. d. Deutsch.
Bot. Ges. XXVII (1909), S. 325. — Auf Aspedium aculeatum (L.)
Döll bei Castelnuovo (Bocche di Cattaro) in Dalmatien.
Die Nährpflanze ist neu! Beschreibung und Abbildung bei
P. Magnus, Ber. d. Deutsch. Bot. Ges. XIX (1901), S. 581.
120. Gymnosporangium gracile Pat. in Bull. Soc. Mycol.
France, XVIIL (1902), S. 47. — Auf Jumiperus orycedrus L. auf der
Halbinsel Lapad bei Ragusa in Dalmatien.
Der Pilz ist in Istrien und Dalmatien sehr verbreitet und
kommt auch auf .J. maerocarpa Sibth. et Sm. vor. Er bildet große
Hexenbesen und perenniert in den sehr verlängerten Zweigen, kann
daher mit G. clavariaeforme (Jacq.) DC. nicht vereinigt werden.
Man vergleiche auch R. Maire in Bull. Soc. Bot. France CCVI —
G. oxycedri Bres. in Broteria 1903, II, S. 85, dürfte kaum ver-
schieden sein. Das Aecidium ist noch unbekannt: vielleicht gehört
ein Aecidium auf Crataeyus monogyna Jacq.. das am Fundort häufig
ist, dazu.
721. Uromyces seirpi (Cast.) Burrill in Bull. Illinois State
Labor. of Nat. Hist. Peoria II, 1885. — U. lineolatus (Desm.)
Schroet. — Das Aecidium auf Oenanthe pimprnelloides L., Igalo bei
Castelnuovo (Bocche di Cattaro) in Dalmatien.
Die Nährpflanze wächst am Fundort unmittelbar neben und
zwischen Seirpus maritimus L., auf dem bereits jugendliche Uredo-
lager vorhanden waren.
m
122. Uromyces lilii (Link) Fuckel in Symb. mye.. Nachtr, III,
S. 16 (1877). — Das Aecidium auf Fribllaria neglecta Parl. bei
Cetinje in Montenegro.
Die Nährpflanze ist neu! Der Pilz war in Eichengehölzen,
namentlich südlich von Cetinje, reichlich vorhanden.
775. Uromyces ambiguus (DC.) Lev. in Ann. se. nat. 3,
VIIL (1847), S. 375. — Auf Allöum scorodoprasum L. im München-
rodaer Grund bei Jena, Thüringen.
Abhandl. des Bot. Vereins . Brandenb, LIX. 3
34 Otto Jaap:
J. Lind hat in Aun. mye. XIII (1915), S. 13, für diese Art
den neuen Namen Puccinia scorodoprasi Lind in Vorschlag
gebracht. Bei dem vorliegenden Material aber kommen zweizellige
Teleutosporen nur äußerst selten vor; ich sah bei der Untersuchung
nur eine einzige; deshalb belasse ich es vorläufig bei der alten
Bezeichnung.
776. Uromyces ervi (Wallr.) Westend. in Bull. Acad.
Belg. XXI, II (1854), S. 246. — Auf Vieia hirsuta (L.) Koch bei
Triglitz in der Prignitz.
Das hier verteilte Material ist dadurch bemerkenswert, daß
sich gleichzeitig mit den Telentosporen auch die Aecidien vorfinden.
111. Puceinia vulpinae Schroeter in Rabenh., Fungi eur.,
n. 1886 (1874). — II und III auf Carex vulpina L. bei Triglitz in
der Prignitz.
Das zugehörige, auf Tanacetum vulgare (L.) Bernh. wachsende
Aecidinm wurde bisher bei Triglitz nicht beobachtet.
1723. Puceinia agropyri El. et Ev. in Journ. of Mycol. VII
(1892), S. 151. — Das Aecidium (Aec. clematidis DO.) auf Clematis
oitalba 1... Topla bei Castelnuovo (a), und auf Olematis flammula L.,
Scardona bei Sebenico (b) in Dalmatien.
1724. Puceinia laguri Jaap in Ann. Myc. XIV (1916), S. 23.
— Auf Lagurus ovatus bei Sebenico in Dalmatien, 1. VI. 1914.
“Es ist eine Form der alten P. rubigo vera (DC.) Wint. Da
diese „Art* aber.keine Berechtigung mehr hat, nachdem sich ver-
schiedene Formen als selbständig erwiesen haben, so wurde auch
die vorliegende unter einem neuen Namen ausgegeben. Kultur-
versuche müssen das weitere entscheiden, da die morphologischen
Unterschiede nur sehr gering sind.
125. Pucecinia deminuta \leugel in Sv. Bot. Tidskr. II.
1908, 5. 318. — Auf Galium palustre L. bei Triglitz in der Prignitz.
Man vergleiche über diese Art die Ausführungen Klebahns
in Kryptogamenfl. Brandenb., Pilze, Va, S. 566.
726. Puccinia Barbeyi (Roum.) P. Magnus in Bot. Zeit.
1883, S. 115. — I auf Asphodelus fistulosus 1., Gravosa bei Ragusa
in Dalmatien.
Häufig findet man auf dem Aecidium des verteilten Materials
Tubereulina persicina (Ditm.) Sace. vor.
127. Pucecinia sonchi Rob. in Desm., Ann. se. nat. 3, XI
(1849), S. 274. — Auf Sonchus oleraceus I. bei Portofino in Ligurien,
Italien.
He
B o - B A : B 2.66 [9 I
Verzeichnis zu meinem Exsicecatenwerk „Fungi selecti exsiccati“ etc, 5)9)
6295. Puccinia hyoseridis-radiatae R. Maive in Bull.
Soc. Mycol. France 1905, S. 220. — Auf Ayoseris vadıata L. bei
Lesina auf der Insel Lesina in Dalmatien, häufig.
Supplement 42 (nicht 30) zu dem unter n. 629 ausgegebenen
Pilz von Sestri Levante in Italien.
272b. Puceinia Pozzii Semadeni in Centralbl. f. Bact., 2. Ab
1904, S. 532. — Auf Chaerophyllum. höirsutum L. bei Saas-Fee in
Schweiz bei ca. 1750 m.
Supplement 43 (nicht 31) zu dem unter n. 272 aus dem Grödner
Tal in Südtirol ausgegebenen Pilz.
728. Aecidium euphorbiae Gmelin in Linne, Syst. nat. II,
S. 1473 (1740). — Auf Euphorbia. Wulfenii Hoppe, Gravosa bei
Ragusa in Dalmatien.
Der Pilz ist auf dieser neuen Nährpflanze am Fundort bäufig
und oft von Tuberculina befallen; er gehört jedenfalls zu einer
der dort häufig vorkommenden Uromyces-Arten auf Papilionaceen.
1729. Aecidium phillyreae DV. in Fl. fr. VI, S. 96 (1815).
— Auf Phillyvea media ]. und Ph. latifolia 1.., Zelenika bei Castel-
nuovo (Bocche di Cattaro) in Dalmatien.
Die Zugehörigkeit dieses Aecidiums ist noch unbekannt.
1716. Uredo phillyreae Gooke in Fungi Brit. exs. I, n. 592
(1871). — Auf Phillyrea latifolia L. im Omblatal bei Ragusa in
Dalmatien.
Hymenomycetineae.
118. Cyphella villosa (Pers.) Karst. in Fungi fenn. exs.,
719 (1865). — Auf dürren Stengeln von Aster sp. in Triglitz in
der Prignitz.
122c. Typhula gyrans (Batsch) Fr. in Syst. mye. I, S. 494
(1821). — Auf dürren Blättern von Salic purpurea 1. bei Triglitz
in der Prignitz.
Supplement 44 (nicht 32) zu dem unter n. 122 (nicht 170)
ausgegebenen Material von Triglitz.
730. Clavaria argillacea Pers. in Comment, S. 74 (1800).
Auf Heideboden zwischen Heidekraut bei Triglitz in der Prignitz.
731. Clavaria muscoides L. in Flora suec. n. 1270 (1755).
— Zwischen Gras auf schattigen Triften und Grasplätzen bei Triglitz
in der Pı jgnitz.
179. Hydnum coralloides Scop. in Flora cam. Il, S. 472
(1772). — An faulenden Stämmen von Fagus silvatica 1. im Sachsen-
wald. Schleswig-Holstein.
36 Otto Jaap:
1732. Limacium vitellum (Alb. et Schw.) Schreet. in Pilze
Schles. I, S. 552 (1869). — Agaricus hypothejus Fr. — Zwischen
(Gras und Moos in der Heide und im Kiefernwald bei Triglitz in
der Prignitz.
Daß dieser Pilz erst dann zum Vorschein kommen soll, wenn
Nachtfröste eingetreten sind, wie öfter behauptet wird, stimmt mit
meinen Beobachtungen nicht. Als das hier äuszesebene Material
eingesammelt wurde, war die T’emperatur in keinei®N»cht unter Null
gesunken. Der Pilz erscheint ebenso wie andere Arte», wenn „seine
Zeit gekommen ist“, ganz gleich, ob es dann schon gefroren hat
oder nicht.
133. Hebeloma mesophaeum (Pers.) Sate. in Syl. fung. V,
S. 795 (1887). -—- Zwischen Gras an Weg- und Grabenrändern im
Kiefernwald bei Triglitz in der Prignitz.
1734. Telamonia hemitricha Pers. sub Agaricus in Syn.
fung., S. 206 (1801). — Zwischen Moos unter Birken im Kiefernwald
bei Triglitz in der Prignitz.
135. Dermocybe semisanguinea (Fr.).. — Agarieus
cinnamomeus L. var. sem. Fr. in Syst. mye. I, S. 229 (1821). —
Zwischen Moos im Kiefernwald bei Triglitz in der Priegnitz.
Muß als eigene, selbständige Art beurteilt werden. Schöne
Abbildung in Cooke, Illustr. Brit. Fungi t. 479. Vergleicht man
hiermit die Bilder auf t. 7857a, so muß man zu der Ueberzeugung
selangen, daß der Pilz mit Dermocybe anthracina (Fr.) nicht
vereinigt werden kann.
780. Flammula liquiritiae (Pers.). — Agaricus Liqui-
ritiae Pers. in Syn. meth. fung., S. 306 (1801). — An faulenden
Aesten und Stümpfen von Pinus silvwestris L. im Kiefernwald bei
Triglitz in der Prignitz. y
1781. Entoloma sericeum (Bull.) Quel. in Jura,
S. 119 (1872). — Auf grasigen Triften und Viehweiden bei . »iglitz
in der Prignitz.
782. Omphalia maura (Fr.) Gill. in Hymen. © 290
(1574). — Auf Kohlenstellen im Kiefernwald bei Trigltz in der
Prignitz.
783. Collybia ambusta (Fr.) Quel. in Champ. Vosges, S. 239
(1572). — Sehr gesellig auf Kohlenstellen im Kiefernwald bei Triglitz
in der Prignitz.
Diese wie die vorige wachsen nur auf Kohlen- und Brandt2llen
und sind beide bei Triglitz häufig. In ihrer Gesellschaft finden s:ch
Verzeichnis zu meinem Exsiceatenwerk „Fungi selecti exsiccati“ ete. 91
dort öfter: Flammula carbonaria (Fr.) Quel., Collybia atrata
(Fr.) Quel., Coprinus Boudieri Quel., Tricholoma caelatum
(Fr.) und Rhizina inflata (Schäft.) Sace.
7356. Mycena polygramma (Bull.) Quel. in Champ. Vossg.,
S. 104 (1872). .— In der Nähe alter Baumstümpfe unter Gebüsch
und in Hecken, bei Triglitz in der Prignitz.
Der Pilz.bevoizugt hier die Stümpfe von Corylus und Quercus
und kommt zew-ilen mit fast glatten Stielen vor.
„al.
; Lyecoperdineae.
1754. wucoperdon umbrinum Pers. in Disp. meth. fung.,
S. 58 (1797) und Synopsis, S. 147. — Zwischen Gras auf schattigen,
etwas trockenen Viehweiden bei Triglitz in der Prignitz.
Man vergleiche auch Lloyd, Mycol. Notes 1905, S. 209 und
225, Pl. 43 und 58. — Die Sporen sind bei dem verteilten Material
nur 4—5 u groß.
137. Calvatia uteriforme (Bull). — Lycoperdon ut.
Bull. in Champ., taf. 950, f. 1 (1791). — Zwischen Gras an Weg- und
Waldrändern bei Triglitz in der Prignitz.
Da der obere Teil des Peridiums bei der Reife völlig zerfällt,
muß der Pilz in die Gattung Calvatia versetzt werden.
Nidulariineae.
75. Nidularia confluens Fr. et Nord. in Symb. Gaster.
S. 3 (1817). — Auf faulendem Holz von Pinus silvestris L. bei Triglitz
in der Prignitz.
Fungi imperfecti.
786. Phyllosticta mahoniae Sacc. et Speg. in Michelia 1,
S. 153 (1878). — Auf abgefallenen, dürren Blättern von Mahonia
aquwfolium Nattal in Triglitz in der Prignitz.
Der Pilz bildet an lebenden Blättern große Flecken, die sich
gewöhnlich vom Rande aus verbreiten; er reift dann auf den ab-
gefallene : yertrockneten Blättern, Die Sporen sind sehr verschieden
in Grö.© und Gestalt, ellipsoidisch, spindelförmig bis kurz zylindrisch,
6—12 ix ‚aug und 2—4 » dick, in der Regel mit zwei großen Oel-
- körpern. Ph. mahoniae (Sace.) Allesch. dürfte daher mit dem aus-
segebenen Pilz identisch sein.
787. Phoma equiseti (Desm.) Lev. in Ann. sc. nat., 3, V
(1846), S. 282. — Anf dürren Halmen von Egwisetum palustre L. bei
Triglitz in der Prignitz.
Die Nährpflanze war neu!
Bl Otto Jaap:
7885. Phoma verbascicola (Schw.) Cooke in Ravenel, Fungi
Amer. exs., n. 141 (1875). — Auf dürren. vorjährigen Stengeln von
Verbascum Iychnitis L. bei Jugenheim an der Bergstraße in Hessen.
1985. Myxofusicoccum coryli Died. in Ann. myc. X (1912),
S. 71. — Auf dürren Zweigen von Corylus tubulosa Willd. in Triglitz
in der Prignitz.
Die Nährpflanze ist neu!
139. Myxofusicoccum salicis Died. a. a. O., 8. 12. —
Auf dürren Zweigen von Salixr viminalis L. bei Triglitz in der Prignitz.
740. Coniothyrium inulae Jaap in Ann. myc. 1916, S. 34.
— Aufalten, vorjährigen Stengeln von Inula candida Cass. bei Ragusa
in Dalmatien, 23. III. 1914.
141. Darluca filum (Biv-Bernh.) Cast in Cat. plant. Mars.,
Suppl., S. 53 (1851). — Auf Uredo quereus Brond. an Quereus ilex
I... Lapad bei Ragusa in Dalmatien.
789. Diplodia mamillana Fr. in Summa veg. Scand.,
S. 417 (1849). — Auf dürren Zweigen von Cornus sangwnea L. bei
Trielitz in der Prignitz.
7%. Cytosporina rubi Died. in Kryptogamenfl. Brandenb.,
IN, Pilze, 5. 549 (1914). — Parasitisch auf lebenden Stengeln von
Preubus plicatus W. et N. bei Triglitz in der Prigmnitz.
Nachdem ich den Pilz zuerst im April 1906 beobachtet hatte,
habe ich ihn alljährlich häufig angetroffen; er wird den Brombeeren
sehr schädlich, indem er die Stengel zum Absterben bringt.
745. Phloeospora robiniae (lib.) v. Höhn. in Ann. mye.
III (1905). S. 336. — Auf lebenden Blättern von Zobinia pseudaca-
cia 1. bei Triglitz in der Prignitz.
744. Discula quercus-ilicis (Sacc.) v. Höhnel in litt. —
Auf Quercus vlex L., Lapad bei Ragusa in Dalmatien.
Blattflecken, Größe und Gestalt der Sporen varlieren sehr:
Phyllosticta ilicicola Pass.. dürfte daher kaum verschieden sein.
791. COylindrium luzulae {lib.) Sacc. in Rev. mycol. VII,
S. 160 (1885), Tab. LV, f. 8. — Auf faulenden Blättern von Carex
lunta 16. bei Ninelitz in der Prignitz.
Obwohl diese Form eines neuen Substrates von der Beschrei-
bung etwas abweicht, möchte ich sie doch hierher ziehen, um keine
neue Art aufstellen zu müssen. Die Sporen sind 9—S p. lang und
1—1,5 px dick und enthalten 2 kleine polare Oelkörper. Der Pilz
kommt am Fundort auch noch auf anderen Carex-Arten sowie auf
faulendem Stroh vor.
; : : ler ; Ä 2 Ari 20
Verzeichnis zu meinem Exsiceatenwerk „Funei selecti exsiccati* et. 9
1745. Ovulariopsis teuerii Jaap in Ann. mye. XIV (1916),
S. 40. — Auf Teuerimm chamaedrys bei Lesina auf der Insel Lesina
in Dalmatien, 16. 5. 1914.
(sehört vielleicht als Konidienform zu Erysibe taurica Lev.
792. Botrytis parasitica Oavara in Atti Jst. bot. Critt..
Pavia, 2. ser., I, S. 432 (1888). — Auf Tulipa Gesneriana L. in
Triglitz in der Prignitz.
Dieser sehr schädliche Pilz hat im Laufe einiger Jahre in
einem Garten in Triglitz sämtliche Tulpen zerstört; die Zwiebeln
waren aus Holland bezogen worden. Die Sklerotien fanden sich im
August auch auf den vertrockneten Blütenstengeln vor.
793. Botrytis latebricola Jaap in Verh. Bot. Ver. Branden-
burg 1908, S. 47. — Im Innern faulender Stümpfe von Popnlus
italica Mönch bei Triglitz in der Prignitz.
100b. Didymaria linariae Pass. in Erb. critt. Ital.
Ser. II, n. 1494 (1885). — Auf LZinara vulgaris Mill. bei Triglitz
in der Prignitz.
Supplement 45 (nicht 35) zu dem von der Insel Föhr unter
n. 100 verteilten Pilz.
1746. Mycogone cervina Ditm. in Sturm. Deutschl. Fl.,
Pilze I, S. 107 (1817). — Parasitisch auf NMacropodia macropus
(Pers.) Fuckel bei Triglitz in der Prignitz.
141. RBRamularia frutescens Kab. et Bubak in Hedwigia
XLIV, S. 358 (1905). — Auf Sparganium simplex Huds. bei Triglitz
in der Prignitz.
Im Herbst bilden sich auf den von der Ramularia befallenen
Blättern sehr kleine, schwarze Perithezien, die einer neuen Mycos-
phaerella anzugehören scheinen, in großer Zahl. Ich ließ solche
Blätter zwischen Drahtnetzen im Freien überwintern, aber wohl an
einem etwas zu trockenen Orte, denn die Fruchtkörper gelangten
nicht zur Reife. Die Nährpflanze ist neu, und Ramularia
sparganii Lindr. dürfte derselbe Pilz sein.
794. Ramularia saxifragae Syd. in Myecoth. March..
n. 2596 (1889). — Auf lebenden und absterbenden Blättern von
Saxifraga granulata L. bei Triglitz in der Prignitz.
79. RBamularia anagallidis Lindr. in Act. Soc. Faun.
et Fl. Fenn., XXIII, n. 3, S. 33 (1902). — Auf Veronica amagallıs
bei Triglitz in der Prignitz.
17%. RBRamularia petasitis (Bäunler) Jaap. — R. cervina
Speg. var. pet. Bäuml. in Verh. Zool.-Bot. Ges. Wien 1888, 8. 715.
— Auf Petasites offieinalis Mönch, Stützerbach bei Ilmenau in T'hürin-
gen bei ca. 600 m.
40 Otto Jaap: Verz. zu m. Exsiecatenw. „Fungi selecti exsiccati“ ete.
Der Pilz ist besser als selbständige Form zu beurteilen. Die
Konidien sind in der Regel zweizellig und bis 25» lang und 2—4 u.
dick, seltener drei- oder vierzellig und dann sogar bis 35 1 lang.
R. variegata Ell. et Hollw. var. petasitis officinalis Allesch.
scheint durch längere Konidien abzuweichen: vielleicht ist es aber
auch derselbe Pilz.
745. RBRamularia senecionis (Berk. et Br.) Sace. in Syll.
fung. IV, S. 210 (1886). — Auf Senecio mebrodensis L. bei Cattaro
in Dalmatien.
Die Konidien sind an dem verteilten Material zylindrisch, bis
36 p lang und 3—4 u dick und ein- bis zweizellig. Auf dieser
neuen Nährpflanze ist der Pilz auch aus Montenegro durch Prof.
Bubäk bekannt geworden.
749. Cercosporella ranunculi Jaap in Ann. myc. XIV
(1916), S. 41. — Auf Ranuncuhıs muricatus 1. bei Cattaro in
Dalmatien.
197. Periconia atra Corda in Icon. I, S. 19, Fig. 258
(1837). — Auf faulenden Blättern von Carex riparia Curt. bei
Triglitz in der Prignitz.
795. Helminthosporium Bornmülleri P. Magn., Hed-
wigia XXXVII, S. (78), t. 5 (1899). — Parasitisch auf Coronilla
coronata 1. auf dem Veronikaberg bei Martinroda in Thüringen.
1799. Helminthosporium genistae Fr. in Syst. myec. III,
S. 360 (1832). — An dürren Stämmen von Sarothammus scoparius
(L.) Wimm. bei Triglitz in der Prignitz.
800. Sphaeridium candidıum Fuckel in Symb. mye., S. 299
(1869). — Auf faulenden Nadeln von Pinus silwestris L. in Gesell-
schaft von Phialea acuum (Alb. et Schw.) Rehm bei Triglitz in
der Prignitz.
Daß dieser Konidienpilz zu Phialea acuum gehören soll.
erscheint doch sehr fraglich. — Er weicht etwas von der Beschrei-
bung ab. Die Fruchtlager sind kleiner und kaum gestielt; die
Konidien 3—7%X1y. groß, länglich oder länglich-spindelförmig bis
kurz zylindrisch mit 2 kleinen, undeutlichen polaren Oelkörpern.
Ist mit Cylindrium luzulae (Lib.) Sacc. zu vergleichen.
750. Fusarium gymnosporangiöi Jaap n. sp. in. Ann.
myec. XIV (1916), S. 44. — Parasitisch auf Gymmosporangium con-
fusum Plowr. an Zweigen von Juniperus phoenicea L. auf der Halb-
insel Lapad bei Ragusa, 3. III. 1914.
Es ist die Konidienform von Öalonectriagymnosporangli.Jaa).
Hamburg, im November 1916.
Heinrich Rottenbach.
Nachruf von H. Harms.
Heinrich Rottenbach wurde als Sohn des Pfarrers J. Rotten-
bach am 28. März 1535 zu Nordheim bei Meiningen geboren, war
also nur ein ‚Jahr jünger, als unser unvergeßlicher Ascherson, mit
dem er durch viele Jahre befreundet war. Er stammte aus einer
kinderreichen Familie. Zunächst besuchte er die Schule seines
Heimatortes und erhielt nebenbei durch seinen Vater Unterricht im
Lateinischen und anderen höheren Fächern. Dann durchlief er das
Lehrerseminar zu Hildburghausen und war nach bestandenem Examen
eine Zeit lang Lehrer an einer Privatanstalt in Dresden, sodann
Hauslehrer in Meißen und Wien; während dieser Zeit unterrichtete
er u. a. auch im Hause des bekannten Dichters Berthold Auer-
bach.!) Später besuchte er zunächst als Hörer die Universität
Göttingen, wo damals Grisebach lehrte; nach einem Studium von
mehreren Semestern bestand er das Abiturientenexamen und einige
Semester später das Staatsexamen. Nach Ablauf des Probejahres
an der damaligen Realschule in Meiningen wurde er zuerst wissen-
schaftlicher Hilfslehrer an der Realschule in Saalfeld, kehrte jedoch
1871 nach Meiningen als ordentlicher Lehrer an die dortige Real-
schule zurück, die später in ein Realgymnasium umgewandelt wurde.
Am2. April 1877 wurde er zum Professor ernannt. In Meiningen wirkte
er an der dortigen Anstalt bis zum ‚Jahre 1895. Hier entstanden
seine ersten Veröffentlichungen über die Flora der Umgegend von
Meiningen, die er Jahre hindurch eifrig und erfolgreich erforschte.
Im Jahre 1895 ließ er sich pensionieren und siedelte im selben
Jahre nach Berlin über; im Jahre 1901 zog er nach Lichterfelde bei
Berlin. Unserm Verein trat er 1896 bei; im Jahre 1913 schied er
wieder- aus. Um den sich in Groß-Berlin in Rücksicht auf sein
hohes Alter immer mehr geltend machenden unerquicklichen Verhält-
nissen zu entgehen, verzog er im Jahre 1915 nach Einhausen bei
Meiningen. Dort ist er, ohne eigentliche Erkrankung, in hohem
') Wohl in Dresden, wo Auerbach 1850—59 lebte.
42 H. Harms:
Alter am 5. Mai 1917 an Herzschwäche gestorben. Im Jahre 1866
hatte er sich mit Anna Hartmann, der Tochter des Bäckerei- und
Konditoreibesitzers in Bad Liebenstein verheiratet. Aus der Ehe
entsprossen zwei Töchter, von denen die ältere in Bad Liebenstein,
die jüngere in Berlin-Lichterfelde verheiratet ist. Seine Frau wurde
ihm am 9. November 1907 durch den Tod entrissen.
H. Rottenbach hat sich besonders verdient gemacht um die
Erforschung der Flora von Meiningen; es war ihm vergönnt, noch
im Jahre 1906 seine langjährigen Forschungen in diesem Gebiete
zu einem Gesamtbilde zusammenzufassen. Auch andere Gegenden
Thüringens hat er floristisch erforscht, und wir finden in der Irmischia
und in der Deutsch. Bot. Monatsschrift zahlreiche Berichte über
botanische Ausflüge. Er wäre wohl berufen gewesen, dank seiner
vortrefflichen Pflanzenkenntnis und vieljährigen Erfahrung, uns die
Flora von Thüringen zu schenken, die uns eigentlich aus neuerer
Zeit noch fehlt. Denn das für seine Zeit vortreifliche Werk von
H. Schönheit?) (Taschenbuch der Flora Thüringens, Rudolstadt 1850;
Ergänzender und berichtigender Nachtrag, in Linnaea XXIII [1864— 65]
309— 338; Weitere Nachträge und Verbesserungen. a. a. O. 751 bis
159) ist begreifllicher Weise schon veraltet und Ilse’s sehr nützliche
Flora von Mittel-Thüringen (1866; Jahrbücher der Kgl. Akademie
gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt, N. F. Heft IV) bietet nur
eine Aufzählung. Die kleineren Werke (Heinrich Vogel, Fl. von
Thüringen 1875; L. Möller und B. Graf, Fl. von Thüringen und
den angrenzenden Gegenden, 1574; beide bei Teubner-Leipzig) wird
man freilich stets mit Vorteil zu Rate zielen. sie können aber ein
ausführliches Werk nur bis zu einem gewissen Grade ersetzen.
Im Alter von 42 Jahren besuchte er zum erstenmale die Alpen,
wohin er dann oft wiederkehrte, auch dort unermüdlich sammelnd.
Mehrere Jahre wählte er als Sommerfrische das so herrlich am
Fuße der gewaltigen „Götterburg“ des Schlern gelegene Bad Ratzes
in Südtirol bei Seis, wo er mit unseren Mitgliedern, den Herren
W. Behrendsen und ©. E. Schulz gemeinsam anregende Tage ver-
lebte. Seitdem er die Alpen besuchte,- hat er auch über die dort
2) Friedrich Christian Heinrich Schönheit, geb. 18. Sept. 1789 zu Teich-
röda (zwischen Rudolstadt und Teichel), gest. 28. April 1870 als Pfarrer in
Singen bei Stadtilm. Vergl. Oskar Schmidt, Fr. Chr. H. Schönheit, Ein
Lebensbild des Thüringer Floristen zur Säkularfeier seines Geburtstages
(Mitteil. Geogr. Ges. Jena.VIll. Heft 3/4 (1890), S. 46). — Das ältere 12bändige
Bilderwerk von J. K. Zenker und E. Schenk (Flora von Thüringen und der
angrenzenden Provinzen, 1836—48; Pritzel n. 10470) ist in Bibliotheken
sehr selten.
Nachruf auf Heinrich Rottenbach. 43
von ihm durchstreiften Gegenden eine Reihe kleiner Mitteilungen
veröftentlicht, z. B. über die Flora von Ratzes?), von Gastein, vom
Achensee usw.
Langjährige Freundschaft verknüpfte ihn mit August Garcke,
dem er in den Bericht. Deutsch. Bot. Gesellschaft 1904 einen warm
gehaltenen Nachruf widmete An der 18. und 19. Auflage von
Garcke’s Flora hat er eifrig mitgewirkt; denn es heißt z. B. in
dem Vorwort der 19. Aufl. von 1909, S. IV: „Zu ganz besonderem
Dank ist er (der Verf.) aber seinem Freunde, Prof. Rottenbach-Groß-
Lichterfelde, verpflichtet, welcher ihm sowohl bei der Redaktion als
bei den Korrekturen in zuvorkommendster Weise behilflich war.“
Unser Verein schuldet dem alten, ehrwürdigen und freund-
lichen Herrn, an den sich gewiß noch viele Mitglieder erinnern
werden, noch ganz besonderen Dank für die sorgfältigen Berichte,
die er von 1896 bis 1904 über unsere Sitzungen in der Deutschen
Botanischen Monatsschrift, Bd. NXV— XXI], veröffentlichte. Der erste
Bericht betrifft die Sitzung vom 11. Okt. 1596 (a. a. OÖ. XV [1897] 27);
der letzte die Sitzung vom 8. Januar 1904 (a. a. O. XXII [1904] 23).
Unsere Versammlungen und Ausflüge besuchte er mit großer Regel-
mäßigkeit; erst die Beschwerden des zunehmenden Alters hielten
ihn mehr und mehr den Sitzungen fern. Wir werden sein Andenken
stets in Ehren halten.
Die vorstehenden Angaben über den Lebensgang des Verstor-
benen verdanke ich hauptsächlich der Tochter von Prof. Rottenbach,
Frau Clara Schmidt in Berlin-Lichterfelde, die die Güte hatte,
sie in einem Briefe an Herrn O. E. Schulz mitzuteilen; Herr
Schulz, der viele Jahre mit Rottenbach befreundet war, hat mir
außerdem noch einige Mitteilungen nach persönlichen Erinnerungen
semacht. Frau Cl. Schmidt und Herrn O. E. Schulz spreche ich
auch an dieser Stelle besten Dank aus.
* ”
Dr
Schriftenverzeichnis von H. Rottenbach.
Zur Flora Thüringens, insbesondere des Meininger Landes. 1. Beitrag:
Polypetale Dicotyledonen mit hypogynischer Insertion. —
Abdruck aus dem Programm der Realschule in Meiningen.
112, 2958:
2. Beitrag: Polypetale Dicotyled. mit perigynischer und epigynischer
Insertion. — a. a..0., Progr. 1877 (No. 570). 32 8.
°) Vergl. auch P. Junge, Beitrag zur Kenntnis der Fl. der Umgeb. von
Ratzes (Deutsch. Bot. Monatsschr. XXI. [1903] 19).
44 H. Harms:
3. Beitrag: Caprifoliaceen, Rubiaceen, Valerianaceen, Dipsaceen und
Compositeen. — a. a. O.. Progr. 1880 (No. 594). 22 8.
Notizen zur Flora Thüringens. — Verh. Bot. Ver. Prov. Branden-
burg XX. 1878, S. 101—102. — Vergl. auch F. Thomas,
a. a. O., XXI. 1879, S. 160 (seltenere Pflz. aus der Flora von
Meiningen).
4. Beitrag: Campanulaceen, Fricaceen, Oleaceen, Asclepiadaceen,
Apocynaceen, (sentianaceen, Polemoniaceen, Convolvulaceen und
Boraginaceen. — a. a. O. Progr. 1832. 11 8.
Dd. Beitrag: Solanaceen, Scrofulariaceen, Labiaten, Verbenaceen,
Lientibulariaceen, Primulaceen, Globulariaceen, Plumbaginaceen
und Plantaginaceen. — a. a. O. Progr. 1883. 178.
b. Beitrag: Apetale Dikotylen. Hydrocharitaceen, Alismaceen, Buto-
maceen, ‚Juncaginaceen, Potameen, Lemnaceen, Typhaceen,
Araceen uud Orchidaceen. — a. a. OÖ. Progr. 1884. 20 S.
7. Beitrag: Jridaceen, Amaryllidaceen, Liliaceen, Colchicaceen, ‚Jun-
caceen und Uyperaceen. — a. a. 0. Progr. 1885. 16 S.
8. Beitrag: Gramineen, Coniferen und Gefäßkryptogamen. — a. a. 0.
Progr. 1889. 18 S.
(Hiermit schließen diese Beiträge ab.)
Exkursion nach dem Dietrich und Ahlberg. — Irm. (= Irmischia)
IV 20884, 53222:
Exk. von Schirnrod bis Siegmundsburg bei Eisfeld. — Eb., S. 30.
Exk. zum Hutsberg bei Bettenhausen, Thüringer Thal bei Bad
Liebenstein, Queienberg bei Römhild. — Eb., 5. 39—40.
Exk ins Trusenthal. — Eb., S. 54—55.
Das Moor bei Stedtlingen in der Gegend von Meiningen. — D.B.M.
(= Deutsche Bot. Monatsschrift) Ill. 1855, S. 158—159.
Exk. in das 'Trusenthal zwischen Herges und Brotterode. — Irm. V.
1885, S. 20—21. |
Exk. nach dem Klauersberg bei Neubrunn. — Eb., 5. 32.
Exk. nach den Gleichbergen bei Römhild und den drei Gleichen bei
Arnstadt. — Eb., S. 67—68.
Exk. in die Nähe von Meiningen. — Eb., S. 76.
Exk. auf die Stirn und Heßberger Leite bei Hildburghausen. —
rm V21:51880.9. 29.
Exk. auf die Spitzberge bei Welkershausen nahe bei Meiningen. —
Bbres, 28
Ueber Campanula latifolia L. -- D.B.M. IV. 1886, S. 154—153.
Nachruf auf Heinrich Rottenbach. 45
Verzeichnis der in der Weißbach bei Meiningen wachsenden Pflanzen.
— D. B. M. IV. 1886, S. 1585—159.
Zur Blora am. Achensee in Tirol. — D. B. M. V. 1887, S. 13—15.
Ueber Pflanzenfunde. — Mitt. Geogr. Gesellsch. für Thüringen
1687, S. 60.
Legt Seltenheiten der Meininger Flora vor. — Mitt. Geogr. Gesellsch.
Pbhurineeen VIII. 1890, S. 15.
Seltene Farne Thüringens. — D. B. M. VIII. 1890, S. 41—42.
Die Flecken der Pulmonaria-Blätter. — Mitt. Thüring. Bot. Ver.
Ner 1189, 1.
Standorte von Epipogon aphyllus Sw. u. Aconitum NapellusL.
Zee rlhuriner Bot‘ Ver N. FR. II, 1892, 8.7.
Zu Telekia speciosa Baumg. — Ebenda, S. 10.
Zur Flora der Rhön.*) — Mitt. Thüring. Bot. Ver. N. F. V1. 1894, S. 4.
Zur Flora von Meiningen. — Mitt. Thüring. Bot. Ver. N. F. VII. 1895, S. 4.
Zur Flora von Meiningen (Berichtigungen und Ergänzungen). —
D. B. M. XIII. 1895, S. 156—157.
Berichtigung zu dem Aufsatze von O. Appel in N. F. Heft VII. —
Mit Ihurine, Bot. VereN. BIS. 18965 8. 29
Ueber Pulmonaria mollis Woltf in Thüringen. — D. B. M. XIV. 1896, 58.97.
Zur Flora des Inselsberges. — D. B. M. XIV. 1896, S. 164—165,
Die Verbreitung der Potentilla thuringiaca Bernh. — Alle. Bot.
Zeitschr. Il. 1896, S. 83 —855, 95-100.
Die Verbreitung von Euphorbia verrucosa Lamk., duleis Jacq.
und Esula L. in Deutschland, Oesterreich und der Schweiz.
— D. B. M. XV. 1897, 8. 3740.
Zur Flora des Bayrischen Hochlandes. — D. B. M. XV. 1897,
S. 101—109.
Nochmals Potentilla thuringiaca u. pilosa. — Allg. Bot. Zeit-
Schiri 189778176.
Zur Flora des Bayrischen Hochlandes. IL. Die Flora des Füßener
Hochlandes. — D. B. M. XVI. 1898, S. 124—127, 151—153-
rm
*) Unser kurz nach seiner Ernennung am 7. Sept. 1916 gestorbenes
korresp. Mitglied M. Goldschmidt (Lehrer in Geisa) hat folgende Arbeiten
veröffentlicht: Die Flora des Rhöngebirges I. (Einleitung; in Allg. Bot. Zeitschr.
1900 (1901), 238—239); II. (Verh. phys. med. Ges. Würzburg N. F. XXXIV.
1902, 343—355); III. (a. a. ©. XXXV. 1903, 313—335); IV. (a. a. O. XXXVII.
1905, 209-234); V. (a. a. O. XXXVII. 1906, 135—154); VI. (a. a. O. XXXIX.
1908, 263—290); VII. (a. a. ©. XLI. 1911, 151—170); VIII. (a. a. ©. XLII. 1913,
109—125). Ferner: Einführung in die Flora u. Vegetation des Rhöngebirges
(Sep. Abdr. aus der Festschr. für die silberne Jubelfeier des Verbandes
deutscher Touristenvereine. Fuldaer Aktiendruckerei in Fulda).
46 H. Harms: Nachruf auf Heinrich Rottenbach.
Zur Flora des Bayrischen Hochlandes. — D. B. M. XVI. 1898,
Ss. 157—188.
Floristisches aus Süd- und Westthüringen, insbesondere über das
Vorkommen von Batrachium hederaceum Dum. in Thüringen.
Allg. Bot. Zeitschr. V. 1899, S. 9.
Zur Flora der Umgebung von Ratzes in Südtirol. — D. B. M. XVII.
1900, S. 160— 169.
Zur HFlora.:von Oberstdorf im Alleau. — D.B.M xTz80
Ss. 129—131.
/ur Flora von Berchtesgaden. — D. B. M. XX. 1902, S. 44—46.
Zur Flora von Gastein. — D. B. M. XXI. 1903, S. 33—40.
August Garcke. Nachruf. — Bericht. Deutsch. Bot. Gesellsch. XXI.
1904 (1905), S. (44)—(43).
Die Flora. — Schriften des Vereins für Sachsen-Meiningensche
(seschichte und Landeskunde. Neue Landeskunde des Herzog-
tums Sachsen-Meiningen. Hildburghausen (F. W. Gadow u.
Sohn) 1906. 52. Heft. S. 527-604. (S. 605-618: Die
niederen Kryptogamen. Von A. v. Lösecke-Hildburghausen,
unter Mitwirkung von Adam Brückner-Üoblenz, Fr. Ruppert-
Neustadt und Prof. Dr. Jul. Röll-Darmstadt.)
Karl Supprian.
Nachruf von H. Harms.
Wenn auch Karl Supprian in den letzten Jahren seines Lebens
nicht mehr unserm Verein angehört hat. so glaubte ich doch ihm an
dieser Stelle einige Worte des Gedenkens widmen zu sollen, da wir
in Berlin zusammen die Studienjahre verlebt haben und er mit Rudolf
Schulze, August Weberbauer und mir zu den ersten gehörte, die
seinerzeit unter der Leitung von A. Engler in dem von diesem ein-
gerichteten Laboratorium des alten Kgl. Botanischen Museums (Berlin W..
Grunewaldstr. 6-7) an ihren Dissertationen arbeiteten. Später haben
sich unsere Wege völlig getrennt, da S. bereits frühzeitig eine Ober-
lehrerstelle in Altona erhielt, und ich habe den Studiengenossen
leider nie wiedergesehen. Wir haben nur einmal noch im Brief-
wechsel gestanden, als er im ‚Jahre 1912 seinen Austritt aus dem
Verein erklärte, dem er im Jahre 1892 beigetreten war. — Die An-
gaben über den Lebensgang entnahm ich teilweise der Dissertation,
wozu dann noch persönliche Erinnerungen kamen; vor allem aber
lieferte mir der Schwager des Verstorbenen, unser Mitglied Herr
Prof. Dr. Carl Schmidt in Steglitz, in liebenswürdiger Bereit-
willigkeit alle wünschenswerten Daten aus den letzten 20 Jahren.
Ohne seine Mithilfe hätte ich diesen Nachruf nicht verfassen können.
und ich spreche ihm auch an dieser Stelle meinen besten Dank für
seine Mühewaltung aus.
Karl Wilhelm Supprian wurde am 18. Februar 18571 in
Steinau a. d. Oder (Schlesien) geboren. Sein Vater Karl S. war
später Schulrat, Direktor der Augnsta-Schule und des Kg]. Lehrerinnen-
Seminars zu Berlin; nach seinem Abgange wohnte er erst in Friedenau,
später in Steglitz, wo er am 9. September 1910 gestorben ist. Die
Mutter war eine geborene Maria Ranke. Unser S., der der evan-
gelischen Konfession angehörte, besuchte vom Herbst 1550 an durch
neun Jahre das Friedrich-Wilhelms-Gymnasium zu Berlin, das er
Oktober 1889 mit dem Reifezeugnis verließ, um sich zunächst zwei
Semester an der Universität in München, dann sechs Semester an
45 H. Harms:
der Berliner Universität dem Studium der Naturwissenschaften zu
widmen. Bereits frühzeitig zeigten sich seine turnerischen Inter-
essen, denn schon in München trat er dem Akademischen Turnverein
Germania-München, später dem Akademischen Turnverein Berlin bei.
Mit großem Eifer sammelte er Pflanzen, so daß er gute floristische
Kenntnisse besaß: in Berlin nahm er an den Exkursionen Aschersons
sowie einem größeren Ausflug Englers in das Riesengebirge teil
und besuchte die Vorlesungen beider sowie die von Schwendener,
Magnus, Reinhardt, Pax, Schumann, Warburg und Volkens.
Um sich zum Doktor-Examen vorzubereiten, arbeitete er vom Februar
bis August 1891 und später vom April bis August 1892 im Köniel.
Bot. Museum an einer von A. Engler angeregten Arbeit über die
anatomischen Verhältnisse der T’hymelaeaceae und Penaeaceae, mit der
er am 6. Juni 1594 an der Berliner Universität promovierte (vergl.
K.Supprian, Beiträge zur Kenntnis derThymelaeaceae und Penaeaceae,
in Englers Bot. Jahrb. XVIIL [1894], 306—353 mit Tafel X).
Es sei darauf hingewiesen, daß unter den vier Thesen sich
eine turnerischen Inhalts befand: „Die deutschen Laufspiele (wie
Barlauf u.a.) sind für die Schule den englischen, wie Fußball, vor-
zuziehen“. Daraus geht hervor, wie sehr ihn diese Fragen beschäftigten:
auch später noch hat er, wie wir sehen werden, sich wiederholt über
Geeenstände des Turn- und Spielwesens ausgesprochen. Kurze Zeit
nach der Promotion, am 16./17. Dezember 1895. bestand er das
Staatsexamen. Vom Okt. 1898 bis Okt. 1899 war er als Probekandidat
und Hilfslehrer am Joachimsthalschen Gymnasium zu Berlin-Wilmers-
dorf angestellt; von dort kam er zuerst als Hilfslehrer, vom 1. Januar
1900 an als Oberlehrer an das Reform-Realgymnasium zu Altona
(a. Elbe), und damit fand er einen endgültigen Wirkungskreis. Vom
Oktober 1896 bis 1897 hatte er seiner Militärpflicht als Rinjährig-
Freiwilliger beim Jäger-Bataillon Nr. 3 in Lübben genügt. Nachdem
er an Uebungen beim Infanterie-Regiment Nr. 155 in Ostrowo teil-
genommen hatte, wurde er am 22. Mai 1900 zum Reserveleutnant
befördert. Am 16. April 1900 verheiratete er sich mit Susanne
Hoche aus Freienwalde a. ©., Tochter des Gymnasiallehrers Barnim
Hoche. Der Ehe sind zwei Kinder entsprossen, eine Tochter von
16 Jahren, ein Sohn von 15 Jahren.
In Altona pfleste er seine turnerischen Interessen unermüdlich
weiter. Er betätigte sich außer seinem Lehrberufte an allen Be-
strebungen, die zur körperlichen und geistigen Krtüchtisung
unserer Schuljugend beitragen. So war er jahrelang Vor-
sitzender des Altonaer Wandervogels, ein Amt, das er schließlich
Nachruf auf Karl Supprian. 49
niederlegte. An der Zeitschrift „Körper und Geist“ (auf Veranlassung
des Zentralausschusses zur Förderung der Volks- und Jugendspiele
in Deutschland herausgegeben von Karl Möller, F. A. Schmidt
und H. Raydt: Verlag Teubner-Leipzig) hat er seit 1902 viele Jahre
hindurch eifrig mitgearbeitet und für sie eine große Anzahl von
Besprechungen sowohl wie auch einige eigene Aufsätze geliefert.
So hat er z. B. mehrere Jahre hindurch das Jahrbuch für Volks-
und Jugendspiele. außerdem eine große Anzahl anderer Werke ähn-
lichen Inhalts besprochen. Da er Soldat war, interessierte ihn
besonders die Verwertung des Turnens beim Militär; dies geht u. a.
aus seinem Aufsatze hervor: Die neue Turnvorschrift für die In-
Tanterie (Ku. G.XIX. 1911, 8. 289292). Eerner hat er in der
genannten Zeitschrift noch veröffentlicht: Ferienfahrten des Altonaer
Reformgymnasiums (XVII. 1909, 8. 297— 504); Zuviel Leibesübungen
auf den höheren Schulen? (XX. 1912, S. 241— 246); Aus dem Kriegs-
tagebuch eines freiwilligen Jägers vom Lützowschen Freikorps (XNIIT.
1914, S. 3—7:; Rede vor den Schülern des Altonaer Realgymn. am
10. März 1912).
Seit dem Herbst 1904 unternahm er Ferienfahrten mit den
Schülern, zunächst in die nähere Umgebung, später auch in weiter
entfernte Gegenden bis nach Hannover, Mecklenburg und in das
Weserbergland. Er führte diese Ausflüge an der Anstalt ein und
in jedem Jahre wurde eine Fahrt von mindestens drei Tagen unter-
nommen. In „Körper und Geist“ XVII. (1909), S. 297—304 schildert
er eine auf 5'/ Tage sich ausdehnende Fahrt in das Weserbergland.
Von welchen Gesichtspunkten er dabei ausging, geht aus folgenden
Worten hervor (S. 295): „Nicht dräut uns am Ende der Fahrt der
Aufsatz, den wir darüber machen sollen, nicht brauchen wir Rechen-
schaft ablegen über alle Planzen, die wir gesehen haben, wir machen
auch keine „kleine Ausarbeitung“ über „Das Kettengebirge*“ oder
„Die mecklenburgische Endmoräne“, aber gelernt hat wohl jeder
etwas: Siedlungen und Haustypen, Bergformen und Talbildungen,
Pflanzenformation und Tierleben, Geschichte und Sage, Industrie und
Bodenbewirtschaftung, sie alle haben hie und da Anlaß zu Beobachtung
und Aussprache gegeben.“
Er gehörte seit Januar 1902 dem Hamburger Naturwissenschaft-
lichen Verein an; am 9. Dezember 1903 hielt er hier einen Vortrag über
die Vegetationsverhältnisse und Existenzbedingungen der norddeutschen
Heide (Verhandl. Naturwiss. Ver. Hamburg 3. Folge XI. 1903 [1904],
S. UXXXIII—-LNXNNXIV). Seit einer Reihe von Jahren widmete er
sich der Ordnung und Katalogisierung der umfangreichen Konchylien-
Abhandl. des Bot. Vereins f. Brandenb. LIX. 4
50 H. Harms: Nachruf auf Karl Supprian.
Sammlung des Städtischen Museums zu Altona: die Arbeit ist durch
den plötzlichen Ausbruch des Krieges nicht zum Abschluß gebracht
worden.
Denn auch diese frische, ungebrochene und arbeitsfreudige Kraft
rief das Vaterland. Schon am 2. August 1914 mußte unser S. seine
Dienste dem Heere widmen; er kam zuerst als Oberleutnant und
Führer eines Arbeits-Bataillons nach der Festung Posen. Dann
sing es Anfang September auf den westlichen Kriegsschauplatz; als
Kompaenieführer nahm er an Stellungskämpfen bei Verdun bis
Februar 1916 teil. Das Eiserne Kreuz II. Kl. hatte er sich bereits
Weihnachten 1914 erworben. Beim Sturmangriff auf die Feste
Hardaumont am 26. Februar 1916 traf ihn eine schwere Verwundung
am Oberschenkel. Nach der Heilung ging er am 26. September 1916
wieder ins Feld und kämpfte in der gewaltigen Sommeschlacht mit.
Am 9. Oktober 1916 wurde er zum Bataillons-Kommandeur befördert.
In einer Stellung am „Toten Mann“ hatte er sehr schwere Kämpfe
zu bestehen, besonders Finde Dezember 1916. Seine Verdienste
wurden durch Verleihung des Kisernen Kreuzes I. Kl. Weihnachten
1916 gewürdigt. Nach kurzer Ruhepause in der Gegend von Metz
kam er an die Aisne-Front bei Rheims. Zur Einsegnung seiner
Kinder erhielt er Urlaub vom 22. März bis 6. April 1917; es sollte
das letzte Wiedersehen mit seiner Familie sein; denn nur wenige
Tage, nachdem er wieder an die Front gekommen war, nämlich am
13. April 1917, wurde er mit seinem Stabe durch die Explosion
einer schweren Granate im Unterstande getötet. In Villers-devant-
la-Thour wurde er am 17. April beigesetzt. Den unter seiner Führung
kämpfenden Soldaten war er ein sehr wohlwollender Hauptmann
gewesen, erfüllt von nie rastender treuer Sorge, daß ihnen nichts
abging; vortrefflich verstand er es, den rechten kameradschaftlichen
Ton zu treffen. So mußte auch dieser mitten in voller Lebenskraft
stehende Mann, dem noch viele Jahre segensreicher Wirksamkeit in
seinem schönen Berufe als Lehrer und Erzieher der Jugend zu gönnen
waren, dem noch ein langes Zusammensein mit seiner aufblühenden
Familie zu wünschen war, als Opfer des Krieges vor der Zeit fallen!
Ueber einige Panaschierungen.
Von
L. Geisenheyner.
(Mit drei Abbildungen.)
In der langen Zeit, während der ich die mich umgebende Pflanzen-
welt beobachtet habe, ist meine Aufmerksamkeit auch auf die tera-
tologischen Formen einzelner Individuen gerichtet gewesen. Ver:
hältnismäßig spät habe ich aber angefangen, durch abweichende
Färbung der vegetativen Organe sich auszeichnende Pflanzen mehr
zu beachten und sie gegebenenfalls mit in den Bereich meiner
Sammeltätigkeit zu ziehen... Es kam mir auch dann zuerst nur
darauf an, solche Stücke vor der Vernichtung zu bewahren. Erst
in allerletzter Zeit ist mein Interesse für diese Art von Abnormi-
täten durch einige mir wichtiger scheinende Funde gewachsen, was
ich auch durch einige Vorlagen in der Sitzung unseres Vereins vom
18. Juni 1915 bekundet habe. Darunter war eine Panaschierung
von Stellaria holostea, die, wie mir Herr Prof. Dr. E. Jahn schrieb,
die besondere Aufmerksamkeit der Anwesenden erregt hätte, weil
es sich dabei wohl um eine Sektorialchimäre handele. Eine genauere
Durchsicht der die abnormfarbigen Pflanzen enthaltenden Abteilung
meiner Monstrositätensammlung war «davon die Folge und ich fand
noch einige solcher Chimären darunter. Inzwischen ist die neue
Auflage der trefflichen Küsterschen „Pathologischen Pllanzenanatomie“ ')
herausgekommen und durch das Studium des in ihr enthaltenen Teiles
von der Panaschierung bin ich zu der Meinung gekommen, dal es
nicht überflüssig sein dürfte, einiges über die von mir gesammelten
Panaschierungen zu veröffentlichen. Es sind nicht wenige dabei,
von denen das Vorkommen dieser Abnormität bis jetzt noch nicht
)) E. Küster: Pathologische Pflanzenanatomie. I. Aufl. Jena bei
G. Fischer 1916.
/
52 L. Geisenheyner:
bekannt geworden ist. Ich gebe zunächst ein Verzeichnis meiner
Pflanzen und werde dann an die mir am wichtigsten scheinenden
einige Bemerkungen anknüpfen. Es enthält dasselbe nur wild-
wachsende Arten und einzelne von solchen, von denen panaschierte
Formen zwar in Kultur sind, das betr. Stück aber von einem
durchaus normalen Individuum stammt.
Ia. Marginate Panaschierungen.
1. Apium graveolens 18585 Kreuznach
2. Ballote nigra 1lenlar . IXe,
3. Betonica officinalis Br. 188,
4, Brassica rapa 18892 Kr
D- 55 5 1902 Bosenheim
b. Prumus spinosa 1901 Haardt bei Kr.
7. Pulsatilla vulgaris 1573 Laubenheim a. d. Nahe
8. Silene vulgaris 1901 3
y. Thlaspi arvense 1904 Kr.
Marginate und marmorierte Panaschierung.
10. Silene vulgaris 1902 KT:
Hierher gehört auch ein Blatt von No. 4.
Ib,. Sektoriale Panaschierungen.
11. Ampelopsis quinquefolia 1904 Kı.
12. Campanula trachelium 11912 Haardt DK
13. Fragaria virginiana ISIVERE
14. Hypericum perforatum 1550 Gähe b. Freilaubersheim
15. Mercurialis annua ISIS Kr
16. Orobus niger 1893 Haardt bei Kr.
17. Philadelphus coronarius lee IE
15. Phragmites communes 1913 Odenwald
19. Polygonatım multiflorum LED) IRGE,
20. Polhygonum avieulare OS Kor,
21. Prumus spinosa 1912 Haardt bei Kı.
22. Rubus leucodermis 1910 Frankfurt
23. Taraxacum offieinale 108) TIRE
24. s 5 1919, Kr:
25. Teuerium scorodonia 1598 Kronweiler
26. Viscum album 1906 Ebernburg
27. Vitis vinifera pusilla 1904 Kr. (Galgenberg)
2882, 5 B 1909 Kr. (Norheim)
. Vinca minor
Ueber einige Panaschierungen.
Ib».
. Cheiranthus cheiri
. Genista germanica
. Potentilla anserina
. Stellaria holostea
. Valerianella carinata
1910
1906
1904
1914
1912
58
Sektorialchimären.
Kr:
Stromberg
Kr
Kr:
186%
Ic. Marmorierte Panaschierungen.
. Beta vulgaris
. Brassica rapa gongylodes
. Curdamine pratensis
. Centaurea jacea
. Cynmoglossum officinale
” n
. Eryngtum campestre
. Helianthus ammwus
. Limaria annua
. Platanus acerifoba
. Populus nigra
. Prunus spinosa
. kosa sp.? (kultiviert)
. Rubus idaeus
. Rubus spec. ?
. Rumex patientia
1905 u.
Gola odorata
. Viola silvestris
. Vitis vinifera
N n
1913
1916
1908
1900
1905
1913
1909
1916
1915
1916
1896
1914
1916
1909
1916
190
1915
1912
1910
1909
1910
Odenwald
Kr.
Kr:
Kr.
Kr.
Münster a. St.
Planzenschutzbezirk
Wallertheim
Münster a. St.
Kir:
Bingerbrück
Haardt
Kr.
Kreuzbach b. Bingerbrück
Rheinstein „ a
Kar
Kr. (Lohr)
Kr
Kr. (Gans)
Kr. (Norheim)
Kr. (Hungriger Wolf)
Sektorial und marmorierte Panaschierungen.
. Cornus sanguinea
56. Fagus silwatica
57. Salvia pratensis
. Symphoricarpus racemosd
59. Teuersum scorodonia
. Urtica dioica
1907
eo
1895
1916
1598
191
Trumbach
1KCTEL
Kr.
Kr:
Kronweiler
Windesheim
Id. Pulverulente Panaschierungen.
. Carpinus betulus
. Robiniu pseudacacıa
. Stlene vulgaris
. Viburnum lantana
1912
1910
7312
1910
Jassel
Gudensbure
Kr
54 L. Geisenheyner:
IlIa. Zebrapanaschierungen fehlen.
Ilb. Fleckenpanaschierungen.
65. Ballote nigra 1913 Oppenheim
66. Prumus spinosa 1916 Ebernburg
67. Trifolium pratense Oo, Ser:
68. Nitis vinifera 1910
Ile. Netzadrige Panaschierungen.
69. Convolvulus arvensis häufig
70. Oymoglossum offieinale 1911 Schloßböckelheim
71. Pilmonaria obseura Dum. 1889 Huttental
12. Sonchus arvensis 1koyter 108;
Zu einigen dieser Panaschierungen möchte ich nun ein paar
Bemerkungen machen:
3ei Nr. 1, 2 und 3 sind nur die Zähne oder Lappen des Blatt-
randes nicht grün, sondern bei 1 und 2 gelb, bei Betonica weiß.
Nr. 6, 8 und 9 dürften auch als Periclinar-Chimären auf-
zufassen sein.
Bei Nr. 7 sind alle die linealen Fiederteilchen mit einem
schmalen rötlichen Randstreifen umgeben, so daß die Blätter, besonders
als sie noch frisch waren, einen ganz eigentümlich reizenden Anblick
darboten.
Nr. 11 enthält zwei Blätter von wildem \Wein, die ich in meinem
Gärtchen gefunden habe. Das eine ist groß und normal gestaltet
bis auf eines seiner Teilblättchen, das eine grüne und eine chlorophyll-
lose Spreitenhälfte hat. Das andere zeichnet sich auch noch dadurch
aus, daß es in ein gefiedertes Blatt umgebildet ist, von dem nur
die eine Hälfte grün ist, während die andere chlorophyllifrei und sehr
viel kleiner und zarter als die grüne ist’). Verel. Abb. 1.
Nr. 20. Ich bin mir nicht ganz klar, ob das Exemplar hierher
zu setzen oder ob es eine an Öhlorose erkrankte Pflanze ist. Ihr
unterer Teil ist grün, der obere ganz und gar gelblich-weiß. Durch
eine kleine Anzahl nur zur Hälfte grüner Blätter werden beide Teile
vermittelt.
Nr. 23 und 24. Die Abnormität ist bei Tar. off. recht häufige:
(ich habe mir nur zwei hübsch ausgebildete Exemplare aufgehoben),
scheint aber bei Viscum
?) Die der Abbildung zu Grunde liegende Zeichnung verdanke ich Frl.
Joh. Danz.
N
a >
7
Ueber einige Panaschierungen. 55
Nr. 26 sehr selten zu sein. Das eine Blatt meines Stückes
hat einen hellgrünen Längsstreifen, der aber nur wenig tief in die
Blattmasse eindringt.
Nr. 27, 28. Am Weinstock ist die Panaschierung hier um
Kreuznach keine seltene Erscheinung, denn an den verschiedensten
Rebensorten findet man häufig Blätter mit allen Arten von Bunt-
blättrigkeit. In Nr. 23 habe ich mir eine so bunte Geize aufgehoben,
Abb. 1. Ampelopsis quinquefolia.
die es fast mit Abutilon Thompsoni aufnehmen könnte. Leider ver-
ändert sich das schöne Grün der Weinblätter trotz größter Sorgfalt
beim Trocknen sehr zu seinem Nachteil.
Nr. 34 und 41. Bei Schloß Lichtenberg im Odenwald fand ich
einige Runkelrüben mit sehr großen weißen Placken in den Blättern
und mit etwas graugrünen, bei denen nur die oberen Zellschichten
chlorophylifrei sind. Die hellen Stellen sind so außerordentlich dünn
und fast durchsichtig, daß man meinen könnte, es sei zwischen der
ober- und unterseitigen Epidermisschicht überhaupt keine Zellbildung
zustande gekommen, Ganz ähnliche Blätter hatten einige Stöcke der
56 L. Geisenheyner:
Sonnenblume in der Planzung in Wallertheim°), von denen ich eine
Anzahl getrocknet habe, und ebenso die Blätter eines kleinen Schwarz-
pappelzweiges, den ich 1896 von einer der Rheinkrippen mit-
gebracht habe.
Nr. 43. Platanus acerifolia. Im August d. J., als die Platanen
der vor kurzem bepflanzten Planiger Straße beschnitten wurden,
schickte mir der Stadtgärtner Ahrens vier Zweige von je über 1 m
Länge, die mit panaschierten Blättern bis zu 13 Stück besetzt
waren. An allen sind die älteren am meisten, zum Teil sehr stark
buntscheckig und insofern von prächtigem Aussehen, als zu den in
verschiedenem Grün gekleideten Stellen noch Teile der chlorophyll-
freien weißen Flecken bereits welk und darum braun gefärbt sind.
Nach der Triebspitze zu nimmt die Fleckung ab. so daß die letzten
Blätter ganz oder fast ganz grün sind. Alle vier Zweige stammen
von demselben Baum, dessen einer Ast sich bis jetzt alljährlich so
schön geschmückt hat.
Nr. 69—72. Die Netzpanaschierung, die von Küster als
unter die Fleckenpanaschierung fallend angesehen wird, scheint mir
doch so sehr auffallend von den übrigen Erscheinungsformen dieser
abzuweichen, daß es mir geraten erscheint, sie als mehr oder weniger
gleichwertige von ihr abzutrennen. Bei kultivierten Holzgewächsen,
wie z. B. bei Zonicera flexuosa Thunb. var. aureo-reteulata, ist sie ja
lange bekannt und wird ihres reizenden Aussehens wegen auch gem
verwendet, aber für die freilebenden Stauden und die noch kürzer ihr
Leben fristenden Gewächse hat doch wohl erst Kanngießer die
Aufmerksamkeit darauf gelenkt durch seine Artikel über Oxalis ace-
tosella in der Naturw. Wochenschr. XII. N. F. S. 79 u. 288. Bereits
vor beinahe 30 Jahren habe ich solch ein schön gezeichnetes Exemplar
von Pulmonarza obseura Dum. im Huttentale bei Münster a. St. ge-
funden und zufällig mir auch aufgehoben. Später ist mir das sehr
häufige Auftreten goldzelb geaderter Pflanzen von (onvolvulus arvensis
aufgefallen, aber immer nur im Vorsommer: daß ich sie jemals noch
im Spätjahr gesehen hätte, dessen kann ich mich nicht erinnern.
Bei den beiden Herbarexemplaren, die ich nur aufgelegt habe (Juni
1913), sind die gelben Netzlinien schon blaß und dazı derartig breit,
daß nur noch wenig deutlich grün gefärbtes Parenchym vorhanden
ist. Die Blätter werden meist ganz und gar gelblich und treiben
nur kümmerliche Blütenknospen. Meine Belegexemplare von ('yno-
glossum und Sonchus, beides blütenlose Triebe, sind auch im ‚Juni
®) L. Geisenheyner. Teratologisches und Blütenbiologisches. Berichte der
Deutsch. Bot. Gesellsch. XXXIV. 1916, S. 775.
Ueber einige Panaschierungen. DM
aufgenommen und haben beide die schöne klare Netzaderung nur auf
den älteren Blättern. Da sie sich bei den jüngeren nach der Trieb-
spitze zu mehr und mehr verliert, so scheint mir daraus auch hervor-
zugehen, daß die Netzpanaschierung mehr eine Frühjahrserscheinung
ist. Uebrigens habe ich die von Kanngießer und seinen Gewährs-
männern besprochene Netzaderung an Oxalıs auch im Huttentale
gefunden; ich habe sie aber in mein Verzeichnis nicht mit auf-
genommen, weil mir ein Belegexemplar dazu fehlt.
Nr. 29 pis 389. Sektorialchimären.
Nr. 32. Stellaria holostew L. Die folgenden fünf Pflanzen hatte
ich als Beispiele von mehr oder weniger ausgeprägter Panaschierung
in meine Sammlung gelegt, bis mir durch die oben angeführte Be-
merkung von Prof. Jahn Zweifel an der Richtigkeit meiner Meinung
aufstiegen. Genaucre Durchmusterung meiner Pflanzen und Einsicht
in die einschlägige Literatur hat mich aber nun zu der Ansicht
gebracht, daß nicht nur die damals vorgelegte Stellarza, sondern
noch vier andere Arten von den Panaschierungen auszuscheiden sind,
la sie als Sektorialchimären angesehen werden müssen. Es dürfte
sich empfehlen. die interessante Stellaria holostea zuerst genauer zu
betrachten. Ich fand sie am 25. April 1914 am Fuße der Haardt
bei Kreuznach, wo sie sich aus einem dichten Rasen ihrer Art-
genossen durch ihre rein weiß panaschierten Blätter auffallend heraus-
hob. Mit einer dieser durchaus normalen Pflanzen war sie durch
die kriechende Grundachse verbunden. Aber nicht nur, daß sie
panaschierte Blätter hatte, war das Auffallende, sondern vielmehr
der eigentümliche Wechsel in der Verteilung der weißen und grünen
Stellen. Schon bei den untersten, sehr kleinen, nur durch ganz kurze
Internodien getrennten und bereits welkenden Blattpaaren finden sich
zwei nur zur Hälfte grüne Blätter, das folgende 1'/;; cm davon ent-
fernte größere Paar ist auch verschieden gefärbt. Das grüne Blatt
desselben ist ganz mit Sporenhäufchen von Pucceinia arenariade besetzt.
Da ich zuerst nicht bemerkt hatte, daß die Farbenabnormität auch
schon oberhalb dieses Blattwirtels aufgetreten ist, so glaubte ich,
es könne der Pilz vielleicht für ihre Entstehung in Frage kommen:
doch ist das ja schon darum nicht anzunehmen, weil bei seinem
häufigen Vorkommen an Alsineen bei diesen die Panaschierung so
äußerst selten ist. Mir ist außer der von mir gefundenen überhaupt
keine bekannt. Diesem Blattpaare folgt nun ein weißes mit schmalem
srünem Rande. Vom nächsten Paare ist das eine Blatt ganz weiß,
das andere hat nur einen schmalen weißen Rand. Das darüber-
stehende Internodium des vierkantigen Stengels hat zwei grüne und
58 L. Geisenheyner:
zwei weiße Flächen, die auf den Kanten angehefteten Blätter sind
beide zwischen grün und weiß geteilt und zwar so, daß das über
dem mehr grünen Blatte des vorigen Knotens sitzende nur in seiner
Viertelbreite grün, das andere genau zur Hälfte weiß ist. Am nächsten
Internodium bleiben, wie bei allen folgenden, dieselben zwei Stengel-
seiten grün, aber die Blattfarbe wechselt: das über dem zur Hälfte
grünen Blatte sitzende ist weiß. sein Gegenblatt zur Hälfte grün.
Den a
Abb. 2. Stellaria holostea.
Im nächsten Wirtel steht ein halbiertes Blatt über dem weißen,
über dem grün und weißen ein ganz schmal grüngerandetes weißes;
doch reicht der grüne Rand nur bis zur Mitte. Noch zwei Wirtel
zeigen diesen Farbenwechsel, dann folgt der von einem weißen und
einem grünen Deckblatt gestützte Blütenstand. Er ist noch nicht
entfaltet — ich konnte die an schr eefährdeter Stelle stehende
[b} |
Ne)
Ueber einige Panaschierungen.
Pflanze nicht länger stehen lassen —, aber es stehen sich weiße und
grüne Knospen gegenüber, und die am weitesten entwickelte hat ein
srünes und drei weiße Kelchblätter. Ist schon die Darstellung der
Kombination von Farbenwechsel und Blattstellung nicht ganz leicht,
so glaube ich doch, daß es noch viel schwerer ist, sich daraus ein
richtiges Bild der seltenen Pflanze zu machen, und darum habe ich
Vorsorge getroffen, der Vorstellung durch ein Bild zu Hilfe zu
kommen, zu dem mir Herr Dr. Schmitthenner in dankenswerter
Weise die Photographie aufgenommen hat. Noch in einer anderen
Beziehung wird die Beschreibung durch die Abbildung ergänzt in-
sofern, als die sichelförmigen Blätter auf den ersten Blick erkennen
lassen, daß der chlorophyllarme oder des Farbstoffs durchaus er-
mangelnde Teil der Blätter dem grünen im Wachstum nicht folgen
kann und deshalb überall von ihm überholt wird, wodurch eben die
Sichelform entsteht.
Es ist schr schade, daß ich die Pflanze nicht bis zur Samen-
reife stehen lassen konnte, um eine möglicherweise vorhandene
Vererbung der Chimärenbildung feststellen zu können. Da ich aber
den Standort sehr genau wußte, so habe ich im Frühjahr 1915 u. 16
die Stelle eingchend nach einem zweiten Exemplar untersucht. Da
doch seine Wurzel im Zusammenhang mit den andern gestanden hatte,
so glaubte ich an die Möglichkeit, noch ein Exemplar finden zu
können. Meine äußerst geringe Hoffnung ist zuschanden geworden.
Nr. 80. Genista germania L. Aus der Gegend des benach-
barten Stromberg habe ich am 26. Juli 1906 ein nichtblühendes
Stengelstück seiner eigentümlichen und schönen Panaschierung
wegen mitgenommen. Von 5 em Höhe an treten plötzlich drei
grin-weiße Blätter anf, nicht unmittelbar übereinander stehend, aber
von derselben Stengelkante entspringend. Diese ist zuerst Kaum
bemerkbar gelblich gefärbt, wird weiter oben. aber deutlich gelb
und etwas breiter. an der Spitze des Triebes sogar breiter als der
srüne Stengelteil. Alle auf dem hellen Streifen entspringenden
Organe sind mehr oder weniger weiß, die dornigen Aestchen ganz,
viele Blätter zur Hälfte; den letzten 15 fehlt das Grün ganz. Die
auch von Herrn Dr. Schmitthenner herrührende Abbildung (siehe
nächste Seite) zeigt diese Verhältnisse nicht so schön deutlich wie
bei der Stellaria, weil hier die nichtgrünen Pflanzenteile von Anfang
an mehr gelblich als weiß waren.
Nr. 31. Potentilla anserina L. Ganz ähnlich ist die Ausbildung
der Abnormität an einem Blatte von Potentilla anserima, das ich
1904 am Naheufer gefunden habe. In der Mitte der Oberseite der
60 L. Geisenheyner:
Blattspindel verläuft eine hellere Linie, von der aus in die untere
Hälfte des Grundes der rechts stehenden Teilblättchen je ein heller
Fleck abgeht, der stetig an Größe zunimmt. Das gilt sowohl von
la:
Abb. 3. Genista germanica.
den größeren gesägten Blätt-
chen als von den zwischen
ihnen stehenden kleinen, tief-
gespaltenen Segmenten. Die
beiden letzten Blättchen vor
der Spitze sind durchaus weiß,
das ganze Endblättchen aber
grün.
Nr. 29. Cheiranthus cheiri L.
Bei dem Gärtner Hübsch-
Reuther, dem ich manche
schöne Abnormität verdanke,
fand ich Ende April 1910 im
freien Lande einen 18 cm
hohen, stark verzweigten Stock,
der mir dadurch auffiel, daß
er auf einer Seite chlorophyli-
freie weiße Blätter trug. Ge-
nanere Betrachtung zeigte, daß
auch der Stengel von etwa
Viertelhöhe an auf dieser Seite
ganz weiß war und daß erst von
da an die Blätter angefangen
hatten, sich zw "entfärben.-
Die ersten sind ungleichseitig
und haben eine grüne, normal
ausgewachsene Hälfte. Die
andere jenseits des Mittelnervs
ist dünner, kaum halb so breit
und weiß. Weiter nach oben
am Stengel nimmt das Weiße
zu; einige Blätter haben grüne
Längsflecke von halber bis
drittel Blattbreite, andere zeigen
nur noch Spuren von Grün, die
meisten sind ganz weiß, ein-
schließlich der nach dieser Seite hin liegenden Sepalen. Von zweien
am Rande des weißen Pflanzenteils nahe der Blüte stehenden Blättern
Ueber einige Panaschierungen. 61
ist das eine zur Hälfte grün, das andere sehr schmal weiß gerandet;
ein Zweig, der aus dem hellen Stengelteil entspringt, ist ausnahmslos
mit weißrandigen Blättern besetzt.
Nr. 33. Valerianella carinata Loisel.e Fast genau dieselben
Verhältnisse finden sich an einem Exemplar dieser Art, das ich am
80. April 1912 in der Nähe von Freilaubersheim gefunden habe.
Auch hier trägt der Stengel zuerst zur Hälfte weiße Blätter, dann
entspringt aus einem der Blattwinkel ein weißer Zweig, der einen
sehr schmalen grünen Streifen hat. Außer einigen Blättern, die
einen schmalen grünen Fleck über dem Mittelnerv zeigen, ist alles
übrige an den beiden Gabelzweiglein weiß.
Anhang.
In meiner Sammlung buntblättriger Pflanzen liegen noch
einige, von denen es mir zweifelhaft ist, ob sie zu den Panaschierun-
gen gerechnet werden können oder nicht. Zunächst ein schönes
Exemplar von Falcaria vulgaris. Ich habe es im Juni 1913 am
Wegrande gefunden und war durch seine Doppelfärbung darauf
aufmerksam geworden. Mir schienen die unteren Blätter schon
verwelkt, obwohl die Pflanze sich eben anschickte, die Blüten zu
öffnen. Aber sie sind nicht welk, sondern stehen in voller Kraft-
entfaltung an dem grünen Stengel, haben aber eine hellzimmetbraune
Spreite und in allen ihren Verzweigungen einen dunkelbraunen Mittel-
nerv. Auffallend ist dabei, daß die vier unteren Blätter so braun
gefärbt sind und noch das sechste, während das fünfte, sowie der
ganze übrige Teil der Pflanze normale Grünfärbung zeigen.
Ferner besitze ich einige Stücke von Teuerium chamaedrys
vom Rotenfels bei Kreuznach (1906) und vom Pflanzenschutzbezirke
bei Schloßböckelheim (1909), an denen die Stengelblätter normal
dunkelgrün gefärbt sind, aber die aus ihren Achseln entspringenden.
Seitensprosse sind ganz blaß, allerdings auch noch nicht entwickelt.
Ganz dieselbe Fırscheinung zeigen Stücke von Medicago sata, nur
ist da die Entfärbung in viel höherem Grade aufgetreten, da nach
der Triebspitze zu alle Blätter -»ganz weiß (Haardt bei Kreuznach)
oder doch ganz hellschwefelgelb (Simmern) geworden sind. Das
dürften wohl beides Beispiele von Chloroseerkrankung sein.
Mit diesen kurzen Nachbemerkungen will ich meine Mitteilungen
schließen und nur noch hinzusetzen, daß ich sie nur in der Absicht
gemacht habe, die Aufmerksamkeit der Botaniker noch mehr auf
diese Sachen, besonders aber auf das Vorkommen von Chimären
hinzulenken.
Dritter Beitrag
zur Pilzkunde des Herzogtums Anhalt.
Von
R. Staritz.
Auch dieser dritte Beitrag zur Pilzkunde des Herzogtums Anhalt
(vergl. Verh. B. V. Prov. Brandenburg XLV. 1903, S. 59 96; und
LV. 1913, S. 55— 86, zweiter Beitrag) schließt sich an die Krypto-
gamenflora Rabenhorst-Winter an und berücksichtigt besonders
Teil 4 bis 7 mit Nachträgen zu den vorhergehenden; gleichzeitig wurde
auch versucht, die Ergebnisse der neueren Forschungen anzuwenden.
Das Gebiet der Angaben ist dasselbe geblieben, nur mit der Aenderung,
daß einige Fundorte, welche mir Herr Kurt Schultz. aus Köthen,
Student der Naturwissenschaften, aus der Umgebung von Zürich u.a. ©.
übergab, eingefügt wurden. Es ist mir geglückt, einige für Deutsch-
land neue Arten aufzufinden, zZ. B. AHainesia rhoina (nach Professor
v. Höhnel), Sphaeropsis lauri, Rhabdospora arnoseridis, Oylindrophoma
Cookei (nach Prof. v. Höhnel), Dendrophoma affinıs, Russula densifolia,
Mycosphaerella Stellurinearum Krst. und Clavaria pulchella, ebenso
aber auch einige neue Spezies angeben zu können, diese sind:
Phoma Diedickei, Ph. Lindaviana, Ph. Sherardiae, Ph. Stroeseana,
Ph. alısmatis, Ph. hippuridis, Macrophoma Staritzii Sac., Ascochyta
Herreana, Asc. Diedickei, Diplodina Feichteriana, D. sılybi marianı,
D. Weyhei, Septoria Spergulariae Bres., Comothymum Dianthi,
Microdiplodia Henningsü, MM. Colletiae, M. Dracaenae, Hendersonia
saponariae, Camarosporium Forsythiae, ©. Kirchmeri, C. Bhodotypi,
(Gloeosporium Henningsi. Nemaspora castaneae Bres., NMarssonina
extremorum Syd., M. Staritzuü Bres., Coryneum anhaltımum.
Das Herzogtum Anhalt war bis in die neuere Zeit in pilz-
kundlicher Hinsicht wenig berücksichtigt worden. Im Jahre 1838
erschien die das ganze Pflanzenreich umfassende Flora anhaltina
von H. Schwabe. Nach dieser Zeit werden nur wenige Beobach-
tungen über Pilze, bezw. Kryptogamen Anhalts bekannt gegeben:
Dritter Beitrag zur Pilzkunde des Herzogtums Anhalt. 69
Professor Lamprecht-Zerbst über das massenhafte Auftreten des
Schleimpilzes Aethalium septicum in der Mitte der 70er Jahre des
vorigen Jahrhunderts und Leptostroma lriodendri Link in Rabenhorst
Deutschlands Kryptogamenflora Bd. 1, S. 141, und P. Kummer,
Führer in die Pilzkunde, gibt als den Standort seines Doletus urens
das Friedrichsholz bei Zerbst an.
Allen den Herren, die mich durch Bestimmung mir zweifel-
hafter Pilze, wie auch durch das Ueberlassen gesammelten Materials
unterstützt haben, sage ich auch hierdurch nochmals meinen herz-
lichsten Dank. Die vorgesetzten Nummern bilden die Fortsetzung
der Nummerierung des zweiten Beitrages. Die Abkürzungen bedeuten
wie in den früheren Beiträgen: C=Köthen, D=Dessau, Z=Zerbst.
Ustilagineae.
Ustilago hypodytes (Schl.) an Tritieum repens, D: am Kornhaus.
855. U. Maydis (DO.). C: am Bahnhof (Heri Mittelschullehrer Wind).
856. U. scorzonerae (A. et Schw.), an Tragopogon pratensis, D:
Friedhof zu Ziebigk, an Scorzonera humils, D: im Rößling bei
Mosigkau, zuerst von Herrn Lehrer A. Zobel und später
auch von mir gefunden, [aus der Umgegend von Zürich-Sch weiz
durch Herrn K. Schultz erhalten, auch auf Scorzonera humilis).
U. Tritiei (Pers.) Jens. an Triticum vulgare, C: bei Baasdorf.
U. Jensenüt Rostr. an Hordewm vulgare, U: bei Köthen und
Schortewitz, an H. hexastichon, D: b. Mosigkau.
U. nuda (Jens.) Kell. u. Sw. an Hordeum vulgare, C: Pilsenhöhe.
U, perennans Rostr. an Arrhenatherum elatius, D: in der Sale-
gaster Aue und bei Roßdorf.
U. violacea (Pers.) an Melandryum album Grek., D: im Küh-
nauer Park, im Rößling bei Mosigkau und bei Goltewitz bei
Oranienbaum.
Anthracoidea caricis (Pers.) in den Früchten von Carex flava
[am Pilatus b. Zürich (K. Schultz)].
Thecaphora capsularım (Fr.) Desm. in den Früchten von (on-
volvulus arvensis, D: Jahnsche Gärtnerei, Friedhof in Mosigkau.
Entyloma serotinum Schröt. an Symphytum offieınale, D: bei
Ziebigk und im Unterbruch zwischen Kleinkühnau und Aken.
Doassansia sagittariae (West), D: an Sagittaria sagittaefolia
am Kühnauer See und am Kapengraben zwischen dem Kapen
und Vockerode.
Urocystis anemones Pers. an Anemone nemorosa, C: auf dem
Petersberg [und bei Schönebeckl.
857
[o @)
[wa
8559.
R. Staritz:
Uredineae.
Uromyces Ficariae Schum. an Fcaria verna im Bergholze am
Petersberge [und bei Schönebeck rechts der Elbe], Z: am
Hubertusberg bei Coswig und bei Roßlau.
U, caryophyllinus (Schr.) an kultiv. Nelken, D: im Herzog].
Küchengarten.
|. yhyteumatum (DC) an Phyteuma spicatum, bei Zürich
(K. Schultz)].
[|V. alchemillae (Pers.) an Alchimilla vulgaris, bei Zürich
(K. Sehultz)).
U. geranii (DU.) an Gerantım molle, ©: bei Köthen und Kdderitz.
U. excavatus DO. an Euphorbia cyparissras, C: bei Arendsdorf
(K, Schnltz)].
U. polygoni (Pers.), ©:
(K. Schultz).
U. acetosae Schröt. an Aumex acetosa, U: in der Lödderitzer
Forst.
7. trifoli (A. et Schw.) an Trifolium repens, ©: bei Köthen
am Wasserwerk (RK. Schultz),
U. Fabae (Pers.) an Vicia sativa, C: an der Pilsenhöhe.
I’, poae Rbh. I an Flcaria verna, am Hubertusberg bei Coswig,
und im Bergholz am Petersberg.
|U. medicaginis falcatae (DG.) an Medicago falcata bei Jena in
Thüringen (v. K. Schultz und mir gefunden)].
|. cacaliae (DC.) an Adenostyles glubra, bei Zürich (RK. Schultz)].
|U. aconıtz Iyeocton: (DC.) an Aconitum Iycoctonum, am Pilatus
bei Zürich (K. Schultz)].
Urom. pisi (Pers.) an Zathyrus platyphyllos, D: bei Wörlitz.
|T. Dactylidis (Otth.) an Dactylis glomerata, bei Zürich;
K. Schultz].
Puceeinia glechomatis DU. an Glechoma hederacea, CO: am Zehringer
Busch (K. Schultz), D: in der Salegaster Aue.
P. malvacearum Mont. an Malva neglecta, C: bei Baasdorf und
Wieskau.
[P. compacta DBy. an Anemone vernalis, bei Jena in Thüringen
(K. Schultz)].
{4
bei Köthen an Polygonum avieulare
P. Baryi (B. et Br.) an brachypodium pinmatum, D: Sale-_
gaster Aue.
P. arenariae (Schum.) an Stellaria nemorum, D: im Unterbusch
zwischen Kleinkühnau und Aken, auch an der Georgsburg bei
Könnern an Arenaria serpyllifoka (K. Schultz)].
o.-
60.
s61.
Dritter Beitrag zur Pilzkunde des Herzogtums Anhalt. 65
BP. obsceura Schröt. an DZuzula multflora, Z: bei. Lindau im
Gehege, am Schwarzenberge und am Hubertusberg bei Uoswieg.
P. suaveolens (Pers.) an Cirszum arvense, U: bei Güdersee und
an der Pilsenhöhe.
Puce. fusca Relh. an Anemone nemorosa, C: am Petersberg
[und bei Zürich, K. Schultz].
>
‚DB. menthae (Pers.) an Mentha arvensis. verbreitet, z. B. bei
Möst und Reinsdorf im Kreise €.
P. eichoracearum DO. an Cichorimm intybus, CO: bei Güdersee
(K. Schultz).
P. lactucarum Syd. an Lactuean muralis, H: bei Güntersberge
FZunich: RK. Schultz].
P. pieridis Hazsl. an Pieris hieracioides, C: an der Pilsenhöhe.
| P. montana Fekl. an Centwurea montana, bei Zürich (K. Schultz)
P.leontodontis Jacky an Leontodon autummalis, D: bei Quellendorf
(K. Schultz); an ZL. haspidus, C: Reinsdorf (K. Schultz).
P. centaureae DC. an Centaurea Jacea, GC: bei Edderitz und
Pfaffendorf (K. Schultz).
P. eirsii lanceolati Schröt. an Cüirsimm lanceolatum, C: Lödderitzer
Forst (R. Schultz).
P. crepidis Schröt. an Crepis biennis, C:
(K. Schultz).
P. prenanthis (Pers.) an Prenanthes pwrpurea |bei Zürich
(K. Schultz)
P. galii (Pers.) an Galium verum, Z: bei Steckby (K. Schultz).
P. adoxae DV. an Adoxa moschatellina auf dem Petersberge im
Bereholz u. Z: b. Roßlau am Abhang nach der Hautwoll-
fabrik zu.
P. violae (Schum.) an Viola odorata, D: im Wörlitzer Park.
[P. carieis montanae an (arex montana, bei Zürich (K. Schultz).
P. simplee Körn. an Hordemm distichwn, ©: bei Köthen.
P. coronifera Kleb. an Arrhenatherum elatus, C: bei Güdersee;
an Avena pratensis, C: bei Wieskau; I an Anchusa italıca, C: in
einem Garten zu Köthen (K. Schultz).
P. coronata da. |1.an Ahamnus frangula, b. Zürich, K. Schultz)).
P. poarum Niels I an Tussilago farfara, C: bei Zehringen
(K. Schultz).
P. phragmitis (Schum.) Körn. an Phragmites communis. D:
(Graben zwischen Alten und der Brachmeierei.
P. carieis (Schum.) an Carex riparia, C: Pfaffendorfer Teich
(K. Schultz). |
an der Pilsenhöhe
Verhandl, des Bot. Vereins f. Brandenb, LIX. 5
862.
369.
864.
R. Staritz:
Phragmidium subcortierum (Schr.) an Kosa, GC: in Köthen und
D: im Wörlitzer Garten.
Gymnosporangium sabinae (Dicks.) Il an Pirus communis, D:
im Wörlitzer Park.
G. jumiperinum (1.) I auf Sorbus aucuparia, ©: bei Köthen
(Mittelschullehrer Wind-Köthen).
Cronartium ribicolum Dietr. an Zribes nigrum, D: im Wörlitzer
Park.
Melampsora epitea (Kze. et Schum.) Thüm. an Salz viminalıis,
C: am Schachtteich bei Pfaffendorf (K. Schultz).
M. helioscopiae (Pers.) an Kuphorbia peplus in C. und D.
verbreitet; an E. exigua C: bei Gröbzig; bei Baasdorf von
K. Schultz gefunden; an &. Esula, C: bei Wieskau und Straße
von Köthen nach Baasdorf.
Thecapsora galıı (Lk.) Mag. an Gabum verum, D: bei Ziebigk.
Colsosporium campanulae (Pers.) jan Phyteuma spicatum bei
Zürich] an Campanıla rapuınculoides, C: bei Köthen und Kattau
(RG Schultz).
C. soncht arvensis (Pers.) an Sonchus asper, C: bei Güdersee;
und an 5. arvensis, C: bei Köthen und Baasdorf (K. Schultz).
©. tussilagenis (Schum.) an Tussilago farfara, C: bei Güdersee
(K. Schultz).
Ochrospora sorbi (Ood.) Dietel, die Aecidienform an Anemone
nemorosa, D: im Georgengarten und auf dem Petersberge im
Bergholz, Z: am Hubertusberg bei Coswig.
Exobasidiaceae.
Exobasidium vaccını Wor., D: an einem kult. ZAhododendron
aus Dessau erhalten.
Dacryomycetaceae.
Calocera viscosa (Pers.) verbreitet, an Pıinus silvestris, z. B.
Z: Wälder am Spitzberg und Roßlauer Forst.
©. cornea (Batsch) an faulendem Ast von Pinus silvestris, 7:
am Spitzberg am 10. Nov. 1916.
Daeryomyces deliquescens (Bull.) auch in Z. verbreitet.
D. stillatus Nees, D: im Mausoleumpark.
Tremellaceae.
Tremella lutescens Pers. an faulenden Quercusästen, D: im
Kühnauer und Wörlitzer Park.
Tr. fimbriata Pers. an Detula alba, D: im Wörlitzer Park.
02)
u
Dritter Beitrag zur Pilzkunde des Herzogtums Anhalt. 64
Thelephoraceae,
Stereum sangwimolentum (Alb. et Schw.), Z: Roßlauer Forst.
St. hirsutum (Willd.) Pers. an faulendem Holz. D: Mauso-
leum-Park.
Cortienum antochroum Fr., Z: an Detula alba am Spitzberg.
C. sambueci Pers. an Sambueus nigra, D: Mosiskauer Heide,
östlich der Eisenbahn im Möster Revier.
C. centrifugum (Lev) Bres., bis jetzt nur D, beobachtet an
Tilia, Robinia, Ulmus, Aesculus und Prumus domestica. Die
Bestimmung verdanke ich Herrn Prof. Dr. G. Lindau.
C. quereinum (Pers.) an Aesten von (@rrereus, D: im Kühnaner
Park. Auf Seite 75 des ersten Beitrages, diese Verhandl. 1903.
enthält die erste Zeile einen sinnentstellenden Fehler, es. muß
nicht Oyphella ochraceum, sondern Cortieium ochr. heißen.
Peniophora subtilis (Schröt.) v. Höh. et L., D: an Pinus silvestris
in der Mosigkauer Heide, Revier Möst.
Telephora terrestis Yhrh., verbreitet, 2. B. D: Mosigkauer
Heide, 7: Roßlaner Forst und Wälder am Spitzberg und bei
Coswig.
Th. lacıniata Pers. verbreitet in den Wäldern des Kreises 7:
im Roßkauer Forst, Bernsdorfer Revier und am Hubertusberg
bei Voswig.
Th. earyophyllea (Schäft.) Pers. verbreitet in den Wäldern der
Kreise D. u. Z.
Th. paimata (Scop.), Z: Roßlauer Forst, D: bei Oranienbaum
und Gohrau.
Solenia ochracea Hoffm. an Aesten von Salz und Quercus, D:
im Luch zwischen Rehsen und Riesigk und in der Breske; an
Robinia pseudacacia und Lonicera tatarica, D: im Kühnauer Park.
Clavariaceae.
Typhula pusilla Pers. an faulenden Blättern von Pirus
commamis und P. malıs, D: an der Jahnschen Gärtnerei, und
von Populus tremula am Golpaer Steinbruch.
T. candida Fr. an trockenen Blättern von FPirus Jjaponica
(Cydonia jan.), D: in der städtischen Pflanzenschule.
Clavaria inaequalis Müll. f. capitata. D: im Mausoleum-Park
(nach Bresadola), die Hauptform verbreitet D: im Kühnauer
Park, und Z: Roßlauer Forst.
Ol. eristata Holmskj. D: im Mausoleum-Park.
Ol. |graeilis Pers. in den Wäldern bei Pulsnitz-Lausitz].
5*
889.
354.
Re Staritz:
Cl. [strieta Pers. bei Pulsnitz].
Cl. ceroceas Pers. D: im Mausoleum-Park.
Cl. canaliculata Fr. D: im Mausoleum-Park.
Cl. spathuliformis Bres. v. capitata. D: im Mausoleum-Park
(nach Bresadola).
Ol. juncea Fr. ©: im Ziethebusch bei Köthen (K. Schultz).
Ol. pulchella. D: im Mausoleum-Park unter Tikia grandifolia
(nach Bresadola).
Im Georgengarten bei D. wurde im September 1916 die der
Cl. pulchella ähnliche Form O1. subtilis Pers. gefunden.
Ol. vermiculata Mich. D: im Mausoleum-Park und Kühnauer Park.
Cl. grisea Krmbh. D: im Mausoleum-Park.
Ol. rugosa Bull. D: im Georgengarten und im Mausoleum-Park.
Ol. falcata Pers. auf Wegen. Z: in der Roßlauer Forst.
Cl. Krombholzäi Fr. D: im Kühnauer Park.
Cl. apieulata Fr. Z: in der Roßlauer Forst am Grunde einer
Kiefer.
Cl. fastigiata L. Z: Roßlauer Forst.
Sparassis crispa Fr. in den Wäldern der Kreise D. und Z. ver-
breitet. Geruch angenehm. Das letzte schön entwickelte
Exemplar dieses Jahres wurde am 10. Dezember 1916 ge-
funden in der Kienheide bei D. Nach Herrn Lehrer Zobel:
Z: Wörpener Kiefernwald.
Hydnaceae.
Irpex fuscoviolaceus Fr. D: bei Oranienbaum an der Müchauer
Mühle und Wälder zwischen Goltewitz und Jüdenberb Z: Wal-
dungen am Spitzberg.
Hydnum Schiedermayri Heufl. Obst-(Apfel-Janpflanzungen
zwischen D. und Roßlau, an Apfelbäumen in Altjeßnitz.
H. auriscalpium L. Z: Wälder am Hubertusberg (Möllensdorfer
Revier).
H. repandum L. D: Mosigkauer Heide (Kochstedter Revier).
2. H. laevigatum Sw. Z: Wälder am Spitzberg.
A. imbricatum L. D: Wälder zwischen ÖOranienbaum und
(rräfenhainichen.
Polyporaceae,
Daedalea unicolor (Bull.) Fr. D: an alten Baumstumpfen in
der Kühnauer Forst. |
D. confragosa (Bull.) Fr. D: an alten Baumstumpfen im
Kühnauer Park.
856.
887.
888
889
sy0.
891
892.
Dritter Beitrag zur Pilzkunde des Herzostums Anhalt. 69
Poria subfuscoflavida (Rostk.). D: Mosigkauer Heide.
P. incarnata A. et Schw. D: Mosigkauer Heide (östlich der
Bahn) und Schierauer Forst.
P. violacea Fr. an entrindetem Nadelholze. D: Mosigkauer
Heide.
P. ferruginea (Schr.). D: am Kirschberg bei Ziebigk und bei
Libehna bei Raguhn.
Fomes luıcidus (Leyss.). D: an alten Baumstumpfen (Quercus)
auf Waldwiesen. D: zwischen Dellnau und Vockerode, Wör-
litzer Park, im Rößling bei Mosigkau. Z: Roßlauer Forst
zwischen Schlangengrube und Luko, Bernsdorfer Forst.
F. ribis (Schum.). ©: in Gärten an Zöübes grossularıa in
OÖsternienburg (K. Schultz).
F. fomentarius (L.). C: in Ziethebusch (K. Schultz).
Polyporus hispidus (Bull.) an Apfelbäumen. D: Obstanlagen
zwischen Dessau und Roßlau.
P. betulinus (Bull.) an Betula alba. D: Mosigkauer Heide,
Kühnauer Park. Z: am Spitzberg und in der Roßlauer Forst.
P. Schweinitziüi Fr. D: Große Kienheide und im Kühnauer
Park.
P. frondosis (Fl. dan.). Z: bei Roßlau.
P. giganteus (Pers.), D: an alten faulenden Quercusstumpfen,
von Herrn Lehrer Zobel in der Mosigkauer Heide gefunden,
auf Waldwiesen am Kühnauer See zwischen dem Kornhause
und Großkühnau und in der Vockeroder Forst, hier nach einer
Mitteilung des Herrn Lingner-Dessau im September 1916 in
einem Exemplar von 55 Pfund Gewicht gefunden, Mosigkauer
Heide; Z: in der Roßlauer Forst.
P. confluens (A. et Schw.). D: in den Wäldern bei Raguhn-
Möhlau von Rektor Voigt-Raguhn gefunden. Z: am Spitzberg.
P. ovinus Schäff. ebenfalls von Rektor Voigt. D: bei Raguhn-
Möhlau gesammelt und Z: Wälder am Spitzberg (Streetzer
Revier), bei Luko-Hundeluft von Herrn Lehrer Zobel gefunden.
P. melanopus (Pers.). D: in den Salegaster Auenwäldern.
P. adustus (Willd.). D: Mosigkauer Heide, an einem alten
Weidenstamme am Kühnauer See.
P. brumalis (Pers.). D: Wälder in der Salegaster Aue und
in der Vockeroder Forst. Z: am Spitzberg.
P. niveus Fr. an faulenden Aesten. D: Mosigkauer Heide,
Priorauer Forst. Z: Roßlauer Forst und am Spitzberg.
Trametes gibbosa (Pers.). D: Mosigkauer Heide.
—1
[
8923.
394.
895.
590.
0
3
898.
RR. Sitaritz:
Polystictus zonatus (Nees.). D: Mosigkauer Heide. 7: Roß-
lauer Forst.
P. murinus Rostk. Z: an Detula alba-Aesten am Spitzberg
(Jütrichauer Revier).
P. perenws (L.) häufig in den Wäldern der Kreise D. und Z.
P. alveolarius Rostk. an einem faulenden Ast. Z: Roßlauer
Forst, Meinsdorfer Revier.
P. ubietinus (Dicks.) verbreitet.
Lenzites betulina (Li). C: im Ziethebusch (K. Schultz).
Fistulina hepatica (Schäff.). D. und Z: verbreitet, besonders
in den Wäldern in der Nähe der Elbe.
Sullus castaneus (Bull.). D: Mosigkauer Heide, Z: Roßlauer
Korst.
S. eyanescens (Bull.) im Jahre 1916 häufiger als früher beob-
achtet, z. B. D: Wälder bei Oranienbaum, Mosigkauer Heide, Z:
Roßlauer Forst, Forstrevier Bernsdorf am Spitzberg.
Tylopilus felleus (Bull.) im Jahre 1915 häufiger als im Jahre
1916 beobachtet, D: Mosigkauer Heide, östlich und westlich
der Bahn, besonders in der Nähe von Kochstedt, in Rößling
und Chörauer Revier, 7: Roßlauer Forst und am Spitzberg.
Boletopsis elegans (Schum.). D: Kühnauer Park, Mosigkauer
Heide, bei Schierau, 7: Wälder am Spitzberg.
BB. zur (Schäi.). BD: bei Potnitz.
DB. lutea (L.). D: im Georgengarten, Mosigkauer Heide, Z:
am Spitzberg und Roßlauer Forst.
Boletus badius Fr. D: Mosigkauer Heide, Kühnauer Park, 7:
Roßlauer Forst und Wälder am Spitzbere.
b. granlatus L. D: Wälder bei Raguhn, Z: Roßlauer Forst,
Wälder am Spitzberg und „Thieleberger Fichten“.
B. bovinus L. D: Mosigkauer Heide, bei Schierau, Z: Wälder
am Spitzberg.
B. chrysenteron Bull. D: Mosigkauer Heide, Z: Roßlauer Forst.
. B. einnamomeus Rostk. D: Große Kienheide, Rößling bei Mosig-
kau, Mosigkauer Heide, Wald bei Pötnitz, Z: Roßlauer Forst
und am Spitzberg.
b. collinitus Fr. Z: wurde in einigen Exemplaren in den
Wäldern am Spitzberg gefunden.
B. impohtus Fr. Z: Roßlauer Forst (Lukoer Revier).
BD. aereus Bull. D: Mosigkauer Heide, Z: Roßlauer Forst.
BD. subtomentosus Bolt. D: Mosigkauer Heide, Wälder bei Oranien-
baum, Raguhn und in Kr. Z: am Spitzberg.
899.
900.
901.
902.
9093.
Dritter Beitrag zur Pilzkunde des Herzogtums Anhalt. 1
B. calopus Fr. D: in der Mosigkauer Heide.
B. piperatus Bull. D: Kühnauer Park, Mosigkauer Heide, Z:
Roßlauer Forst, Wälder am Spitzberg; in einer kleinen Form
D: in der Großen Kienheide bei Dessau.
B. tesselatus Rostk. Z: am Spitzberg.
B. variegatus Sw. 7: bei Steutz und am Spitzbereg.
B. radıcans Rostk., TA. 26 (B. appendieulatus Schäft.) : Z: am
Spitzberg.
b. squammulosus Rostk., Tfl. 47. D: Mosigkauer Heide.
B. luridus Schäff. D: Mosigkauer Heide, Z: Roßlauer Forst
und am Spitzberg. Er wird hier vielfach gesammelt und ge-
gessen.
B. scaber Bulle. D: Chörauer Kiefern, Z:. am Spitzberg.
Während eines für Dessauer Einwohner veranstalteten Pilz-
ausfluges, 27. 9. 1916, nach den Wäldern am Spitzberg wurde
mir die von Rostkovius als Bol. holopus Rostk. bezeichnete
und auf Ti. 45 abgebildete Form gebracht, nur war dieselbe
etwas kräftiger und kleiner. Voiksname: Rehhals.
Im September 1915 wurden mir von Herrn Lehrer A. Zobel-
Dessau einige Boletus-Exemplare gebracht, über welche ich
mir noch nicht völlige Klarheit habe verschaffen können. Das
eine Exemplar sei vorläufig als eine Form von Bolet. bulbosus
bezeichnet; es zeichnete sich aus durch einen kürzeren, mehr
kugligförmigen Stiel (ungefähr 2,5 cm breit und ca. 3 cm hoch),
die Stelle, an welcher Hut und Stiel zusammen kamen, ungefähr
1 cm breit, Hut braun, fast flach ausgebreitet (schirmartig)
und Röhren nur wenig über 1 mm lang, die Porenöffnungen
wie beim Steinpilz. Das Fleisch von Hut und Stiel weiß, fest
und wohlschmeckend (nußartig). Die anderen Exemplare möchte
ich für Formen von Bol. sapidus Harz halten. Hoffentlich
gelingt es uns im nächsten Jahre noch weitere Exemplare auf-
zufinden.
Durch Herrn Rektor Voigt-Raguhn erhielt ich aus dortiger
(Gegend einen ‚Polyporus, welcher mit Polyp. pescaprae große
Aehnlichkeit hat, aber Hut- und Stielfleisch ist intensiv gelb
gefärbt, das Aeußere des Pilzes hellgelblich und der Hut mit
srößeren und kleineren dunkleren Schuppen bedeckt. Aller
Wahrscheinlichkeit nach ist es aber eher möglich, daß dieser
Polyporus einzeln gewachsen ist, und somit wäre er wohl in
die Abteilung IV Pleuropus B. Lenti. > Hut schuppig oder
flockig zu bringen (Rbhst.-Winter, 2. Aufl., Teil 1, S. 444), also
[
904.
905.
Y00.
RaStamitz:
in die Nähe von P. melanopus, Michel, Doucheanus und squa-
mosus, zu denen nach Fries, Hymenomycet.europ. 8.533 P. pallidus,
nmmularus, nunus und defformis zu rechnen wären. Nirgends
war eine Angabe der oben angegebenen Färbung des Hut- und
Stielfleisches zu finden.
Agaricaceae.
Panus stipticus Bull. 4: Roßlaner Forst, einige Exemplare
hatten eine Breite von über 4 cm.
Lentinus bgrinus Bull. an einem alten Weidenstamm, D: am
Wege zwischen Vockerode und Jonitz.
L. lepideus Fr. D: in der Vockeroder Forst.
Marasmius oreades (Bolt... D: in den Forsten bei Oranien-
baum (Müchaner Mühle), im Mausoleum-Park, Z: Roßlauer Forst,
bei Klieken und Luko.
M. peronatus (Bolt.).. D: im Mausoleum-Park und in der Großen
Kienheide.
M. androsaceus (I.) an Rubus frutiecosus. D: im Wörlitzer
Park.
IT. cautieinalis Sw. D: rechte (westl.) Seite der Friedrichs-
Allee.
AM. ramealis (Bull... D: an Cedern im Kühnauer Park.
Cantharellus aurantiacıs (Wulf.), in der Nadelwäldern der Kreise
D: und Z: verbreitet, mitunter 6 em und mehr breit.
CO. erbarıus Fr. ebenso und ebenda verbreitet.
©. lutescens Fr. D: Vockeroder Forst.
Russula grisea (Pers.). D: Mosigkauer. Heide und Mausoleum-
Park, Z: Roßlauer Forst und am Spitzbere.
Te. integra Fr. D: Mosigkauer Heide, Vockeroder Korst, Z:
am Spitzberg und bei Luko.
R. emetica Fr. Z: Roßlauer Forst im Lukoer Revier.
Der im ersten Beitrag auf Grund von Mitteilungen des Herrn
Rektor Rathmann, jetzt Dessau, angegebene Standort „Große
Kienheide“, wie auch der Standort „Groß-Kühnauer Park“
müssen jetzt als fraglich bezeichnet werden, da bis jetzt keine
weiteren hierauf bezüglichen Feststellungen gemacht werden
konnten, sodaß eine Verwechselung mit ähnlichen Russula-
arten angenommen werden kann. Nach einer gegebenen Be-
schreibung ist AR. emelica von Frau Prof. Dr. Volkmann-
Dessau in der Nähe des Landhauses, nördlich von Dessau,
einmal gefunden worden. Das Vorkommen des Pilzes muß
hier als sehr selten bezeichnet werden.
f\ |
907.
Y08.
909.
ID.
SAIE
912.
nlS.
Dritter Beitrag zur Pilzkunde des Herzogtums Anhalt. 13
R. cyanozantha Fr. 7: Roßlauer Forst.
R. virescens (Schäft.). D: Mosigkauer Heide, Z: Roßlauer Forst
Revier Iuko.
R. nigrieans (Bull.), D: im Georgengarten; oberster Teil des
Stieles weißlich.
R. densifola Seer. D: Mosigkauer Heide, Vockeroder Forst,
Mausoleum-Park, Oranienbaumer Heide, Z: vereinzelt Roßlauer
Forst und Wälder am Spitzberg.
Die Angabe dieser Zeussıula geschieht auf Grund der an den
gesammelten Exemplaren gemachten Beobachtung. Der junge
Pilz ist fast weiß gefärbt, später z. T. dunkelschwarzbraun,
auch ist er jung nicht klebrig, das Fleisch vom Hut und dem
kurzen Stiel wird langsam rosa. um erst nach langer Zeit eine
schwarz-dunkelbraune Farbe anzunehmen. Der Geschmack des
Pilzes, besonders gekocht, ist sehr unangenehm. Die Sporen
sind 7—8 X 5 —6 1.
R. lutea (Huds.). Z: Roßlauer Forst.
R. fragels (Pers.). D: Mosigkauer Heide.
R. rosacea Fr. D: Kühnauer Park, Kienheide, Mosigkauer
Forst, Z: am Spitzberg und Roßlauer Forst.
Ze. Iutea (Huds.). D: Kühnauer Park, Z: am Rabenstein.
Rt. alutacea (Pers). D: Mosigkauer Heide, Z: Spitzberg und
Roßlauer Forst.
R. peetinata (Bull... D: Mosigkauer Heide.
Lactaria pyrogala Fr. D: im Mausoleum-Park, Z: am Spitzberg.
L. glyeiosma Fr. 1: Mosigkauer Heide und Kühnauer Park,
am Wallwitzberg.
L. piperata (Scop.) in den Wäldern der Kreise D: und Z: zer-
streut.
L. subduleis (Bull... Z: Wälder am Spitzberg.
L. volema Fr. D: Mosigkauer Heide, im Rößling bei Mosigkau
und in der Vockeroder Forst, Z: Roßlauer Forst bei Luko, sehr
vereinzelt.
Die Pulsnitzer Standortsangaben im ersten Beitrag beziehen
sich auf 2. vellerea.
L. helva Fr. D: Kühnauer Forst, Kienheide, Z: Roßlauer Eorst.
L. rufa (Scop.) häufig.
uvida Fr. D: Mosigkauer Heide.
. seriflua (DC.). D: Mosigkauer Heide.
L
JE,
5 x mitissima Fr. in den Wäldern der Kreise D. und Z: zerstreut.
tormmnosa (Schäff.).. D: Mosigkauer Heide, Z: Roßlauer
916.
OMETE
918.
319.
923
324.
32}
926.
J2Ie
328:
28)
Br Sbamlaze
Forst, besonders Revier an der Schlangengrube, D: auch im
Mausoleum-Park und Kühnauer Park.
L. delieiosa (L.). D: Waldungen bei Oranienbaum. Z: Roß-
lauer Forst, besonders zwischen Roßlau und Schlangengrube.
Volksname: Feuerreizker.
L. turpis (Weinm.). Z: Roßlauer Forst, besonders Meinsdorfer
Revier. Der Antorname ist im ersten Beitrag falsch angegeben.
L. chrysorhea Fr. Z: am Spitzberg und bei Streetz.
L. scerobieulata (Scop.). Z: am Spitzberg.
Hygrophorus conicus (Scop.). Z: Roßlaner Forst. D: Mosig-
kauer Heide und bei Möst.
H. ceraceus (Wulf). D: Mausoleum-Park und Vockeroder Forst.
H. mimiatus Fr. D: Mosigkauer Heide.
Pazxillus involutus (Batsch). Wälder des Kreises Z. verbreitet.
P. pansordes Fr. an faulenden Balken von Pinus silvestris.
D: Mosigkauer Heide, v. acheruntius ebenda.
P. atrotomentosus (Batsch) weniger häufig als P. mwolutus,
z. B. Z: Roßlauer Forst und am Spitzberg.
Gomphirdlius viscidus (L.). D: Wälder östlich von Oranien-
baum. 7: Roßlauer Forst und am Spitzberg.
@F. glutinosus (Schäff.).. D: im Mausoleum-Park. Z: Roßlauer
Forst bei Luko.
G. roseus Fr. D: Wälder zwischen Oranienbaum und ‚Jüden-
berg.
Limacerum hypothejum (Fr.). D: Kühnauer Forst und Z: am
Spitzberg.
L. discoideum (Pers.) Fr. Z: Roßlauer Fost.
L. erubescens Fr. D: Kühnauer Park, Wall zwischen Korn-
haus und Kühnan.
Cortinarius armillatus Fr. Z: Roßlauer Forst und am Spitzberg.
C. saniosus Fr. Z: Kliekener Forst, Roßlauer Forst, Meins-
dorfer und Luckoer Revier:
©. cimmabarinus Fr. D: Georgengarten. Z: Kliekener Forst,
Roßlauer Forst, am Spitzberg und am Rabenstein.
©. scaurus Fr. D: Oranienbaum, Ziebigk, Z: Roßlauer Forst,
CO. sangwineus (Wolf). Z: Kliekener Forst, D: Oranienbaumer
Heide.
C. anthracinus Fr. Z: Roßlauer Forst.
©. hinnuleus (Sw.). D: Wald zwischen Groß- und Kleinkühnau
Z: Waldungen am Spitzberg.
I.
931.
93%
933.
934.
935.
336.
I37.
Dritter Beitrag zur Pilzkunde des Herzogtums Anhalt. [59
C. erythrinus Fr. D: Kühnauer Park und Mosigkauer Heide.
7: am Rabenstein.
C. cinnamomeus (L.). Z: Roßlauer Forst, die Var. crocean Fr.
: Roßlauer Forst im Rliekener und Lukoer Revier.
nitidus (Schäft.). D: im Mausoleum-Park.
€, langıs (Basch.). D: Kühnaner Forst, Kleinkühnauer Revier.
Coprimus ephemerus Bull. D: an Rehkot im Kühnauer Park.
Agarieus graeilis Fr. D: an mit Erde vermischtem Pferde-
dung im Mausoleum-Park.
4. spadiceogriseus Schäft. D: Georgengarten.
A. paptlionaceus Bull. D: an Wegen der Vockeroder Forst.
A. canobrummeus Btsch. D: Kühnauer Park.
A. foenisecöi Pers. D: bei Ziebigk.
A, velutinus Pers. D: Mosigkauer Heide.
4. lateritius Schäff. D: Mosigkauer Heide, Z: Roßlauer Forst
und Wälder am Spitzberg.
4. merdarius Fr. an Pferdedung. C: bei Gröbzig.
4. coronellus Bull. D: Mosigkauer Heide auf einer mehrere
Jahre unbenutzten Meilerstelle.
A. viridulus Schäff. Z: Roßlauer und Bernsdorfer Forst.
A. campestris L. D: im Georgengarten. Die Var. praticola
Vitt. D: im Georgengarten und Wörlitzer Park, letzterer
Standort wurde mir von Herrn Hofgärtner Herre gezeigt.
A. comtulus Fr. Z: am Spitzberg, Waldwiesen nach Jütrichau zu.
4. arvensis Schäff. D: bei Großkühnan.
4. haustellaris Fr. Z: Roßlauer Forst.
4. siligimeus Fr. D: Kienheide bei Ziebigk.
4. vervach Fr. D: Aecker bei Ziebick.
4. sapineus Fr. Z: Roßlauer Forst, Kliekener und Lukoer Revier.
A. subglobosus Alb. et Schw. Z: trockene Stellen in der Roß-
lauer Forst.
A. hilarıs Fr. Z: Roßlauer Forst.
A. carpophrlus Fr. 7: Roßlauer Forst.
4. effugiens Quel. Z: Roßlauer Forst.
A. carbonarius Fr. D: an Holzkohlenstückchen auf Meiler-
stellen in der Mosigkauer Heide.
A. trumcatus Schff. Z: am Spitzberg.
A. erustuliniformis Bull. D: im Mausoleum-Park und Z: am
Spitzberg.
A. frumentaceus Bull. B: bei Aschersleben, nach gütiger Mit-
teilung von Prof. Dr. Dittrich-Breslau.
76
947.
948.
349.
Re Staritz:
A. Bongardeı Weinm. Z: Roßlauer Forst Bezirk Schlangengrube.
A. lacerus Fr. Z: Roßlauer Forst.
A. geophylius Sow. D: Georgengarten.
A. spectabilis Fr. D: Wälder bei Oranienbaum.
A. aurwellus Batsch. D: Kühnauer Forst in der Nähe von
„arassows Teichen* an altem Eichenstumpf, auch bei Jüden-
(‚srassows Teichen* an altem Eichenstumpf. h bei Jüd
berg. Die Var. filamentosa (Schäff.) Schr. Z: am Spitzberg.
Ja.
I60.
A. destruens Boud. D: an alten. Baumstämmen in der Städt.
Pflanzschule.
4. mutabelis Schäff. Z: Wälder am Spitzbere.
4. squarrosus Müll. D: Vockeroder Forst.
A. variabilis Pers. an. abgestorbenen Aestchen und Zweigen
von Robinia pseudocacia D: am Kirschberg bei Ziebigk.
A. mammosus L. Z: Roßlauer Forst, Klieken—Luko.
l. neglectus Lasch. D: bei Heideburg.
I. pleopodius Bull. D: bei Möst.
A. lazulinus Fr. v. atrocyanea Pers. D: im. Kühnauer Park.
1. speceulum Fr. D: im .Mausoleum-Park.
I. leoninus Schäff. D: im Mausoleum-Park, Z: Roßlauer Forst,
': am (Grunde einer Pappel bei \Verdershausen.
A. hypopithys Fr. D: im Kühnauer Park.
A. ostreatus Jacqu. v. glandulosus Bull. Z: an Robinia pseude-
cacia bei Roßlau.
A. nidulans Pers. an faulenden Pinusästen, D: Kienheide, Z:
Roßlauer Forst.
A. fibula Bull., auch Z: verbreitet.
A. setipes Fr. D: Mosigkauer Heide, Z: Roßlauer Forst zwischen
Moos.
A. integrellus Pers. Z: Roßlauer Forst, Kliekener Klosterholz.
A. microscopieus Wirtgen. D: Mosigkauer Heide und Z: Roß-
lauer Forst.
A. scyphiformis Fr. D: Kienheide, Z: Wälder am Spitzberg.
A. hiemalis Osb. an Quercus, D: im Kühnauer Park.
A. griseus Fr. Z: Roßlauer Forst.
A. galopus Pers. D: Mausoleum-Park, Z: Roßlauer Forst.
A. sanguwinolentus Alb. et Schw. D: Mausoleum-Park, Kühnauer
Park, Mosigkauer Heide, Z: Roßlauer Forst (Revier in der
Nähe der Schlangengrube).
A. lacteus Pers. Z: Roßiauer Forst.
A. galericulatus Scop. D: alte Kiesgrube in der Nähe des Ost-
ufers des Kühnauer Sees.
Iole
362.
969.
I64.
IH.
66.
OT.
J68.
969.
70.
INale
972.
Dritter Beitrag zur Pilzkunde des Herzogtums Anhalt. Ki
A. stanneus Fr. Z: Roßlauer Forst Meinsdorfer Revier.
A. stylobates Pers. D: an Blätter und Stengeln im Wörlitzeı
Park.
4. dryophilus Bull. D: im Kühnauer Park.
A. asemus Fr. 7: Roßlauer Forst.
A. confluens Pers. Z: Roßlauer Fcrst im Kliekener Bezirk.
A. fusipes Bull. D: Mausoleum-Park, Vockeroder Forst, Wälder
bei Oranienbaum, (oltewitz, Z: am Spitzberg.
A. butyraceus Bull. D: Vockeroder Forst, Oranienbaumer Heide,
bei Goltewitz und ‚Jüdenberg, Z: Roßlauer Forst Kliekener und
Lukoer Revier, auch am Spitzberg.
A. conigenus Pers. Z: am Hubertusbereg.
A. laceratus Scop. MD: Schaffichten bei Großkühnau, Roßlauer
Forst.
A. laccatus Scop. D: und °Z: verbreitet. Die Var. rosella
Batsch. Z: Roßlauer Forst, Var. amethystina Bull. Z: Wälder
am Spitzberg.
A. imversus Scop. D: im Mausoleum-Park.
A. ericetorum Bull. Z: am Spitzberg, D: am Kirschberg bei
Ziebigk.
4. diatretus Fr. Z: am Spitzberg.
A. gilvus Pers. Z: Roßlauer Forst.
A. smopieus Fr. 7: Waldungen am Rabenstein.
A. nebularis Batsch. Z: am Spitzberg.
A. personatus Fr. D: Mosigkauer Heide. Kienheide am Rande
einer Kiesgrube.
4. columbetta Fr. mit v. albus. Z: am Spitzberg.
A. rublans Schäff. Z: am Spitzberg.
A. bicolor Pers. Z: am Spitzberg, D: Kühnauer Park, bei
Ziebigk.
4. variegatus Scop. Z: am Spitzberg.
A. putidus Fr. D: im Mausoleum-Park auf einem Humushaufen.
(Nach Herrn R. Schulz-Berlin.)
. A. nudus Bulle D: im Mausoleum-Park.
A. imbricatus Fr. D: verbreitet, z. B. Kühnauer Forst, zwischen
Groß- und Klein-Kühnau, Z: Roßlauer und Bernsdorfer Forst.
A. ulmarius Bull. Z: Roßlauer Forst.
A. portensus Fr. Roßlauer Forst Meinsdorfer Revier.
. A. fumosus Pers. Z: Roßlauer Forst und am Spitzberg.
4. sulphureus Bull. D: Kühnaner Forst und bei Klein-Kühnau
nach Alten zu, Aken; Z: am Spitzberg.
—I
(
INS:
SS)
IS.
JOL.
982.
985.
984.
Yy8.
JS8,
JOJ:
I.
II.
992.
R. Staritz:
Im südlichen Teile des „Tiergarten“, in der Nähe von Pötnitz,
wurden im September 1915 einige Exemplare gefunden, deren
Stiele nach unten fHlaschenartig verdickt waren.
A. saponaceus Fr. 7: Roßlauer Forst und Wälder am Spitz-
berg, besonders nördliche Seite des Spitzberges; hier mit röt-
lichen Flecken, auf denen Kpicoceum purpurascens wuchs.
A. ustalis Fr. Z: Wälder am Spitzberg.
A. tristis Fr. Z: Waldungen am Spitzberg.
A. terreus Schäff. Z: Bernsdorfer Forst.
A. gambosus Fr. D: im Mausoleum-Park.
A. conglobatus Vitt. Z: Roßlauer Forst, D: Vockeroder Forst.
A. glaucocanus Bves. 7: koßlauer Forst.
A. equestris Fr. hoßlauer Forst, besonders aber am Spitzberg,
von Lehrer Zone gesammelt Pfaffenheide und Wörpener Kiefern
bei Coswig.
A. luteovirens A. et Sch. Z: Roßlauer Forst.
A. melleus Fi. dan. Z: Roßlauer Forst und Waldungen am
Spitzberg, beobachtet von Lehrer Zobel Pfaffenheide und
Wörpener Kiefern bei Coswig.
A. Ientieularis Lasch. 7: Roßlauer Forst.
4. robustus Alb. et Schw. in der Var. major. D: in den Wäldern
östlich von. Oranienbaum und Z: am Spitzbere, die Var. minor
D: in den Wäldern bei Oranienbaum zwischen Goltewitz und
(Gräfenhainichen. Beide Formen haben Herrn R. Schulz vor-
gelegen.
A. granulosus Batsch. Z: Roßlaner Forst, am Spitzberg, Straßen-
syaben bei ‚Jübrichan, D: Mosi.kauer Heide, Mausoleum-Park.
A. celypeolareus Bull. D: Kienheide bei Ziebigk.
A. carcharias Pers. Z: Roßlauer Forst, D: Große Kienheide.
4A. procerus Scop. D: und Z: verbreitet.
4. rhacodes Vitt. Z: Wälder am Spitzberg.
4. cepaestipes Sow. 7: Bernsdorfer Forst.
4. acutesqguamosıs Weinm.' D: Mausoleum-Park.
4. pudeeus Bull. D: nach Herrn Dr. Schneider-Dessau.
A. serenus Fr. D: Kühnauer Park.
A. asper Fr. D: Vockeroder Forst, Mosigkauer Heide. bei
Oranienbaum, Z: Roßlauer Forst.
A. mappa Fr. D: Vockeroder Forst, Mosigkauer Heide, Mauso-
leum-Park, Z: Roßlauer Forst.
A. phalloides Fr. D: und Z: verbreitet, Var. citrina, Z: Berns-
dorfer Forst.
Jane
1568.
1564.
Dritter Beitrag zur Pilzkunde des Herzogtums Anhalt. 79
A. pantherinus DC. D: Wälder bei Oranienbaum, Z: Roßlauer
Forst.
A. rubescens Fr. D: und Z: verbreitet.
A. umbrinus Pers. D: Mosigekauer Heide und Z: Roßlauer
Forst.
A. muscarius L. D: und Z: in mehreren Formen verbreitet.
A. regalis. 7: Roßlauer Forst, selten (nach Abbildungen von
Prof. Macku).
. A. jonguillinus. D: Mosigkauer Heide Möster Revier (nicht
ganz sicher).
Amanitopsis phunbea. D: und Z: verbreitet, doch nicht häufig.
Gasterompycetes.
Phallus impudieus (L..). Fr. D: und Z: verbreitet.
Phizopogon rubescens Fr. D: Wälder östlich von Oranienbaum.
Ph. luteolus Fr. D: bei Goltewitz, Z: bei Luko.
Scleroderma vulgare Flor. dan. D: und Z: häufig in den
Wäldern besonders.
Sel. verrucosum Bull. D: und Z: weniger häufige.
Lyecoperdon eaelatım Bull. In den Kreisen D: und Z: hie und da.
L. Bovista L. D: im Rößling.
L. pyriforme Schäff. D: bei Mosigkan.
L. pusellum Batsch. D: bei Oranienbaum, Z: bei Roßlau, Luko,
Streetz.
Geaster Bryant! Berk. D: im Wörlitzer Park, mitgeteilt von
Herrn Hofgärtner Herre.
@. limbatus Fr. wurde auch weiterhin an seinem Standorte
im Wörlitzer Park beobachtet, wie auch
@G. Schmideli Vitt. D: Wörlitzer Park.
COrucibuhum vulgare Tul. D: auf Pferdemist in .der Großen
Kienheide.
Cyathus striatus Huds. D: im Mausoleum-Park, bei Pötnitz im
Gebüsch nach dem „Tiergarten“ zu, Z: bei Lindau im Gehege.
auch bei ©: im Ziethebusch von K. Schultz beobachtet.
Sphaerobolus stellatus Tode. D: bei Pötnitz an faulenden Uar-
pinus- und Betulaästen, im Wörlitzer Park an Quercus, Z: an
letzterem auch bei Lindau im Gehege und Roßlaner Forst, wie
auch am Spitzberg.
Nachtrag:
Polyporus rufescens. D: Kühnauer Forst, sehr selten.
Phlebia merismoides. D: an einem Eichenstumpf an der Rinde,
Kühnauer Park, 29. 12. 16.
398.
993
1000.
ReStanueze
Ascomycetes.
Sphaerotheca humuli (DO.) Schröt. auf Humulus lupulus. C: im
Ziethebusch bei Köthen; an Creumis satva verbreitet: an Zprlo-
bium hirsutum, C: am Schachtteich bei Pfaffendorf.
Erysiphe polygoni DU. an Ranuneulus flammula. D: bei Horst-
dorf: an Medicago minima, C: bei Kattau und Wieskau:; an
Conmvolnulus arvensis, verbreitet, z. B. Z: bei Bias; an Astragalus
glyeyphyllos, C: bei Köthen und Biendorf: an Onobrychis sativa,
D: bei Quellendorf (K. Schultz).
E. umbelliferarum De Bary an Heracleum Sphondylium, C: bei
Gröbzig: nach K. Schultz-Köthen im Ziethebusch und bei
Güdersee; an Anthriscus vulgaris, D: bei Mosigkan.
E. galeopsidis DO. an Lamimm purpureum, C: an der Pilsen-
höhe; an Stachys silvatica, C: im Ziethebusch: an Ballota nigra,
verbreitet; nach K. Schultz bei Baasdorf und Merzien im
Kreise C.
E. eichoriacearımn DU. an Cirsium oleraceum, Z: bei Zerbst:
an Tanacetum vulgare. Z: bei Bias: an (Uymoglossum offieinale,
C: an der Pilsenhöhe; an Symphytum offieinale, nach K. Schultz
C: im Ziethebusch; an Tarazacım offieinale, bei C; an Valeriana
offieinalis, bei Z: an Lappa major, im Kreise U: an Zactuea
scariola, C: bei Güdersee (K. Schultz). :
Mierosphaera astragali (DO.) au Astragalus glycyphyllos, |am
Greifenstein bei Blankenburg i. Thüringen (K. Schultz)].
Mierosphaera grossulariae (Willd.) an Zribes grossularia, bei U:
(nach K. Schultz).
M. alni (Willd.) var. lonicerae, D: Kühnauer Park: an Z. zylosteum,
D: im Wörlitzer Park.
Umeinula salieis (DC.) an Populus canadensis, D: zerstreut.
Phyllactinia suffulta (Reb.) an Corylus tubulosa, in Rabis bei Jena.
Olaviceps purpurea (Fr.) das Sclerotium auf Phalaris eanariensis,
in einer alten Kieserube. .D: bei Ziebiek, September 1914.
Ol. mierocephala (Willd.) an Molinia caerulea. Z: Roßlauer Forst,
besonders auf Wegen.
Chaetomium murorum Cda. auf feuchtliegender Pappe D:
Ziebigk.
Sordaria fimicola (Rob.) an Hasenkot. Z: bei Roßlau.
5. humana (Fekl.) an Hundekot. D: im Kühnauer Park.
Hypocopra merderia Fr. auf Kaninchenkot. D: bei Mosigkan.
Ophiosphaeria gracilis W. Kirsehst. an (arer riparia. CO: bei
Möst an der Fuhne.
1001.
Dritter Beitrag zur Pilzkunde des Herzogtums Anhalt. 81
Rosellinia hirsuta Bon. an @eereusspänen. D: im Kühnauer
Park. Schläuche, sporentragender Teil, 695—67X8—9 », Sporen
-elliptisch oder rundlichelliptisch, 9—11 X 5.5—6.5 y.
1002. Zignoella ovoidea Sacc. an Salix fragilis. D. bei Ziebigk, alte
Kiesgrube in der Nähe des Kornhauses.
Melanomma pulvis pyrius (Pers.) an Fraximus excelsior. D: bei
(ohrau.
Oueurbitaria Coluteae (Rbh.) an Coluten eruenta. C: bei Gröbzig.
Stigmatea vobertiani Fr. an Geramium robertiamum. C: im Ziethe-
busch; D: Eisenbahndamm am Wallwitzberg.
1003. Mycosphaerella Typhae (Lasch) an Typha angustifolia. D: bei
Mosigkau.
1004, M. innumerella Krst. an Comarum palustre. C©: Fuhne(Vogtei)-
wiesen bei Wadendorf.
1005. M. latebrosa Cke. Blätter von Acer platanoides. D: im Mauso-
1006.
100%.
1008.
1009.
1010.
leum-Park und Mosigekauer Heide.
M. Stellarinearum Krst. an Spergulara rubra. D: bei Oranien-
baum - Goltewitz. Die Bestimmung verdanke ich Herrn
W. Kirschstein.
Didymella applanata (Krst.) Sace. an Rubus idaeus. D: Gärten
in Ziebigk.
D. proximella (Krst.) Sace. an Carex ripuria. C: bei Möst an
der Fuhne und Z: bei Dornburg a. d. Elbe.
Metasphaerra avenae (Auersw.) Sacc. an Drachypodium pinnatum.
D: im Kühnauer Park.
M. junei (Puv.) Sacc. an Jumcus effusus. C: Möst an der Fuhne.
Leptosphaeria Michotii (West.) an Carexz muricata und Ü. arenaria.
D: bei Kühnau; an Typha latifolia, D: bei Mosigkau.
L. culmorumn Auersw. an Molinia coerulea, Z: Roßlauer Forst; an
Triticum repens, D: bei Ziebigk; an Secale cereale, D: im
Kühnauer Park; an @lyceria flurtans, D: bei Ziebigk; an Carex
muricata, D: bei Ziebigk.
L. eustoma (Fr.) an Phragmites commaumis, D: im Mausoleum-
Park; an Glyeeria fluitans, D: alte Kiesgrube bei Ziebigk.
L. typharum (Desm.) an Typha latifolia, C: bei Möst an der
Fuhne.
L. typhae (Auersw.) an Typha angustifolia, D: bei Kochstedt im
a
Ausstich an der Radegaster Eisenbahn.
1012. L. gigaspora Niessl an Carex vesiearia, 7: bei Coswig am
| Hubertusberg.
1013. L. personata Nssl. an Poa pratensis, Z: Coswig.
Verhandl. des Bot. Vereins f. Brandenb. LIX.
[er]
82
1014.
OHMD-
1016.
1017.
1018.
1019.
1020.
1021.
1022.
R. Staritz:
L. Fuckelii Nssl. an Phalaris arundinacea var. picta, C: Gröbzig
auf dem Friedhof; an Grashalmen vom Brocken im Harz.
L. eulmifraga (Fr.) an Holeus mollis, D: bei Wörlitz; an Agrostis
stolonifera, D: im Mausoleum-Park.
L. sparsa (Fekl.) an @lyceria aquatica, C: Gröbzige und D: im
Beckerbruch.
L. dumetorum Nssl. an Drigeron canadensis, D: bei Ziebiek.
L. elivensis (B. et B.) an Chenopodium album nnd Ch. hybridum,
D: bei Ziebiek; an Cichorium Intybus, D: Großkühnan.
L. Nitschkei (Rehm) an Hypochoeris radicata, D: bei Kochstedt.
L. derasa (B. et B.) an Achilles millefolium, D: bei Gröbzig-
Werdershausen; an faulenden Stengeln (Senecio?) am Brocken
im Harz.
L. eaespitosa Nssl. an Artenusia campestris, ©: Gröbzig-Schlettauer
Höhen.
I. acuta (Moug. et Nestl.) an Galtum verum, C: Gröbzig, jan
Urtiea dioica bei Pulsnitz bei Dresden]. |
L. artemisiae (Fekl.) au Artemuisia campestris, C: Gröbzig-
Mitteledlau [und bei Schraplau|.
L. euphorbiae Nssl. an Euphorbia esula, D: Kühnaner Porst.
L. agnita (Desm.) an Kupatorium cannabinum, Z: Roßlau an
Rodlebener Hautwollfabrik.,
L. planiuscula (Rieß) an Solidago serotina, D: auf dem alten
Friedhof zu Ziebiek.
L. Uynaracearum Aw. et Nssl. an Carlina vulgaris, D: Golpaer
Steinbruch.
L. |anceps Sacc. an Zweigen von Zeibes grossularia, durch
meinen Sohn Martin Staritz aus einem Garten in Erlangen-
Bayern erhalten].
L. rivularıs Bom. et Rouss., auf vorjährigen Stengeln von
Alısma plantago, C: bei Gröbzig an der Wassermühle. Die
Autorenbezeichnung im zweiten Beitrag, S. SO Nr. 774, ist
falsch angegeben.
Pleospora vulgaris Nssl. an faulenden Stengeln von Jasione
montana, Cirsium lanceolatum, D: bei Dessau; an Chelidomium
majus, D: in Muldenstein, Jan Althaea offieinaks bei Ober-
röblingen a. S. (Eisleben)]; an Pryteuma spieatum, H: alter
Stolberg im Harz. r
Pl. media Nssl. an Viera tetrasperma, D: im Mausoleum-Park.
Pl. herbarum (Pers.) an Agqwlegia vulgaris, D: in der städtischen
Pflanzschule und auf Friedhof II; Atröplex nitens, B: bei Gröna;
1023.
1024.
1025.
1030.
Dritter Beitrag zur Pilzkunde des Herzogtums Anhalt. 83
Delphinium elatum, D: Dessau Friedhof I; an Sisymbrium
pannonicum, D: zerstreut; Armoseris pusilla, D: am Kühnauer
Park; Papaver somniferum, D: Ziebigk in Gärten; Eryngium
campestre, Z: bei Roßlau; Fraxinus excelsior an Früchten, D:
Mosigkau; [Dipsacus silvester, bei Oberröblingen am S., Sol-
graben zwischen dem See und Erdeborn]; an Krigeron cana-
dense, D: bei Ziebigk; an Cirsium lanceolatum, D: bei Ziebigk;
Lactueca scariola, D: Kiesgrube in der Nähe des Kühnauer See;
Hieracium boreale, D: Golpaer Steinbruch; Helanthus eucumert-
folius, D: Ziebigk; Medicago sativa, D: bei Ziebigk; an Blättern
von Helleborus niger, D: in Ziebigk in dem mir zur Benutzung
überlassenen Schulgarten. Eine der Var. major nahestehende
Form auf Anethum graveolens, D: Ziebigk im Garten.
Pl. Spegazziniana Sacc. var. major Berl. auf Scabiosa atro-
pwrpurea, D: im Herzoglichen Küchengarten.
Pyrenophora helvetica Sace. auf Picris hieraciotdes, ©: bei Gröbzig.
P. phaeocomes Fr. an Seseli hippomarathrum, C: an der Georgs-
burg. Als
P. trichostoma Fekl. sei eine Form auf Blättern von Triteum
vepens bezeichnet, welche sich dadurch auszeichnet, daß das
Blattgewebe durch die Perithecien gespalten wird, so daß
dieselben von beiden Blattseiten in gleicher Weise sichtbar
sind. Das von Winter S. 521 unter Nr. 3779 angegebene
Merkmal „allenthalben mit steifen, allseitig abstehenden,
schwarzen Borsten bekleidet“, ist mir nicht gelungen auf-
zufinden. Vielleicht sammelte ich zu früh oder zu spät. Stand-
ort: GC: Gröbzig im sogenannten Nekenschen Busch, vereinzelt
auch D: bei Ziebigk.
Ophiobolus porphyrogonus (Tode) an Atriplex patula, D: bei
Ziebigk; an Delphinium elatum, D: bei Ziebigk.
O. cesatianus (Mont.) an Linaria vulgaris, B: bei Aschersleben.
O. ulnosporeus an Ballota nigra. D: bei Ziebigk und Gohrau.
OÖ. tenellus (Aw.) an Borago offieinalis. D: in Gärten zu Ziebigk.
Gnomonia devexa (Desm.). Z: an Polygonum dumetorum.
Diatrype favacea (Fr.) an Zweigen von Betula alba. D: im
Kühnauer Park.
. Fenestella vestita (Fr.) an Zweigen von Sale fragilis. D: bei
Ziebiek.
Phycomycetes.
Synehytraum tarazaci DBy.et Wor. an Blättern von Taraxacım
offieinalee D: im Lug bei Rehsen.
[or
*
54
1031.
1032.
1039.
1034.
1035.
1036.
1057.
1038.
1059.
1040.
1041.
1042.
1043.
1044.
1045.
1046.
R. Staritz:
S. stellariae Fekl. an Blättern und Blattstielen von Stellarıa
media. D: am Kirschberg bei Ziebigk.
S. laetim Schröt. an Gagea lutea. D: im Lug bei Rehsen.
S. aureum Schröt. an Caltha palustris, D: bei Mosigkau.
S. anemones (DB. et W.) Wor. an Anemone nemorosa. D: im
Lug bei Rehsen, [sehr häufig bei Palsnitz in der Lausitz].
IOladochytrium menyanthis DBy. an Blättern von Menyanthes
trifoliata, am Grunewaldsee bei Berlin, im Juli 1908].
Mucor mucedo (L.) Bref., allenthalben, besonders auf Hasen-,
Kaninchen- und Pferdemist.
Sporodinia grands Link auf faulenden Fleischpilzen, zZ. B.
Pluteus cervinus bei D. verbreitet. :
Pilaira anomala (Ges.) Schröt., auf Hasen- und Kaninchenkot.
D: bei Dessau.
Piptocephalus repens van Tiegh. auf Pferdemist. D: in der
Großen Kienheide.
Pythium de Baryanım Hesse, an den Keimlingen verschiedener
Pfanzen in Gärtnereien zu D. und Zgwsetum arvense D.
Phythophthora infestans Mont. an Solanım tuberosum. ‘D: und
sonst weit verbreitet und schädigend.
Albugo candida (Pers.) Ktze. an CUruciferen, besonders Capsella
bursa pastoris, vereinzelt auch an Brassica sp., Cheiranthus
Cheiri und. Thlaspi arvense, von K. Schultz an Capsella
bursa pastoris, an der Pilsenhöhe, und an Sinapis arvensis bei
@Quellendorf gefunden.
A. portulacae (DC.) Ktze. an Portulaca. C: in Gärten zu Gröbzig.
A. tragopogonis (Pers.) Gay an Cürssum oleraceum und ©. arvense,
C: bei Gröbzig auf den Fuhnewiesen, an Tragopogon pratensis
D: bei Dessau |v. K. Schultz-Köthen an Scorzonera humilis
bei Martigny im Rhonetal|.
A. Blitt (Biv.) Ktze. an Amarantus Blitum. D: bei Gohrau
und Ziebigk, besonders aber Z: bei Bergfrieden und Jever.
Dasidiophora entospora Roze et Cornu an Brigeron camadense
sehr verbreitet [auch bei Pulsnitz in der Lausitz].
Plasmopara pusilla (DBy.) Schröt. an Geranium phaeum. ©: bei
Köthen; an Geranium rotundifolium Pilsenhöhe.
Pl. nivea (Ung.) Schröt. an Aegopodium podagraria verbreitet.
weniger häufig an Sum latifolium bei C. und D. und Angelica
silvestris, an ersterer von K. Schultz auch bei Wieskau und
im Ziethebusch gefunden, dann auch an Heracleum Sphondylium
im Ziethebusch und an Pastinaca sativa bei Köthen.
1047.
1048.
1049.
1050.
1098.
1052.
1053.
1054.
1039.
1056.
a7.
1058.
1059.
1060.
1061.
1062.
1063.
1064.
1065.
1066.
Dritter Beitrag zur Pilzkunde.des Herzogtums Anhalt. ob)
Plasmopara vitcola (Berk. et Curt.) verbreitet an Witis vinifera
besonders im Kreise (©.
Sclerospora graminicola Sacc, auf Setaria viridis. D: im Schul-
garten zu Gohrau.
Bremia lachıcae Regel auf Lactuca sativa. D: in und bei Dessau;
ebenso auch an Sonchus oleraceus und S. arvensis, an S. asper
von K. Schultz-Köthen bei Güdersee gefunden. An Senecio
vulgaris bei Ziebiek.
Peronospora Holostei Casp. an Holosteum umbellatum. ©: bei
Gröbzig und Umgegend, Könnern, Radegast, Grötz.
P. calotheca DBy. an Galium aparine. ©: bei Gröbzig, D: bei
Ziebigk und Großkühnau.
P. alsinearum Casp. [an Stellarca media bei Jüterbogk in der
Mark]. An Spergularia vubra D: Goltewitz b. Oranienbaum.
P. vieiae (Berk.) DBy. an Vieia tetrasperma. D: im Mauso-
leum-Park.
P. leptosperma DBy. an Anthemis arvensis. D: am Wege von
Ziebigk nach dem Kirschberg 1912 in Menge.
P. obovata Bon. an Spergula arvensis auf Aeckern. D: bei
Ziebigk und Großkühnan.
P. trifoliorum DBy. an Medlieago sativa und Med. media. C: und
D: verbreitet.
P. Schachtiüi Fckl. an Beta vulgaris im Kreise C. häufig.
Peronospora violae DBy. an Viola trieolor v. arvensis auf Aeckern,
D: bei Großkühnan.
P. lamii A. Br. an Lamium purpureum, D: in der Jahnschen
(rärtnerei.
P. affinis Rossm. an Fumaria offieinalis, bei D: an Fum.
Verllanti |Freiburg a. U., besonders in den Schweigenbergen|.
P. valerianellae Fckl. an Valerianella dentata und V. olitoria,
U: bei Gröbzig, z. B. in der Nähe der früheren Wassermülhle.
P. effusa (Grev.) Rbh. an Chenopodium album, häufig- bei D:
und Atrplex hastatum, Spinacia oleracea D: Ziebigk.
P. grisea Ung. an Veronica hederifolia, häufig D: im Kühnauer
Back...
P. ficariae Tul. an Ficarva verna häufig; an ARanumeulus vepens
U: Gröbzig Friedhof und bei Könnern.
P. urtieae (Lib.) DBy. an Urtica dioica, D: Große Kienheide
und bei Ziebigk; an Urt. urens C: in Gröbzig.
P. parasitica (Pers.) Tul. an Brassica oleracea f. Botrytis, D: in
und bei D., Großkühnau.
36
1067.
1068.
1069.
108.
10831.
1082.
1083.
1084.
1085.
1086.
1097.
1088.
1089.
RooStanıtze
P. Corydalis DBy. auf einer Corydalıs sp., mir von Herrn
Lehrer A. Zobel aus dem Kreise D: mitgeteilt.
P. sordida Berk. an Scerofulara nodosa, D: im Kühnauer Park.
P. alta Fckl. an Plantago major, C: bei Gröbzig, D: bei D.
und Ziebigk.
Sphaeropsideue.
Phyllostieta aegopodiur (Vurr.) Al. an deyopodium podagrana, D:
im Georgengarten.
Ph. aquatica Speg. an Lemma minor, D: im Kühnauer Park.
Ph. argentinge Desm. an Potentilla anserina, C: bei Körmigk.
Ph. atriplieis Desm. an Atripler hastata und Chenopodium
hybridum, D: bei Ziebigk, Weg an der Jahnschen Gärtnerei
bei Dessau.
Ph. acorella Sacce. et Penz. an Acorus calamus, D: am Kühnauer
See und im Mausoleum-Park am Teich.
Ph. aescul Ell. et M. an Aesculus hippocastanım, D: bei Dessau
und Ziebigk.
Ph. betae_Oud. an Beta cicla, C: bei Gröbzig, Kirchedlau,
Gerlebogk und Berwitz.
Ph. Bivardi Sacc. an Pirus malıs „Königs Plainer“, D: im
Garten zu Ziebiek. Schule.
. Ph. camellise Wstd. an Camelka japonica, D: im Park zu
Wörlitz.
. Ph. eruenta (Fr) Kickx an Polyyonatum offieinale, D: im
Kühnauer Park.
Ph. cydoniieola All. an Uydonia vulgaris, D: im Kühnauer Park.
Ph. castaneae Ell. et Ev. an Castanea vesca, D: im Külnauer
Park.
Ph. earicicola (Brun.) an Caree muricata, D: in der Hasenheide
und im Kühnauer Park, Z: Roßlauer Forst.
Ph. coniothyriordes Sace. an Laburnmum vulgare, D: im Mausoleum-
Park.
Ph. destructiva Desm. an EPvonymas japomiceus, D: in Dessau
und Ziebigk.
Ph. faginea Bres. an Fagus sölvatca, D: im Kühnauer Park.
Ph. grossulariae Sace. an Zibes grossularia, D: in Gärten.
Ph. hederacea (Arc.) an Hedera helix, D: und C: verbreitet.
Ph. hedericola Dur. et Mont. an Aedera helix, D: verbreitet.
Ph. iieis Oud. an Ilex aqwfokum, D: in Dessau, Ziebiek,
Großkühnan.
1090.
1091.
1092.
1093.
1094.
109.
1096,
1097.
1098.
1099.
1100.
1101.
1102.
1103.
1104.
1105.
1106.
1107.
1108.
U,
1110.
‚lelstels
1112.
Dritter Beitrag zur Pilzkunde des Herzogtums Anhalt. 87
Ph. iridum Sace. an Iris pseudacorus, D: am Kühnauer See
und am Teiche im Beckerbruch.
Ph. leuecostigma (DU.) an Hedera helixz, D: bei Ziebigk, Friedhof.
Ph. himnophila (Sace.) an Typha angustifolia, GC: bei Gröbzig,
D: bei Großkühnau, Mosigkau und Kochstedt, B: bei Gröna
bei Bernburg [auch bei Falkenberg b. Torgau].
Ph. limbalis Pers. an Dusus sempervirens, D: Mosigkau auf
dem Stiftsfriedhof.
Ph. Libertianae Sacc. et March. an Viola odorata, D: Garten
in Ziebigk.
Ph. mahoniae Sacc. et Speg. an Mahonia aqufolum, D: im
Mausoleum-Park und Ziebigk.
Ph. mali Briard an Pirus malıs (Königs Plainer, Königin
Apfel), D: in Ziebigk.
Ph. magnoliae Sace. an Magnolia grandifolia, D: Mosigkau im
Stiftsgarten.
Ph. nerii West. an Nervun oleander, D: Großkühnau, Herzog-
licher Küchengarten zu Dessau.
Ph. hydrophila Speg. an Nymnphaea alba, D: am Kühnauer See.
Ph. orobina Sacc. an Orobus vernus, Harz bei Lindenberg-
Straßberg.
Ph. oralıdis Sace. an Oxalıs acetosella, D: im Kühnauer Park,
Pöplitzer Teich, Z: Roßlauer Forst.
Ph. osteospora Sacec. an Populus camadensis, D: verbreitet,
z. B. Mausoleum-Park.
Ph. phaseolorum Sace. et Sp. an alten überwinterten Hülsen
von Phaseolus multiflorus, D: in Ziebigk.
h. pirina Sace. an Pirus commaumnis und P. malus, D: bei Ziebigk.
Ph. polygonorum Sacc. an Polygonum persicaria und P. lapathi-
folium, D: bei Ziebiek und Großkühnau.
Ph. primulaecola Desm. an Primula veris, U: bei Gröbzig.
Ph. phormiü (Cke.) an Phormium tenax, D: Herzoglicher
Küchengarten, Mosigkau im Stiftsgarten.
Ph. platanoidis Sace. an Acer platamordes, D.
Ph. ruscicola Dur. et Netz. an Ruscus aculeatus, D: bei Ziebigk.
Ph. sagittifohae Brun. an Sagittaria sagittifolia, D: zwischen
dem Kapen und Vockerode und am Kühnauer See.
Ph. sambucicola Klchbr. an Sambucus nigra, D: bei Ziebigk
am Kirschberg.
Ph. tricoloris Sace. an Viola tricolor, D: in den Wäldern um
Dessau verbreitet,
tale)
lo.
1114.
1440.
11/6:
1112.
1118.
19.
1120.
1121.
1122.
1.123.
1124.
R. Staritz:
Ph. tulipiferae Pers. an Ziriodendron bulipifera, D: im Kühnauer
Park und Georgengarten.
Ph. visci (Sace.) an Viscum album, häufig um D, bei Lödderitz,
nördlich von ©. von K. Schultz gesammelt.
Ph. verbenae Sacc. an Verbena offieinalis, D: in Großkühnau.
Ph. vulgaris Desm. an Lonicera perielymenum, D: im Kühnauer
Park.
Ph. Westendorpü 'Thüm. an Berberis vulgaris, B: an Zäunen
in Bernbürg und D: bei Ziebigk.
Ph. phacidiordes (Sace.) auf Buxus sempervirens, D: im Georgen-
garten und Mausoleum-Park.
Phoma alismatis P. Henn. et Stz. an Stengeln von Alisma
plantago, D: an Teichen zwischen dem Kornhaus und dem
Kühnauer See.
Ph. achilleae Sacc. an Stengeln von Achzillea millefolum, C:
bei Gröbzig und Werdershausen, D: bei Ziebigk.
Ph. abscondita Pass. var. Scörpe an abgestorbenen Halmen von
Seirpus maritimus, an Se. lacustris mit einer Sporengröße von
6—7=3—3,5 1, D: am Kühnauer See.
Ph. acıta Fcekl. an vorjährigen Stengeln von Dallota nigra
verbreitet. C: bei Gröbzig, Werdershausen, Gerlebogk, D:
Großkühnan, Ziebigk, Dessau (kleine Kienheide, Hasenheide usw.).
Ph. amorphae Sacc. an abgestorbenen Zweigen von Amorpha
fruticosa, D: im Mausoleum-Park bei D.
Ph. africana Speg. an vorjährigen Zweigen von Tamarız
afrıcana, D: im „Küchengarten“. ie
Ph. anaxea Spee. C: an Onobrychis sativa, C: bei Gröbzig;
an Trrfolium pratense C: bei Gröbzig und D: bei Ziebigk und
Großkühnau.
. Ph. anthrisei Brun. an abgestorbenen Stengeln von Antlurzscus
vulgaris, D: bei Ziebigk.
Ph. anceps Sace. an trockenen Stengeln von Medieago sativa,
D: bei Großkühnau, Alten, D.
Ph. acicola (Lev.) Sace. an abgestorbenen Nadeln von Pinus
silvestris, bei D.
. Ph. artemisiae Died. an abgestorbenen dünneren Zweigen von
Artemisia vulgaris, D: in Gärten bei Ziebiek.
Ph. arundinacea (Lev.) Sace. an toten Halmen von Phragmites
communis, D: am Kühnauer See.
Ph. Berkeleyii Sacc. an Stengeln von Galeopsis bifida, D: in
der Mosigkauer Heide und Z: bei Thießen.
1132.
1139.
1134.
1133.
1290. 7
Haltayr.
1138.
1139.
1140.
1141.
Dritter Beitrag zur Pilzkunde des Herzogtums Anhalt. 8%
Ph. brassicae (Th.) Sace. au trockenen Stengeln von Hesperis
matronalıs, D: auf Friedhof 1.
Ph. bryoniae Sace. et Syd. an abgestorbenen Ranken von
Bryonia alba, D.
Ph. eirsii Syd. an vorjährigen Stengeln von Corszum lanceolatım,
D: bei Ziebigk, alte Kiesgrube,
Ph. complanata (Tde.) Desm. an Umbelliferenstengeln z. B.
Heracleum sphondylium, Chaerophyllum und Anthriseus vulgaris D.
h. Orepini Speg. et Roum. an Populus canadensis, D: Mosigkau.
Ph. compressa K. et Har. an Uytisus laburnum (Laburnum
vulgare), D: bei Ziebigk.
Ph. conigena Krst. an den Schuppen der Zapfen von Pinus
silvestris häufig, bei D.
Ph. eryptica (Nit.) Sacc. an abgestorbenen Zweigen von Lonicerd
tatarica, D: im Kühnauer Park und am Wallwitzberg.
Ph. catalpae (Th.) Sacc. an Catalpa syringifoha, D: im Stifts-
garten zu Mosigkau.
Iahscyuse P. Brun. an Laburnum purpureum, D: im Wörlitzer
-Paık.
1142.
1149.
1144.
1145.
1146.
1147.
1148.
1149.
1150.
UlSık
1ula2}
11593.
Ph. carpogena Sacc. et Roum. an den Früchten von Cataipa
syringifolia, D: Dessau und Mosigkau.
Ph. Diedickei Stz. an Stengeln von Gnaphalium uliginosum, D:
in Ziebigk. {
Ph. Datbwrae Roll. et F. an Datura Tatula, D: Ziebigk.
Ph. Douglasii Oud. an Pinus Strobus, D: Friedhcf II und
Kühnauer Park. |
Ph.doliolum Karst. an vorjährigen Stengeln von Sedum mazxımum,
D: bei Mosigkau und Großkühnau im Park.
Ph. duleamarae Sace. an Solanum nigrum, D: bei Ziebigk..
Ph. eupyrena Sacc. an Solanum nigrum, D: bei Ziebigk.
Ph. equiseti Desm. an Kigwselum limosum, D: im Kühnauer Park.
Ph. elaeagnella Oke. an Elaeagnus augustifolius u. E. argenteus,
D: im Mausoleum-Park, auf ersterer mit einer Hendersonia.
Ph. euphorbiae Sacc. an Euphorbia eyparissias, Z: in und bei
Meinsdorf.
Ph. exigua Desm. an Polygonum avieulare und Fagopyruım
esculentum, D: bei Ziebigk. /
Ph. Friesii Brun, an Ligustrum vulgare, D: in der städtischen
Di zu Dessau.
ı. fraxinifolia All. an Negundo fr a D: in der Jahn-
En Baumschule.
90
1159.
12756.
1197.
1108.
1)
1160.
1161.
1162.
1169.
R. Staritz:
Ph. fuscata Sace. an Dahlia variabilis, D: bei Ziebiek in Gärten.
Ph. glycerise Brun. an Dactylis glomerata, D: Kühnauer Park.
Ph. grovei B. et Vog. an Cardınıs acanthoides, O: bei Gröbzig-
Werdershausen und D: Ziebigk.
Ph. graminis West. an Poa pratensis, D.
Ph. hippuridis Stz. an Hippuris vulgaris, D: in Herzoglichen
Küchengarten.
Ph. herbarum West. bis jetzt beobachtet an Polygonum lapathi-
folium D, Humulus lupulus D, Erigeron canadense D, Hesperis
matronalis D, Sisymbrium offiemale D, 9. pannonicun D,
Linaria vulgaris D, Centaurea maculosa C: bei Gröbzig, ©. mon-
fana im H: bei Güntersberge, Urbca dioiwca D, Galium mollugo
U: bei Kattau, an Gahum aparine und mollugo D: bei Ziebigk,
Agwilegia vulgaris D: städtische Pflanzschule, Antirrhinum
majus D.
Ph. hystericola (Sace.) Al. an Fumex cacetosa, D: Kühnauer
Park.
Ph. junci Preuss. an Juneus effusus, D: z. B. Kühnauer Park.
Ph. japonica Sace. an Kerria jJaponica, D: in der städtischen
Pflanzschule und Friedhof in Sollnitz.
Ph. juglandina Sacc. an abgestorbenen Zweigen von Juglans
regia, D: Ziebigk, Z: in Stackelitz.
. Ph. lathyrina Sace. an Lathyrus latifohus, D: Friedhof II und
Mosigkau.
. Ph. lawrina Th. an Zaurus nobilis, D: bei Ziebigk.
. Ph. limnophila Sace. an Typha angustifoka, D: am Beckerbruch
und bei Mosigkau.
Ph. Lindaviana Stz. an Comvolvulus arvensis und O. seprum bei
D: Hasenheide und hohe Lache.
. Ph. leguminum West. an Sarothammus scoparius, Z: am Spitz-
berg; an Zaburnum vulgare, D: im Mausoleum-Park; an Oytsus
hirsutus, D: ebenda und an der hohen Lache; an Caragana
anborescens, D: im Mausoleum-Park.
. Ph. lepidii (S.) All. an Lepidium ruderale, D: bei Ziebigk.
Ph. hliacearum West. an Aemerocallis fulva, D: im Kühnauer
Park.
Ph. melaena (Fr.) M. et D. an Medicago satıva, D.
Ph. myxae Farn. an Kernen von Prumus domestica, |bei Rabis
bei Jena].
Ph. nebulosa (Pers.) Mtg. an Ohenopodium murale, D: bei Ziebigk.
Ph. nidulans Grogn. an Ampelopsis hederacea, D: bei Ziebigk.
191270.
Il 70
1178.
el):
1180.
1181.
1182.
1183.
1184.
1185.
1156.
1187.
1188.
1189:
1190.
tale
1192.
9D:
1194.
9a:
1196.
ale:
10 Wer
Dritter Beitrag zur Pilzkunde des Herzogtums Anhalt. 91
Ph. occıulta Desm. im Innern von Halmen von Phragmites com-
namus, D: bei Ziebigk. Nach Allescher gibt es noch eine Ph.
oceulta Sacc. auf Zapfen von Picea excelsa. Diese müßte also
anders benannt werden.
Ph. oculata (Preuss.) Sacc. D: an Stengeln von Sedum mazsimum,
D: bei Mosigkau.
Ph. oleracea Sace. an Hesperis matronalis, D: Ziebigk.
Ph. oncostoma Thüm. an Zobinia pseudacaeia, D: verbreitet.
Ph. pinicola (Zpf.) Sacc. an Pinus silvestris, D.
Ph. pseudacaeiae Sace. an Robinia pseudacacia, D: im Küh-
nauer Park.
Ph. petiolorum Desm. an Blattstielen von Aobimia pseudacaecia,
D: im Kühnauer Park, Sporengröße 6—1xX2,5 1.
Ph. petiolorum Desm. var. juglandis P. Br. an Juglans reyia,
D: Ziebigk.
Ph. planiuscula Save. an Robimia pseudacacia, D: am Becker-
bruch und am Wallwitzberg, Mausoleumpark.
Ph. polystoma F. Tassi an Reseda Iuteola, D: alte Kiesgrube
in der Nähe des Kornhauses und H: im alten Stolberg.
Ph. [perexigua Sace. an Carlina acaulis var. cawulescens in
Thüringen bei Jena|.
Ph. rhodotypi Henn. auf Zhodotypus kerriordes, D: Anlagen
und Mausoleum-Park.
Ph. vimosa West. an Halmen (Blattscheiden) von Phragmites
commamns, D: im Kühnauer Park.
Ph. ribesia Sace. au Fibes grossularia, D: bei Ziebigk.
Ph. roseola Desm. an NMedicago satıva, D: bei Alten.
Ph. radula B. et Br. an Platanus orientals, D: im Mausoleum-Park.
Ph. rubicola P. Br. an Rubus Idaeus, D: in Gärten.
Ph. ruborum Wst. an Rubus fruticosus, D: Ziebigk und Külh-
nauer Park: an Aubus caestus, D: im Kühnauer Park.
Ph. rudis Sacc. an Labwnum vulgare, D.
Ph. sambueina Sacec. an Sambucus nigra, D: am Kuhberg
zwischen Ziebigk und Kühnauer Park.
Ph. sa nbucella Sacec. an Sambucus nigra, D: bei Ziebigk.
Ph. sanguisorbae All. an Poterium sangwisorba, B: bei Sanders-
leben, nach Hettstedt zu.
Ph. sarmentella Sacc. an Humulus hupuius, D: in der Wasser-
stadt, Sporengröße 5—6X2 „, mit Oeltropfen.
Ph. strobilaria (Pr.) Sacc. an Zapfen von Pinus silvestris, D,
ebenso
32
15199.
1200.
1208.
1202.
1203.
1204.
1203.
1206.
ET.
1208.
1209.
1210.
1211.
1212.
1219.
1214.
124.
1216.
127%
1218.
19),
1220.
Dr
1222.
1223.
BraStasitze
Ph. strobiligena Desm. var. microspora.
Ph. sparticola P. Br. an Sarothamnus scoparius, Z: im Golmenelin.
Ph. Sherardiae Stz. an Sherardia arvensis, D.
Ph. strobt (B. et B.) var. mecropus an Zapfen von Pinus
Strobus, D.
Ph. Stroeseana Stz. an abgestorbenen Stengeln von Necandıra
physaloides, D: in Ziebigk in Gärten.
Ph. subtilissima Oud. an Fruchtstielen von ZLaburmmum vulgare,
D: im Mausoleum-Park.
Ph. surculi (Fr.) Cke. an Sambucus nigra, D: am Kirschberg
(Kuhberg) bei Ziebigk, nach Großkühnau zu.
Ph. syringina Sace. an Syringa vulgaris, D: im Kühnauer Park.
Ph. tamarisci (Mont.) Sace. an Tamarix gallica, D: Hohe Lache,
Mausoleum. ’
Ph. tatarica All. an Lonicera tatarica, D: im Kühnauer Park.
Ph. tataricola Oud. an Lonicera tatarica, D: im Kühnauer Park.
Ph. tingens C. et M. an Delphinium elatum, D: Friedhof 1.
Ph. |typhicola Oud. an Typha angustifoba, bei Falkenberg bei
Torgau].
Ph. urticae Sch. et S. an Urtica diorca, D: bei Kochstedt.
Ph. vaginae Sace. an Blattscheiden von Phragmites commmmıs,
D: Kühnauer Park.
Ph. verbenaceae F. Tassi an Verbena officinalis, D: am Küh-
nauer Park.
Ph. viniferae Cke. an Vitis vimifera, D: bei Ziebigk.
Ph. vulgaris Sace. an Medicago satıva, D.
Ph. vieina Desm. an Sämbucus nigra, D: Große Kienheide.
Ph. vincetoxiei West. an Vincetoxicum offieinale, D: Kühnauer
Forst und auf dem Muldenstein.
Ph. Zopfiana All. an Ononis spinosa, ©: im Neckenschen Busch
bei Gröbzig, Sporen ein wenig kleiner.
Macrophoma conica Pass. an Rubus Idaeus, D: Großkühnauer
Park und Ziebiek.
M. Hennebergü (Kühn) B. et Vogl. an Trrteum vulgare, D:
bei Alten.
M. pityophila (Cda.) Sacc. an Pinus selwestris, D: Ziebigk,
Groß- und Kleinkühnan.
M. Staritziu Sacc.n. sp. an Blättern von Phragmites communis,
D: am Kühnauer See.
-M. sphaerosperma (Krst.) B. et Vogl. an Egqwsetum limosum
auf den Wiesen am Kühnauer See.
1224.
1229.
1230.
1231.
1232.
1239.
1234.
1239:
1236.
1237.
1238.
1239.
1240.
1241.
1242,
1249.
1244.
Dritter Beitrag zur Pilzkunde des Herzogtums Anhalt. 93
Aposphaeria mediella Krst. an den Zapfen von Pinus Strobus,
D: im Kühnauer Park und Friedhof I zu D; an Pinus silwestris,
D: Beckerbruch und Ziebiek. Diese Form wurde mir von
Herrn Prof. Hennings als f. fructigena bezeichnet. Z: Coswig.
A. lampsanae All. an Stengeln von ZLampsana commumis, D:
am Kühnauer Park.
A. labens Sacec. an freiliegendem Bast von ARobinva pseudacaeia.
D: am Rande der Großen Kienheide.
A. pulicaris Sace. an faulenden Trieben von Sambueus nigra,
D: am Kirschberge.
A. pinea Sacc. an freiliegenden und freihängenden dünneren
Wurzeln von Pinus sölwestris, D: Große Kienheide [an Kiefern-
holz bei Rabis bei ‚Jena.
Dendrophoma affinis Sace. an Theophrasta ümperialis, D: im
Herzoglichen Küchengarten.
D. @Gleditschiae Pass. an @Gleditschia maerocarpa, D: im Mauso-
leum-Park.
D. pleurospora Sace. f. rosiflorarum Sace,, an Rosa canina, D.
Plenodomus herbarum Al. an faulenden Blättern von Con-
vellarıa majalıs, D: im Kühnauer Park.
P. lingam (Tde.) v. Höhn. an abgestorbenen Stengeln von
Echinops sphaerocephalus und Cirsium lanceolatum, D: bei
Ziebigk.
‚Myeogala fimeti Died. an Hundekot, D: in der Jahnschen
Gärtnerei nach Diedicke.
Sphaeronema subtile Bon. an Urtiean dioica und Glechoma
hederacea, D: im Kühnauer Park. Als
Asteroma nerviseguum (VDU.) bezeichnete mir Herr Professor
Hennings einen Pilz auf der Unterseite lebender Blätter von
Melampyrum nemorosum, Thüringen: Wälder bei Naumburg-S.
Oylindrophoma Cookei: (Th.) v. Höhn. an Blättern von Prumus
serotina, D: Mausoleum-Park und bei Ziebigk, nach v. Höhnel.
Vermieularia hhacearum West. an Fritillaria meleagris, C: in
Gärten bei Gröbzig.
V. graminicola West. an Holcus lanatus, D.
V. siphonis Thüm. an Aristolochia sipho, D: Mosigkau.
V. maculans (Link) Desm. an Delphinium elatum, D: Friedhof 1.
V. dematium (Pes.) Fr. an Rheum offieinale (Blattstielen), .D:
Ziebigk, au Stielen von ARudbechia laciniata, Z: an der Nuthe.
V. eryngä (Cda.) Fekl. an Eryngium campestre, Z: bei Roßlau.
V. Späthiana All. an Narcissus poeticus, D: in Gärten.
4
1245.
1246.
1247.
1248.
1262.
1263.
1264.
1269.
1266.
1267.
1268.
1269.
1270.
Lore:
1272.
1273.
RR Sitaeltze:
V. trichella Fr. an Blättern und Stengeln von Hedera helix,
D: Ziebigk, Dessau: Friedhöfe.
Fusicoccum quereus Oud. an Quercus pedunculata, Z: am
Hubertusberg.
Dothiorella Berengeriana Sace. an Syringa vulgaris, D: Friedhof 1.
Mysxofusicoccum malt Died. an Pirus malus, D: Jahnsche
Gärtnerei, die Oberhaut ist an den befallenen Stellen meist
glänzend und oft braunrot gefärbt.
M.. prunicolum Died. an Prunus domestica, D: Ziebigk.
Cytospora ambiens Sacc. an Rubus caesius, D: Kühnauer Park.
C. ampelopsidis G. Mass. an. Ampelopsis hederacea, D: Jahnsche
(Gärtnerei.
C. ceratophora Sacc. an Quercus pedumculata, D: im Georgen-
garten.
C. capreae Fekl. an Salix caprea, D: Kühnauer Sce.
C. chrysosperma (Pers.) Fr. an Populus canadensis, D: Ziebigk.
C. capitata Sacc. et Sch. an Pirus Riversi und P. malıus, D.
C, cydoniae Schulzer an Uydonia vulgaris, D: Ziebigk.
C. eincta Sacc. var. amygdalina an Amygdalus commumis var.
amara, D: im Wörlitzer Park; an Prunus cerasus, D: Ziebigk.
C. ceratophora Sace. an Quercus sp. D: im Mausoleum-Park.
C. elaeagni All. an Hlaeagnus augustifolius, D: hohe Lache.
C', flavovirens Sace. an Zeibes aureum, D: im Mausoleum-Park.
C. Friesii Sacc. an Nadeln von Abres alba, D: Ziebigk.
C. Greschikii Bres. an Tamarix gallica, D: Mausoleum-Park.
C. germanica Sacc. an Zweigen von Salx vitellina, D: au
Betula verrucosa, D: Mausoleum-Park. Pop. canad. Vockerode.
C. juglandina Sacc. an Arten von Juglans, J. regia, D: Ziebigk,
im Kühnauer Park an J. cinerea.
Ü. kerriae Died. an Kerria japonica, D: städtische Pflanzen-
schule, Friedhof in Sollnitz.
Ü. leucosperma (Pers.) Fr. an Ulex europaeus, D: Wörlitzer Park.
C. ludibunda Sacc. an Robinia pseudacacia, D: Kühnauer Park.
Ü. mecrospora (Cde.) Sacc. an Quercusästen, D: im Kühnauer
Park.
©. ocellata Fekl. an Ziibes awreum, D: Mausoleum-Park.
O. personata (Fr.) Sace. au Pirus malus, D: am Kirschberg.
C. pandani Prill. et Del. an Pandanus utlis, D: im Herzog-
lichen Küchengarten.
Ü. prunorum Sacc. et Syd. an Prumus avium, D: bei Ziebigk.
C. vosarım Grev. an Rosa canina, D: an verschiedenen Orten.
1274.
127%
1276.
DO Da
=
1277.
1278.
1279.
128.
1281.
1282.
1283.
1284.
1285.
1286.
1237.
1288.
1289.
1290.
Dritter Beitrag zur Pilzkunde des Herzogtums Anhalt. 95
(. rhodophila Sacc. an Rosa canına, D: in den beiden Kien-
heiden.
Ü. marchica Syd. an Rhus cotinus, D: im Mausoleum-Park.
C. salicis (Oda.) Rbh. an Salz fragelis, D: im Tiergarten, am
Kühnauer See.
C. Schweinitzii Sacc. an Salz (babylonica?), D: im Mausoleum-
Park.
©. salicella Sasc. an Salix caprea, D: Kühnauer Park.
C. transhıcens Sacc. an Salixästen, D: Ziebigk. Diese Salix-
art wurde mir als S. /uspanica bezeichnet.
C, leucosperma (Pers.) Fr. an Zweigen von Acer platanoides
und Negundo fraxinifolia, D: Jahnsche Gärtnerei.
C. rubescens Fr. an Pirus malus, D: Friedhof 11.
©. chrysosperma (Pers.) an Zweigen von Populus canadensis,
D: Mosigkau, Beckerbruch bei Dessau und Vockerode.
C. vitis Mont. an Reben von Viks vinifera, D: bei Ziebiek.
Ceuthospora foliicola (1ab.) an Blättern von Hedera helix,
Finca minor, Primus laurocerasus, Crataegus: oxyacantha, D:
mitunter häufig.
C. rhois Rbh. an Zeus typhina, D: Mausoleum-Park.
Ascochyta acor: Oud. an Acorus Calamus, D: am Kühnauer See.
A. armoraciae Fckl. an Cochlearia armoracia, D: bei Ziebigk.
A. coluteae L. et Fautr. an Colutea arborescens, D: im Mauso-
leum-Park.
A. chenopodü (Krst.) Died. an Atriplee nitens, A. patıula,
A. hastata, Chenopodium hybridum und Ch. album, D: bei
Dessau und Ziebiek; an Atriplex hastata, C: Zehringer Busch.
A. graminicola Sacec. an Arrhenatherum elatius, D: im Kühnauer
Park und kleine Kienheide. Auf Poa pratensis wurde eine
Form gefunden, welche der var. leptospora Trail ähnlich ist,
D: bei Ziebigk an der westlichen Friedhofsmauer.
A. Herreana P. Henn. et Stz. an Blättern von Fumkia ovata,
D: im Herzoglichen Küchengarten.
. A. Imurina F. Tassi an Blättern von Zauwrus nobilis, Ö: bei
Gröbzig und D: bei Ziebigk.
A. pisi Lib. an Pisum sativum, C: und D: verbreitet.
.„ A. Diedickei Stz. an Glyceria aquatiea, D: am Kühnauer See.
5. A. teretiuscula S. et R. an Zuzula campestris, D: große Kien-
heide und Kühnauer Park, Z: Roßlaner Forst; an Z. pilosa,
Z: am Hubertusberg, Roßlauer Forst (Luko) und Lindau.
96
129.
1298.
1299.
1300.
1301.
1302.
1309.
1304.
1306.
1307.
1308.
1309.
1310.
1311.
1312.
1819.
1314.
1315.
R. Staritz:
A. lgustri S. et S. an Zigustrum vulgare, D: in der städtischen
Pflanzschule.
A. vibwni (Roum.) Sace. an Vihwmum Opuhes, D: bei Mosiekau,
jan I%b. Lantana bei Jena in Thüringen].
A. oleandri S. et Sp. an Nerzum oleander, D: im Kühnauer Park
und im Stiftsgarten zu Mosiekan.
Stagonosporopsis equwiseti (Sacc.) Died. an Zgqwselum limosum,
D: Kühnauer See.
Ascochytella |grossulariae (Sace. et Br.) Died. an Aibes grossularia,
durch meinen Sohn M. Staritz aus einem Garten in Erlangen
erhalten |.
4. deformis (Krst.) Died. an Sambucus nigra, D: große Kien-
heide und Kirschberg bei Ziebiek.
Diplodina amorphae All. an Amorpha fruticosa, D: im Mauso-
leum-Park. :
D. earaganae Vest. an Caragana arborescens var. pendula, D:
Friedhof zu Ziebiek, Stiftsgarten zu Mosigkau; vom letzten
Standorte zeigte das Material nur Sporen von 7—8X2,5 u
(Größe, ob hierher gehörig?
D. donacina (Sace.) an Bromus sterilis, D: bei Ziebiek und
(Gohrau, ©: Gröbzig im Neckenschen Busch.
D. euphrasiae Oud. an Huphrasia offieinalis, D: im Kühnaner
Park.
D. hyoseyami Vestergr. an Ayoscyamus niger, C: bei Gröbzig
nach Mitteledlau zu.
D. helichrysi Pass. an Filago minima, D: Ziebigk.
D. helianthi Fautr. an Helianthus anmmıs, D: Ziebigk.
D. ligustri Delacr. an Ligustrum vulgare, D: an der „Ueber-
führung“, hohe Lache.
D. Oudemansöü All. an Rebes grossularia.
D. plana Krst. an Sambueus nigra. D: Kühnauer Park und
Kirschberg.
D. Richteriana Stz. an Balsamina hortensis, D: in Gärten zu’
Ziebigk.
D. salsolae (Oud.) an Salsola kali, D: zerstreut in der näheren
Umgebung von Dessau.
D. silybi maria Stz. n. sp. Fruchtlager zellig, gelbbräunlich,
durchscheinend, später dunkler, klein, ca. 270 x hoch und 240 u.
breit, zuerst unter der Oberhaut, später, wenn letztere zerrissen,
frei, Sporen elliptisch bis keulenförmig-zylindrisch, beidendig
abgerundet. zweizellig, oft eine Zelle etwas breiter, Querwand
1316.
a7
1318.
1319.
1323.
1324.
1323.
1328.
1329.
1330.
1331.
1332.
1933.
1334.
Dritter Beitrag zur Pilzkunde des Herzogtums Anhalt. 37
mitunter etwas undentlich, 4—8(— 10) X 2—9.4 ». An faulen-
den Stengeln von Silybum marianum, D: bei Ziebigk.
D. salicis West. an trockenen Zweigen von Salz babylonica,
D: im Mausoleum-Park.
D. tatarica All. an Zonicera tatarica, D: im Kühnauer Park.
D. veronicae Brun. an Veronica longifolia, D: im Kühnauer Park.
D. verbenacea Har. et Briard an Verbena offiecinalis, D: in
Großkühnau.
. D. volubilis (Sace. et Malhr.) an Polygonum convolvulus, Z:
zwischen Roßlau und der Hautwollfabrik Rodleben.
D. Weyhe: Stz. an Rhizomen von Glyceria aquatica, D: im
Beckerbruch.
Darluca Fihum (Biv.) Capt. auf Uredineen auf Poa pratensis,
D; Hordeum murimum, D: kleine Kienheide und am 2. Güter-
balınhof; an Poa trivialis, ©: Gröbzig; an Armeria vulgaris, D:
bei Oranienbaum, Goltewitz, Gohrau; an Polygonum aviculare,
D: bei Ziebigk; an Sagina procumbeus, letztere Form nach
H. Diedicke mit Sporengröße 13 = 3—4 y.
Septoria Podagrariae (Lasch) an Aegopodium Podagraria, D.
S. alismatis Oud. an Alisma Plantago, D: Sümpfe und am
Kühnauer Sce.
S. apıi Chester an lebenden Blättern von Aprum graveolens,
Din Gärten.
S. antirrhini Desm. an Blättern von Antirrhinum majus, D:
bei Ziebigk und in Dessau; C: Gröbzig Friedhof.
S. armoraciae Sacc. an Cochlearia armoracıa, D: bei Ziebigk,
Großkühnau, Z: Hundeluft, [Rabis b. Jena].
S. atriplieis (West.) Fckl. an Atriplex nıtens, D:
S. balsaminae Pass. an Balsamina hortensis, D: Ziebigk.
S. caricieola Sacc. an Carex pseudocyperus, C: bei Gröbzig,
D: am Kühnauer See. |
S. carieis Pass. an O. riparia und ©. glauca, D: am Külhnauer
See.
S. cerastii Rob. et Desm. an Cerastium triviale, D: am Kirsch-
berg.
5. chelidonii Desm. an Chelidonium majus, Z: Hundeluft.
S. chenopodii Westd. an Blättern von Chenopodium album und
Ch. hybridum, D: zerstreut bei Dessau, an ersterer auch am
Kyffhäuser.
Verhandl. des Bot. Vereins f. Brandenb. LIX. M
We)
1992:
1336.
DOT.
1338.
1339.
1340.
1341.
1342.
1346.
1347.
13498.
1349,
1350.
ol
R Stanıtzz
S. convolwuli Desm. an Convolvulus arvensis, D: Aecker an der
hohen Liache, bei Ziebigk und Großkühnan.
S. cytisi Desm. an Laburnum vulgare, D:
S. epilobii West. an Epilobium hirsutum, C: bei Gröbzig mehr-
fıch, z. B. Pfaffendorfer Schachtteich, an der Fuhne, Teiche
zwischen Gröbzig und Werdershausen usw.
S. papillata Kyst. an Carex brizoides, D: im Kühnauer Park,
an O©. distans ebenda.
S. eryngieola Oud. et Sacc. an Eryngium campestre, Z: bei
Roßlau.
S. fuchsieola Syd. an Fuchsia species, ©: im Kantorats-Garten
zu Gröbzie.
S. galeopsidis Westd. an Galeopsis, H: bei Güntersberge, Straß-
berg, D: Mosigkauer Heide.
S. get Rob. et Desm. an Geum urbanım, Westseite des Kyft-
hänsergebirges (Steinthalleben).
S. graminum Desm. an Trebeum vulgare, C. bei Gröbzig, [an
Sesleria coerulea bei Jena i. Thüringen].
5. hederae Desm. .an Hedera helix, D: verbreitet, [bei Zürich
von K. Schultz gesammelt].
S. Jydrocotyles Desm. an Aydrocotyle vulgaris, D: am früheren
Pöplitzer See, Mosigkauer Heide und Mosigkauer Teich, Z:
zwischen Roßlau und Meinsdorf. j
S. Jyperici Desm. an Aypericum perforatum, D: verbreitet.
S. inulae Sacc. et Speg. an /Inula britannica, ©: bei Gröbzig
und Könnern.
S. Letendreana Sace. an Juylans cinerea, D: im Kühnauer Park.
S. Luzulae Schröt. an Zuzula mulkflora, Z: Lindau [bei Jena].
S. Lapporsn Sacc. an Zappa minor, D: bei Ziebigk.
S. lamöii Pass. an Lamium album und L. puwrpureum, D: bei
Dessau, Ziebigk, Großkühnanu.
5. mahoniae Pass. an abgestorbenen Blättern von Mahoniu
aquifolium, D: im Mausoleum-Park.
S. mercurialis West. an NMercurialis annua, am Kytthäuser-
gebirge.
S. oenolherae West. an Blättern von Oenothera biennis, D: ver-
breitet.
S. oleandrina Sace. an Nerium oleander, D: Kühnauer Schloß
und Stiftsgarten Mosigkau.
S. pastinacae West. an Pastinaca sativa, D: bei Ziebiek.
S. petroselin? Desm. an Petroselimum sativum, D: Ziebigk.
1358.
1359.
1360.
1361.
1362.
1969.
1364.
Dritter Beitrag zur Pilzkunde des Herzogtums Anhalt. 99
S. phlogis Sace. et Speg. an Phlox paniculata, D: im städtischen
Pflanzgarten; Ph. decussata, D: in Gärten.
S. Drummondau Ell. et Ev. an Phlox Drummondi, D: in Gärten
in Ziebigk.
5. plantaginis (Ces.) Sacc. an Plantago lanceolata, D.
S. Polemonii Thüm. an Polemonium coeruleum, D: Friedhof II.
und städtische Pflanzschule.
S. populi Desm. an Blättern von Populus nigra, B: bei Aschers-
leben.
5. polygonorum Desm. an Polygonum hydropiper, C: b. Gröbzig;
an Polyg. lapathifolium, D: verbreitet.
S. piricola Desm. an Pirus commaumis sehr verbreitet, ©: bei
Gröbzig; D: bei Dessau [in Thüringen bei Jena und Frei-
burg a. U.].
9. sparsa Fekl. an Potentilla reptans, C: bei Gröbzig im
„Neckenschen Busch“ [auch bei Jena], an Pot. anserina; C: bei
Körmigk.
S. grossulariae (Lib.) West. an Zibes grossularia, D: in Gärten.
S. ribis Desm. an Ribes rubrum, D: Ziebigk in Gärten.
S. rosarum West. an Rosa pomifera, C: Gröbzig.
S. rubi West. an Rubus caesius, D: Kühnauer Park [auch bei
Jena]; an AR. Idaeus, D: Ziebigk.
S. saponariae (DC) Savi et Becc., C: bei Gröbzig; D: bei
Ziebigk, an Saponaria offieinals.
S. scabiosicola Desm. an |Anauta silvatica in Thüringen bei
Jena], an Scabeosa atropurpurea, D: im Herzoglichen Küchen-
garten.
S. spergulariae Bres. an Spergularia rubra, D: in der großen
Kienheide.
S. stellariae Rob. et Desm. an Stellaria media, D: bei Ziebigk
am Kirschberg [auch bei Rabis bei Jena].
S. urticae Desm. et Rob. an Urtica urens, D: bei Ziebigk.
S. violae West. an Viola tricolor, ©: bei Gröbzig; D: in Gärten
bei Ziebigk.
S. visci Bres. an Vescum album, D: im Tiergarten.
Rhabdospora cymanchica Sace. an Cymanchum offieinale, D:
Kühnauer Forst: neue Wiesen und Saalberge.
Teh. decipiens (B. et 0.) Sacc. an Zonicera tatarica, D: im
Kühnauer Park.
Rh. betonicae Sacc. et Briard an Detonica offieinals, D:
Mosigkau: im Rößling.
7*
100
1331.
1382.
1383.
1384.
1385.
1386.
1387.
1389.
1390.
Il,
1992.
1393.
1394.
1100).
13906.
IT.
1398.
1399.
1400.
R. Staritz:
Ich. arnoseridis Lind. an Arnoseris minima, D: Aecker am
„krummen Hals“ zwischen Ziebigk und Großkühnan.
Rh. elinopodii All. an Olinopodium vulgare, Z: am Friedrichsholz.
Rh. diaporthoides Sacc. an Salix sp., D: im Kühnauer Park.
Rh. asparagı Syd. an Asparagus offieinalis, D: bei Dessau und
Ziebigk.
Feh. hypochoeridis All. an Aypochoeris vadicata, D: bei Kochstedt.
Ph, tragopogonis Rich. an Tragopogon pratensis, D: bei Ziebigk.,
Reh. tanaceti Oud. an Tanacetum vulgare, Z: au der Schlangen-
erube zwischen Roßlau und Coswig,
[Zelı. junei (Desm.) auf Juneus anceps erhielt ich durch Herrn
Lelirer Zobel von der Insel Langeoog.]
Uytosporina lurlibunda Sacc. an BPobinia pseudacacia, D: Küh-
nauer Park und Rirschberg bei Ziebigk.
Stagonmospora Calamı Bres. an Acorus Calamus, D: am Küh-
nauer See.
St. earieis (Oud.) Sace. an Carex glauca, D: im Hexensumpf
bei Kochstedt.
St. curvula Bomm., Rouss. et Sace. an Poa trivialis, D: im
Kühnauer Park.
St. galöä Fautr. an Galium mollugo, C: Gröbzig; D: bei Ziebiek.
St. intermixta (Uke.) Sace. an Brachypodium pinnatum, C: im
Diebziger Busch.
St. mackopus. (B. et Br.) C. Sacc. an Carex rpamar Dun
Kühnauer Park [an ©. graeilis durch Herin Lehrer Zobel-
Dessau von der Insel Langeoog].
St. neglecta (Wlld.) Sace. an DBlattscheiden von Phragmites
commamis, D: im Kühnauer Park. Sporen 18,5 —21X4 x groß.
St. juglandis P. Br. an Aesten von Juglans regia, D: in Ziebiek.
St. subseriata (Desm.) Sacc. an Calamagrostis lanceolata, C: bei
Radegast. Die Var. moliniae Trail an Molima coerulea, Z:
toßlauer Forst.
St. spargana (Fekl.) Sacc. an Sparganium ramosım, D: im
Kühnauer Park, Sporengröße 25—26x6—7 np. Die Var.
santonensis P. Brun an Sparganium ramosum, Z: am Hubertus-
berg bei Coswig. Sporen 24—25X5,5 p groß, mit vier Öel-
tropfen und ungleichen Sporenhälften.
St. typhordearum (Desm.) Sacc. an Typhua latifolia, D: im
Beckerbruch.
St. simplieior Sace. et Br. an Phragmites communis, D: im
Mausoleum-Park.
1401.
1402.
1408.
1404.
1405.
1406.
1407.
1408.
1409.
1410.
1411.
1412.
1418.
1414.
1415.
1416.
1417.
1418.
1419.
Dritter Beitrag zur Pilzkunde des Herzogtums Anhalt. 101
Sphaeropsis lauri Pass. et Br. an Zaurus nobilis, D: bei Ziebigk
(alte Kiesgrube).
Sph. demersa (Bon.) Sacec. an Prunus laurocerasus, D: im
Kühnauer Park.
Sph. guttifera Otth. an Tika grandifolia, D: im Kühnauer Park.
Sph. viscei (Soll.) Sace. an Viscum album, D: im Beckerbruch
und Kühnauer Park. 4
Conzothyrium aucubae Sacc. an Aucuba japonica, D: im Wör-
litzer Park.
©. dantlöi n. sp. an abgestorbenen, faulenden Stengeln von
Dianthus carthusianorum, D: Straße von Dessau nach Aken
und im Rößling bei Mosigkau mit nachstehender Beschreibung:
Fruchtlager einzeln, klein, bedeckt, rundlich, dunkelbraun,
Ostiolum punktförmig hervorragend, Sporen eiförmigelliptisch
oder eiförmiglänzlich, bräunlich, beidendig abgerundet,
10,5—15xX4,5—6 u groß.
©. Dasylirii Veletti an Dasylirion gracilis, D: im Herzoglichen
Küchengarten.
C. concentricum (Desm.) an Agave americana, D: im Herzog-
lichen Küchengarten.
©. caespitulosum Sace. an Tamarıx tetrandra.
C. Castagnei Sacc. an Jasminum fruticans, D: Herzoglicher
Küchengarten.
C. foedans Sace. an Robimia pseudacacia, D: am Kirschberg
und im Kühnauer Park.
©. Fuckelii Sace. an Robinia pseudacacia, Bastfaser, D: große
Kienheide. Sporen 3,5—5 j. im Durchmesser.
|C. genistae (Roum.) Berl. et Vogl. an Genista saharae in Oran
in Nordafrika leg. Cosson]; ex herb. phanerog. meo.
CO. hellebori Cke. et Mass. an welkenden Blättern von Zelleborüs
veridis, D: im Stiftsgarten zu Mosigkau.
C. innatum Krst. an Salix sp., D: bei Ziebigk, Sporengröße
°—14—4—8 y.
C. hupulinum Bres. an Humulus lupulus, D: im Kühnauer Park.
C. mediellum Krıst. an Chenopodium album, D: bei Ziebigk
nach Großkühnau zu. Sporengröße 3—5xX3—3,5 1.
C. laburnophilum Oud. an Laburnum vulgare, D: im Mauso-
leum-Park.
C. olivaceum Bon. var. ononidis All. an Ononis spinosa, C: bei
Gröbzig im Neckenschen Busch. Z: bei Roßlau.
C, ribicolum P. Br. an Ribes rubrum, D: bei Ziebigk.
102
1420.
1430.
1431.
1432.
1439.
1434.
1435.
R. Staritz:
CO. sphaerospermum Fckl. an Oytisus sagittats, D: im Kühnauer
Park.
C. Wernsdorffiae Laub. an kultivierten Rosen, D: in Gärtnereien
und Gärten in und bei D.
CO. scirpi (Boy et Jacz.) an Seirpus lacustris, D: am Kühnauer
See und an Acorus (alamus, D: im Mausoleum-Park.
Nuemosphaera sublilissima Krst. an abgestorbenen Aesten von
Symphoricarpus, D: im Mausoleum-Park.
Microdiplodia conigena All. an Zapfenschuppen von Pinus
silvestris, D: Große Kienheide.
M. Henningsii Staritz an Chenopodium album, D: bei Ziebigk.
MM. inconspieua (Ckl.) an Buxus sempervirens (breit- und schmal-
blättrige Form), D: im Georgengarten, Mausoleum-Park und
Kühnauer Park (nach H. Diedicke).
M. visci (DC.) Pol. an Vescum album, D: Kühnauer Park.
M. eolletiae horridae n. sp. an Colletia horrida, D: im städtischen
Pianzgarten: Fruchtiager zerstreut, zuerst bedeckt, später
durch Verwitterung der Oberhaut frei. mittelgroß. Sporen braun,
eiförmig oder länglich-eiförmig oder auch länglich-elliptisch,
12—13,5=5 groß, an einem Ende öfter etwas verschmälert.
Als
M. Dracaenae n. sp. möchte ich einen Pilz bezeichnen, welcher
auf Dracaena in den Bahnhofsanlagen zu Dessau gefunden
wurde: Fruchtlager groß, in einem helleren, braun umsäumten
großen Flecken, einzeln, eingewachsen, schwärzlich, Sporen
mitunter fast kuglig, meist aber elliptisch oder auch etwas
verlängert, zweizellig, doch finden sich auch einzellige vor,
hellbraun, 6.5— 10,5 = 5,5— 1,5 groß, an der Querwand nicht
eingeschnürt.
Diplodia ampelopsidis Brun. an Ampelopsis hederacea, D: in
Ziebigk „am Georgengarten“.
D. amorphae (Wild.) Sace. an Amorpha fruticosa, D: im Mauso-
leum-Park und im Stiftsgarten zu Mosiekau.
D. corni Wst. an Cornus sibirica und (©. sanguinea, D: im
Kühnauer Park.
D. humuli Fckl. an Humulus hupulus, D: im Kühnauer Park
und an Gartenzäunen der Wasserstadt bei Dessau und im
westlichen Teil der Mosigkauer Heide am „Rotehaus Busch‘.
D. ihieis Fr. an Blättern von /lex aquwifokum, D: Friedhof I.
D. juglandis Fr. an Juglans regea, D: im Kühnauer Park, Z:
Stackelitz.
1456.
1437.
1438.
1439.
1440.
1441.
1442.
1443.
1444.
1445.
1446.
1447.
1448.
1449.
1450.
1451.
1452.
1459.
1454.
1455.
1456.
1457.
1458.
Dritter Beitrag zur Pilzkunde des Herzogtums Anhalt. 103
D. laurina Sace. var. ıninor Pass. an trockenen Aesten von
Laurus nobilis, D: alte Kiesgrube bei Ziebiek.
D. linarine Rbh. an Linaria vulgaris, D: bei Ziebiek, Groß-
külınau: Park und Forst.
D. licalis West. an Syringa vulgaris, D: in Anlagen der näheren
und weiteren Umgebung von Dessau.
D. Iyeii Fekl. an Zyeium barbarım, ©: bei Dalena nach Wettin
zu; D: bei Großkühnau; auch auf dem Petersberg bei Halle-S.
D. mamillana Fr. an Cornus Bretschneideri, D: Friedhof 11.
D. melaena Lev. an Ulmus ceampestris, Z: am Friedrichsholz.
D. Oudemansii Sace. et Syd. an Sarothamnmus scoparius, Z: im
Golmenelin, Petersberg.
D. pseudodiplodia Fekl. an Pirus Riwersi, D: im städtischen
Schulgarten.
D. profusa DNot. an Robinia pseudacacia, D: Kirschberg und
Kühnauer Park.
D. sieula Scalia au Phoenic dactylifera.
D. ramulcola Desm. an Hvonymus japonieus, D: in Ziebigk.
D. rubi Er. an Rubus cuaesius, Z: bei Dornburg a. d. Elbe.
D. Segapelü Scalia an Rubus Idaeus, D: Kühnauer Park.
D. vineaecola Brun. an Vinca minor, C: Gröbzig Friedhof, D:
Ziebigk Friedhof.
D. visci (DC.) Fr. an Viscum album, D: im Kühnauer Park.
Hendersonia arundınis (Lib.) Sacc. an Phragmites commımas,
D: im Kühnauer Park und am Kühnauer See.
A. atramentaria Schröt. an @lyceria aquatica, C: an den Fuhne-
sräben bei Gröbzig; D: am Fasanerieteich am Wallwitzberg.
H. coluteae Peck. et Ckl. an Colutean arborescens, D: im Mauso-
leum-Park.
H. culmiseda Sacc. an Phragmites commumis, D: Kühnauer See.
H. distans Brun. an Carex vulpena, D: Ziebigker Hutung.
H. elegans Sace. an Arra caespitosa, D: zwischen Kornhaus und
Großkühnan.
H. epixyla Malbr. et Br. an Spänen von Populus canadensıs,
D: südliches Elbufer zwischen Wallwitzhafen und dem Kornhaus.
H. @Gleditschiae Kickx f. Catalpae an abgestorbenen Zweigen
von Catalpa ovata, D: anden Bahnhofsanlagen; und an Ü. syringr-
folia, D: im Stiftsgarten zu Mosigkau: Sp. vierzellig, zuerst
braun, später dunkelbraun, 12—16X6—7 », an den Quer-
wänden eingeschnürt und an beiden Enden abgerundet, Frucht-
lager meist in Reihen. Juni 1906.
104
1459.
1460.
1461.
1462.
1463.
1464.
1465.
1466.
1467.
1468.
1469.
1471.
1472.
Rr Staritz:
H. gramimicola L6v. an abgestorbenen Halmen von Phragmites
commamis, D: am Kühnauer See. |
H. phragmites Desm. an Blattscheiden von Phragmites com-
mumis, D: im Mausoleum-Park und bei Kochstedt.
H. crastophila Sace. an Halmen von Phragmites communis, D:
am Kühnauer Sce.
H. heterospora Trail an Blättern von Phragmites communis, D:
am Mühlteich bei Mosigekan.
FH. vaginae (Rbh.) Kalchbr. an Blattscheiden von Phragmetes
communas, C: bei Gröbzig und am Schachtteich bei Pfaffenteich.
H. eqwisei Trail an abgestorbenen Stengeln von Zqwisetum
hmosum, D: am Kühnauer See. Die Sporen sind bei den
hiesigen Exemplaren länger als von Allescher S. 206 angegeben,
da dieselben 26—30X2,5 p gemessen wurden, im übrigen war
Uebereinstimmung vorhanden.
H. mali 'Thüm. an Blättern von Pirus malus kult. „Königs
Plainer* in Gärten D: zu Ziebiek.
FH. Grossulariae Oud. an dünneren Zweigen von Kibes Grossu-
lama, D: in Gärten. Die Sporen zeigten sich zwei- bis vier-,
selten fünfzellig, die zweizelligen waren 11X3,5 px groß, die
vierzelligen 17—19X4,5—5,5 und die fünfzelligen 20xX4 n.
H. rubi (West.) Sace. an Zubus Idaeus und R. caesius, D:
Le. Idaeus Ziebigk in Gärten und Ze. caesius im Kühnaner Park.
A. rubi (West.) Sace. f. rubt Idaei Brun. an ZPubus Idaeus,
Z: bei Dornburg a. d. Elbe. Als
HA. sarmentorum West. sei eine Form auf Rhus cotinus, D: im
Mausoleum-Park bezeichnet; auch auf Populus eanadensis, D:
bei Vockerode mit 16—20x%6,5 x großen Sporen, Laburnum
negricans, D: Mausoleum-Park, Sporen (zwei- bis) vierzellig,
13—14x4 ı .
H. sambue: Müll. an Sambucus nigra, D: am Kirschberg bei
Ziebigk.
H. silvafica Fautr. an Lolium perenne, D: bei Ziebigk, D: am
Schillergarten.
H. spargamiv Nssl. an Sparganium ramosum, Z: am Hubertus-
berg bei Coswig a. d. Elbe. Diese Form ist wohl eine echte
Hendersonia-Art, wenn dieselbe auch von Allescher, Teil 7,
S. 239 als fraglich in diese Gattung aufgenommen wird, „da,“
wie er sagt, „die Sporenfarbe nicht angegeben, ist diese Art
unsicher, sie könnte auch zu Stayonospora gehören.“ G. v. Niessl
sagt aber in seiner Arbeit: Vorarbeiten zu einer Kryptogamen-
1478.
1482.
1483.
. argenteum, D: im Mausoleum-Paık.
Desper Most.
Dritter Beitrag zur Pilzkunde des Herzogtums Anhalt. 105
flora von Mähren und Oesterr.-Schlesien S. 34 unter Nr. 215
von unserer Art: „Hendersoniae smilacinae Desm. ann. sc.
natur. XVI, 3. p. 296 proxima, sed sporidiis obscurioribus differt“,
folglich muß Niessl gefärbte Sporen vor sich gehabt haben,
also eine Hendersonia.
. H. typhicola Oud. an Typha latifoba, D: am Kühnauer See und
im Park an einem Tümpel.
. 4. saponariae n. sp. an abgestorbenen Stengeln von Saponaria
offieinalis, D: Muldenstein bei Jeßnitz. Fruchtlager bis mittel-
groß, mit Mündung, Sporen rußfarbig, länglich-elliptisch (zwei-,
drei-) vierzellig, an den Querwänden nicht eingeschnürt, die zwei-
zelligen Sporen 9—11x%X5. die vierzelligen 13% (2,5 —)5—5.5 ı.
sroß, gerade, auch vereinzelt gekrümmt, Querwände gleich-
laufend oder auch schräg zu einander liegend, die beiden Enden
abeerundet, eine der mittleren Zellen gewöhnlich etwas hervor-
tretend.
Camarosporium alpinum (Speg.) Sace. an Sarothammus scoparius,
CU, arenartum Sacc., Bomm. et Rouss. an Halmen von Agrostis
vulgaris, D: am Pöplitzer Teich.
©. Coluteae (P. et C.) Sacc. an Colutea arborescens, D: im
Mausoleum-Park und in der städtischen Pfanzschule; an
C. eruenta am früheren „Salzigen See“ zwischen Erdeborn und
Oberröblingen.
C. aequivocum (Pers.) Sacc. an abgestorbenen Stengeln von
Artemisia campestris, zwischen Schraplau und Esperstadt (zwisch.
Halle-S. und Eisleben), D: bei Möst.
©. Caraganae Krst. an Caragana arborescens, D: im Mausoleum-
Park und Friedhof zu Ziebigk.
C. dichomeroides Brun. an abgestorbenen Zweigen von Sambucus
nigra, D: am Kirschberg zwischen Ziebigk und Großkühnau,
mit Sporengröße 12—14xX5—6 1.
C. Forsythiae n. sp. an abgestorbenen Zweigen von Forsythia,
D: im Mausoleum-Park: Fruchtlager einzeln oder gehäuft,
zuerst bedeckt, später durch einen Längsriß der Oberhaut frei
werdend, Sporen 13—17xX8 y, vierzellig, elliptisch oder länglich-
elliptisch, schwach gelblich- oder olivenbraun.
©. ikeis Oud. an abgestorbenen Zweigen von Jlex aquifolium,
D: auf Friedhof II.
O.halimodendri P.Henn. an trockenen Zweigen von Halmodendron
106
1484.
1485.
1486.
1487.
1488.
1493.
1494.
149.
1496.
1497.
Re Stauıbze
U. incerustans Sacc. auf Phus typhina, D: im Mausolenm-Park.
©. Kirchneri Stz. auf den abgestorbenen dünnen Zweigen von
Prunus domestica, D: in Gärten zu Ziebigk (cfr. H. Diedicke
Kryptogamenflora der Provinz Brandenburg, Bd. IX, S. 680,
Nr. 36).
C. Karstenii Sace. et Syd. an Perus communiıs var. glabra, D:
im Schulgarten auf Friedhof II zu Dessan.
©. lantanae (Fleischh.) Sacc. an Viburnum lantana, D: Friedhof
zu Mosiekau.
C. laburni (West.) Sacc. an trockenen Aesten und Zweigen
von ZLaburnum vulgare, D: städtische Anlagen und Mausoleum-
Park, auch in den Anlagen am früheren „Salzigen See“ zwischen
Oberröblingen und Erdeborn.
©. Poterii Pass. an Poterium sanguisorba, B: Abhänge bei
Sandersleben. Kine vielleicht hierher gehörende Form wurde
auf Linaria vulgaris, D: im Kühnaner Park und auf dem Fried-
hofe zu Ziebigk beobachtet.
('. pseudacuerae Brun. an trockenen Aesten von Aobinia pseuda-
eaera, D: im Kühnauer Park.
C. pityum Sacc., Rouss. et Bom. an Araucaria ümbricata, D:
im Wörlitzer Park.
C. quaternatum (Hazsl.) Sace. an abgestorbenen Aesten und
Zweigen von Lyeium barbarım verbreitet, z. B. D: am Kühnauer
Park, bei Gohrau, Wettin, am Petersberg und bei Schraplau
(zwischen Halle-S. und Eisleben).
r,
CO. rubieohım Sacc. an Rubus fruticosus, Z: bei Roßlau.
C. syringae Cke. et Mass. an Zweigen von Syringa vulgaris, D: im
Kühnauer Park.
C. spiraeae Cke. an Spiraea erenata, D: im Kühnauer Park.
C. Rhodotypi n. sp. sei vorläufig eine Form auf ZAhodotypus
kerrioides genannt mit folgender kurzer Angabe der Sporen-
verhältnisse: Sporen vierzellig, vereinzelt abnorm gebogene
auch fünfzellig, braun, 14—17,5X5,5—6,5 mit 1—3 Längs-
wänden. D: Mausoleum-Park.
Nectrioideae.
Zythia resinae (Ehrenb.) Krst. auf dem Harz der Fruchtzapfen
von Pinus, besonders von P. strobus, weniger von P. silvestris,
D: im Kühnauer Park, auch in den übrigen Kiefernwaldungen,
Wörlitzer Garten,
1498.
1439.
Hal2.
ale.
Dritter Beitrag zur Pilzkunde des Herzostums Anhalt. 107
Pleosporopsis strobilina (A. et Sch.) an den Zapfen von Picea
excelsa, H: bei Güntersberge.
Polystigmina rubra (Desm.) Sacec. an lebenden Blättern von
Prunus domestica, häufie..
Leptostromataceae.
Leptothyrium perichymen?: (Desm.) Sacc. an lebenden Blättern
von Lonicera perichymenumn, D: bei Dessau, Z: im Hundelufter
Forst (bei Bärenthoren), [auch im Mühltal bei Jena i. Thür.].
. L. quercinum (Lasch) Sace. an Blättern von Quercus rubra, -
D: im Kühnaner Park.
L. polygonati F. Tassi an faulenden Blättern von Convallaria
majals, D: im Kühnauer Park.
L. corylinum Fekl. an Blättern von Corylus avellana, 7: im
Gehege bei Lindau.
Leptostroma virgultorum Sacc. an trockenen Ranken von Rubus
fruticosus, D: zwischen Groß- und Kleinkühnau, Z: bei Roßlan.
L. filieinum Fr. an Struthiopteris germanica, D: im Herzoglichen
Küchengarten.
L. pteridis Ehrenb. an Pferis aquilina, Z: am Hubertusberg
bei Coswig und Roßlauer Forst.
Labrella potentillae Fckl. an Potentlla argentea, GC: bei Werders-
hausen, auch bei Langenbogen zwischen Halle und Eisleben.
Sacidium natrieis Mont. an Ononis natrix, D: im Herzoglichen
Küchengarten.
Melasmia acerina Lev. an Blättern von Acer platanoides, 2:
bei Reuden.
M. punctata Sacc. et Roum. an Blättern von Acer platanoides,
D: Mosiekauer Heide.
Discosia Artocreas (Tode) Fr. an Quercus pediumeulata, Q. rubra,
D: im Kühnauer Park besonders, an Platanus orientalis im
Kreise D. verbreitet, an Laurus nobilis (in einer alten Kies-
gsrube) bei Ziehigk, an Stengeln von Polytrichum juniperinum,
D: in Kühnauer Park und bei Horstdorf.
D. alnea (Pers.) Berk. an Blättern von Alnus glutinosa, H: bei
Silberhütte.
D. clypeata DNot. an Blättern von Amelanchier canadensis, D:
im Kühnauer Park.
Actinothyrium graminis Kze. an Molinia coerulea, Z: in der
Roßlauer Forst, ebenso auch an Festuca gigantea und Arra
caespitosa, an letzterer auch D: im Kühnauer Park.
108
1514.
R. Staritz:
Leptostromella carieina Brun. an (arex riparia, D: im Küh-
nauer Park.
L. hysterioides (Fr.) Sace. an Vincetoxiceum offieinale, D: Küh-
nauer Forst und auf dem Muldenstein.
Execipulaceae.
Sporonema platani Bäumler an abgestorbenen Blättern von
Platanus orientalis, D: in und bei Dessau.
. Dinemasporium graminum Lev. an Lolium perenne, Poa pratensis,
P. compressa, verbreitet [an Carex trinervis auf Insel Langeoog,
erhalten von Lehrer Zobell.
D. graminum Lev. var. strigulosum Krst. an Gräsern (Poa
pratensis, Secale cereale) und auch Carex leporina, bei Ziebigk.
D. decipiens (DNot.) Sacc. an Holz von Kobinia pseudacacia
und Sambueus nigra, D: am Kirschberg.
. D. dianthi (West.) Oud. an Dianthus carthusianorum, D: Große
Kienheide.
. D. fimeti Plowr. et Phill. an Kaninchenkot, D: Große Kien-
heide und Kirschberg bei Ziebigk.
Dinemasporiopsis hispidulum Bub. et Kab. an Sambucus nigra
und Zobimia, D: Kühnauer Park und Kirschberg.
Melanconiaceae.
. Hainesia rhoina Ell. et Sacc. an abgestorbenen Blättern von
Rhus glabra, D: im Mausoleum-Park. Pilz und Nährpflanze
nach von Höhnel, dem Material vorgelegen hat.
Grloeosporium aletridis P. Henn. an Blättern von Aletrös fragrans,
D: im Herzoglichen Küchengarten.
@l. radiosum E. Rostr. an lebenden Blättern von Agquzlegzu
vulgaris, D: Ziebigk im Garten.
Gl. [intermedium Sacc. an Blättern von Citrus aurantium von
der Insel Korsika. Das Maäterial erhielt ich von Brauereidirektor
Herrü Ebers-Dessau].
@l. Fragariae (Lib.) Mont. an Potentilla argentea, D: bei Ziebigk.
@l. Lindemuthianum Sacc. an den Hülsen von ZPhaseolus
vulgaris, in Gärten verbreitet.
(rl. mubilosum Pass. an einem in einer alten Kiesgrube liegen-
den Wedel von Phoenix dactylifera, D: bei Ziebigk.
Gl. nerviseguum (Fekl.) Sacc. an lebenden Blättern von Platanus
orientulis, verbreitet und einen vorzeitigen Blattabfall ver-
ursachend.
2
a
N
1530.
O9
1536.
139.
1540.
1541.
1542.
1549.
Dritter Beitrag zur Pilzkunde des Herzogtums Anhalt. 109
@l. Platun? (Mont.) Oud. an Blättern von Platanus orientalis,
D: in und bei Dessau.
Gl. umbrinellum Berk. et Br. an Blättern von Quercus pedun-
culata, D: Kühnauer Park und bei Ziebigk.
@l. ribis (Lib.) Mont. et Desm. an Blättern von Zibes rubrun,
D: Gärten verbreitet. Die dazwischen stehenden Sträucher
von R. nigrum sind bis jetzt verschont geblieben.
al. tifolii Peck an Trifolium pratense, D: bei Großkühnau,
einzeln auch im Mausoleum-Park.
Gl. coryli (Desm.) Sacc. an Corylus ‘avellana, Z: bei Lindau.
@l. Hemmimgsi? n. sp. an trockenen und abgefallenen Blättern
von Primus laurocerasus, D: im Kühnaner Park. Fruchtlager
unter der etwas gehobenen Oberhaut, das Blatt daher an
dieser Stelle einen helleren Flecken zeigend, durch die Ober-
haut durchscheinend, meist in der Nähe der Mittel- doch auch
der Seitenrippen, herdenweis zusammenstehend, meist oberseits,
endlich die Oberhaut etwas aufweisend. Sporen oblang, doch
auch fast elliptisch, gerade oder schwach gebogen, mit körnigem
Inhalt, 17—21x9—11 ». Sporenträger verschiedengestaltet,
meist kugelförmig, doch auch zylindrisch oder fast elliptisch.
Zu Ehren meines mir unvergeßlichen Beraters des Herrn
Brot. pP. Hennines.
Ayxosporium phaeosorum (Sace.) auf Rubus ceaesius, D: Küh-
nauer Park.
MM. incarnata (Desm.) Bon. auf Salöx-Aesten, D: Kühnanuer
Park und bei Ziebigk.
Naemospora castaneae Bres. an abgefallenen und faulenden
Fıuchtschalen von Castanea vulgars, D: im Kühnauer Park
(Originalstandort).
Trullula olivascens Sacc. an Laurus nobils, D: in einer alten
Kiesgrube bei Ziebigk.
Collatotrichum gloeosporzordes Penz. an abgestorbenen Blättern
von Hedera helix, D: bei Ziebigk und Friedhöfe in Dessau.
Melamconium sphaeroideum Link an Alnus glutinosa, D: im
Kühnauer Park.
M. sphaerospermum (Pers.) Link an Stipa capıllata, C: bei
Gröbzig, an Phragmites communis, D: Mausoleum-Park und
Kühnauer Park.
M. betulinum Schm. et Kze. an Betula alba, D: Kühnauer
Park, Z: Rcßlauer und Bernsdorfer Forst.
1548.
1549.
1450.
KR. Staritz:
. M. bicolor Nees an Carpinus betulus, D: Zaun am Kühnaner
Park und am Georgengarten.
M. jüglandinum Kze. an Juglans regia, D: Umgebung von
Dessau, Z: in Stackelitz.
Uryptomela atra (Kze.) Sacc. an Blättern von Poa pratensis, Ö:
bei Löberitz a. d. Fuhne.
Marssonina Delastrei Sace. an Melandryum album, D: am
Lorck.
M. extremorum Syd. an Acorus Calamus, D: am Kühnauer See.
M. juglandis (Lib.) Sace. an Juglans regia, verbreitet.
M. potentillae (Desm.) Sacc. an Potentilla anserina, C: Gröbzig
und Hochedlau, Z: Hundeluft [in Thüringen bei Rabis bei
Jena an Potentilla veptans].
M. Rosae Trail an Rosa cordifolia, D: Friedhof 1.
M. Staritzui Bres. an Lonicera tatarıca, C: bei Gröbzig auf
dem Friedhof.
Septomyxa amorphae All. an Amorpha fruticosa, D: im. Mauso-
leum-Park.
Stilbospora angustata Pers. an Syringa vulgaris, D: im Küh-
nauer Park.
Corymeum microsticlum Berk. et Br. an Vitis vinifera, D: bei
Ziebigk.
©. umbonatum Nees an Zweigen von Carpinus und Quercus,
D: im Kühnauer Park.
C. anhaltinum n. sp. an Blättern von Ilex aquifolium, D: in
Gärten und Friedhof Ziebigk. Fruchtlager beiderseits, doch
besonders auf der Oberseite in mehr verlängerten Flecken,
dieselben ausfüllend, groß, zuerst bedeckt, später etwas hervor-
stehend. Sporen fünfzellig, rauchgerau, Endzellen heller, fast
hyalin an den Querwänden eingeschnürt, fast keulenförmig,
also nach einem Ende zu die hyaline Endzelle am schmalsten
und mit dem kurzen hyalinen Sporenträger verbunden,
17—18X6—7 p, vereinzelt auch bis 8 p breit, gerade, doch
mitunter auch etwas gekrümmt. Die Endzellen müssen leicht
sich loslösen, da dieselben oft fehlen.
Monochaetia monmochaetoidea Sacc. an Zweigen von Spiraea
opulifolia, D: in Trägers Garten am Kirschberg und im Mauso-
leum-Park.
1560.
1561.
1562.
Dritter Beitrag zur Pilzkunde des Herzogtums Anhalt. all
. Pestalozzia funerea Desm. an Thuja orientalis, D: bei Ziebigk,
an Zaurus nobilis, D: in Dessau und im Stiftsgarten zu
Mosigkan.
P. funerea Desm. f. typec® an Thuja orientalis, D: bei Ziebigk.
P. heteromorpha 'Thüm. an Polygonum avieulare, D: bei Ziebigk
alte Kiesgrube.
Uylindrosporeum robiniae (Lib.) Died. an Robinia pseudacaecta,
U: bei Löberitz bei Radegast, D: am Kirschberg bei Ziebigk.
Bericht über den Ausflug
des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg
am Sonntag, den 3. Juni 1917, nach Paulinenaue,
Von
H. Harms.
Auch in diesem Jahre mußten wir wegen der Ungunst der
/eitverhältnisse auf eine Frühjahrsversammlung verzichten; dagegen
ermunterte uns die reiche Beteiligung, die in den vergangenen
Kriegsjahren unsere Frühjahrsausflüge gefunden hatten, wiederum an
Stelle der Versammlung einen solchen zu unternehmen. Wegen der
wesentlich erschwerten Verpflegungs- und Verkehrsverhältnisse waren
wir genötigt, uns nicht allzuweit von Berlin zu entfernen. Auf
Vorschlag unseres Vorsitzenden, Herrn E. Jahn, wählten wir die
Umgebung des an der Berlin-Hamburger Bahn nordwestlich von
Nauen gelegenen Ortes Paulinenaue. Am 19. Mai unternahm er
dorthin mit einigen Mitgliedern des Vereins einen Vorausflug, um
die nötigen Verabredungen wegen Unterkunft und Verpfleeung zu
besprechen. In der Hauptsache sollte der Ansflug auf einen Nach-
mittagsspaziergang in das Lindholz bei P. und zur Selbelanger Salz-
stelle beschränkt bleiben; wer in der Lage war, schon in aller Frühe
aufbrechen zu können, dem wurde vorgeschlagen, am Morgen des
3. Juni die mit pontischer Flora bestandenen Jahnberge nordwestlich
von P. zu besuchen. Auf einen Ausflug am Sonnabend vorher
mußte man verzichten. — Am 29. Juli 1917 besuchten die Herren
m. Diels P: Kuckuck, cand. R. Höfke und Hs aEmSEeer
schönstem Sommerwetter die Jahnberge und das Lindholz; wir
konnten bei dieser Gelegenheit gerade die Hügelflora der Jahnberge
in ihrer charakteristischen Eigenart beobachten.
Drei Mitglieder des Vereins, die Herren W. Hauchecorne,
R. Kolkwitz und H. Harms, fuhren bereits am Sonnabend, den
2. Juni, nach Nauen. Ein schöner Abendspaziergang bei warmem
heiterem Wetter von Nauen aus nach dem Stadtwalde unter der
Bericht über den -Ausflug nach Paulinenaue. 105;
anregenden und belehrenden Führung des Herrn Hauchecorne
wird dem Verfasser dieses Berichts stets in angenehmer Erinnerung
bleiben; wir konnten am Eingange des Gehölzes fast reine Bestände
aus Stieleichen sehen, unter denen ein besonders stattliches Exemplar
auch von Herrn Hauchecorne gemessen wurde zur Aufnahme in das
Forstbotanische Merkbuch. Erst gegen *”/,10 Uhr trafen wir wieder
im Hotel Berliner Hof ein, wo wir Herrn Kolkwitz vorfanden, mit
dem wir gemeinsam das trefflich bereitete Abendessen einnahmen;
später gesellte sich uns noch Herr W. Schütze-Nanen zn.
Um an dem Morgenausfluge teilzunehmen, mußte man schon früh
6 Uhr 13 Minuten vom Lehrter Bahnhof abfahren. Es trafen
14 Herren bald nach 7 Uhr in P. ein, unter ihnen auch Herr
.O. Jaap aus Hamburg; als Gast hatte sich uns der Zoologe, Herr
Lehrer F. Schumacher beigesellt, der noch am selben Tage Mit-
glied des Vereins wurde. Leider hatte sich das Wetter zum
schlechten gewandelt; so notwendig auch nach lange anhaltender
Trockenheit während des Mai der Regen für die Felder war, so
erschwerte er uns doch bis etwa 10 Uhr das Wandern und Beobachten.
Allmählich ließ die Heftigkeit der Güsse nach und im Laufe des
späteren Morgens wurde es immer heiterer und sonniger, sodaß sich
schließlich der Himmel aufklärte und uns einen herrlichen, nicht zu
warmen Nachmittag und Abend bescherte.
Von P. fuhren wir zunächst 7 Uhr 47 Minuten mit der Neu-
ruppiner Bahn nach der kleinen Station Lobeofsund. Von dort
ging es südwestlich nach den kleinen Jahnbergen, niedrigen kahlen
Sandhügeln, die sich inmitten der Wiesen des havelländischen Luches
erheben. Die Jahreszeit war noch zu früh für die Beobachtung der
bemerkenswerten Bestandteile dieser Hügelflora, erst der Spätsommer
läßt die Eigenart der Formation besser bervortreten. Am Jahn-
Damm bei Lobeofsund sahen wir große Exemplare von Polyporus
squamosus auf Schwarzpappel.e Die kleinen Jahnberge sind mit
dichten Büscheln der Aoeleria eristata bedeckt; von andern Gräsern
und Cyperaceen seien noch Phleum Boehmeri, Avena elatior und
pubescens, Festuca heterophylla und ovina, Carex arenaria und hirta
genannt. Besonders aber erregte unsere Aufmerksamkeit Spa
pennata, die hier mehrfach, aber nicht reichlich auftritt.!) Pulsatilla
pratensis war teilweise noch in Blüte, meist aber schon in Frucht.
Sonst wurden noch festgestellt: Zquwisetum hiemale, Herniaria glabra,
') In Ascherson’s Fl. Prov. Brandenburg werden für die Jahnberge z. B.
folgende Arten angegeben: Aster linosyris (S. 291), Achyrophorus maculatus
(S. 374), Thesium intermedium (S. 596), Stipa pennata (kleine Jahnberge, S. 812).
Abhandl. des Bot. Vereins f. Brandenb, LIX. 8
114 H. Harms:
Thalietrum minus, Arabis arenosa, Camelina mierocarpa, Turritis glabra,
Silene otites, Sedum maximum (bei Paulinenaue häufig), Geranium
sanguimneum, Peucedanum oreoselimum, Sesei annuum, Asperula
cymanchica, Crepis tectorum. Im Sommer (Juli-August) blühen hier
Veronica spicata, Scabiosa suaveolens, Hieracium echioides (genannt in
Ascherson’s Fl. S. 390), Centaurea rhenana. Auf den Wiesen und
an den Gräben konnten wir neben den weißschimmernden reichen
Beständen von Anthriscus silvestris u. a. die im Havelländischen Luch
häufige, im Sommer an der hellblaugrünen Farbe erkennbare
Euphorbia palustris feststellen, ferner (teilweise nach freundlicher
Angabe von Herrn E. Ulbrich): Iris pseudacorus, PRumexz hydro-
lapathum, Orchis latifolia und miltaris, Nymphaea candida, Spargandum
simplex, Darbaraea vulgaris, Lathyrus palustris (violett und weiß
blühend), Viola stagnina?), Symphytum offieinale (vot und weiß
blühend), Ayuga genevensis. Im Sommer leuchten uns im Luche
überall die roten Trauben des Zythrum salicaria oft in dichten
Massen entgegen. An trockenen Stellen sieht man dann das dunklere
Gelb des AZypericum perforatım neben dem helleren Gelb der Zinaria
vulgarıs.
Die großen Jahnberge sind mit lichtem Gehölz (meist Eichen
und Kiefern, nach Ulbrich einige starke Kvonymus europaea) be-
standen. Unter dem Gehölz blühen Maiglöckchen. In Menge
wachsen hier außer Pulsatilla pratensıs und Thalietrum minus Vince-
toxieum offieinale und Thesium intermedium. Sonst seien noch genannt
Fragaria collina, betonica officinalis, Helianthemum vulgare (auch
schon vorher in großen Polstern gesehen), Sülene otites, Achyrophorus
maenlatus (wenige Exemplare) und besonders Aster linosyris, die
z. 7. noch nicht blühte. Im ‚Sommer finden wir Selene otıtes,
Dianthus Carthusianorum, Scabiosa suaveolens, Veronica spicata,
FHieracium echioides, Centaurea vhenana, Asperula eynanchica in Blüte.
Auf Thesium beobachtete Herr Schumacher die seltene Wanze
Sehirus dubius. An den Gräben sahen wir dann weiterhin u. a.
Hottonia palustris und konnten die Wasser- und Luftformen der
Blätter des Sum latifolium beobachten. Dann ging es durch das
mit dem Namen „Lütsche* bezeichnete Gehölz nach P. zurück. An
einem Erlengehölz vorher am Rande des Weges wuchs massenhaft
Anthriscus vulgaris. Dort sahen wir auch Onopordon offieinale und
Oynoglossum officinale; eine Kiefer war mit Peridermium corticola
(pini?) besetzt, an derselben Stelle wurde die seltene Lycoperdacee
Calwatia uteriformis festgestellte An einem besonders schönen
?) In Ascherson’s Fl. S. 70 für Selbelang südlich am Lindholz angegeben.
Bericht über den Ausflug nach Paulinenaue. 1415
Wacholder-Exemplar im Kieferngehölz zeigte uns Herr Jaap die
erst in den letzten Jahren näher anfgeklärten Gallen von Schmidtiella
gemmarum Kübsaamen (in Sitzungsber. Ges. Naturforsch. Freunde 1915,
S. 492). In der Lütsche beobachteten wir neben vielen andern Ge-
hölzen u. a. fast reine Birkenbestände. Sonst seien noch genannt
Convallaria majalis, Majanthemum bifobum, Silene nutans und venosu,
Helianthemum vulgare, Veronica prostrata, Potentilla alba’), später Stachys
recta, Calamintha clinopodium, Anthericum ramosum. Herr Ulbrich gibt
mir noch an: Genista tinctoria, Viscaria viscosa, Botrychium lunaria
(am Rande des Gehölzes). Herr Jaap zeigte uns am Wege einen
Bastard Saliz repens X aurita. Ferner beobachteten wir hier einige
Exemplare der Esche, Fraxinus excelsior, mit vorwiegend einfachen
Blättern. Das eigentümlichste, was wir sahen, war wohl ein niedriger
kaum mannshoher, frei am Wege stehender Strauch von Evonymus
europaea, der, völlig der Blätter beraubt, über und über mit den
Gespinnsten der Motte Ayponomeuta evonymella besetzt war; die
Raupen hingen in dieken Klumpen an den Zweigen. Auch das Gras
daneben war mit den Fäden des Gespinstes durchzogen, ein daneben
stehender Ahorn dagegen war frei geblieben. — Herr Diels fand
hier ein niedriges Exemplar von Ulnus campestris var. suberosa, das
reichlich mit den großen Blasengallen der Schizoneura lanuginosa
Hart. besetzt war.
Gegen Mittag trafen wir im Gasthaus Grabau in Paulinenaue
ein, wo uns der Wirt ein ausgezeichnetes Mittagessen vorsetzte.
Nach einem kurzen Nachmittagsspaziergange kehrten wir wieder in
das Gasthaus zurück. nachdem wir von der Bahn die erst am Nach-
mittag um 2'/,;, Uhr angekommenen Teilnehmer des Ausfluges abgeholt
hatten. Wir waren schließlich gegen 30 Teilnehmer; von Nicht-
Berliner Mitgliedern seien außer den schon genannten Herren Jaap
und Schütze noch Herr Kammann genannt, der so regelmäßig an
unseren Ausflügen teilnimmt. Auch eines unserer ältesten Mitglieder,
Herr Apotheker Fiedler, war erschienen. Ferner waren einige
Damen als Gäste erschienen (Frau Oberlehrer Fuhrmeister, Frau
Dr. Werth, Frau Professor Dr. E. Lippert aus Neu-Finkenkrug).
Beim Kaffee im Gasthaus Grabau verlas der Vorsitzende, Herr
Jahn, ein Begrüßungsschreiben unseres korrespondierenden Mitgliedes
Klebahn-Hamburg, der lebhaft bedauerte, der Tagung fernbleiben
zu müssen. Der Vorsitzende erinnerte daran, daß der Verein bereits
im Jahre 1861 die Gegend besucht hatte, als am 21. Mai die dritte
3) Wird für diesen Standort schon erwähnt in Ascherson’s Fl. S. 195.
8*
116 H. Harms:
Versammlung des Vereins zu Nauen stattfand. Es knüpfte sich da-
mals an einen Vortrag des Professor Schultz-Schultzenstein über
Standorte märkischer Pflanzen und ihre Nomenklatur eine lebhafte
Erörterung. Der Vortragende hatte sich nämlich gegen die von
neueren Floristen vorgenommenen willkürlichen Aenderungen be-
kannter Pflanzennamen gewandt, die oft durch weit weniger passende
ersetzt würden, so Epipact:s latifolia durch Helleborine, Clinopodium
vulgare durch Calamintha Climopodium, obwohl der Habitus die Bei-
behaltung von Clinopodium L. als einer natürlichen Gattung gebiete,
Hieracium silvatcum durch A. vulgatıum, obwohl es nicht die gemeinste
Art sei; man solle an der Nomenklatur unserer klassischen Floristen
festhalten. Der damalige Schriftführer, P. Ascherson, betonte
dem gegenüber, daß die getadelten Aenderungen durchaus nicht will-
kürlich, sondern aus zureichenden Gründen vorgenommen seien, zum
Teil vor allem aus Gründen der Priorität, dem einzigen Prinzip,
durch welches jede Willkür aus der Nomenklatur verbannt werden
könne. A. Braun legte dann seinen Standpunkt in dieser vielfach
strittigen Frage dar, im allgemeinen dem Prinzip der Priorität bei-
stimmend, jedoch die Erwägung darbietend, ob nicht für ältere, aber
unbekannt gebliebene Namen, falls sie nicht passender als die jetzt
gebräuchlichen seien, eine Verjährung anzunehmen sei; manche
Namen, die von verschiedenen Schriftstellern verschieden angewendet
seien, möge man ungeachtet ihrer Priorität lieber zurückstellen, um
den durch ihre Anwendung veranlaßten Verwirrungen vorzubeugen.
Endlich sei es ihm unzweifelhaft, daß Namen, welche etwas Falsches
aussagen, unbedingt zu verwerfen seien (wie z. B. Asclepias syriaca L.
für eine nordamerikanische Pflanze). — Auf der sich anschliessenden
Exkursion wurde u. a. die Salzstelle an dem östlich unweit Lobeof-
sund sich von Königshorst bis Dechtow in nordnordöstlicher Richtung
erstreckenden Dechtower Damm untersucht, wobei dort A. Braun
in Menge die JPotta Heimi, das bekannte halophile Moos, fand;
etwas später fand Braun es auch an der Zeestower Salzstelle, und
dies ist vermutlich der Originalstandort, wo der bekannte Spandauer
Physikus das Moos auf seinen Wanderungen in der Umgegend
Spandaus entdeckt hat. — 21 Jahre später wurde gelegentlich der
Versammlung in Neu-Ruppin vom 4. Juni 1582 (Verh. Bot. Ver. Prov.
Brandenburg XXIV. 1852 [1883] p. I.) eine Vorexkursion am Sonn-
abend, den 3. Juni, dem Besuche des Lindholzes und der Selbelanger
Salzstelle gewidmet.
Wie damals, so gestattete uns auch diesmal Herr von Erx-
leben, der Besitzer des Lindholzes und der Selbelanger Salzstelle,
Bericht über den Ausflug nach Paulinenaue. 117
in liebenswürdiger Bereitwilliekeit das ungehinderte Wandern und
Sammeln auf seinem schönen und ausgedehnten Besitztum, wobei uns
zwei seiner Töchter begleiteten. Auf dem Wege nach der Salzstelle
wurden u. a. beobachtet: Hermarva glabra, Capsella bursa pastoris von
COystopus candıdus befallen, Vreia villosa var. glabra am Grabenrand.
Myosotis intermedia, Lithospermum arvense, Trifolium fragiferum;
Melilotus altissimus wurde mir von einem Graben angegeben’). An
einer sandigen Stelle des Wegrandes wuchs Frunara hygrometrica in
dichten Rasen. Im Sommer findet man hier auch Zrythraea. Im
Gehölz vorher hatten wir Platanthera (befola?) bemerkt. Am Retzower
Damm und auf den Wiesen an ihm wurden außer Polygala vulgaris
(mit rötlichen und weißen Blüten), Arabes hirsuta, Lysimachia nummu-
laria, Carex distans, Sazifraga granulata und tirdactylites, Orchis
maltarıs und inearnata, Dianthus superbus (im Sommer bei Paulinenaue
überall in Menge blühend), Thalietrum flavum (in Menge), noch
besonders beachtet Glaux marztıma (einige im Graben und am Rande),
Samolus valerandı und vor allem der hier häufige, schön ‚blühende
Tetragonolobus siliquosus in großen Exemplaren’) Auf einer trockenen
Wiese wuchsen (nach Herrn F. Schumacher): Carex distans,
C. Oederi, Lotus tenwifolius, Thrincia hirta, Glauxr (daneben ‚Peziza
aurantaca); der hier früher beobachtete Plantago coronopus wurde
nicht wiedergefunden.
Wir begaben uns dann durch das Lindholz nach der Station
Paulinenaue. Früher war dies Gehölz offenbar hauptsächlich aus
Linden gebildet; jetzt finden wir dort als Reste ehemaliger größerer
Bäume nur noch niedriges Lindengebüsch, dem in größter Menge
Haselnußgesträuch beigesellt ist. Die Hauptmasse höherer Bäume
wird von Eichen, Birken und teilweise großen Ulmen gebildet; da-
zwischen stehen auch einige recht stattliche Exemplare von Carpinus
betulus, auch mehrere wilde Apfelbäume wurden bemerkt. Auf dem
*) In Ascherson’s Fl. S. 142 wird Melilotus macrorrhizus (W. K.) Pers.
vom Selbelanger Jägerhaus genannt; ebenso bei Warnstorf (in Verh. Bot. Ver.
XXIV. 1882 [1883], S. 141) vom Vorwerk Bienenfarm, das an der Stelle des
früheren Jägerhauses liegt.
°) In dieser Gegend hat seinerzeit C. Warnstorf botanisiert, der in
seiner Arbeit in Verh. Bot. Ver. Bribg. XXIV. 1882 [1883] S. 138-155 mehrere
Standorte aus der Umgegend von Paulinenaue nennt. — Die drei genannten
Pflanzen werden schon in Ascherson’s Fl. Prov. Brdbg. für unsere Gegend
genannt (Tetragonolobus siliquosus S. 149; Glaux maritima S. 555; Samolus
valerandi S. 558, letztere soll zuerst am Selbelanger Jägerhause für die Provinz
entdeckt worden sein). Ueber diese Salzstellen vergl. auch Ascherson im
Jahrb. Kgl. Preuß. Geolog. Landesanstalt XXXI. 1. Heft 3. 1911 (1912), S. 494,
118 H. Harms:
Boden kriecht ARubus saxatilis. Die dort beobachtete Alnus incana
ist vielleicht nur angepflanzt oder verwildert. Zur Zeit erfreute uns
das Blühen der Convallarıa majalis, des Majanthemum bifolium und
Polygonatum. offieinale; auch Primula offiemalis und Pulmonaria offi-
cinabs sind hier zu finden. Im Juli ist Antherieum ramosım zahl-
reich in Blüte, vereinzelt Zpipactis latifolia. In großer Menge sahen
wir blühendes Viencetoxieum offieinale. Ferner wurden festgestellt:
Hierochloa odorata, Meilum effusum, Avena elalior, Brachypodium
silvaticum, Luzula pilosa und multiflora, Silene venosa, Ranunculus
polyanthemus (später an einer Stelle AR. amicomus var. fallax in
großen Exemplaren), Anemone hepatica, Turritis glabra, Alkaria offi-
ceimalis (in auffallend diehten hohen Massen am Rande des Gehölzes
mit voriger), Potentilla alba, Vrceia sepium, Geramium sanguineum,
Viola hirta, Asperugo procumbens, Betonica offieinalis, Melampyrum
nemorosum (im Sommer in Menge, auch mit weißen Deckblättern),
Monotropa hypopitys (von Herrn Diels am 29. Juli gesammelt),
Oampanula persieifoha, Phyteuma spieatum, Galmm boreale, Asperula
odorata, im Juli auch Achillea ptarmica. In der Nähe des Forst-
hauses fiel uns eine weißgefleckte Form der Brennessel auf; dort
war auch Cochlearia armoracia verwildert. Im Jahre 1916 wurden
unter der Führung unseres Mitgliedes Herrn Plöttner-Rathenow
Carex caespelosa, Festuca heterophylla und Ajuga pyramıdalıs‘) beob-
achtet; die Stellen wurden indessen diesmal vergeblich gesucht.
Herr Jaap zeigte schließlich noch den Bastard Salz repens X einerea.
Nach anregend verlebten Stunden fuhren wir gegen Y,8 Uhr
nach Berlin zurück. Im Namen des Vereins sei hiermit allen, die
zu dem guten Gelingen des Ausfluges beigetragen haben, noch ganz
besonderer Dank ausgesprochen.
Herr 0. Jaap hatte die Freundlichkeit, folgende beiden Ver-
zeichnisse einzusenden, wofür ihm auch an dieser Stelle bester Dank
ausgesprochen sei.
i. Verzeichnis der von Herrn O. Jaap bei Paulinenaue
beobachteten Pilze.
Taphrina betulina, große Hexenbesen an Detula pubescens und Betula
carpathiea.
°) In Ascherson’s Fl. S. 541 für Lindholz und Lütsche angegeben. Carex
caespitosa ebenda S. 773 für Lindholz und Dechtower Heide genannt; Dune
heterophylla, S. 856, für Lindholz und Lütsche.
Bericht über den Ausflug nach Paulinenaue. 119
Taphrina epiphylla, Hexenbesen an Alnus incana, erster sicherer
Fundort in der Mark.
Peronospora parasitica, auf Sisymbrium sophia.
Peronospora calotheca, auf Galum mollugo.
Peronospora alta, auf Plantago major.
Albugo candida, auf Capsella bursa pastoris, häufig.
Peridermium pinı auct. auf Pinus silvestris (vielleicht P. po | Willd.]|
Kleb.).
Aecidium euphorbiae Gmel., auf Euphorbia eyparissias.
Pueeinia persistens Plowr. I (d4ecidium thaletri flavi Wint.) auf
Thalictrum flavum (4. Fundort in der Mark).
Puceinia coronifera Kleb. I (Aecidium rhamni) auf Rhamnus cathartica.
Pueeinia urticae-caricıs (Schum.) I (Aeeidium urticae) auf Urtica diorea
neben (arex graciks, wahrscheinlich f. sp. urteae-acutae Kleb.
Puceinia silvatica Schroet. I (Aecidium tarawacı Schm. et Kze.) auf
Taraxacum officinale.
Pueceinia pimpinellae, auf Pimpinella saxıfraga.
Coprinus disseminatus, auf einem faulenden Pappelnstumpf.
2. Verzeichnis der von Herrn O. Jaap bei Paulinenaue
beobachteten Gallen.
Eriophyes macrorhynchus auf Acer pseudoplatanus, häufig.
Tylenchus millefolir auf Achillea millefolium, häufig.
Eriophyes Nalepar auf Almus glutinosa.
2 ir a \ auf Betulu carpathica.
Eriophyes honotus J
Eriophyes avellanae auf Corylus avell na.
. r n N auf Galium mollugo.
Geoerypta galıı auf @G. boreale.
Contarinia geicola. auf Geum urbanum.
Macrolabis hieracii Rübsaamen (non Kieffer, da sein Name nomen
nudum ist) auf Zleraeium umbellatum,
Aulacidea hieraca auf H. umbellatum.
Schmidtiella gemmarum auf. Juniperus communis (in verschiedenen
Formen auf einem Strauch in Menge).
Adelges abietis BEN
{ J auf Picea excelsa, häufig.
Onaphalodes strobilobius
120 H. Harms:
Herr W. Hauchecorne hatte sich am Morgen des 3. Juni uns
nicht angeschlossen, vielmehr, um seine Studien für das Forst-
botanische Merkbuch zu fördern, einen Ausflug in das noch wenig
bekannte Waldgebiet des Zotzen unternommen.
= *
a
Bericht über das Waldgebiet des Zotzen').
Von
W. Hauchecorne.
Beschreibung
auf Grund der Besichtigung am Sonntag, den 3. Juni 1917.
Das verschiedenen Eigentümern gehörende Waldgebiet des zum
Teil auf Dünengelände am Nordrande des Havelländischen Luches
”) Das Waldgebiet des Zotzen hat jetzt kaum den siebenten Teil seiner
früheren Ausdehnung; es erstreckte sich einst zusammenhängend vom Rhin
über die Gegend, wo jetzt Königshorst steht, und den Brieselang längs der
Glin-Havelländischen Grenze fast bis an die Spandauer Stadtheide und die auf
dem linken Ufer der Havel bei Spandau liegenden Forsten von Heiligensee
und Tegel (vgl. Berghaus, Landbuch der Mark Brandenburg, Bd. I, 1854,
S. 392). Als Ueberreste des uralten Waldgebietes sind bei den unter Ver-
wendung russischer und französischer Kriegsgefangener in den Jahren 1915 und
1916 im Havelländischen Luche vorgenommenen Bodenverbesserungsarbeiten
westlich der Kgl. Domäne Kienberg (nördlich von Nauen) im Grunde des urbar
gemachten Moores mächtige Stämme gestürzter Stieleichen gefunden worden
— bis zu 1,50 m Durchmesser —, deren Holz unter dem Einflusse des Moores
durch und durch schwarz’ geworden ist. Der Name Zotzen (auch eines Dorfes
nebst zwei Seen in der Priegnitz bei Wittstock, eines Dorfes in der Ucker-
mark bei Schwedt und zweier Seen bei Lichen) wird in älteren Urkunden auch
Zoozen, Zootzen, ÜUzotzen, Soetzen, Zuzen, ÜUzutzen, Suzen, Titzutzen, Sucene,
Sozene, Titzütz, Zuetz, Zinz, Tzutzeln geschrieben (Riedel, Novus Codex diplo-
maticus Brandenburgensis, Namensverzeichnis, Bd. III, Berlin 1868, S. 515). Er
wird abgeleitet von dem slawischen Worte sosna, polnisch die Kiefer, tschechisch
und russisch-slawisch die Fichte (Weisker, Slawische Sprachreste, insbesondere
Ortsnamen aus dem Havellande, Teil I, 1890, S. 33; Hammer, Ortsnamen der
Provinz Brandenburg, Teil I, 1394, S.. 67). Der noch heute vorhandene Misch-
bestand des Zotzen ist uralt. In der ältesten, ihn erwähnenden Urkunde des
askanischen Markgrafen Waldemar vom 10. August 1515 über die Verleihung
der Holzgerechtigkeit und zweier Juden an die Stadt Nauen (Riedel, a. a. O.,
Teil I, Bd. 7, S. 308) wird die Art des Bestandes erwähnt: donamus fruitionem
omnem lignorum in nostris paludibus et lignis, jacentibus inter paludes seu
mericas dietas Zuzen et Briesenlanck, super totum Glyn usque ad terram
dietam Bellin, demptis quereinis, faginis, betulinis, fraceineis et
pinieis Jlienis.... Die Vorfahren der jetzigen Eigentümer, vier Brüder
von Bredow, wurden von dem ersten bayrischen Markgrafen Ludwig I. durch
Urkunde vom 5. Dezember 1335 mit der Stadt und dem Lande Friesack nebst
dem Zotzen beliehen (Riedel, a.a. O., S. 48/49).
Bericht über den Ausflug nach Paulinenaue. 121
zwischen Vietznitz und Friesack gelegenen Waldgebietes des
Zotzen hat sowohl schöne einzelne starke Bäume, wie schöne ge-
mischte Bestände.
Beschreibung von Osten nach Westen.
Wagenitzer Zotzen (Freiherr von Bredow- Wagenitz). Am
Anfang des Waldes an der Straße von Vietznitz nach Brunne am
Einschnitt des Weges in die Düne auf der Ostseite eine überständige
alte Winterlinde, auf der Westseite Gruppen von alten Stiel-
eichen mit weitragendem Wurzelwerk, auf einem zurücktretenden
Bogen cine alte Rotbuche von 4 m U mit schrägliegendem Schaft
von 3 m H und malerisch und seltsam nach allen Seiten weit aus-
ladenden Aesten, 25 m KD, 15 m H. Weiterhin auf der Südseite
der Straße etwa 200 m vor dem Forsthaus und Vorwerk Wagenitzer
Zotzen am Wege auf der Südseite mehrere alte Rotbuchen, die erste
stärkste von 4 m U, stark überständig, 16 m H. In dem feuchten
Dünental am Forsthause und am Vorwerk ein gemischter Bestand
von alten Flatterrüstern und Stieleichen, durchschnittlich
80 m H. Die stärkste Stieleiche vor dem Forsthause am Wege süd-
lich von 5 m U, 7 m Sch, von da ab zweistämmie, 15 m KD. Die
stärkste Flatterrüster am Eingang zum Förstereigehöft 4 m U,
4 m Sch, 12 m KD, auf allen Aesten vom Stamm ab mit Zweig-
ausschlag bedeckt; daselbst eine Stieleiche 3,90 m U, 6 m Sch,
14 m KD. Weiterhin etwa 100 m vom Forsthause mitten im Wege
eingezäunt der Wurzelstock einer gewaltigen gefällten Rotbuche,
länglich rund, Längsdurchmesser von Südwest nach Nordost 3 m (!);
weiterhin rechts (südöstlich) am Dünenhang eine mächtige Rot-
buche 4m U, 3m Sch, 15m H, 15m KD. Nach Ueberschreitung
der den Weg kreuzenden Wiese, einige hundert Meter weiter, weithin
sichtbar auf der linken Seite des Weges (nordwestlich) eine mächtige
Hängekiefer auf einem Hügel am Rande von Kiefernstangenholz
2,70 m U, 20 m H, 12 m KD mit sehr breiter Krone. Die Aeste
hängen sogar aus 15 m H herab bis auf Manneshöhe über dem Wege,
dauernder Erhaltung wert.
Briesener Zotzen (Freiherr von Bredow-Briesen). Auf dem
mit Dünen durchsetzten Waldrevier östlich und südöstlich des Forst-
hauses und Vorwerks Briesener Zotzen ein etwa 100jähriger Kiefern-
bestand, durchstellt mit Stieleichen verschiedener Größe bis zu 3m U,
die stärksten und höchsten beim Vorwerk und Forsthause, eine
besonders hoch und langschäftig gewachsene im Garten des Gehöfts
westlich des Weges vom Forsthaus nach dem Vorwerk Brandstelle,
gegenüber dem Forsthause Briesener Zotzen. Schöne Eichenbestände
122 H. Harms:
zu beiden Seiten des Weges vom Forsthause nach dem Vorwerk
Brandstelle. Nördlich der Straße von Brandstelle nach dem Vor-
werk Klessener Zotzen nicht weit von dem Vorwerk am Rande der
Niederung und auf der Niederung gemischte Bestände von Kiefern,
Stieleichen und einzelnen Rotbuchen von sehr starkem Höhenwuchs,
bis 35 m H; weiterhin nach Westen, nördlich des den Weg begleitenden
Kiefernholzes, ein schmaler reiner Stieleichenbestand.
Auf der Südseite des Weges, fast bis zum Vorwerk Brand-
stelle, auf Dünengelände ein urwüchsiger, etwa 60 Jahre alter Stiel-
eichenbestand mit einigen Rotbuchen; der Boden dicht mit üppigem
Aufwuchs der Heidelbeere bedeckt.
Die gemischten Laubwaldbestände in der Niederung auf der
Nordseite des den Weg nach Klessener Zotzen umgebenden Kiefern-
waldes erstrecken sich bis zum Vorwerk Klessener Zotzen. Ein
besonders schöner, etwa 60 bis SO Jahre alter, gemischter Laubwald-
bestand, meist Weißbuchen, Rotbuchen mit eingestreuten Stieleichen,
Birken, Faulbaum usw., östlich vom Vorwerk Klessener Zotzen am
Rande von Hutwiesen. An dem von der Vorwerksfeldmark durch
das Gehölz nach den Aeckern führenden Wege eine Rotbuche von
2,50 m U, 20 m H, 16 m KD, 4 m Sch, mit sehr dichtem Zweig-
ausschlage auf allen Aesten vom Stamme ab (selten). Zu beiden
Seiten der vom Ende dieses Waldweges nach Nordosten zum Gatter
führenden Trift mächtige Rotbuchen, eine rechts, kurz vor dem
Wildgatter am Rande des gemischten Laubbestandes (südöstlich),
mit weit überragender Kuppe 3,20 m U, 3 m Sch, 30? mH, 15 mKD,
von oben bis unten mit dicht belaubten Zweigen bemantelt. Gegen-
über links am Wege (nordwestlich) eine desgleichen 3 m Sch,
>20 m H, 16 m KD; dahinter im Bestande zwischen gepflanzten
Fichten zwei Rotbuchen von 2,80 m U, 16 m KD, 30 m H. Am
Rande des Gutsackers. etwa 300 m hinter dem Gattereingang, noch
hinter dem Gatter, eine Rotbuche 3,20 m U, 35 m H, mit breiter
Krone; weiter nördlich im gemischten Bestande, 10 m vom Feld-
wege, eine gewaltige zweistämmige Rotbuche 5 m U, von 24, m H
ab zweistämmig, von 2,70 und 2,80 m U, 35 m H, 17 m KD. In
dem Kiefernbestande am Wege nach dem Vorwerk Klessener Zotzen
eingesprengt viele übergehaltene Stieleichen, Rotbuchen und Weiß-
buchen.
Beim Vorwerk Klessener Zotzen, südlich von einem ver-
fallenen Backofen, auf einer Anhöhe eine weit sichtbare riesige
Stieleiche, 5,50 m U, 4 m Sch. von da ab zweistämmig, 20 KD,
25 m H. Zu beiden Seiten des auf der Südseite des Weges belegenen
Bericht über den Ausflug nach Paulinenaue. 123
Hauptgehöfts je eine starke Rotbuche, auf der Ostseite 3,50 m U,
3m Sch, 16 m H, mit mächtigem, breit ausragendem Astwerk, 20 mKD,
auf der Westseite von 3m U, 3m Sch, 16m H, 14m KD, mit kuppel-
förmiger Krone; westlich davon am Rande der Wiese und des Kiefern-
hochwaldes zwei starke Akazien, die stärkste 3,10 m U, von ImH
ab dreistämmig, 16 m H und 16 m KD, die audere 2,40 m U, sonst
wie die vorige.
Nördlich des Vorwerks hinter dem Acker in der Wiese ein
alter Ringwall von etwa 400 Schritt im Umkreis.
Friesacker Zotzen (Graf von Bredow auf Burg Friesack).
Nördlich des Weges vom Vorwerk Klessener Zotzen nach dem Vor-
werk Friesacker Zotzen in der Niederung ein großer, feuchtgründiger,
gemischter Laubwaldbestand von Stieleichen, Birken, einzelnen Rot-
buchen. Kiefern, Haselsträuchern, vereinzelt Bergahorn. Zu beiden
Seiten, namentlich auf der Nordseite des Weges, beginnend kurz vor
der Stelle, wo das Gatter von Norden her an den Weg herankommt,
schöne kuppelförmig und hochgewachsene, bveitausladende Rotbuchen
bis zu 3,50 m U, auch vereinzelt Weißbuchen, Laubkronen bis zu
1,50 m über der Erde herabreichend, Höhen von 15 m bis zu 25 m,
teils innerhalb, teils außerhalb des Gatters am Wege stehend. Einige
100 m vor dem Vorwerk Friesacker Zotzen, auf der Südseite des
Weges, am Rande des Kiefernstangenholzes, eine alte Eberesche von
1,50 m U, 6mKD, 7mH, mit trockenem Wipfel. Auf dem Dünen-
gelände um das Vorwerk Friesacker Zotzen zahlreiche, sehr alte
Stieleichen, teils einzeln stehend, teils in Gruppen, die stärkste am
Wege zum Hofe des Vorwerks von 4,15 m U, 15 m KD, 15 mH,
4 m Sch, mit gerade aufwachsendem, stark verzweigtem Stamme;
näher am Hofe eine Traubeneiche von 3,50 m U. Westlich davon
ein alter Busch eines wilden Birnbaumes, vom Erdboden an in vier
knorrige Stämme von 1 m U geteilt, S m H, Gesamtdurchmesser
der Krone 12 m. Westlich davon die schönste Stieleiche von 4m U,
2 m Sch, 25 m KD, sehr breitästig, überständig, 20 m H.
oO)
Erster Nachtrag zur „Rosenflora von Pommern“.
|Vergl. Verhandlungen des Botanischen Vereins der Provinz Branden-
burg LVI. (1915) 187— 190].
Von
E. Holzfuß (Stettin).
Seit meiner ersten Veröffentlichung über die Rosenflora von
Pommern, die im wesentlichen nur eine Aufzählung der gefundenen
Arten und Formen enthält nebst Angabe der Fundorte, habe ich
der Gattung weitere Aufmerksamkeit gewidmet und wertvolles
Material aus dem in Frage kommenden Gebiete gesammelt. Ich
hotte, in diesem und den folgenden Jahren weitere noch nicht be-
tretene Gegenden besuchen zu können und so eine vollständigere
Uebersicht über einen größeren Teil unserer Provinz bezüglich der
Rosenflora zu liefern. Wenn ich in dem Nachtrage eine Einordnung
der Formen nach systematischen Gesichtspunkten verfolge und eine
Beschreibung liefere, so geschieht es in der Voraussetzung, dadurch
andere Floristen zum Forschen anzuregen und ihnen die Arbeit zu
erleichtern. Ebenso läßt sich auf diesem Wege auf einfache Weise
eine etwaige Abweichung der Formen angeben und eine Eingliederung
besser vornehmen. Denn jedes größere Gebiet eines wenig durch-
forschten Teiles von Nordostdeutschland wird im Vergleich zu dem
mittlern und südlichen Vaterlande, das bezüglich der wildwachsenden
Rosen besser, zum Teil gut bearbeitet ist, Formen liefern, auf die
nicht immer die vorhandenen Diagnosen präzise passen, als Neuheiten
aber aus praktischen Gründen nicht gut angesprochen werden können.
In vorliegender Arbeit sind nur die Funde angegeben, die seit der
ersten Veröffentlichung neu sind, also eine Ergänzung bilden. —
Benutzt sind aus der Rosenliteratur R. Kellers Bearbeitung der
(rattung in der Mittelenropäischen Synopsis von Ascherson und
(Gräbner; Beck, Flora von Nieder-Oesterreich;: Schwertschlager,
die Rosen des südlichen und mittleren Frankenjura; ©. W. Christi-
ansen über Rosa umbelliflora (Swartz) Scheutz in der Allgemeinen
Erster Nachtrag zur „Rosenflora von Pommern“. 125
Botanischen Zeitschrift von Kneucker und ©. W,. Christiansen
über die Gattung Rosa in Schleswig-Holstein in Schriften des Natur-
wissenschaftlichen Vereins für Schleswig-Holstein. Band XVl.
2. Hleft. Kiel 1916.
Rosa omissa Descöglise.
var. Zypica R. Keller. Kleiner, gedrungener Strauch, mit
dicken Aesten und oft zickzackförmig wachsenden Zweigen.
Durch seinen Wuchs schon aus einiger Entfernung von
R. tomentosa zu unterscheiden; auch die tief rosafarbenen
Blüten sind auffallend. Stacheln gleichartig. Blättchen
klein, oval, mit kaum merklicher Spitze, reichlich zu-
sammengesetzt drüsig gezähnt. beiderseits reich drüsig;
ebenso der oft filzig behaarte Blattstiel. Scheinfrucht
klein, kuglig. kurz gestielt, mit Stieldrüsen besetzt, ebenso
die Kelchzipfel. — Allem Anschein nach ist diese Abart
in Nörddentschland selten festgestellt. Sie kommt in
Pommern im Schlawer Kreise auf den Gemarken der
Dorfschaften Rützenhagen, Natzmershagen und Neuen-
hagen zerstreut vor. Bei Neuenhagen habe ich sie neu
festgestellt am Südufer des Vietzker Sees nahe dem
Dorfe. Ebenso ist sie neu gesammelt am hohen Weg-
rande vor dem Dorfe Krolow. In diesem Gebiete dürfte
die Varietät noch eine weitere Verbreitung besitzen.
Auch im Lebatale ist sie vertreten. Die Exemplare von
Paraschin (leg. H. Kusserow) gehören zur Varietät typica.
f. @illotiv Deseglise am nächsten stehend (wenn nicht dazu-
gehörig). stellen einige Sträucher dar, die durch drüsig
gewimperte Blütenblätter auffallen. Sie weiclfen nur ab
durch nicht wollige, sondern nur stark behaarte Blatt-
stiele und durch unterseits kahle Nebenblätter, deren
Oehrchen nur unterseits Stieldrüsen tragen.
Schlawe: Jershöft, einige niedrige Sträucher im Dorfe
an einem Steige und am Polizeiwesge.
Rosa tomentosa Smith.
I. Blättehen grob doppelt gezähnt; ohne Subfoliardrüsen.
\
(Formenkreis var. subglobosa [Smith] Carion).
1. var. subglobosa (Smith) Carion. Kräftiger Strauch mit
derben Stacheln. Blättchen beiderseits weichfilzig, wenig
tiefer Zahnung, ohne Subfoliardrüsen. Kelchblätter nach
126 E. Holzfuß:
der Blüte meist flach ausgebreitet, bald abfallend. Schein-
frucht kuglig. Stiel mit Stieldrüsen. Griffel behaart.
Stettin: Frauendorf, Schlucht hinter Bergquell, eine
Anzahl Sträucher.
f. Billotiana Crepin, von der Hauptform abweichend durch
oft verlängerte, reichlich behaarte Blütenstiele. Sind die
Blütenstände mehrblütig. so ist die mittelste Scheinfrucht
nicht kugelig, sondern oft birnförmig.
Stettin: Frauendorf in der Schlucht hinter Bergquell
mehrere Sträucher.
II. Blättchen fein, mehrfach gezähnt, mit Subfoliardrüsen.
(Formenkreis var. Seringeana Dumortier.)
2. var. Seringeana Dumortier. Blättchen oval, oberseits schwächer
behaart: Blütenstiele oft verlängert, stieldrüsig. Schein-
frucht eiförmig bis kuglig. Kelchzipfel ‚vor der Frucht-
reife abfallend, meist aufgerichtet. Griffel schwach behaart
bis borstig.
Stettin: Frauendorf in der Schlucht hinter Bergquell
nicht selten; hinter dem ‚Julo rechts am unteren Wege
nach Stolzenhagen. Hier stehen am Rande der Tongrube
einige Sträucher, deren vorjährige Zweige völlig blau
bereift sind.
3. var. cuspedatoides Crepin. Stacheln etwas gebogen. Blättchen
oval bis breit oval. Kelchblätter nach der Büte abstehend,
vor der Fruchtreife abfallend. Griffel stark behaart bis
wollig. Scheinfrucht kuglig bis eikuglig.
Stettin: Schillersdorf. Kammin: Dünenwald zwischen
Klein-Divenow und Lüchenthin.
III. Subspezies A. scabriuscula (H. Braun) Schwertschlager.
Stacheln vorwiegend gerade, an der Basis nicht auffällig
verbreitert. Blättchen fein, mehrfach gezähnt und drüsig,
auch an der Unterseite mehr oder weniger drüsig. Blüten-
stiele lang, mindestens 1'/; mal so lang wie die Frucht.
Kelchzipfel nach der Blüte aufgerichtet und anscheinend
persistent. Griffel wollig. (Schwertschlager, die Rosen des
südlichen und mittleren Frankenjura. München. Isaria-
Verlag 1910).
4. var. vera Schwertschlager. Blättchen mittelgroß, elliptisch,
zum Blattstiel verschmälert oder schmal zugerundet, oben
4 1
Erster Nachtrag zur „Rosenflora von Pommern“. 127
nur zerstreut, unten dicht behaart, unterseits reichsdrüsig.
Krone meist blaßrosa. Scheinfrucht kuglig bis eikuglig.
Stettin: Schillersdorf am Wege nach Hohen-Zahden.
Rosa canina L.
I. Uniserratse Crepin. . Blättchen vorwiegend einfach gezähnt.
(Formenkreis der AR. Lutetiana Leman.)
1. var. glaucescens Desvaux. Blättchen elleptisch, unterseits
seegrün; Griffel behaart: Scheinfrucht ellipsoidisch.
Schlawe: Rützenhagen am Wege nach Jershöft: mehrere
Sträucher.
2. var. o£yphylla Ripart mit kleinen, nach beiden Enden ver-
schmälerten, - tief gezähnten Blättchen und eiförmigen
Scheinfrüchten. Griffel + behaart.
Schlawe: Jershöft rechts am Wege nach Natzmers-
hagen gegenüber dem Moorgehölz: eine Anzahl kleiner
Sträucher.
3. var. globosa Desyaux (= sphaerica (Grenier).
f. analoga Desegl. Blättchen spitz, zur Basis schmal zuge-
rundet. Scheinfrucht kugelig oder eiförmig-kugelig.
Diskus kegelig.
Schlawe: Rützenhagen Abbau, am Wege nach Vitte.
f. corylicola H. Braun. Blättchen eiförmig bis elliptisch,
zur Basis abgerundet. Scheinfrucht eiförmig-kugelig.
Diskus flach.
4. var. oryodonta Kerner. Strauch klein, Zweige kurz, mit
Blattbüscheln endigend. Blättchen klein, unterseits blau-
srün. Blüten fast weiß. Scheinfrucht kugelig.
Stettin: Julo rechts am untern Wege nach Stolzenhagen.
II. Transitoriae COrepin. Blättchen teils einfach, teils doppelt
gezähnt.
A. Formen ohne Stieldrüsen an den Blütenstielen.
a) Griftel kahl oder fast kahl.
= 5. var. ololeia (Ripart) H. Braun. Blütenzweige meist wehrlos,
selten mit einigen Stacheln. Blättchen mittelgroß,
eiförmig bis elliptisch, spitz. Scheinfrucht länglich eiförmig.
Schlawe: Natzmershagen, auf dem Abhange der Hütung
am Telegraphenwege nach Jershöft.
128 E. Holzfuß:
b) Gritfel mehr oder weniger stark behaart.
6. var. spuria (Puget) Borbas. Blütenzweige, Neben- und
Hochblätter rötlich überlaufen. Stacheln derb, wenig
gekrümmt. Blättchen oval bis elliptisch, zur Basis abge-
rundet. Scheinfrucht eiförmig.
Schlawe: Jershöft an einer Hecke bei dem Badestrande.
7. var. frondosa (Steven) H. Braun. Blütenzweige meist unbe-
stachelt, ebenso die kahlen Blattstiele. Blättchen mittel-
groß, eilänglich, zum Grunde verschmälert. Scheinfrucht
länglich oval bis elliptisch.
Stettin: am Kurhause Eckerberg; Nieder-Zahden.
Schlawe: Rützenhagen Abbau.
f. fissidens Borbäs mit unterseits grasgrünen, zum Stiel ab-
eerundeten Blättchen und eiförmigen biseiförmig-elliptischen
Scheinfrüchten.
Stettin: Frauendorf in der Schlucht hinter Bergquell;
bei Bachmühlen vor der Klappmühle.
f. acuminata H. Braun. Blättchen unterseits blaßgrün, scharf
zugespitzt, Zahnung weniger doppelt. Scheinfrucht
länglich-verkehrt-eiförmig; Diskus kegelig.
Stettin: Frauendorf in der Schlucht hinter Bergquell;
Nieder-Zahden hinter dem Dorfe unweit der Anlegestelle
der Boote. Bachmühlen vor der Klappmühle. Schlawe:
Natzmershagen auf dem Abhange einer Hütung.
c) Griffel wollig oder fast wollig.
8. var. inlercedens H. Braun. Blättchen zum Blattstiel ver-
schmälert, mit zurückgeschlagenen Kelchblättern und
weniger stark behaarten Griffeln.
Stettin: Nieder-Zahden unweit der Anlegestelle der
Boote hinter dem Dorfe.
). var. semibeserrata Borbäs.' Blättchen beiderseits grün, elliptisch
oder breit-elliptisch, am Grunde abgerundet. Scheinfrucht
oval-länglich.
Stettin: Frauendorf in der Schlucht hinter Bergquell.
10. var. mentacea (Puget) H. Braun. Blättchen grün, spitz, zum
Blattstiel verschmälert. Blattstiel mehr oder weniger mit
Stieldrüsen besetzt. Scheinfrucht eiförmig bis eiförmig-
länglich. Diskus kegelig.
Stettin: Rollberge rechts am Wege hinter der ersten
Ziegelei.
ar
112%
19.
Erster Nachtrag zur „Rosenflora von Pommern“. 129
var. euoxyphylla Borbas. Zweige rot überlaufen, oft unbe-
stachelt. Blättchen eiförmig-lanzettlich, an beiden Enden
zugespitzt. Diskus fast eben; Scheinfrucht fast kugelig.
Stettin: Frauendorf in der Schlucht hinter Bergquell.
B. Formen mit Stieldrüsen an den Blütenstielen.
(Formenkreis der R. hirtella Ripart.)
var. Bihariensis Borbäs. Die Pflanzen besitzen an den
Blütenstielen wenige bis zahlreiche Stieldrüsen; zuweilen
fehlen sie an einzelnen Blütenzweigen. Auch die Rücken
der Kelchzipfel sind mit Stieldrüsen besetzt. Die Blüten-
blätter sind meist tief rosa gefärbt. Blättchen eiförmig,
spitz. Griffel mehr oder weniger dicht behaart. Schein-
frucht klein, meist kugelig.
Schlawe: Im Küstengebiet der Ortschaften Rützenhagen,
Vitte, Jershöft und Natzmershagen nicht selten.
var. vinealis (Ripart) R. Keller. Von voriger Abart haupt-
sächlich unterschieden durch den Mangel der Stieldrüsen
auf dem Rücken der Kelchzipfel.
Schlawe: Jershöft, Natzmershagen.
III. Biserratae Orepin. Blättchen mit zwei- bis mehrfacher Zahnung.
14.
16.
Verhandl,
a) Griffel kahl oder spärlich behaart.
var. oblongata Opiz. Blättchen eiförmig, zugespitzt. Blatt-
stiel drüsig, kahl oder an den Gelenken etwas behaart.
Scheinfrucht eiförmig-länglich.
Stettin: Rosenhecke bei Eckerberg.
b) Griffel stark behaart bis wollig.
. var. rubelliflora (Deseglise) Borbäs.
f. racemulosa H. Braun. DBlättchen elliptisch, gegen den
Grund verschmälert oder schmal zugerundet, unterseits
grün. Blütenstiele mittellang. Scheinfrucht ellipsoidisch-
eiförmig oder länglich.
Stettin: Frauendorf in der Schlucht hinter Bergquell
nahe dem oberen Ausgange; selten.
var. laxifolia Borbäs. Blättehen entfernt, elliptisch, spitz,
scharf gesägt, Zähne lang, am Grunde keilig.. Diskus
kegelig, Scheinfrucht eiförmig.
Stettin: Nieder-Zahden hinter dem Dorfe mehrere
Sträucher.
des Bot. Vereins f, Brandenb LIX, 9
130
E. Holz£uß:
17. var. glaucina Ripart. Blättchen unterseits grau- bis seegrün,
| spitz, zur Basis schmal zugerundet oder verschmälert. Blatt-
stiel kahl oder mit einzelnen Haaren, fast drüsenlos. Schein-
frucht elliptisoidisch bis länglich. Diskus etwas kegelig.
Stettin: Frauendorf in der Schlucht hinter Bergquell
nahe dem oberen Ausgange vor der Ziegelei.
18. var. glaucifolia (Opiz) H. Braun. Von voriger Abart ver-
schieden durch dauernd schwach behaarte, drüsige Blatt-
stiele und eiförmige Scheinfrüchte.
Nörenberg: bei der Endmoräne am Enzig-See.
19. var. eriostyla Ripart und Deseglise. Blattstiel kahl bis leicht
behaart, wehrlos oder mit kleinen Stacheln. Blättchen
unterseits nicht seegrün, eiförmig, spitz bis stumpflich.
Scheinfrucht kugelig oder eikugelige. Diskus schwach
kegelig, von dem sich die weißwollige Griffelsäule stark
abhebt.
Stettin: Frauendorf in der Schlucht hinter Bergquell.
Rosa dumetorum Thullier.
I. Blättchen vorwiegend einfach gezähnt.
(Formenkreis R. platyphylia Rau.)
a) Blättchen nur auf den Nerven der Unterseite behaart.
1. var. urbica Christ. Am häufigsten vertreten.
Stettin: Eckerberg, Cavelwisch, Schillersdorf.
f. semiglabra (Ripart) J. B. v. Keller. Ausgezeichnet durch
eikuglige Scheinfrüchte und stark behaarte Griffel.
Stettin: Nieder-Zahden; Frauendorf in der Schlucht
hinter Bergquell.
f. sphaerocarpa (Puget) H. Braun. Scheinfrüchte kuglig,
sriffel Kahl. Unsere Exemplare haben dagegen stark
behaarte Griffel; trotzdem stelle ich die Form hierher, da
sie im übrigen mit solchen von Jena (leg. M. Schulze)
übereinstimmen, von denen der Sammler auf dem Zettel
bemerkt: „var. sphhaerocarpa kommt mit kahlen und behaarten
Griffeln vor.“
Stettin: Nemitz Schlucht hinter Kückenmülhle.
2. var. obscura (Puget) H. Braun. Bestachelung etwas ungleich.
Behaarung der Blättchen wechselnd, indem die Nerven
bald dicht, bald zerstreut behaart sind. Scheinfrucht
länglich-eiförmig.
Stettin: Frauendorf Schlucht hinter Bergquell.
[wo
—I
2
Erster Nachtrag zur „Rosenflora von Pommern“. Jo
. var. hirta H. Braun f. wrbicoides (Christ) H. Braun. Von der
Varietät abweichend durch gegen den Grund verschmälerte
Blättchen und weniger stark behaarte Griffel.
Stettin: Nieder-Zahden.
II. Blättehen unregelmäßig doppelt gezähnt.
(Formenkreis der A. hemitricha Ripart.)
a) Blättchen unterseits nur an den Nerven behaart.
. var. subglabra Borbäs f. decalvata Crepin. Blättchen scharf,
sehr spitz gezähnt, mit vielen Spaltzähnen. Blütenstiele
zuweilen behaart. Griffel leicht behaart; Scheinfrucht
eikuglig bis länglich-eiförmig.
Schlawe: Jershöft am Moorgehölz am Wege nach
Natzmershagen.
b) Blättchen unterseits auch auf der Fläche behaart.
. var. uncinellordes (Puget) H. Braun. Obere Blättchen eilänglich,
einfach gezähnt, untere eiförmig, unregelmäßig gezähnt;
blaugrün. Griffel mehr oder weniger stark behaart.
Scheinfrucht kuglig-eiförmig.
Schlawe: Jershöft im Dünenwalde; selten.
. var, hirtifoka H. Braun. DBlättchen eiförmig oder elliptisch,
am Grunde abgerundet. Griffel dicht wollig-zottig. Schein-
frucht kuglig bis eikuglie.
Stettin: Frauendorf in der Schlucht hinter Bergquell.
III. Blättchen doppelt und mehrfach gezähnt.
(Formenkreis AR. amblyphylla Ripart.)
. var. palatina Schwertschlager. Diese Abart besitzt mittel-
große, länglich-eiförmige bis länglich-rautenförmige, zu-
gespitzte Blättchen. die auf der Oberseite schwache, an-
liegende, auf der Unterseite auf der Fläche flaumige Be-
haarung zeigen; die Nerven sind dicht behaart. Blattstiele,
Kelchzipfel und Rücken derselben sind reich an Stiel-
drüsen. Griffel schwach behaart. Scheinfrüchte eikuglig.
— Obgleich unsere Pflanze durch oberseits kahle Blättchen
und aut dem Rücken drüsenlose Kelchblattzipfel abweicht,
stelle ich sie zu dieser Varietät, mit der sie sonst gut zu
vereinigen ist.
Stettin: Bachmühlen oberhalb der Schmetterlingsmühle
zwei Sträucher.
9 *
132 E. Holzfuß:
Rosa glauca \illars.
A. Kelchblätter nach der Blüte aufgerichtet oder aufrecht abstehend,
bleibend.
I. Blättchen sehr vorwiegend einfach gezähnt. '
(Formenkreis var. typica Christ.)
1. var. iypica Christ. Blättchen groß, breit oval bis rundlich,
Blattstiel kahl, drüsenlos oder mit einzelnen Drüsen.
Blütenstiele kurz. Scheinfrucht kugelig bis eikuglig.
Kelchblätter nach der Blüte aufgerichtet; Griffel ein
wolliges Köpfchen bildend.
Stettin: verbreitet. Schlawe: Rützenhagen, Jershöft,
f. pilosula Christ. Ausgezeichnet durch behaarte Blattstiele;
einzelne Haare auch auf dem Mittelnerv der Blättchen.
Selten; bisher nur an einer Stelle im Kreise Schlawe
bei Rützenhagen.
II. Blättchen unregelmäßig, aber vorwiegend doppelt gezähnt.
(Formenkreis var. complicata |Grenier] Christ.)
2. var. complicata (Grenier) Christ. Blättchen wie fypica; Blatt-
stiel mit einzelnen Drüsen, “oft etwas flaumig. Schein-
frucht kuglig bis eikuglig, mittlere meist birnförmig.
Schlawe: Natzmershagen auf dem Abhange einer Hütung
mehrfach. Neuenhagen, Weg nach Lanzig.
B. Subspezies AR. subcanina (Christ.) Schwertschlager.
Brakteen schlecht entwickelt; Blütenstiele verlängert;
Kelchblätter nach der Blüte zurückgeschlagen; Griffel
gestreckt und schwach behaart: diese Merkmale einzeln
oder mehrere zusammen. (Nach Schwertschlager in Rosen
des südlichen und mittleren Frankenjura. München 1910.)
I. Blättchen einfach gezähnt.
3. var. melanophylloides J. B. v. Keller. DBlättchen elliptisch
oder länglich eiförmig, beiderseits gleichgefärbt; Zahnung
grob. Griffel wollig; Scheinfrucht kuglig bis eikuglig. —
Unsere Exemplare weichen insofern etwas ab, als die
Blättchen unterseits etwas heller grün sind; aber sie
müssen nach ihren anderen Eigenschaften hier unter-
gebracht werden.
Schlawe; außer Jershöft (in der ersten Veröffentlichung
angegeben) bei Natzmershagen mehrfach.
Erster Nachtrag zur „Rosenflora von Pommern“. 133
II. Blättchen unregelmäßig, aber vorwiegend doppelt gezähnt.
4. var. brachypoda Deseglise und Ripart. Blättchen elliptisch,
beiderseits verschmälert, scharf zugespitzt. Blattstiel kahl,
mit zerstreut stehenden Stieldrüsen. Scheinfrucht eiförmig
oder kurz verkehrt eiförmig; Fruchtstiele sehr kurz;
3—4 mm lang, von den breiten, rot überlaufenen Hoch-
blättern eingehüllt.e Kelchzipfel nach der Blüte auf-
gerichtet. Griffel ein großes, wolliges Köpfchen bildend.
Blütenzweige meist rot überlaufen, zum Teil mit starken,
oft wirtelig stehenden Sichelstacheln bewehrt. Großer,
kräftiger Strauch.
Stettin: Frauendorf am Rande einer Kiesgrube oberhalb
Gotzlow; häufiger in der Schlucht hinter Bergquell.
5. var. montivaga Deseglise. Zweige oft rot überlaufen, mit
etwas ungleichen, bis fast geraden Stacheln. Blattstiel
leicht behaart, mit einzelnen Stieldrüsen; Zahnung teils
einfach, teils doppelt. Enäblättchen kreisrund bis oval,
zugespitzt. Blütenstiele kurz, kürzer als die Hochblätter.
Kelchblätter abstehend, früh abfallend. Griffel dicht be-
haart bis wollig. Scheinfrucht meist kuglig.
Stettin: Nur an einer Stelle bei der Lübschen Mühle.
III. Blättchen mehrfach gezähnt.
6. var. ylandulifera R. Keller. Nebenblätter dicht drüsig ge-
wimpert. Blattstiel dicht mit Stieldrüsen besetzt, die auf
die Nerven der Unterseite der Blättchen übergehen.
Blättchen oval, beiderseits fast gleichmäßig verschmälert;
zum Teil auch eiförmig. Fruchtstiel meist kurz; Schein-
frucht kuglig, Griffel borstig behaart. — Diese Abart
fehlt auf weite Strecken, scheint aber im östlichen Hinter-
pommern reichlicher vorzukommen und weitere Verbreitung
zu besitzen. Sie konnte festgestellt werden im Kreise
Schlawe an verschiedenen Stellen bei Rützenhagen (Abbau
am Wege nach Vitte, am Rande des Dünenwaldes und
am Wege nach Jershöft), bei Jershöft und auf der Feld-
mark Natzmershagen; Vitter Dünenwald.
f. longifolia benenne ich eine Abweichung, die durch lange,
zugespitzte, elliptische Blättchen auffällt; sie haben eine
Länge von 4!/, bei einer Breite von 2Y, cm. Der Blatt-
grund ist meist abgerundet. Sägezähne groß, abstehend,
134 E. Holzfuß:
Scheinfrucht länger gestielt als die der Hauptform. Die
sanze Pflanze ist sehr kräftig, und die Zweige sind ziem-
lich lang.
Schlawe: Natzmershagen am Nordrande eines Feld-
gehölzes.
Rosa corlifolia Fries.
A. Kelchblätter nach der Blüte abstehend, später aufgerichtet.
Griffel wollig behaart.
I. Blättchen sehr vorwiegend einfach gezähnt.
var. iypica Christ. Strauch sehr ästig, gedrungen, kurz-
stachlig. Blattstiel filzig, drüsenlos oder mit einzelnen
Stieldrüsen. Blättchen dichtstehend, sich berührend, läng-
lich oval bis breit oval, gegen den Grund verschmälert
bis abgerundet, spitz oder abgerundet. Öberseits an-
gedrückt, unterseits dicht behaart. Scheinfrucht kuglig bis
eiförmig; kurzgestielt. Gritfel ein wolliges Köpfchen bildend.
Stettin verbreitet: Schillersdorf bei den Eichbergen;
Bachmühlen vor der Klappmühle; Warsow.
var. oblonga Christ. Blättchen groß, länglich-elliptisch, beider-
seits weißgrau behaart, stumpf, vielfach aber auch zu-
gespitzt, sehr entfernt stehend. Scheinfrucht groß kuglig.
— Diese recht auffällige Form hat bei uns vielfach stachel-
lose Blütenzweige, zugespitzte Blättchen und eikuglige,
oft langgestielte Scheinfrüchte.
Stettin: Am oberen Wege hinter dem Julo nach Stolzen-
hagen zu.
Il. Blättehen unregelmäßig doppelt gezähnt.
var. Vagiana (Crepin) R. Keller. Blättchen groß, breit oval,
stumpf oder kurz zugespitzt, die seitlichen gestielt, ober-
seits kahl, glänzend, unterseits bleichgrün, an Mittel- und
Seitennerven behaart, auf der Fläche kahl bis zerstreut
behaart. Scheinfrüchte so lang oder kürzer gestielt als
der Kelchbecher; groß eikuglig.
Stettin: Eckerberg mehrfach.
B. Subspezies subeollina (Christ.) Schwertschlager.
Kelchblätter nach der Blüte zurückgeschlagen; Hochblätter
schlecht entwickelt; Blütenstiele verlängert; Griffel ge-
streckt und schwach behaart: diese Merkmale einzeln oder
mehrere zusammen. (Schwertschlager in Rosen des süd-
lichen und mittleren Frankenjura.. München 1910.)
Erster Nachtrag zur „Rosenflora von Pommern“. 135
III. Zahnung der Blättchen einfach.
a) Blättehen oberseits kahl, unterseits mehr oder weniger stark
behaart.
ar. dimorphocarpa Borbas und H. Braun. Blattstiel locker
behaart; Blättchen elliptisch oder elliptisch verkehrt-
eiförmig, gegen den Grund verschmälert, seltener zugespitzt,
mit offener, scharfer Zahnung, unterseits meist nur an
den Nerven behaart. Blütenstiele kurz; Scheinfrucht
kuglig bis eikuglig; Griffel dicht behaart. — Unsere
Pflanze weicht etwas ab durch spitze Blättehen und lang-
gestielte, bis 2'/); cm lange Scheinfrüchte. Sie nähert
sich in ihrem Aussehen der Abart zncana.
Schlawe: Rützenhagen, Abbau am Wege nach Vitte im
Weißdorngebüsch.
b) Blättchen beiderseits mehr oder weniger dicht grauweiß behaart.
IV.
var. Hausmann? H. Braun. Blattstiel wollig; Blättchen klein
var. incana (Kitaibel) R. Keller. Blattstiel wollig; Blättchen
meist mittelgroß, elliptischh am Grunde abgerundet, zu-
sespitzt bis stumpf. Zahnung oft mit einigen Neben-
zähnchen. Blütenstiele kurz, von der Länge der kugligen
Sceheinfrucht, von den Hochblättern umhüllt. Griffel wollig.
Diese Abart scheint auf weite Strecken zu fehlen und
nur im östlichen Teile der Provinz reichlicher vorhanden
zu sein. Sie wurde bisher nur festgestellt im Kreise
Schlawe: Rützenhagen, Abbau am Wege nach Vitte; Jers-
höft, am Badestrande; Natzmershagen, am Rande eines
Feldgehölzes.
Blättehen vorwiegend doppelt bis mehrfach gezähnt.
bis mittelgroß, eiförmig-elliptisch, zugespitzt, oberseits
kahl oder zerstreut behaart, unterseits am Mittelnerv
wollig, auf der Fläche anliegend behaart. Blütenstiele
etwa 1 cm lang. Kelchblätter nach der Blüte zurück-
geschlagen; Griffel wollig. Scheinfrucht kurz eiförmig.
Selten. Stettin: Rosenhecke bei Eckerberg.
Stettin, 24. Juni 1917.
Ein neuer »standort von Gymnadenia cucullata
in Ostpreussen.
Von
A. Born.
Die Sommerferien 1916 verbrachte ich zum ersten Mal im
Osten unseres Vaterlandes und besuchte dabei die Bernsteinküste,
die Kurische Nehrung und von Tilsit aus die Gegend bis zur
russischen Grenze. Auf meinen botanischen Ausflügen lernte ich
den ganzen Charakter der östlichen Flora kennen und fand auch
einige Seltenheiten, unter denen besonders Zinaria odora und
Gymmadenta cucullata bemerkenswert sind.
Letztere wollte ich bei Sarkau auf der Kurischen Nehrung
aufsuchen; die Umstände ließen es aber nicht dazu kommen, was
ich um so weniger bedauerte, als die Blütezeit dieser seltenen
Orchidee noch nicht gekommen war. Kin glücklicher Zufall ließ
sie mich an ganz unerwarteter Stelle auffinden.
Am 3. August 1916 machte ich in Begleitung des Herrn Dr.
P. Kopzeynski, Oberlehrer am Tilsiter Realgymnasium, einen
Ausflug in die Schreitlaugkener Forst, die oberhalb Tilsits am
rechten Memelufer, der Kreisstadt Ragnit gegenüber, einen nach
Norden geöffneten Bogen des Flusses ausfüllt. Sie ist ein typischer
ostpreußischer, prächtiger, moosiger und hügeliger Kiefernwald,
reich im Unterholz an Vaccinien und besonders auch Piroleen, von
denen Chimaphila umbellata recht häufig ist, und an den trockeneren
Stellen sieht man fast überall die weißen wehenden Fähnchen des
Dianthus arenarius. Hier an einer moosigen Stelle, wo auch
Epipactis rubiginosa nicht selten war, stießen wir plötzlich auf zwei
zierliche Orchideen, die sich zu unserer Ueberraschung als Gym-
nadenia cucullata entpuppten. Ein paar Schritt davon entfernt standen
noch zwei Pflanzen. Während die beiden ersteren eine sehr blasse
Rosafarbe wie eine vollerblühte La France-Rose an den hell-
beleuchteten Blumenblättern zeigte, besaßen die beiden letzteren eine
A. Born: Ein neuer Standort von Gymnadenia cucullata in Ostpreußen. 197
dunklere Farbe wie in den beschatteten Teilen dieser Rosenblüte.
Von jeder Gruppe nahm ich eine Pflanze mit, die beiden übrigen
ließen wir stehen.
Herr Prof. Abromeit, der verdienstliche Erforscher der Flora
Ostpreußens, schreibt mir auf meine Mitteilung, daß der Fundort
neu sei, und spricht zugleich sein Bedauern darüber aus, daß die
Schreitlaugkener Forst, wie er gehört habe, nach dem Kriege ver-
kauft und abgeholzt werden soll, womit dann dieser neue Fundort
wieder verschwinden dürfte.
Gymmnadenia cucullata Reichb. ist der einzige Vertreter der Sektion
Neottianthe Reichb. mit lanzettlichem, spitzem Helm, bei der die
Klebkörper nicht senkrecht, sondern parallel mit dem Längsdurch-
messer des Fortsatzes des Schnäbelchens stehen; auch ist sie habituell
durch die beiden einzigen fast kreisförmigen grundständigen Laub-
blätter von den anderen Arten der Gattung verschieden. Bei keiner
anderen Orchidee unseres Vaterlandes zeigt die Lippe so schmale
Seitenzipfel, die bei den gefundenen Exemplaren fadenförmig sind.
Die westliche Verbreitungsgrenze läuft von Lemberg und
Brody in Galizien nach dem östlichen Polen bis zur Weichsel,
Narew und Pissa, die Pflanze besitzt also Standorte im Lubliner
Hügelland und im ostpolnischen Uebergangsbezirk (nach Pax, die
natürliche Gliederung Polens, 3. Zeitsch. d. Ges. f. Erdk. zu Berlin
1917, Heft 5, p. 283 und 284, und F. Pax, Die Pflanzenwelt Polens,
in Handbuch von Polen [1917] 184, 203, dazu auf Karte VII Vege-
tationslinie von @. cucullata). Die Fundorte auf preußischem Gebiet
liegen unweit der polnisch-russischen Grenze, westlich der Pissa in
den Kreisen Neidenburg (Forst Kaltenborn) und Johannisburg am
Niedersee, östlich der Pissa im Kreise Goldap am Nordrande der
Romintener Heide im Forst Warnen (nicht Warnau wie bei Ascherson
und Graebner, Synopsis Bd. III p. 827) bei Iszlandszen; dann folgt
nach einer größeren Pause der neue Fundort gegenüber Ragnit.
Weit getrennt davon liegt der von Salkowski (nicht Salkowiki wie
bei Ascherson und Graebner an der angeführten Stelle) am frühesten
entdeckte Fundort auf der Kurischen Nehrung zwischen Cranz und
Sarkau und der im Kreise Fischhausen bei Lochstädt, der übrigens
nach Abromeit sehr unsicher ist. Der westlichste Fundort liegt bei
Bromberg im Jagdschützer Forst bei Hoheneiche. Das Verbreitungs-
gebiet erstreckt sich also von Bromberg bis nach Ostsibirien.
Albert Lüderwaldt.
Nachruf von E. Holzfuß (Stettin).
Am 19. Mai 1917 erlitt die pommersche und namentlich die
Stettiner floristische Forschung einen empfindlichen Verlust durch
den plötzlichen Tod des Königlichen Zollinspektors Albert Lüder-
waldt. Ein Herzleiden, verbunden mit asthmatischen Beschwerden,
hielt ihn in den letzten Jahren ab, seiner Lieblingsbeschäftigung so
eifrig nachzugehen, wie er es vordem getan hatte. In der freien
Natur, im Eckerberger Walde, vor den Toren der Stadt, machte ein
Herzschlag im Beisein seiner Tochter seinem Leben ein jähes Ende.
Mit dem Verstorbenen ist ein edler, friedfertiger, hilfsbereiter Natur-
freund dahingegangen. Geboren am 5. März 1861 zu Gollnow,
widmete er sich dem Zollfach und ist in den verschiedensten Gegen-
den Pommerns tätig gewesen. In Regenwalde, wo er von 1893—1899
weilte, fing er an, Pflanzen zu sammeln. Erfolgreiche Förderung
seiner botanischen Beschäftigung fand er in Swinemünde von 1899
bis 1905 durch den uns allbekannten Kreistierarzt und Botaniker
Rudolf Ruthe, den er oft auf seinen Exkursionen begleitete. Eine
Versetzung nach Neidenburg in Ostpreußen 1905—1906 entführte
Lüderwaldt aus Pommern; aber schon 1906 kehrte er nach Stolp
zurück. 1908 wurde er nach Stettin versetzt; hier hat er bis zu
seinem Tode gelebt. Die Ferienzeit erschloß ihm die Gebiete in
Kl.-Zarnow, Kreis Greifenhagen, Woltersdorf im Kreise Dramburg,
Rewahl an der Ostsee und Kölpin-See auf Usedom. Seine Lieblinge
waren die Equiseten und die Farne, von denen er viel Material an
Ferd. Wirtgen geliefert hat. In den letzten Jahren wandte sich
Lüderwaldt den Carices und Gramineen zu. Sein scharfer Blick
ließ ihn den neuen Bastard Calamagrostis arundınacea X neglecta —
Calam. Zerninensis Lüderwaldt erkennen und die Form ramosa von
Elymus arenarius, die er in der Allg. Botan. Zeitschr.*) 1909 veröffent-
lichte. Das reichhaltige Herbar, entstanden durch eigenes Sammeln und
Tausch, ist in den Besitz des Stettiner Museums übergegangen. Sein
unermüdlicher Fleiß ist daraus zu erkennen, daß er für Kneuckers
Exsiceaten-Werk einige 20 Nummern geliefert hat. Dem Botanischen
Verein der Provinz Brandenburg gehörte er seit 1903 an.
Albert Lüderwaldts Andenken wird bei uns unvergessen bleiben!
*) A. Lüderwaldt, Einige Seltenheiten der Pommerschen Flora; Allg.
Bot. Zeitschrift XV. 1909, S. 89.
Veber die Verwendung der Samen der Zitterlinse
(Vieia hirsuta) zur menschlichen Ernährung.
Von
H. Harms.
Herr L. Geisenheyner (Kreuznach) übermittelte uns im
April d. J. einen Zeitungsausschnitt, der die Verwendung der sog.
„Vogelwicken“ zu einer Suppe betraf. Im „Eingesandt“ des Oeffentl.
Anzeigers für den Kreis Kreuznach Nr. 61 vom 13. März 1917 gibt
Frau Forstmeister Paulus-Neupfalz folgendes Rezept zur Bereitung
einer schmackhaften Kriegssuppe: „Ich weiß nicht, ob es bekannt
ist, daß man aus Vogelwicken eine sehr gute Suppe bereiten kann,
die im Geschmack sehr an Linsen erinnert. Nur brauchen die
Wicken eine viel längere Zeit zum Kochen wie Linsen, und es
empfiehlt sich, dieselben schon am Abend vorher gut zu waschen und
mehrmals, nur eben bedeckt mit lauwarmen Wasser, dem man eine
Messerspitze voll Natron oder etwas Soda hinzugefügt hat, aufzu-
kochen und die erste und zweite Brühe wegen der dunkelbraunen
Färbung wegzugießen. Am andern Tage kocht man dann die Suppe
mit Sellerie und Lauch und noch einem kleinen Zusatz von Natron
etwa 3—4 Stunden, bis die Wicken weich sind. Eine Mehlschwitze
oder einige in kleine Stücke geschnittene Kartoffeln machen die
Suppe gebunden. Durch Fleischklößchen oder kleine Pökelfleisch-
stücke und Brühe davon wird das Gericht besonders schmackhaft,
doch darf man von der salzigen Brühe nur ganz zuletzt an die
Wicken tun, da dieselben sonst nicht weich werden.“ — Nach vor-
stehender Mitteilung konnte man zunächst vermuten, daß die Ein-
senderin des Rezepts unter „Vogelwicken“ unsere meist so genannte
blaublühende V. cracca L. verstand; indessen ergab sich aus Material,
das Herr Geisenheyner sich erbat, daß die kleinblütige zierliche,
sog. rauhhaarige Wicke, Vicia hirsuta‘) (L.) S. F. Gray
2) Aus Prioritätsgründen ist zu zitieren: Vicia hirsuta (L.) S. F. Gray,
Nat. Arr. Brit. Pl. II. (1821) 614; sonst wird meistens Koch angegeben (Synops.
Fl. germ. [1837] 191). — Ervum hirsutum L. Spee. pl. ed. 1. (1753) 738.
140 H. Harms:
(= Ervum hirsutum L.) gemeint war. Kurze Zeit vorher (24. März
1917) hatte das Kaiserliche Gesundheitsamt Herın E. Gilg unter
Einsendung einer Probe von „Zitterlinsen“ um Auskunft über die
Art der Bestandteile dieser Probe mit besonderer Berücksichtigung
etwaiger darin enthaltenen gesundheitschädlichen Stoffe gebeten; es
handelte sich besonders um die Frage, ob der Verwendung des
Mehles dieser Samen als Streckungsmittel von Brot nicht Bedenken
entgegen stünden. Die Probe bestand zum allergrößten Teile aus
den kleinen Samen der Vieia hirsuta (grüngelbliche, einfarbige und
schwärzlich marmorierte gemischt); beigemengt waren zerbrochene
Weizenkörner, und die schwarzen Samen der Kornrade?) (Agrostemma
gethago) in erheblicher Menge, in viel geringerem Maße Samen einer
kleinsamigen Wicke (vermutlich Vieia tetrasperma) und von V. angusti-
folia, Samen von Kornblume (Oentaurea cyamus), Früchtehen von
Galium aparine und Medicago lupulina (Gelbklee). Die Probe stellte
offenbar einen Trieurabgang dar, d. h. einen Abfall der Getreide-
reinigungsmaschinen, denn darin treten verschiedene Unkräuter, die
unter dem Getreide wachsen, oft in Menge auf, und gerade Wicken-
arten spielen dabei eine Rolle. Man spricht geradezu von Trieur-
wicken?), meint damit wohl meist Vicia angustifolia L.; doch können
auch die Samen anderer Wicken, wie die von V. hirsuta, tetrasperma,
cracca, villosa, vielfach im ausgedroschenen Getreide und schließlich
als Trieurausputz erscheinen (Vergl. L. Hiltner, Ueber die Ver-
wendung von Samen wildwachsender Wicken; Prakt. Blätter für
Pflanzenbau und Pflanzenschutz XIV. Aug. 1916, S. 96).
Nach Wehmer (Pflanzenstoffe [1911] 360) soll V. hirsuta in
den Samen eine Blausäure liefernde Substanz enthalten. Eine im
Kaiserl. Gesundheitsamt vorgenommene qualitative Untersuchung einer
Probe des aus den Samen der Zitterlinse hergestellten Mehles ergab,
daß darin Cyanwasserstoff selbst nicht in Spuren nachgewiesen werden
?) Wenn Kornraden-Samen in einem solchen Gemenge vorkommen, so
ist seine Benutzung zur menschlichen oder tierischen Ernährung nicht unbe-
denklich, da sie Gift enthalten. Der Kern der Radensamen besteht aus un-
giftigem, nahrhaftem Eiweiß und wird von dem Keim umschlossen, der das
giftige Githagin enthält. Beim Rösten oder scharfen Backen verschwindet
das Gift. Vor der Verfütterung ist radenhaltige Kleie durch Rösten zu ent-
giften. Will man Radensamen für die Ernährung nutzbar machen, so schrote
man sie derart, daß Schale und Keim vom Mehlkern losgelöst werden; letzterer
liefert wohlschmeckendes, nahrhaftes Mehl (nach H. Kühl, Ueber die Giftig-
keit radenhaltiger Kleie; Die Mühle 1915, Nr. 29, S. 518; nach Naturw.
Wochenschr. XXX. Nr. 38, 1915, S. 605).
») G. Krafft, Pflanzenbaulehre, 9. Aufl. v. C. Fruwirth (1913) 72,
Ueber die Verwendung der Samen der Zitterlinse. 141
konnte. (Schreiben des Kaiserl. Gesundheitsamtes vom 24. März und
all: 7G. N. 1. 592 und 1785.) Demnach dürfte einer Ver-
wendung dieses Mehles zur menschlichen Ernährung zunächst nichts
im Wege stehen. Freilich ist dabei immer noch zu berücksichtigen,
daß nach Erfahrungen bei anderen Leguminosen-Samen (Vieia satıva,
Phaseolus lunatus) Blausäure bei einer bestimmten Probe oder Varietät
fast oder ganz fehlen, bei einer anderen in meßbarer Menge, ja in
schädlichem Maße auftreten kann.
Daß die Samen verschiedener Wickenarten Blausäure ent-
wickelnde Stoffe enthalten, ist bekannt. In Nobbe’s Handb. Samen-
kunde [1876] 136 heißt es schon: „In der Futterwicke (Vieia sativa)
läßt das Auftreten von Blausäure in dem mit Wasser angeriebenen
Samenpulver auf einen Gehalt des Samens an Amygdalin schließen“;
es wird dazu zitiert: Ritthausen, Die Eiweißkörper der Getreide-
arten, Hülsenfrüchte und Oelsamen (1872) 168 und Journ. f. prakt.
Chemie N. F. VII. (1873) 374. Auch Harz (Landwirtsch. Samen-
kunde [1885] 668) gibt für dieselbe Art an, daß die Samen mit
Wasser Blausäure entwickeln (nach Ritthausen in Ber. deutsch.
ebemar&es‘ Berlin IX, 301: XIV, 2284). FE EM. Bruynine. und
J. van Haarst (Sur l’acide cyanhydrique des graines du genre Vicia,
in Recueil des trav. chim. Pays-Bas XVII. [1899] 468) nennen
folgende Arten als Blausäure entwickelnd: V. angustifolia L. (diese
Art entwickelt die meiste Blausäure), V. hursuta S. F. Gray, V. sativa
in allen analysierten Exemplaren verschiedener Herkunft, dann noch
V. sativa var. dura, V. sativa var. flore albo, V. sativa var. Bernayer,
V. sativa var. britannica, V. canadensis Zuce. Wehmer fügt noch bei
V. macrocarpa Bert. Keine Blausäure entwickeln: V. narbonensis L.,
V. agrigentina (nach Kew. Index agrigentinum Link, Handb. II. [1913|
a0 EV. Bivonea Raf., Sizilien), V. biennis Iı., VW. eracea In,
V. disperma DC., V. pannonica Crtz., V. cassubica L. Dazu kommen
nach Hiltner (a. a. ©. 97) als blausäurefreie Arten noch V. dumetorum
(Heckenwicke) und V. villosa (Zottelwicke).
Hiltner hebt a. a. O. hervor, daß man die Artzugehörigkeit
der in den Trieurabgängen enthaltenen Wickensamen genau beachten
solle, um zu entscheiden, ob es sich um unschädliche oder um solche
handelt, die wegen Blausäuregehalt bei der Verfütterung schädlich
wirken können. Das zur Verfütterung bestimmte Schrot der Trieur-
wicken solle man jedesmal vor dem Verfüttern mehrere Stunden
lang in einer größeren Menge von lauwarmem Wasser einweichen
und danach die Masse im Futterdämpfer dämpfen oder sie zur Ver-
142 H. Harms:
treibung der gebildeten giftigen Blausäure gut durchkochen. Handelt
es sich um die Zubereitung erheblicher Mengen solchen Wicken-
futters, so sei dabei wegen der dann in größerer Menge entweichen-
den Blausäuredämpfe einige Vorsicht geboten; am besten werde man
die Dämpfe durch Zugluft fortführen. Durch eine derartige Behand-
lung, die auch wegen der harten Beschaffenheit der Wickensamen
in jedem Falle zum Erweichen der Schrotteile sehr dienlich sei,
erhalte man eine sehr eiweißreiche Futterbeigabe, von der man aber
wie bei jedem neuen Futter zunächst nur kleinere Gaben reicht.
Allmählich könne man dann die Beigabe steigern. Besonders werde
derartig behandeltes Wickenschrot zur Verfütterung an Milchkühe
empfohlen; unter den gegenwärtigen Verhältnissen komme es aber
auch als Beifutter für Pferde und Geflügel in Betracht.
Ich erhielt in Samenhandlungen Groß-Beılins (jetzt sind Wicken
dem Verkehr entzogen) ein paarmal unter dem Namen „Vogelwicke“
ein Gemisch von vorwiegender Vica hirsuta mit den Samen oder
Früchtchen anderer Ackerunkräuter, offenbar Trieurabfälle; natürlich
waren dabei auch Reste des betreffenden Getreides z. B. Weizen-
körner. Es treten besonders die schon genannten Samen und Früchte
in solchen Gemischen auf, manchmal recht reichlich Viea sativa;
auch Zithospernum arvense und andere Borraginaceen finden sich
darin.
Der Name „Zitterlinse* für Viecia hirsuta findet sich bei
A. Garcke (Fl. Deutschl. 17. Aufl. [1895] 153); in landwirtschaft- _
lichen Werken (z. B. Fr. Nobbe, Handb. Samenkunde [1876] 65
Fig. 59 und G. Krafft, Pflanzenbaulehre, 9. Aufl. v. C. Fruwirth
[1913] 29 Fig. 30) wird sie rauhhaarige Wicke genannt. Andere
Namen sind z. B. Brillenwicke, behaarte Linse oder Erve,
zottige oder zweisamige Linse, rauhe Linsenwicke (Harz
a. a. 0. 676); kleine Vogelwicke (Schkuhr, Bot. Handb. II. [1805]
367); rauhhaarige Linse (W. Koch in Röhling’s Deutschl. Fl. V. 1.
[1839] 161); wilde Linse (E. Hallier in Schlechtendal, Lange-
thal “und Sehenk, "Bl. Deutschl. XXIV. 2. I7zt. Paso
und Jessen (Deutsche Volksnamen d. Pflz. [1882] 437) geben an:
Erwenwicke (Schweiz), Fippelswäcken (Siebenbürgen), Reif
(Siebenbürgen, Eifel), Vogelheu (Schweiz), Zisern (Siebenbürgen),
Zitterlinse (Garcke).
Herr Geisenheyner hat später im Oeffentl. Anzeiger für den
Kreis Kreuznach Nr. 168 vom 20. Juli 1917 selbst darauf hinge-
wiesen, daß der von Frau Paulus zuerst gegebene Name „Vogel-
Ueber die Verwendung der Samen der Zitterlinse. 143
wicke“ leicht irreführen kann, insofern man dabei meist an die schöne
blaublühende V. cracca denkt, nicht an die ganz verschiedene viel
zierlichere V. hursuta mit ihren sehr kleinen unansehnlichen bläulich-
weißen Blüten. Bei der Gelegenheit nennt Herr G. auch die der
Zitterlinse ähnliche V. tetrasperma Moench (viersamige Wicke), die
ebenfalls als Unkraut zwischen Klee und Getreide vorkommt, und
leicht mit V. hirsuta verwechselt werden kann, sich aber von der
letzteren durch etwas größere, fast immer einzeln oder zu zwei bis
drei beisammen stehende (ebenfalls bläulichweiße) Blüten — bei
V. hirsuta haben wir 4—6-blütige Trauben — und kahle längere
schmälere hellbräunliche oder gelbbräunliche meist vier Samen ent-
haltende Hülsen unterscheidet, während die breiteren schwärzlichen
oder bräunlichen Hülsen der V. hörsuta behaart sind und meist nur.
zwei Samen haben. Herr G. meint, die Samen der V. tetrasperma
seien sicherlich ebenso genießbar wie die von V. hersuta. Uebrigens
dürften sich größere Mengen beider Arten von Samen nur aus dem
Getreideausputz gewinnen lassen, da sonst das Einsammeln der
Samen aus den Hülsen sehr zeitraubend ist. — Es empfiehlt sich,
den Namen Vogelwicke nicht auf V. hersuta anzuwenden, zur Ver-
meidung von Verwechselungen mit V. cracca, die im allgemeinen
als Vogelwicke bekannt ist.
Die Zitterlinse gehört zu den sehr weit verbreiteten Arten der
gemäßigten Zone; sie kommt in fast ganz Europa vor und fehlt nur
im nördlichen Skandinavien und Rußland. Außerdem findet sie sich
im westlichen Asien bis Persien und Ostindien, in Nord-Afrika bis
Abyssinien und auf Madeira; in Nord-Amerika ist sie eingebürgert
und auch sonst verschleppt (vgl. Ascherson-Graebner, Synops. mittel-
europ. Fl. VI. 2. [1909] 907). Bei uns findet man sie auf Gras-
plätzen, in Gebüschen, au rasigen Abhängen, in steppenartigen
Formationen, besonders jedoch auf Aeckern als Unkraut zwischen
dem Getreide. Sie wird als eines der häufigsten Unkräuter im
Roggenfelde erwähnt (Krafft-Fruwirth, a. a. 0. 29), doch ist sie auch
recht häufig zwischen Gerste, weniger vielleicht auf Weizenäckern
anzutreffen. Im allgemeinen ist sie ziemlich wenig veränderlich;
nur in der Frucht finden sich wichtigere Abweichungen, insofern
es neben der gewöhnlichen Form mit behaarten Früchten (Viea
hirsuta typica Beck in Reichb. Icon. XXI [1903] 202; Vreia hursuta
A. eriocarpa Aschers. et Graebn. 1. c. 906) eine seltenere Form mit
kahlen Früchten gibt: V. hörsuta 3. Terronii (Ten.) Burnat, Fl. Alp.
marit. II (1896) 188, die besonders im Südosten Mitteleuropas zer-
streut vorkommt (Istrien, Dalmatien, Montenegro; genaueres Lind-
144 H. Harms:
berg‘) in Oefvers. Finska Vet. Soc. Forh. XLVII. [1906] 61, fie. IV).
Dazu gehört noch eine Form mit größeren Samen (macrosperma
Clav. Fl. Gir. [1882—84] 319). Durch die Gestalt der Nebenblätter
weicht vom Typus die forma fissa Beck (Fl. Nieder-Oesterr. [1892]
877) ab, bei der die Nebenblätter mit 2—4 fast fadenförmigen Zähnen
versehen sind.
Alefeld (Oesterr. Bot. Zeitschr. IX. [1859] 359) hat unsere
Art mit Ervum Loiseleurii M. B. (Caspi-See) in eine eigene Gattung
Eindiusa (Brillenerfe) gestellt, deren wichtigste Merkmale sind: Gestalt
des Schiffchens (Carinalplatte oben convexrandig), die kurze Staubfaden-
röhre, der sehr verbreiterte freie Staubfaden, der kahle Griffel; der
schmal-lineale Nabel nimmt den größten Teil der Oberseite des
Samens ein, Strophiolum auf der Hinterseite. Der Same ist vor
denen anderer Wicken-Arten schon durch seine glatte, glänzende
Schale erkennbar, während sie bei andern Vieia-Arten meist matt und
und glanzlos ist. Ein sehr wichtiges Merkmal ist das Verhalten des
Nabelkissens (pulvinus umbilici bei Alefeld) oder Funiculus-Rest
(funieuli reliquiae) auf dem Nabel; es bleibt nämlich als dünner,
schmaler, bräunlicher Kamm über dem Nabel lange erhalten und
haftet oft dem Samen an oder löst sich teilweise oder fast ganz ab,
ihm oft noch an einer Stelle anhängend. Dies Gebilde wird
auch bisweilen als Samenmantel oder Arillus bezeichnet; Nobbe
(a. a. 0. 65) spricht in diesem Falle von einem auf einer frühzeitigen
Entwicklungsstufe beharrenden, den Nabel wenig übergreifenden,
gewöhnlich mit dem Nabelstrang an der Frucht verbleibenden
„unvollständigen“ Arillus. Der darunter liegende, sehr feine, schmale
Nabel ist bräunlich oder schwärzlich. Die Größe der rundlichen,
fast kugeligen, doch seitlich ziemlich zusammengedrückten Samen
beträgt 1,5—3 mm. Nach Harz wiegen 100 Stück der größeren
0,952 gr., die kleineren 0,598 gr. — Die in der Größe ähnlichen,
doch fast kugeligen Samen der V. tetrasperma haben eine matte,
glanzlose Schale und breiten, sehr kurzen Nabel; sie sind meist
srünbraun oder graugrün mit dunkleren Flecken.
Eine besondere Besprechung verdient die Farbe der Samen.
Herr Geisenheyner sprach brieflich bereits seine Verwunderung
darüber aus, daß die ihm seinerzeit von Frau Paulus zugesandten
Samen einfarbig graugrün oder dunkler punktiert waren, während
er in seinem Herbar nur rotbraune reife Samen fand. Die Angaben
*) Nach Lindberg soll sich diese Form außer durch fast kahle, dunkel-
braune, vorn fast gestutzte, holperige, etwa 1 cm lange Frucht noch durch
mattschwarze, einfarbige Samen unterscheiden.
Ueber die Verwendung der Samen der Zitterlinse. 145
der Floren lauten verschieden. Ascherson-Graebner sagen:
„grüngelb, schwarz gefleckt“. Dieselbe Farbe findet man auf den
Abbildungen bei Hoppe in Sturm, Deutschl. Flora I. 8. (1812, ein
srünlicher. Same mit dunkleren Flecken) und E. Hallier in
Schlechtendal, Langethal und Schenk, Fl. Deutschl. XXIV. 2. t. 2495
(im Text heißt es „bräunlich, schwarz punktiert“). Entsprechend
lauten die Angaben z. B. bei Reichenbach, Fl. germ. exc. (1832) 527
(semin. olivaceis fusco-marmoratis), W. Koch in Röhlings Deutschl.
Fl. V. 1. (1839) 161 (grünlichgelb, bunt von schwarzen Fleckchen und
Punkten), Hallier-Wohlfahrt in Kochs Synops. I. (1892) 685,
während z. B. Döll (Fl. Baden [1857] 1155) sie als braunschwarz
bezeichnet und Reichenbach (Icon. fl. germ. et helv. XXII. ed. G@. Beck
[1903] 202) sie rotbraun (fusca) nennt. Gaudin (Fl. helvet. IV. [1829]
522) nennt sie subfusca, immaculata.
Von Angaben aus ausländischen Floren seien noch erwähnt: Lange
(Haandbog i den danske Fl. [1888] 847): graubraun mit dunkleren
Flecken; Babington (Man. Brit. Bot. 6. ed. [1867] 91): rot mit
dunkleren Flecken; Grenier et Godron (Fl. France I. |1848] 475,
unter COracca minor): gelblich, marmoriert; Bertoloni (Fl. ital. VI.
1847] 536): bald rotbraun-dunkelgelb und schwarz-gefleckt, bald
ganz schwärzlich. Harz (a. a. O. 676) nennt sie „auf weißlichem,
grauem, hell- bis dunkelrotbraunem Grunde fein dunkelfleckig oder
fast einfarbig“; merkwürdigerweise erwähnt er die auffällige oliven-
srünliche Farbe nicht. Ich selbst fand sie im Herbar an den wenigen
samentragenden Exemplaren, die ich prüfen Konnte, meist einfarbig
rotbraun; die vom Kaiserlichen Gesundheitsamt geschickte Probe
zeigte ebenso wie die von mir gekauften „Vogelwicken* eine gelb-
grünliche bis graugrüne Färbung, und die Samen sind entweder ein-
farbig oder sehr oft dunkler (schwärzlich bis bräunlich) gefleckt oder
marmoriert. So verhielten sich auch Samen, die ich im August 1917
auf einem Gerstenfelde bei Graal in Mecklenburg sammelte. Es ist
die Meinung geäußert worden, die Samen hätten anfangs stets die
letzterwähnte Farbe, nähmen aber im Herbar allmählich die braune
oder rotbraune Farbe an. Obgleich ich dies bezweifeln möchte, so
habe ich doch nicht genügend Erfahrungen für ein sicheres Urteil,
vermute aber, daß es Farbenvarietäten vielleicht nach Standorten
gibt. Nähere Mitteilungen darüber würde ich mit Dank entgegen-
nehmen.
Abhandl, des Bot. Vereins f. Brandenb, LiX. 10
Ueber die Fluorescenz des Aufgusses der Rinde von
&runus serofina.
Von
H. Harms.
In unseren Verhandl. LVI. 1914 (1915) 187 hatte ich im An-
schluß an eine Angabe bei Wehmer (Pflanzenstoffe [1911] 301) er-
wähnt, daß sich. bei Prunus virginvana L. Methylaesculetin findet.
Vor kurzem wies mich Herr P. Graebner auf eine Angabe bei
Dragendorff (Heilpfiz. [1898]: 280) hin, wonach die Rinde von
Pr. serotina Ehrh. eine fluorescierende Substanz enthält. Bekanntlich
ist Prunus serotina Ehrh., eine amerikanische Art der Gruppe Padus
(mit vielblütigen verlängerten Trauben), bei uns jetzt in Gärten und
Parks sehr verbreitet, säet sich leicht selbst aus, verwildert oft und
ist an manchen Orten der Umgegend Berlins schon fast eingebürgert.
Gegenüber unserm Faulbaum (Pr. padus L.) ist sie an den derberen,
oberseits glänzenden Blättern (sie sind länglich bis lanzettlich, am
Grunde meist keilförmig verschmälert) und den kleineren, später
erscheinenden Blütentrauben erkennbar; man nennt den Baum bei
uns „späte oder spätblühende Traubenkirsche“ (vgl. Graf v. Schwerin
in Mitt. Deutsch. Dendrol. Ges. 1906, S. 1—9, mit farbiger Abbildung
eines blühenden Zweiges und der Früchte, sowie der Photographie
eines prächtigen alten Baumes, hier auch Aufzählung der Garten- -
formen; ferner H. Mayr, Fremdl. Wald- und Parkbäume [1906] 495
und besonders E. Koehne in Engler’s Bot. Jahrb. LII. [1915] 285),
auch bisweilen „Lorbeertraubenkirsche“. Es ist ein meist kleiner
oder mittelgroßer, bis etwa 10 m hoher, selten (in der Heimat) bis
über 30 m hoher Baum mit später schwarzgrauen Zweigen; die
lebende Rinde hat einen aromatischen Geruch. Die zuletzt schwarz-
roten Früchte sind eßbar, werden übrigens von Vögeln sehr begierig
gefressen. Der Baum ist in Nordamerika, besonders im Osten, sehr
Ueber die Fluoreseenz des Aufgusses der Rinde von Prunus serotina. 147
verbreitet und findet sich südlich noch im andinen Südamerika!). Man
hat ihn neuerdings wegen des hochwertigen Holzes?) zur Anpflanzung:
in Wäldern empfohlen und stellenweise erfolgreiche Versuche damit
gemacht (vgl. Ascherson-Graebner, Synops. mitteleurop. Fl. VI. 2.
[1907] 163; Graebener in Mitt. Deutsch. Dendrol. Ges. 1909, 150;
Schwappach in Mitteil. Deutsch. Dendrol. Ges. 1911, 17). Nach
Goeze (Mitt. Deutsch. Dendrol. Ges. 1916, 184) wurde er schon
1629 in Europa eingeführt. Bei uns neigt er leicht zu strauch-
artigem Wuchse, indem er oft bald über dem Boden mehrere oder
einige stärkere Stämme bildet. Nach Ch. Spr. Sargent (Manual of
the trees of N. Amer. [1905] 524) heißt der Baum in Nordamerika
„Wild Black Cherry“ oder „Rum Cherry“; die Rinde, besonders der
Zweige und der Wurzel liefert Blausäure und wird medizinisch als
stärkendes und beruhigendes Mittel gebraucht; die reifen Früchte
werden zur Würzung alkoholischer Getränke oder zur Bereitung von
Kirschsyrup benutzt. Die Pharmacopoeen kennen die Rinde als
„Cortex Pruni serotinae* oder „Üortex Pruni virginianae“; englisch:
„Wild Black Cherry Bark“ (nach Flückiger and Hanbury, Phar-
macogr. [1874] 224; vergl. auch H. Kraemer, Textbook of Bot. and
Pharmacogn. [1907] 287, 537 Fig. 235). In die Pharmocopoe der
Vereinigten Staaten wurde sie 1820 eingeführt; sie ist auch in England
officinell, doch wenig gebraucht. Die frisch vom Stamme geschnittene
Rinde ist hell und hat einen strengen Bittermandelgeruch; man gibt sie
meist als kalten Aufguß oder Syrup. Nach Th. Holm (Medicinal pl. of
N. Amer., Merck’s Rep. XVII. [1909] 287—290, Bot. Centralbl.
XIII. [1909] 558) wird die Wurzelrinde für besonders wirksam
gehalten. Man gibt die Droge in solchen Krankheitsfällen, wo
Schwäche des Magens oder des Systems mit allgemeiner oder ört-
licher Reizung verbunden ist; sie wird viel gebraucht bei hektischem
Fieber von Skrofulose oder Auszehrung (nach Holm).
!) Die Angabe über das Vorkommen in Südamerika bezieht sich offenbar
auf die nach Koehne von serotina nicht scharf unterscheidbare, aber von ihm
doch als eigene Art aufgeführte Pr. capuli Cav. (Südl. Vereinigte Staaten,
Mexiko bis Peru). Alkoholischer Auszug eines nur 4—5 mm dicken Herbar-
stückehens von Pr. capuli var. salicifolia (Ecuador, Hall) zeigt nach Zusatz
von Kalilauge blaue Fluorescenz in gelbbrauner Flüssigkeit. Vielleicht verhalten
sich alle fünf Arten der Sektion Iteocerasus so wie serotina.
2) Nach Graf von Schwerin (a.a. O. 2) wird es als „amerikanisches Kirsch-
holz“ in Bautischlereien wegen seiner Struktur, Festigkeit und schönen hellrot-
braunen Farbe sehr begehrt und in reichem Maße eingeführt. Das schöne rot-
braune Holz im Innern der Wagen der „Großen Straßenbahn-Gesellschaft“ ist
nach Graf von Schwerin „Späte Traubenkirsche“.
10*
148 H. Harms:
Mit der chemischen Zusammensetzung der Rinde beschäftigen
sich besonders zwei Arbeiten: Erstens Fred. B. Power and Henry
Weimar, On the constituents of Wild Cherry Bark (Prunus serotina
Ehrh.), in Pharmac. Rundschau New York V. (1587) 203, und zweitens
F. B. Power and Ch. W. Moore, The constituents of the bark of
Prunus serotina, in Journ. Chemie. Soc. XOV. (1909) 243. In beiden
Arbeiten wird der fluorescierende Stoff eingehend besprochen. Es
handelt sich um sogenanntes 53.-Methylaesculetin, ein in sehr geringer
Menge vorhandenes Glykosid, das in farblosen und geruchlosen Nadeln
von sehr bitterem Geschmack krystallisier. Auf die umständliche
Gewinnungsweise des Stoffes aus der Rinde soll hier nicht ein-
gegangen werden. In der erstgenannten Arbeit wird angegeben,
daß R. Rother (Amer. Journ. Pharm. [1887] 286) ebenfalls auf
den fluorescierenden. Stoff hingewiesen habe und ihn durch ein
besonderes, sehr umständliches Verfahren gewonnen habe. Uebrigens
zeigt sich auch in diesem Falle der schon früher von mir betonte
Zusammenhang, der zwischen medizinischer Wirksamkeit und dem
Gehalt an fluorescierenden Stoffen offenbar besteht.
Näheres über die sonstige Zusammensetzung der „Wildkirschen-
rinde“ vergleiche auch im Bericht von Schimmel & Co. (Leipzig-
Miltitz), Oktober 1909, Seite 122; die Rinde enthält 1.-Mandelnitril-
glykosid im wasserlöslichen Teil des alkoholischen Auszugs; Blau-
säuregehalt 0,075 Prozent.
Ich wollte nun versuchen, ob nicht die fluorescierende Sub-
stanz in einfacher Weise sichtbar gemacht werden kann, wie etwa
bei der Rinde der Roßkastanie oder der Eschen’). Dies gelang ziem-
lich leicht. Ich schnitt mir von einigen kleineren Bäumen von
Prunus serotina aus dem Botanischen Garten Berlin-Dahlem im Laufe
des Oktober 1917 etwas Rinde des Stammes ab, erhielt auch von
Herrn Loesener in freundlicher Weise Proben von Bäumen seines
Gartens und stellte zunächst Aufgüsse (mit Leitungswasser) her.
Alle verhielten sich im wesentlichen gleichartig, doch zeigten sich
individuelle Unterschiede, indem die Erscheinung bei einigen undeut-
licher als bei anderen auftrat. Am besten bewährte sich die Rinde
des Stammes eines ziemlich starken, breit ausladenden Baumes des
Systems, der vier kräftige Stämme aus gemeinsamem Grunde ent-
wickelt; an der Stelle. wo ich die saftreiche Rinde entnahm, hatte
der Stamm etwa 30 cm Umfang. Viel schwächer als die Stamm-
») Vergl. A. Lingelsheim, Die Fluoreseenz wässeriger Rindenauszüge
von Eschen in ihrer Beziehung zur Verwandtschaft der Arten (Berichte der
Deutsch. Bot. Ges. XXXIV. [1916] 665; Naturw. Wochenschr. XXXI. [1917] 576).
Ueber die Fluorescenz des Aufgusses der Rinde von Prunus serotina. 149
rinde reagierte die Rinde dünner Aeste; ja hier wurde der Stoff
meist erst nach Zusatz von Alkalien sichtbar. Wenn man zerkleinerte
Rindenstücke in eine mit Leitungswasser gefüllte Glasröhre tut, so
sieht man schon bald oder erst nach einigen Stunden einen bläulichen
oder violettblauen Schimmer in der nach bitteren Mandeln riechenden
Flüssigkeit, die allmählich eine gelbliche, später hellbraun-gelbliche
Färbung annimmt. Die Erscheinung erinnert in der Färbung sehr
an die bekannte Fluorescenz des Petroleums. Viel deutlicher noch
tritt die bläuliche Fluorescenzfarbe nach dem Zusatze einiger Tropfen
Kalilauge oder Ammoniak zutage; dann färbt sich der Auszug all-
mählich tiefbraun bis rotbraun mit dunkelblauer bis violettblauer, bis-
weilen etwas ins Grünliche spielender Fluorescenz. Eine deutlichere
Fluorescenz als der wässerige Auszug, in dem bisweilen der Schimmer
nur sehr schwach oder kaum wahrnehmbar sein kann, zeigt der
alkoholische Auszug (mit etwa 50 Proz. Alkohol); hier ist der blaue
Schein sogleich deutlich erkennbar; der Auszug wird später braungelb.
Auch in diesem Falle wird die Deutlichkeit der Erscheinung durch
den Zusatz einiger Tropfen Kalilauge erhöht. Offenbar, wie schon
betont, verhalten sich die Bäume nicht ganz gleichartig nnd jüngere
Aeste wirken schwächer als die Stämme. Es könnte wohl sein, daß
der Stoff mit höherem Alter der Rinde zunimmt. „Jedenfalls ist der
fluorescierende Stoff in der Rinde der Prumus-Art nur in sehr
geringer Menge vorhanden, da der Schimmer sehr viel schwächer ist
als zum Beispiel der, den man in wässerigen Rindenauszügen der
Roßkastanie sieht.
Durch das freundliche Entgegenkommen von Herrn Geheimrat
Professor Dr. H. Thoms und die Vermittelung von Herrn
Th. Sabalitschka, denen hier bestens gedankt sei, erhielt ich aus
der Sammlung des Pharmac. Instituts eine Probe der tief zimmet-
braunen Droge „Cortex Pruni virginianae*. Wässeriger Auszug
kleiner Stücke davon entwickelt Bittermandelgeruch und zeigt nach
kurzer Frist blauviolette oder bläuliche Fluorescenz in der gelblichen
Flüssigkeit. |
Den naheliegenden Versuch, auch bei der Rinde anderer Prunus-
Arten nach fluorescierenden Stoffen im wässerigen oder alkoholischen
Auszug zu fahnden, hatte ich unternemmen; doch konnte ich bisher
bei den verwandten Arten Pr. verginiana L. und Pr. padus L. keine
Fluorescenz feststellen. Es dürfte sich aber doch wohl lohnen, der
Verbreitung solcher Stoffe bei der Gattung Prunus in günstigerer
Jahreszeit noch weiter nachzugehen. Denn der anfangs gelbe, nach
Zusatz einiger Tropfen Kalilauge oder Ammoniak gelbbraune oder
150 H. Harms: Ueber die Fluorescenz des Aufgusses der Rinde usw.
braune wässerige Auszug der Rinde des Stammes von Prumus
spinosa L. zeigt eine allerdings sehr schwache dunkelblaue bis
violettblaue Fluorescenz’). Das Vorhandensein eines fluorescieren-
den Stoffes in der Rinde dieser Art, wenn auch nur in geringer
Menge, kann nicht Wunder nehmen. Hat doch W. Seifert (Ueber
die in einigen Früchten resp. deren Fruchtschalen neben der Wachs-
substanz vorkommenden Körper; Landwirtschaftl. Versuchsstation.
XLV. [1895] 235—35) nachgewiesen, daß die Früchte von Prumus
spinosa L. (Schlehen) einen in Wasser und Alkohol löslichen Blau-
schillerstoff enthalten, der möglicherweise mit dem Aeseulin
identisch ist. Er gewann aus 3 kg Früchten 41 gr. trockenen
Chloroformextrakt auf eine Weise, die hier nicht näher beschrieben
werden kann. Die alkoholische Lösung des aus den Früchten
erhaltenen gelblichen Pulvers zeigte mit Kalilauge oder Ammoniak
eine intensive blaue Fluorescenz, die bei sehr starker Verdünnung
noch sehr deutlich wahrnehmbar ist (a. a. ©. S. 34). — Später scheint
dieser fluorescierende Stoff nicht wieder untersucht worden zu sein;
wenigstens führt Wehmer (a. a. 0. [1911] 302) keine weiteren
Arbeiten darüber an.
Es sei hier noch erwähnt, daß nach H. Thoms und H. Michaelis
(Die Linde als Fettlieferant, in Bericht. Deutsch. Pharmae. Ges. XXVI.
Heft 4, S. 189) ein nach Vorbehandlung mit Aether hergestellter
alkoholischer Auszug der Rindenspäne von Trka ulmıfoha cordata
eine bläuliche Fluorescenz zeigte, was vielleicht auf das Vorhanden-
sein von Aesculin oder eines verwandten Stoffes hindeuten würde.
*) Die Rinde dünner Aeste reagiert schwächer oder garnicht.
Veber die Giftigkeit von Amanita pantherina
(D.C.) Qui.
Von
R. Kolkwitz.
12 Bimleitune.
Die vorliegende Arbeit bringt Mitteilungen über einen typischen
Vergiftungsfall durch den Pantherpilz (Amanita pantherina).
Die Giftigkeit dieses Pilzes ist besonders in neuerer Zeit
segenüber älteren Angaben vielfach bestritten worden. Es wird
neuerdings betont, man müsse nur die Vorsicht anwenden, die Ober-
haut, welche der Sitz des Giftes sei, vor dem Zubereiten abzuziehen.
Mit dieser Einschränkung bezeichnet ihn z. B. Gramberg (1915)
auf Grund besonderer Erfahrungen als „guten Speisepilz“, während
andere Autoren, wie gesagt, vor seinem Genuß warnen.
P. Kummer (1871) z. B. gibt an, daß Amanita pantherina
„giftig“ sei,
J. Schroeter (1839) bezeichnet den Pilz als „sehr giftig“,
P. Hennings (1900) schreibt, daß er „für sehr giftig gilt“,
A. Ricken (1915) hält ihn für „giftig“,
Das Pilzmerkblatt des Kaiserl. Gesundheitsamtes (1913)
rät vom Genuß des Pantherschwammes ab, da er „von
den einen als giftig, von den andern als eßbar be-
zeichnet wird.“
Eines der in dem Pilz vorhandenen Gifte, ein Muskarin, ist
durch R. Boehm (1) besonders eingehend chemisch und durch Tier-
versuche nachgewiesen worden. Außerdem findet sich beim Panther-
pilz das weniger wirksame Cholin neben einem bisher kaum
studierten dritten Giftstoff.
In dem hier zu schildernden Vergiftungsfall war die Oberhaut
sorgfältig abgezogen und somit der vermeintliche Sitz des gefähr-
lichen Stoffes entfernt worden; aber trotzdem waren Vergiftungen
eingetreten. Es muß hier also, wie weiter unten näher auseinander-
gesetzt werden soll, wider Erwarten eine Form vorgelegen haben,
deren Gift weniger lokalisiert war.
152 R. Kolkwitz:
2. Standort und Zubereitung im vorliegenden Fall.
Die Erkrankung ereignete sich am 27. August 1917 in Zehlen-
dorf bei Berlin in der Familie eines Architekten.
Die Familie, welche auch in früheren Jahren gern Pilze ge-
gessen hatte und sich für Pilzkunde schon seit längerer Zeit
interessierte, sammelte die in Frage kommenden Pantherpilze auf
einem unbebauten, sandigen, z. T. mit Kiefern und Laubbäumen
bewachsenen Grundstück, welches dicht neben dem eigenen Hause
lag. Die Pilze wuchsen dort in großen Mengen gruppenweise an
trockenen Stellen. Sie konnten hier noch gut gedeihen, weil es im
genannten Monat wiederholt ausgiebig geregnet hatte. Auf dem
gleichen Grundstück wuchsen außerdem Ziegenlippe, Butterpilz,
Krempling und Birkenröhrling. Die braune Form des Fliegenpilzes
(Amanita muscaria var. umbrina), die mit dem Pantherpilz Aehnlich-
keit hat, wurde an genannter Stelle nicht beobachtet.
Die eingesammelten Pilze habe ich nicht gesehen, doch wurden
mir nachträglich Exemplare gezeigt, an denen ich feststellen konnte,
daß es sich tatsächlich um den Pantherpilz handelte. Außer diesem
wurden einige der oben genannten, als vollkommen unschädlich be-
kannten Pilze zu dem Gericht verwendet.
Das Einsammeln geschah am Sonntag, den 26. August 1917.
Die Pilze, alles junge und tadellose Exemplare, wurden sofort ge-
waschen und zurechtgemacht, wobei die Haut des Hutes abgezogen
und der Stiel abgeschabt wurden; die Lamellen blieben an den Hüten
sitzen. Da die Pilze erst 24 Stunden später genossen werden sollten,
so wurden sie, um Zersetzung zu vermeiden, abgekocht. Das hierbei
benutzte Wasser kam am Mittag des nächsten Tages bei der weiteren
Zubereitung zur Verwendung, wobei die Pilze unter Zusatz von
Zwiebeln, Salz, Pfeffer, Fett und etwas Mehl nochmals gekocht
wurden. |
Das wohlschmeckende Gericht genossen vier Personen (Mann,
Frau, 14jährige Tochter und Dienstmädchen), wobei auf jede Person
etwa 4—5 Exemplare des Pilzes entfielen.
.
9. Auftreten und Verlauf der Erkrankung.
Das Mittagsmahl wurde gegen 1!/; Uhr eingenommen. Etwa
?/;—1 Stunde nach dem Genuß der Pilze erkrankten alle vier Personen,
aber verschieden stark. Mann und Frau empfanden zunächst Brennen
im Schlund. Bald stellte sich bei allen, also auch bei Tochter und
Dienstmädehen, Schwindel ein, bei der Frau außerdem starkes
Flimmern vor den Augen und Unfähigkeit bequem zu lesen, woran
Ueber die Giftigkeit von Amanita pantherina. 153
auch bald Mann und Tochter litten. Bei allen gesellten sich später
dazu noch leichtes Muskelzucken, besonders in den Gliedmaßen, und
Erregungszustände bezw. Niedergeschlagenheit.
Um 3!/; Uhr bat die erkrankte Frau den benachbarten Arzt
telefonisch um einen Besuch, wobei sie nach wenigen Worten sagte,
sie fühle sich so matt, daß sie nicht weiter sprechen könne. Der
Arzt war um 3°/, Uhr zur Stelle und stellte folgenden Befund!) fest:
Die Frau saß etwas apathisch da, gab aber auf die gestellten
Fragen jede gewünschte und genaue Auskunft.
Der Mann war bei vollem Bewußtsein.
Die Tochter sprach etwas zögernd, hatte rote Augenlider und
gab an, daß sie nach Einführen des Fingers in den Hals und Reizung
des Schlundes mit einer Hühnerfeder reichlich erbrochen habe.
Das Dienstmädchen machte noch einen ganz klaren Eindruck,
klagte aber über Kopfschmerzen. Sie hatte ebenfalls erbrochen.
Da bei der Frau eine Magenspülung sich als unmöglich erwies,
weil die noch unverdauten Pilzstücke die Sonde verstopften, ver-
ordnete der Arzt ihr und ihrem Manne Brechwein (vinum stibiatum).
Nach etwa 1'/, Stunden suchte der Arzt, der inzwischen Sprech-
stunde abhielt, die Familie von neuem auf. Das Bild hatte sich
wesentlich geändert.
Der Mann war in gedrückter Stimmung.
Die Frau hatte sich gelegt und befand sich im Exzitations-
stadium, redete viel, oft Unverständliches durcheinander. Sie warf
sich im Bett hin und her und bekam mehrmals einen Krampfanfall.
Die Tochter geriet ebenfalls in ein Exzitationsstadium, das
durch Rufer, Schreien und heftiges Weinen zum Ausdruck kam.
Das Mädchen kam mit schlürfenden Schritten, war völlig
interesselos und machte einen müden, fast benommenen Eindruck.
Die Frau verlor bald den aufgeregten Zustand, wurde stumpf
und müde und offenbar verwirrt. Die Dosis Brechwein war bei ihr
sowohl wie beim Mann ohne rechten Erfolg gewesen.
Frau und Mädchen, die am schwersten erkrankt waren, be-
kamen nunmehr Apomorphin-Einspritzungen, nach denen sich in
5 bis 10 Minuten bei beiden starkes Erbrechen einstellte. Die Zeit
zwischen den einzelnen Brechakten verbrachten beide in vollständiger
Benommenheit, zeitweise war die Frau auch besinnungslos und
empfand nach Rückkehr der Besinnung für kürzere Zeit Ohrensausen.
Durchfall stellte sich nicht ein. Die Herztätigkeit war günstig,
aber etwas geschwächt; Cyanose war nur in geringem Grade auf-
getreten. Lichtreaktion der Pupillen war vorhanden, aber ver-
langsamt.
Alle vier Personen wurden gegen 6!/), Uhr zur weiteren
Beobachtung ins Krankenhaus gebracht, die Frau liegend in einem
Krankenwagen, das Mädchen sitzend. Während des Transportes
konnte die Frau schon wieder einzelne Fragen beantworten; das
1) Nach freundlicher Mitteilung des behandelnden Arztes.
154 R. Kolkwitz:
Mädchen zeigte sich zwar noch stark benommen, vermochte aber
ohne Unterstützung aufrecht zu gehen. Mann und Tochter benutzten
die Vorortbahn, wobei sie von dem inzwischen hinzugekommenen
Bruder des Mannes, der selbst Arzt ist, begleitet wurden. Der Zwang,
kurze Strecken in der frischen Luft zu gehen, hatte augenscheinlich
günstigen Einfluß auf das Befinden der Patienten, deren Zustand sich
zusehends besserte.. Die Tochter hatte sich inzwischen beruhigt;
die Cyanose war schon jetzt fast ganz geschwunden. Beim Eintreffen
im Krankenhaus zeigten beide nur noch geringe Benommenheit. Alle
vier erhielten dort Abführmittel.e Im übrigen war die Behandlung
eine abwartende. Der Mann bekam am Abend etwas Appetit auf
Kaffee. Am Morgen hatten alle vier Patienten wieder Nahrung zu
sich genommen.
Nach etwa 24stündigem Aufenthalt im Krankenhaus waren alle
wieder leidlich hergestellt. Der Mann verließ das Krankenhaus an
diesem Tage, das Mädchen nach weiteren drei, Frau und Tochter
nach vier Tagen (am 1. September).
Geringe schädliche Nachwirkungen waren auch dann noch, und
zwar einige Tage lang vorhanden, so beim Mann gelegentlich momen-
tanes Versagen des Gedächtnisses, bei den Frauen unregelmäßige
Herztätigkeit und vorübergehend wechselnde Bilder und Figuren vor
den Augen.
An dem Verlauf dieses Krankheitsfalles ist von Wichtigkeit,
daß der Mann am wenigsten Krankheitssymptome zeigte, obwohl er
nicht erbrochen hatte und deshalb die Pilze verdauen mußte. Er
hatte von Natur einen guten Magen, doch war auch von den anderen
Personen niemand magenkrank, höchstens die Frau etwas empfindlich.
Faßt man die wesentlichen Kennzeichen dieser typischen Ver-
siftung kurz zusammen, so ergeben sich folgende Merkmale:
1. Brennen im Halse und Uebelkeit,
2. Geistige Exzitations- und Depressionszustände, verbunden
mit Benommenheit, die sich vorübergehend bis zur Be-
wußtlosigkeit, in einem Falle bis zu Krämpfen steigerte,
3. Muskelzuckungen,
4. Verlangsamte Liehtreaktion der Pupillen.
Man ersieht hieraus, daß es sich vorwiegend um ein Nerven-
gift, nicht um einen das Blut oder den Darm schädigenden Stoff
handelte.
4. Erkrankungsfälle durch den Pantherpilz nach
Literaturangaben.
Nach den Angaben von Inoko (1) ist der Pantherpilz in Japan
besonders giftig und gefährlich. Erkrankungen nach seinem Genuß
wurden sicher beobachtet. Hierbei machten sich ebenfalls Störungen
-
Ueber die Giftigkeit von Amanita pantherina. 153
des Bewußtseins und Erregungs- sowie Depressionserscheinungen
bemerkbar. Weitere sechs bezw. drei Fälle werden durch Ramella(1)
und Giacosa (1) mitgeteilt.
Tierversuche mit dem Pilz stellten Krombholz (1) und
Boehm (1) an. Hierbei zeigte sich, daß der Pantherpilz in seiner
Giftwirkung dem Fliegenpilz ähnlich war. In beiden sind mehrere
Gifte gleichzeitig vorhanden, sodaß nicht reine Muskarinwirkung in
Frage kommt.
5. Ueber Schwankungen im Giftgehalt der Pilze.
Der in der vorliegenden Arbeit mitgeteilte Erkrankungsfall
zeigt, daß der Giftstoff des Pantherpilzes nicht immer bloß auf die
OÖberhaut beschränkt ist. Es ist möglich, daß sein Auftreten sich
im wesentlichen auf den Hut beschränkt, da der ‘vom Hut befreite
Stiel in manchen Gegenden Deutschlands ohne Schaden genossen wird.
Sichere Erfahrungen über die Lokalisierung liegen aber nicht vor.
Vieles spricht dafür, daß der Giftgehalt des Pantherpilzes nach
Wachstumsstadium, Standort, Witterung und Klima wechselt. So
gibt Inoko (1) an, daß er in Japan weit giftiger sei als der dort
ziemlich unschädliche Fliegenpilz. Nach Nencki ist im nordischen
Fliegenpilz das Muskarin als solches nicht frei gebildet.
In Deutschland scheint es Gegenden zu geben, in denen der
Pantherpilz ungiftig ist, wodurch die neueren Angaben über seine
Genießbarkeit bedingt sein werden. Vielleicht verhält er sich ver-
schieden, je nachdem er auf Sandboden, auf Kalk, im Kiefern-,
Tannen- oder Buchenwald, in der Ebene oder im Gebirge wächst.
Näheren Aufschluß darüber könnte uns die chemische Untersuchung
der in den verschiedensten Gegenden gesammelten Pilze im Verein
mit einer sehr sorgfältigen Statistik geben.
Daß wechselnde Bedingungen Verschiedenheiten im Giftgehalt
der Fruchtkörper hervorrufen, ist nicht bloß für die Fliegenpilze,
sondern auch für einige andere bekannt. So gilt nach Kobert
Amanita mappa nur in manchen Jahren als giftig, nach Jeanmaire (1)
Amanita junguillea nur im April und Mai, während er zu vorgerückter
Jahreszeit ein guter Speisepilz ist.
Schwankungen im Giftgehalt der Pilze je nach Yale und
Standort erwähnt Feuilleaubois (1).
6. Schlußbemerkungen.
Die Gattung Amanita ist reich an giftigen Arten, enthält aber
auch zuverlässig eßbare Edelpilze, z. B. den in Wäldern Südeuropas
(selten auch Süddeutschlands), Nordamerikas und des Himalayas vor-
156 R. Kolkwitz: Ueber die Giftigkeit von Amanita pantherina.
kommenden Kaiserling (Amanita caesarea). Der in vorliegender
Arbeit behandelte Pantherpilz wechselt offenbar in seinem Giftgehalt
und kann deshalb selbst unter Vorbehalten nicht zu den einwand-
freien Speisepilzen gerechnet werden. Es ist deshalb vor seinem
Genuß zu warnen.
Ein zwingendes Bedürfnis, ihn zu essen, liegt auch in der
jetzigen Kriegszeit nicht vor. Nur wer ihn in seiner Gegend genau
als einwandfrei kennt, wird daran denken können, ihn als Speisepilz
weiter zu verwenden.
Literatur.
Boehm, R. (1), Beiträge zur Kenntnis der Hutpilze in chemischer
und toxikologischer Beziehung. — Arch. f. exp. Pathologie und
Pharmakologie. 1885, Bd. 19, S. 60—100.
Dittrich, G., Ermittelungen über die Pilzvergiftungen des
Jahres 1916. — Ber. d. Deutsch. Bot. Ges. 1916, Bd. 34, S. 719.
Feuilleaubois (1), Revue mycologique, 1894, Bd. 16, S. 97.
Giacosa (1), Rivista di Chim. med. e farm., 1883, S. 136 u. 389.
Jeanmaire, M. J. (1), De la nocivit6 temporaire de l’Amanita
junquillea. — Bull. Soc. myecol. France. 1908. Bd. 24, S. 178—180.
Inoko, Y. (1), Ueber die giftigen Bestandteile und Wirkungen
des japanischen Pantherschwammes (Amanita pantherfina). — Mitt.
a. d. med. Fak. d. Kais. japan. Univ. Tokio, 1890, Bd. 1, S. 313. —
Vergl. auch Chl. f. klin. Medizin. Leipzig, 1892, Bd. 13, S. 468.
Kobert, R., Lehrbuch der Intoxikationen. 2. Aufl. Stuttgart.
Bd. 1 1902, Bd. 2 1906.
König, J., Chemie der menschlichen Nahrungs- und Genuß-
mittel. 4. Aufl. 1903—1914.
Krombholz, J. (1), Naturgetreue Abbildungen und Beschrei-
bungen der eßbaren, schädlichen und verdächtigen Schwämme. — Prag,
1831—1847. Mit 78 Tafeln.
Ramella, Biagio (1), Annal. de Therap. med. etchir. Juni 1844.
— Referat in Canstatt’s Jahresb. 1844, Bd. 5, S. 243.
Bericht
über die |
104. (48. Herbst-) Haupt-Versammlung
des
Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg
im Restaurant „Zum Heidelberger“ in Berlin, Dorotheenstr. 16,
am Sonnabend, den 20. Oktober 1917.
Die Versammlung wurde um 6 Uhr durch den ersten Vor-
sitzenden, Herrn E. Jahn, eröffnet. Nach Verkündung von zwei
neuen Mitgliedern verlas der erste Schriftführer das Glückwunsch-
schreiben des Vorstandes an Herrn L. Wittmack zum 50jährigen
Doktorjubiläum; der anwesende Jubilar sprach seinen herzlichen
Dank aus.
Der Vorsitzende berichtete kurz über den unter seiner Leitung
am Sonntag, den 14. Oktober, unternommenen Mykologischen Ausflug
nach Chorinchen; es waren nur fünf Teilnehmer eingetroffen, unter
ihnen Herr Klitzing aus Ludwigslust. Trotz der ungünstigen
Jahreszeit wnrden doch manche bemerkenswerten Beobachtungen
gemacht, und Herr Jahn beabsichtigt die Fortsetzung solcher Aus-
flüge zur Belebung des Interesses an unserer heimischen Pilzflora.
— ‚Unser zweiter Vorsitzender, Herr COlaussen, hatte Grüße gesandt
und über einen Ausflug nach Grodno, Wilna und Brest-Litowsk an
Herrn Jahn berichtet.
Herr Dr. Graf von Schwerin dankte in herzlichen Worten für
die Begrüßung der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft durch
unsern Vorsitzenden anläßlich des 25jährigen Stiftungsfestes der
Gesellschaft im August und würdigte die Hilfe, die verschiedene
Mitglieder unseres Vereins bei den Führungen und Ausflügen geleistet
hatten, sowie auch die freundliche Aufnahme, die die Mitglieder der
Gesellschaft in den Räumen des Botanischen Museums sowie im
158 Bericht über die (Herbst-) Haupt-Versammlung zu Berlin.
Botanischen Garten durch unser Mitglied, Herrn L. Diels, Unter-
direktor des Botanischen Gartens und Museums, bei dieser Gelegen-
heit gefunden hatten.
Darauf verlas der erste Schriftführer, Herr H. Harms, den
folgenden Jahresbericht:
Die Zahl der ordentlichen Mitglieder belief sich am 1. Oktober
1916 auf 256, am 1. Oktober. 1917 auf’ 252. Es traten im ver-
gangenen Vereinsjahre 10 ordentliche Mitglieder dem Vereine bei,
6 schieden aus. Durch den Tod verloren wir die ordentlichen Mit-
glieder Fräulein Gertrud Bartusch (München), Frau Professor
Dr. Hoeck (Husum), Professor Dr. Otto Müller (Charlottenburg),
Geh. Justizrat E. Uhles (Berlin), Professor Dr. G. Volkens (Berlin),
Zollinspektor A. Lüderwaldt (Stettin), Lehrer H. Schütz (Lenzen
a. d. Elbe), Lehrer Otto Willmann (Berlin-Schöneberg).
Unser langjähriges treues Mitglied, Herr J. Winkelmann in
Stettin, der am 4. August 1916 sein 50jähriges Doktorjubiläum
gefeiert hatte, wurde in der Herbstversammlung vom 21. Oktober 1916
zum Ehrenmitglied erwählt.
Er sandte folgendes Antwortschreiben:
Stettin, 19. November 1916.
Wenn ich noch jetzt meinen tiefgefühlter Dank ausspreche
für die große Auszeichnung, die mir der Verein erwiesen
hat, so bitte ich um Entschuldigung, da ich einige Zeit
erkrankt war. Ich weiß aber wirklich nicht, wodurch ich
die Ehrung verdient habe. Mein entfernter Wohnort hat
mich verhindert, für meine Heimatprovinz arbeiten zu können,
aber immerhin habe ich für meine Vaterstadt eine große
Anhänglichkeit bewahrt und, soweit es die Verhältnisse ge-
statteten, mit großer Freude an den Versammlungen teil-
genommen. — Noch unvergeßlich ist mir der Ausflug im
Frühjahr durch die schönen Wälder und der langentbehrte
Gedankenaustausch mit Fachgenossen, den ich bier so sehr
vermisse. — Solange es meine Kräfte gestatten, werde ich
auch fernerhin ein treuer Anhänger des Vereins bleiben.
Diesem meinen herzlichsten Gruß und nochmals innigsten
Dank. Hochachtungsvoll ergebenst
J. Winkelmann.
Am 29. Dezember 1916 feierte unser Ehrenmitglied, Herr
G. Schweinfurth, seinen 80. Geburtstag. Aus diesem Anlasse
Bericht über die (Herbst-) Haupt-Versammlung zu Berlin. 159
sandte ihm der Verein das folgende Glückwunschschreiben, das noch
von unserem bald darauf verstorbenen Mitgliede G. Volkens ver-
faßt wurde:
Hochgeehrter Herr Professor!
Unter den Glückwünschenden, die sich Ihnen am Tage
der 80. Wiederkehr Ihres Geburtstages nähern, darf der
Botanische Verein der Provinz Brandenburg nicht fehlen.
Er ist stolz darauf, Sie seit einem Menschenalter zu seinen
Ehrenmitgliedern zu zählen, und rühmt sich, feststellen zu
können, daß die ersten wissenschaftlichen Arbeiten, mit
denen Sie an die Oeffentlichkeit traten, in seinen Ver-
handlungen zum Abdruck gelangten. Alexander Braun,
Ihr Lehrer, und Paul Ascherson, Ihr Jugendfreund, hatten
den Verein eben aus der Wiege gehoben, als Sie ihm bei-
traten. Von beiden angeregt, unternahmen Sie es, die Um-
gebung Straußbergs floristisch zu erforschen und die Ergeb-
nisse Ihrer Untersuchungen für eine Vegetationsskizze zu
verwerten, die eine noch heute giltige Formationsschilderung
des Gebietes bringt. Ein kleines märkisches Landstädtchen
war es demnach, das man als Ausgangspunkt eines Forscher-
triebes betrachten darf, der Sie wenige Jahre später nach
Afrika und schließlich bis ins Herz des schwarzen Erdteils
führte. Geographen und Ethnographen, Geologen, Anthro-
pologen und Archäologen beanspruchen Sie für sich. Alle
können auf die wertvollsten Arbeiten hinweisen, durch die
Sie ihre besonderen Wissenszweige förderten, alle stimmen
darin überein, in Ihnen den unübertroffenen und schwerlich
in gleich vielseitiger Vollkommenheit je wiederkehrenden
Meister der Afrikaforschung zu sehen. Der Botanische Ver-
ein schließt sich an, aber er erblickt in Ihnen doch in- erster
Linie den Pflanzenkenner, den Pflanzenfreund, den unermüd-
lichen Mehrer unserer Kenntnisse der Flora Afrikas in
heutiger wie längst entschwundener Zeit. Der Verein war
Beobachter Ihrer Lebensarbeit fast sechs Jahrzehnte hin-
durch. Er sah, wie Sie nach den mannigfachsten und frucht-
barsten Abschweifungen sich doch immer wieder Ihrer ersten
Liebe, der Botanik, zuwandten. Darum stehen Sie ihm
besonders nahe und auch darum, daß Sie seinen Bestrebungen
von Anfang an das lebhafteste Interesse entgegenbrachten
und nie aufgehört haben, es zu betätigen. Durch den Mund
Ihres Freundes Ascherson gaben Sie ihm Kunde von Ihren
160 Bericht über die (Herbst-) Haupt-Versammlung zu Berlin.
Arbeiten und Ihren Erfolgen, auch wenn Sie in den fernsten
Zonen weilten. Für alles das danken wir Ihnen heute und
verbinden damit den Wunsch, daß Sie uns noch lange
erhalten bleiben und sich der Segnungen erfreuen mögen,
die ein ehrenvoller Friede für Deutschland und Ihr Heimats-
land hoffentlich in sich schließen wird.
Der Vorstand
des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg.
Herr G. Schweinfurth schickte darauf folgendes, an den ersten
Schriftführer gerichtetes Antwortschreiben, das in der Sitzung am
19. Januar verlesen wurde:
Partenkirchen, 2. Januar 1917.
Hochgeehrter Herr Professor!
Die überaus freundliche Zuschrift, die Sie mit Professor
Jahn im Namen des Botanischen Vereins für die Provinz
Brandenburg in Veranlassung meines 80. Geburtstages mir
zugehen ließen, sowie die ehrenvollen Glückwünsche und
wohlmeinenden Rückblicke auf mein Leben, haben mir große
Freude bereitet und ich sage Ihnen allen dafür tiefempfundenen
Dank. Stolz auf den Titel eines Ehrenmitgliedes und stolz,
dem Verein meine erste botanische Arbeit geliefert zu haben,
wünsche ich dessen Gedeihen für alle Zeiten zum Ruhm der
deutschen Wissenschaft.
Das dankbare Ehrenmitglied
Georg Schweinfurth.
Unser Ehrenmitglied, der angesehene Moosforscher Fr. Stephani
in Leipzig, feierte am 15. April 1917 seinen: 75. Geburtstag; aus
diesem Anlasse sandte ihm der Vorsitzende ein Glückwunschschreiben.
Am 10. Oktober 1917 beging unser Ehrenmitglied, Herr
L. Wittmack, die Feier des 50jährigen Doktorjubiläums. Der
Verein sandte ihm folgendes Glückwunschschreiben:
Hochgeehrter Herr Geheimrat!
Bei der Feier des 50jährigen Doktorjubiläums, die Sie
am 10. Oktober d. J. begehen, darf der Botanische Verein
der Provinz Brandenburg nicht unter denen fehlen, die Ihnen,
unserem hochgeschätzten Ehrenmitgliede, aus diesem Anlasse
herzliche Glückwünsche darbringen. Gehören Sie doch zu
unseren ältesten Mitgliedern; denn schon während Ihrer
Studienzeit in Berlin, in der zweiten Hälfte der 60er Jahre
des vorigen Jahrhunderts, traten Sie unserem Verein bei,
Bericht über die (Herbst-) Haupt-Versammlung zu Berlin. 161
sodaß wir Sie mehr als 50 Jahre zu den Unseren zählen
können. Viele Jahre hindurch gehörten Sie dem Vorstande
an, teils als Vorsitzender, teils als Schriftführer; später sind
Sie lange Zeit Mitglied des Ausschusses gewesen und haben
in allen diesen Stellungen an der Entwickelung unseres
Vereins tätigen Anteil genommen und ihm mit Ihrer unermüd-
lichen Arbeitslust und Ihren Erfahrungen gedient. Zahl-
reiche Arbeiten aus den verschiedenen Fächern Ihres um-
fassenden Arbeitsgebietes zieren unsere Verhandlungen,
besonders in der Zeit vor der Gründung der Deutschen
Botanischen Gesellschaft. Sie geben Zeugnis von der
Mannigfaltigkeit Ihrer Interessen und Ihrer Betätigung, denn
sie behandeln die verschiedensten Themata aus der Morpho-
logie, Systematik, Floristik und Teratologie; ganz besonders
aber beschäftigen sie sich mit Nutz- und Zierpflanzen, einem
Gebiete, auf dem Sie als erste Autorität gelten. Oftmals
streifen Sie dabei die Kulturgeschichte, mit der Sie sich wie
Ascherson wiederholt beschäftigt haben. Unsere Sitzungen
haben Sie stets mit großer Regelmäßigkeit besucht und wir
danken Ihnen für Ihre Vorträge und die Fülle von An-
regungen, die Sie im Laufe so mancher Erörterung aus dem
reichen Schatze Ihrer Kenntnisse gespendet haben. Mit
unserem Paul Ascherson verband Sie langjährige Freund-
schaft, der Sie durch das Lebensbild, das Sie von ihm ent-
worfen haben, in so schöner Weise Ausdruck verliehen
haben. Unvergessen bleiben auch Ihre so oft betätigten
persönlichen Bemühungen um eine würdige Ehrung der Ver-
dienste älterer Fachgenossen; bei diesen Gelegenheiten trat
das herzliche Wohlwollen zutage, das Sie allen Ihren Kollegen
zeigen. — Möge es Ihnen vergönnt sein, sich in körperlicher
und geistiger Rüstigkeit noch viele Jahre Ihren wissenschaft-
lichen Forschungen zu widmen! Mögen Sie uns in unseren
Versammlungen noch oft Gelegenheit bieten, aus dem Borne
Ihrer Erfahrungen zu schöpfen!
Der Vorstand
des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg.
Herr L. Wittmack schickte darauf am 13. Oktober folgende
Antwort an den Vorstand:
Ihre so herzlichen Glückwünsche zu meinem goldenen
Doktorjubiläum am 10. Oktober haben mich ganz außer-
Verhandl, des Bot. Vereins f, Brandenb. LIX. al
162 Bericht über die (Herbst-) Haupt-Versammlung zu Berlin.
ordentlich erfreut, und erlaube ich mir, Ihnen dafür meinen tief-
gefühltesten Dank auszusprechen. Ja, es sind schon 52 Jahre,
daß ich Ihrem Verein angehöre, und ich habe ihm immer
mit Vergnügen angehört. Hat er mir doch immer so viel
Anregung und Belehrung geboten, auch mir Gelegenheit
gegeben, mit so manchem der Mitglieder ein Freundschafts-
band zu knüpfen. Seitdem mir aber die hohe Auszeichnung
eines Ehrenmitgliedes zuteil geworden ist, fühle ich mich
doppelt dem Verein verpflichtet und wünsche ihm von ganzem
Herzen eine segensreiche Tätigkeit.
In vorzüglicher Hochachtung
Ihr ganz ergebenster
L. Wittmack.
Herr Dr. Hans Foerster, Direktor einer chemischen Fabrik
in Barmen, Verfasser der Abhandlung „Die Hülse, ein Naturdenkmal“,
Vorsitzender des Bergischen Komitees für Naturdenkmalpflege, wurde
wegen seiner Verdienste um die Naturdenkmalpflege und die Er-
forschung der Pflanzenwelt des Bergischen Landes zum korrespon-
dierenden Mitgliede gewählt.
Unser zweiter Vorsitzender, Herr P. Claussen, war während
des ganzen Jahres im Heeresdienste in Mitau tätig. Unser
Bibliothekar, Herr F. Tessendorff, wurde im April zum Heeres-
dienste einberufen; er steht z. Z. in einem Landsturm-Fuß-
Artillerie-Bataillon an der Ostfront. — Zu dem in Verh. LVI.
1915, S. 224, gegebenen Verzeichnis der zum Heeresdienste einge-
zogenen Mitglieder sind noch die Herren R. Goerz und G. Kroll
nachzutragen. Das Eiserne Kreuz 2. Klasse haben die Herren
W. Ruhland und R. Schlechter erhalten. Weitere Nachrichten
über im Felde stehende Mitglieder nehmen wir mit Dank entgegen.
Im vorigen Jahresbericht (S. 215) war erwähnt worden, daß
Herr Zschacke, der zusammen mit Herrn F. Hermann und Herrn
Oberpfarrer Dr. G. Kükenthal s. Z. auf Korsika festgehalten wurde,
zur Wiederherstellung seiner Gesundheit nach der Schweiz beurlaubt
worden war; er ist nach einer Mitteilung an Herrn Lindau seit
Anfang Juni d. J. wieder in Bernburg und also der Heimat wieder-
gewonnen. Anfang Oktober sandte uns unser korrespondierendes
Mitglied, Dr. John Briquet in Genf, der in dankenswertester Weise
seit 1914 den Briefwechsel zwischen Oberpfarrer Kükenthal und
seiner F'amilie vermittelte, die Nachricht, daß Herr Kükenthal nun-
mehr als Zivilinternierter nach der Schweiz kommen würde, wie ihm
Bericht über die (Herbst-) Haupt-Versammlung zu Berlin. 163
(Briquet) der Präfekt von Korsika kürzlich mitgeteilt habe. Nach
einem Briefe vom Anfang November an den Unterzeichneten aus
Heiden (Appenzell) ist Herr K. dort in guter Gesundheit angelangt;
trotz erschwerter Umstände, aber dank mancher ihm vom Präfekten
der Insel für seine Forschungen gewährten Erleichterung, ist es
ihm gelungen, eine Pflanzensammlung von fast 2000 Nummern während
der Gefangenschaft zusammenzubringen. Wir sprechen unsere be-
sondere Freude darüber aus, daß beide Herren nicht mehr in Korsika
festgehalten werden, nachdem sie so lange Zeit, ein Opfer ihres
Forschungstriebes, in Gefangenschaft bleiben mußten. Herr F. Her-
mann befindet sich z. Zt. noch in Korsika.
Am 1. und 2. Dezember 1916 fand die Tagung der 8. Konferenz für
Naturdenkmalpflege in Preußen statt; als Vertreter unseres Vereins
nahmen daran die Herren H. Harms, Th. Loesener und F. Tessen-
dorff teil. Von unseren Mitgliedern waren bei der Tagung außerdem
die Herren Th. Ahrens, P. Graebner, R. Kolkwitz, G. Lindau,
F. Moewes und E. Ulbrich zugegen. Ferner außer dem Leiter der
Konferenz, unserem Ehrenmitgliede Herrn H. Conwentz, noch
unsere Ehrenmitglieder A. Engler und J. Winkelmann. Zu der
Frage der Schaffung von Moorschutzgebieten, die von der Staatlichen
Stelle für Naturdenkmalpfiege angeregt worden war, nahm auch
unser Verein Stellung. Unser Mitglied Herr E. Ulbrich wurde
von der Staatlichen Stelle mit einer näheren Untersuchung von drei
Moorschutzgebieten im Regierungsbezirk Potsdam betraut (vergl.
Beiträge zur Naturdenkmalpflege VI, Heft 1 [1917]. 23, 24). Ferner
hatte unser Verein bestimmte Vorschläge nach dieser Richtung durch
die Herren Diels, Jahn, Kolkwitz, Tessendorff und Ulbrich
unterbreitet. Ueber eine Besichtigung des Pechsees im Grunewald
vergl. a. a. OÖ. 24; ein Gutachten über dieses Gebiet haben die
Herren L. Diels und E. Ulbrich verfaßt. — Herr E. Ulbrich
sprach sich auf der Konferenz in einem Vortrage für Erhaltung ge-
wisser „pontischer Hügel“ als Naturdenkmäler aus, für die in dieser
Hinsicht in der Provinz Brandenburg leider noch nichts geschehen
sei, trotzdem es gerade wichtig wäre, diese für die Wissenschaft
wie für den naturkundlichen Unterricht so bedeutungsvolle Pflanzen-
senossenschaft bei uns zu schützen. Er schilderte des näheren die
Vegetation des Pimpinellenberges bei Oderberg (vergl. a. a. ©. 110).
Die Deutsche Dendrologische Gesellschaft, deren Präsident,
Herr Dr. Fritz Graf von Schwerin, unser Mitglied ist, feierte
in diesem Jahre ihr 25jähriges Bestehen und hielt bei dieser Ge-
u
164 Bericht über die (Herbst-) Haupt-Versammlung zu Berlin.
legenheit am Mittwoch, den 29. August, im Hörsaal des Botanischen
Museums in Dahlem, eine Festsitzung ab. Unser erster Vorsitzender,
Herr E. Jahn, überbrachte die Glückwünsche unseres Vereins,
indem er zugleich auf die mannigfaltigen wissenschaftlichen und
persönlichen Beziehungen zwischen der Deutschen Dendrologischen
Gesellschaft und unserem Verein hinwies.
Wie im vergangenen Jahre, so haben wir auch in diesem von
einer Frühjahrsversammlung absehen müssen. An deren Stelle wurde
am 3. Juni ein Ausflug nach Paulinenane unternommen (Vergl.
Bericht S. 112). — Auf Anregung unseres Vorsitzenden, Herrn Jahn,
und unter seiner Leitung wurde am 14. Oktober eine mykologische
Exkursion nach Chorinchen veranstaltet, an der eine Anzahl Mit-
glieder des Vereins teilnahmen; bei günstigem Wetter nahm sie
erfolgreichen Verlauf.
Auch in diesem Jahre wurde uns wieder vom Provinzial-
Ausschuß eine Unterstützung gewährt.
Die wissenschaftlichen Monatssitzungen wurden im Winter (vom
November bis März) im Restaurant „Zum Heidelberger“ in Berlin,
im Frühjahr und Sommer dagegen (vom April bis September) im
Botanischen Museum in Berlin-Dahlem abgehalten; trotz der Ungunst
der Zeitverhältnisse waren sie meist gut besucht und nahmen einen
anregenden Verlauf.
Die schon im vorigen Bericht betonten Schwierigkeiten bei der
Drucklegung unserer Verhandlungen bestehen jetzt im verschärften
Maße weiter. Die Herausgabe des Jahrganges 1916 (Bd. LVII)
verzögerte sich bis zum 1. Mai 1917. Es lagen damals bereits seit
längerer Zeit eine Anzahl Manuskripte zum Drucke bereit, die aber
erst nach Fertigstellung des vorigen Jahrganges an die Druckerei ge-
liefert werden konnten; so waren wir wiederholt genötigt, die Ver-
fasser, die begreiflicherweise ihre Arbeiten in absehbarer Zeit gedruckt
sehen wollen, um Geduld zu bitten im Hinblick auf die Schwierig-
keiten, unter denen jetzt der Druck aller wissenschaftlichen Ver-
öffentlichungen zu leiden hat. Unsere Druckerei konnte den Druck
des neuen Jahrganges 1917 erst beginnen, als wir ihr 50% Auf-
schlag zu den Druckkosten bewilligt hatten; seitdem sind erst sieben
Bogen gesetzt worden. Wir hoffen Ende dieses oder Anfang des
nächsten Jahres den Band fertigstellen zu können, sehen uns aber
genötigt, in Anbetracht der so starken, leider unvermeidlichen Er-
höhung der Kosten, den Umfang des Bandes wesentlich einzuschränken,
um unsere Finanzen nicht zu ungünstig zu gestalten. So müssen
Bericht über die (Herbst-) Haupt-Versammlung zu Berlin. 165
wir diesmal von einer Mitgliederliste leider absehen. Unsere Mit-
glieder werden, so hoffen wir, Nachsicht üben; sie mögen überzeugt
sein, daß die Schriftleitung nichts unversucht läßt, um trotz des
Leutemangels der Druckerei und der erheblichen Steigerung der
Druckkosten unsere Verhandlungen auf annähernd gleicher Höhe zu
halten wie in Friedenszeiten.
Herr F. Tessendorff war zum Heeresdienst einberufen und
konnte daher keinen Bericht über den Stand der Bibliothek ein-
liefern. Es sei jedoch hervorgehoben, daß unsere Bücherei auch in
diesem Jahre einen bedeutenden Zuwachs durch wertvolle Schenkungen
erfahren hat. Von den Geschenkgebern seien genannt die Herren
Vietor Hoffmann (mehrere Abhandlungen aus der Bibliothek
seines Vaters, E. Jahn, G. von Lagerheim, Th. Loesener,
wonezueMühlen, °C. EP. O. Nordstedt, R. Pilger, E. Rübel,
J. Winkelmann (eine größere Anzahl floristischer Abhandlungen,
besonders aus oft schwer erhältlichen Schulprogrammen), G. Volkens
(aus dem Nachlasse). Allen sei hiermit aufrichtigster Dank gesagt!
Herr J. Gerber berichtete sodann über den Rechnungsabschluß
für das Jahr 1916, wobei er auf die immer größer werdenden Aus-
fälle an Mitgliederbeiträgen und vor allem auf die außerordentliche
Steigerung der Kosten für unsere Verhandlungen hinwies, woraus
sich notwendig eine erhebliche Verschlechterung unseres Kassen-
bestandes ergibt. Daher ergibt der Abschluß einen verhältnismäßig
hohen Verlust, den wir durch Einschränken unserer Veröffentlichungen
nach Möglichkeit zu vermindern suchen müssen.
A. Einnahmen:
Beleberschuß aus dem Jahre 1915 .... . ...2....M., 401,55
Beiträge der ordentlichen Mitglieder, einschließlich
des Beitrages des Herrn Geh. Kommerzienrats
Arnhold in Höhe von 20 Mark . . . . 1840, —
3. Zinsen der Wertpapiere und der Guthaben bei der
" Dresdner Bank und der Teltower Kreissparkasse „ 454,95
4, Erlös aus verkauften Vereinsverhandlungen und
ID
Büchereiverzeichnissen . . . Re 30,—
5. Beihilfe des Provinzial- ee der Provinz
Brandenburosn a ne u. 2.
M. 2726,50
166 Bericht über die (Herbst-) Haupt-Versammlung zu Berlin.
B. Ausgaben:
1. Ueberweisung an den Reservefonds . . . . ... M 600,—
2. Drucksachen:
a) Verschiedene Drucksachen . . M. 35,70
b) Verhandlungen . . m 2821,30 a2, —
3. Kunstbeilagen für die Verhandlungen Da Re 36,—
4. Verwaltungskosten:
a) Hilfeleistung, Bedienung usw. . M. ‚193,10
by Ort, ne ee 153.202 0
M. 3339,30
Gesamtausgabe . . .. M. 3939,30
Gesamteinnahme . . „2726,50
also Verlust M. 612,80
Herr E. Ulbrich verlas den Bericht über die Revision der
Kasse, die er gemeinsam mit Herrn L. Diels vorgenommen hatte.
Die beantragte Entlastung des Kassenführers wurde von der Ver-
sammlung erteilt. Der Vorsitzende stattete dem Herrn Kassenführer
den Dank des Vereins für die sorgfältige und umsichtige Führung
der Kassengeschäfte ab.
Die neuen Wahlen ergaben folgende Zusammensetzung des
Vorstandes für 1917/18:
A. Weisse, Vorsitzender.
P. Claussen, erster Stellvertreter.
E. Jahn, zweiter Stellvertreter.
H. Harms, Schriftführer.
Th. Loesener, erster Stellvertreter.
F. Tessendorff, zweiter Stellvertreter und Bücherwart.
J. Gerber, Kassenführer.
In den Ausschuß wurden gewählt:
L. Diels, K. Osterwald, EB. Pritzel,
G. Lindau, konBuleen, E. Ulbrich.
Die Redaktionskommission umfaßt außer den Schriftführern die
Herren:
1. Urban, 0 E.0 Schulz, R. Kolkwitz.
Die Kryptogamenkommission:
R. Kolkwitz, G. Hieronymus, A. Moeller,
R.- Pilger, P. Claussen, E. Jahn,
K. Warnstorf.
Bericht über die (Herbst-) Haupt-Versammlung zu Berlin. 167
Die Bestimmungskommission:
F. Tessendorff, K. Osterwald, BKuekuck;
P. Claussen, E. Ulbrich, L. Loeske,
Re schulz, J. Hillmann, G. Brause,
R. Kolkwitz, W. Kirschstein, E. Jahn,
H. Harms.
Ein von zahlreichen Mitgliedern unterzeichneter Antrag, unsere
langjährigen ordentlichen Mitglieder, die Herren E. Koehne und
I. Urban, die sich beide in vielseitigster Weise um die Entwickelung
und das Gedeihen des Vereins verdient gemacht haben, aus Anlaı
des 70. Geburtstages, den sie beide im nächsten Jahre begehen, zu
Ehrenmitgliedern zu erwählen, wurde einstimmig angenommen.
Herr J. Winkelmann, unser Ehrenmitglied, der aus Stettin ge-
kommen war, dankte noch einmal persönlich für die Ernennung zum
Ehrenmitgliede und hob hervor, welche große Freude ihm dadurch
gemacht worden sei; mit kurzer Unterbrechung habe er 44 Jahre dem
Verein angehört, an dessen Versammlungen und Ausflügen er stets
sehr gern teilgenommen habe.
Herr Winkelmann (Stettin) legte dann einige Sachen vor, die
er dem Botanischen Museum überwies. 1. Querschnitte von Gledit-
schia triacanthos. Der Baum stand am Rande des Festungsglacis, die
Außenseite frei, nach Süden gerichtet, die andere nach innen dem
Schatten anderer Bäume zugekehrt. Der größere Schnitt von etwa
80—32 em Durchm. zeigt zwei Punkte mit Jahresringen, die aber
bald von gemeinsamen umschlossen werden, woraus ersehen werden
konnte, daß der Baum aus der Verwachsung zweier junger Bäume
entstanden war. Außerdem wechselten diekere und dünnere Jahres-
ringe ab, als ob ein stärkeres und schwächeres Wachstum statt-
sefunden hätte. Bei dem zweiten Schnitt von 20 cm Durchm. aus
größerer Höhe des Baumes lag die Markröhre exzentrisch und die Jahres-
ringe lagerten daher an einer Seite enger als an der andern, welche
nach der offenen Südseite also stärker belichtet war. — 2. Ein Feuer-
schwamm Fomes (Polyporus) fomentarius. Im Jahre 1866 an einer
Kiefer auf Rügen gefunden, 37 cm lang und 20 cm breit. Herr Roman
Schulz erklärte ihn für die var. pinicola. Der Vortragende versprach
dem Museum noch zu übersenden: einen jungen Buchenstamm mit
Henkelbildungen, die jedenfalls durch „Försterspiele“ erzeugt wären,
und einen jungen Birkenstamm aus dem Moore bei Liebeseele (Insel
Wollin), gefunden im Jahre 1887, um den eine Lonicera sich gerankt
168 Bericht über die (Herbst-) Haupt-Versammlung zu Berlin.
hatte. Der Stamm wurde dadurch so eingeschnürt, daß der rück-
kehrende Saftstrom über der Ranke das neue Holz erzeugen konnte,
das nun eine Spirale um den Stamm bildete. — „Im August war ich
in dem Moränengelände südlich von Pollnow und es gelang mir einige
guterhaltene Gletschertäler mit Moränenresten, einige große Steine
und kleine Hochmoore zu sichern. Dabei begleitete mich Herr Kohl-
hoff aus Sydew. Wir fanden im Papenziener See 50 cm unter Wasser
im Schlamm ZHlatine brandra. Da diese Pflanze in keiner pommer-
schen Flora erwähnt ist, hielt ich den Fund für neu. Herr Holzfuß
teilte mir darauf mit, daß der verstorbene Doms die Pflanze schon
bei Callies gefunden habe.“
Herr Roman Schulz berichtete unter Vorzeizung von Beleg-
exemplaren folgendes:
I. Ueber das Vorkommen von Colchicum autumnale
bei Spandau.
Jeder Freund der heimischen Flora sieht mit Bedauern, wie
durch die fortschreitende Bebauung und Kultivierung des Geländes
eine pflanzenreiche Oertlichkeit nach der andern vernichtet wird. Die
einst sehr mannigfache und schöne Flora der näheren Umgebung von
Berlin hat besonders gelitten, und um so wertvoller erscheinen unter
diesen Umständen ihre noch vorhandenen Ueberbleibsel. Zu denPflanzen,
die aus der Berliner Flora verschwunden sind, mußte in den letzten
Jahren auch die Herbstzeitlose gezählt werden. Nach Ascherson,
Flora der Provinz Brandenburg (1864), S. 731, wurde sie ehemals bei
der Bredower Forst und im Jahre 1858 einzeln bei den Fuchsbergen
beobachtet. Aber die Flugsanddünen der Fuchsberge bei Rummels-
burg sind mitsamt ihrer interessanten Flora längst abgetragen und
die anstoßenden Wiesen des Spreetals in Kulturland umgewandelt
worden. Nach der Flora des Nordostdeutschen Flachlandes (1898 —99),
S. 182, wurde die Herbstzeitlose noch neuerdings auf den Rudower
Wiesen gefunden. Auch hier kann sie nicht mehr vorhanden sein, da
durch die Anlage des Teltow-Kanals der Grundwasserspiegel gesenkt
und die früher sumpfigen Wiesen in trockenes Ackerland umgewandelt
worden sind. Ebenso besteht die im Jahrgang XVIII (1876) unserer
Verhandlungen, Sitzungsbericht S. 32, angegebene Fundstelle auf dem
Pfefferluch an der Jungfernheide nicht mehr, da die ehemaligen
Wiesen des Pfefferluchs überall aufgeschüttet worden sind. Auch
die Wiesen vor dem Frankfurter Tore und zwischen dem Zoologischen
Garten und Wilmersdorf, die in demselben Jahrgang, S. 3 und 197,
als Fundstellen genannt werden, sind längst verschwunden, und das
Bericht über die (Herbst-) Haupt-Versammlung zu Berlin. 169
Vorkommen in der „Liepe* am Havelufer des Grunewalds, sowie
zwischen Spandau und Falkenhagen, das S. 1358 erwähnt wird, war
bis jetzt nicht bestätigt worden. Um so erfreulicher ist es daher,
daß es am 28. August d. J. Herın Kuno Becker gelang, die Herbst-
zeitlose in der zuletzt genannten Gegend wieder aufzufinden, nämlich
auf den Radeland-Wiesen bei Spandau. Am nächsten Tage
besuchte ich den neuen Fundort unter seiner Führung und konnte
feststellen, daß es sich in der Tat um ein ursprüngliches Vor-
kommnis handelt. Die Pflanze wächst dort spärlich, aber schön auf
einer jener kurzgrasigen Alluvialwiesen, die den Niederungen des
Spreetals und Havelluchs eigen sind und auch in den schon
besprochenen Fällen als Fundorte für die Herbstzeitlose in Betracht
kamen. Sie sind blumenreich, im Frühlinge geschmückt mit Orchideen,
im Sommer mit Dianthus superbus, im Spätsommer mit (Gentiana
pneumonanthe außer vielen anderen schönen Pflanzen. Die erste
Nachricht von dem Vorkommen der Herbstzeitlose in der Spandauer
Gegend finde ich in dem „Wegweiser für die botanischen Exkursionen
in der Mark Brandenburg, besonders in der Umgegend Berlins“ von
J. H. Schulz, 1857, S. 112; dort wird angegeben, daß Colchicum
autumnale bei Falkenhagen vorkomme, also nicht allzuweit entfernt
von dem hier mitgeteilten Fundorte.
Vortragender legt auch diese Schrift vor, die besonders wegen
der in ihr enthaltenen Pflanzenlisten von Standorten aus der Um-
gsebung Berlins, die der heutigen Generation zum Teil nicht einmal
mehr dem Namen nach bekannt sind, für den Heimatforscher von
Interesse ist.
II. Ueber einige höhere Pilze.
1. Tricholoma personatum (Fries). Die Benennung dieses in
unseren Wäldern häufigen, aber auch auf Wiesen vorkommenden,
meist schön violett gefärbten Pilzes ist nicht einheitlich. Er wird
in den Werken von Fries deutlich und unverkennbar unter dem
Namen Agaricus personatus beschrieben (vgl. z. B. Hym. Eur., S. 72).
Schroeter (Pilze Schlesiens, S. 658) wählt für ihn aus Prioritäts-
rücksichten die Bezeichnung Ag. böcolor Persoon, und Ricken (Blätter-
pilze, Nr. 1046) identifiziert ihn mit Ag. nudus Bulliard, den aber
Fries (auch Schroeter) für eine andere Art ansieht.
2. Tricholoma personatum (Fries) var. Auf den Luchwiesen bei
Friesack kommt neben der typischen violetten Form eine anders
gefärbte Abart vor. Ihr Hut ist blaßlederbräunlich bis graugelblich.
Die Lamellen sind fleischfarben-bräunlich. Der Stiel ist unten hell-
170 Bericht über die (Herbst-) Haupt-Versammlung zu Berlin.
violett und oben weißlich; er färbt sich durch Berührung schmutzig-
bräunlich. Das Fleisch ist schwammig-weich, fast weiß, genau
gesagt, schwach blaßbläulichweiß, wie bei Tricholoma personatum
erst später, am Grunde des Stieles im Alter blaßbräunlich, wie auch
bei der typischen Form. Im übrigen weist dieser Pilz nicht die
geringsten Verschiedenheiten gegenüber der Leitart auf; er unter-
scheidet sich von ihr also nur durch den Mangel des violetten Farb-
stoffes im Hut und in den Lamellen, allenfalls noch durch einen
schwächeren Geruch, was aber mit dem Farbstoff zusammenhängen
könnte.
Diese Farbenvarietät hält Ricken (l. c. Nr. 1045) für eine
besondere Art und für den echten Agaricus personatus Fries, eine
Ansicht, der ich nicht beipflichten kann. Die Form mag in ihrer
Färbung durchaus beständig sein. Sie kann aber nur als eine
Varietät der häufigen violetten Art, die Fries als Ag. personatus
beschreibt, angesehen werden. Konstante Farbenvarietäten kommen
bekanntlich auch bei anderen Agaricaceen vor, Z. B. bei Clitocybe
laccata. Auf die Veränderlichkeit von Ag. personatus in der Farbe
weist Fries l. c. mit den Worten hin: Ut omnes vulgatissimae valde
quoad colores variabilis.
3. Tricholoma irinum (Fries). Dieser Pilz kommt im Herbste
häufig auf Wiesen, aber auch im Walde vor, z. B. im Walde bei
Sandkrug unweit Chorin. Er wächst meist in dichten Haufen und
bildet auf Wiesen große, auffallende Hexenringe. Im Havelländischen
Luch, z. B. bei Spandau und Friesack, ist er sehr häufig anzutreffen.
Ein bemerkenswertes Kennzeichen ist sein starker, aromatischer
Geruch, der an die Veilchenwurzel (Rhizoma Iridis florentinae) er-
innert. Er ist ein vorzüglicher Speisepilz und noch woblschmeckender
als der Champignon. Durch die diesjährigen Pilzausstellungen des
Vortr. im Märkischen Museum zu Berlin und im Rathause zu Spandau
ist er der Bevölkerung als Speisepilz bekannt geworden; er wird
von Liebhabern bereits eifrig gesammelt.
Schroeter (l. c. p. 658) beschreibt den Pilz unter dem älteren
Namen Agaricus cyclophölus Lasch. Die Beschreibung von Tricholoma
irinum bei Ricken, Nr. 1043, weicht in einigen wesentlichen Punkten
ab (Hut fast seidig; nicht rasiges Wachstum; ohne auffallenden Ge-
schmack und Geruch; man lasse den angeblichen Veilchengeruch bei
der Bestimmung nicht maßgebend sein!). Eher könnte Ricken’s
Beschreibung von Tricholoma panaeolum, Nr. 1041, auf den vor-
gelegten Pilz passen, der aber keinen Mehlgeruch hat. Daß Agarzcus
irinus und panaeolus Fries identisch sind, hält Vortr. für sehr wahr-
Bericht über die (Herbst-) Haupt-Versammlung zu Berlin. 171
scheinlich, da auch der von ihm gefundene Pilz auf der Oberfläche
des Hutes einen eigentümlichen grauen Reif besitzt, der erst im
Alter schwindet.
4. Polyporus arcularıus (Batsch). Vortr. fand diese Art an
abgrefallenen Buchenästchen zahlreich im Forstschutzbezirk Glambeck
bei Joachimsthal in der Uckermark im Juli d. J. An der gleichen
Stelle kam an abgefallenen Birkenästchen ?. dbrumalis (Persoon) vor.
Beide Arten stimmen in der Tracht überein. P. arcularius ist jedoch
durch die weitmaschigen, wabenartigen Poren leicht zu unterscheiden.
5. Tylostoma mammosum (Micheli). Das niedliche Pilzchen
wurde vom Vortr. Anfang April d. J. auf den „pontischen“ Hügeln
am Rande des Odertals bei Buchsmühle unweit Stolzenhagen, Kreis
Angermünde, in großer Anzahl gefunden.
Herr E. Jahn besprach die Tricholoma-Arten und erwähnte
noch mehrere Standorte für Tylostoma.
Herr W. Hauchecorne berichtete über die von ihm in den
letzten Wochen vorgenommene Aufarbeitung seines außerordentlich
umfangreichen photographischen Materials für das Forstbotanische
Merkbuch. Aus dem großen Bestande kann man natürlich für die
Veröffentlichung nur eine ganz beschränkte Zahl von Bildern aus-
wählen. Er teilte mit, daß er seit Monaten fleißig an der Fertig-
stellung des Manuskripts für das Forstbotanische Merkbuch gearbeitet
habe und daß etwa zwei Drittel des Ganzen bereits an die Schrift-
leitung des Vereins abgeliefert seien; er hoffe den Rest in der nächsten
Zeit fertigstellen zu können, sodaß in absehbarer Zeit mit dem
Drucke des Ganzen begonnen werden könne.
Die schönen, von ihm vorgezeigten Bilder stellten eigenartige
Bäume oder Baumgruppen aus folgenden Gebieten dar: Brandenburg
a. d. Havel, Schwedt, Falkenberg, Heinersdorf, Plagefenn, Breitefenn
bei Oderberg, Boitzenburg (hier einer der herrlichsten Waldbestände
unserer Provinz), Pechteich (in neuester Zeit von ihm erforscht) u. a.
Herr Th. Sabalitschka sprach über das Vorkommen der
männlichen Zlodea densa in Deutschland (irrtümlich als Hlodea
canadensis bezeichnet). In der Apotheker-Zeitung 1914, S. 582,
wird über ein Vorkommen der männlichen Zlodea canadensis in Deutsch-
land berichtet; die Mitteilung stammt von Herrn Apotheker Leuken
in Süchteln (Rheinprovinz) und lautet:
„In unseren botanischen Lehrbüchern und Floren findet sich
überall die Angabe, daß die aus Nordamerika eingewanderte Wasser-
pest bei uns nur in weiblichen Exemplaren vorkommt. Ich war daher
172 Bericht über die (Herbst-) Haupt-Versammlung zu Berlin.
sehr erstaunt, an einer seit ungefähr anderthalb Jahren in meinem
Aquarium befindlichen Pflanze eine männliche Blüte anzutreffen. Die
neun Staubbeutel waren, entgegen Garckes Beschreibung, nicht sitzend,
sondern kurz, aber deutlich gestielt. Unter dem Mikroskop zeigte
sich, daß die Antheren der Länge nach aufspringen und eine Menge
Pollenkörner enthalten. Es wäre interessant festzustellen, ob männ-
liche Blüten bei uns anderwärts auch schon beobachtet worden sind.“
Da mich diese Angabe interessierte, trat ich mit dem Verfasser dieses
Berichtes im letzten Monat in Verbindung. Ich erhielt von ihm in
entgegenkommender Weise ein Exemplar der in seinem Aquarium zur
Blüte gekommenen Zlodea. Er gibt an, daß die Pflanze aus einem
zur Niers führenden Kanal stammt, woher er sie für sein Aquarium
geholt hat. Die von Herrn Leuken für Elodea canadensis gehaltene
Pflanze wurde aber von Herrn Professor Graebner als Hlodea densa
identifiziert. In der Synopsis der Mitteleuropäischen Flora von
Ascherson und Graebner, 2. Aufl. I. (1913) 610 wird bereits über
das Vorkommen dieser Pflanze in Deutschland berichtet und sie näher
beschrieben. Dort heißt es u. a.: „Sie ist in allen Teilen viel größer
als Elodea canadensis. Stengel dick und kräftig, Blätter meist gedrängt,
zu 4, seltener zu 5 im Quirl; Blüten sehr groß; Staubblätter 9; Staub-
fäden die Antheren um etwa das 1!/,fache überragend. In Südamerika,
in Argentinien heimisch, bei uns in den letzten Jahrzehnten in
Aquarien sehr beliebt, aus ihnen mehrfach in Teiche usw. gelangt
und dort namentlich in wärmeren Gebieten verwildert. Im flachen
Wasser im nördlichen Gebiet wenigstens während des Winters oft
wieder verschwindend. An günstigen Orten besitzt die Art aber
anscheinend dieselbe Vermehrungsfähigkeit wie #lodea canadensis; so
erfüllte sie bereits 1910 mit Potamogeton lucens und Myriophylium
den noch unfertigen Elster—Saale-Kanal bei Leipzig derartig, daß die
Verwaltung desselben mit mehrfachem Räumen den Schiffahrtsweg
nicht offen halten konnte. Die Blütezeit ist Juli— September.“
Da Elodea densa weder in den Floren von Garcke, noch von
Hegi, noch von Thom& angeführt wird, ist der Irrtum des Herrn
Leuken wohl erklärlich. Herr Leuken hatte seine Beobachtung
bereits im naturwissenschaftlichen Verein zur Erforschung des Nieder-
rheins vorgetragen, ohne damals eine Richtigstellung zu erzielen.
Auf seine Anfrage in der Apotheker-Zeitung von Ende Juni 1914
hatte er von keiner Seite irgendwelche Zuschrift erhalten, was wohl
hauptsächlich auf den Weltkrieg, dessen drohende Nähe damals schon
alle Gemüter in Spannung hielt, zurückzuführen ist. Als Standort
gibt Herr Leuken einen zur Niers führenden Kanal an. Die Niers
Bericht über die (Herbst-) Haupt-Versammlung zu Berlin. 173
selbst, die zwischen Maas und Rhein parallel zu diesen fließt, soll
infolge der in sie laufenden Fabrikabwässer sehr arm an Flora und
Fauna sein, im Gegensatz zu den in sie mündenden Kanälen. Leider
ist heute diese Elodea an dem damaligen Standort nicht mehr zu
finden, was ja auch bei Zlodea canadensis beobachtet wird. Der von
Leuken angegebene Standort ist somit der zweite bisher in Deutsch-
land festgestellte.
Uebrigens findet sich in der Literatur noch eine weitere Mitteilung
über das Vorkommen der männlichen Zlodea canadensis. So wird in
Engler und Prantl, Die natürlichen Pllanzenfamilien, I. Nachtrag 1897,
S. 39, über ein solches in Schottland berichtet. Heute ist männliche
kanadische Wasserpest im Botanischen Garten in Bonn und ist auch von
dort dem Botanischen Garten in Berlin-Dahlem überwiesen worden.
Dort ist sie im Sommer 1917 in den Anlagen für Wasserpflanzen in
der biologischen Abteilung reichlich zur Blüte gelangt. Da wir nun in
Berlin im Freien männliche Alodea canadensis haben, dürfte es bei
der intensiven Verbreitungsfähigkeit der Zlodea canadensis nicht mehr
lange dauern, bis sie auch in den Gewässern um Berlin gefunden
wird, wohin Wasservögel sie aus dem Botanischen Garten ver-
schleppen werden.
Herr R. Kolkwitz sprach über einen Vergiftungsfall!) mit Amanita
pantherina (vgl. S. 151).
Im Anschluß daran warf Herr Winkelmann die Frage auf über
den Nährwert der Pilze. Er selbst habe an sich in den Abgängen
vollständig unverdaute Pilzreste nachgewiesen. Jedenfalls fehlen
unserm Körper die zur Verdauung der schwerlöslichen Zellulose
nötigen Säfte. Der große Wassergehalt der Pilze verlangt eine
größere Menge zur Aufnahme, die den Magen belastet; der Biweiß-
gehalt ist im Vergleich zu dem Wassergehalt gering, als Zugabe zu
Speisen oder als Gewürz mögen Pilze genügen. — Es knüpfte sich
daran eine längere, teilweise recht lebhafte Erörterung über den
Nährwert der Pilze, an der die Herren Duysen, Hauchecorne,
Herter, R. Schulz, Kolkwitz, Sabalitschka und Winkelmann
teilnahmen, wobei die einen sich über die Frage teils zweifelnd,
teils in dem Sinne äußerten, daß sie den Wert der Pilzgerichte im
) Herr P. Graebner teilte uns nachträglich einen eigenartigen Fall von
Pilzvergiftung mit. Während seines Aufenthaltes in Bialowies (West-Rußland)
im August d. J. erkrankten dort etwa 30 russische Gefangene nach dem Genusse
von Bulgaria; es traten Anschwellungen des Körpers, besonders des Kopfes,
auf, jedoch verlief die Erkrankung nicht tötlich.
174 Bericht über die (Herbst-) Haupt-Versammlung zu Berlin.
Verhältnis zum Gemüse ziemlich gering einschätzten, vor allem (wie
z. B. Herr Duysen) den Vergleich derselben mit Fleisch als ganz
unstatthaft abwiesen und der Auffassung, die Pilze seien als Volks-
nahrungsmittel anzusehen, entgegentraten, ohne damit natürlich den
Nährwert der Pilze gänzlich abstreiten zu wollen, während andere
den hohen Gehalt der Pilze an löslichem, verdaulichem Eiweiß und
damit die große Bedeutung der Pilze für menschliche Ernährung in
fleischarmen Zeiten stärker betonten. Im Zusammenhang damit wies
Herr R. Schulz auf die Schwerverdaulichkeit vieler Pilze hin, frei-
lich auch hervorhebend, daß sie großen Schwankungen nach der
Konstitution der einzelnen Personen unterliege.
Herr Th. Sabalitschka äußerte sich über den Nährwert der
Pilze in folgender Weise: Um über den Nährwert der Pilze ent-
scheiden zu können, muß deren chemische Zusammensetzung und
ihre Verdaulichkeit studiert werden. Die chemische Zusammen-
setzung ist in dem vorzüglichen Büchlein von Schnegg: „Die
eßbaren Pilze und deren Bedeutung für unsere Volkswirtschaft und
als Nahrungsmittel“ ausführlich geschildert. Es sei hier nur kurz
erwähnt, daß der Steinpilz 5,39°/, Eiweiß enthält, der Champignon
4,88°/,, der Parasolpilz 4,65%, und daß der Durchschnittswert von
den am meisten gegessenen Pilzen einen Eiweißgehalt von 3,08°%%
ergibt. Nur durch Vergleich mit der Zusammensetzung anderer
menschlicher Nahrungsmittel ist es uns möglich, ein richtiges Urteil
über den Wert der Pilze zu fällen. Von den Gemüsen hat das
eiweißreichste, der Spinat, nur 3,71°/, Eiweiß, die anderen Gemüse
im Durchschnitt 2,32°/,. Somit enthalten die Pilze mehr Eiweiß als
frisches Gemüse. Aehnlich verhält es sich mit dem Fett. Inbezug
auf den Gehalt an Gesamtkohlehydraten sind die beiden Nahrungs-
mittel einander gleichwertig. Wie die frischen Pilze mit frischem
Gemüse, so empfiehlt es sich, die getrockneten Pilze mit dem Fleisch
zu vergleichen. Der lufttrockene, ca. 13°/, Wasser enthaltende Stein-
pilz enthält 36,66°/, Stickstoffsubstanzen, steht also dem Ochsenfleisch
nahe, sagt Tschirch in seinem Vortrag „Kriegsbotanik“?).
Ein wesentlicher Unterschied zwischen dem Fleisch einerseits
und den Pilzen und Gemüsen andererseits besteht aber darin, daß letztere
der Verdauung viel schwerer zugänglich sind. So war es bei der
bisherigen Zubereitung der Pilze nur möglich, von ihren Eiweiß-
körpern höchstens, im günstigsten Falle, bis zu 74°/, auszunützen.
Meistens betrug der Verlust an Stickstoffsubstanzen aber 40-—50°%..
2) Bericht der Pharmazeut. Ges. 1916, S. 331.
a
Bericht über die (Herbst-) Haupt-Versammlung zu Berlin. 175
Im Laufe des Krieges wurde nun versucht, die Ausnutzbarkeit des
in den Pilzen enthaltenen Nährmaterials zu verbessern. So hoffte
man durch feines Vermahlen, wie dies Friedenthal mit großem
Erfolge in neuerer Zeit für manche Gemüsearten angewendet hat,
dies zu erreichen. Die ersten Versuche. über die Prof. Loewy in
der Physiologischen Gesellschaft zu Berlin 1915 berichtete?), ergaben
kaum eine Verbesserung der Ausnützung der Pilznährstoffe. Nun
wurden in der allerneuesten Zeit von anderer Seite diese Versuche
fortgesetzt und ergaben ein bedeutend günstigeres Resultat. Die
Arbeiten wurden im Hygienischen Institut der Universität in Halle
von Schmidt, Klostermann und Scholta ausgeführt und in der
Deutschen Medizinischen Wochenschrift veröffentlicht‘). Das Ergebnis
der Versuche war eine Ausnutzung der Stickstoffsubstanz von 85°
bei sehr feinem Pulver. Sie beweisen auch, daß der Chitingehalt
der Pilze nicht erheblich sein kann und erstrecken sich auch auf die
Verdauung der Kohlehydrate.. Außer Mannit, Traubenzucker,
Glykogen usw. ist auch die Zellulose der Pilze verdaulich, wodurch
sich diese vorteilhaft von den Gemüsen unterscheiden. Am Schlusse
ihrer Mitteilung glauben die Verfasser, daß man den Pilzen bisher
noch nicht die Beachtung geschenkt hat, die sie als Nahrungsquelle
verdienen. Nach ihren Angaben sollen Pilze möglichst feingepulvert,
wie Gemüse mit Wasser gekocht, dann mit Fett versetzt und als
Suppe (Kartoftel-Pilzsuppe) genossen werden. Das Pulver kann auch
allen Gemüsen, Soßen und Suppen zugesetzt werden: es ersetzt dann
Fleischextrakt und erhöht den Nährwert.
Am Schlusse der Sitzung begrüßte der Vorsitzende unser aus
dem Felde zurückgekehrtes Mitglied, Herrn F. G. Meyer.
Nachträglich sei noch erwähnt, daß unser Ehrenmitglied, Herr
L. Geisenheyner in Kreuznach, in einem freundlichen Briefe an
den ersten Schriftführer seinem lebhaften Bedauern Ausdruck gegeben
hatte, daß er der Sitzung nicht beiwohnen könne, zugleich hervor-
hebend, daß seine Gedanken am Samstag im „Heidelberger“ weilen
würden. Um ein Lebenszeichen von sich zu geben, sandte er junge
Zweige und Blätter von Robinia pseudacacia. Fr hatte nämlich im
Frühsommer einen kleinen, seltsam aussehenden Baum mit reich-
lichem Wurzelausschlag und vielen Trieben am unteren Teile des
Stammes auf der Chaussee nach Bretzenheim-Bingen beobachtet;
5) Verhandlungen der Physiologischen Gesellschaft zu Berlin, 40. Jahrg.,
1915, I. Teil, S. 19.
4) Deutsche Medizinische Wochenschrift 1917, S. 1221.
176 Bericht über die (Herbst-) Haupt-Versammlung zu Berlin.
sämtliche Blättchen sahen aus, als ob sie schraubenförmig gedreht
wären, und so sind sie es auch, aber die Mittelrippe bleibt in der
Ebene mit ihrer nächsten Nachbarschaft, sie ist aber auch durch
teilweise sehr enges Adernetz scheinbar verbreitert und heller (fast
gelb) gefärbt als das übrige Blattgewebe. Eine Pflanze mit solchen
Blättern hatte Herr G. zum erstenmale im Jahre 1885 gefunden,
später (September 1900) fand er wieder einen solchen Baum. Es
handelt sich in den drei Fällen um die von ©. K. Schneider (Illust.
Handb. Laubholzk. II, 82) erwähnte var. erispa DC. Prodr. I. 261,
eine krausblättrige Form der Akazie (vergl. darüber auch O. Penzig,
Pflanzenteratologie I. [1590] 393, wo es heißt: „häufig kultiviert ist
eine var. folüs crispis, bei der die Spreiten der Fiederblättchen
unregelmäßig kraus oder spiralig eingerollt sind. Letztere Form ist
übrigens nicht sehr konstant und schlägt leicht in die Normalform
zurück“).
H. Harms.
Nachtrag zu 8. 162:
Herr Oberpfarrer Dr. Kükenthal teilte uns Ende November
mit, daß er nach Deutschland zurückkehren würde.
en a
Tagesordnung
der Sitzungen im abgelaufenen Geschäfisjahre.
Die Sitzungen fanden während des Winterhalbjahres im Restau-
rant „Zum Heidelberger“ in Berlin (Dorotheenstr. 16) statt, in einem
dem Verein zur Verfügung gestellten Zimmer, in den Sommer-
monaten im Hörsaal des Kgl. Botanischen Museums in Dahlem und
wurden sämtlich vom ersten Vorsitzenden, Herrn E. Jahn, geleitet.
Sitzung vom 17. November 1916.
Der Vorsitzende gibt bekannt, daß unser Ehrenmitglied, Herr
G. Schweinfurth, im nächsten Monat (am 29. XII.) seinen 80. Ge-
burtstag feiert.
Herr Th. Loesener legt die Arbeit von Dr. H. Foerster‘)
(Barmen), Vorsitz. des Bergischen Komitees für Naturdenkmalpflege,
vor über: „Die Hülse oder Stechpalme ein Naturdenkmal“, erschienen
als Heft 13 der von der Staatlichen Stelle für Naturdenkmalpflege
herausgegebenen „Naturdenkmäler, Vorträge u. Aufsätze“ Band II, 5,
Berlin (Gebr. Borntraeger) 1916. Bei Besprechung des Inhaltes der
Abhandlung geht er näher auf die Theorieen ein, die man zur Er-
klärung der Abwandlung in der Form, Berandung und besonders der
Bestachelung der Blätter der Stechpalme, die bekanntlich bei älteren
und großen Exemplaren schließlich gänzlich die Stachelbildung ein-
stellen, aufgestellt hat. Nach der Auffassung des Ref. müsse man
den Verlust der Randstacheln mindestens zum Teil auf den Einfluß
eines rein mathematischen Gesetzes zurückführen, das darin besteht,
daß die Zufuhrsmöglichkeit der zum Aufbau der Stacheln notwen-
digen Festigkeitsmaterialien in quantitativer Hinsicht nicht gleichen
Schritt halten kann mit dem im Kubus (nach drei Richtungen des
Raums) sich vollziehenden Wachstum des Baumes und der damit Hand
in Hand gehenden außerordentlichen Vermehrung der Anzahl der ein-
zelnen Laubblätter, während die Zufuhrswege sich nur verlängern
1) Mit aufrichtiger Teilnahme erhielten wir kürzlich die Nachricht, daß
der verdiente Forscher nach langem schweren Leiden am 6. Dezember 1917 im
Alter von 53 Jahren gestorben sei.
Abhandl. des Bot. Vereins f. Brandendb, LIX. 19
178 Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre.
aber nicht entsprechend erweitern. Dieselbe Erscheinung ist auch
bei den verwandten Arten dieser Gattung (I. cornuta Lindl., I. di-
pyrena Wall u. a.) sowie bei stachelblättrigen Angehörigen ganz
anderer Formenkreise (z. B. Villaresia) zu beobachten. In manchen
Gattungen ist die Vereinfachung und Verkleinerung (meist Ver-
schmälerung) der Blattform und Blattgröße, die in den oberen Par-
tieen älterer Exemplare eintritt, auf dieses selbige Gesetz zurück-
zuführen. — Foerster äußert sich ferner auch über den Dioeeismus
der Hülse. In dieser Hinsicht verdient ein von ihm beschriebener
Fall von Geschlechtswechsel, den er bei der nach ihm benannten
und als Naturdenkmal geschützten prachtvollen und ehrwürdigen
„Dr. Foerster-Hülse“ in Mittel-Enkein beobachtet hat, allgemeines
Interesse. Nach seinen Angaben prangte dieser Baum 1911 im
Schmucke seiner roten Beeren, bei nachfolgenden Besuchen in
den nächsten Jahren hatte er das Blühen unterlassen und im Früh-
jahr 1916 habe er ausschließlich männliche Blüten gezeist.
An eingesandten verblühten Zweigen konnte Ref. dies bestätigen.
Es wäre nun wichtig, in Gegenden, wo Zler urwüchsig ist, darauf
zu achten, ob solcher Wechsel des Geschlechts an alten Bäumen
öfters vorkommt, oder ob es sich, wie auch Ref. zunächst noch ver-
muten möchte, hier nur um eine seltene Ausnahme handelt, wie sie
nach unsern bisherigen Kenntnissen innerhalb dieser Gattung bis
jetzt einzig dastehen würde. — Auch der bei der Hülse so schwere
und langwierige Keimungsprozeß wird von Foerster besprochen,
und im Anschluß daran stellt er fest, daß in den Wäldern des Ber-
gischen Komitees fast nirgends junge Samenpflanzen zu finden seien,
sondern alle jüngeren Pflänzchen, auch wenn sie einzeln wachsen, sich
auf Wurzelausschlag zurückführen lassen, eine Beobachtung, die auch
anderwärts schon gemacht ist.
Endlich zeigte der Vortr. Zweige zweier Doppelexemplare
aus dem Botanischen Garten in Dahlem vor, bei denen zwei
verschiedene und zugleich auch verschieden geschlechtliche Formen
aufeinander gepfropft waren. Dabei hatte sich gezeigt, daß die ein-
zelnen Reiser auch in ihrer weiteren Entwicklung völlig unabhängig
voneinander ihr ursprüngliches Geschlecht sich bewahrt hatten;
Uebergangsformen in den Blüten (etwa Zwitterblüten oder partielle
Zwitterblüten) waren dadurch nicht entstanden.
An der sich anschließenden ziemlich ausgedehnten Diskussion
beteiligten sich die Herren Jahn, Lauche, Graf von Schwerin,
Roman Schulz, Wächter, Weisse, Schikora, Diels, Tessen-
dorff und der Referent zum Teil wiederholt.
Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre. 179
Herr Fr. Duysen sprach darauf über durch den Pilz Cyttaria
hervorgerufene Holzwucherungen. Darwin hatte ihn zuerst an Notho-
fagus beobachtet und beschrieben. Der Vortragende legte Präparate
und Photographien der Wucherungen vor. — Ferner zeigte er ein von
einem Schulknaben aufgefundenes Kugelgebilde von etwa 6 em Durch-
messer vor, das an einer Kiefernwurzel entstanden war und dessen
Entstehungsursache zunächst noch unbekannt bleibt, endlich eine
Karotte, die unten in eine Pferdemöhre übergeht. Zu diesem Fall
äußerte sich Herr Weisse.
Herr R. Lauche berichtete hierauf unter Vorlage von Beleg-
exemplaren über interessantere Pflanzenfunde aus der Oberlausitz,
anderen Teilen der Mark, aus Schlesien usw., über Gallen und
andere Abnormitäten (Anagallis mit reichverzweigter Inflorescenz,
Carex leporina mit eigentümlichen Stützblättern, die er in dieser Form
seit einigen Jahren in Kultur hat, Zlatine hexandra seit 15 Jahren
zum erstenmal wieder aufgefunden, Juncus obtusiflorus neu für
Schlesien u. a.)
Zum Schluß gab Herr F. Tessendorff einen kurzen Bericht
über eine von ihm ausgeführte Bereisung von Moorgebieten.
Sitzung vom 15. Dezember 1916.
Herr H. Harms sprach über Mittel und Wege zur Förde-
rung der Gallenforschung in unserer Provinz. Als Endziel
stellte er die Abfassung einer Gallenfiora der Mark Brandenburg
hin; notwendige Vorarbeiten dazu sind eine umfassende Sammel-
tätigkeit und ein vorläufiges Verzeichnis der bisher aus der Provinz
bekannten Gallen, von dem er sich eine Anregung zu weiteren For-
schungen auf dem Gebiet versprach, Er berichtete zugleich über
eigene Studien, die er in dieser Richtung bereits in Angriff genommen
hatte, und wies auf die bisher erschienenen Arbeiten hin, die sich mit
märkischen Gallen beschäftigen; insbesondere hob er die großen
Verdienste unseres Mitgliedes, des Herın O. Jaap, um die Gallen-
kunde der Umgebung von Triglitz in der Prignitz hervor. Vergl.
auch die „Aufforderung zum Sammeln der Gallen in der Provinz
Brandenburg“ in unseren Verhandl. LVII. 1916. (1917), S. 168.
Außerdem besprach er eine Reihe von Arbeiten, die sich mit der
Gallenkunde verschiedener Gebiete Mitteleuropas beschäftigen; das
Studium dieser Aufsätze wird auch auf die märkischen Forschungen
befruchtend einwirken können. Er legte ferner zwei unter-
irdische Gallen vor, nämlich 1. Die Sproßspitzengalle von (ecidomyia
12*
180 Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre.
Brauweri Handlirsch (in Verh. Zool.-bot. Ges., Wien XXXIV. 1884,
135 t. V.), die er neuerdings im Grunewald bei Nikolassee gesammelt
hatte; sie besteht in Verdickungen unterirdischer eiförmiger oder
fast rundlicher bis breit kegelförmiger Knospen, deren eiförmige
oder lanzettliche Schuppenblätter etwas fleischig und gelblich verfärbt
sind. Diese Galle hatte er im vorigen Jahre (August 1915) stellen-
weise in großer Menge bei Sachsa a. Harz im Walde wie besonders
auf Brachäckern angetroffen; in der Umgebung Berlins scheint sie
noch nicht beobachtet worden zu sein. Man sollte auf diese Galle
bei uns achten; da sie unterirdisch ist, wird sie leicht übersehen.
Abbildung auch bei C. Houard, Zooc£cid. des pl. d’Europe II. (1909),
128 (als Perrisia Brauer:). Bei H. Roß (Pfizgall. Mittel- u. Nord-
europ. [1911] 163) wird sie als Dasyneura Braueri erwähnt. 2. Die
bei Cruciferen verbreitete Käfergalle von Ceutorrhynchus auf Berteroa
incana aus der Umgegend Berlins, bestehend in rundlichen, knollen-
artigen Verdickungen des Wurzelhalses.
Darauf legte Herr H. Harms vor: die Arbeit von Ew. H.
Rübsaamen, Beitrag zur Kenntnis außereuropäischer Gallmücken
(Sitzungsber. Gesellsch. Naturforsch. Freunde, Jahrg. 1915, Nr. 9,
S. 4381—481). Unser verstorbenes Mitglied E. Ule hat auf seinen
Reisen in Brasilien eine große Anzahl Gallen gesammelt, etwa 1300,
wie ich bereits in meinem Nachrufe (Verh. Bot. Ver. Prov. Branden-
burg LVII. [1916] 169) erwähnt habe; außerdem hat er in vielen
Fällen die Tiere, in diesem Falle Mücken, aus den Gallen gezüchtet.
Die Bearbeitung der Gallensammlung E. Ule’s hat Herr Professor
Rübsaamen in Metternich b. Coblenz besorgt und darüber zwei
größere Abhandiungen veröffentlicht (Marcellia IV. [1905] 65—85,
115—138; VI. [1907] 110—173; VI. [1908] 15—79). Rübsaamen
benannte nach Ule nicht weniger als zwei neue Gattungen der Gall-
mücken (Ulea und Uleella) und außerdem zwei neue Arten (Tarso-
nemus Ulei, eine Milbe, und Dactericera Ulei, eine Psyllide); ferner
stellte er auf Ule’s Material außer den beiden eben genannten
Gattungen noch vier neue Genera auf. Es fehlte bisher noch die
Aufarbeitung der Gallensammlung Ule’s von seiner letzten Reise.
In der vorliegenden Arbeit hat nun R. eine Anzahl Gallmücken
(Cecidomyiden) dieser Ausbeute beschrieben. Ule selbst hatte diese
Mücken aus den Gallen gezüchtet und mitgebracht. Das in Alkohol
konservierte Material gehört jetzt dem Königl. Zoolog. Museum zu
Berlin. Es haben sich dabei zehn neue Gattungen ergeben, deren
Auffindung man Ule verdankt. — In dieser Arbeit beschreibt R.
außerdem noch die neue Schrzomyia ericae von Süd-Afrika, Erzeugerin
Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre. 181
von Zweigspitzengallen, und Dasımeura Dielsiü, die auf Acacia cyclops
eigenartige Blütengallen hervorruft. Trockenmaterial letzterer Galle
hatte R. von L. Diels erhalten, der sie zusammen mit E. Pritzel
in West-Australien sammelte; die Mücke ist aus den bereits trockenen
Gallen ausgeschlüpft.
An der Erörterung hierüber nahmen die Herren Wächter,
Jahn und Wittmack teil.
Herr Fr. Duysen kam auf die in der vorigen Sitzung vorgelegte
Doppeikarotte zurück, die er als eine durch einen Spatenstich zu-
fällige entstandene Pfropfung erklärt.
Darauf zeigte Herr J. Hillmann folgende bemerkenswerte
Flechtenfunde vor: Lecanora heidelbergensis, zuerst bei Heidelberg
gefunden, aus der Uckermark; Cladonia erispata, eine Art Tirols, von
Jaap in der Prignitz festgestellt und von ihm selbst bei Barut.
Herr L. Wittmaek hatte ein Riesenexemplar einer Pastinak-
wurzel mitgebracht, das die Länge von 62 cm und ein Gewicht von
0,85 kg besaß, und bemerkte dazu, daß dieses Gemüse in England
sich größerer Beliebtheit erfreue als bei uns. Sie soll übrigens nach
Trojan, der dieses Gemüse besonders schätzte, ein gutes Mittel
gegen Zahnschmerzen sein.
Herr E. Jahn legte sodann eine von Herrn Geisenheyner
eingesandte Arbeit: „Ueber Panaschierungen und Sektorialchimären“
vor (vergl. S. 51).
Herr Th. Loesener zeigte und besprach das Heft 2/3 der „Mit-
teilungen des Bergischen Komitees für Naturdenkmalpflege 1916“,
worauf Herr Tessendorff den Schriftenaustausch mit dem Komitee
anregte.
Endlich sprach Herr E. Jahn über sogenannte „Hexenringe“,
die durch ringförmige Anordnung der Fruchtkörper von Tricholoma
personatum und Tr. sudum zustande kommen und sich gelegentlich auf
feuchten Wiesen finden. Man hat ein zentrifugales Wachstum des
Mycels angenommen, das auf die Entwicklung des Grases von Ein-
fluß sein müsse. Auch Hennings habe sich mit der Erscheinung
beschäftigt, die aber noch weiter zu beobachten sei. In der Dis-
kussion, zu der die Herren Reinhardt, Wittmack und Jahn sich
äußerten, wurde darauf hingewiesen, daß manche dieser Hexenringe
einen Durchmesser von 50 m erreichen können. Das Mycel müsse
in solchem Falle eine Wachstumszeit von 75 Jahren hinter sich haben.
182 Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre.
Zum Schluß bat Herr F. Tessendorff um Einsendung von
Material von Kuphrasia, einer Gattung, mit der er sich jetzt näher
zu beschäftigen angefangen habe und die ja auch in der Mark in
einigen Arten vertreten ist.
Sitzung vom 19. Januar 1917.
Der Vorsitzende macht Mitteilung vom Tode von Georg
Volkens, der am 10. Januar 1917 unerwartet einem Herzschlage
erlag, und widmet dem Entschlafenen einige Worte dankbarer
Erinnerung.
Darauf verliest er das von Georg Schweinfurth auf die
ihm vom Verein zum 80. Geburtstage ausgesprochenen Glückwünsche
eingegangene Antwortschreiben (vergl. oben S. 160).
Sodann hielt Herr Dr. H. Schäfer, als Gast, einen ausführ-
lichen Vortrag über die Flora Kameruns und die Vegetation der
kanarischen Inseln, auf denen er einige Tage zubrachte, wohin-
gegen er in Kamerun 4 Jahre gelebt hat bis zum Ausbruch des
Krieges. Zur Veranschaulichung seiner Ausführungen zeigte er
eine größere Anzahl von Vegetationsbildern in Form ausgezeichneter
stereoskopischer Aufnahmen. Mit Hilfe von zwölf Stereoskop-
Apparaten gelangten die Aufnahmen prachtvoll plastisch zur An-
schauung. (Vergl. Abh. Naturforsch. Ges. Görlitz XXVIL. 1917, 458.)
Sitzung vom 16. Februar 1917.
Der Vorsitzende teilte den Tod zweier Mitglieder mit: des
Geh. Justizrats Herrn E. Uhles, gestorben am 19. Dezember 1916,
und der Frau Prof. Dr. Höck, die am 21. Dezember 1916 ihrem
Ehemanne in den Tod gefolgt war. Sie hatte dem Kgl. Botanischen
Museum in Dahlem die wertvolle Bibliothek ihres verstorbenen Mannes
als Geschenk überwiesen und dabei bestimmt, daß die in der Bibliothek
des Botanischen Museums bereits vertretenen Werke dem Vereine
zufallen sollten.
Darauf verlas er ein von Herrn J. Winkelmann als Antwort
auf seine Ernennung zum Ehrenmitgliede eingegangenes Dankschreiben
und teilte mit, daß aus der Bibliothek unseres verstorbenen Mit-
gliedes G. Volkens noch einige Werke zu mäßigen Preisen abgeb-
bar seien.
Herr F. Tessendorff machte folgende Vorlagen:
1. Des Albums, das eine Sammlung von Photographien unserer
Mitglieder enthält, unter Aufforderung, man möge die
Kollektion durch Einsenden von Bildnissen weiter ergänzen;
Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre. 183
2. der Abhandlung von Leo von zur Mühlen (Riga) über
die Entstehungsgeschichte der Hochmoorseen, wobei er die
Ursachen, die die Bildung von Tümpeln und Seen auf den
Hochmooren bedingen, besprach;
3. der Arbeit von A. Voß, „Der Botanikerspiegel von 1905
und 1910“, die sich mit Otto Kuntzes Nomenklatur befaßt;
4. der in den Sitzungsberichten der Berliner Akademie der
Wissenschaften, 1916, Heft L, S. 1198, erschienenen Ab-
handlung von J. Orth, „Das biologische Problem in Goethes
Wahlverwandschaften“.
Herr L. Diels sprach darauf über das Vorkommen und die
Verwertbarkeit von Cornus sangwinea L. und C. mas L. Die Literatur
darüber sei nur mangelhaft; er habe deshalb eine Rundfrage an
28 Botaniker gerichtet. C. sangwinea gehört zur größten Gruppe
der Gattung, der Sect. Thelyerania Endl., Subsect. Amblycaryum
Koehne; die Verbreitungsgrenze, die Vortragender auf einer Karten-
skizze eingetragen hat, reicht über die der Buche hinaus, mit deren
Grenzverlauf sie sonst viel Aehnlichkeit hat. In der Mark ist die
Pflanze vielleicht in den alten Stromtälern besonders verbreitet.
Häufig anzutreffen ist sie in den deutschen Mittelgebirgen in den
tieferen Lagen, in Laubwäldern und Gebüschen. Als deutsche Namen
werden in den Büchern angegeben: „Hartriegel“, oder Volksnamen,
die mit „Weide“ zusammengesetzt sind, wie Blutweide, Rainweide.
Was die Verwendung betrifft, so soll die Rinde als Bast, das Holz
als Wurstholz, die Früchte gegenwärtig als Kaffee-Ersatz in Gebrauch
sein. Ob das in den Früchten enthaltene Oel noch irgendwo ge-
wonnen wird, ist nicht bekannt. Die Angabe, daß es ein brauch-
bares Brennöl gebe, stamme wohl von Matthioli. Ausbeutung und
Gewinnung wäre leicht, z. B. in der Gegend von Hannover und im
Rheinland. Es käme zunächst darauf an, festzustellen, wo die Pfianze
häufig genug vorkommt. — Die andere Art, C. mas L., gehört in
eine andere Gruppe, in die Sect. Macrocarpıum Spach. Das Areal
dieser Gruppe ist, wie die vorgelegte Kartenskizze zeigte, bedeutend
zerrissener, so bildet das Gebiet von €. mas in Deutschland nur
einzelne Inseln, an der Saar, am Oberrhein, ferner oberhalb Regens-
burg, im Harz und Thüringen. Ob man die Verbreitung als eine
pontische zu betrachten habe, erscheine fraglich, eher wohl als eine
ägäische. Der Strauch scheint sich gegenwärtig in der Defensive
zu befinden. Der in den Floren angegebene Name ist „Öornelkirsche“,
volkstümliche Bezeichnungen sind „Herlitze“ oder „Dirlitze“. Das
184 Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre.
Holz wurde früher zu Spazierstöcken verwendet. Die Blüten ent-
halten Honig, die Früchte Zucker, aber kein Oel. Im allgemeinen
fruchtet die Pfianze- schlecht, vielleicht erst besser im Alter. Die
Geschlechtsverhältnisse müßten noch genauer untersucht werden.
Man möchte daher, wo dazu (Gelegenheit ist, darüber noch Beob-
achtungen anstellen.
Was C. sanguwinea betrifft, so sei hier noch verwiesen auf
L. Diels: „Ueber den Hartriegel, eine weniger bekannte Oelpflanze
der Heimat, in Nr. 4 der Merkblätter des Königlichen Botanischen
(zartens und Museums zu Berlin-Dahlem über die Verwendung nutz-
barer Gewächse der heimischen Flora April 1917“, mit Abbildungen.
An der sich anschließenden Debatte beteiligten sich die Herren
Emmerling, Tessendorff und Jahn.
Danach berichtete Herr E. Jahn im Anschluß an die Arbeiten
von C. Sauvageau und H. Kylin über die in letzter Zeit entdeckte
Sexualität von Laminaria. Bei dieser Gattung bringen die Sporangien
Schwärmsporen hervor. Die Untersuchung der Entwicklung der-
selben, auf die der Vortragende näher einging, habe ergeben, daß
die Sporen zunächst einen Thallus mit Antheridien und Oogonien
bilden. Erst aus der befruchteten Eizelle entstehe die große
Laminarie.
Sitzung vom 16. März 1917.
Der Vorsitzende machte Mitteilung vom Tode unseres Mitgliedes,
Fräulein G. Bartusch in München, die früher auch für den Verein
als Zeichnerin tätig gewesen war. Darauf verkündete er fünf neue
Mitglieder und berichtete, daß der Provinzial-Ausschuß die bisherige
Unterstützung wieder bewilligt habe, und daß das Ehrenmitglied,
Herr Fr. Stephani, im nächsten Monat seinen 75. Geburtstag feiere.
Herr H. Harms verlas sodann die Selbstbiographie unseres
G. Volkens, die dieser seinerzeit für den Verein bestimmt hatte,
und knüpfte daran noch einige eigene Ausführungen über die Per-
sönlichkeit und die Verdienste des Verstorbenen um unseren Verein
(Vergl. S. 1).
Darauf legte Herr F, Tessendorff einige neuere Literatur
vor, nämlich eine Arbeit von S. E. Brunies (Basel) über den
schweizerischen Nationalpark, ferner die von E. Rübel, K. Schroeter
und H. Brockmann-Jerosch entworfenen Programme’) für geo-
?2) Die von der Pflanzengeographischen Kommission der Schweizerischen
Naturforschenden Gesellschaft (Beiträge zur geobotanischen Landesaufnahme)
Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre. 185
botanische Arbeiten (Gebietsmonographien, Monographien einzelner
Pflanzengesellschaften usw.) und regte an, auch für unser Gebiet
solche Programme aufzustellen.
Ferner teilte er mit, daß in einer Kreuznacher Zeitung die
Samen der Vogelwicke als Ersatz für Linsen empfohlen worden
seien, woran sich eine längere Diskussion zwischen den Herren
Harms, Herter, Reinhardt, Duysen und Tessendorff ent-
spann. (Vergl. S. 139).
Herr Fr. Duysen kam nochmal auf die kugelige Anschwellung
an der Kiefernwurzel zu sprechen, die er in der Novembersitzung
vorgelegt hatte und die auf rein physikalische Einflüsse zurückzu-
führen sein müsse, da wenigstens eine pilzliche Schädigung nicht
vorliege, wie die seither ausgeführte Untersuchung gezeigt habe.
Zum Schluß legte Herr E. Jahn Literatur über Pilze vor,
nämlich „Mittel und Wege zur Pilzkenntnis“ von G@. Dittrich, und
ein altes Pilzbuch aus dem Jahre 1729 von P. A. Micheli, Nova
plantarum genera, das er zur Aufklärung einer Nomenklaturfrage
betreffend Myxomyceten durchgesehen hatte. Es handelte sich um
die Namen Spumaria und Mucilago. Da die Berechtigung des Namens
Mucilago sich aus der alten Literatur nicht erweisen läßt, müsse der
Name Spumaria erhalten bleiben.
Sitzung vom 20. April 1917.
Der Vorsitzende teilte mit, daß unser Miglied, der bekannte
Diatomeenforscher Prof. Dr. h. ec. Otto Müller am 29. März d. J.
verstorben und unser Bücherwart, Herr F. Tessendorff, zur Fuß-
artillerie eingezogen sei. Als Ort für den geplanten Frühjahrsausflug
habe man Paulinenaue in Aussicht genommen.
Herr H. Harms berichtete, daß unser Mitglied J. Mildbraed
aus der Umgegend von Marseille, wo er sich in Gefangenschaft
herausgegebenen Hefte, die den Bericht. d. Ges. Bd. XXIV. (1916) beigelegt
wurden, sind: 1. Ed. Rübel, Vorschläge zur geobotanischen Kartographie,
14 S., 12 Tafeln; einzeln käuflich zu 1,50 Fr. (ausgeg. 26. Sept. 1916). —
2. E. Rübel, C. Schröter, H. Brockmann-Jerosch, Programme für
geobotanische Arbeiten; 28 S., einzeln käuflich zu 1 Fr. (ausgeg. 30. Nov. 1916).
— Wir empfehlen beide Hefte, besonders aber das letztere, der sorgfältigsten
Beachtung aller, die sich mit iloristischen und pflanzengeographischen Arbeiten
beschäftigen; sie bieten eine vortreffliche Uebersicht der bei solchen Forsehun-
sen zu berücksichtigenden Fragen und werden schon dadurch allein, wie zu
hoffen ist, beiruchtend auf die Pflanzengeographie einwirken. Besonders
nützlich sind auch die beigegebenen Literatur-Hinweise.
Die Schriftführer des B. V.
186 Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre.
befand, nach der Insel St. Martin de R& westlich La Rochelle (Dep.
Charente inferieure) gebracht und daß er Offiziersstellvertreter ge-
worden sei.
Herr H. Harms legte sodann den Jahrgang 1916 der „Mit-
teilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft“
vor, die einen stattlichen Band von 360 Seiten in prächtiger Aus-
stattung und mit zahlreichen Abbildungen geschmückt darstellen.
Wir begrüßen mit besonderer Freude diesen Band, der wiederum
Zeugnis von der unermüdlichen Tatkraft des Präsidenten der Gesell-
schaft. unseres Mitgliedes Dr. Fritz Graf von Schwerin, ablest,
dem es trotz der Ungunst der Zeitverhältnisse gelungen ist, die
unter seiner Leitung stehenden „Mitteilungen“ so reich, mannigfaltig
und anregend auszugestalten, wie nur je in Friedenszeiten. Finden
wir doch im vorliegenden Bande Aufsätze, die nicht nur dem Baum-
kenner und Baumliebhaber von Wert sind, sondern auch solche, die
der wissenschaftlichen Forschung dienen. Unter den letzteren sei
beispielsweise die Arbeit unseres Mitgliedes, Herrn R. Pilger, über
die Taxales genannt, eine Zusammenfassung aller Forschungen aus
neuester Zeit über diese dendrologisch wichtige Koniferengruppe,
eine auf breitester Grundlage aufgebaute und mehr für die Dendro-
logen berechnete Ausgestaltung und Erweiterung seiner 1903 in
Engler’s Pflanzenreich erschienenen Monographie der Taxaceae; im
Anschluß daran geben Praktiker eine Reihe von Notizen über die
Winterhärte der Taxales in Deutschland (Jensen, H. A. Hesse,
A. Purpus, Nohl). So sehen wir innerhalb der Gesellschaft ein
erfreuliches und für beide Teile ersprießliches Zusammenwirken von
Wissenschaft und Praxis. — H. Schenck führt uns im Anschluß an
eine stattliche Verbänderung an Pinus pinaster von der Insel Madeira
alle derartigen Monstrositäten an Nadelhölzern vor, von denen die
Literatur Kunde gibt oder die er in erreichbaren Sammlungen
studieren konnte; ein wichtiger Beitrag zur Kenntnis dieser morpho-
logisch höchst interessanten und in mannigfaltigster Form auf-
tretenden Bildungsabweichungen, von denen hier eine ganze Reihe
in bildlicher Wiedergabe vorgeführt wird. — Eine für die Baum-
kunde sehr wichtige Arbeit ist die von Dr. Goeze: Liste der seit
dem 16. Jahrhundert bis auf die Gegenwart in die Gärten und
Parks Europas eingeführten Bäume und Sträucher; eine Arbeit, die
auf gründlichen jahrelangen Literaturstudien fußt und eine empfind-
liche Lücke in unseren dendrologischen Kenntnissen ausfüllt. Die
behandelten Arten sind nach den Heimatländern angeordnet (Europa,
Südeuropa bezw. Mittelmeerländer, Orient, Nord- und Zentralasien,
Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre. 187
Himalaya, China und Japan, Nordamerika bezw. Mexiko und Chile).
Innerhalb dieser geographischen Gruppen werden sie nach Familien
aufgezählt; bei jeder Art wird die Jahreszahl der Einführung bei
uns und der betreffende Garten, der Sammler oder das Einführungs-
land im allgemeinen angegeben. Einleitungen zu jedem Abschnitt
belehren über die Zahl und Bedeutung der aus den verschiedenen
Ländern herrührenden Einführungen; eine steigende Bedeutung hat
in dieser Hinsicht in letzter Zeit bekanntlich Ostasien gewonnen,
das schließlich das bis zum Jahre 1910 an erster Stelle stehende
Nordamerika überholt hat; in einem dendrologischen Wettkampf
müßte die Neue Welt also vor der Alten die Segel streichen. Ohne
der Bedeutung dieser fleißigen Arbeit irgendwie zu nahe treten zu
wollen, sei es doch gestattet, hier auf folgenden Mangel hinzuweisen.
Es wäre nämlich äußerst nützlich gewesen, wenn der Verfasser bei
jeder Jahreszahl die Literaturstelle genau angeführt hätte, aus der
er das Datum der Einführung entnahm; er weist freilich in der Ein-
leitung auf verschiedene Quellenwerke hin, aber man vermißt doch
oft gerade bei älteren Einführungen den Hinweis auf die Literatur
darüber; wäre dieser in jedem Falle beigesetzt worden, so wäre der
Wert dieser Zusammenstellung beträchtlich höher als er schon ohne-
dies ist. Wir wollen aber zufrieden sein, daß wir dieses Ergebnis
jahrelanger Studien, so wie es ist, jetzt vor uns haben; der einzelne
Forscher möge dann die Quellenschriften selbst nachsehen, falls er
noch genauer in die Geschichte der Einführung eindringen will.
Nützliche Angaben über die in. den verschiedenen Gebieten tätig
gewesenen Sammler finden wir in den einleitenden Bemerkungen. —
Für die Schädlingsbekämpfung ist der Aufsatz von Fr. Scheidter
wichtig: Tierische Schädlinge an Gehölzen. Er ist offenbar ent-
standen aus verschiedenen an die Gesellschaft gerichteten Anfragen
über die Ursachen gewisser Fraßerscheinungen und Schädlichkeiten
sowie die Mittel zu ihrer Beseitigung. Mit Hilfe treiflicher Ab-
bildungen wird Belehrung geboten über den Fraß durch den
Grünrüßler Phyllobius psittacinus, Schaden durch Weiden-Gallmücken,
Zerstörungen an Eschen durch Borkenkäfer (Hylesinus), Schüdläuse
an Fichten, Eichengallen und Fichtengallen usw. — Von dem
sonstigen Inhalt des Bandes seien noch die lebensvollen Schilderungen
erwähnt, die uns Fraude von den Parks und Gärten der Herrschaft
Putbus, Siehe von der Flora und dem Baumbestand des Innern
Kleinasiens liefert. ©. Sprenger gibt uns anziehende dendrologische
Schilderungen aus dem ihm vertrauten griechischen Gebiete, bei
verschiedenen Gelegenheiten die Kulturgeschichte in den Kreis seiner
189 Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre.
Betrachtungen ziehend (z. B. über Oelbaum und Oleaster; neue Mit-
teilungen über den Lorbeer). Zahlreiche im Felde weilende Mit-
glieder der Gesellschaft haben ihre Beobachtungen aus den Kriegs-
gebieten (Belgien, Frankreich, Polen, Serbien) mitgeteilt, die unter
dem Titel „Dendrologische Feldpost“ zusammengestellt wurden.
Groß ist daneben natürlich die Zahl kleinerer Mitteilungen über
interessante Gehölze oder einzelne eigenartige Bäume. — Möge es
dem Herausgeber gelingen, die folgenden Bände ebenso reich und
anziehend zu gestalten!
Weiter machte Herr H. Harms ausführliche Mitteilungen über
die Zitterlinse, Vieia hörsuta (Vergl. S. 139).
An der sich hieran anschließenden Debatte beteiligten sich die
Herren Duysen, Loesener, P. Schulz, Herter und.n Bere
Herr E. Jahn besprach die neueren Arbeiten über Basidiomy-
ceten. Er ging auf die Untersuchungen von Dangeard über die
Karyokinese und auf das Problem der Sexualität, das bei den
Ascomyceten durch Claussens gründliche Studien schließlich auf-
zeklärt wurde, näher ein. Die Bildung der Doppelkerne bei den
Ascomyceten, die von Kniep untersuchten Schnallenbildungen bei
den Basidiomyceten, die den Pferdekopfgebilden bei den Ascomyceten
entsprechen, die parallel verlaufende Karyokinese u. a. wurden von
dem Vortragenden eingehender erörtert. — Im Anschluß hieran
entspann sich eine kurze Diskussion zwischen Herrn Duysen und
dem Vortragenden.
Zum Schluß machte Herr E. Jahn nähere Mitteilungen über
die Ergebnisse seiner eigenen weiteren Arbeiten über die Natur-
geschichte der Myxobakterien. In der Umgebung Berlins kommen
mehrere primitive Arten vor, die eine Untersuchung des vegetativen
Zustandes und der Natur der eigentümlichen langgestreckten Stäbchen,
die den Schwarm bilden, gestattet haben. Das Merkwürdigste ist
die ungeheuere Schleimerzeugung durch diese Stäbchen, die sich
kreisförmig ausbreiten und eine Schleimscheibe hinter sich zurück-
lassen. Durch diese Schleimerzeugung bewegen sich die Stäbchen
auch fort.
Unter der von ihm neu aufeefundenen Form ist eine neue
Gattung Melittangium sehr merkwürdig, Die Stäbchen erzeugen
hier den Schleim, der die Cystenwand des Fruchtkörpers bildet, in
der Weise, daß sie sich parallel legen und nun den Schleim nur
mit ihren vorderen Spitzen absondern. Sie bilden die Cystenhaut,
also genau so wie die Bienen eine Wachswand. Jedes Stäbchen
Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre. 189
läßt auch eine Grube in der erhärteten Haut zurück, sodaß bei der
Keimung das zurückbleibende Häutchen eine schöne wabenartige
Skulptur zeigt.
Sitzung vom 18. Mai 1917.
Nachdem der Vorsitzende ein neues Mitglied verkündet hatte,
machte\er Mitteilung vom Tode zweier früherer Mitglieder: Professor
Dr. Karl Supprian, Oberlehrer in Altona, sei im April d. J. an
der Westfront als Hauptmann gefallen, und Prof. Dr. H. Rottenbach
am 5. Mai verstorben. Aus dem Felde seien Grüße eingetroffen von
den Herren Claussen (aus Mitau) und Tessendorff (aus Lötzen).
Herr H. Harms widmete einige Worte der Erinnerung den
beiden eben genannten Verstorbenen.
Darauf sprach Herr Th. Loesener über Kaffee-Ersatzstofte.
Die Kaffee-Surrogate würden entweder von Früchten und Samen
oder von Wurzeln oder Wurzelstöcken geliefert. Von Früchten
kommen in Betracht Eicheln (zugleich auch als Mastfutter wichtig),
Bucheckern (wegen ihres Oelgehaltes aber wohl besser zur Oel-
sewinnung zu benutzen), Berberitzenfrüchte, neuerdings die Mehl-
beeren und besonders die Früchte des Weißdorns, zu deren Ein-
sammeln die Kriegsgesellschaft für Kaffee-Ersatz durch Verbreitung
eines Flugeblattes und Einrichtung einer großen Zahl von über ganz
Deutschland verteilten Sammelstellen aufgefordert hat, ferner die
Samen der Roßkastanie, die aber ebenfalls zur Oelgewinnung und
auch zur Seifenfahrikation wohl notwendiger sind. Was Kräuter
und Staudenpflanzen betrifft, seien zu nennen: die Sonnenblume, deren
Samen indessen gleichfalls besser für die Oelgewinnung freigehalten
würden. Wichtiger seien Lupinensamen, die aber erst von ihrem
sesundheitsschädlichen Bitterstoff befreit werden müssen. Am ge-
eignetsten und gesündesten seien jedenfalls die Getreidesamen, Gerste
und Roggen, wie sie im Malzkaffee, Kornfrankkaffee usw. in Ge-
brauch sind. Auch Maiskörner können so verwendet werden. In
der Literatur werden ferner die Samen von Iris pseudacorus als Für
diesen Zweck benutzbar angegeben. Sehr gut sollen sich auch
Spargelsamen dazu eignen.
Zu Kaffee-Ersatz verwendbare Wurzeln oder Rhizome lietern
tolgende Pilanzen: Am bekanntesten und seit den Zeiten Friedrichs
des Großen in Gebrauch ist die Zichorie. Ebenso können Schwarz-
wurzeln und auch die Wurzel des Löwenzahns verwendet werden,
ferner Runkelrüben, die übrigen Rüben (Brassica), Mohrrüben, ja
sogar auch die Kartoffeln, die aber als Nahrungsmittel schon sonst
zu stark benötigt werden, und endlich das Queckenrhizom.
190 Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre.
Röstversuche hatte der Vortr. mit Quecken- und Taraxacum-
wurzeln gemacht. Zwei von ihm hergestellte Proben zeigte er vor,
ebenso eine ihm von der Kriegsgesellschaft für Kaffee-Ersatz zur
Verfügung gestelite Probe, die zu einem großen Teile aus gerösteten
Orataegussamen hergestellt war. Sehr käme es auf die Art und den
Grad des Röstens an, was schließlich Sache der praktischen Er-
fahrung sei. Zum Schluß verlas er einige Schreiben der Kriegs-
gesellschaft für Kaifee-Ersatz und des Kriegsausschusses für Kaffee,
Tee und deren Ersatzmittel, unter besonderer Berücksichtigung eines
Gutachtens über die Gefährlichkeit des Coffeins. Ausführlichere
Angaben über diesen Gegenstand finden sich in dem von L. Diels
herausgegebenen Buche „Ersatzstoffe aus dem Pflanzenreiche“, Kap. 12,
das in einigen Wochen erscheinen soll.
An der Debatte beteiligten sich außer dem Vortr. die Herren
Schikora, Duysen, Hauchecorne und Wittmack.
Herr W. Hauchecorne berichtete über den Stand seiner Arbeiten
am Forstbotanischen Merkbuche. Man möge ihm nichts nach-
tragen, er sei seit 1910 und besonders seit Kriegsausbruch zu stark
durch dienstliche Berufsaufgaben in Anspruch genommen worden,
auch sei ein Teil des Manuskripts verloren gegangen, so daß er das
Verlorene aus dem Aktenmaterial nochmals zusammenzustellen ge-
nötigt sei. Diese Arbeit sei ihm selbst Herzenssache und er hoffe
sie nunmehr bald endgiltig zum Abschluß bringen zu können. (Ein
Teil des Manuskripts ist inzwischen an den Verein abgeliefert.)
Im Anschluß hieran macht der :Vortr. Mitteilung von Beob-
achtungen an Holzgewächsen und erörtert die Schwierigkeit der
Unterscheidung unserer beiden Eichenarten, der durch terrassen-
artigen Aufbau gekennzeichneten Stieleiche und der mehr besenartig
wachsenden Traubeneiche, die durch Kreuzung oft ineinander über-
gehen. Aehnlich sei es bei den Birken, die gleichfalls viele Hybriden
erzeugen. Er bespricht das Vorkommen der Betula carpathica auf
dem Fläming. Auffallend sei es, daß Wie auf so vielen Bäumen
wachsende Mistel auf unseren Eichen nicht vorzukommen scheine.
Auch auf bemerkenswerte Standorte der Eiben geht der Vortr. näher
ein (Veronikaberg bei Martinroda, Kammerlöcher bei Elgersburg,
Normandie), die meistens bezüglich ihres Alters überschätzt würden.
Die in Rußland häufige Sommerlinde habe er bei Buckow überall
eingesprengt gefunden, sie sei wohl in den märkischen Wäldern an
beiden Seiten des Urstromtales urwüchsig. Als floristisch bemerkens-
wert teilt er weiter mit, daß er bei Buckow am Scharmützelsee
Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre. 19
Linum perenne gefunden habe. Es sei der einzige Standort in Nord-
deutschland. Die Art soll von Pfahlbauern gebaut sein, gegenüber
der Fundstelle habe ein Pfahlbau gestanden. Die Art könnte somit
dort urwüchsig sein.
In der sich anschließenden Erörterung wurde diese Vermutung
von Herrn E. Jahn angezweifelt.
Danach besprach Herr Fr. Duysen einige neuere Literatur über
eßbare und giltige Pilze, nämlich drei Publikationen von Hans
Schnegg in Weihenstephan: 1. Die eßbaren Pilze und deren Be-
deutung für unsere Volkswirtschaft, mit 32 Abbildungen, München,
Verlag Natur und Kultur, 1916; 2. Merkblatt für die Giftpilze;
3. Unsere Giftpilze und ihre eßbaren Doppelgänger.
Zum Schluß sprach Herr A. Born über einen neuen Standort
von Gymnadenia cucullata (vergl. S. 136).
In der Diskussion berichtete Herr Jahn, daß Claussen die
Art von Soldaten aus Mitau erhalten habe.
Sitzung vom 21. September 1917.
Der Vorsitzende machte Mitteilung vom Tode folgender Mitglieder,
der Herren O0. Willmann (Berlin-Schöneberg), H. Schütz (Lenzen)
und A. Lüderwaldt (Stettin). Vier neue Mitglieder seien dem
Verein beigetreten. Bei der Feier des 25jährigen Bestehens der
Deutschen Dendrologischen Gesellschaft im August d. J. habe der
Vorsitzende die Glückwünsche des Vereins persönlich zum Ausdruck
gebracht.
Ein Antrag, Herrn Dr. H. Foerster in Barmen wegen seiner
Verdienste um die Naturdenkmalspflege und um die Floristik in den
Bergischen Landen zum korrespondierenden Mitgliede zu ernennen,
wurde angenommen.
Ferner teilte der Vorsitzende mit, daß das Bild der Dahlemer
Kirche aus dem Nachlasse von G. Volkens der Bibliothek des Ver-
eins geschenkt worden sei. Aus dem Nachlasse von Ferd. Hoff-
mann läge noch ein Angebot von Büchern vor.
Grüße seien eingegangen von unserm Vorsitzenden, Herrn
P. Ciaussen, der nach Riga komme, und vom Bücherwart, Herrn
F. Tessendorff, der sich jetzt an der Ostfront befinde.
Herr H. Harms besprach folgendes Werk: S. Killermann,
Die Blumen des heiligen Landes. Botanische Auslese einer Frühlings-
fahrt durch Syrien und Palästina. Mit einer Bestimmungstabelle
192 Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre.
sowie 5 Tafeln und 60 Abbildungen im Text. Leipzig, J. C. Hinrichs’sche
Buchhandlung, 1916. Der erste allgemeine Teil (ohne die Bestimmungs-
tabelle) ist auch erschienen 1915 als Heft 5 und 6 (zu je 0,60 M.)
des I. Bandes des Sammelwerkes von Dr. G. Hölscher, Das Land
der Bibel, gemeinverständliche Hefte zur Palästinakunde. — Wer
sich in die recht mannigfaltige, in der Hauptsache mediterrane,
jedoch im tiefliegenden Jordantale auch Beziehungen zum so-
genannten afrikanisch-indischen Wüstengebiete aufweisende Flora
Palästinas vertiefen will, muß das bekannte Werk von G. Post,
Flora of Syria, Palestine and Sinai (Beirut, 1896) zu Rate
ziehen, das für genauere Forschungen unentbehrlich ist. Vor-
liegendes Werk ist nun keine eigentliche Flora, es kann aber bis
zu einem gewissen Grade eine solche ersetzen, da es in seinem
zweiten Teile allerdings sehr knapp gehaltene Bestimmungsschlüssel
für die verbreitetsten Arten gibt, die zugleich in recht deutlichen
Figuren abgebildet werden. Für den weniger Krfahrenen ist ein
Anhang sehr nützlich, der eine Zusammenstellung von Palästina-
Pflanzen nach ihrer Tracht und anderen Eigentümlichkeiten bringt
und so das Erkennen der Pflanzen sehr erleichtert. Jeder Palästina-
Reisende, der sich für die Pflanzenwelt interessiert, wird also das
Buch mit großem Vorteil benutzen. Es ist wohl möglich, daß das
so mannigfaltig gegliederte und an großen Erinnerungen so reiche
Land nach dem Kriege mehr besucht werden wird als bisher, da für
uns jetzt der Osten des Mittelmeergebietes mehr Anknüpfungspunkte
bietet als die bisher viel mehr bevorzugte Mitte. Und da kann man
nur jedem Reisenden raten, das Werk als Ratgeber in floristischen
Dingen mitzunehmen. Gar mancher wird bei einer Frühlingsfahrt
in das heilige Land gern auf denseiben Wegen wandeln, die der
Verfasser gegangen ist, der im ersten, längeren Teile seines
Buches sehr anschauliche, lebensvolle Schilderungen der Pflanzenwelt
bietet, dabei oft auf Stellen der heiligen Schrift hinweisend, die viel-
leicht zu den berührten Orten in näherer Beziehung stehen. Von
Beirut ausgehend, begleiten wir den Reisenden über den Libanon,
dessen wunderbarer alpiner Blütenteppich so anziehend beschrieben
wird, mit den vielen Kreuzblütlern, Steinbrech-Arten und Nelken-
gsewächsen. Vom Libanon geht es nach Baaibek mit seiner ver-
schwundenen Tempelpracht, dann nach Damaskus und der rauhen,
eintönigen Steppenlandschaft des Hauran. Weiter durch Galiläa mit
seinen heiligen Orten zum Berge Karmel, in die fruchtbare Ebene
Saron, nach Jerusalem und Jericho uud schließlich an die Gestade
des Toten Meeres. Wir erfreuen uns an der anschaulichen Schilderung
Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre. 193
der Landschaft und bewundern die vielseitige Belesenheit des Ver-
fassers, der eine Fülle anregender, kulturhistorischer Bemerkungen
in seine Darstellung einflicht. Möge das Buch recht viele zu einer
Reise in das heilige Land und dort zu einer eingehenden, aufmerk-
samen Betrachtung der Pflanzenwelt anregen! Ein besonderer Vor-
zug desselben ist noch der nie fehlende Hinweis auf die Kultur-
pflanzen der durchreisten Gegenden, die leider in so manchen Reise-
beschreibungen arg vernachlässigt werden.
Bei dieser (Gelegenheit seien noch zwei ältere Werke Killer-
mann’s erwähnt, die auf dem Grenzgebiete zwischen Kunstgeschichte
und Botanik stehen. Der Verfasser, ein gediegener Kenner unserer
heimischen Flora und der der Mittelmeerländer, beschäftigt sich
mit besonderer Vorliebe mit den Beziehungen zwischen Kultur-
geschichte und Botanik oder Zoologie, wie wohl jeder Leser der
„Naturwissenschaftlichen Wochenschrift“ weiß, die ja mehrere Auf-
sätze von ihm über derartige Gegenstände enthält’). Er geht gerne
den ältesten Nachrichten über die Pflanzen und Tiere nach, weiß
daher gerade mit der Literatur der „Patres“, der Väter der Botanik
und Zoologie, gut Bescheid. In beiden unten angeführten Werken
handelte es sich um einwandfreie Deutung malerischer Darstellungen
von Pflanzen und Tieren aus dem 15. und 16. Jahrhundert; dazu
gehört sowohl eine genaue Kenntnis unserer Flora und Fauna, wie
eine Beherrschung der älteren vorlinn@ischen Literatur.
Das erste, 1910 erschienene Werk ist einem der größten
deutschen Künstler, nämlich Albrecht Dürer (1471—1528) ge-
widmet: A. Dürers Pflanzen- und Tierzeichnungen und ihre Be-
deutung für die Naturgeschichte (Straßburg, J. H. Ed. Heitz [Heitz
u. Mündel], 1910; Studien zur deutschen Kunstgeschichte, Heft 119;
120 S., 22 Tafeln). Der Verf. behandelt alle ihm bekannten Pflanzen-
zeichnungen Dürers und beschäftigt sich mit ihrer botanischen
Deutung. Sie sind freilich nicht allzu zahlreich, meistens nur
Studien, indessen doch von unschätzbarem Werte. Wie der Verf.
nachweisen konnte, haben wir in vielen von ihnen die ersten
oder doch sehr frühe Darstellungen der betreffenden Gegen-
®) S. Killermann, Die ausgestorbenen Maskarenenvögel (Naturwiss.
Wochenschrift, XXX. 1915, S. 353, 369); Die Zitronen und Orangen in Geschichte
und Kunst (a. a. ©. XXXI. 1916, S. 201); Zur Geschichte des Wisents (a. a. O.,
S. 71); Der Alraun (a. a. OÖ. XXXI. 1917, S. 137; vergl. dazu meine Bemerkung
S. 351); Die Entdeckung der Paradiesvögel (a. a. 0. XXXII. 1917, S. 409; vergl.
dazu R. Zaunick, Literaturhinweise zu dem Aufsatze, S. 594); Maischwamm
und Erdsimmerling (a. a. O., S. 430).
Verhandl, des Bot. Vereins f. Brandenb, LIX, 13
194 Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre.
stände vor uns, so in der Mannstreu, im Drachenbaum, in
manchen Heilkräutern wie in gewissen Tieren, worauf hier
nicht näher eingegangen werden Kann. Dürers erste Darstellung
einer Pflanze findet sich auf einem Selbstporträtt aus dem
Jahre 1493, auf dem er in der Hand eine Distel hält, die
bereits Goethe als ein blaublühendes Aryngium deutete (1805).
Nach K. dürfte hier Eryngium amethystinum L. dargestellt sein. Von
außerordentlicher Schärfe und Treue der Darstellung sind manche
Zeichnungen von Heilkräutern, die aus den letzten Lebensjahren des
Künstlers stammen; da finden wir z. B. schöne Bilder der Akelei,
des Schöllkrautes, der Pfingstrose usw. Manche Zeichnungen sprechen
von einer ganz neuen und originellen Auffassung der Natur, wie die
beiden Rasenstücke, die nie mehr geschaffen wurden und nach K.
auch einem modernen Buche über Pflanzenbiozönose zur Zierde
gsereichen würden, so überaus lebensvoll ist ihre Darstellung. Da
Dürer meistens in Nürnberg lebte und besonders Pflanzen und Tiere
seiner Heimat zeichnete und malte, so bilden diese Zeichnungen für
die Geschichte der Nürnberger Flora und Fauna eigentliche „Natur-
urkunden“, so alt und zugleich so treu und schön, wie sich ihrer keine
Stadt Deutschlands und der Welt rühmen kann.
Zwei Höhepunkte des Schaffens können wir in diesen Dar-
stellungen erkennen, das sind die beiden Rasenstücke (besonders das
große, die Darstellung eines kleinen Ausschnittes einer Wiese, mit
äußerst deutlicher Abbildung der einzelnen Arten, die K. fast alle
mit Sicherheit bestimmen konnte) und die Vogelbilder, unter denen
besonders das Bild einer glänzend gemalten Mandelkrähe hervorragt,
und dann die Heilkräuter. Dürer liebte die Natur innig und ver-
senkte sich mit geradezu wissenschaftlichem Interesse in ihre Ge-
heimnisse; daher sind auch seine zeichnerischen und malerischen
Leistungen auf dem Gebiete so hervorragend; er übertrifft durch
Großartigkeit der Auffassung wie auch durch peinlich genaue Nach-
ahmung der Einzelheiten alle anderen Pflanzen- und Tierzeichnungen
jener Zeit, wie sie uns in den Kräuterbüchern oder auf Kunstwerken
entgegentreten. Unserem Dürer gebührt jedenfalls in einer noch
zu schreibenden Geschichte naturkundlicher Illustrationen ein dauern-
der Ehrenplatz.
Ein zweites Werk S. Killermanns, Ihrer Königlichen Hoheit
der Prinzessin Therese von Bayern, der ausgezeichneten Amerika-
forscherin zugeeignet, behandelt: Die Miniaturen im Gebetbuche
Albrechts V. von Bayern (1574). Ein Beitrag zur Geschichte der
Insekten- und Pflanzenkunde (J. H. Ed. Heitz-Straßburg 1911;
u
Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre. 195
90 Seiten und 29 Tafeln.) Das Gebetbuch (im Oktavformat von
14X8 cm) gehört in die Gattung der Miniaturen‘); es ist mit
9 Vollbildern geschmückt, die hauptsächlich Stoffe aus dem
Marienleben behandeln. Ferner ist auf jedem der 132 Pergament-
blätter, die meistenteils beiderseits mit einem lateinischen Texte
beschrieben sind, ein breiter Rand freigelassen, der mit Tierchen,
Blumen und Früchten in geschmackvoller Weise geziert ist; mit
wunderbarer Treue und Feinheit sind die Farben und Formen der
Blumen und Insekten wiedergegeben. Das ganze Buch wird durch
einen rotseidenen Einband zusammengehalten; dazu ist noch ein in
köstlicher Arbeit verfertigter Buchdeckel aus Silber vorhanden, in
den das Büchlein nach Belieben gelegt werden kann. Der Wert des
Buches wird auf 200000 M. geschätzt; der Einband rührt von Hans
Lencker her, die Vollbilder und die Zeichnungen werden vom Ver-
fasser auf Georg Hoefnagel (geb. 1545 in Antwerpen) zurück-
seführt. Der Verf. hat sich nun der Mühe unterzogen, die dar-
gestellten Pflanzen und Tiere wissenschaftlich zu bestimmen. Dabei
ergaben sich recht bedeutungsvolle Aufschlüsse für die Natur-
geschichte des 16. Jahrhunderts; können wir doch beispielsweise aus
dem Buche den Bestand der damaligen Gärten ermitteln und nach-
weisen, welche amerikanischen Pflanzen um 1570 bereits bei uns
d.h. in diesem Falle in einem Münchener Garten, kultiviert wurden.
Außer zahlreichen Gartenpflanzen werden auch viele heimischen
Pflanzen in vortrefflicher Weise dargestellt. In einem eigenen Auf-
satze in der Naturwiss. Wochenschrift (XXIV. 1909, Nr. 13, S. 193
bis 200: Zur ersten Einführung amerikanischer Pflanzen im 16. Jahr-
hundert) hat der Verf. näher auseinandergesetzt, welche amerika-
nischen Einführungen sich bereits im Gebetbuche Albrechts V. ab-
gebildet finden; hier findet sich jedenfalls zum erstenmal Tradescantia
virginica L. dargestellt; ferner ist dort bereits eine Kapuzinerkresse
(Tropaeolum) abgebildet, doch genügt leider das Bild nicht zur
sicheren Bestimmung der Art, vielleicht ist es Tropaeolum minus,
das damals jedenfalls schon gezogen wurde. Von den abgebildeten
amerikanischen Pflanzen seien außerdem noch erwähnt: Tagetes
patula L., Nicotiana tabacum L. (in einem feinen farbigen Bilde),
Mirabilis jalappa L., Ipomoea purpuwrea« Lam. Auch eine Anzahl
orientalischer Blumen sind abgebildet, wie die Hyazinthe, die Tulpe
(diese in verschiedenen Formen). Dieses künstlerisch sehr wertvolle
4) Miniatur (vom lateinisch minium, Mennige) heißt ursprünglich und im
eigentlichen Sinne des Wortes der gemalte Schmuck der geschriebenen Bücher
vor Erfindung des Buchdrucks. “
13*
196 Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre.
Gebetbuch ist ein dauerndes Zeugnis für das Interesse, das im Hause
Wittelsbach immer für Kunst und Wissenschaft rege war; es ist das
erste und ein in seiner Art einzig dastehendes Denkmal, das die
Flora und die dazugehörige Insektenfauna zu schildern sucht, eine
Urkunde für die Naturgeschichte Münchens und seines botanischen
Hofgartens, und schließlich eine der ersten Quellen für die aus
Amerika im 16. Jahrhundert eingeführten neuen Pflanzen. Es darf
daher in einer Geschichte der Botanik nicht übergangen werden.
An der Erörterung nahmen die Herren Diels, Jahn, Harms
und Wittmack teil. Herr Jahn wies darauf hin, daß Solms-
Laubach’) stets ein besonderes Interesse für die Geschichte der
Einführung unserer Zierpflanzen gezeigt habe; in der genannten
Arbeit habe er eine Reihe verbreiteter und formenreicher Zierpflanzen
behandelt und dabei auch einige Punkte grundsätzlicher Art be-
sprochen, die bei derartigen Forschungen zu beachten sind, so daß
seine Ausführungen auch für weitere Untersuchungen nach dieser
Richtung maßgebend sind. Herr Jahn regte an, daß vielleicht Herr
Prof. S. Killermann veranlaßt werden könne, eine Geschichte der
Einführung unserer Zierpflanzen zu schreiben, für die er wegen
seiner vortrefflichen Kenntnis der älteren Literatur wie kein anderer
die nötigen Vorbedingungen besitze. Diese Anregung wurde von
Herrn L. Wittmack unterstützt, der betonte, wieviele Lücken auf
diesem Gebiete noch auszufüllen seien, für das er selbst einige Bei-
träge geliefert habe, über Chrysanthemum indieum (Zum hundert-
jährigen Jubiläum des Chr. ind., Gartenflora XXXVII. 1889, 595
bis 600, hier auch die ältere Literatur, besonders J. B. Rupprecht,
Ueber das Chr. ind., seine Geschichte, Bestimmung und Pflege,
Wien 1833, sowie Ghys, Essai sur le Chrysantheme comprenant son
histoire, Auzin [Nord] 1887; vergl. ferner A. Credner, Chr. ind.
und seine Kultur, Möller u. Voigt, Erfurt und Leipzig, 1889), über
die Georgine (Unsere Herbstfioren und ihre Stammformen, nebst
Nachtrag, Gartenflora LVI. 1907, 617—633, 647, mit Kopien der
ersten Abbildungen der Dahlien aus F. Hernandez, Rer. medic.
Novae Hisp. thesaurus, Rom 1648; Die ersten Abbildungen der
Dahlien, in Sitzber. Ges. Naturf. Freunde [1907] Nr. 9, S. 299—303)
und zur Geschichte der Begonien (Bull. Congres internat. Bot. et
d’Hortieult. St. Pötersbourg 1884, S. 243— 268); eine kurze Geschichte
der 1733 eingeführten Azalea indica lieferte G. Truffaut fil. (Ver-
sailles) in seinem Buche: Etude sur la culture de l’Azalea indica
5) Artikel „Zierpflanzen* im Handwörterbuch der Naturwissenschaften,
(Jena) X. (1915) 929—949.
Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre. 197
(vergl. Gartenflora XLIII. (1894) 420; ganz kurz wird die Geschichte
erwähnt in Gartenflora NXXV. [1856] 581). Herr Diels wies auf die
erst kürzlich von A. W. Hill‘) behandelte Geschichte der Einführung
von Primula obconica Hance hin, eine in mancher Hinsicht vorbild-
liche Studie, in der z. B. das Auftreten der Variabilität in den einzelnen
Merkmalen dieser erst seit 1830 bei uns verbreiteten Primel, sowie
auch die Bastardierungsversuche zwischen ihr und der chinesischen
Primel genau historisch festgelegt sind. Herr Harms erwähnte die
Zusammenstellung Dr. xoeze’s über die Einführungsjahre der Bäume
und Sträucher (in Mitt. Deutsch. Dendrolog. Gesellsch. 1916;
siehe oben).
Herr H. Harms legte einige von ihm im August 1917 bei
Graal in Mecklenburg gesammelte Gallen vor, u. a. die Sproß-
spitzengalle der Zehrwespe /sosoma graminicola auf Triticeum junceum
(Sproßspitze schopfförmig vergrößert, Blattscheiden vergrößert, im
Mark des Stengels eine diekwandige, über 3—4 Internodien sich
erstreckende Larvenkammer; Abbildung in Roß, Pfizgall. Mittel- und
Nordeurop. (1911) 89 Fig. 13, 14 für Agropyrum repens, wo dieselbe
Galle vorkommt). Man findet sie dort am Strande der Ostsee recht
häufig; die befallenen Exemplare stehen meist gruppenweise bei-
sammen und sind durch starke Anschwellung der Sproßspitze leicht
kenntlich, die Blattscheiden sind stark verbreitert und oft violett-
rötlich überlaufen. Auf Phragmites communis findet sich dort am
Strande auch nicht selten die ebenfalls in Anschwellung der Sproß-
spitze bestehende Galle der Fliege ZLipara lucens (Spindelförmige
Anschwellung mit etwas verholzter Achse, Blattscheiden eng
anliegend, stark entwickelt, Blattfläche sehr reduziert oder fast
fehlend). — Auf den Aeckern war die in Anschwellungen der
Blütenknospen bestehende Galle von Dasyneura raphanistri auf
Raphamus raphanistrum sehr häufig. Sehr verbreitet war auch dort
die Käfergalle von Gymnetron an Linaria vulgaris (kugelige bis
eiförmige Knollen am Wurzelhals). Die in unsern Verh. LVIII,
1916, (1917) 153 besprochene Galle’) von Dasyneura galeobdolontis
auf Lameum galeobdolon war in der Rostocker Heide nicht selten
anzutreffen. Auffallend war in diesem Jahre die Seltenheit der
Eichengallen; doch fanden sich an einer Stelle des Waldrandes
6%) Arthur W. Hill, The history of Primula obconica Hance, under
eultivation, with some remarks on the history of Primula sinensis Sab. (Journal
of Geneties II. Nr. 1. [Febr. 1912] 20 S., 2 Tafeln).
?”) Für Mecklenburg ist dort S. 163 nur ein Standort genannt: am Plauer
See (Jaap br.).
198 Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre.
die sonst häufigen Gallen von Drplolepis longiventris und D. quercus
foli in reichster Menge. Als ein bemerkenswerter Fund sei die
Galle von Ahopalomyia tanaceticola auf Tanacetum vulgare angeführt:
Verbildungen und Vergrößerungen einzelner Blüten des Köpfchens.
— Für Mecklenburg besitzen wir eine Zusammenstellung der Gallen
in der Abhandlung von F. Rudow, Die Pflanzengallen Norddeutsch-
lands und ihre Erzeuger (Archiv der Freunde der Naturgeschichte
in Mecklenburg XXIX. 1875, S. 1—96); leider gibt der Verfasser
der schon recht veralteten Arbeit keine genaueren Standorte an.
Herr E. Jahn zeigte einen Pilz, Aydnum pusillum, der von
der Westfront, von unserm Mitgliede Herrn A. Nauwerck, vom
Chemin des dames eingesandt worden war; ferner eine Kultur von
Sporodinia grandis auf einem Stücke eines Riesenbovist unter Hinweis
darauf, daß diese Art 1815 von stud. med. Ehrenberg bei Berlin
entdeckt worden sei, der die Jochsporenbildung daran beobachtet
hatte. Sodann besprach er neuere Literatur unter Vorlage folgender
Werke: 1. Einer neuen Auflage von E. Michael, Führer für Pilz-
freunde, in der die von Herrn Roman Schulz angegebenen Fehler z. T.
verbessert sind und sich auch einige neue Abbildungen finden. 2. Der
Abhandlung von Petersen über die aörophilen Algen Dänemarks
(Studier over Danske Aörofile Alger in Mem. Acad. Roy. Sei. et
Lettres, Kopenhag. 1915), wobei er auf die in feuchtem Sande oder
an Strohdächern lebenden Diatomeen, die sich bei Gattungen wie
Navieula, Pinnularia u. a. finden, näher einging, und ebenso auf
die a@rophilen Chlorophyceen, die entweder im Boden, oder '/, m
über dem Boden oder noch höher darüber, oder endlich auf hohen
Aesten vorkommen können und zu den Pleurococcaceen, Proto-
coccaceen, Urococcaceen, Vaucheriaceen u. a. gehören. Besonders
schwierig sei die Gattung Protococeus.
Zum Schluß brachte Herr Fr. Duysen eine Mitteilung über
Eloden canadensis und zeigte ein Exemplar mit © Blüten vor,
worauf sich eine kurze Debatte ‘über das Fehlen der S Exemplare
in Europa zwischen den Herren Wittmack, Sabalitschka und
Jahn entspann.
Nach der Sitzung fand eine Besichtigung der von Herrn
E. Ulbrich im Botanischen Museum veranstalteten Ausstellung eB-
barer und giftiger Pilze unter seiner Führung statt, wobei er
erklärende Erläuterungen gab. Einen ausführlichen Bericht darüber:
hat er in der Gartenflora, 66. Jahrg., Heft 19 und 20, vom 5. Oktober
1917, S. 297—304, mit Abbildungen veröffentlicht.
Th.-Loesener
TE
VERHANDLUNGEN
DES
BOTANISCHEN VEREINS DER
PROVINZ BRANDENBURG.
SECHZIGSTER JAHRGANG.
1918.
IM AUFTRAGE DES VEREINS
HERAUSGEGEBEN
VON DEN SCHRIFTFÜHRERN
H. HARMS, TH. LOESENER, F. TESSENDÖRFF.
Selbstverlag
des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg.
Dahlem-Steglitz bei Berlin,
Botanisches Museum, Königin-Luisestraße 6—8.
1918.
SECHZIGSTER JAHRGANG.
1918.
IM AUFTRAGE DES VEREINS
HERAUSGEGEBEN
VON DEN SCHRIFTFÜHRERN
LIBRARY
NEW YORE
BOTANICAK
| RD
Ausgegeben am 16. Dezember 1918.
Die nächsten monatlichen Vereins-Sitzungen finden um 7 Uhr >
abends statt: B;
Freitag, den 20. Dezember 1918 5
den 7 Jana 1019 | in Berlin im Restaurant S
” den 21. Februar 1919 | „zum Heidelberger“ BE 4
„. den 21. März 1919 Dorotheenstr. 16.
Donnerstag, den 17. April 1919 | in Berlin- -Dahlem,
Freitag, den 16. Mai 1919 im Botanischen
> den 19. September 1919 J Museum.
Alle für den Druck De runten Beiträge sind völlig druckreif =
zeitigen ersten Schriftführer, Professor Dr. Th. Loesener, Dahlem-Steglitz
bei Berlin, Botanisches Museum, Königin-Luisestr. 6-8, zuzusenden. N.
Es wird gebeten, sämtliche für den Verein bestimmten Drucksachen, sei
es durch die Post, sei es auf buchhändlerischem Wege, ohne persönliche An-
schrift an den Botanischen Verein der Provinz Brandenburg, Dahlem-
Steglitz bei Berlin, Botanisches Museum, Königin-Luisestraße 6-8,
adressieren zu wollen, da der Bibliothekar, Herr F. Tessendorff, zurzeit im E
Felde ‚steht. BE:
Die neu eintretenden Mitglieder können den Bibliotheks-Katalog zum
Preise von 1,20 Mark von dem Herrn Bücherwart erhalten. = Ei
Die Mitglieder, welche den Jahresbeitrag für 1918 noch nicht entrichtet
haben, werden gebeten, ihn mit 6,05 Mark (einschließlich Bestellgeld) gefälligst |
kostenfrei an unsern Kassenführer, Herrn Apotheker R. a
in Berlin- Steglitz, Beymestraße 6, m zu wollen.
Laut Beschluß der Herbstversammlung vom s. Oktober 18
ist der Mitgliedsbeitrag für 1919 auf 8 Mark festgesetzt.
Laut Vorstandsbeschluß sollen die Beiträge der Groß-Berliner
Mitglieder im Laufe des Januar durch die Berliner Paketiahrt ein-
gezogen werden; für alle ordentlichen Mitglieder soll die Be-
stimmung gelten, daß der Beitrag durch Postauitrag. eingezogen
wird, falls er nicht bis zum 1. a an den Kassenführer eingezaBle
worden ist.
Aenderungen in der Adresse wollen die Mitglieder gleichfalls dem
Herrn Kassenführer kurz mitteilen.
.
ä
®
FR
E:
“
4
J
Inhalt.
Jaap, 0. Verzeichnis der bei Trielitz in der Prignitz beobachteten
Zooceeidien
Ulbrich, EE Die nördliche Niede Tausite, i
Graf von Schwerin, F. Veränderungen der Holsstnuktnr
Graf von Schwerin, F. Ueber das Variieren der Pflanzen in Ihrer
chemischen Zusammensetzung ER IENENTE
Raebinger, H. Zur Beurteilung der Genußfähigkeit von Amanita
pantherina 5
Loesener, Th. Nachruf auf Hans est 5
Harms, H. Bericht über den Ausflug des Bot. Vereine in as Tal
der oberen Löcknitz am 26. Mai 1918
Darin:
Schulze, P. Verzeichnis der gesammelten Gallen
Harms, H. Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäfts rs
Glückwunschschreiben an’die Senckenbergische Naturforschende
Gesellschaft in Frankfurt a. Main .
Harms, H. Literatur über Geschlechtsv adefıng hei llanzen
Harms, H. Besprechung der Arbeiten von F. Pax über die
polnische Flora . 2.
Jahn, E.E Ueber Korkleisten Be lee Bamheshre 3 >
Duysen, Fr. Ueber die Einwirkung des strengen Winters ad
der sommerlichen Dürre auf die Schädlinge .
Weiße, A. Ueber zwei monströse Maispflanzen
Glückwunschschreiben an Herrn ©. Warnstorf RES
Schreiben an die Kol. Ungarische Gesellsch. d. Wissenschaften
Glückwunschschreiben an die Naturforschende Gesellschaft in
Danzie... er
Diels, L. Ueber ern in den Ständortsverhält-
nissen bei einer und derselben Pflanzenart
Graf von Schwerin, F. Ueber Atterrenisation r
Sabalitschka, Th. Bespricht Arbeiten von R. Willstätter
und A. Stoll ;
Weiße, A. Bespricht das Be lee a Pilze“
Harms, H. Bespricht die Arbeit von R. Rakete über Anbau
und Verwendung von Panicum sanguinale und Setaria
italica in der Görlitzer Heide
Glückwunschschreiben an I. Urban
Glückwunschschreiben an E. Koehne : :
Harms, H. Ueber Pflanzenfunde aus era Grähen R
Kolkwitz, R, Ueber Apfelschalentee
Seite
1—55
56—106
107—116
117—122
123—124
125—130
131—135
134 — 135
136—194
136
137—138 .
138—140
140
140 — 141
141—145
146
147
147—148
149
150
151—154
154—155
155—159
159—161
162—165
165—166
167—168
Inhalt.
Herter, W. Ueber die Schimmelpilze des Draiks a » 168 Tr =
Karstädt, C. Ueber die Erhaltung der Lebuser’Adonis- Beige .. 172174
Harms, H. Ueber Fruchtbildung bei Aucuba japonica . . . 174 Be
Pohle, R. Lichtbildervortrag über die Vegetation in tn 175
Geisenheyner, L. Ueber das Oel. aus der Frucht von Cornus
sanguinea . . . r 175
Besichtigung des ans ne Vererbungsforschung u unter dee
Führung von E. Baur . . . 176—177
Loesener, Th. Bespricht die Arbeit von H. : Star Bänme
in Berg und Mark . . . 177—118
Harms, H. Legt vor die Arbeit von ee de Vrles (Von den
Amoeben bis zum Menschen) und die Mitteilungen aus der
Forstl. Versuchsanstalt Schwedens . . . : 178
Warnstorf, C. Ueber Gallenbildung auf Nast eihene .. 179-181.
Harms, H. Nachschrift dazu (Literatur über die Galle auf
Nasturtium) . . 181—184
Warnstorf, C. Xero- phoiophile Pflanzengenossenschaften in den
Rauhen Bergen bei Steglitz . . . 184-187
Warnstorf, C. Ueber Potentilla recta L. bei. Stahnsdorf .......187— 188
Harms, H. Bespricht die von der Landesfuttermittelstelle
in Bützow (Mecklenburg) herausgegebenen Rund- ;
schreiben zur Bucheckernsammlung .. 1838— 190
Hillmann, J. Bespricht die Sammlung H. Sandstede, Olademace
STERSICCHUMEN N 190
Charton, J. D. Ueber ne oma von Salsa ns
am Bielstein in Hessen . . . 190—191
Harms, H. Nachschrift dazu (Literstur über IE Vorkommen =
der Salvia aethiopis in Deutschland) . -. . . . 191—193
Graebner, P. Ueber die an einiger er des i
Waldes von Bialowies . . ee EN TE
Hedicke, H. Nachruf auf A. Nauwerch RR 195—196
Harms, H. Bericht über die 105. (49. Herbst-) ann Veran -
in: Berlin am 197 Oktober: 19182: 22.7. rm aa ee
Härms, H. Jahresbericht "+ :2...02.2:° 2.2.02 8 vom ee
Gerber; J. Kassenberieht + .. : 2 2.2.2 90.222 08 25a
Ergebnis der Wahlen. . .. N 200
Antrag auf Erhöhung des Nitgliedsbeitrages aut. + j:
8:hezw- 10 Mark 7. 22... -_ 201 :
Herter, W. Ueber das Oel aus den Bern von Sambucis ae
FOCEMOBDN Aa. ee
Sabalitschka, Th. Ueber nn Giftstoff der Bucheln . . . . 202—204
Herberg, M. Ueber tropfsteinartig abgelagerten Holzschliff. .. 204—205 j
Schikora, F. Ueber die Rolle, die Oseillarien in einem Falle, ERREE.
bei der Bildung von Holzschliff spielten . . . . 2... 205
Verzeichnis
der bei Triglitz in der Prignitz beobachteten
Zoocecidien nebst Bemerkungen zu einigen in
meiner Sammlung ausgegebenen Arten.
Von
Otto Jaap.
Vorliegende Arbeit ist das Ergebnis einer etwa löjährigen
Beobachtung und Sammeltätigkeit des Verfassers bei Triglitz in der
Prignitz, Das gesammelte Material hat zum größten Teil dem
rühmlichst bekannten Gallenforscher Herrn Professor Ew. H. Rüb-
saamen zur Durchsicht vorgelegen; es befindet sich jetzt in der Station
für Pflanzenschutz in Hamburg. Aus zahlreichen Mückengallen,
namentlich solchen, deren Erzeuger noch unbekannt oder ungenügend
beschrieben waren. zog Rübsaamen die Tiere aus Material von
_ Triglitz und beschrieb sie, teils in Marcellia XIV (1914): Ceeido-
myidenstudien III. teils in Sitzungsberichten der Gesellschaft natur-
forschender Freunde, Berlin, 1915—1917: Cecidomyidenstudien IV,
V und VI. Alle diese Arten sind in der Aufzählung durch ! ge-
kennzeichnet. Bei den Gallmilben aber bedentet dieses Zeichen.
daß Herr Regierungsrat Prof. Dr. A. Nalepa, bekanntlich der beste
Kenner der Eriophyiden, die Tiere in dem betreffenden Material
nachgewiesen hat. Das bisherige Ergebnis sind 42 neue Gallmücken
‘und 6 neue Gallmilben. Die neuen Gallmücken sind folgende:
Jaapiola tarda auf Carex vesicaria, Contarinia flerum auf
Convallaria majalis, Contarinia polygonati auf Polygonatum
multiflorum, Harmandia populi auf Populus tremula, Rhab-
dophaga gemmarum auf Salix aurita, Helicomyia deletris
auf Salix alba und 8. fragilis, Rhabdophaga Jaapi auf
Saliz repens, Rh. oculiperda auf Salix aurita, Rh. exsiecans
Abhandl. des Bot. Vereins f. Brandenb. LX. 1
2 Otto Jaap:
SU Tr
+
auf Salix repens, Dasyneura auritae auf Salix aurita.
Dasyneura dryophila auf Quercus robur, Macrolabis
holosteae auf Stellaria holostea, Dasyneura Jaapiana auf
Filipendula wulmaria, Contarinia Jloriperda und Clino-
diplosis sorbicola auf Sorbus aucuparia, Contarinia geicola
auf Geum rivale und @. urbanum. Macrolabis rosae auf Rosa
canina, Jaapiella sarothamni auf Sarothamnus scoparius,
Jaapiella Jaapiana auf Medicago lupulina, Tricholaba
trifolii auf Trifolium pratense, Dasyneura spadicea,
D. Loewiana und Tricholaba similis auf Vieia cracca,
Contarinia Jaapi und Jaapiella volvens auf Lathyrus
pratensis, Dasyneura frangulae auf Frangula almus,
Contarinia inquilina, Trotteria n. sp., Dasyneura umbella-
tarum und Amerapha graeilis in den Kiefferia-Gallen. auf
Pimpinella, Dasyneura n. sp. auf Pimpinella saxıfraga,
Dasyneura angelicae auf Angelica silvestris, Jaapiella
catariae auf Nepeta cataria, Contarinia lamiicola auf
Lamium maculatum, Macrolabis Jaapi auf Galium aparıne,
Contarinia dipsacearum auf Suecisa pratensis, Misopatha
campestris und Cecidophila artemisiae auf Artemisia cam-
pestris, Contarinia artemisiae auf A. vulgaris, Clinodi-
‚plosis (?) oleracei auf (ir sium oleraceum ‚ Jaapiella eirsiicola
auf Cirsium-Arten, Maecrolabis hieracii auf Hieracium- Arten.
Die neuen Gallmilben sind: Zriophyes tenuis var. lissus auf
Molinia coerulea, E. longirostris auf Alnus glutinosa,
E. yoniothorax var. sorbeus auf Sorbus aucuparia, B. piri
var. marginemtorquens auf Pirus acerba, Phyllocoptes
reticulatus var. lathyri auf Lathyr us pratensis und EEIODNG
‚ tuberculatus var. calathinus auf Tanacetum vulgare. — Mit-
aufgenommen wurden auch die zahlreichen Veränderungen, die die
Larven der Schaumzikade besonders an den Wiesenpflanzen hervor-
rufen, da sie doch auch wohl den Gallbildungen zugezählt werden
. müssen. Auch hier liegt viel neues Material vor. — Nach jahre-
langem Beobachten an derselben Oertlichkeit ist es nun auch möglich,
zuverlässige Angaben über die Häufigkeit oder Schädlichkeit des
Auftretens der Gallentiere hinzuzufügen. Selbstverständlich müssen
solche Angaben Durchschnittsangaben sein; denn in einem Jahre
kann eine Galle sehr wohl häufig sein. während sie in einem andern
selten ist oder garnicht beobachtet wird. Miterwähnt wurden 4
schließlich auch einige Parasiten, die Verfasser aus den Gallen ge-
zogen hat und die von Herrn Dr. H. Hedicke bestimmt wörden sind.
Verzeichnis der bei Triglitz in der Prignitz beobachteten Zoocecidien. 8)
Die Anordnung der auf einer Pflanze beobachteten Cecidien
geschah nach dem bekannten Buch von Dr. H. Roß: Die Pflanzen-
sallen Mittel- und Nordeuropas, 1911. Wo es notwendig erschien,
wurde die betreffende Nummer der Galle aus. diesem Buch zitiert
(abgekürzt: R.), bei einigen Arten auch die Nummer, unter der die
Galle in dem großen Werk von (. Howard: Les Zoocecidies des
Plantes d’Europe ete., 1908—13, beschrieben worden ist (abgekürzt:
-H.). Nach diesem Werk wurden auch die Nährpflanzen angeordnet.
Eine alphabetische Anordnung derselben mag aus manchen Gründen
praktisch sein; doch kann sich Verfasser damit nicht befreunden.
Als Grundlage zur Bezeichnung der Nährpflanzen diente die Flora
des nordostdeutschen Flachlandes von Ascherson und Graebner,
1898—99. Die Autorenbezeichnung der Galle konnte wegen Literattr-
mangels leider noch nicht bei allen Arten genau festgestellt werden.
Eine große Zahl der bei Triglitz beobachteten Gallen ist in der
vom Verfasser herausgegebenen Zoocecidien-Sammlung, von der
bisher 500 Nummern erschienen sind, verteilt worden. Die Nummer
Ä der Sammlung ist in diesem Verzeichnis bei der betreffenden Art
unter Z. S. angeführt worden.
Allen denen, die den Verfasser . beim Studium der Zooceecidien
unterstützten, ganz besonders aber Herrn Professor Ew. H. Rüb-
saamen, sei auch an dieser Stelle bestens gedankt.
a a a a ah a al a tu
Mausci.
Fontinalis antipyretica 1.
Tylenchus sp.
Blätter an der Sproßspitze knospenartig gehäuft. — In einer alten
%
Mergelgrube, nur einmal beobachtet; neue Nährpflanze.
| &ilices.
Athyrium filix femina (1..) Roth.
Anthomyia signata (Brischke).
- Nicht sehr verbreitet, nur 'stellenweise, an den Fundorten jedoch
7
- Nicht häufig.
- ziemlich häufig! — Z. S. 401.
Aspidium thelypteris (L.) Sw.
b E % x
Anthomyia signata (Brischke).
1
4 Otto Jaap:
Pteridium aquilinum (L.) Kuhn.
Anthomyia signata (Brischke).
Da der Adlerfarn bei Triglitz nicht häufig ist, wurde die Se
auch nur wenig beobachtet. — Z. S. 1 von Sattenfelde bei Oldesloe |
‘in Schleswig-Holstein.
Dasyneura De (Kieff.) Rübs.
Wie die vorige Art. — Z. S. 201 aus dem Sachsenwald.
Coniferae.
Pinus L.
Evetria buoliana Schiff.
Auf P. silvestris L. häufig, den jungen Kiefern sehr schädlich; seltener
auf P. Banksiana Jamb. RS
Eriophyes pini Nal.
Auf P. silvestris L., nicht sehr häufig, aber auf einigen älteren
Bäumen massenhaft auftretend. — Z. S. 101.
Evetria resinella L.
Sehr: häufig und schädlich an ?. sölvestris L., spärlicher an P. Bank-
siana Lamb. — Z. S. 109. ee
Insekt?
Mißbildung der Nadeln von P. Banksiana TLamb.; entspricht der
Abbildung und Beschreibung in Houard: Les Gone des
Plantes d’Europe, III, S. 1264, von P. halepensıs Mill. — Scheint
in Deutschland und auf dieser Kiefer bisher noch nicht beobachtet
worden zu sein. Diese u Kiefer und erst seit einigen’
Jahren hier ‚kultiviert.
Thecodiplosis brachyntera (Schwägr.) Kieft.
Auf P. silvestris häufig! An manchen Bäumen in großer Menge
und dann sehr schädlich. — Z. S. 152. Auf P. austriaca Höß bei
\
Laaske.
Brachonyx pineti Payk.
Auf o 'silvestris L., nicht selten: spärlich auch auf ?. Banksiuna Lamb. 2
E
4
TEEN u > HE 0 0.2
Verzeichnis der bei Triglitz in der Prignitz beobachteten Zooceeidien. 2)
Larix decidua Miller. \
Adelges geniculatus Ratz.
Die Lärche ist hier nur wenig angepflanzt und die Laus tritt nur
an einigen Bäumen zahlreich auf.
Picea esxcelsa (Lam.) Link.
Chermes abietis L. R
Nicht häufig, weil die Fichte hier nur wenig vorhanden ist, häufig.
aber in der Nähe bei Laaske. — Z.S. 252 als Adelges abietisL.
Cnaphalodes strobilobius (Kalt.) Ü. Börner.
Wie die vorige Art. — Z. S. 251. An manchen Bäumen in solcher
‚ Menge, daß die Zweige, namentlich die unteren, zum Absterben
gebracht werden.
Juniperus communis 1.
Schmidtiella gemmarum Rübs. in Marcellia 1914, S. 89.
Häufig und wohl in ganz Norddeutschland die häufigste Jumzperus-
Galle, aber leicht zu übersehen. Nicht nur an wildwachsendem
Wachholder, sondern auch in Gärten, Anlagen und auf Friedhöfen
stets von mir gefunden, wo ich nur danach suchte. Die Galle ist
nicht immer knospenförmig. sondern sehr veränderlich und erreicht
zuweilen fast die Länge der Nadeln, die dann nach oben löftelförmig
verbreitert sind, so namentlich an den Sproßspitzen! — H. 125 und
-R. 889 gehören wohl zu dieser Art. — Z. S. 402.
e - Oligotrophus juniperinus (L.) Winn.
Nicht ‘selten! —- 2. S. 2 (als O. Panteli Kief.). Man vergleiche
Rübsaamen, Ceeidomyidenstudien IV in Sitzungsber. (Ges. naturf.
Freunde, Berlin, 1915, S. 553. — 0. Panteli Kieff. ist nur ein
Name und als Synonym wahrscheinlich hierher zu ziehen.
O. Schmidti Rübs. in Marcellia 1914, S. 91.
- In Gesellschaft der vorigen und dieser ähnlich, aber etwas kleiner
f und seltener. In Thüringen sah ich diese Galle häufiger! — 7. S. 403
von Jena. |
= Die Juniperus-Gallen sind zur Zeit nach den vorhandenen
Bestimmungstabellen nicht immer mit Sicherheit zu bestimmen, da
E die meisten sehr veränderlich sind und einige sich sehr ähneln; es
- müssen daher die Tiere gezüchtet werden. Ich sammelte in Dal-
matien auf Juniperus oxycedrus L. eine Galle, die ich unbedingt für
‚ Otto Jaap
das Produkt von Ö. juniperinus hielt, aus der Herr Professor
Rübsaamen aber eine neue Mücke zog, die er a. a. 0. 8. 555,
Y
als O. oxycedri Rübs. beschrieben hat. — Z. S. 253 von Ragusa.
Sramina.
Calamagrostis epigeios (L.) Roth.
Isosoma calamagrostidis Hed.
Bisher nur an einer Fundstelle, nicht häufig!
Lasioptera sp.
Nicht häufig! Im unteren, etwas angeschwollenen Teil des ‚Halmes
vote Larven.
Lepidopterarum sp. | = 4
Schwache Anschwellung des Halmes, mehrere Larvenkammern über-
einander, August 1913!
Holeus mollis L.
Ä ren stellariae (Hardy) Buckt.
Häufig! — Z. S. 404.
| .. 4era caespitosa L.
Lepidopterarum sp.
Schwache Anschwellung des Halmes. Mehrere Larvenkammern über-
einander. Nicht häufig. Neu. September:1914.
Tarsonemus sp. % 2
Neue Galle! Bisher nur an einer Stelle. — Shrofsen getaucht,
Blüten vergrünt, in Knäueln. Tiere besonders zwischen Halm und
Blattscheide. | 4
Phragmites commaunis Trin.
Lipara lucens Meigen.
Hier nicht häufig. Sehr häufig z. B. in der Umgegend von Hamburg;
Z. S. 26 von Escheburg bei Bergedorf.
Tarsonemus phragmitidis Schlechtd. ©: a.
Bisher nur an einer Fundstelle, aber dort zahlreich! — Z. S. 203.
Molinia coerulea (L.) Mönch.
Pemphigoceecis ventricola Rübs.
Nicht häufig! R. 1080.
Verzeichnis der bei Triglitz in der Prignitz beobachteten Zooceeidien. m
Eriophyes tenuis Nal. var. lissus Nal. in litt.
Achse der Rispe meist etwas gestaucht, Rispenäste verkürzt und
gehäuft, Rispe zuweilen fast geknäuelt. Neu! — Z.S. #51.
Festuca ovina L.
Isosoma Hieronymi Schlechtäd.
Selten; bisher nur einmal beobachtet.
Bromus mollis L.
Eriophyes tenuis Nal.
‚Nicht häufig. — Z. S. 204 von Duhnen bei Cuxhaven.
Agropyrum repens (L.) Pal.
Isosoma hyalipenne Walk. (Il. graminicola Gir.).
Nicht selten. R. 70. |
J. hordei Harr.
Hauiio: R. 72 und 76. — Z.S.452 (ll. agropyri. Schlechtd.,
nom. nud.)).
Siphonaphis padi (L.) v. d. Goot (Aphis avenae Fabr.).
Nicht selten.
Cyperaceae.
Carex 1.
Dichrona gallarum Rübs.
Auf ©. Goodenoughi Gay, häufig!. Z. S. 205; seltener an ©. stricta Good.
Jaapiola tarda Rübs. in Marcellia XIV (1914), S. 9.
Auf: C._ vesicaria L., nicht selten! Z. S. 254.. Auch bei Putlitz und
‘ Hamburg, Z. S. 453; wahrscheinlich eine weit verbreitete Art. Die
Gallen sind denen der vorigen Art ähnlich, aber größer und dauernd
weiß, während die der vorjährigen sich frühzeitig bräunen.
In dieser Galle lebt auch Sterrhaulus corneolus Rübs. als
Inquilin. — Eine ganz ähnliche Galle beobachtete ich hier auf
CO. pseudocyperus L.
Wachtliella riparia (Winn.) Rübs. in Cecidomyid. IV, 8. 545.
Auf €. vulpina L., hier nicht häufig! Sehr häufig an der Elbe bei
Hamburg, Z. S. 103. — Synonym: Dasyneura muricatae (Meade).
R. 396. Auf ©. muricata L. fand ich die Galle bei Paulinenaue im
Havelländischen Luch.
8 Otto Jaap:
Juncaceae.
Juncus 1.
Livia juncorum Latr.
Auf J. lamprocarpus Ehrh. und J. supinus Mönch, ziemlich häufig.
Liliaceae. | N
Convallaria majalis 1.
Contarinia florum Rübs. in Cecidomyidenstud. VI (1917), 8.9.
R. 502. Maiblumen sind bei Triglitz nur spärlich vorhanden, daher '
wurde die Galle nur wenig beobachtet.
Polygonatum multiflorum (L.) Al.
Contarinia polygonati Rübs. n. sp. in litt.
Nicht selten; auch im Elsholz bei Laaske! Blüten etwas ange-
schwollen, geschlossen bleibend; darin zahlreiche weiße Larven, neu.
Majanthemum bifolium (L.) F. W. ‚Schmidt.
Vecidomyidarum sp.
Blüten geschlossen bleibend, grünlich weiß, weiße Lar ven; neu.
Juglandaceae.
Juglans regia \.
Eriophyes tristriatus Nal. v. erineus Nal.
In manchen Jahren häufig. — Z. S. 4. — Die Hauptform sah u
bisher im norddeutschen Flachlande nicht.
Salicaceae.
Populus NL.
Eriophyes dispar Nal.
Auf P. tremula L., ziemlich selten; bisher nur an einigen Sträuchern. —
7. 8. 352 vom Sachsenwald bei Hamburg.
E. populi Nal.
Auf P. tremula L., ziemlich häufig. — 7. 8. 27. — Den jugendlichen
Bäumen sehr schädlich. BE
i- a
x
Verzeichnis der bei Triglitz in der Prignitz beobachteten Zoocecidien. 3
Chionaspis salicis (L.) Sign.
An P. tremuld L., Eindellungen der Rinde, wie sie z. B. an Alnus
glutinosa (L.) Gärtn. häufig vorkommen. Neu.
Buura atra Jur.
Auf P. tremula L. Schwache Anschwellung der einjährigen Sproß-
achsen. Das Tier wurde von Prof. Rübsaamen gezogen und von
Dr. Enslin bestimmt. Von Pappel bisher unbekannt.
Saperda populnea L. .
An P. tremula L., sehr häufig; Z. S. 27; seltener an P. canadensis
Michaux. a
Nepticula argyropeza Zell.
Auf P. tremula L., sehr häufig. — Z. S. 302.
/ Syndiplosis Winnertzi Rübs. in Zeitschr. f. wiss. Insekten-
biologie VII (1911), S. 12.
Auf P. tremula L., ziemlich häufig! — Z. S. 107, als Harmandia
petioli Kieff. — R. 1265 und 1274.
Pemphigus bursarius (L.) Kalt.
Auf P. italica Mönch und P. nigra L.
P. spirothecae Pass.
Auf P. ialica Mönch, sehr häufig, Z. S. 109, weniger an P. nigra L.
Trichiocampus viminalis Fall.
Auf P. tremula L., nicht selten.
Eriophyes diversipunetatus Nal.
Auf P. tremula' L., sehr häufig. — Z. S. 108.
Pemphigus filaginis (Fonsc.) Paß.
Auf P. italica Mönch und P/. nigra L., häufig. Die Frühjahrs-
generation: P. marsupialis (Koch) Lieht. — Z. S. 406 von Jena.
Harmandia cavernosa (Rübs.) Kielt.
- Auf P. tremula. L., häufig! — 2. S. 54.
H. populi Rübs., Cecidomyidenstudien VI in Sitzungsber.
Ges. naturf. Freunde, Berlin, 1917, S. 82.
Auf P. tremula L.! Die Gallen: sind denen der vorigen Art ähnlich,
aber etwas kleiner.
>
ji
-
10 Otto Jaap:
Lasioptera populnea Wachtl.
Auf P. tremula L. — Z. S. 55. Bedarf noch weiterer Beobachtung.
Die bisher aus dem Material von Triglitz gezogenen Mücken gehören
nach Prof. Rübsaamen der folgenden Art an.
Syndiplosis populi Rübs. a. a. O., 8. 91. |
Auf P. tremula L., häufig! Die Gallen gleichen denen der vorigen
Art. Man vergleiche die Ausführungen Rübsaamens a.a.0., S. 76. ;
Harmandia globuli (Rübs.) Kieff. ie 3
Auf P. tremula L., häufig! — Z. S. 53. 2
H2..n.5p.2
Auf P. tremula L. — Galle der der vorigen Art ähnlich, aber dünn-
wandiger und am Grunde eingeschnürt. Erzeuger noch unbekannt.
H. Löwi (Rübs.) Kieff. =
Auf P. tremula L., ziemlich häufig! — Z. S. 22. i
Thecabius affinis (Kalt.).
Auf P. italica Mönch und P. nigra L.. nicht selten. — Z. S. 353
von Jena. RE
Dasyneura populeti Rübs.
Auf P. tremula L., häufig! — Z. S. 156.
Phyllocoptes populi Nal.
Auf P. tremula L., sehr häufig. — Z. 8.5.
Eriophyes varius Nal.-
Auf P. tremula L.; viel seltener als vorige Art. ee. 4
‚Salix L. e
? Phyllocoptes parvus Nal. a
Wirrzopf an $. alba L., hier Selten. a
Eriophyidarum sp. RS
Wirrzopf an 8. fragilis L. und S. fragilis L. X pentandra L., nur
wenig beobachtet. | ur
Euura saliceti (Fall.)., a
An S. aurita L. und S. einerea 1. häufig, seltener an S. viminalis L. a
— 2. S. 304. | ET
Verzeichnis der bei Triglitz in der Prignitz beobachteten Zoocecidien. 11
Rhabdophaga gemmarum Rübs. a. a. O., IV, S. 540.
Auf S. aurita L. — Knospengalle wie die der. vorigen Art, nur
etwas kleiner.
Helicomyia pulvini (Kieff.) Rübs.
Häufig! Beobachtet an S. aurita L. (am häufigsten), S. cinerea L..
S. aurita X cinerea, 5. aurita X repens, S. caprea L. — R. 1655, wohl
auch 1653 (Rhabdophaga superna Kieff., nom. nud.). Auch Rhab-
dophaga rosariella Kieff., nom. nud., ist nach Prof. Rübsaamens
Zuchtergebnissen dieselbe Art; R. 1659. Sie ist auf S. aurita L.,
S. cinerea L., 8. repens L. und $. aurita X repens bei Triglitz nicht
selten. — Z. S. 456.
Rhabdophaga, n. sp.
Auf Salıx repens L., häufig! Knospen verlängert, aus schuppen-
förmigen Blättern bestehend, meist gehäuft, besonders an der Sproß-
spitze. Mücke noch nicht bestimmt.
Helicomyia deletrix Rübs. n. sp. in litt.
Starke Anschwellung des Blattkissens. Auf 8. alba L., 5. fragilis L.
und S. alba X fragilis, häufig! — Z. S. 455. Die Meisen stellen den
Larven sehr nach, wobei die Zweige derartig beschädigt werden.
daß sie in den meisten Fällen vertrocknen. : Hier sind also nicht
die Insekten, sondern die Vögel die Schädlinge. — Von, Parasiten
zog ich aus der Galle Syntomaspis sp.
Aphis amenticola Kalt.
Auf S. caprea L., nicht häufig: R. 1662.
Dasyneura terminalis (H. Loew) Rübs.
Häufig. An S. fragilis L.!, 8. fragilis X pentandra, 8. alba L.!, Z.-S. 256,
S. alba X fragilis, Z. S. 207, 8. purpurea L.
Rhabdophaga rosaria (H. nn Kieft.
Häufig. Bisher auf S. fragilis L.,. $. alba L.!, 8. alba X fragihs!,
MS: 894,. S. cinerea lı., °S. caprea %., S. aurıta L,.2:8. 16%
S. repens L., 5. qaurita X repens, S. aurita X purpurea.
'" Rh. Jaapi Rübs. a. a. O.. IV, 'S. 526 (mit, Abbildung).
Auf S. repens L. und 9. aurita X repens, ll 2.8.3903. Auch
bei Hamburg häufig.
Rh. heterobia (H. Loew).
Auf S. amygdalina L.. sehr häufig. R. 1666 und 1711. — 8.6
und 160. 2
12 Otto Jaap:
Dasyneura iteobia (Kieff.) Rübs.
Auf 8. caprea L., selten. In. Süddeutschland ist diese Galle viel
häufiger. Auch R. 1693 gehört hierher.
? Eriophyes gemmarum Nal.
An 8. caprea L. nicht selten, seltener an 5. cinerea. S. caprea X cinerea
und S. aurita L. — Z. S. 255. — Die ausgegebene Galle entspricht
der schönen Abbildung in Rübsaamen, Die Zoocecidien, II, Taf. XII,
Fig. 1. — Die Tiere wurden noch nicht untersucht; vielleicht eine
Aphiden-Galle? a
Euura amerinae (L.).
Häufig an 5. pentandra L., seltener an 5. fragilis X pentandra. —
Z. S. 29. — Die Tiere wurden aus den Gallen von Triglitz von
Dr. Enslin gezogen und bestimmt. Von Parasiten erhielt ich Bury-
toma aciculatum Ratz. Zuweilen so massenhaft auftretend, daß
ganze Sträucher zum Absterben gebracht werden. R. 1672 als
Cryptocampus medullaris (Hartig).
? Pontania collactanea Först.
Auf S. repens L. ziemlich häufig! R. 1673. Die Galle ist der
vorigen ähnlich, aber meistens in Gesellschaft der folgenden. Herr
Dr. Enslin erhielt bei Zuchtversuchen aus Material von Triglitz nur -
die folgende Art; Z. S. 212 wird demnach auch zu Euura atra
Jurine gehören.
Euura atra Jurine. |
Häufig. Auf S. repens L., Z. S. 211, 8. fragilis, Z. S: 454, $. fragalis
X pentandra, S. alba und $. cinerea L. Bei, der zuerst genannten
Weide sind’ die Anschwellungen sehr stark hervortretend, während
sie bei den anderen Arten nur schwach, oft kaum wahrnehmbar sind.
Die von mir aus S. fragelis L. gezogenen Tiere wurden von Dr. Enslin
als zu E. atra gehörig bestimmt. .
Agromyza Schineri Giraud.
An 8. alba L.. 8. cinerea L., S. caprea, 5. aurıta L.! (am häufigsten),
S. repens L. und. S. aurita X repens. — Z. S. 305.
Rhabdophaga oculiperda Rübs. n. sp. in litt.
Auf 8. aurita L.! Bis zu 1 em lange einseitige Anschwellungen an
einjährigen Sproßachsen unterhalb einer Knospe. Auch bei dieser
‚ Art vertrocknen die Zweige häufig, was aber auf Tätigkeit der
Meisen zurückzuführen ist.
mn u De Am) Zn) | = 7 SE BAEL ah. Dpn Alu N 20 7 a1 A u E nie 2 0 a a ae
re
DE ETBEETETE SEIFE PS)
gb mn Aue Bo ln nen I
:
|
;
'
}
2
\
Verzeichnis der bei Triglitz in der Prignitz beobachteten Zooceeidien. 13
Rh. Karschi Kieft.
Auf S. repens L.!, nicht häufig; oft in Gesellschaft von Rh. Jaapi
Rübs. und der folgenden Art.
? Rh. Nielseni Kieft.
Auf S. aurita L. und S. repens L., nicht häufig. Tiere noch nicht
gezogen.
Rh. exsiccans Rübs. a. a. O., IV, S. 533.
Auf $. repens L.. bisher selten! Zahlreiche Larven in langen,
schwachen Anschwellungen der einjährigen Sproßachsen, diese zum
Absterben bringend.
Laspeyresia Servilleana (Dup.).
Auf S. aurita L.!, 5. cinerea L., S. caprea und 9. aurita X repens,
nicht häufig. |
Helicomyia saliciperda (Dufour) Rübs.
Auf 8. fragilis, S. alba L. und S. alba X fragilis; häufig, aber seltener
als die folgende Art. — Z. S. 407 von Jena.
H. Pierrei (Kieff.) Rübs.
Häufig. An S. pentandra L., S. fragilis L.!. S. fragilis X pentandra
(auch an einjährigen Sprossen!), S. amygdalina L.! Z.S. 356, 5. cinerea
L.! Z. S. 408, 8. aurita L.! Z. S. 306, S. aurita X cinerea, 8. aurita
X repens, S. repens L.! Zuweilen, namentlich an S. aurita L., in
solcher Menge auftretend, daß- die Sträucher zum Absterben gebracht
werden. ‘ Bei Hamburg auch an S. purpurea.L.! Das Abblättern der
Rinde ist kein Charakteristikum für diese oder die vorige Art, sondern
wird durch die nach den Larven suchenden Meisen bewirkt, die
dadurch dazu beitragen, daß die Sträucher vertrocknen.
Rhabdophaga salicis (Schrank) Kieff.
Häufig an S. aurita! Z. S. 357, seltener an S. cinerea L.! und S. aurita
X repens. Die Gallen kommen mitunter auch am Blattstiel vor. Von
Parasiten zog ich aus der Galle Torymus tipulariarum Zett. und
Pteromalus sp.
Rh. ramicola Rübs. a. a. O., IV, S. 534.
An S. purpurea L., bisher nur wenig beobachtet. Z. S. 358 von Cassel.
; Rh. dubia Kief.
Nicht selten an S. auızta L.!, Z. S. 307, auch an S. aurita X repens.
Bei Jena sah ich die Galle häufig an S. caprea L., Z. S. 409. Ich
zug aus der Galle Eurytoma aciculatum Ratz. und Torymus sp.
14 en | Otto Jaap:
Rh, n. sp.> |
An S. aurita L. und S. aurita >» repens. Die Galle ist der vorigen
ähnlich und häufig in ihrer Gesellschaft, aber sie bildet eine mehr ,
einseitige Anschwellung, die an: die Galle von Agromyza i
Schineri erinnert. Vgl. Z. S. 409. 1
Saperda populnea L.
Beobachtet an S..viminalis L., 8. cinerea L., S. caprea L., 5. aurita L., \
S. auritaxX caprea und S. purpurea L.. aber viel seltener an den
_ Weiden als an Populus tremula L. |
Trochilium flaviventre (Staud.).
An S. caprea L. und S. aurita L., nicht häufig.
Chionaspis salieis (L.) Sign. |
An $. repens L., Eindellungen der Rinde.
Trichiocampus Sp.
An $. aurita L. — Perlschnurartig aneinander gereihte Eiertaschen
an jungen Sproßachsen. i
Euura venusta (Zadd.). |
An 5. caprea L. und 5. aurita .L., nicht häufig. | | |
E. testaceipes (Zadd.).
An 8. fragilis L., hier nicht häufig. |
Pontania vesicatrix (Bremi).
Auf 5. purpurea L., sehr häufig. — Z. S. 159.
P. eapreae (L.) [P. proxima (Lep.)]. | i
Sehr häufig auf S. frayilis L., Z. S. 157, 8. fragilis X pentandra, 4
2. 8. 257, 8. alba L., Z. S. 208, S. albaX fragilis L. und $. amyg- 4
dalina L.; nicht so häufig an S. pentandra L., S. einerea L., 8. caprea Lı. j
und S. aurita L. ‘
P. femoralis (Cameron).
Anf $. purpurea L., häufe. — Z. S. 362.
P. viminalis (L.) |P. salieis (Christ)). |
Häufig’ auf $. purpurea L. und $. repens L., Z. S. 158 und 210;
seltener an I. aurita X repens und 8. aurita X purpurea.
P. peduneuli (Hartig). S
Auf $. caprea L., S. cineren 1., 9. aurita L., S. auritaX einerea,
Ss. auritaxrepens und 8. repens, nicht selten. — Z. S. 209.
Verzeichnis der bei Triglitz in der Prignitz beobachteten Zooceeidien. 1»
Iteomyia capreae (Winn.) Kieff.
Häufig. Auf S. einerea L., S. caprea L., S. capreaxeinerea, S. aurita L.,
2. 8. 168, 5. auritaxXcinerea, 9. aurdtaxX caprea, I. aurita X repens,
var. major Kietft. |
Viel seltener; avf S. enerea L’ und S. aurita L.
Eriophyes tetanothrix Nal.
‚Sehr häufie auf S. aurita L.. Z. S. 164, 8. einerea L.,’ Z. S. 310,
I. auritaxXcinerea; seltener auf S. alba L. und 58. albaxX fragihs,
43% 206,
?E. truncatus Nal.
Auf $. purpurea L., häufig; Z. S. 112. Gekräuselte Blattrandrollung;
bedarf noch weiterer Untersuchung. Auch eine Form auf 5. alba L..
gehört vielleicht hierher.
Phyllocoptes magnirostris Nal.
Sehr häufig. Auf 8. fragilis L., Z. 8. 412, $. fragelis X pentandra,
Z. S. 309, S. alba L., S. albax fragilis. Z. 8. 258, S. amygdalina L.,
7.S. 111. Es bleibt noch festzustellen, ob alle Gallen von dieser
Milbenart hervorgerufen werden. R. 1708 gehört zum Teil hierher.
Dasyneura auritae Rübs. a. a. O., VL S. an
Auf S. cinerea L.! und S. aurita L.!; nicht selten. — Z. S. 161 und a
D. marginemtorquens (Winn.) Rübs.
Auf S. viminalis L., häufig. — Z. S. 457.
Pontania piliserra (T'homs.).
Auf S. viminaks L., nicht häufig.
‚ P. leucaspis
Auf S. pentandra L.. Z. S. 359, 8. fragilis> an 8. purpurea 1%:
und 9. cinerea L.. nz Ss. 411. Häufig.
P. leucösticta (Hartig).
Auf 9. aurita L,, 5. auritaxrepens und S. caprea. L.. häufig. —
S. 411 und 458.
P. puella (Thoms.).
Anl’. alba L., S. fragihs L. und S. albar fi hier nicht häufig.
2 Psssp:
Auf S. purpurea L., nicht selten. Blätter locker eingerollt und spiralig
gedreht. ähnlich wie bei Blennocampa pusilla Klug ‘auf Rosen.
16 | Otto daap:
? Dorytomus taeniatus Fabr.
Auf 5. cinerea L., nicht selten, R. 1714.
Lepidopterarum sp.
Auf 8. caprea L., R. 1715.
esefulaceae.
Carpinus betulus 1.
Zygiobia carpini (F. Löw) Kieff.
Ziemlich häufig! — Z. S. 56.
Eriophyes macrotrichus Nal.
Ziemlich häufig. — 2.8. 57.
E. tenellus Nal.
Nicht häufig. — Z. S. 165 von Cassel.
Contarinia carpini Kiet
Ziemlich selten.
Aschistonyx carpinicolus Rübs. a. a. O., VI, S. 66.
Hier häufig; wahrscheinlich allgemein verbreitet! — Z. S. 459.
| Corylus 1.
Eriophyes avellanae Nal.
Sehr häufig. Auf C. avellana L. und ©. tubulosa Willd. — Z. S. 31
und 113. | \
E. vermiformis Nal.
Auf ©. avellana L., ziemlich selten. — Vielleicht nur eine veränderte
Form der vorigen Galle, in der diese Milbe als Einmieter lebt.
Contarinia corylina (F. Löw).
>4
E
«a
r
3
s
R
-
Auf €: avellana L., häufig! — Z, S. 460. In dieser Galle lebt auch
Dasyneura corylina (Kieff.) Rübs. als Inquilin.
Betula 1.
Eriophy.es rudis (Can.) Nal. v. calycophthirus Nal.
Auf B. pubescens Ehrh. und B. pubescens”verrucosa Ehrh., nicht
selten. — Z. S. 363.
Semudobia betulae (Winn.) Kieff.
Auf B. verrucosa Ehrh., B. pubescens Ekrh. und B. pubescensX vorrucosa,
ziemlich häufig. — Z. S. 413.
a > Ta Me te
Verzeichnis der bei Triglitz in der Prignitz beobachteten Zoocecidien. IE
‚Epiblema tetraquetrana Haworth.
Auf B. verrucosa Ehrh., BD. pubescens Ehrh. und BD. pubescens”verrucosa,
sehr häufig. — Z. S. 311.
Plemeliella betulicola (Kieff.) Rübs. a. a. O., S. 87.
Auf B. verrucosa Ehrh., häufig!, Z. S. 364; seltener auf BD. pubescens X
verrucosa.
Massalongia rubra Kieff.
Auf B. verrucosa Ehrh., selten!
Eriophyes betuläe Nal.
Auf B. verrucosa Ehrh., ziemlich häufig, Z. S. 213; nicht so häufig
auf BD. pubescens X verrucosa. — R. 217 und 286.
Plemeliella‘(?) betulina (Kieff.) Rübs. a. a. O.
Auf B. pubescens Ehrh., hier nicht häufig.
Eriophyes rudis (Can.) Nal.
. Auf B. verrucosa Ehrh., DB. pubescens Ehrh. und B. ‚pubese ens X verrucosa,
häufig. — 2. 8. 214.
E. rudis (Can.) Nal. v. longisetosus Nal.
* Auf B. pubescens Ehrh. und B. pubescens X verrucosa, nicht selten. —
2: 8. 215. — R. 279.
' _E. lionotus Nal.
Auf B. pubescens Ehrh. und B. pubescens X verrucosa, häufig. — Z. 8. 32.
Hamamelistes sp. (?H. betulae Mordw.).
Auf D. pubescens Ehrh. und B. pubescens X verrucosa, nicht selten.
Tier noch nicht mit Sicherheit bestimmt. Blasenförmige DBlatt-
ausstülpungen. |
2? Callipterinella annulata (Koch) v. d. Goot.
Auf B. verrucosa Ehrh., nicht baufe, 2290.
Aphididarum sp.
“ Auf 5. verruwcosa Ehrh. — Blätter bleiben kleiner, sind verbogen
und etwas gerollt.
Anmerkung: Die hier häufig und auch als Baum vorkommende B. car-
pathica Willd. ziehe ich zu B. pubescens X verrucosa, da ich sie als eine Form
dieses Bastardes betrachte.
Almus Gärtn.
Epiblema tetraquetrana Haworth.
Auf A. glutinosa (1) Gärtn., häufie. > 2. S. 167.
Verhaudl. des Bot. Vereins f. Brandenb. LX. 9
18 7. 20kto Jaapıı
Eriophyes longirostris Nal. n. sp. in litt.
Auf A. glutinosa (L.) Gärtn., häufig! Z. S. 461. Die Milben leben
zwischen den Falten jugendlicher Blätter, die dadurch deformiert
werden. Die Blätter bleiben meist kleiner. schrumpfen oft sehr zu-
sammen oder sind etwas gekräuselt; die Blattnerven sind infolge-
dessen verbogen oder geschlängelt, zuweilen etwas angeschwollen,
und die Blattfalten erscheinen meist grau oder gelblich-srau verfärbt.
Zeitweilig bewohnen die Milben auch wohl die jungen Sproßachsen; -
diese sind etwas gestaucht und die Rinde ist oft geschrumpft. Die
Verzweigung ist etwas dichter, zuweilen. an Hexenbesen erinnernd,
woran die mit den Milben besetzten Sträucher leicht kenntlich sind.
Besonders werden 2—4jährige Stockausschläge von den Milben
bewohnt.
Eriophyes laevis Nal.
Auf A. glutinosa (L.) Gärtn., sehr häufig; Z. S.. 9; nicht ganz so
häufig auf A. incana (1.) Willd. und A. glutinosa X incana. — Z.S. 414.
Dasyneura alni (F. Löw) Rübs.
Auf A. glutinosa (L.) Gärtn., häufig! Z. S. 58; seltener auf: A. incana
(L.) Willd. und 4A. glutinosa X incana. In dieser Galle lebt auch
Jaapiella clethrophila Rübs. und Macrolabis alnicola Rübs.
Man vergl. Rübsaamen a.a.0O., VL, S. 41, und in Marcellia XIV
912),2.8.107. ;
Eriophyes Nalepai (Fockeu) Nal. (E. Altumi Lieb.).
Auf A. glutinosa (L.) Gärtn., sehr häufig; Z. S. 10; auf A. glutinosa
x incana in Gesellschaft der folgenden Art, bisher nur auf einem
Strauch, aber in großer Menge; Z. S. 168.
E. brevitarsus (Fockeu) Nal.
Auf A. glutinosa (L.) Gärtn., sehr häufig; Z. S. 11; auf 4A. incana
Willd. häufig; auf A. glutinosa X incana, selten.
Öagaceae.
Fagus silvatica. L.
? Pterochlorus exsiccator Altum.
Nicht häufig. Tier noch nicht untersucht.
Mikiola faei (Hartig).
Häufig, doch nicht alljährlich in gleicher Menge.
Verzeichnis der bei Triglitz in der Prignitz beobachteten Zooceeidien. 1%)
Hartigiola annulipes (Hartig) Rübs.
Ziemlich häufig. — Z. S. 114.
Phyllaphis fagi (L.) Koch.
Häufig.
Eriophyes stenaspis Nal.
Häufie. — Z. 8. 59:
var. plicator Nal. in litt. |
Viel seltener, bisher nur an zwei Sträuchern aufgefunden. — Z. S. 415,
häufig mit Phyllaphis fagi (L.) Koch besetzt. In Verh. d. Zool.-
Bot. Ges. Wien 1917. S. 21 belegt Nalepa die Varietät nunmehr mit
dem Namen „plicans“.
E. nervisequus (Can.) Nal. (Erineum nervisequum
Kunze).
Ziemlich häufig. — Z. S. 60;
var. maculifer Trotter (Erineum fagineüm Pers.).
Meistens in Gesellschaft der Hauptform, nicht selten. — Z. 8.61.
Monochetus sulcatus Nal.
Nicht häufig.
Quercus robur 1.
Bemerkung: @uercus sessiliflora Martyn kommt bei Triglitz nicht
vor; alle Angaben beziehen sich. auf die 'Stiel-Eiche. Auf einigen hier an-
eepflanzten amerikanischen Eichen wurden bisher keine Gallen beobachtet.
Biorrhiza pallida (Oliv.).
Die agame Generation, B. aptera (Bose.) G. Mayr. an den Wurzeln,
ziemlich häufig.
Andrieus quercus radieis (Fahbr.).
Nicht häufig. R. 1364 und 1425.
Trigonaspis megaptera (Panzer) Schenk.
Nicht häufie. R. 1365, 1382 und 1404. — Z.S. 416. Von Parasiten
zog ich aus den Gallen Torymus amoenus Boh., T. flavipes
Walk., Synergus varius Hartig und Pteromalus sp.
Andricus fecundator (Hartig) G. Mayr.
- Häufig. — Z. S. 217.
A. glandulae (Hartig) G. Mayr.
. Ziemlich selten.
on
20 . Otto Jaap:
A. Lambertoni Kieft.
Selten.
A. albopunctatus (Schlechtend.) G. Mayr.
“ Nicht selten. — Z. S. 417.
A. inflator Hartig.
Die agame Generation, A. globuli (Hartig) G. Mayr, nicht häufig.
— Z. S. 219 von Neugraben bei Harburg. FR
A. nudus Adler.
Die agame Generation, A.Malpighii (Adler) G. Mayr, ziemlich selten.
Biorrhiza pallida (Oliv.).
Die sexuelle Generation, B. quercus terminalis (Fabr.), häufig.
R. 1384. — Z. S. 33.
Cynips Kollari Hartig.
Bei Triglitz selten, bisher nur auf zwei Sträuchern angetroffen.
Andricus solitarius (Fonse.) G. Mayr.
Ziemlich selten. R. 1398.
Contarinia quercina Rübs.
Häufig! 7. S. 462. Aus dem Material von Trielitz zog Rübsaamen
auch Arnoldia quercus Binnie und Dasyneura dryophila Rübs.,
Ceeidomyidenstudien VI (1917), S. 47. Es bleibt noch festzustellen,
ob beide als Einmieter leben oder selbständig Gallen hervorzurufen
vermögen.
Andricus inflator Hartie.
Häufig. — Z. S. 12.
? Pamene splendidulana Guenee.
Nicht häufig. R.1420. Der Schmetterling wurde bisher nicht gezogen;
daher Bestimmung nicht sicher.
Andricus quercus cortieis (L.).
An überwallten Verletzungen der Stämme, nicht häufig. R. 1424.
A. testaceipes Hartig. |
Die agame Generation, A. Sieboldi (Hartig) G. Mayr, nicht selten.
R. 1426.
Asterolecanium variolosum (Ratz.) Ckll.
Häufig; tritt oft sehr schädlich auf. Ausgegeben in meiner Coceiden-
: Sammlung, 1 und 49.
Verzeichnis der bei Trielitz in der Prignitz beobachteten Zoocecidien. 21
Aspidiotus zonatus Frauenf.
Häufig. — Meine Coceiden-Sammlung 15.
Heliozela stanneella Fisch. v. R.
Scheint hier selten zu sein.
Andricus testaceipes Hartig.
Nicht selten. R. 1433. |
A. ostreus (Hartig) G. Mayr.
Häufig.
Trigonaspis megaptera (Panzer) Schenk.
Die agame Generation, T. renum (Hartig) @&. Mayr, nicht häufig.
Diplolepis quercus-folii (L.).
Häufig. — Z. S. 34, von Besenhorst bei Geesthacht. Syn.: Dryo-
phanta folii (Hartig) Först. |
D. longiventris (Hartig).
Nicht häufig.
D. disticha ( us):
Nicht häufige.
D. divisa (Hartig).
Häufig. — Z. S. 13 von Ahrensburg in Holstein.
Neuroterus numismalis (Fonse.) G. Mayr.
Die agame Generation, sehr häufig. — Z. S. 15 von Sattenfelde bei.
Oldesloe.
N. albipes (Schenk) G. Mayr.
Die agame Generation, N. laeviusculus Schenk, häufig. — Z.S. 218
von Trittau in Holstein.
N. quercus-baccarum (L.)
Die agame Generation, N. lenticularis (Oliv.) G. Mayr, sehr häufig.
— Z.S. 14 von Klein-Flottbek bei Altona. Die Gallen der agamen
Form werden häufig durch die orangegelben Larven von Parallelo-
diplosis galliperda Fr. Löw und die der vorigen Art durch
Xenodiplosis laeviusculi Rübs. deformiert.
N. trieolor (Hartig) G. Mayr. . \
Die agame (Generation, N. fumipennis Hartig, nicht häufig.
29 | Otto Jaap:
N. albipes (Schenk) G. Ay
Haute — 7.8, 000.
Andricus marginalis (Schlechtd.) G. Mayr.
9% iemlich selten.
A. curvator Hartig.
Ziemlich häufig. — Z.S. 63 von Bad Nauheim in Oberhessen.
Neuroterus quercus baccarum (L.).
Sehr hänfig, an Blättern und Kätzchen. R. 1457 und 1475. — 2. S. 366.
N. tricolor (Hari ) .G. Mayr.
Die sexuelle Generation. R. 1461. Nicht häufig.
N. numismalis (Fonse.).
R. 1469.
Macrodiplosis dryobia 2 Löw) Kiel.
Haute 7.8.01
M. volvens Kieff.
Etwas seltener als vorige Art. — 7:.8..09.
Phylloxera quercus Fonsc.
Nicht häufig. — Z. S. 463, det. ©. Börner.
Trioza remota Först.
|
4
2
4
|
| | | ii
Die sexuelle Generation, N. vesicator (Schlechtd.) G. Mayr, häufig. 4
|
|
|
:
|
Nicht selten. |
|
Andricus seminationis (Giraud) G. Mayr.
Nicht häufig.
A. quadrilineatus Hartig.
Häufiger als vorige Art. — Z. 8. 362.
Ulmaceae.
Ulmus L.
Tetraneura pallida (Haliday) Del Guercio.
Auf T. campestris L., nicht häufig.
Schizoneura lanuginosa Hartig.
Auf U. campestris L., nicht selten.
Verzeichnis der bei Triglitz in der Prignitz beobachteten Zoocecidien. 28
Sch. ulmi (L.) Kalt.
Auf U. campestris L., häufig. — Z. S. 260.
Tetraneura ulmi (Geoffr.) Hartig.
Auf T. campestris L. und U. pedunculata Fougeroux, sehr häufig. —
2.8. 418. _ |
Colopha compressa (Koch).
Auf U. pedunculata Foug., häufig. — Z. S. 259.
Eriophyes brevipunctatus Nal.
Auf UT. peduneulata Foug., häufig. — Z. S. 118.
Physemoceecis ulmi Rübs. in Marcellia 1914, S. 88.
Auf U. campestris L., nicht häufig! Blattparenchymgalle, R. 2046.
Die unter n. 220 in meiner Sammlung ausgegebene von Prof.
P. Magnus auf Ulmus montana With. in Bad Nauheim gesammelte
Galle ist nicht Eriophyes filiformis Nal., sondern Eriophyes
ulmiecola Nal.
Urficaceae.
Urtica 1.
Aphis urticae Fabr.
Auf U. dioeca L. und U. urens L., ziemlich häufig. — H. 2094. —
7... 8.120. -
Aphrophora spumaria (L.) (Germar.
Auf U. dioeca L., häufig. — Sproßachse an der Spitze gestaucht,
Blätter daher zusammengedrängt, Blattstiel verkürzt, Blattfläche
gekrümmt oder gedreht und gekräuselt. Neu.
Dasyneura urticae (Perris) Rübs.
Auf D. dioeca L., ziemlich häufig! — Z. S. 35.
D. dioicae Rübs.
Auf U. dioeca L.,. häufig! — Z. S. 464. Die Galle tritt namentlich
im Herbst an den Ausläufern auf und wird daher leicht übersehen:
sie ist gewiß auch anderswo häufig.
&olygonaceae.
kumesx L.
Apion violaceum Kirby.
Auf R. acetosa L., nicht selten.
24° Ve Otto Jaap:
A. sanguineum De Geer.
Auf R. acetosella L., nicht selten.
A. frumentarium L.
Auf R. acetosella 1.., nicht selten.
Auf R. obtusifolus L. und R. hydrolapathum Huds., hier nicht häulig.
|
Aphis rumiecis L. 4
|
Aphrophora spumaria (L.) Germar.
Auf R. acetosa L., R. obtusifokus L., R. erispus.L. und R. nu
häufig. An den Sproßachsen Be Achen die Larven der Schaum-
zikade Stauchung und Verkrümmung, im Blütenstand Knäuelung und
an den Blättern Krümmung und Kräuselung. — Z. S. 465. 0
Atylodiplosis acetosellae Rübs. (Contarinia acetosae
Kieff.). e
Auf R. acetosella L., nicht selten!
Jaapiella rubicundula Rübs.
Auf R. acetosella L., nicht selten!
Polygonum L.
Aphrophora spumaria (L.) Germar.
Auf P. amphibium L. f. terrestre Leers; neu. Blätter sichelförmig
gekrümmt, etwas verkürzt, besonders neben der Mittelrippe wellig
gekräuselt. i
Wachtliella persicariae (L.) Rübs.
Auf P. amphibium L., häufig! 7:48. Dld2
Gh hd Du Sms rl sn anal Zn Dual nal a un nl Au N nn N der un a dan Bi nd
Chenopodiaceae.
Beta vulgaris 1.
Aphis rumiecis L.
Nicht häufig.
Chenopodium album DR
Aphis atriplieis L.
Häufig. — Z. 8. 175.
Spinacia oleracea 1.
Aphis rumicis L. & B
Hr 2197. Dritten en Jahren im Garten sehr häufig und
schädlich auf. — Z. S. 67.
Verzeichnis der bei Triglitz in der Prignitz beobachteten Zoocecidien. 25
Aphrophora spumaria (L.) Germar.
Im Garten. Eine ähnliche Mißbildung wie die vorige; wohl neu.
Atriplex U.
Aphis atriplieis L. |
Auf A. patulum L. und A. hastatum L. Nur wenig beobachtet, da
die Nährpflanzen hier bei Triglitz nicht häufig sind. In manchen
Gegenden aber viel häufiger als auf Chenopodium. — Z. S. 419 von
Sattenfelde bei Oldesloe in Holstein.
Caryophyllaceae.
Coronaria flos ceueuli (L.) A. Br.
Aphrophora spumaria (L.) Germar.
Nicht selten. Stauchung und Krümmung der Sproßachse. Neu.
Melandryum album (Mill.) Gcke.
Wachtliella lychnidis (Heyden) Rübs.
Ziemlich selten.
Contarinia Steini (Karsch) Kieft.
Ziemlich häufig! — Z. S. 369.
Saponaria officinalis L.
Insekt?
Blüten gefüllt, sich nicht völlig entfaltend.. Ob H. 2306? Milben
- wurden in den Blüten nicht vorgefunden.
Stellaria U.
' Macrolabis stellariae Liebel.
Auf St. media (L.) Cirillo, nicht häufig.
M. holosteae Rübs. a. a. O., VL, 8. 37.
Auf St. holostea L., nicht selten! Bei Hamburg stellenweise 'häufig.
Eriophyes atrichus Nal. ‚
Auf St. yraminea L., nicht selten. — Z. S. 313.
Br ’ :
A
N
Ir
Brachycolus stellariae (Hardy) Buckt.
Auf St. holostea L., häufig. — Z. S. 16.
Aphrophora spumaria (L.) Germar.
Auf St. nemorum L. — Blätter gehemmt, gekrümmt und gekräuselt; neu.
20% Otto Jaap:
Cerastium L.
Dasyneura fructuum kübs.
Auf (©. caespitosum Gilib., nicht häufig.
Aphis cerastii Kalt.
Auf 0. arvense L., Z. S. 221, und CO. caespitosum Gilib., nicht selten.
Trioza cerastii (L.) F. Löw. Be :
Auf 0. arvense L., nicht häufig.
Moehringia trinervia (L.) Clairv.
Aphrophora spumaria (L.) Germar.
Sproßachse gestaucht, Blätter gehäuft: nen.
Sranuncnlaceae.
Caltha palustris 1.
Aphrophora spumaria (L.) Germar.
Blattfläche gekrümmt, mehr oder weniger grubig-wellig gekräuselt, :
oft kleiner bleibend. Ziemlich häufig. Neu. — Z. S. 467.
Pulsatilla pratensis (L.) Miller.
Dasyneura pulsatillae (Kieff.) Rübs.
Bei Triglitz noch nicht beobachtet, aber viel bei Suckow unweit
Putlitz. |
Ranunculus 1a. N
Gecidomyidarum sp.
Auf R. auricomus L., häufig! R. 1556.
Dasyneura ranunculi (Bremi) Rübs.
Auf R. acer L., ziemlich häufig! — Z. S. 222.
Rhopalosiphum dianthi (Sulzer) Koch.
Auf R. repens L., nicht häufig.
ME Bl Ei Ba Ze DE me RE; Di a mn dl Aa a Tu 0 0 nie
Aphrophora spumaria (L.) Germar.
Auf R. acer L. — Sproßachse gestaucht, zuweilen etwas ange-
schwollen, verbogen; Blätter gekrümmt oder etwas gekräuselt. Neu.
Sapaveraceae.
Papaver 1.
Aphis rumicis L.
Auf P. dubium L.
ID
S]
Verzeichnis der bei Trielitz in der Prignitz beobachteten Zoocecidien.
Aylax papaveris (Perris) G. Mayr. :
Auf P. dubium L., häufie. — Z. S. 314.
Dasyneura papaveris (Winn.) Rübs.
Auf P. argemone L., nicht häufig!
Cruciferae.
Lepidium sativum 1.
? Contarinia ruderalis Kieff. /
Im Garten. Die Gallbildung ähnelt der von sSisymbrium. Mücke
noch nicht gezogen. Neu.
Cochlearia armoracia 1.
Aphrophora spumaria (L.) Germar.
Blattfläche oder Teile derselben gekrümmt und mehr oder wenig
_ wellig-grubig gekräuselt. Neu.
Sisymbrium L.
Baris laticollis Marsh.
Auf 5. officinale (L.) Scop., bisher nur wenig beobachtet.
Contarinia ruderalis Kiefl.
Auf S. offieinale (L.) Scop., häufig! — Z. S. 176b; seltener an
S. sophia U.
Sinapis arvensis 1.
Ceuthorrhynchus pleurostigma Marsh. \
Ziemlich häufig.
Brassica LU.
Brevicoryne hbrassicae (L.) Das.
Auf B. napus L. v. napobrassica L. und B. oleracea L. v. capitata L.,
häufig, — Z. 8. 469, als Aphis brassicae L.
kaphanus 1.
Ceuthorrhynchus pleurostigma Marsh.
Auf R. raphanistrum L., häufige. — Z.'S. 315.
Gephyraulus raphanistri (Kieff.) Rübs.
Auf R. raphanistrum L., sehr häufig! — Z. S. 177, unter Dasyneura;
im Garten auf R. sativus L. v. radicula Pers., nicht selten auftretend,
scheint aber auf dieser Pflanze noch nicht beobachtet worden zu sein.
28 Otto Jaap:
Nasturtium R. Br.
Dasyneura sisymbrii (Schrank) Rond.
Auf S. silwestre (L.) R. Br., nicht häufig. Die Nährpflanze ist hier
ziemlich selten. — Z. S. 223 von Hamburg.
Contarinia nasturtii Kieff.
In geschlossenen Blüten von N. officinale R. Br., nicht selten! —
7. 8. 420. — Nene Nährpflanze.
Cardamine.
Aphrophora spumaria (L.) German.
Auf (©. pratensis L., nicht selten. Sproßachse gestaucht und ver-
bogen; neu.
| Ceuthorrhynchus pectoralis Schult.
Auf ©. pratensis L. und C. amara L., häufig! Z. S. 370. Die aus
den Gallen von mir gezogenen Rüßler erschienen Ende Juni; die
Larven waren Ende Mai in die Erde gegangen.
| | Dasyneura cardaminis (Winn.) Rübs.
Auf €. pratensis L. und CO. amara L., nicht selten! SITE
Cecidomyidarum sp.
Auf C. pratensis L., Fruchtgalle, R. 377: nicht häufig!
Coleopterarum sp. '
Auf ©. pratensis L. Früchte etwas deformiert; nicht selten! Käfer
noch nicht bestimmt.
Stenophragma Thalianum (L.) (el.
Geutorrhynchus atomus Bohenm.
Häufig. — 27.8. 471. Die aus den Gallen gezogenen Käfer er-
schienen Mitte Juni, während die Larven von Mitte bis Ende Mai
in die Erde gegangen waren. Aus. den Gallen schlüpfte auch.
Pteromalus sp.
Ä Turritis glabra L.
Aphididarum sp.
Nicht selten. R. 1972. Tier noch nicht bestimmt.
Erysimum cheiranthoides 1.
? Contarinia ruderalis Kieff.
Gallbildung wie auf Sösymbrium officinale (L.) Scop. (R. 1821), aber
Mücke noch nicht gezogen; neue Nährpflanze.
Verzeichnis der bei Triglitz in der Prignitz beobachteten Zooceeidien. 29
?Aphididarum sp.
Sproßachse im oder unter dem Blütenstand au Blätter und
Blüten dichter beisammen stehend.
Saxifragaceae,
Saxifraga granulata 1.
Dasyneura saxifragae (Kieff.) Rübs.
Ziemlich häufig! — Z. S. 421.
Ribes L.
Eriophyes ribis (Westw.) Nal.
Auf R. nigrum L. und AR. rubrum L., häufig. — Z. S. 17 und 125.
Aphis gr ossulariae Kalt.
Auf R. grossularia L., Z. 8. 124, R. rubrum L. und R. nigrum L.,
Z. S. 423; ziemlich Kauie.
Myzus ribis (L.) Pass.
Auf R. rubrum L., Z. S. 126, R. nigrum L. und R. alpinum L.,
Z. S. 266, häufig; seltener auf R. grossularia. L.
“ Dasyneura Tetensi Rübs.
Auf R. nigrum L., nicht selten! (Syn.: Perrisia ribicola Kieff.).
S. 373. — Nach dem Berliner Entomologen Tetens benannt;
die Schreibweise „tetensis‘ ist daher. unrichtig.
rosaceae,
Spiraea salicifolia L.
Macrosiphum ulmariae (Schrank) Schouteden.
Im Garten, nicht häufig. — Z. S. 267 von Cassel.
Filipendula ulmaria (L.) Maxim.
Aphrophora spumaria (L.) Germar.
Sproßachse gestaucht, Blätter dichter beisammenstehend, kürzer, ge-
bogen und gekräuselt; ziemlich häufig. Neu.
Dasyneura Jaapiana Rübs., a. a. O., VI (1917), S. 50.
An mehreren Stellen in nassen Erlengehölzen, nicht selten! Be-
schreibung dieser großen, interessanten -Galle, die merkwürdigerweise
so lange übersehen worden ist, bei Rübsaamen a.a.0. — Z.S. 473.
30 | Otto Jaap:
Insekt.
Kleine, pustelförmige, stecknadelkopfgroße Anschwellungen am Blatt-
stiele Die Tiere hatten die Galle beim Auffinden bereits verlassen.
Dasyneura ulmariae (Bremi) Rübs.
Häufig! — Z. S. 68.
? Eriophyidarum sp.
R. 1976. Anschwellung der Blattnerven.
Dasyneura pustulans kübs.
Häufig! — Z. 8. 316.
D. Engstfeldi Rübs.
Nicht häufig! — Z. S. 474. — Syn.: Perrisia Rostrupiana Kieft.
Aphis spiraeella Schont.
Häufig! — Z. S. 475.
Pirus U.
Schizoneura lanigera (Hausm.) Kalt.
An Pirus malus L., häufig und sehr schädlich auftretend..
Eriophyes piri (Pagenst.) Nal. |
. Auf P. communis L., sehr häufig, Z. S. 317, auf P. malus L. seltener:
var. marginemtorquens Nal. in litt.
Auf 2. acerba DC., nicht-häufe; R. 1193. — 27.8. 125.
Epitrimerus piri Nal. |
Auf P. communis L., ziemlich häufig. — Z. S. 424. Es bleibt noch
festzustellen, ob diese Milbe wirklich Erzeugerin der Randrollungen
ist oder nur als Einmieter bei der vorigen lebt, wie Nalepa meint.
Dasyneura piri (Bouche) Rübs.
Auf P. communis L., nicht selten!-— Z. S. 127.
| D. mali (Kieff.) Rübs. |
Auf Pirus malus L. (verwilderte Form), nicht häufig! — Z. 8. #76.
Aphididarum sp. (? Aphis pomi de Geer).,
Auf P.-malus L., häufig. R. 1198 oder 1199. Die Laus ist noch
nicht mit Sicherheit bestimmt.
? Dentatus crataegi (Kalt.) v. d. Goot. (Aphis piri Fonse.)
Auf P. malus L., nicht selten. :
EN TR TUNR
_ Verzeichnis der bei Triglitz in der Prignitz beobachteten Zoocecidien. 31
Myzus oxyacanthae (Koch) Pass.
Auf ?. malus L., nicht häufig.
Eriophyes goniothorax Nal. var. malinus Nal. in
litt. 1915.
Auf P. acerba DC., nicht selten. — Z. 8. 69.
Anthonomus einctus Kollar.
Auf P. communis L., häufig.
A. pomorum (L.) Germ.
Auf P. malus L., häufig.
Contarinia pirivora (Riley) Kieft.
Auf P. communis L. häufig und besonders auf Strauchobst sehr
schädlich auftretend! — Z. S. 374. Das ausgegebene Material
stammt von einem Baum, an dem im Frühjahr 1915 fast sämtliche
Früchte vernichtet wurden.
Sorbus aucuparia L.
Dentatus sorbi (Kalt.) v. d. Goot.
Häufig. — Z. S. 70 als Aphis sorbi Kalt.
Eriophyes piri (Pagenst.) Nal.
Häufig. — Z. S. 224.
Contarinia sorbi Kieft.
Häufig! — Z. S. 477 — In denselben Gallen lebt als Einmieter
Clinodiplosis sorbicola Rübs. a. a. O., VI. S. 74.
Eriophyes goniothorax Nal. var. sorbeus Nal. ‚in litt. +
R. 1208. Nicht häufig. — Z. S. 478. Auch bei Groß-Langerwisch
und im Hainholz bei Pritzwalk. — Erineum sorbeum Pers.
Contarinia floriperda Rübs. a. a. O., S. 89.
R.. 1212. Ziemlich selten.
Crataegus oxyacantha L., monogyna Jacq.
Dentatus crataegi (Kalt.) v. d. Goot. (Aphis piri Fonse.)
Nicht selten. H. 2954.
Dasyneura erataegi (Winn.) Rübs.
Häufig! Namentlich an den jungen Sprossen der Hecken. er Lee: 36
von Sattenfelde bei en: in Holstein.
SO RENS Otto Jaap:
Myzus oxyacanthae (Koch) Pass.
Häufig. — Z. S. 427.
Eriophyes goniothorax Nal.
Häufig. — Z. S. 37. — (Erineum oxyacanthae Pers.)
Contarinia anthobia (F. Löw) Kieft.
Nicht selten! — Z. S. 426.
Anthonomus pomorum L.
Nicht selten.
Rubus 1.
Diastrophus rubi (Bouche) Hartig.
Auf R. caesiıus L., hier nicht häufig. — Z. S. 72 vom Priwall bei
Travemünde.
Lasioptera rubi Heeger. ;
Auf R. idaeus L., Z. S. 318, R. nemorosus Hayne und R. plicatus
W. et N., häufig. ;
Dasyneura plicatrix (H. Loew) Rübs. .
Auf R. idaeus L., R. suberectus Anders., R. plicatus W. et N!, |
7. 8. 319, R. vilkeaulis Koehler, R. nemorosus Hayne und R. cmesius
L.; häufig.
Eriophyes graecilis Nal..
Auf R. idaeus L., R. nemorosus Hayne und R. caesius L., nicht selten.
Aphis urticae Fabr.
‚Auf R. idaeus L., Z.'S. 428, R. plicatus W. et N., Z. S. 7A und |
R. nemorosus Hayne. -
Eriophyes gibbosus Nal.
Auf R. suberectus Anders., 7. 8. 376, R. plicatus W. et. N., Z. S. 320,
und AR. nemorosus Hayne.
Fragaria 1.
Aphrophora spumaria (L.) Germar.
' Blättchen gekrümmt und wellig gekräuselt. Auf Gartenerdbeeren, viel.
Potentilla L.
Eriophyes parvulus Nal.
Auf P. silvestris Necker, selten; bisher nur einmal gefunden.
7
Verzeichnis der bei Trielitz in der Prignitz beobachteten Zoocecidien. 9
Xestophanes potentillae (Retz.) Först.
Aut 2. repians L.. ziemlich häufig! — 7. S. 321.
N. brevitarsis (Thoms.) G. Mayr.
Auf P. silwestris Necker, ziemlich häufig. — 7. 8.80.
Geum \.
Aphrophora spumaria (L.) Germar.
Auf @. urbamum 1. — Blätter verbogen und gekräuselt.
j“
Eriophyes nudus Nal.
Auf @. rivale L.. hier ziemlich selten. Auch bei Redlin in der
nördlichen Prignitz. (Erineum gei Fr.). |
Contarinia geicola Rübs. a. a. O., VI, S. 9.
Auf @. rwale L., @. urbanım L. und @. riwalexXurbanıum, nicht
selten! — 7. S. 479.
| Rosa L.
Rhodites rosae (L.) Hartig.
Auf R. canina L. und R. dumetorum. Thuill., ziemlich häufig. —
28. As: Außer Rhodites erhielt ich aus den Gallen noch den
Parasiten sehr luteolator,Grav.
Rh. Mayri Schlechtd.
N R. canına L., nicht häufig.
Rh. rosarum Giraud.
Auf R. canina L. und R. dumetorum Thuill., nicht selten.
Rh. eglanteriae Hartig.
Auf R. canina L., Z. dumetorum Thuill. und R. cinnamomea L., häufig.
Rh. centifoliae Hartig.
Auf R. canina L. und R. demetorum Thuill., nicht häufig.
‚ Rh. spinosissimae Girand.
Auf R canina 1L., Z. S. 225. R. dumetorum Thuill. und AR. tomentosä
Sm.. ziemlich häufig.
Wachtliella rosarum (Hardy) Rübs.
Auf Rosa canina L., Z. S. 322, R. dumetorum Thuill., R. tomentosa
‚Sm. und AR. alba L., häufig! Aus dem Material von Triglitz zog
Rübsaamen auch Macrolabis rosae Rübs. a. a. O., IV, 8. 498
(?M. Luceti Kieff.).
Abhandl, des Bot. Vereins f. Brandenb. LX. s ; B)
34 Otto Jaap:
Blennocampa pusilla (Klug.) Thoms.
Sehr häufig. Auf AR. camina L., Z. 8. 272, R. dumetorion Phuill,
“R. tomentosa. Sm., R. alba L., Z. S. 226.
Prunus L.
Argyresthia spiniella Zeller.
Auf P. padus L., häufig! — Z. S. 228. Spindelförmige Anschwellune
einjähriger Sproßachsen. Eine Raupe. Diese häufige und auffällige
Galle ist in den Büchern von Howard und Roß nicht verzeichnet.
Dasyneura tortrix (F. Löw) Rübs. | ver
Auf P. spinosa,L., ziemlich häufig! Z. S. 431; 274 von Cattaro m
Dalmatien. R. 1526 und 1334.
VGecidomyidarum sp.
Auf P. spinosa L., nicht selten! Triebspitzengalle; neu. Jugendliche
Blätter an der Sproßspitze wie in der Knospenlage sefaltet, etwas
angeschwollen, bleich: mehrere weiße Larven. Mücke bisher noch
nicht gezogen.
Putoniella marsupialis (F. Löw) Kieft.
Auf P. spinosa L., nicht häufig! — 7. S. 273 von Castelnuovo bei
(Jattaro in Dalmatien. ö
? Blennocampa sp.
Auf P. spinosa L. nicht häufig. R. 13353.
Eriophyes similis Nal.
Häufig. Auf P. domestica L. und P. spinosa L. — 7. 8. 76 und 227.
E. padi Nal.
Auf P. padus L., häufig. — Z. S. 129. — (Ceratoneon- attenu-
atum Bremi).
E. paderineus Nal:
Auf P. padus L., nicht selten; in manchen Jahren häufig. — 28.
229. Auch im Elsholz bei Laaske, bei Groß-Langerwisch und
Steffenshagen (Erineum padinum Duvy.).
Hyalopterus pruni (Fabr.) Koch. ERHE
Auf P. domestica L., 7. 8. 74, und 2. 'spinosaL., ZZ SB ae Zeche
häufig, als Aphis pruni Koch.
Myzoides cerasi (Fabr.) v. d. Goot.
Auf P. aviımn L., in Gärten, häufig.
AN DE
Verzeichnis der bei Triglitz in der Prignitz beobachteten Zoocecidien. DB)
2 Aphis cerasi Schrank.
Auf P. insibieia L. in Gärten, häufig.
Siphonaphis padi (L.) v. d. Goot (Aphis padi L.).
Auf P. padus L., sehr häufig. — Z. S. 377.
Leguminosae.
Genista li.
Contarinia melanocera Kieft.
Auf @G. tinetoria L., nicht häufig!
Jaapiella genisticola (F. Löw) Rübs.
Auf G. tinctoria L., nicht häufig! — Z. S. 275.
- J. genistamtorquens (Kieff.) Rübs.
Ant G. pilosa L., nicht selten! — 7. S. 34.
Sarothamnus scoparius (L.) Wimmer.
Eriophyes genistae Nal.
Hier ziemlich selten; bisher nur auf einigen Sträuchern beobachtet.
Asphondylia sarothamni H. Loew.
Häufige! — 7. S. 432.
Dasyneura tubicola (Kieff.) Rübs.
Nicht selten! — Z. S. 379. |
' Janetiella tubereuli Rübs.
Ziemlich selten! .
Agromyza pulicaria Meigen.
Selten! i
Jaapiella sarothamni Rübs. a. a. O., VI, S. 39 (mit Ab-
bildung der Galle).
Nicht häufig! Blüten geschlossen bleibend, nur wenig angeschwollen,
rötliche Larven.
Asphondylia Mayeri Liebel.
Ziemlich häufig. Auch bei Krummbeck in der nördlichen Prignitz.
— 7. 8. 231 von Ehestorf bei Harburg in Hannover.
| Ononis repens L.
Eriophyes ononidis (Can.) Nal.
Hier selten. “R
3*
36 Otto Jaap:
Medicago 1.
- Dasyneura lupulinae (Kieff.) Rübs.
Auf M. lupulina L., nicht häufig.
D. ignorata (Wachtl) Rübs.
Auf M. sativa L., selten. ‚Die Iuzerne wird hier nur wenig und
vorübergehend angebaut.
Jaapiella Jaapiana kübs., a. a. O,, IV, s S, 3001 Marcellia 3
XIV, 1914, S. 107 sub Dasyneura. INH
Anf M. Tupulina 1. häufig! — S. Z. 233. Re
Trifolium 1.
Apion pubescens Kirby.
Auf T. agrarium Bund 7% minus Sm., nicht selten.
Dasyneura trifolii (F. Löw) Rübs. EN
Auf T. pratense L. und T. repens L., häufig! — 7. S. 234. Aus
den Gallen auf T. pratense L. zog Herr Professor Rübsaamen auch
Mrieholaba trikoln: Rubs a. 4.05 VE S 62 Eh ;
Lotus 1.
Eriophyes euaspis Nal.
Auf Z. corniculatus L., bei Triglitz selten.
Jaapiella loticola Rübs.
Auf Z. uliginosus Schkuhr, nicht häufig! Syn.: Perrisia loti Kieff.
Contarinia Barbichei Kieft.
Auf L. cornieulatus L. und L. uliginosus Sehkuhr, hänfig! — 22 8.320.
€. loti (De Geer) Rond. |
Auf Z. cornieulatus 1. und L. uliginosus Schkuhr, hier ziemlich 4
selten. — Z. S. 235 von Duhnen bei Cuxhaven. 4
Asphondylia melanopus Kieft. se Be
Auf Z. cornieulatus L., nicht häufig! 4 4
N j . ii BE
Ornithopus perpusillus 1. N
Eriophyes plieator Nal. i ge
Ziemlich häufig! R. 1115. — Z. S. 481. — Auch in Schleswig-
Holstein und Hannover von mir beobachtet. ER
= « 5 ern . & L 5 r i ah GUT!
Verzeichnis der bei Triglitz in der Prienitz beobachteten Zooceeidien. »4
Vieia L.
Apion Gyllenhali Kirby.
Auf V. ceracca L., häufig. — Z: S. 482. — R. 2057, 2059, 2073.
Physopus basicornis Reuter.
Auf VW. cracca L., häufie. — Z. S. 238.
Phyllocoptes retiolatus Nal.
Auf V. cracca L., nicht selten.
Dasyneura spadicea Rübs. a. a. ©. VI, S. &.
Auf V. cracca L., häufig! R. 2063 p. p. — Larven reingelb. —
2. 8. 237. — Aus. ebensolchen Gallen zog Rübsaamen auch
Dasyneura Loewiana Rübs. a. a.0., Larven blaßrötlich, Macro-
labis sp. (vielleicht M. hippocrepidis Kieff.), Larven weiß, und
Tricholaba similis Rübs. a. a. ©. S. 64, Larven gelbrot. Es:
bleibt noch festzustellen, wer Erzeuger dieser Galle ist; wahrschein-
lich aber D. spadicea, da deren Larven bisher am häufigsten in den
Gallen beobachtet wurden. Dasyneura viciae (Kieff.) Rübs. wurde
von Prof. Rübsaamen bisher nur aus Weia sepium L. gezogen,
dürfte also nicht in Betracht kommen. — Eine ähnliche Galle findet
sich hier auf V. tetrasperma (L.) Mönch.
Contarinia eraccae Kieft.
Auf V. eracca.L., häufig. — 7. S. 256 von Kirchwärder ber Hamburg.
Lathı yrus pratensis \.
Contarinia Jaapi Rübs. in Marcellia XIV (1.91),28..2210.
Häufe! — Z. 8.239. — Beschreibung der Galle, die der von
'Dasyneura lathyricola Rübs. ähnlich ist, bei Rübsaamena.a. 0.
Phyllocoptes retiolatus Nal. var. lathyri Nal. in Sitzungs-
ber. d. K. Akad. d. Wiss. Wien, mathem.-naturw. Kl., 1917, Sep.
Nicht selten! R. 941. — Z. S. 48.
Jaapiella volvens Rübs., Cecidomyidenstud. VI (1917), 8.42
Nicht häufig! Rand der Fiederblättchen nach oben eingerollt, ohne
Verdiekung. Gelblichweiße bis blaßrötliche Larven. Neu. Auch
bei Weinheim an der Bergstraße von mir gesammelt.
Anabremia Belleyoyei (Kieft.) Rübs.
Ziemlich häufig! R. 945. Z. 8. 328.
38 : Otto Jaap:
Seraniaceae.
Erodium eicutarium (l.) L’Her.
Eriophyes Schlechtendali Nal. En 4
Im Sommer 1916 auf sandigen Aeckern häufig auftretend, früher
nicht bemerkt. — Z. S. 499.
Euphorbiaceae.
Euphorbia eyparissias 1.
Dasyneura subpatula (Bremi) Rübs.
Nicht häufig, weil die Nährpflanze hier nicht häufig ist und erst in-
neuerer Zeit eingewandert ist. In dieser Galle lebt auch Macrolabis
Iutea. Rubs. a. a. O.,ML Sı 528
|
dauxaceae.
Buxus sempervirens L.
Psylla buxi L.
Häufig.
Die unter n. 18 in meiner Sammlung ausgegebene Galle gehört nach
- brieflicher Mitteilung von Dr. v. Schlechtendal zu Eriophyes ungui-
culatus (Öan.) Nal. er
Celastraceae.
Euonymus europaeus 1. x
Aphis rumieis L. (A. euonymi Fabr.).
Sehr häufig. — Z. S. 80. | }
Aceraceae.
Acer \..
Dasyneura acercrispans (Kieft.) Rübs.
Auf 4. campestre L., nicht häufig! auch Sukow bei Putlitz. — Z. S. 885
von Jena.
Eriophyes macrorrhynchus Nal. | Ta
Auf A. campestre L. und A. pseudoplatanus L., viel. — Z. 8.135 von
Bad Nauheim und 434 von Blankenburg in Thüringen. |
x‘
ER N kaeen
Eu
n 5 . GENE s % A N SE Dr
Verzeichnis der bei Triglitz in der Prignitz beobachteten Zoocecidien. 34)
RE. pseudoplatani Gorti.
Auf 4. pseudoplatanus L., nicht häufig.
EB. macrochelus Nal.
Auf A. campestre L. und 4. pseudoplatanus L. Auf A. platanoides L.
in der Nähe bei Laaske. — Z. S. 435 von Jena, 385 von Blanken-
burg in Thüringen;
var. megalonyx Nal.
Auf 4. campestre L., nicht häufig.
Eriophyidarum sp.
Auf A. pseudoplatanus L. — R. 32. Bisher nur auf einem Baum
beobachtet, aber alljährlich in Menge! Die Milbe ist noch nicht
bestimmt worden.
Anmerkung: Von den Ahornarten kommt hier bei Triglitz nur Acer
campestre L. hin und wieder in Gebüsch und Hecken wildwachsend vor, während
A. pseudoplatanus L. nur in wenigen Exemplaren angepflanzt ist; A. platanoides
L. aber fehlt ganz. Deshalb sind auch die Ahorneallen hier nicht häufig und
mehrere sonst wohl ‘überall vorhandene Arten wurden nicht beobachtet.
SAippocastanaceae.
Aesculus hippocastam um 1.
Eriophyes hippocastani (Fockeu) Nal.
Nicht selten. — Z. S. 329. — (Erineum aesculi Endl.)
&rhamnaceae.
Rhamnus cathartica L.
Trichochermes Walkeri (Först.) Kirk.
%
Häufig. — Z. S. 81 als Trichopsylla Walkeri (Först.) T'homs.
Trioza rhamni (Schrank) F. Löw.
Ziemlich häufig. — Z. 8. 450.
Aphididarum sp. (? Aphis rhamni Fonse.).
Ziemlich häufig R. 1578.
Frangula alnus Mil.
Dasyneura frangulae Rübs. a. a. O., VI, S. 51.
Nicht häufig! Blüten etwas vergrößert, geschlossen bleibend; rötlich-
selbe Larven. In ebensolchen deformierten Blüten leben auch die
gelben Larven von Contarinia rhamni Rübs. Wer Erzeuger der
Gallen ist, bleibt noch festzustellen.
40 ; } Otto Jaap:
Tilia 1..
Contarinia tiliarum Kieft. ;
Auf T. cordata Mill.. an Schößlingen, Blättern und Blüten, häufig!
— 2.8.84 und 485; an Schößlingen von 7. platyphyllos Scop. seltener.
-
Gecidomyidarum sp.
Auf T. cordata Mill.! In: vergrößerten Knospen gelbrote Larven. ;
Ende‘ Mai 1915.
Dasyneura Thomasiana (Kieff.) Rübs.
Auf T. cordata Mill.! und T. platyphyllos Scop. nicht selten. — Z. S. 386.
Didymomyia Reaumuriana Löw) Rübs.
Auf T. platyphyllos Scop. in Laaske. — 7.8.20 von Masglingen bei.
Biel in der Schweiz.
Dasyneura Eiliamyoleen. Rübs.
‚Auf T. cordata Mill., nicht selten! — Z. S. 388. Kommt hier auch
an den Hochblättern des Blütenstandes vor. Spärlicher an 7. platy-
phyllos Scop. :
Eriophyes tetratrichus Nal.
Auf T. cordata Mill., häufig. — Z. 8. 387.
E. tiliarius (Murr.) Conn. (nom. nud.).
Auf T. cordata Mill., häufig! R. 1926. — 7. S. 82. — Eine Be-
schreibung der Milbe, die wahrscheinlich von der folgenden Art nicht
verschieden ‚ist, ist mir nicht bekannt geworden.
EB. tiliae (Pagenst.) Nal. :
Auf T. cordata Mill. und T. platyphyllos Scop., nicht sehr häufig;
var. exilis Nal. |
Aun 7, ne Scop., wenig; auch bei Laaske;
. liosoma Nal.
Auf TER an Mill., sehr häufig. — Z. S. 42.
Anmerkung: Tilia cordata Mill. kommt bei Triglitz nur spärlich. wild-
wachsend vor, ist aber häufig angepflanzt, während 7. platyphyllos Scop. nur
in wenigen Exemplaren angepflanzt ist.
Malvaceae.
Malva neglecta Wallr.
Aphis urticae Fahr.
Nicht häufig.
Verzeichnis der bei Triglitz in der Prignitz beobachteten Zooceeidien. . +1
&Aypericaceae.
Hypericum \L.
Geocrypta Braueri (Handl.) Rübs.
Auf H. perforatum J.., nicht selten! Im Oberbayern fand ich die
Galle auch auf 77. guadrangulum L., das als Nährpflanze neu ist.
Dasyneura hyperici (Bremi) Rübs.
Auf H. perforatum L., Z. S, 330!, A. quadrangulum L., .Z. S. 437!
und 4. humifusum L;, nicht selten. Dasyneura serotina (Winn.)
Rübs. ist nach Rübsaamen nicht verschieden.
Violaceae.
Viola 1.
Dasyneura affinis (Kieff.) Rübs.
Auf V. canına L., nicht häufig! R. 2079 und 2083.
D. violae (F. Löw) Rübs.
Auf V. tricoler L., sehr häufig! — Z. S. 43.
Önofheraceae.
Epilobium 1.
Aphis epilobii Kalt.
Auf E. hürsutum L., E. parviflorum (Schreb.) Reich.;, E. montanum L.
und E. palustre L., nicht selten.
Aphrophora spumaria (L.) Germar.
Auf E. montamım L. und E. roseum (Schreb.) Roth. — Blätter
gekrümmt und gekräuselt. H. 7140.
Umbelliferae.
i Anthriscus silvestris Hot.
Aphis anthrisei Kalt.
Nicht häufig. en
| Torilis anthriscus (L.) Gmel.
Kiefferia pimpinellae (F. Löw) Mik.
Nicht häufig.
ar > Otto Jaap:
w
Petroselinum sativum Hoff. |
Aphrophora spumaria (l.) (sermar. 5
Im Garten. Sproßachse gestaucht, Blätter gekrümmt und gekräuselt. Neu.
Kiefferia pimpinellae (F. Löw) Mik.
Nicht häufig. Neue Nährpflanze!
Lasioptera carophila F. Löw.
Nicht selten!
Sium erectum Huds.
iBerula angustifolia (L.) Koch.|
Aphrophora spumaria (L.) Germar.:
Nicht selten. Sproßachse gestaucht, Blätter etwas zusammengezogen,
Blättchen verbogen’ und gekräuselt. Auch bei Grünberg in Schlesien
von Schmidt beobachtet.
Pimpinella 1.
Lasioptera carophila F. Löw.
Auf P. saxifraga L., nicht häufig.
Kiefferia pimpinellae (F. Löw) Mik.
Auf P. magna L. und P. saxifraga 1., häufig! Z. S. 242 und 486.
Synonym ist Asphondylia umbellatarum F. Löw. In den Gallen
kommen als Einmieter hier vor: Contarinia inquilina KRübs.,
Trotteria sp., Dasyneura umbellatarum Rübs. und Amerapha
gracilis Rübs. Man vergleiche Riübsaamen in Marcellia 1914,
S. 99 und Cecidomyidenstud. VI, S. 9.
Cecidomyidarum n. sp.
Auf P. saxifraga L., nicht häufig! In locker eingerollten und: ver-
diekten Blättchen weiße Larven. Neu. |
Aphis anthrisei Kalt.
Auf P. magna \ı., ziemlich selten.
Diodaulus Traili (Kieff.) Rübs.
Auf P. saxifraga L., häufig! — Z. S. 243. Auch in Gesellschaft
dieser Art, sowie der der folgenden, lebt Oontarinia inquilina Rübs.
Contarinia umbeltatarum Rübs., in Zeitschr. f. wiss.
Insektenbiologie 1910, S. 422.
Auf P. saxifraga L., wie die vorige Art in angeschwollenen Blüten!
Ob sie selbständig Gallen hervorruft oder nur als.Inquilin bei der
vorigen Art lebt, ist noch nicht mit Sicherheit festgestellt worden. .
N
Verzeichnis der bei Triglitz in der Prienitz beobachteten Zooceeidien. 43
4degopodium podagraria 1.
Aphrophora spumaria (L.) Germar.
Die Larven der Schaumzikade verursachen Kürzung, Krümmung und
Kräuselung der Blätter. Man vergleiche auch H. 7169.
? Macrolabis corrugans (F. Löw) Kieft.
Nicht häufig! KR. 65? . Die Gallbildung ist ‘der auf Aeracleum
sphondylum \. ähnlich und dürfte wohl auch von derselben Mücken-
art erzeugt werden.
Angelica silvestris 1.
Aphrophora spumaria (L.) Germar.
Stiele der Blätter und Fiedern gekürzt, Blattfläche gekrümmt und
mehr oder weniger gekräuselt. Neu.
Dasyneura angelicae Rübs., Gecidomyidenstudien IV, S.519.
Häufig! Z. S. 488. — R. 142.
Peucedanum oreoselinum (L.) Mönch.
Macrolabis corrugans (F. Löw) Kieft.
Bisher nur wenig beobachtet.
Kiefferia pimpinellae (F. Löw) Mik.
Nicht häufig.
Anethum graveolens 1.
Aphis rumieis L.
Blätter verbogen und gekräuselt; neu. Im Garten.
Heracleum sphondylium L.
Contarinia Nicolayi Rübs. -
In manchen Jahren sehr häufig! — Z. 8. 244.
Macrolabis corrugans (F. Löw) Kieff.
Häufig! — Z. 8. 489.
Aphrophora spumaria (L.) Germar.
Nicht selten. H. 7184.
Daucus carota \.
Kiefferia pimpinellae (F. Löw) Mik.
Haute 7.8. 332
44 ; Otto Jaap:
Öricaceae.
Vaceinium nıyrtillus L.
Jaapiella (?) vaccinii Rübs., Öeeidomyidenstud. IV, S. 501.
Nicht häufig! R. 2004. :
Jaapiella (?) myrtilli kübs. in litt.
Ziemlich selten! R. 2007.
Calluna vulgaris Salisb.
? Eriophyidarum sp. 3
Zweigsucht, hexenbesenartige Bildungen; nicht häufig. Herr Prof.
Rübsaamen fand in dem Material von Triglitä vereinzelt Milbeneier
(briefl. Mitt.). | ;
Erica tetralix 1.
Eriococeus ericae Sign.
Häufig. Meine Cocciden-Sammlung n. 182. Bei dichter Besetzung
der Tiere werden die Pflanzen zum Absterben gebracht.
&rimulaceae.
Lysimachia vulgaris 1.
Eriophyes latieinctus Nal. Be
Ziemlich häufig. — Z. 8. 97.
Aphrophora spumaria (L.) Germar. ;
Blätter verkürzt, gebogen und wellig gekräuselt; neu.
Oleaceae.
Fraxinus excelsior 1.
Psyllopsis fraxini (L.) F. Löw,
Häufig. — Z. 8. 88.
Dasyneura fraxini (Winn.) Rübs.
Nieht selten! — 2. 3. #4.
Syringa vulgaris \.
Eriophyes Löwi Nal.
Häufig. — Z. 8. 22. \ Auch in Laaske. H. R. von Schlechtendal
sagt in dem großen Gallenwerk von Rübsaamen, daß die Galle in
Verzeichnis der bei Triglitz in der Prignitz beobachteten Zooceeidien. 49
Norddeutschland noch nicht beobachtet sei (Zooceeid. 2. Lief. [1916],
441). Bei Hamburg aber ist sie stellenweise schr häufig! Aus der
Mark ist, mir die Galle noch von Paulinenaue im Havelländischen
Luch bekannt geworden.
Labiatae.
Ajuga reptans L.
Myzus ajugae Schout.
Nicht häufig. — 7. S. 441.
Scutellaria galerieulata ]..
Aphrophora spumaria (L.) Germar.
Blätter gekrümmt, verbogen und gekräuselt. Neu.
Nepeta caltaria \.. |
Jaapiella catariae Rübs. a. a. 02-1 8.:.502:
Im Garten, 1914 viel! — Z. S. 334. Die rosenroten Larven leben
in den Blüten oder am Grunde der Früchtchen, die etwas deformiert
werden. Der Blütenstand ist oft fast geknäuelt.
Glechoma hederacea l..
Dasyneura glechomae (Kieft.) Rübs.
Nicht selten.
?Aylax glechomae (l..) Kieft.
Häufig. — Z. S. 492. Die Tiere wurden noch nicht untersucht. Es
kann daher auch die Galle von A. Latreillei Kieff. in Betracht
kommen.
Olieotrophus bursarius (Bremi).
Nicht häufig.
Galeopsis tetrahit NL.
Gecidomyidarum Sp.
- Nieht häufig! R. 704. Neue Nährpflanze. Die Galle wird nur auf
G. ochroleues Lam. angegeben. Vel. H. 6234.
: Lamium 1.
Dasyneura galeobdolontis (Winn.) Karsch.
Auf L. galeobdolon (L.) Crantz. Bei Trielitz. und überhaupt in der
7
Mark bisher noch nicht gefunden, aber unter Buchen am Plauer See
in Mecklenburg! — 7. S. 442 aus dem Schwarzatal in Thüringen.
46 Otto Jaap:
Man vergleiche über die Verbreitung dieser Galle die Afbeit von
H. Harms in diesen Verhandl. LVII. (1916), S. 158; vel. auch’ LIX.
(1917),,8. 19%
| Contarinia lamiicola Rübs. a. a. O., IV, S. 495.
Auf L. maculatum L.,- nicht häufig! — Z. S. 391. — H. 48382
Nach Rübsaamen, a. a. OÖ. VI, S. 47, ist Dasyneura lamiicola
(Mik), angeblich von derselben Nährpflanze (R. 922), als Synonym
zu der vorigen Art (Dasyneura galeobdolontis) zu stellen.‘
Macrolabis lamii Rübs. a. a. O.., IV, S. 494.
Auf Z. album 1L., nicht selten! °R. 923.
Ballota nigra \..
Contarinia ballotae Kieft.
Hier nicht häufig. — Z. S. 392 von Jena!
Thymus serpyllum \.
Eriophyes Thomasi Nal. E
Häufig. — 2. 8. 24.
Apion atomarium (L.) Kirby.
Nieht. häufig.
Mentha |..
Apion vieinum Kirby.
Auf AM. arvensis L., ziemlich selten.
Aphrophora spumaria (L.) Germar.
Auf M. aquatica L. — Blätter gekrümmt und wellig gekränselt;
neu. Auf NM. arvensis L. auch von H. Schmidt bei Grünberg
beobachtet.
la a ll nn EHER all. im un 0 2 dan LE ai er
Solanaceae.
Physalis alkekengi 1.
Aphrophora spumaria (l.) Germar. EL -
Im Garten, alljährlich. -— Blattstiele gekürzt, Blattfläche gekrümmt
und wellig gekräuselt. Nen.
Solanum N.
Aphis rumieis L.
Auf S. nigrum L., nieht selten. H. 4985.
Verzeichnis der bei Triglitz in der Prignitz beobachteten Zoocecidien. 4
Aphrophora spumaria (l.) Germar.
Auf 8. duleamara 1. — Blattstiel kürzer, Blattfläche gekrümmt und
gekränselt. Nen.
Eriophyes cladophthirus Nal.
Auf 8. dulcamara L., nicht häufig.
Gontarinia solani Rübs.
Auf 8. Anlcamara L.. hier ziemlich selten!
Scrophulariaceae.
Verbascum ‚nigrum L.
Contarinia anthophthora (F. Löw) Kieft.
Häufig! — 7. 8. 337.
Linaria vulgaris Mill.
Gymnetron linariae Panz.
Nicht selten.
Serophularia aquatica |].
Aneuillulidarum sp.
Neu! Knospen- und Zweigsucht; Blätter oft mehr oder weniger
schuppenförmige, Blüten zuweilen mißgebildet oder vergrünt. Herbst
1916. Die Aelchen wurden in den Stengelteilen von Herrn Professor
Rübsaamen nachgewiesen.
Veronica L.
Jaapiella-veronicae (Vallot) Rübs.
Auf V. chamaedrys L., sehr häufig, Z. S. 46; auf V. offieinalıs. 1.
seltener, namentlich auch in den Blüten! R. 2025 und 2039. —
7. S. 394 von Stützerbach im Thüringer Walde.
Dasyneura similis (F. Löw) Rübs.
Auf V. sceutellata -L., häufig! R. 2026 und 2040.
Gymnetron beceabungae (L.).
Auf 7. seutellata 1.., nicht häufig!
Eriophyes anceps Nal.
Auf 1. offieinalis 1.., nicht häufie.
y
®
h
Otto Jaap:
Plantaginaceae.
Plantago lanceolata |..
? Tylenchus dipsaei Kühn.
Nicht häufig! Tiere noch nicht untersucht.
1912, 8.
Jaapiella Schmidti Rübs. in Zeitschr. f. wiss. Insektenbiol.
284 unter Dasyneura, sowie (ecidomyidenstudien IV, S. 501.
3isher nicht häufig! Rötliche Larven zwischen den Früchten, die
etwas deformiert werden. n
Auf @.
Ale (6E
Auf :@.
ernbiaceae. a
Galium \.
Ametrodiplosis auripes (F. Löw) Rübs.
mollugo L.., nicht selten!
Dasyneura aparines (Kieff.) Rübs.
aparine Lu. — 4. S. 388!
Macrolabis Jaapi Rübs. a. a. O., IV, S. 49.
aparine 1.! Die Gallen gleichen denen der vorigen Art.
und es ist noch nicht mit Sicherheit erwiesen, ob beide Arten
selbständig Gallen hervorzurufen vermögen, oder ob die eine bei der
andern
Auf @.
Alle (9%
Ad
als Einmieter lebt. - Viel häufiger als die vorige.
Dasyneura hygrophila (Mik) Rübs.
palustre 1.., häufig! — 7. S. 341.
Contarinia molluginis Rübs.
molluyo L., nieht häufig.
Trioza ealii Först.
mollugo 1., @. aparine L. und @. palustre T,.. nicht selten.
7 ji 4
Geocrypta galii (H. Loew) Rübs.
Auf @. mollugo L., Z. S. 340, und @. uliginosum L., Z. 8. 145,
häufig!
Die Nährpflanze in dem Rxsikkat 145 ist versehentlich als
G, pahıstre Jı. bezeichnet worden.
Auf @.
Eriophyes galii (Karp.) Nal.
mollugo L., Z. S. 47, und @. aparine L., Z. S. 296, häufig, '
seltener auf @. uliginosum N.
Verzeichnis der bei Trielitz in der Prienitz beobachteten Zooceeidien. 49
Sehizomyia galiorum Kieft.
Auf @. mollugo L., häufig! — 7. S. 245.
Eriophyes galiobius (Can.) Nal.
Auf @. molligo L., ziemlich häufig. — Z. S. 196.
Aphis galii Kalt. :
"Auf @. mollugo L., häufige. — Z. S. 399.
Caprifoliaceae.
Sambucus nigra 1.
Epitrimerus trilobus Nal.
Sehr häufige. — 7. S. 92. .
Placochela nigripes (F. Löw) Rübs.
Nicht häufig!
Viburnum opulus L.
Aphis rumieis L. (A. euonymi Fabr.).
Häufig. — Z. S. 446, als A. viburni Scop. Auch im Garten auf
f. rosea L. sehr schädlich auftretend.
Lonicera \..
Sriophyes xylostei (Can.) Nal.
Auf ZL, perielymenum L., nicht häufig. — 7. S. 447.
Dasyneura periclymeni.Rübs.
Auf L. perielymenum L., häufig! — 7. S. 448. Oft finden sich in
den Gallen die weißlichen Larven von Macrolabis lonicerae
Rübs. in Zeitschr. f. wiss. Insektenbiol. 1912, S. 355. und es ist nicht
ausgeschlossen, daß diese die Gallen auch erzeugt. i
Siphocoryne xylostei (Schrank) Pass.*) |
Auf L. perielymenum L., häufig. — Z. 8. 9. Auf ZL. zylosteum L.
bei Laaske. R. 1006 und 1009.
Syndiplosis lonieerearum (F. Löw) Rübs.
Auf L. xylosteum 1.., im Elsholz bei Laaske! — 7. S: 95 von Bad
Nauheim in Oberhessen. ,
”) Vergl. über diese Galle: L. Diels, Der Formbildungsprozeß bei der
' Blütenceeidie von Lonicera Untergatt. Perielymenum; in Flora CV. (1913) 184.
— H. Harms.
Verhandl. des Bot. Vereins f.-Brandenb. LX. 4
50 Otto Jaap:
Dalerianaceae. ee
Valeriana excelsa Poir.
Gecidomyidarum sp.
R. 2011. Bisher nur wenig beobachtet. Neue Nährpflanze.
-Aphrophora spumaria (L.) Germar.
Blättehen verkürzt, gekrümmt und gekraust. Nen.
Dipsacaceae.
Suceisa pratensis Mönch.
Contarinia dipsacearum Rübs. n. sp. in Hitt.
Blüten geschlossen, dunkelgelbe Larven! Auch bei Partenkirchen in
Oberbayern von mir beobachtet.
Compositae.
Eupatorium cannabinum \.
Leioptilus mierodaetylus (Hübner) Waller.
Nicht selten. — Z. S. 544.
Solidago virga aurea 1.
Dasyneura virgae aureae (Liebel) Rübs.
Ziemlich häufig! — Z. S. 494.
Aphis helichrysi Ralt.
Nicht selten, oft mit der vorigen.
Callistephus chinensis (1..) Nees. \
Aphis rumiecis L. 5
7. 8.197. Neue Nährpflanze. — Blätter verbogen und gekräuselt.
Trat 1911 sehr schädlich auf den jungen Pflanzen im Garten auf.
'Aster lanceolatus Willd.
Aphrophora spumaria (L.) Germar.
Blätter sichelförmig gekrümmt, etwas verbogen und wellig gekräuselt.
Im Garten. Nen. Die Aster wurde von Herrn Dr. Th ellune |
bestimmt.
Verzeichnis der bei Trielitz in der Prienitz beobachteten Zooceeidien. D1
Gnaphalium uliginosum NL.
Pemphigus filaginis Fonse. ü
Häufig. — Z. 8. 345.
Bidens cernuus 1.
Aphididarum sp:
Blätter gefaltet, gekrümmt, verbogen und gekräuselt. Neu.
Anthemis arvensis |.
Apion laevigatum Payk.
Sehr häufig. — Z. 8. 495.
Glinorrhyncha:anthemidis Rübs. a. a. O.,, IV, S; 561.
Nicht selten, oft in Gesellschaft der vorigen Art! |
Achillea N.
Rhopalomyia millefolii (H. Loew).
Auf A. millefoliium T., nieht häufige.
Rh. ptarmiecae (Vallot) Rübs.
Auf A, plarmica Tı., häufig! — 7 8. 247.
Aphrophora spumaria (l.) Germar.
Auf A. ptarmica 1. — Sproßachse gestaucht, Blätter spiralie ver-
bogen und gekräuselt. Neu.
Tylenchus millefolii F. Löw.
Auf A. millefolium L., häufig, R. 36, 42 und 46.
Chrysanthemum leucanthemum 1.
Clinorrhyncha chrysanthemi H. Loew.
Nicht selten. R. 4692 — Cl. leucanthemi Kieffer ist ein nomen
nudum.’ Man vergl. Rübsaamen a. a. O., IV, S. 560.
Tanacetum vulgare (L.) Beruh.
riophyes tuberculatus.Nal.
Bisher bei Triglitz noch nicht beobachtet, aber Sukow bei Putlitz.
— 7. S. 248 von Handorf bei Harburg in Hannover:
var. calathinus Nal. m litt.
In deformierten Blütenkörbchen, ziemlich häufig! — Z. S. 496. In
Gesellschaft finden sich öfter die gelblichen Larven von Contarinia
tanaceti Rübs. n. sp. und die gelbroten Larven von Arthrocnodax
.Jaapı Rübs. n. sp.
$ 4* x
2 Otto Jaap:
Artemisia 1:
Misopatha baccarum (Wachtl) Rübs.
Auf A. vulgaris L., selten; bisher nur einmal beobachtet! R. 178.
Boucheella artemisiae (Bouche) Rübs.
Auf A. campestris L., häufig! — 7. S. 397. R. 181 und 203. In
Gesellschaft kommen in den Gallen öfter Misopatha campestris
Rübs. a. a. O., IV, S. 550, Cecidophila artemisiae Rübs x 20,
S. 552 und ‚Dasyneura artemisiae Rübs. a. a. O., S. 516, vor;
wahrscheinlich vermag aber die zuerst genannte Art auch selbständie
(allen hervorzurufen.
Aphididarum sp.
Auf A. absinthium L. Sproßachse gestaucht, Blätter gedrängt stehend,
mehr oder weniger verbogen. Neu.
Aphrophora spumaria (lı.) German.
Auf A. vulgaris L. Blätter kürzer, verbogen und gekränselt. Neu.
Cryptosiphum artemisiae (Passer.) Buckton.
Auf A. vulgaris L., nicht selten. — 7. S. 200. |
Eriophyes artemisiae (Üan.) Nal.
Auf A. vulgaris L., ziemlich häufig. — Z. S. 49; “N
var. horridus Nal. in Sitzungsber. K. Akad. d. Wiss.,
mathem.-naturw. Kl., Wien 1917 (Sep.). |
Auf A. vulgaris L., nicht selten! — Z.S. 346 (als var. subtrlis Nal.).
— In den Gallen lebt als Inquilin Anthodiplosis artemisiae
(Kieff.) Rübs. Vgl. R. 206 und 208.
Contarinia artemisiae Rübs. a. a. O., VI, S. 32.
Auf A. vulgaris L. — Blütenkörbchen schwach verdickt, gelbe Larven.
In Gesellschaft nach Rübsaamen (briefl. Mitt.) auch Rhopalomyia
Magnusi Rübs. |
Senecio L. |
Aphididarum sp. | A
Auf S. vulgaris L. — Blätter verbogen und gekräuselt, ob Aphis
jacobaeae Schrank? R. 1786? Die Laus ist nicht bestimmt worden.
Tephritis marginata Fall. |
Auf S. jacobaea L., häufig. — Z. S: 497.
\
Verzeichnis der bei Triglitz in der Prignitz beobachteten Zoocec!dien. 99
Gontarinia Jacobaeae (H. Lioew).
Auf 8. vulgarıs L. und S. jacobaea L., häufig. R. 1789.
Cirsium 1.
Urophora eardui L.
Auf ©. arvense (L.):Scop., ziemlich selten.
CGlinodiplosis (?) oleracei Rübs. a. a. 0. VI], S. 75.
Auf ©. oleraceum (1..) Scop. Bisher nur einmal gefunden! Die gelben
Larven leben auf der Oberfläche jugendlicher Blätter, die etwas
gerollt oder gefaltet und gekraust sind.
‚Aphrophora spumaria (L.) Germar.
Auf €. oleraceum (l..), Scop. — Blattfläche. oder Teile derselben ge-
krümmt und wellig gekräuselt.
Tylenchus sp. \
Auf C. oleraceum (L.) Scop., nieht selten. R. 484. ;
Jaapiella cirsiicola Rübs. a. a. O., IV, S. 508.
Auf ©. arvense (L.) Secop., ©. acaule (L.) All. und ©. lanceolatum (L.)
Scop., nicht selten! Die roten Larven leben in deformierten Blüten-
körbcehen, öfter in Gesellschaft der folgenden Art.
Urophora stylata (Fabr.) Rob.-Desv.
Auf ©. lanceolatum (l..) Scop., ziemlich häufig! — Z. S. 498. Die
von mir aus den Gallen gezogenen Fliegen wurden von Herrn Prof.
Rübsaamen bestimmt. U. solstitialis scheint hier nicht vor-
zukommen. — Von Parasiten erhielt ich Kurytoma robusta Mayr
und Pteromalus sp. :
Centaurea jacea \..
Urophora sp.
h. 452 oder 439. Die Fliege ist noch nicht bestimmt worden.
Lampsana communis L.
Macrosiphum alliariae Koch.
Nicht selten.
2
Aphrophora spumaria (L.) Germar.
Blätter gekrümmt und gekräuselt.. Neu.
24 Otto Jaap: ix
Hypochoeris radicata 1.
Tylenchus sp. | N
Nicht häufig. R. 869.
Taraxacum officinale Weber.
Tylenchus sp. \
Nicht häufig. R. 1879.
-Uystiphora taraxacı Kieff.
Häufig. — Z. 8. 347.
Sonchus arvensis 1.
Uystiphora sonchi (F. Löw) Kieff.
Häufig. /
Crepis paludosa (l..) Mönch.
Aphrophora spumaria (L.) Germar.
Sproßachse gestaucht, Blüten gehäuft, Blätter gekrümmt und ge-
kräuselt. Neu.
Hieracium \.
Macrolabis hieracıı Rübs. a. a... VI, S. 86.
Auf H. vulgatum Fr., H. tridentatum: Fr. a H. nn Fr... nieht
selten! R, 796.-. Kieffer hat die Mücke nicht beschrieben (vergl.
diese Verh LIX 1917. 11).
M. pilosellae (Binnie) Kieft.
‚Auf H, pilosella L., nicht selten! — Z, S. 398.
Aulacidea hieracii (Bouche) Kieff.
Auf H. vulgatum Fr., H. tridentatum Fr., H. boreale Fr. und 4. um-
bellatum L., nicht an — 2.38. 350. Auf H. sildatienm ER kn.
in der yaistecker Heide.
Aulacidea sp.
Anf 4. peilosella Li, nicht häufig. R. 799.
Vecidomyidarum Ss.
Auf HA. pilosella 1. — R. 802.
Tylenchus Sp.
Auf 4. ‚pilosella L., ziemlich häufig. R. 809.
Verzeichnis der bei Triglitz in der Prignitz beobachteten Zoocecidien. »D
Macrosiphum hieracii (Kalt.) Shout.
Auf H. pilosella L., 2. 8. 349, H. vulgatum Fr, H. tridentatum Fr.
und 4. boreale Fr., häufig.
‚Gystiphora pilosellae Kieff.
Auf H. pilosella L., ziemlich selten.
Trioza proxima Flor.
Auf A. pelosella L., nicht häufig.
Contarinia pilosellae kieft.
Auf HA. polosella L., häufis! R. S14. — 7. 8. 499.
Jaapiella eirsiicola Rübs. a. a. ©.
Auf A. pelosella L. —.Köpfehen angeschwollen wie bei der vorigen
Art und öfter in deren Gesellschaft. |
Öarphotricha pupillata (Fall.) H. Loew.
Auf A. vulgatım Fr., Z. S. 500, 4. iridentatum Fr.. H. boreale Fr.
und A. umbellatum L.. häufig. \
Tephritis ruralis H. Loew.
Auf A. pelosella L., ziemlich häufig.
Hamburg, im Dezember 1917.
Die nördliche Niederlausitz,
Von
E. Ulbrich.
Im Folgenden gebe ich eine Darstellung der Vegetationsver-
hältnisse des ausgedehnten. Grenzgebietes der südöstlichen Mark,
das sich nördlich an den eigentlichen Spreewald anschließt. Das
Gebiet umfaßt das Areal der Meßtischblätter Nr. 2183 (Niewisch),
2184 (Groß-Muckrow), 2253 (Lieberose), 2254 (Jamlitz), 2255 (Grano)
und einen kleinen Teil von Nr. 2328 (Strega). Die Grenzen sind:
im Westen der Schwielochsee mit dem Lieberoser See, der Kleine
und Große Mochowsee und die südwestlich anschließende Seenkette
bıs zum Byhlener See. Die Südgrenze bildet der Nordrand der
Königlichen Forst Peitz bis zur Calpenz und den angrenzenden kleinen
Waldmooren im Drewitzer Walde nordöstlich vom Dorfe Tauer in
der gleichnamigen Forst, das Pastlingsmoor und die Pastling bei
Grabko. Die Ostgrenze verläuft vom Kerkwitzer Walde über
Atterwasch, Bärenklau—Lübbinchen—Pinnow nach Reicherskreuz.
Die Nordgrenze wird gebildet durch die Kette kleinerer und kleinster
Seen und Tümpel zwischen Reicherskreuz und Chossewitz und weiter
westlich durch eine Linie, die durch die Stiftsforst Nenzelle bis zur
Bahnstrecke Frankfurt— Cottbus nach Weichensdorf verläuft.
Die Größe des ganzen Gebietes beträgt etwa 528 Quadrat-
kilometer, von denen 332 (Quadratkilometer auf Wald, etwa
38 Quadratkilometer auf Seen, etwa 3—4 (Quadratkilometer auf
Moore, etwa 6 Quadratkilometer auf zusammenhängende Heidefläche,
etwa 16 Quadratkilometer auf Wiesen und ungefähr 136 Quadrat-
kilometer auf Ackerland und Ortschaften entfallen.
‘Die größte Ortschaft ist das lLandstädtchen Lieberose, am
Mühlenfließ gelegen. Schon 1272 wird es in den Uhroniken als
Lubraz erwähnt: es bildet den Mittelpunkt einer etwa vier Quadrat-
meilen großen Herrschaft, die seit 1513 den Grafen von der Schulen-
burg gehört. Lieberose hat etwa 1500 Einwohner, größtenteils
Die nördliche Niederlausitz. ee oT
Aekerbürger; Industrie ist schwächer vertreten durch einige herr-
schaftliche Holzschneidewerke, durch Wollweberei und etwas Leinen-
industrie. Die früher vorhandene Torfindustrie ist bis auf einige
Reste verschwunden. : :
- Von Dörfern liegen im Gebiete 42, unter denen am bedeutendsten
sind: im Nordwesten Niewisch, Speichrow, .Jessern am Schwielochsee,
. Dobberbus am Mühlenfließ, im Nordosten Chossewitz am gleichnamigen
See, Groß- und Klein-Muckrow, Leeskow, Reicherskreuz, sämtlich
‚ Heidedörfer, Lamsfeld am gleichnamigen Fließ im Westen, Byhlen
im Südwesten, Jamlitz und Staackow in der Mitte, Tauer und Drewitz
im Süden, Lübbinchen, Pinnow, Grano. Bärenklau im Osten des
(sebietes.
Weit über die Hälfte des ganzen Gebietes ist Kiefernwald und
herrschaftliche Forst: Zur herrschaftlichen Forst Lieberose gehören
105, zur herrschaftlichen Forst Straupitz 45, zu den Königlichen
Forsten Tauer, Dammendorf, Peitz, Stiftsforst Neuzelle, zusammen
etwa 123 Quadratkilometer, der Rest (47 Quadratkilometer) entfällt
auf Bauernheiden. 2
Der größte Teil des (sebietes gehört zum Kreise Lübben, der
Süden mit den Dörfern Tauer und Drewitz zu Cottbus, der Osten
mit den Dörfern Lübbinchen, Grano, Grabko, Bärenklau und Atter-
wasch zum Kreise Guben. |
Geschichte der botanischen Erforschung.
Um die Erforschung der Flora von Lieberose hat sich der
emeritierte Lehrer Anton Busch sehr verdient gemacht. Er wurde
am 23. März 1823 zu Lieberose geboren und starb ebendort am
27. Mai 1895.') Er widmete sich besonders dem Studium der Krypto-
gamen, vornehmlich der Moose. Seine Moosfunde sind von Warns-
torf berücksichtigt worden. Die Phanerogamen und Gefäßkryptogamen
führte Ascherson in seiner Flora der Provinz Brandenburg auf,
jedoch erst von Bogen 26 an. Vollständig berücksichtigt sind sie
in Aschersons Beiträgen zur Flora der mittleren und westlichen
Niederlausitz.’) Diese Angaben beziehen sich auf die Umgebung
von Lieberose. Sonst liegen floristische Angabeh über das Gebiet
‚nicht vor. Sehr viel reichhaltiger sind die Angaben über die floristisch
auch besser bekannten Nachbargebiete; eine Aufzählung der Literatur,
die sich auf die östliche Niederlausitz bezieht, gibt P. Decker.‘)
- %) Verel. Verhandl. Bot. Ver. Prov. Brandbg. 37. Jahrg. 1895 (1896) S. V.
?) A. a. O. 21. Jahrg. 1879 (1880) S. 100 -143.
3) A. a. ©. 53. Jahrg. 1911 (1912) S. 87- 93.
Qt
E: Ulbrieh:
P. Ascherson war im Juni 1889 in Lieberose, wie Pflanzen aus
seinem Herbar beweisen. Das reiche Phanerogamenherbar der
Umgebung von Lieberose, das Busch zusammengebracht hatte, "ist
Eigentum des Gymnasiums von Frankfurt a. ©. geworden, wogegen
seine reichhaltige Moos- und Flechtensammlung und ein Teil seiner
botanischen Bibliothek schon bei seinen Lebzeiten in den Besitz des
Naturwissenschaftlichen Vereins übergingen. Das Gebiet floristisch
zu untersuchen, wurde Verfasser dieser Zeilen angeregt durch Auf-
finden von Betula humilis gelegentlich eines kurzen Aufenthaltes in
Jamlitz 1904. In den Jahren 1908°—1910 war ieh dann mehrmals
kürzere Zeit in dem Gebiete, das’ich von ‚Jamlitz aus durchstreifte.
Auf einigen Ausflügen wurde ich von Herrn Dr. E. Pritzel beeleitet,
dem ich auch photographische Aufnahmen verdanke. Eine vor-
läufige Schilderung einiger Teile des umfangreichen Gebietes gab
ich in diesen Verhandlungen in den Jahren 1906 und 1907.) Die
Angabe des Vorkommens von Betula nana?) im Pastlingsmoor im
Drewitzer Walde bei Tauer veranlaßte mich, im Jahre 1916 auch die
Gegend östlich des Calpenzmoores bis Kerkwitz zu besuchen. Der
Ausflug fand im August statt, leider bei überaus schlechtem Wetter,
sodaß ein Betreten des Pastlingsmoores, zumal bei dem ungewöhnlich
hohen Grundwasserstande dieses ‚Jahres, sich als unmöglich erwies.
Die topographischen Verhältnisse des Gebietes.
Das von mir besuchte Gebiet gliedert sich der: Höhenlage ent-
sprechend in die im westlichen Teile gelegene Niederung (41—50 m
Meereshöhe) der Spree mit ihren. östlichen Zuflüssen und in die
Hochfläche (über 50 bis 140 m), deren Randgebiet zahlreiche Seen-
ketten und Moore enthält, wogegen die höchste Stufe äußerst wasser-
arm ist. Im Westen des Gebietes ist die Strömungsrichtung der
Wasserläufe eine ostwestliche, im Uebergangsgebiet vorherrschend
nordsüdliche oder südnördliche (Seen- und Moorketten), im östlichen
Grenzgebiete dagegen eine westöstliche. Die Wasserscheide bildet
die Hochfläche, auf welcher das ausgedehnte Wald- und Heidegebiet
zwischen Groß-Muckrow und Grabkow—Kerkwitz liegt. Die west-
lichen Wasserläufe fließen zur Spree, die östlichen zur Neiße oder
zur Oder. | Re
Topographisch interessant sind die Ketten von Seen oder Mooren
Er Gebietes, das nur im Westen, in der Niederung ebene Flächen
*) Verhandi, Bot. Ver. Prov. Brandbg. 48. Jahrg. 1906 (1907) S. 072-292;
43. Jahrg. 1907 (1908) S. 146—158.
°) Schriftliche Mitteilg. der Staatlichen wis f. Naturdenkmalpflege nach
Angaben aus Cottbus. IR
?
n
ig Zrnie
Die nördliche Niederlausitz. 39
aufweist, sonst überall wellig und hügelig ist. Der größte und
längste Wasserlauf ist das Dobberbuser Mühlenfließ, das bei Jamlitz
59,1 m ü. M. entspringt und nach Verlauf in ostwestlicher, dann
südwestlicher und schließlich nordwestlicher Richtung über Jamlitz,
Blasdorf. Lieberose, Dobberbus östlich von Jessern am Speichrower
Berg in den Schwielochsee‘ mündet. Im Oberlauf führt das Fließ
den Namen Biele, dann Lieberoser Fließ und im Unterlauf Dobber-
buser Mühlenfließ. In Jamlitz nimmt es den Abfluß aus dem Sehwan-
see, in Blasdorf den Abfluß aus dem Radduschsee, oberhalb Lieberose
den Abfluß aus dem Pulverteich und oberhalb Dobberbus den Abfluß
aus dem lanegestreckten Dammerteich auf. Die Mündung liegt
4] m über dem Meeresspiegel, sodaß das (Gefälle etwas über 15 m
bei einer Länge von etwa 18 Kilometer beträgt.
Den stärksten Zufluß erhält das Dobberbuser Mühlenfließ in
Dobberbus durch das von Süden her einmündende Lamsfelder Fließ,
das bei Klein-Liebitz in der Lieberoser Forst entspringt und nord-
westlich von Lamsfeld die ziemlich wasserreichen Abflüsse aus dem
Seen- und Fenngebiet des Möllnsees und Großen Mochowsees auf-
nimmt. In den letztgenannten See mündet der Abfluß aus der west-
- Jiehsten Seen- und Moorkette des (Gebietes, aus der Kette des
Rammolz-, Bergsees, des Butzener Bagen mit dem Bschone, dem
Alten und Neuen Teich und den nördlich anschließenden Wiesen
und Mooren. Die ganze Kette verläuft in südnördlicher Richtung.
Weiter südlich schließt sich an die nur durch schmale Wiesenflächen
bei Butzen südlich des Rammolzsees unterbrochene Kette des Butzener,
Rauhen und Byhlener Sees und einer Anzahl von Mooren, die Plönitz
und Klausch. Diese Seenkette stellt ganz augenscheinlich ein
diluviales Nebental dar, das über den-Großen und Kleinen Mochowsee
in das-alte diluviale Spreetal, den Schwielochsee, mündet.
Wenig östlich davon liegt eine zweite, gleichfalls süd-nördlich
gerichtete Seen- und Moorkette, gleichfalls noch in der Straupitzer
Forst, die beginnt im Süden am Teerofensee nördlich der Tanken-
berge, die sich bis 86 m erheben und erstreckt über das Gusteluch. den
(sroßen Zehmesee, das Fenn in Jagen 71 der Straupitzer Forst, das
Lange Luch, den Ugringsee, Lossagks buch, den Großen Ziestesee,
das Ziesteluch, den Möllnsee mit seinen Stauteichen bis zum Großen
Mochow-See, in welchem sich diese Kette mit der vorigen vereinigt.
Ein kleines Nebental im Oberlauf dieser Kette beginnt nördlich der
Zehmischen Berge, die sich bis 86,3 m erheben. Es enthält den
Kleinen Zehmesee und einige Moore und mündet in den Großen
Zehmesee.
-
60 “. ..B Ülbrich:
Ein dritte, erheblich kürzere und nicht so ausgeprägte Seen-
kette beginnt etwa 7 km östlich in der Lieberoser Forst am Meierei-
teiche, südlich von Blasdorf und erstreckt sich gleichfalls in süd-
nördlicher Richtung über das Fenn in Jagen 48, den Pulverteich
und mündet über sumpfige Wiesen ins Tal des Lieberoser Mühlen-
fließes.
Bei diesen drei Seenketten finden wir überall ein stufenweises
Absinken der Wasseroberfläche von Süden nach Norden und damit
auch eine, wenn auch nicht mehr lebhafte und unregelmäßige Ent-
wässerung in der gleichen Richtung. Alle diese Gewässer und
Moore geben ihren Ueberschuß in das Tal des Lieberose-Dobberbuser
Mühlentfließes ab. Ebenso auch eine vierte Kette von Seen des Ge-
bietes im Nordosten der Herrschaftlichen Forst Lieberose, trotz der
im oberen Laufe genau entgegengesetzten Strömungsrichtung von
Nordwesten nach Südosten: es ist dies die Seenkette, die in der
Kleinen Heide mit dem Kleinen und Mochlitzer See beginnt, die
beide 59,6 m ü. M. liegen und an welche sich südostwärts der über
5 km lange, schmale Schwansee (59,6 m) anschließt. Das Gefälle ist
hier also kaum feststellbar; ein lebhafter Abfluß aus dem Schwansee
ist jedoch trotzdem stets vorhanden und in nasseren Jahren auch
von den nördlicheren Seen zum Schwansee, der seinerseits den Ueber-
schuß an das Lieberoser Fließ abgibt.
Die gleiche nord-südliche Richtung zeigt die Wasserführung in
den Moorgebieten, die südlich vom Flecken Schadow im Nordwesten
des (rebietes beginnnen und in dem langgestreckten Dammer Teich
abschließt, der nördlich vom Lieberoser Schloßberg ins Dobberbus-
Lieberoser Mühlenfließ mündet. Der höchste Punkt dieses Moor-
wiesengebietes liegt etwa bei Sieheshof, bei etwa 46,5 m ü. M.: von
hier aus entwässert, der südliche Teil nach Süden ins Dobberbuser
Fließ, durch den 46,4 m hoch gelegenen Dammer-See, der nördliche
Teil unmittelbar südlich von Schadow dagegen nach Nordwesten
dureh den Pieskower Torfgraben’ direkt in den Schwielochsee. Der
Pieskower Torfgraben hat die gleiche Strömungsriehtung wie der
südliche Wasserlauf des Dobberbuser Mühlenfließes und ist zur
Entwässerung des angrenzenden Wiesen- und Moorgeländes an-
gelegt worden, welche durch die Zuflüsse zum Lieberoser Fließ in-
folge des geringen Gefälles von 46, m auf 44,7 m nicht ausreichte,
um das Gelände nutzbar zu machen.
Der zweit-längste Wasserlauf des Gebietes ist das Samgase-
Fließ, das aus dem Moorwiesengelände entspringt, das etwa 3 km
südlich \Weichensdorf liegt und mit seinem Ostrande an die Bahn-
Die nördliche Niederlausitz. 61
linie Frankfurt — Cottbus grenzt. Die Höhenlage beträgt hier 57,7 m
“il. M.; sie nimmt nach Süden auf 54 m ab; in diesem Teile fließt
das Wasser in der: Nordsüd-Richtung, die es am Nordrande der
Kleinen Heide östlich Trebitz verläßt, um die bis zur Mündung
sleichbleibende Nordwest-Richtung anzunehmen. Das Gefälle des
Samgase-Fließes beträgt von der Quelle bis zur Mündung in die
Nordost-Bucht des Schwielochsees bei Möllen im ganzen etwa 16, m
bei einer Länge von etwa 12,5 km.
” Ein vierter kleiner, künstlich wiederhergestellter Wasserlauf
liegt im Norden des Gebietes: die Wuggel, welche ungefähr parallel
zum Samgasefließ strömt und in den moorigen Wiesen des nördlichsten
Teiles der Lieberoser Forst nördlich vom Trebitzer Teich in den
Jagen 218—220 ihren Ursprung nimmt und nach einem Laufe von
etwa 5 Kilometern über Karras westlich der Wuggelmühle in den
versumpften Zufluß zum Nordostzipfel des Schwielochsees nordöstlich
von Möllen ins alte Spreetal einmündet. Außer diesen vier genannten
besitzt das von mir durchforschte Gebiet keinen weiteren Wasserlauf
Diese \Wasserläufe liegen sämtlich im westlichen Teile unseres
Gebietes, wogegen der ganze Osten keine eleichartigen Wasser-
läufe besitzt.
Die bisher noch nicht genannten Seen und Moore des Gebietes
stehen in keinem Zusammenhange mit diesen ’‚Wasseradern. Sie
sind ganz abflußlose Becken, wie z. B. der Pinnower See, der Großsee
und der Kleinsee, die Calpenz, der Burghoffer See, das Große Luch,
Trockene Luch, Kesselluch u. a. An der Nordostgrenze des Gebietes
findet sich gleichfalls eine Seenkette, die aber nach Nordosten ent-
wässert und zwar in die Oelse, die sich bei Oegeln gegenüber
Beeskow in die Spree ergießt. Es sind dies von Süden beeinnend
der Krüger See, Rähdensee, Möschensee, die sämtlich 63 m ü. M.
liegen und gegenwärtig mit einander nicht mehr in Verbindung
stehen, der Chossewitzer See und Klinge Teich. Sie gehören augen-
scheinlich gleichfalls einer Schmelzwasserrinne an.
Eine große Anzahl der Seen des Gebietes zeigt deutlich den
Charakter von Rinnenseen, am ausgeprägtesten der Schwansee, der
bei einer Länge von mehr als 5 Kilometern stellenweise nur wenige
Meter breit: ist.
. Außerordentlich wasserarm ist der ganze Südosten unseres
Gebietes, in welchem sich außer dem Großsee, Kleinsee, der Pastling
und wenigen Mooren auf einer Fläche von etwa 25 Quadratkilometern
kein einziger Wasserlauf findet. Dieses Gebiet stellt eine ausge-
dehnte Hochfläche dar, deren Erhebung zwischen 70 und: 85 m ü. M.
)
.
62 E. Ulbrieh:
schwankt. Sie fällt nach allen Richtungen sehr allmählich ab und
stellt augenscheinlich einen Teil der Nordgrenze der eigentlichen
Lausitzer Flora dar, zu welcher unser Gebiet nicht mehr zu rechnen
ist. Die höchsten Erhebungen dieses (Gebietes sind die Berge in
Jagen 22 der Lieberoser Forst (108,1 m) im Südwesten, in Jagen 46
südlich vom Meiereiteich (90,1 m) im Nordwesten, südlich Staackow
in Jagen 94 (985,4 m) im: Nordwesten, in ‚Jagen 107/116 (93,5 m)
im Nordosten, in Jagen 131 südwestlich Forsthaus Richhorst (96,3 m)
im Osten, der Judenberg nördöstlich Tauer (90,3 m) im Süden.
Diese höchsten Erhebungen liegen sämtlich an den Rändern
der Hochfläche; sie fallen jedoch bei der beträchtlichen Durchschnitts-.
höhe des ganzen (rebietes nicht sehr ins Auge.
Viel auffälligere und auch absolut bedeutendere Höhen treten
canz außerhalb der Hochfläche im Westen des Gebietes auf: so
erhebt sich der Spitzberg in Jagen 25/26 der herrschaftlich Lieberoser
Forst östlich Klein-Liebitz bis 111.6 m und stellt damit die höchste
Erhebung dieses (Gebietes dar. Nur wenig stehen ihm die
nordöstlich davon gelegenen Liebitzer Berge nach, die sich Dis
100.2 m und 109,5 m in Jagen 125 östlich ‚Groß-Liebitz erheben.
Gleichfalls 100,2 m hoch ist der Cottbuser Berg in Jagen 3 östlich
vom Tiefen Luch. Recht bedeutende Erhebungen weist auch der
Höhenzug südlich von Dobberbus auf, der einen Teil des Mittellaufes
des Dobberbuser Münlenfließes begleitet: hier finden sich als höchste
Erhebungen Berge von 87,6 m, am Eichberg von 96 m, „am Theater“
von 97,7 m, südlich vom „Stein“ 102 m Höhe. ‘Nördlich davor
beginnt die ziemlich ausgedehnte Niederung, deren Meereshöhe von
50 bis 41 m von Osten nach Westen abnimmt. ‚Die bedeutendsten
Erhebungen in dieser Niederung östlich des Spreetales (Schwieloch- .
sees) sind der Spitzberg bei Neubrück (87.7 m), Eules Weinberg
(87,1 m) beiden am Südostufer des Dobberbuser Mühlesfließes und
am Westufer des Schwielochsees der Speichrower Berg (65,4 m),
die beiden Weinberge südlich von Jessern (61,7 m) und südwestlich
von Pieskow (64,7 m) und der im Südosten in den See vorspringende
Babenberg (53,9 m). N
Dicht an der Nordostgrenze unseres (sebietes in der (segend
. von Reicherskreuz und östlich von Groß- und Klein-Muckrow treten
in dem bewaldeten Höhenzuge der Königlichen Forst Dammendorf
bedeutende Erhebungen auf, z. B. der Fuchsberg 126 m, dicht
südlich davon ein unbenannter Berg 123,5 m, der Schwarze Berg
123,4 m, und weiter nördlich der Streitberg 141,7 m und die Wirchen-
berge 130,4 m. Wenn diese Erhebungen an sich auch ganz beträcht-
ws
%
h “s a Sn ae v6)
Die nördliche Niederlausitz. 63
lieh sind, so fallen sie doch nicht sehr auf, da die Durchschnittshöhe
der ganzen Hochfläche zwischen 85 und 110 m liegt. Auch der
Wasserspiegel in den Seen, Teichen und Mooren dieses Teiles der
Königlichen Forst Dammendorf liegt sehr hoch, z. B. beim Wirchen-
see 83,4 m ü. M., bei Reicherskreuz in mehreren kleinen Wasser-
becken bei 76—84,7 m.
Die Bodenverhältnisse (es Gebietes ‘entsprechen den ge-
schilderten topographischen Verhältnissen. Vorherrschend ist im
größten Teile des Gebietes Sandboden oder lehmiger Sand, in den
- Talflächen und an den Abfällen der Hochfläche vielfach stark aus-
gewaschen, nahrstoffarm und von geringer Fruchtbarkeit oder etwas
tonige und stark vermoort. Außerordentlich steril ist der Boden im
Spreetale am Schwielochsee, dessen Ufer ausgedehnte Strecken
sterilsten, ausgewaschenen Sandbodens, Talsande, bedecken. Das
Spreetal ist hier sehr breit; ist doch der Sehwielochsee, der dieses
Pal erfüllt bis zu 2,5 km breit.“z. B. auf der Linie Zaue—Speichrow.
An den Rändern türmen sich die sterilen diluvialen und altalluvialen
Sandmassen zu Binnendünen von bedeutender Höhe auf, so z. B. am
Westufer auf dem Kichwerder bis 44,2 m. in der Tauer Heide bis
52 m, am Ostufer bei Pieskow bis 46,2 m, westlich von Jessern bis
segen 42 m. Ein breiter Rand sterilen, weißen Dünensandes säumt
°\ namentlich auf der Ostseite die Ufer des Schwielochsees ein.
\
i
-
K
f:
j
4
>
y
- Mangels an Wasserläufen und sonstigen Wasseransammlungen vielfach
Auch die Erhebungen der Talebenen des Dobberbuser Mühlen-
fließes und seiner Zuflüsse begleiten vielfach sterilste Sandböden,
die durch die Wirkung der Auswaschung und Abspülung durch die
Atmosphärilien ihres Gehaltes an feinen Bestandteilen mindestens
in den obersten Schichten und auf den Gipfeln beraubt sind.-
Sterile Sande herrschen ferner auf großen Strecken im Osten
und Süden des Gebietes vor. Aeußerst sterilen Sandboden besitzt
die Gegend zwischen Staackow und Leeskow, wo vielfach Rohhumus-
bildung, dicke Bleisandschichten und Ortstein auftreten.
Ä Das Gebiet der Hochfläche im Süden und Südosten hat dagegen
° vielfach besseren Boden, leidet aber infolge der Erhebung und. des
stark unter Wassermangel. Das Grundwasser: findet sich in dem
Sanzen ausgedehnten Gebiete der Hochfläche augenscheinlich in
63—66 m ü. M., d. i. etwa 10—50 m unter ‘der Oberfläche. Dies
ergibt sich einmal daraus, daß Senkungen in diesem Gebiete, die
höher liegen als 66 m keinerlei Wasser und Moorbildungen zeigen
und dann daraus, ‚daß der Wasserspiegel in den Seen und Mooren
‚daselbst zwischen 63 und 66 m liegt. So am Kleinsee bei 65,3 m,
Ä
“
64 ä E. Ulbrieh:
am (Großsee bei 63,4 m, in der Galpenz bei 65,9—65,1 m, in Pinhnöwer-
see bei 64,5 m ü. M. und in den Waldmooren westlich von diesem
See bei 66,3—66,6 m, bei dem Hochmoor in Jagen 180 bei 64,3 m.
Die Gebiete der verschiedenen südnördlich gerichteten Seen-
und Moorketten zeigen auf den Gipfeln und im ‘oberen Teil der
Hänge und im Tale, soweit ein stärkeres Gefälle vorhanden ist und
Vermoorung fehlt, gleichfalls vorherrschend geringwertigen Sandboden.
In einem großen Teile der Lieberoser Forst, namentlich in der
Umgebung von Jamlitz und Staackow ist eine starke Verschlechterung
des Bodens durch unzweckmäßige Bodennutzung eingetreten. Es
wird in den Waldteilen besonders südlich der genannten Ortschaften
die Waldstreu seit Jahrzehnten entfernt und als Stallstreu oder zu
anderen Zwecken verwendet. Da der Boden ohnehim nahrstoffarmer
Sand ist, bringt diese gewaltsame Störung in der Oekologie des
Waldes natürlich eine weitgehende weitere Verschlechterung des
Bodens mit sich, die in dem Wuchs und Wert des Holzbestandes
und der traurigen Beschaffenheit des Bodenwuchses und. Unterholzes
jener Gebiete zum Ausdruck kommt. x
Lehmiger Sandboden bis zum nahrstoffreicheren Grundmoräne-
lehm findet sich im Gebiete der wasserarmen Hochfläche, besonders
im Osten und Nordosten in der Gegend von Schönhöhe bis Bärenklau,
südwärts bis in die Gegend nördlich von Tauer. Die ausgedehntesten
und besten Iehmböden finden -sich im Nordosten des (sebietes in
der Umgebung von Klein- und Groß-Muckrow bis Chossewitz. Hier
gibt die ausreichende Wasserführung des Bodens günstigere Verhält-
| nisse als sonst in der ganzen Gegend. |
ie Sand und lehmige Böden in allen Stufen der Vermoorung bis
zum reinen Wiesen- und Hochmoortorf finden sich in großer Ver-
Ba breitung im westlichen, tiefer gelegenen Teile des Gebietes, und
zwar Wiesenmoorboden, z. T. mit sehr starker Verwässerung in den
Talflächen der Wasserläufe, Ueberganes- und Hochmoorböden in den
Waldmooren. Vorherrschend ist in den Wieseiimooren Carex- und
Phragmites-Torf, in den Hochmooren Sphagnum-, Polytrichum-,
Eriophorum- und Klymehospora-TVorf.
32 Die Kulturflächen.
Den vorherrschend ungünstigen Bodenverhältnissen entspricht es,
daß in dem Gebiete größere Kulturflächen mit reicheren Erträgen
spärlich vertreten sind. Die moorigen und sumpfigen Talflächen
sind nur zur Hengewinnung und im Herbst, nach Absinken des
Grundwasserstandes, auch zur Weide verwertbar. Graswirtschaft.
J
i
3
£
7
$
ir
|
a nt DE vet aa ar a
£
ö
2
k
3
K
;
,
2
2
24
Die nördliche Niederlausitz. (078)
ist hier, wie im eanzen Spreewalde der Haupterwerb der Bewohner.
Auch die Art der Aufbewahrung des Heus ist die gleiche: das Heu
wird nicht auf Heuböden gebracht, sondern in tonnenförmigen, großen
Schobern im Freien aufgestapelt und überwintert. Der Kern dieser
Schober besteht wie im Spreewald aus einem Gesteil, das aus zwei
kreuzweise übereinander gelegten Balken errichtet wird, die auf
vier Pfählen ruhen, die so hoch sind. daß die Basis des Schobers
über dem höchsten Wasserstande liegt. In der Mitte befindet sich
ein senkrecht gestellter Mast, der dem ganzen Schober Halt gibt
und an der Spitze hervorragt. Da die Bewohnerschaft des Gebietes
vorherrschend wendischen Ursprungs oder noch in ganzen Dörfern
wendisch ist, kann diese Uebereinstimmung nieht überraschen. Man
hört in der Gegend noch ziemlich viel wendisch sprechen und auch
die Bauart der Gehöfte und Anlage mancher Dörfer ist vollkommen
wendisch. Rein wendisch ist z. B. das Dorf Schönhöhe. Die Gehöfte
lieven hier an einer einzigen, sehr breiten, platzartigen Straße,
jedes für sich mit hohem, geschlossenem Bretterzaun umgeben, die
Häuser mit der Giebelseite der Straße zugewandt. Auch der wendische
Ziehbrunnen fehlt nicht: man findet ihn’ übrigens im ganzen (sebiete
garnicht selten, auch in sonst vollkommen deutschen Ortschaften.
Auf etwas trockenem Moorboden werden "Kartoffeln, Hafer,
Mais, Kohl, Kohlrabi gebaut. Die sandigeren Aecker werden mit
Lupinen, Kartoffeln, Roggen. Buchweizen bestellt. Hin und-wieder
findet man auch Felder von Phacelia tanacetifolia, die als Bienen-
futter gebaut wird.
Nur selten sieht man Spargelfelder. Auf besserem Boden
werden auch Gerste, Serradella (meist nur als Nachfrucht zwischen
(Getreide), Klee, Weizen sehr selten, Bohnen, Erbsen, Zwiebeln und
Futterrüben gebaut. In der Umgegend von Byhlen und an einigen
andern Stellen sah ich auch Lein- und Hirsefelder.
Meist wird Kleinwirtschaft betrieben: an jedem Gehöft liegt
ein umzäuntes Stück Land, das die zum persönlichen Lebensunter-
halt notwendigen Gemüse- und Obstarten liefert. Der Obstbau ist
sehr kümmerlich; die Bodenverhältnisse sagen der Obstkultur ja
auch wenig zu und auch das Klima ist nicht recht geeignet. Wein-
bau wurde auf einigen Hügeln früher betrieben, wie der mehrfach
wiederkehrende Name Weinberg verrät.
In der Gegend nördlich Staackow bis Reicherskreuz und Klein-
Muckrow hin herrscht Heidewirtschaft vor. Die Bodenverhältnisse
sind hier zu schlecht zu anderer Bewirtschaftung der Fluren und
- die Bevölkerung ist zu arm. Wie in der Lüneburger Heide,. ist hier
Abhandl, des Bot, Vereins f. Brandenb. LX. 5
6b. EB. Ulbrich:
Schaftzucht der Haupterwerb, während in den übrigen Gegenden des
Gebietes Rindvieh und Ziegen gehalten werden. Der Wasserreichtum
der Umgebung der meisten Ortschaften bedingt ausgiebige Zucht
von Wassergeflügel.
Die Vegetationsverhältnisse:
Den geschilderten topographischen und Bodenverhältnissen
entspricht die Verteilung der Vegetation. Es ergibt sich daraus
folgende Gliederung der Vegetation des Gebietes: die Niederung
zwischen 41 und einigen 50 m Meereshöhe umfaßt das diluviale und
gegenwärtige Spreetal mit seinen östlichen Zuflüssen und einige
Waldgebiete und Höhen, welche aus der Niederung aufragen oder
die Flußtäler begleiten. Dieser Niederung steht gegenüber: die Hoch-
fläche mit ihren Uebergängen zur Niedernng, die sich zwischen
einigen 50 m und über 100 m, in den höchsten Gipfeln der Hügel
bis über 140 m ir. M. erhebt. Diese Hochfläche ist zum allergrößten
Teile mit Wald, zum kleinen Teile mit Heide, zum kleinsten Teile
mit Ackerland bedeckt. Zählreiche Seen, Sümpfe und Moore zeichnen
namentlich das Uebergangsgebiet aus, Wasserarmut ist für die höchste
‘Stufe der Hochfläche charakteristisch.
1. Die Niederung 41-50 m.
Die Niederung unseres Gebietes umfaßt die Gegend vom Ost-
ufer des Schwielochsees bis Weichensdorf ostwärts, bis Lieberose
und Blasdorf südostwärts, bis Hollbrunn und Lamsfeld südwärts.
Sie gliedert sich in natürlicher Weise durch die in südost-nordwest-
licher Richtung fließenden Wasserläufe mit ihren Zuflüssen und
durch die entsprechenden Waldgebiete in fünf Abschnitte.
a) Die Flußtäler.
Der nördlichste Abschnitt umfaßt das Entwässerungsgebiet des
Wuggelfließes mit den Ortschaften Weichensdorf, (rünthersdorf, Karras
und Möllen. Das Wuggelfließ selbst begleiten Ueberschwemmungs-
wiesen, während der größte Teil des übrigen Abschnittes, besonders
auf der nördhchsten Strecke zwischen Weichensdorf, Günthersdorf
und der Wuggelmühle und in der Umgebung von Karras von Kultur-
flächen, meist Getreidefeldern, eingenommen wird.
Der zweite Abschnitt umfaßt das Entwässerungsgebiet SB
Samgase-Fließes von Trebitz über die Siedelungen bei der Postbrücke,
Elisenruh bis Möllen und Niewisch. Auch hier sind ursprüngliche
Formationen kaum noch vorhanden. Den ganzen Ober- und Mittel-
Die nördliche Niederlausitz. a 67
lauf des Samgasefließes begleiten Kieferwälder, im Unterlauf stark
durch Kultur veränderte Wiesen und Aecker. Im Mittellauf westlich
von Trebitz ist das Samgasefließ zu einem großen Fischzuchtteiche,
dem Trebitzer Teiche, angestant.
Der dritte, nach Süden folgende Abschnitt umfaßt das
Gebiet des Pieskower Torfgrabens mit den Ortschaften Schadow,
Annenhof und Pieskow. In seinem ganzen Verlauf durchfließt der
Pieskower Torfgraben stark moorige Wiesen, die im Pieskower Luch
eine Breite von mehr als 2 km erreichen. Auf der ganzen Strecke
finden sich zahlreiche Torfstiche, deren Untersuchung mir leider
nieht möglich war.
Der vierte und wichtigste Abschnitt umfaßt das Dobberbus-
Lieberoser Mühlenfließ mit seinen Zuflüssen und ausgedehnten
Wiesenmooren. Bei Jamlitz tritt das Mühlenfließ, das in seinem
Oberlaufe den Namen Biele führt, in die Ebene ein. Hier lieet der
durch Aufstauung eines (uellanfes gebildete Schäferteich, dessen
Veeetation eine Anzahl bemerkenswerter Arten aufweist. Die Ver-
landungsvegetation besteht aus Schilf (Phragmites communis), viel
Tyjpha angustifolia, untermischt mit hohen Carex-Arten wie ©. ströcta,
Ü. pseudocyperus, ©. aculiformis, Sparganimm ramosum und Sagittaria
sagittifolia, Rumex Iydrolapathum u. a. Davor findet sich an vielen
Stellen reicher Bestand von Seirpus lacustris mit Menyanthes trifohata
und vieler Nereiden. Reich entwickelt sind z. B. auch die weißen
Seerosen. Der See wird, wie die benachbarten Blasdorfer nnd andere
Seen, im Herbste zum Zwecke des Karpfenfanges abgelassen und
bleibt dann kurze Zeit ohne Wasser. An selteneren Arten finden
sich in der Ufervegetation des Schäferteiches Arumer maritimus,
Triglochin palustris, Sparganium simplex, Seirpus acicularıs f. submersa,
Sagittaria sagittifolia D) Bollei, Scrophularıa alata CO) patens, Cimeraria
palustris u. a. Das Dobberbuser Mühlenfließ umfließt diesen Schäfer-
-teich, nur durch den Blasdorfer Weg getrennt, und tritt an seiner
Südwestecke in die über einen (Juadratkilometer große Fläche der
Blasdorfer Wiesen
zwischen dem 64 m hohen Sandberg am Westufer des Schäferteiches
und Blasdorf ein. Von Norden her durchfließt diesen Wiesenkomplex
der Abfluß aus dem Radduschsee, der südlich von Mochlitz liegt.
Dieses Wiesengebiet ist noch jetzt sehr naß und besteht auf große
Strecken hin aus Wasserkissen, die mit einer stark schwankenden
Vegetationsdecke überzogen sind. Die Wiesen sind teilweise durch
Abzussgräben entwässert und gedüngt. Hier herrschen Polygonum
Di
68 E. Ulbrich:
bistorta, Holcus lanatus, Poa palustris und P. trivialis, Briza medic,
Crepis paludosa u.a. Namentlich die erstgenannte Art bildet stellen-
weise fast Reinbestände; Carex-Arten treten dagegen ganz zurück.
An besonders, nassen Stellen hat vielfach Hochmoorbildung beträcht-
lichen Umfang angenommen. Sphagnum-Polster und -Rasefr Ä
vorhanden .mit einer ganzen Anzahl typischer Hochmoorbegleiter.
Es fanden sich hier Carex dioica, Calla palustris, Menyanthes tröfoliata, ,
Vaceimmum oxcyeoccus, Hieracium auricula. Die letztgenannte Art bildet
an mehreren Stellen kleine Bestände auf den Sphagnum-Polstern.
Als Ueberzug findet sich an mehreren Stellen in großer Menge
Marchantia polymorpha, die daselbst jeden anderen Pflanzenwuchs
verdrängt. Als Gehölz tritt an diesen hochmoorigen Stellen Salix
repens auf, während sonst auf den Blasdorfer Wiesen Betula pubescens,
B. carpathica vorherrschen. B. humilis kam früher vor, ist jedoch
leider verschwunden. Erhalten geblieben ist ein schönes Exemplar
von Betula humilis X verrucosa, das auf den Vorschlag des Verfassers
als Naturdenkmal erklärt und von der Staatlichen Stelle für Natur-
denkmalpflege geschützt wurde. Zum Schutz gegen Weidevieh wurde
der Strauch mit einem Zaun umgeben. An sehr nassen Stellen der
Wiesen herrschen Lotus uliginosus,. Menyanthes trifoliata, Comarum
palustre vor. Trockenere Stellen zeigen einen erheblich größeren
Artenreichtum. Hier finden sich u. a. Orchis latifolius, Listera ovata,
Alchemilla vulgaris, zum Teil in sehr oroßen Formen (var. major),
Dianthus superbus, Geum rivale, Linum catharticum, Ramunculus acer,
R. auricomus, Selimum carvifolia, Heracleum sphondylium, Angelica
silvestris, Cirsium oleraceum, O. palustre u. a. Cuseuta epilinum tritt
vielfach als böser Schädling an trockenen Stellen der Wiesen auf.
Die Abzugsgräben sind bewachsen mit Sparganium simplex,
Polygonum hydropiper, P. minus, P. amphibium B) terrestre, Rumex
aquabicus, BR. hydrolapathum, BR. maritimus, Ranunculus sceleratus,
Oenanthe phellandrium, : Veronica beecabunga, Bidens cernwus und. B.
tripartitus, Menta arvensis u.a. = Et
Im Wasser des Mühlenfließes selbst findet sich HZelodea canadensos
in großen Massen, auch vielfach blühend, Potamogeton pusillus sehr
zahlreich, P. erispus, P. gramineus, Ranumculus aquatils, Sagittaria
sagittifolia und Sparganıum simplex, beide vielfach mit langhinflutenden,
untergetauchten, riemenförmigen Blättern. Alle diese Arten kommen
selbst an ziemlich schnellströmenden Stellen vor. In ruhigeren Ein-
buchtungen des Ufers treten zu diesen Arten noch Aydrocharis
morsus ranae, Polamogeton natans und P. perfoliatus Iunzu. Am Ufer
finden sich vereinzelt Schwarzerlen und höhere Moorbirken.
[4
Die nördliche Niederlausitz. 69
Das Wiesenzelände zwischen Blasdorf und Lieberose
zeigt den Charakter feuchter, ziemlich fruchtbarer Wiesen, auf denen
an nasseren Stellen Orchis latifolius, Polygonum bistorta in großer
Menge vorkommen. Im Hochsommer sind die Wiesen sehr reich an
Oirsium oleraceum, C. palustre und hohen Umbelliferen. Die Ufer
des Mühlenfließes: sind von Erlen und Weidenbüschen eingefaßt und
große Bestäude von Ulmaria filipendula treten vielfach auf.
Unmittelbar oberhalb Lieberose durchfließt das Mühlenfließ den
Lieberoser: Schloßpark, in welchem besonders schöne Bestände
von Weyhmouths-Kiefern (Pinus strobus) auffallen. Bei der großen
Feuchtigkeit des Bodens herrschen im übrigen Baumbestande Erlen,
Pappeln, Birken, Eschen und Eichen vor. Dichte Gebüsche von
Haseln, Geißblatt, Hollunder und Weiden, die mit saftigen Gras-
plätzen und Wiesen abwechseln, bieten einem reichen Wildbestande
und Fasanen Unterschlupf und Nahrung.
Unterhalb Lieberose windet sich das Fließ wieder durch feuchte,
ziemlich fruchtbare Wiesen, die Massenbestände der Kohldistel
(Cirsium oleraceum), Weidenbüsche und eine Vegetation tragen, die
nichts bemerkenswertes Neues bietet. Bei Behlow tritt das Fließ
in einen ausgedehnten feuchten Busch ein, der augenscheinlich aus
einem Erlenbruch durch Einbringung von Buchen und Eichen hervor-
gegangen ist, den |
Stockshof.
Die Vegetation ist hier recht artenreich und wechselnd. Im
Baumbestand herrschen bald Eichen, bald mehr Erlen oder Buchen
vor. Ueberall findet sich ein reiches Unterhoelz aus Haseln, Weiden,
‘ Crataegus, Brombeeren und ein sehr reicher Kraut- und Stauden-
wuchs, der eine Mischung von Erlenbruch- und Laubwaldelementen
darstellt; sehr häufig ist Circaea hutetiana und die große Nessel
(Urtica dioica), dazwischen mischen sich viele Umbelliferen, z. B.
Herueleum sphondylium, Aegopodium podagraria, Ohaerophyllum silvestre,
Torilis unthriscus, Peucedanum oreoselinum u. a. Prächtige Farn-
bestände, vorherrschend Aspedium file mas treten auf, dazwischen
Bromus asper, Festuca gigantea, Melampyrum nemorosum, Geranium
palustre, Solidago virgaurea u. a. |
Bald wird der Bestand reiner, sehr schattiger Buchenwald mit
spärlicherem Unterholz, aber artenreicher Krautflora.. Quellige
Stellen tragen kleinere und größere Bestände von Zgwisetum silvatcum,
Carex remota,; Poa nemoralis, Brachypodium silvaticum, Maianthemum
bifolium, Polygonatum offieinale, Mercurialis perennis, Circaea lutetiana,
Impatiens nolitangere, Geranıum KBobertianum, Geum urbanum u. a.
0 E. Ulbrich:
Sonst fanden sich noch an bemerkenswerteren Arten Galeobdolon
Inteum, Serophuluria nodosa, Guleopsis tetrahit und G. ladamım,
Melampyrum memorosum, auch mehrfach mit weißen Tragblättern,
Lampsana commeunis, Milium effusum, Banuneulus auricomus und
R. yolyanthemus u. a. iu,
Hin und wieder treten im Baumbestande Kschen und Acer
-pseudoplatanus auf.
Auf trockenerem Boden herrscht vielfach auch die Biche vor;
hier findet sich Adlerfarn in reichen Beständen.
. Awischen dem Eichberg und Schloßberg hat sich das Lieberoser
Fließ hindurchgenagt und biegt dann nach Norden um in das aus-
gedehnte
ee zwischen Behlow- Dobberhu.
und Forsthaus Damme,
das auch durch den Abfluß aus dem Dammer Teich stark versumpft
ist. Im Süden dieses Geländes sind die Wiesen durch Entwässerung
und Düngung artenärmer,.. aber dafür schr ertragreich geworden.
Massenbestände von Cörsium oleraceum und ©. palustre, Rammenlus
acer, Coronaria flos cuculi, fallen schon aus der Ferne ins Auge.
Die Entwässerungsgräben beherbergen viel Sparganmium ramosum,
Heleocharis palustris, Alısma plantago, Polygonum hydropiper, Ranım-
culus flammula u. a.
Das Ufer des Fließes begleiten vielfach Schwingmoore, die wohl
an selteneren Arten reicher sind und in ihrer Zusammensetzung mit
den Dammer Wiesen augenscheinlich übereinstimmen. Hier fand ich
zwischen Sieheshof und Forsthaus Damme in der Nähe von Torf-
stichen in Schwingmooren folgende bemerkenswerteren Arten: Carex
limosa, . stellenweise fast in Reinbeständen, ©. dioica in Massen-
beständen, zusammen mit Zpvlobium palustre, Parnassia palustris,
Sazifraga hireulus, Galium palustre, Myosotis palustris, Pedienlaris
palustris, Sagena nodosa u. a., Sazxifraga hirculus mag im Gebiete
noch melirfach vorkommen; ich salı .diese seltene Art an zwei ähn-
lichen Standorten (vergl. S. 77). Als Begleitpflanzen fanden sich
fast stets (arex diorca und C©. Iimosa oder auch Ziparis, jedoch nirgends
Torfmoose (Sphagnum). Unterhalb Dobberbus begleiten bis zur
Mündung das Fließ ausgedehnte Schilf- und Glyceria aquatica-Bestände,
soweit nicht Ackerland bis unmittelbar an die hier festeren Ufer
reicht. An einigen Stellen treten auch ausgedehnte Zgwisetum-
Bestände auf, in welche sich stattliche Bestände von Aumez hydrola-
IT,
Ar
2
Die nördliche Niederlausitz. - 7a
pathum mischen. Andere Begleitpflanzen sind hier Zris pseudacorus,
Caltha palustizs, Ranuncuhıs lingua, Stellaria glauca, Sium latifolrum,
Menyanthes, Comarum palustre u. a.
Gehölze fehlen in dem sanzen Unterlauf von Dobberuns bis
zum Schwielochsee vollständig. Besonders ansehnlich werden diese
riesigen und ausgedehnten @lyceria-Phragmites-Bestände östlich von
Jessern. |
In der Zusammensetzung -der Pflanzengemeinschaften schließt
sich das ausgedehnte Wiesenmoorgebiet am Dammer Teich
den geschilderten Gemeinschaften des Mittellaufes und Unterlaufes
des Dobberbuser Mühlenfließes an. Den fünften und südlichsten
Abschnitt der Ebene umfaßt das Lamsfelder Fließ, der südlichste
Zufluß zum Dobberbuser Mühlenfließ, das durch den Abfluß aus dem
Großen Mochowsee verstärkt, bei Dobberbus sich mit dem Mühlentließ
vereinigt. Auf seinem ganzen Verlaufe von der (Juelle bei Klein-
Liebitz über Groß-Liebitz, Lamsfeld bis zur Mündung bei Dobberbus
- wird es von Kulturwiesen begleitet, die im Oberlaufe stark torfig
sind. Die Flora dieser Wiesen genauer zu: untersuchen, ‚war mir-
nicht möglich. Ich glaube jedoch annehmen zu dürfen, das sie
botanisch nichts Besonderes bieten. Die beiderseitige Wiesenzone
ist im ganzen Verlaufe des Fließes schmal.
b) Die Wälder der Niederung
bestehen zum allergrößten Teile aus ziemlich trockenem, sandigem
Kiefernwald mit Calluma vulgaris, Genista pilosa, Sarothamnus scoparins,
viel Festica ovina, Aöra fleruösa, Carlina vulgaris, Antennaria dioiea,
Hieracium pilosella,. Ornithopus perpusillus, Vieia anyustifolia u. a.
Zusammenhängende größere Waldstrecken sind der Speichrower
Wald, der Dobberbuser Wald und die angrenzenden Teile der.
Jieberoser Forst. x
Vielfach gehen die Wälder in Flechtenheiden über mit locker-
stehenden, niedrigen Krüppelkiefern und Massenbeständen von Cladoniu-
Arten, in denen Phanerogamen zurücktreten. In weniger dürren
Wäldern ist der Boden dicht mit Moosen bedeckt. |
Die Ränder der Wälder gehen vielfach in dirre Sandplätze
_ über mit reichen Beständen von Weingaertneria camescens, Sedum acre,
Trifolium arvense, Helichrysum. arenarium, Armeria vulgaris, Filago
mimima, Arnoseris nunima und ähnlichen Leitpflanzen.
Die Behlower Heide, in welcher Busch im Jahre 1860 Pulsatilla
vernalis fand, ist bis auf einen kleinen öden Kiefernwaldbestand ver-
Schwunden, in welchen ich’ keine bemerkenswerten Arten außer den
gewöhnlichen Begleitern trockener Kiefernwälder auffand.
12 -E. Ulbrich:
Sonst sind meist nur kleinere Parzellen erhalten; alles übrige
hat Kulturflächen Platz machen müssen, soweitnicht Niederungsmoore _
vorhanden sind.
Nur bei Lieberose am Stockshof zwischen Behlow u dem‘
Eichberg finden sich Laubwälder, die z. T. durch den Menschen
stark beeinflußt sind. In den Jagen 225 und 226 der Herrschaftl.
Forst Lieberose findet sich prächtiger Laub-Mischwald, Eichen-
bestand und reiner Buchenwald mit allen charakteristischen Beeleit-
pflanzen. De (ei
c) Die Hügel der Niederung:
Die. bedeutendsten isolierten Hügel der Niederung sind im
Norden des Gebietes der Weinberg bei Pieskow (64,7 m), der teil-
weise mit Laubholz bedeckt ist, im Süden der Speichrower Berg
(65,4 m), der breite Luttchenberg östlich von Jessern, der Weinberg
südlich von Jessern (61,7 m), der Spitzberg (87,7 m) und Eules
Weinberg (87,1 m) zwischeu Baroldmühle und Neubrück, der Schloß-
berg, Weinberg und Galgenberz bei Lieberose. Wie der mehrfach
wiederkehrende Name Weinberg vermuten läßt, sind die Boden-
verhältnisse dieser Hügel teilweise etwas günstiger; der Boden ist
vielfach anlehmig bis lehmig, damit auch nahrstoffreicher und für
die Vegetation günstiger. Weinbau wurde auch noch im vorigen
Jahrhundert an einigen Südhängen der genannten Berge versucht,
jedoch später eingestellt. Weinbau wurde ja auch in der Gubener
Gegend wohl um die gleiche Zeit getrieben. Jetzt findet man in
der Lieberoser Gegend wohl noch- hin und wieder an günstigen
‚Stellen einige Rebstöcke, von einem Weinbau ist jedoch längst keine
Rede mehr. | =
Die Flora der isolierten Hügel der Ebene ist meist nicht
wesentlich verschieden von der der benachbarten Kieferwälder. Hin
und wieder sind Gebüsche reichlicher vertreten und einige andere
Laubgehölze, sodaß bei größerem Artenreichtum der Charakter pon-
tischer Hügel mehr oder weniger zum Ausdruck kommt. Dorngebüsche
von Rubus, Rosa, Crataegus sind nicht selten. Sehr häufig ist an
den Hängen Centaurea rhenana, die stellenweise sogar Massenbestände
bildet. Am meisten den Vegetationsverhältnissen der pontischen
Hügel entspricht der Schloßberg bei Lieberose, auch „Altes Schloß“
genannt, ein steil abfallender Hügel am Nordufer einer fast halb-
kreisförmigen Schleife des Lieberoser Mühlenfließes. Aus prächtigem
alten Mischwalde von Buchen, Eichen und Fichten erhebt er sich
Steil bis zu etwa 70 m Höhe. Die Hänge sind bedeckt mit lichtem
aa a a TE a ru re
Die nördliche Niederlausitz. : LO)
Eichengebüsch, in das sich Haseln, , Birken, Rosen, Brombeeren und
. Crataegus-Büsche mischen. - Auch Carpinus betulus tritt in Buschform
nicht selten auf. Der Kraut- und Staudenwuchs besteht aus Gräsern
und Riedgräsern, unter denen (Carez praecor, obtusata, C. glauca,
C. mumzcata, bemerkenswert sind, ferner finden sich Sedıum maximum
und S. aere, Hypericeum perforatum, Epelobium montanım, Euphorbia
cypanrissias, Verbascum Iychnitıs, Malva alcea, Vincetoxieum offieinale,
Olinopodium vulgare, Campanula persicifolia, O. latifolia und O©. patula,
Gnaphalium silvestre u. a. Brachypodium silvaticum überzieht auf
größere Strecken den Boden fast vollständig, untermischt mit Melica
nutans. |. z
. Der Gipfel des Schloßberges ist vollkommen eben und im Umriß
oval; ziemlich dichter Bestand schöner Eichen, Eschen, Ahorn, Hain-
buchen beschattet den Boden, der ziemlich grasig und krautreich
ist. In großer Menge finden sich hier von Gräsern Drachypodium
siwaticum, Poa nemoralis, "Melica nutans, von: Kräutern Mereurialis
perennis, Stachys silvatıca, Ajuga genevensis, Vincetoxicum offieinale,
Clinopodium vulgare, Astragalus glycyphyllus. Cytisus nigricans, der
früher auf dem Schloßberg vorkam, ist jetzt verschwunden. Busch
sammelte die Art noch im Jahre 1889. Ganz spärlich fand sich
_Coronilla varia, die an anderen, ähnlichen Standorten der Umgebung
von Lieberose zahlreicher ist.
In der Umgebung von Jamlitz, am Rande des Waldgebietes
treten mehr pontische Hügel auf, wie z. B. Ebels Berg am Kleinen
Radduschsee. Im Eichengebüsch ist hier Polypodium vulyare in
ziemlich reichlicher Menge zu finden. Von anderen erwähnenswerten
Arten dieser Hügel seien genannt Veronica spicata,. Peucedanum
oreoselinum, Antherieus ramosus, Sedum maximum, Feranium sanguimeum,
Dianthus carthusianorum, Verbascum Iychnitis, Scabrosa columbaria,
Knautia arvensıs 5) integrifola.
2. Die Hochfläche (#0—141 m).
Die Hochfläche beginnt östlich der Linie Lamsfeld—Lieberose—
Jamlitz—Mochlitz— Trebitz. Sie ist bis auf kleine Strecken mit
Wald bestanden, und zwar im westlichen Teile vorherrschend Kiefern-
wald, im östlichen mit gemischtem Wald, Eichen und an kleinen
Stellen auch Buchenwald, der jedoch nirgends in reinem Bestande
auftritt. ;
Die Hochfläche steigt von Westen nach Osten von 50 m bis
gegen 90 m Durchschnittshöhe au. An den Rändern, am Ueber-
‚gange zur Ebene ist das Gelände meist reich bewegt, die höchste
TER .E. Ulbrich:
Erhebung dagegen ziemlich eben, z. B. in der Gegend südlich von
Schönhöhe. Die Entwässerung erfolgt im Westen der Hochebene
‚nach Westen nach dem Lieberoser-Dobberbuser Mühlentließ,
Osten dagegen östlich der Linie Pinnow— Lübbinchen— Bäreme
Grabko nach Osten. An den Rändern des Gebietes im Südwesten und
Nordosten erfolgt die Entwässerung nach Süden bezw. Norden. Die
Hochfläche bildet also einen Teil der Wasserscheide zwischen Elbe
und Oder: die östlichen Wasserläufe unseres Gebietes fließen nach
Nebenflüssen der Oder, alle übrigen nach der Spree und damit nach
der Elbe. Das ausgedehnte Waldgebiet der Hochfläche gliedert sich
durch die Wassertäufe, Seen- und Moorketten in ein ziemlich wasser-
reiches westliches Randgebiet und in den wasserarmen eigentlichen
Rücken der Hochfläche, die über 20 km breit ist.
a) Das Randgebiet der Ehahfliene 51 bis ca. 70 m.
Das Randgebiet der Hochfläche umfaßt die Umgebung der Ort-
schaften Groß- und Klein-Liebitz, Hollbrunn, Jamlitz, Ullersdorf und
ist gekennzeichnet durch den Reichtum an Seen und Mooren, die
kettenweise untereinander im Zusammenhange stehen und ihren
Wasserüberschuß nach dem Spreetale hin abgeben. Wir können
sieben Abschnitte unterscheiden, die durch die Richtung der Wasser-
läufe, Seen- und Moorketten bestimmt sind. Von diesen sieben Ab-
schnitten gehören je drei zum Entwässerungsgebiete des Lieberoser -
und Lamsfelder Fließes, einer, der südwestlichste, zum Gebiete des
Byhlener Sees.
Das ganze Randgebiet ist mit Kiefernwald bedeckt, der auf
große Strecken hin einen äußerst dürftigen Wuchs zeigt. Nur an
sanz wenigen Stellen treten einzelne L,aubhölzer in Mischbestand auf.
1. Die Zuflüsse zum Lieberose-Dobberbuser Mühlenfließ. Der
erste Abschnitt umfaßt die nordsüdlich gerichtete Seenkette vom
Mochlitzer und Kleinen See, Schwansee, Splaugraben und Splausee
bis zum Mühlenfließ. An -ihn schließt sich an der Große und Kleine
Radduschsee mit ihren Abflüssen, ‚die sich gleichfalls ins Lieberoser
Fließ ergießen.
Der Kleine und Mechlitzer See liegen -wie der langeestreckte
Schwansee sämtlich 59,6 m ü. M., der Splausee 57,6 m, alle rings
von Kiefernwald umgeben. Die Seen zeigen sämtlich eine reichliche
Verlandungsvegetation, die infolge des geringen Nahrstoffgehaltes
des Bodens an sehr vielen Stellen zur Hochmoorbildung. neigt. Der
Kleine und Mochowsee zeigen’ an ihren Ufern schon typische Hoch-
mooransätze mit Sphagnum-Polstern und Rasen, in denen Drosera
r-
Di nördliche ‘N \iederlausitz. 19
rotmdifolia nicht selten ist. Die Flora dieser beiden kleinen Wald-
seen bietet sonst nicht allzuviel Bemerkenswertes. Die Verlandungs-
flora besteht vornehmlich aus Typha angustifolia, Seirpus lacustrs
und Tabernaemontanı, untermischt mit hohen Carex-Arten, unter denen
(©. lasiocarpa Ehrh., Goodenoughä, gracıkis und echinata in reichen
Beständen, ©. pseudocyperus nicht selten sind. (alla palustris tritt
am Südwestufer des Kleinen Sees in größeren Beständen auf, eine
Art, die in der Flora von Lieberose nicht allzuhäufig ist. Bemerkens-
wert ist vielleicht, daß Drosera rotundifolia hier stellenweise auf dem
sterilen, feuchten Sandboden ohne jedes Sphagnum unter Kiefern
auftritt, zusammen mit Aydrocotyle vulgaris.
Die angrenzenden Moore, das Kleine Ullersdorfer Fenn
und Mochlitzer Fenn, sind Uebergangsmoore mit viel Carex und
typischer Mischflora mit Anflug von Birken, Weiden und Kiefern.
Erwähnenswert erscheint, daß hier, wie in dieser ganzen Seen- und
Moorkette nordöstlich von 'Jamlitz Zhymehospora fusca zu fehlen
scheint und nur Ah. alba auftritt, wogegen Ah. fusca in den Mooren
des Südwestens und Westens unseres Gebietes häufig und vielfach
in Massenbeständen auftritt.
Der größte und landschaftlich schönste See dieser nördlichen
Seenkette ist
der Schwansee,
ein weit über 5 km langer, schmaler, vielfach S-förmig gewundener
See vom Typus der Rinnenseen mit steilen Ufern, die mit Ausnahme
eines Teiles des Ostufers, an welches die Dammendorfer Heide
grenzt, rings von Kiefernwald umgeben sind. Die Gestalt des Sees
bedingt reiche Buchtenbildung und dementsprechend die Möglichkeit
einer stärkeren Verlandung, soweit die Steilheit der Ufer dies zu-
läßt. Die durchschnittliche Breite des Schwansees beträgt 100 bis
250 m (Ost-West-Richtung), sinkt in der Mitte bis auf wenige Meter
und nimmt am Südende bis auf 500 m zu, sodaß der See hier ein
breites Becken bildet. An seiner schmalsten Stelle, etwa in der
Mitte, führt die Blasdorf-Leeskower Landstraße über den See. An
diesen schmalen Stellen ziehen sich ausgedehnte Schwingmoore über
die Wasserfläche, die vornehmlich als Cariceta, meist ohne Sphagnıum-
Arten entwickelt sind. Am häufigsten sind folgende Arten: Carex
ampullacea, CO. panmieulata, O, teretiuscula, ©. acutiformis und C. pseudo-
cyperus, mehrfach auch in der kleinährigen Form 8) minor Hampe.
Charakterpflanzen dieser Schwingmoore sind ferner Ceuta viros«
3) angustifohla, Hydrocotyle vulgaris, Epilobium palustre, Lotus uliginosus,
Galium palustre, Myosotis palustris. Vereinzelt findet sich in ihnen :
16 E. Ulbrieh:
t
außer anderen gewöhnlicheren Arten Seirpus uniglumis. Festeren
Boden zieht dagegen Parnassıa palustris vor, die sich übrigens am
Südostufer mit gefüllten Blüten fand.
In der Verlandungsvegetation ist Phragmites commumnıs ver-
hältnismäßig spärlich vertreten. Reiche Bestände von Carex riparıa
vertreten diese Art an mehreren Stellen des Westufers. Typha
angustifoka und Seirpus Tabernaemontanı bilden mehrfach Bestände
von erheblicher Ausdehnung. Das mehr dem Wellenschlag aus-
gesetzte Ostufer zeigt dagegen verhältnismäßig reichere Bestände
von Schilf, wogegen andere Arten mehr zurücktreten. Auch Carex
limosa tritt am Südwestufer in ruhigen Buchten. in schöner Ent-
wicklung auf. Seerosen sind ziemlich spärlich vertreten, dagegen
Potamogeton natans in Massenbeständen und andere submerse Arten
in einiger Menge.
Erlenbrüche fehlen am Schwansee, treten aber unterhalb des
Abflusses am Splaugraben und Splauteiche auf. Dieser kleine
See ist bereits stark im Verlanden, sodaß von der offenen Wasser-
fläche nur noch ein Bruchteil vorhanden ist. Die Verlandungs-
vegetation ist reich und üppig; sie besteht vornehmlich aus Typha
angustifola, einer Art, die hier in einer auffallend schmalblättrigen
Form vorkommt, Seirpus lacustris und großen Carex-Arten. Reich ,
vertreten ist Aspidium thelypteris, vereinzelt auch Menyanthes trifoliata,
Peucedanum palustre, Menta silvestris, Juncus alpinus u. a. Stellen-
weise ist Phragmites der vorherrschende Bestandbildner. Nereiden
sind reich vertreten auf dem See durch Neuphar luteum, Nymphaea
candıda, Potamogelon natans, Stratiotes aloıdes u.a.
Am Südufer schließt sich ein kleines, mit Birken und Kiefern
durchsetztes Erlenbruch an, in welchem Aspidium spinulosum, Poly-
podium vulgare, Ophioglossum vulgatum, Holceus mollis und Porola
uniflora und P. minor in ziemlich großer Menge vorkommen.
In dem anschließenden, etwas feuchten Kiefernwalde ist der
Boden stellenweise mit dieken Polstern von Leucobryum album bedeckt,
zwischen denen Hestuca ovina, Anthoxzanthum odoratum, Armeria
vulgaris und Galium verum wachsen. Am sonnigen Waldrande tritt
mehrfach Rosa mollis in ziemlich stattlichen Büschen am Splau-
graben auf.
Der Splaugraben ist ein flaches, ziemlich schnell fließendes
Wasser mit -sandigem Flußbett, dessen Vegetation durch vielfache
Ufer- und Laufregnulierungen in den letzten ‚Jahren gestört wurde.
Er mündet bei Jamlitz in das Mühlenfließ, nachdem er oberhalb
Jamlitz zu einem kleinen Teiche, dem sogenannten Brauereiteich,
.
Die nördliche Niederlausitz. 6
und südlich des Dorfes zum Schäferteich aufeestaut wurde und
einen Teil seines Wassers nach. Westen abgegeben hat zum Aufstau
zum sogenannten Kleinen Radduschsee, der seinen Ueberschuß
durch einen Graben gleichfalls in den Schäferteich abgibt.
| Eine Abzweieung der Seenkette des ersten Abschnittes des
Randgebietes bildet der
Große Radduschsee
südlich Mochlitz, dessen Wasserspiegel nur 48m ü. M. liegt, der seiner
Umgebung nach jedoch besser dem hkandgebiete als der Ebene zu-
zurechnen ist. ‘Sein Abfluß geht nach Süden in das Mühlenfließ, das
er auf den Blasdorfer Wiesen erreicht. Der Große Radduschsee ist
ein natürlicher Stausee, der sein Wasser aus benachbarten Quellen,
besonders von den Steilhängen seines Ostufers erhält ımd nach
Süden zwischen zwei Hügeln von 56,3 m und 58,3 m Höhe abfließt.
Die Ufer sind hügehg und zum Teil ziemlich steil und mit Aus-
‚nahme des Südens rings bewaldet. Der Wald ist ärmlicher Kiefern-
wald, im Osten teilweise untermischt mit Fichen. Die Uferhänge
treten nur im Nordosten bis unmittelbar an die Wasserfläche des
Sees heran, sonst sind überall sumpfige Wiesen, Sumpfgebüsche oder
Erlenbruch vorgelagert. Diese Wiesen bestehen aus Ried- und
Sumpferäsern mit wenigen Orchideen, Polygonum_ bistorta, vielen
Umbelliferen, wie Selinum carvifolia, Heracleum sphondylum, Angelieca
silvestris, Pastinaca sativa usw. Als bemerkenswerteste Art fand sich
Carez Buxbaumii nicht selten, auch in abweichenden Formen.
Die Verlandungsflora des Großen Radduschsees ist mannigfach
‚ und reich an interessanten Pflanzengemeinschaften. Auf der West-
seite herrschen Schwingrasen vor, abwechselnd mit reichen und
dichten Beständen von Schilf und Typha. Besonders bemerkenswert
sind die Schwingrasen am Südwestufer.- Hier finden sich in dem
moosigen, sehr nassen Schilfbestande, der kein Sphagnum. enthält,
‘Saxifraga hirculus, Drosera longefola, Sagına: nodosa, Dianthus
superbus, Bhynchospora alba, Seirpus paneiflorus und wmiglumis,
Epipactis pahıstris mit kleinen Weiden, eine Pflanzengemeinschaft, die
sich in ganz ähnlicher Zusammensetzung in der Flora von Lieberose
mehrfach findet. In den Entwässerungsgräben der anschließenden
Wiesen, die ein ,sehr eisenockerreiches Wasser führen, findet sich
Utrieularia vulgaris in prächtigster Entwickelung in großer Menge
zusammen mit Ceratophyllum demersum, Stratiotes aloides u. a.
Weiter nördlich sind die durch Verlandung entstandenen Wiesen-
moore reich an Birken, Rhammus, kleinen Kiefern und anderen
Gebüschen. Am Ostufer liegt ein üppiges, pflanzenreiches Erlen-
18 E. Ulbrich:
bruch, der sogenannte Mochlitzer „Park“. Zahlreiche Quellen rieseln
über den stark ockerhaltigen Sandboden, der dichte Massenbestände
von Cardamine amara, Circaea Iutetiana, Veronica beccabunga, Urbeu
dioica, Eupatorium camnabinum, Lysimachia vulgaris u. a. trägt.
Dichte Gebüsche von Zeibes nigrum, Sambucus nigra treten als Unter-
holz in dem prächtigem Baumbestande auf, der sich zusammensetzt
aus Alnus glutinosa, Salz pentandra und anderen Weiden. Birken
und Pappeln. In großer Menge treten Geum urbanum und rivale auf
und hin und wieder auch Kreuzungsformen zwischen diesen beiden
Arten. Zu einem schier undurchdringlichen Dickicht verfilzt Gakum
aparine die Kräuter und Büsche und auch Comvolmılus sepium und
Solanum dulcamara treten als Schlingpflanzen neben Hopfen in großer
Menge auf. Selbstverständlich ist das Erlenbruch reich an Farnen
und Moosen; unter diesen verdient Aneura pingis in üppigen Formen
Erwähnung.
Die Wälder des ersten Abschnittes des Uebergangesgebietes
sind, von ganz kleinen Parzellen Mischbestandes abgesehen, ärmlichere
Kiefernwälder, die jedoch stellenweise, z. B. in der
Schwanheide,
reicher sind an interessanten Pflanzengemeinschaften. So. finden
sich mehrfach, z. B. in ‚Jagen 81 westlich vom Schwansee reiche
Bestände von. ZLycopodimn complamatım sim moosigen. Kiefernwalde
zusammen mit viel Chimophila umbellata, Pirola votundifoha,
Ramischia secunda u. a. Leucobryum album, das Weißmoos, bildet
stellenweise dicke und zahlreiche Polster. Jüngere Kiefernbestände
tragen Massenvegetation von Moosen Aylocommum splendens, Hypnum
»Schreberi, Dieranum scoparium, fast ohne jede Phanerogame und im
Herbste eine außerordentlich reiche Pilzvegetation. Unter den Pilzen
ist besonders die Hydnacee Phaeodon- ferrugineus bemerkenswert, die
in großer Menge erscheint und durch die Abscheidung blutroter
Flüssiekeitstropfen aus dem weißen Hute auffällt. Diese Art tritt
mehrfach in ausgeprägten Hexenringen auf. 5
Eine sehr merkwürdige Vegetation findet sich in Jagen 132
unweit der sogenannten lieeskower: Brücke ‚westlich vom Schwansee:
eine kleine Senkung im dürftigen Kiefernwalde enthält ein ausge-
prägtes Polytrichum-Hochmoor. Dichte und hohe Polster und Rasen
von Polytrichum commune, die nur spärlich Sporogone zeigen, bilden
eine Massenvegetation, in der nur wenige andere Arten auftreten,
wie Aylocomium splendens, Pteridium agqulnum, Agrostis vulgaris,
Vipoal alustris, Hydrocotyle und (arex Goodenoughii, alle sehr spärlich
;
2
E
hı
1 DE Se ae zu a Dre dr
U OT
“ &
Die nördliche Niederlausitz. 19
und kümmerlich. In etwas größerer Menge findet sich Zycopodium
elawatum, jedoch nur wenig fruchtend. Der Boden ist naß; in
feuchten Jahren, wie z. B. 1910, stand das Moor ganz unter Wasser.
Die Unterlage ist Polytrichum-Torf von etwa 1/,—1 m Mächtigkeit.
Der Untergrund steriler Diluvialsand. -Die Mitte der Senkung ist
ständig naß; ein kleines Juncetum aus ‚Jumcus effusus in lockerem
Bestande gemischt mit (Carex Goodenoughöü und Agrostis vulgaris
nimmt diesen Platz ein, an welchem das klare, kaffeebraune Grund-
wasser offen zu Tage tritt. Zu große Nässe sagte dem Polytriehum
augenscheinlich nicht zu. An den trockeren Rändern des Polytrichum-
- Bestandes tritt Aypericum humöfusum vecht üppig, Rumezx acetosella
spärlicher und Senecio silvabieus vereinzelt auf. Sphaynıum, Leuco-
bryum und andere Moose fehlen. Der Polytrichum-Bestand zieht
sich östlich aus der Senkung heraus in den anschließenden Kahl-
schlage, der eine dichte Adlerfarnvegetation trägt. Etwa in der
Mitte des Polytrichum-Moores steht eine Anzahl (etwa neun) kleiner
absterbender oder "bereits abgestorbener Kiefern. Die größte lebte
1908 noch, war aber 1910 völlig abgestorben; sie maß 46 cm Stamm-
umfang in 1 m Höhe, bei einer Gesamthöhe von etwa 6 m. Rings
umgeben ist das Polytrichum-Moor von etwa 15 m hohen Fichten,
die mehr oder weniger kränkelndes Aeußere zeigen und stark unter
Harzfluß leiden.
_Unweit des Bahnhofes Lieberose liegen in Jagen 78 einige
kleine Waldmoore, die z. T. eine ganz ähnliche Zusammensetzung
der Vegetation zeigen, nur artenreicher sind, vor allem mehr Gräser
(Molinia coerulea, Nardus strieta) und Riedgräser (Carex panicea,
filiformis, Goodenoughii, rostrata), Wollgras (Briophorum polystachyum)
enthalten. Sphagnum. fehlt auch hier vollständig, Polytrichum-Arten
bilden Massenvegetation und ihre Rasen und Polster sind übersponnen
von Zycopodium elavatum. In der Nähe liegt aber auch ein kleines
typisches Sphagnum-Hochmoor,, in welchem in Gegensatz zu den
Polytrichum-Hochmooren alle uns als Hochmoorbegleiter geläufigen
Arten auftreten, wie Carex. limosa, Scheuchzeria palustris, : Drosera
rohmdifolia, - Andromeda polifolia, Vaceinium oxycoceus, die man in
den Polytrichum-Hochmooren sämtlich vermißt. Die einzigen Arten,
- welche ich als beiden Hochmoortypen gemeinsam beobachtete, waren
Viola palustris, Hydrocotyle vulgaris, Juncus effusus (in den Polytrichum-
‚ Stellen häufiger.)
; - Auffällig stark ausgeprägte Zonenbildung zeigt ein anderes
langgestrecktes Waldmoor an der Grenze von ‚Jagen 78/79: es folgen
sich hier von Süden nach Norden eine Polytrichum-Zone (Polytrichum
80 2 ; E. Ulbrieh:
commune) mit tiefen und großen polsterartigen Rasen mit viel
Lycapodium clavatum, Carex leporina, C. Goodenoughi, Juncus efusus,
Agrostis vulgaris, sämtlich sehr spärlich. Darauf folgt eine Zone mit
Juneus effusus als Leitart, gemischt mit (arex leporina, Goodenoughii,
rostrata, acutiformis, Avvra caespitosa, Aspidium fiixz mas, Viola palustris.
Als dritte Zone schließt sich weiter nördlich ein ausgedehnter und
fast reiner Bestand , von Nardus strieta an, in welchem nur »anz
wenige andere Arten auftreten, wie (arex.leporina, Sieglingia deeumbens
Agrostis vulgaris. Zu erklären ist diese Zonenfolge hier wohl
aus der Verteilung des Sonnenlichtes: der Polytrichum-Bestand liest
auch um die Mittagszeit noch im Schatten der umgebenden Kiefern,
der Nardus-Bestand ist-dagegen der stärksten Besonnung ausgesetzt.
Die Bodenverhältnisse scheinen in den drei Zonen sonst nicht a
lich von einander verschieden zu sein.
Der zweite südlich folgende Abschnitt des Uebergangsgebietes
zur Hochtläche umfaßt den Oberlauf des Dobberbuser Mühlenfließes.
die Biele, welche an der Grenze von ‚Jagen 74/82 der Hevrschaft-
. lichen Forst Lieberose in 59,1 m Meereshöhe entspringt. Die Biele
fließt zusammen aus einer Anzahl kleiner Quellen, die in einer ziemlich
engen Schlucht im Kiefernwalde dem stark ockerhaltigen Boden
entspringen. Der Boden dieser quelligen Waldstellen ist mit dichten
und tiefen Rasen von Aneura fusco-virens Lindbg. bedeckt, die
von Beständen von Cardamine amara, Carex echinata, C. Goodenoughüi,
©. turfosa u. a. umsäumt werden. Vielfach tritt statt der Aneura
Marchantia polymorpha in ausgedehnten Lagern auf, besonders auf
mehr sandigem, weniger Eisenoxyd enthaltenden Boden.
Der größte Teil des Oberlaufes der Biele ist durch die Anlage
terrassenförmiger Fischzuchtteiche verändert, deren Ufer und Dämme
eine reiche Farnvegetation (vornehmlich Aspidium filix mas, spinulosum, °
thelypteris u. a.) und Gräser und Carex-Arten tragen. E
Die kleinen Gräben und Teiche enthalten eine sehr reiche und i
üppige Vegetation submerser Wasserpflanzen und Nereiden, unter s
denen Potumogeton pusilhıs und P. natans, P. gramineus, P. erispusu,a..
Utrieularia vulgaris und minor in großen, zahlreichen und reich-
blühenden Beständen, Hydrocharis MOrsus rande, Ranunculus aquatilis u.a.
besonders erwähnenswert erscheinen. Die Oberfläche des Wassers
bedeckt oft auf große Strecken die Gallertalge Nostoc mit rötlich-
brauner, schlüpfriger Schicht. ’
Die Hänge der Schlucht tragen wie die Umgebung Kiefern-
wald, der in der Nähe des Wassers reich wird an Unterholz von A
Sambucus nigra, Birken, Weiden und auch einigen Rosen, Orataegus-
ROHR [
Die nördliche Niederlausitz. 51
und ZAhanmus-Büschen. Stellenweise geht er in Erlenbrüche über,
z. B. dicht unterhalb der Staatsbahn. Dicht oberhalb Jamlitz zeigen
‘die Hänge des Bieletales auf der Nordseite sandigen Kiefernwald
nit ausgedehnten Massenbeständen von Carex arenaria, die auf große
Strecken kaum eine andere Art aufkommen lassen. Die sonstigen
Besgleitpflanzen sind z. B. Epilobium angustifolium, Silene mutans,
Hieracıum murorum, Echtum vulgare.
Eine erheblich reichere Vegetation tragen die Hänge der Süd-
seite, die anlehmigen bis lehmigen Boden enthalten. Laubgehölze
herrschen hier vor und Buchen und andere Gehölze bildeten ehemals
einen Mischbestand, der den einstigen Charakter in. der daselbst
noch erhalten gebliebenen Bodenflora verrät. Es finden sich hier
nämlich typische Buchenwaldbegleiter wie, ZLamium galeoblolon,
Anemone hepatica, Luzula ptlosa, Carex muricata B) nemorosa, Mai-
anthemum bifolium, Cirenea lutetiana u. a. Gegenwärtig sind die
Hänge dieht buschig und mit einzelnen Laubgehölzen licht bestanden.
Quellige Stellen zeigen reichliche Moosvegetation, besonders hohe
Polytrichum-Arten, Egqwsetum silvaticum, arvense, palustre und hiemale,
Polypodium: vulgare, Aspidium phegopteris, ,A. filixz mas, Pteridium
dquilinum u. a. Die Gebüsche sind vornehmlich Hasel, Weißbuche
und Viburnum opulus, Pirus aucuparia und Rhamnus frangula, Birken
und Weiden. Vereinzelt treten wilde Birnbäume (Pirus communıs
A) glabra) auf.
Bei ‚Jamlitz tritt die Biele dann in die Ebene. Die Wälder
des Biele-Abschnittes des Uebergangsgebietes sind ärmliche, z. T.
‚sehr dürftige Kiefernwälder, mit den typischen Leitpflanzen, stellen-
weise sehr dürr mit viel Cladonia und im Herbste durch großen Pilz-
. reichtum ausgezeichnet. Der dritte Abschnitt des Randgebietes umfaßt
re et
a ee
die Blasdorfer Teiche
mit ihrer Umgebung, kleine Fischzuchtteiche, die aus dein stufenweisen
Aufstau eines kleinen Quellbaches entstanden sind, der aus einer
kleinen Senkung entspringt, die mit einem Erlenbruch erfüllt ist.
Die Flora der Teiche bietet wenig Bemerkenswertes. Das flachere
Uferwasser enthält große Massen von Algen (Spiroyyra, Cladophoru,
Oedogonimm u. a.) zwischen den Rohrbeständen aus Equisetum limosum.
Seirpus palustris, Typha latifolia und angustifolia, in denen als Begleit-
pflanzen Rrumezx hydrolapathum, Lysimachia thyrsiflora,. Caltha palustris,
Veroniea seutellata, Cieuta virosa, Epilobium-Arten, Sagittaria sayitti-
foba u. a. auftreten. Sehr reich sind die Teiche wieder au
Potamogeton-Arten, unter denen P. natans und P. yramineus am
häufigsten sind.
Verhandl. des Bot. Vereins f. Brandenb. LX. : 6
as) & EN:
82 E. Ulbrich:
Die quelligen Wiesen oberhalb des höchstgelegenen der Teiche
sind ziemlich reich an Sphagnum und beherbergen Drosera rohmdifoha.
Vaceinium orycoccus und Andromeda polifolia.
Unweit des untersten Blasdorfer Teiches liegst ein sehr nasses
Erlenbruch, das eine reiche und interessantere Flora aufweist.
Der Bestand an Gehölzen setzt sich zusammen aus Alnus ylutinosa,
Birken, Haselgebüsch, Pirus aucuparia, BRhammus cathartica und
Frangula, massenhaften Brombeergebüschen und einigen Rosen. Die
(sebüsche sind vielfach durchrankt von Comvolvulus sepium, Polygonum
convolwulus und Solanım duleamara. Der Kraut- und Staudenwuchs
ist sehr üppig und mannigfach: Kupatorium cannabinum bildet ganze
Bestände zusammen mit Hpilobium hirsutum, Ulmaria ulmaria, Oirsium
palhustre und oleraceum, Crepis paludosa, Seirpus silvatieus, ‚Juneus
silvaticus, Lythrum salicaria, Lysimachia vulgaris, Urtica dioica, Oavex
- pseudocyperus, Caltha palustris, Poa palustris, Holeus mollis u. a. An
vielen Stellen treten schöne Bestände von Calla palustris auf und in
großer Menge überall die gewöhnlichen Erlenbruch-Farne. Trockenere
Stellen sind von Anemone nemorosa bedeckt und unter dem, Hasel-
gebüsch tritt Lathraea squamaria in schönster Entwicklung auf, ‚eine
Art, die ich auch in dem aus einem quelligen Erlenbruche hervor-
eegangenen Garten des Paeperschen Gasthauses in ‚Jamlitz fand.
An Feldrainen fanden sich einige gutwüchsige, noch nicht sehr
alte Maulbeerbäume (Morus alba) von S—1lO m Höhe.
Der umgebende Kiefernwald dieses Abschnittes ist sehr dürr
und zeigt nur einen kümmerlichen Bodenwuchs von Callıma vulganis,
Carlina vulgaris, Thymus serpyllum, Euphorbia eypasissias, Seglingia
decumbens,. Weingaertneria camescens, Nardus strieta, Festuca ovima und
ähnlichen xerophilen Arten. Ziemlich große Strecken bleiben fast
vegetationslos. : Anflüge von Pogonatum nanum, Bhacomitrium in-
canescens und stellenweise auch ZLophocolea tomentella bedecken an
anderen Stellen den trockenen, lockeren Sandboden. An feuchteren
Stellen, in Senken und an ähnlichen Plätzen finden sich mehr Moose
und Molinia coerulea, Sieglingia, Nardus und ‚Auıncus squarrosus bilden
eanze Bestände. Ganz vereinzelt findet sich an moosigeren Stellen
auch Zycopodiumm elavatum. - Vielfach lichtet sich der kümmerliche
Wald derartig, daß typische dürre Sandplätze entstehen mit allen
charakteristischen Begleitarten, unter denen mehrfach Plantago
arenaria und Ononis hirceina zu finden sind.
\
Den dritten Abschnitt des Ueberganesgebietes bildet der west-
lich der Blasdorfer Teiche gelegene
;
Die nördliche Niederlausitz. 80
Pulverteich
mit den sich südöstlich anschließenden, gleichfalls stufenförmig an-
gelegten kleinen Fischzuchtteichen. Diese kleinen Teiche sind durch
Aufstau eines kleinen (uellbaches entstanden, der von den Steil-
hängen des südlicher «elegenen Höhenzuges entspringt. An der
(Juelle ist der Boden kiesig-sandig und. mit dichtem Rasen von
Aneura fuscovirens bedeckt, wie im obersten Teile der Biele und
sonst in der Umgebung. Auch Nasturtium fontanınm fehlt nicht und
dichte Bestände von Farnen und Riedgräsern, unter denen (Carex
remota und pseudocyperus am bemerkenswertesten sind.
Ein schönes Erlen-Birkenbruch liegt am Ostufer des unteren
der Stauteiche, in welchem prächtige Massenbestände von Aspidim
thelypteris auffallen und Typha latifolia nicht selten ist.
In dem klaren, kalten Wasser der Stauteiche sind wieder viele
Potamogeton-Arten und Ubrienlania vulgaris in Menge zu finden.
Der Pulverteich‘ selbst bietet wenige Bemerkenswertes. Die
steilen Uferhänge sind mit diehtem Gebüsch bedeckt und von den
Ufern rer drängt eine ziemlich reichliche Verlandungsvegetation in
den See hinein. Schwingmoore sind an diesem, wie an allen Teichen,
die im Herbst abgelassen werden, nicht vorhanden.
Südlich schließen sich an diesen Abschnitt des Uebergangs-
sebietes an die \Waldmoore und Fenne, beginnend am
Meiereiteich
in Jagen 47 der Herrschaftl. Lieberoser Forst, der auf dem Meßtisch-
blatt. (Nr. 2254, Jamlitz) keinen Namen führt. Es ist ein 58,9 m
hoch gelegener stiller und tiefer Waldsee in einer Senkung im
Kiefernwalde. Seine Wasserfläche ist schon bis auf ein kleines
Restehen durch 'starke Verlandung verschwunden. Die Uferränder
umgeben rings ausgedehnte, sehr nasse Schwingmoore, die aus (arı-
ceten mit starker Hochmoorbildung bestehen und deren Betreten nur
mit besonderen Hilfsmitteln ohne Gefahr möglich wird. Diese
Schwingmoore enthalten bereits viel Sphagnmum, daneben Polytrichm
striehum mit vielen typischen Hochmoorbegleitern wie Drosera votundi-
folin, Vaceinium o.ryeoceus, BRhynchospora alba, Carex limosa, Comarum
palustre, Scheuchzeria palustris. u. a. Prachtvolle Bestände bilden
.. Aspidium thelypteris und Calla palustws. Auffällig häufig ist auch
Menyanthes trifoliata, jedoch in merkwürdig kleinblättrigen Formen.
. Das offene Wasser des Sees wird von Seerosen Nymphaea alba
und Potamogelon natans mit Stratiotes aloides erfüllt. An den trockenen
‚ 6*
Be -R.-UÜlbrich:
Landrändern der Schwingmoore treten ausgedehnte, fast artenreine
Bestände von Juncus alpinus (3. fusco«ter) auf, die sich vielfach mit
J. effusus vermischen.
Die nördlich anschließenden Moore in den Jagen 47/48 sind
teils als Junceta (aus Juncus effusus), teils als Molinieta (Molinia
coerulea) entwickelt, die stellenweise in mehr oder weniger reiche
Rhynchosporeta übergehen. In diesen herrscht Rhymehospora alba
vor, Rh. fusca ist dagegen spärlich vertreten. In diesen Rhyncho-
sporetis fehlt fast niemals auf offenem Boden Drosera, intermedia, die
oft in großer Menge auftritt. | ;
Der umgebende Kiefernwald ist dürftig und fast frei von Unter- -
holz; Juniperus kommt nur ganz vereinzelt vor. Chimophila umbellata
ist stellenweise nicht selten und findet sich namentlich in einer
kleinen Erosionsschlucht im Kiefernwald am Meiereiteiche zusammen
mit Polypodium vulgare, Ramischia secunda, Carez curvata und Senecio
sölvaticus. Nicht selten ist u. a. Epilobium angustifolium und Höeraciumn
umbellatum in mannigfachen Formen und am Rande Silene chlorantha.
Diesem Abschnitte zuzurechnen ist ein kleines Erlenbruch bei dem
Vorwerk Hollbrunn, dessen offenes Wasser in großer Menge Stratiotes
«lordes, Lemna trisulca und Sagıttaria sagittifolia enthält.
Die bisher besprochenen Abschnitte des Randgebietes entsenden
ihre Abflüsse in das Lieberoser Fließ. Die. folgenden drei Abschnitte
umfassen dagegen diejenigen Seen und Moore, welche ihren Ueber-
schuß an das Laamsfelder Fließ abgeben, =
Der vierte Abschnitt umfaßt das Elsenluch, Potewotschow-
luch und. Butzenluch südlich und ‚östlich von .Klein-Liebitz, die
sämtlich botanisch : wenig Interesse erwecken, da sie durch Nutzung
und Düngung stark verändert sind. Von ihrer ursprünglichen
Vegetation ist kaum noch eine Spur vorhanden. Eine kleine, etwas
offene Stelle im Potewotschowluch trägt noch eine interessantere
Pflanzendecke: auf dem schmierigen Torfboden finden sich Drosera
intermedia, Peplis portula: reichlich blühend und fruchtend, Jumeus
supinus und eapitatus und Carex Oederi, die letzten Reste einer einst
wohl reichlicher vertretenen Gemeinschaft. ‘ Fruchtbare, feuchte
Wiesen mit viel Zythrum salicaria, Cirsium oleraceum und palustre,
" Linum carthaticum, Holcus lanatus, Ranumeulus acer und ‚Umbelliferen
sind durch Düngung und -Viehwirtschaft aus den einstigen Mooren
entstanden. |
Die Wälder dieses Abschnittes sind etwas bessere Kiefern-
bestände mit Genista pilosa, linetoria, Galium verum, Diantlus deltoides,
Calluna vulgaris, Preißel- und Blanbeeren, viel Adlerfarn und Gräsern
1 Sg Tee a 1 nein A Be a An Be
ERNANNT
Die nördliche Niederlausitz. 85
‚(Adıra fleeuosa, Agyvostis-Arten, Festuca ovina, Anthoxanthum odoratum
u. a... Einige Senkungen sind wieder als ‚Junceta (J. effusus und
conglomeratus) entwickelt. An einigen Stellen findet sich auch Mono-
tropa hypopithys ziemlich zahlreich. An der Grenze der ‚Jagen
87/86 und 76/75 fand sich auch Thymus serpyllum mit schnee-
weißen Blüten.
Der fünfte Abschnitt des Uebergangsgebietes umfaßt eine
lange Kette von Mooren und Seen, die am Langen Luch südöstlich
von Groß-Liebitz beginnt und den Uegringsee, Lossagks Luch, den
Großen Ziestesee, das Ziesteluch, den Möllnsee mit seinen Stauteichen
enthält und in den Großen Mochowsee zwischen Mochow und Lamsfeld
mündet. | | |
& Das. Lange Luch
ist ein ziemlich ödes Uariceto-Juncetum mit sehr zahlreichen ab-
sterbenden Krüppelkiefern. Es liegt 54 m ü. M. und ist durch Ent-
wässerung, die durch einen Abzu&sgraben nach Nordwesten naclı
dem Ugringsee erfolgt, bereits ziemlich trocken geleet. Den Ent-
wässerungsgraben begleitet eine breite Zone von T’ypha angustfolia,
Oarex strieta, Molinia coerulea, Jumcus effusus mit wenig Krrophorum
polystachyum und Rhymehospora alba. Das Wasser bedecken kleine
weiße Seerosen (Nymphaea candıda) und Potamogeton natans und
gramuimeus zusammen mit Lemma trisulea. Stellenweise erfüllt Chara
in dichten Massen den Graben. Die Uferhänge des Luches bedecken
Bestände von Molinia, Nardus und Ara ceuespitosa.
Das Ugrings-Luch
folgt nördlich in der gleichen Längserstreckung wie das Lange Luch.
Es trägt den Charakter einer nassen Trift mit Alsine nodosa, Triglochin
palustris, Parnassia palustris auf oftenerem Torfboden. Der Boden
ist vielfach zerwühlt und umgebrochen durch Schwarzwild, das man
in dieser Waldeseinsamkeit hier garnicht selten "beobachten kann.
- Die Verbindung mit dem Langen Luech stellt ein Jumcetum (J, effusus)
dar, das sehr wenig andere Arten enthält.
Der Ugringsee,
52,8 m ü. M. gelegen, scheint sehr tief zu sein, denn seine Ufer
‚fallen steil ab und zeigen nur eine sehr schmale und spärliche Ver-
landungszone. Seine ziemlich runde Gestalt läßt vermuten, daß es
‚sich um ein diluviales Strudelloch handelt, dessen Entstehung sich
aus, der Bodengestaltung daselbst erklärt. Der verlandete Nord-
zipfel der Senkung ist flach und von einem Öaricetum mit einzelnen
00 BE. Ulbrieh:
Kiefern eingenommen. Die Verlandungsvegetation besteht, größten-
teils aus Rohrsümpfen von Phragmites, am Ostufer aus Seinpaus
lacustris, Curex strieta und Heleocharis mit den gewöhnlichen Begleit-
arten. Den See bedecken Seerosen und Potamogeton natans, aber
nur an den Rändern. Landschaftlich ist der kleine Ugringsee sehr
schön, zumal seine idyllische Weltabgeschiedenheit nur sehr selten
durch Menschen gestört wird.
An den Ugringsee schließt sich nordwestlich “
Lossagks Luch
an; ein vings von Kiefernwald umgebenes Caricetum mit beginnender
Hochmoorbildung, das botanisch wenig bietet. Die Vegetation besteht
vorherrschend aus Carex-Arten, gemischt mit Poa palustris, ‚Jumeus
effusus und eonglomeratus mit Anflug von Sphagnum-Rasen, im denen
Hydrocotyle wächst. >tellenweise tritt Calamagrostis neglectu bestand-
bildend auf, zusammen mit Rhymnchospora alba und Drosera intermediu
an offeneren Stellen in niedrigen Formen...
Die Verbindung mit dem Moorgebiet am Ugringsee bildet ein
Juncetum aus ‚Juncus effusus mit Achillen ptarmica, Gnaphalium
siivatieum, Odonttes serotina, Lotus cornieulatus als Begleitpflanzen.
Der Große Ziestesee
‚schließt sieh nördlich an. Sein Wasserspiegel liegt 51,7 m ü. M.
Es ist ein prächtig gelegener, ziemlich großer Waldsee, rinos ‚von
Kiefernhochwald umgeben, der nur im Norden und Süden der West-
seite in. zipfelfürmigen, tiefen Buchten schon völlig verlandet ist.
Hier finden sich kleine Uebergangsmoore mit Drosera rotundifola,
Lotus uliginosus, Hydrocotyle, Juncus alpınus, Parnassia palustrris noch
ohne größere Sphagnım-Polster und ohne Ericaceen. .Der Nordzipfel
enthält ein Wiesenmoor mit kleinen Weiden, vielen Curex-Arten,
Nardus, Sieglingia decumbens, Molinia coerulean und landeinwärts mit
Linum. eatharticum. Suecisa, Erythraea centaurium und Briza media.
Die Rohrbestände am Nordufer bestehen aus (arex stricta,
C. aeutiformis, 0. riparia; an anderen Stellen mehr Phrugmites com-
mans, dem viel Typha angustifola beigemengt ist. Auch das Sül-
ufer zeigt eroße Schilfbestände mit vorgelagerter Seirpus laeustris-
Zone. Die Limnäen-Vegetation ist sehr reich. Das schilige Ufer
ist an der ganzen Süd- und Ostseite sandig und reich an Polyyonum
amphabium a) natans, Elodea, Potamogeton natans, P..lucens, P. gra-
mineus u.a. Dicht am Ufer fand sich schon in geringer Tiefe Najas
yoga rei aut
$
Die nördliche Niederlausitz. S7
(
na,)or zusammen mit Ceratophyllum demersum zwischen Seirpus lacustris.
Am Ufer viel angespülte Bruchstücke dieser seltenen Wasserpflanze
lassen auf ein reichlicheres Vorkommen im See schließen.
. Das Zieste-Luch,
wenig nördlich vom Großen Ziestesee, ist ein ausgedehntes (aricetum,
im Süden noch sehr naß, mit Carex strieta, Seirpus: uniglumis, der
Landform von Potamogeton gramineus, Triglochin palustris in sehr
großen Formen, Molmia coerulea, Eriophorum polystachyum, Ranım-
eulıs flanımula, Corsium palustre. Die Nordhälfte des Zieste-luches
ist dagegen unter dem Einfluß des nach Norden zum Mölln-See und
und seinen Stauteichen hin fließenden Entwässerungsgrabens schon
stark ausgetrocknet, sodaß Carex panicea in großen Mengen auftritt.
Am Rande findet sich Zupatorzum cammabinum in einiger Menge.
Der nördlich anschließende
Möllnsee
mit seinen kleinen Stauteichen liegt .nur noch 44,7 m hoch, also nur
ganz wenig über dem Großen Mochowsee (44,4 m). Die Vegetation.
seiner. Ufer bietet manche interessante Art. An seinem Westufer
liegen genutzte Wiesen, die teilweise sehr naß sind, reichlich
Sphagnum enthalten und mit Schilf (Phragmites commıumis) und Binsen
(Suneus alpinus) und Hochmoorarten durchsetzt sind. Die Eigen-
artigkeit der Mischflora ist auffällig; so finden sich hier in Gemein-
schaft Aspidium thelypteris, uncus squarrosus, I. alpinus, Eriophorum
polystachyum, Briza media, Sceirpus compressus, Menyanthes trifoliuta,
Pürnassia palustris, Epilobium palustre und parviflorum, Pirola minor,
Hydrocotyle, Veronica scutellata, Caltha palustwis, Hypericum quadram-
gulum, Galium palustre, Lotus uliginosus und -Crepis. paludosa. |
Sehr nasse Stellen tragen sehr viel Moose, z. B. Paludella
squarosa und von Phanerogamen Alsine nodosa, Seirpus uniglumıs,
Eypipactis palustris. An anderen Stellen bildet Nardus stricta große
Bestände.
Die Rohrsümpfe der 'Verlandungsvegetation bestehen vornehm-
lieh aus Typha angustifolia und Seirpus laeustris.
Die Nordufer des Sees sind weniger artenreich. Uebergangs-
- moore mit Sphagnum, Paludella squarrosa, Lycopodınm elavatım, viel
Juneus-Arten, besonders .). squarrosus, Drosera rotundifolia, Potentilla
silvestris u. a.. herrschen vor. Marchantia polymorpha bildet au
mehreren Stellen Massenbestände. Sehr nasse, z. T. schwingende
Stellen der Verlandungsmoore enthalten Cinelidium stygium, Paludella
35 E. Ulbrieh:
squarrosa, eigenartige, sterile Formen von Marchantia polymorpha, -
Calla palustris, Sagina nodosa, Cardamıne palustris, Lotus uliginosus u. a.
Auf den trockeneren Teilen herrschen Leguminosen vor und auf
ihnen vielfach Cuseuta epithymamn.
Der Große Mochowsee
zwischen Lamsfeld und Mochow nimmt dann den Abfluß aus der
Seenkette auf. An seinem Südende an der Einmündung dieses
Baches liegt ein kleines Erlenbruch mit viel Hupatorium cannabinum.
Am Seeufer selbst bildet Glyceria aquatica große Bestände, zusammen
mit Sparganiıum ramosum, Oicuta virosa, Menyanthes trifoliata, Equise-
tum heleocharis, Achillea ptarmica und ähnlichen Begleitern. Den
größten Teil der Ufer an der Ost- und Westseite umrahmen frucht-
bare Wiesen mit viel Cirszum oleraceum und palustre, Succisa u. a.
Schöne Erlen- und Ahamnmus-Büsche sind an den Ufern nicht selten.
Im Norden und Südwesten gehen sterile Kiefernwälder bis an den
See heran, soweit nicht Ackerland und Getreidefelder vorhanden
sind, die eine reiche Unkrautflora zeigen,. besonders von Pamicum
crus gall, P. viride und P. lineare.
Das Waldgebiet des fünften Abs chnittes des Uebergangs-
gebietes zwischen dem Langen luch und Mölln-See ist etwas ab-
wechselungsreicher als die weiter östlich gelegenen Abschnitte.
Ueberall herrscht zwar Kiefernwald, doch wechselt der Boden-
wuchs vielfach. Wegen des Nahrstoffarmutes des Sandbodens und
der größeren Feuchtigkeit neigt der Waldboden stellenweise leicht
zur Vermoorung und stärkeren Rohhumusbildung. So findet sich in
Jagen 75 eine größere Waldstelle, die sich zu einem Polytrichum-
Waldhochmoor entwickelt. In den dichten Polytrichum-Rasen und
Polstern finden sich als Begleitpflanzen Molinia coerulea, Sreglingew
decumbens, Nardus strieta, Luzula campestris, Carex . Goodenoughit,
Viola palustris, Hydrocotyle, Potentilla siwestris und Aspidıum spinu-
losum mit Lyeopodium elawatım.
Andere Waldstellen sind reich.an Ericaceen, besonders Vacei-
mum vitıs idaea ind Calluna; auch Leucobryum-Polster sieht “man
nicht selten und vielfach in großer Ausdehnung, z. B. in Jagen 78/79.
Die Uferhänge der Seen und Moore sind meist reich an
Pteridium aqwlinum und anderen Farnen, besonders Aspidium spinu-
losım; auch findet sich Zycopodium elavatım nicht selten und vielfach
reich fruktifizierend.
Der Wald ist vielfach mit jüngeren Fichten durchsetzt, deren
Gedeihen meist nichts zu wünschen übrig läßt. Nur in den ver-
rer
Ba bB ea udn nad apa url Aakaeie n Eee Zn at
ti. 7%;
IE
EIERN
1 a EFT AD 2 f 3 REN
Sa Be FE SS rka l aR naeh An öl din" Ar I Aston Ei aid a aan
lan an
= = & Er . IC
Die nördliche Niederlausitz. 033)
moorenden Senken ist die Kiefer entschieden überlegen. An Unter-
holz ist der Wald arm; ‚ınöpbrus ist sehr spärlich oder fehlt auf
eroße Strecken, dafür sind Aubus-Gebüsche namentlich nach den
Seen und Mooren hin zahlreicher, vörherrschend Aubus. plieatus.
Einzelne Schläge sind vorherrschend mit Fichten aufgeforstet und
‚und namentlich in diesen Dickichten hält sich ziemlich viel Schwarz-
wild auf, dessen Spuren man in den Mooren vielfach findet, das auch
bis in die Wiesen um den Möllnsee hinaus wechselt und hier viel-
fachen Schaden stiftet. .
Der folgende Abschnitt, zugleich der westlichste und längste
des Uebergangsgebietes zerfällt in zwei Teile: die nördliche Hälfte.
umfaßt die Seen vom Rammolzsee bis zu den Seen bei Mochow.
Die Entwässerung erfolgt hier nach Norden in den Großen Mochow-
‚see. Die südliche Hälfte umfaßt die Seen bis zum Byhlener See.
Die Entwässerung erfolgt hier nach Süden.
Der Rkammolzsee
nördlich von Butzen liegt 54,5 m ü. M., er ist der höchstgelegene
der ganzen nordsüdlich verlaufenden Kette. Nur an der Ostseite
ist er vom Kiefernwald umgeben, an allen anderen Seiten umgeben
ihn Felder und fruchtbare Wiesen. Die Verlandung erfolgt durch
Typha angustifolia-Bestände mit nur wenig Schilf, gemischt mit
Sparganium ramosum, Bumex hydrolapathum und anderen gewöhn-
lichen Begleitarten. Am Ostufer finden sich schöne, ziemlich aus-
gedehnte Rasen von Seirpus acieularıs mit Brdens cernuns. Im See
ist Chara ef. frayılıs in sehr großer Menge vorhanden. Seerosen
sind spärlich vertreten, reichlich Polygomm natans und Ranmmendus
(Batrachium) divaricatus. |
Der Bergsee
liegt 59,9 m hoch; er ist etwas größer als der Rammolzsee und
rings von Kiefernwald umgeben. Seine Ufer sind auf allen Seiten
von ausgedehnten Schilf- (Phragmites) Beständen eingefaßt, die reichlich
mit Aspidium thelypteris,. Peucedanum palustre, Calla palustris, Cieuta
virosa, Bumex hydrolapathum, Solanım dulcamara durchsetzt sind.
Am Nordende finden sich Schwingmoore mit Typha angustifoba, am
Südufer ein kleines Hochmoor mit viel Scheuchzeria, das mir unzu-
länglich war. Ein Verbindungsgraben zwischen diesem Hochmoor
und dem See enthielt viel Stratiotes aloides und Sparganium minimum.
Der Bergsee stößt nördlich an ein ausgedehntes über ein Kilo-
meter langes, dabei aber schmales Moorgebiet, den -
\
90 E. Ulbrich:
Butzener Bagen,
das bereits erheblich durch Entwässerung beeinflußt ist. Es wird
seiner ganzen Länge nach von einem breiten Graben durehzogen,
der zurzeit, als ich das Gebiet besuchte, frisch gereiniest und aus-
gebaggert wurde. Der Butzener Bagen ist ein Erlenbruch, das erst
kürzlich abgeholzt wurde; ein großer Teil wird als Viehtrift be-
nutzt und ist damit stärksten Veränderungen ausgesetzt. Massen-
‚bestände von Jumeus artieulatus überzogen auf große Strecken hin
den Boden, gemischt mit großen Mengen von bidens radiatus, Myosotis
palustris, Alisma plantago, Ranuneulus flammula, Polygonum hydropiper.
Am Waldrande finden sich große Bestände von (arex pseudoeyperus,
Aira caespitosa, Glyceria fluitans, Molinia coerulea, ‚hmeus effusus u. a.
Der imnerste und mittelste Teil, zugleich der trockenste, ist:
ein eintöniges Caricetum mit einzelnen Erlen. Den Hauptbestand.
bildet Carex filiformis, dazwischen ©. rostrata, C. panicea u, a., ganz
spärlich Rhımchospora alba, ferner Molinia coerulea und Calamagrostis
.neglecta. Einzelne Stellen Zeigen Anflüge von Sphagnum mit Drosera
intermedia, Aspidium thelypteris, Menta aquatica u. a. Weiter folst
ein Stück. mit kleinen Erlen und Krüppelkiefern, in welchem
Eriophorum polystachyum: in größerer Menge vorkommt. gemischt mit
Seirpus palastris und emiglımis. Daß die Entwässerung erst kurz
vorher in stärkerem Maße gewirkt haben muß, beweist ein Bestand
von Sparganium minimum in einer niedrigen Landform auf frisch
abgetrocknetem Schlammboden zusammen mit Alisma plantago, Ranun-
culus flammula, Seutellaria galerieulata u. a.
In der Mitte des Butzener Bagen liegt noch ein Rest des
ursprünglichen Wasserarmes
die Bschone
ein kleiner See in 52,4 m Meereshöhe, der größtenteils von Schwing-
rasen umeeben ist und durch emen Damm zugeschüttet wird. Ein
Teil des Dammes mit den Gleisen einer FKeldbahn war in dem See
verschwunden, da die Schwingrasen nachgaben. Der Entwässerungs-
graben der Bschone und des Butzener Bagen mündet nördlich der
Schaf-Brücke in den
| Alten Teich
westlich des 124 m hohen Grünen Berges halbwegs zwischen Mochow
!:
und Butzen. ‘Schöne Bestände von Aspidiwmm spintlosum füllen die
- Bucht am Südufer. Der Alte Teich, ein alter Fischzuchtteich, bietet
botanisch sehr wenig. Große Faulschlammablagerungen, die in der
Mitte der Nordbucht eine fast vegetationslose Insel bilden, erfüllen >
\ Die nördliche Niederlausitz. Sl
(das Hache, duunkelbraune Wasser. Am Ufer finden sich schöne Be-
stände von Sagittaria sagitlöfolia, vorherrschend in der Form Bollei,
Semischt mit viel Junceus alpinus und Massenbestände von ‚Juneus
squanrosus. Bin dureh sehr schmalblätterige Formen auffallender
Bestand von Typha angustifolia findet sich am Westufer zusammen
mit Zytarum salicaria, Carex strieta, Sagittaria, Lysimachia vulganis u.a.
Nördlich folgen einige kleine Seen in einem Moorgebiete in
Jagen 140/141 der Herrschaftlichen Forst Straupitz, die auf der
Karte keinen Namen führen. Sie enthalten Riesenbestände von
Potamogeton natans, P. pusillus und am Ufer viel Sparganıım ramosum,
Sugittaria. Typha angustrfolia.
Das Moor selbst trägt bereits den Charakter eines Üariceto-
Juneetums mit Carex filiformus, ©. strieta, Nardus strieta, Juneus
\
syquarrosıs, zwischen denen (alla palustris zerstreut auftritt.
Nördlich der Butzen-Lamsfelder Chaussee setzt sich die Rinne
fort durch fruchtbar gewordene, feuchte Wiesen zwischen den Jagen
147 und 146 der Herrschaftlichen Forst Straupitz. Die Entwässerung
und Düngung hat aus den einstigen Mooren Wiesen geschaffen, die
reich sind an Molimia coerulea, Holcus lanatus, Leinum cartharticum,
Parnassia palustris, Coronaria floscueuli, Odontites serotina, Euphrasia:
offieinalis, Alectorolophus minor u. a. Verirrt hat sich in diese
Wiesen auch Zinum usitatissomum, das ziemlich zahlreich auftritt
‚und vermutlich von früherer Kultur in der Nachbarschaft stammt.
Nassere Stellen tragen eine Vegetation von Menyanthes trifoliatu,
Juneus filöformis, Myosotis palustrıs u. a.
Der kleine Luchsee in diesem Moorwiesengelände enthält in
sroßer Menge Zlodea canadensis, Hydrochans, Sparganium simplex.
(Große Bestände von Typha ungustifola und Seirpus palustrs säumen
die Ufer ein, an die sich an der Westseite im Norden trockenere
süße Wiesen, weiter südlich Uebergangsmoore mit einzelnen Birken
anschließen. Sphagnum ist reichlich vorhanden mit verschiedenen
Hochmoorarten wie Vaccinium oxwycoccus, Drosera rotundifolia, Men-
yanthes, Comaruım. palustre, Seirpus pauciflorus U. a.
Die Wälder des sechsten Abschnittes des Uebergangsgebietes
bestehen überall aus Kiefern mittlerer bis geringerer Güte. Die
Hänge zu den Seen und Mooren hin zeigen reichlicheres Unterholz
von Aubus-Arten, ganz selten Jumiperus, Crataeyus und vereinzelt
Rosen. Der Kraut- und Staudenwuchs ist ärmlich und besteht meist
aus Adlerfarn, Aspidium filixmas, vereinzelt Polypodium vulgare, Calluna
und den anderen gewöhnlichen Kiefernwaldarten. Tiefer gelegene
'Waldstellen neigen zur stärkeren Ansammlung von Polytrichum und
-
’r
92 ; E. Ulbrich:
Leucobryum und zur Rohhumusbildung und beginnenden Versumpfung.
In Jagen 109 der Herrschaftlichen Forst Straupitz steht am West-
rande des Butzener Bagen eine große Kiefer mit einem riesenhaften
Hexenbesen an einem der unteren, stärksten Aeste der Krone.
Die südliche Hälfte der Seenkette bildet den siebenten und
letzten Abschnitt des llebergangsgebietes, beginnend mit den
feuchten, fruchtbaren Wiesen auf der Höhe der Wasserscheide südlich
vom hammolzsee.
Der Butzener See
ist das nördlichste Glied der Kette, ein über 1,6 Kilometer langer,
schmaler See, dessen Wasserspiegel 53,5 m ü. M., demnach nur
0,2 m unter dem des Rammolzsees liegt. Der Butzener See zeigt
deutlich ausgeprägt den Charakter eines typischen Rinnensees mit
steilen, hier aber nicht sehr hohen Ufern und einer besonders auf
der Ostseite schmalen Verlandungszone, die aus Scirpus lacustris und
Phragmites besteht. Am Ostufer findet sich eine auffällige Zonen-
folge: landeinwärts auf schlammigem Boden Seirpus lacustris, davor
seenwärts Phragmites communıs.
Die Ufer des Butzener Sees sind im Westen eingenommen von
Kulturland, Acker- und Getreidefeldern, im Osten von Kiefern- und
Eichenwald. Südlich schließt sich
der Rauhe See
an, durch eine schmale Moorzone getrennt, die von einem Ueber-
gangsmoor eingenommen ist, in dem schon sehr viele typische Hoch-
moorarten vertreten sind z. B. Drosera. angliea, Seirpus paueiflorus,
Carex limosa, C. dioica, C. Oederi, Ichymchospora alba u.a. Daneben
finden sich aber noch viele Wiesenmoorarten, wie Parnassia palıstris,
Caltha palustris u.a. Sphagnım ist noch nicht sehr reich vertreten;
andere Laubmoose sind zahlreicher.
Die Ufer des Sees umgeben ausgedehnte, z. I. stark schwankende
Schwingrasen mit viel Sphagnum, die aus ungemein dichten : Rasen
von Varex filiformis gebildet sind, in denen nur ganz wenige andere
Begleitarten auftreten wie Aspidium thelypterıs, Eqwsetum heleocharıs,
Cicuta virosa 3) amgustifola, Epilobium palustre.u. a. Schöne Erlen-
bestände mit viel Calla finden sich am Süd- und Ostufer.
‚Das südlichste und Endglied dieser Seenrinne bildet
der Byhlener See
52,8 m ü. M. gelegen. Unmittelbar an seinem Südwestufer liegt
das Dorf Byhlen, Knotenpunkt der Spreewaldbahn, ein freundliches
SE TE ER ER TNTN
Dt Dal En Er u U l +
‘Die nördliche Niederlausitz. 93.
wendisches Dorf mit sauberen Ziegelbauten, die vielfach unter Wein-
laub und hinter Linden und Obstbäumen verschwinden. Am West-
und Südufer des Byhlener Sees finden sich kräuterreiche, schöne
Erlenbrüche, die z. T. kaum betretbar sind, da der schlammige Boden
nicht genügend trägt. Die Verlandungsvegetation besteht aus großen
und ausgedehnten Schilfbänken. Das Schilf erreicht stellenweise
eine Höhe von mehr als 5 Metern und dringt tief in die Erlenbrüche
hinein. An manchen Stellen bildet wieder @Glyceria aquatica die
Rohrbestände. Ueberall sind Begleitpflanzen wie Peucedanmum palustre,
Oicuta, Oenanthe fistulosa, Selinum carvifola, Rumex hydrolapathum,
Lysimachia vulgaris und thyrsiflora. u. a. reich vertreten und stellen-
weise rankt der Hopfen auch am Schilf empor.
Die Ufer des Sees umgeben, abgesehen von kleinen Kiefern-
waldparzellen am Nordufer, fast überall fruchtbare Kulturwiesen oder
Ackerland.
Genetisch zum Byhlener See gehören zwei kleine Fischzucht-
teiche östlich von Byhlen.
der Alte und Neue Teich
57 und 55 m ü. M. gelegen, die ihren Wasserüberschuß zum Byhlener
See entsenden. Der Neue Teich ist durch riesige Bestände von
Typha angustifolia fast vollständig verlandet, wogegen am Alten Teich
/arex-Arten vorherrschen, besonders €. stricta, zwischen denen viel
Juncus effusus und Sphagnum vorhanden ist. Sonst bieten beide
Seen botanisch wenig. Der Wald in diesem Abschnitte des Ueber-
gangsgebietes ist abwechselungsreicher als in den weiter östlich
gelegenen mm.
Die Butzener Dubrau
östlich vom Butzener See, südlich der Winitzka-Berge. ist eine flache
"Senkung, die mit jüngerem BEichenbestande dicht bewaldet ist, in
welchem Melampyrum pratense, Thymus serpyllum, Callıma vulgaris,
Carlina vulgaris und Anthoxanthum odoratım recht häufig sind.
Erlenbestände begleiten das Ostufer des Byhlener Sees, gemischt
mit einzelnen Birken, Eichen und Weiden. Als Unterholz treten an
den Uferhängen besonders Dorngebüsche auf wie Urataeyus, Prunus
spinosa, Rosa, ‚Juniperus communis U. a.
Die übrigen -Wälder sind ärmliche, z. T. ganz dürftige, divre
Kiefernbestände mit "viel (alluına und den gewöhnlichen Begleit-
pflanzen.
Er
Gy = z E. Ulbrich: x
b) Die Hochfläche (70 bis über 100 m ü. M.).
Die Hochfläche des hier behandelten Gebietes umfaßt ein Areal
von über 150 Quadratkilometern. Sie ist gekennzeichnet durch Mangel
an Seen und Mooren im Gegensatz zur Talfläche und zum Ueber--
gangsgebiete. Der westliche Teil enthält allein” eine Anzahl von
Seen und Mooren, von denen einige kleine Gruppen bilden. m
diesem Teile der Hochfläche liegt die Durchschnittshöhe zwischen
65 und SO m. Gegen Osten steigt die Hochfläche weiter an bis
über 100 m Durchschnittshöhe. Dieser Teil ist ganz wasserarm; er
besitzt nur zwei Seen (Großsee, Kleinsee) und zwei Moore (in Jagen jr
180 und die Calpenz bei Tauer); Sämtliche Seen und Moore der B
ganzen Hochfläche sind abflußlose Becken. 8
Die Gliederung der Vegetation der Hochfläche ist sehr einfach. =
Weitaus der allergrößte Teil ist von Wald bedeckt, ein kleiner Teil 4
des Nordostens von Heide, das übrige Kulturland. S
1. Die Wälder der Hochfläche. =
Der westliche "Teil der Hochfläche zeigt vorherrschend Kiefern-
wald geringer bis mittlerer Güte. In der Nähe der Ortschaften
Jamlitz, Staackow. Ullersdorf. Weichensdorf ist der Wald größtenteils w
außerordentlich dürftig, namentlich südlich und östlich der beiden _
erstgenannten Dörfer. Der sterile Sandboden trägt stellenweise vor- S
wiegend (ladonien, an feuchteren Stellen Moose mit nur wenigen si
eingestreuten Phanerogamen. Die Streunutzung des Waldes hat die
Vegetationsverhältnisse des Waldes äußerst ungünstig beeinflußt. 2
Erst in größerer Entfernung weiter östlich, in der herrschaftlichen
Forst Lieberose und besonders in der königlichen Forst Tauer werden
die Vegetationsverhältnisse günstiger. Hier zeigt der Wald auch
reichlicheren Bodenwuchs von Vaceimium. myrtillus, V. vitis idaea,
Fragaria.vesca und anderen typischen Kiefernwaldbegleitern. Adler-
farn bildet oft an sehr sandigen Stellen Massenvegetation. Auch
Unterholz von ‚Amiperns commaunnis, hin und wieder Crataegus, ist vor-
handen. Weiter östlich, in der Gegend von Schönhöhe geht der
Wald dann in Mischbestand über und stellenweise, besonders in der.
Richtung auf Grano-und Bärenklau, streckenweise in fast reinen
Sutwüchsigen Eichenbestand. Damit sind im Südosten die wur:
Durchschnittserhebungen der Hochfläche erreicht.
In dem niedrigeren, vorherrschend mit Kiefernwald beständenen
Teile der Hochfläche liegt eine Anzahl abflußloser Moore und kleinerer
Seen; deren Vegetationsverhältnisse zum Teil recht interessant sind.
Der höchste Teil der Hochfläche hat nur wenige erheblichere Seen
Ka ET BR
EEE
WR.
To
AA
idece
Die nördliche Niederlausitz. 95
aufzuweisen, nämlich den Großsee bei Schönhöhe, den Kleinsee etwas
östlich davon, den Pinnower See bei Pinnow und die Pastline bei
Grabko, die schon außerhalb des von mir besuchten ‘Gebietes liegt.
An Mooren treten in diesem ausgedehnten Waldgebiete nur das
Hochmoor in Jagen 1850, die Rinne westlich Pinnow, die Calpenz
und das Pastlingsmoor ‚unmittelbar östlich (jenseits) der ‚Grenze
"unseres Gebietes auf. ee
Sehr viel reicher an Seen ist der äußerste Nordosten des
Gebietes, die Umgegend von Groß- und Klein-Muckrow, Uhossewitz
und Reicherskreuz.
Die abflußlosen Seen und Moore des Waldgebietes
Die Abflulslosiekeit der durchweg kleineren Wasseransammlungen
und Grundwasserseen des Waldgebietes ist einer Verlandung sehr
günstig, zumal alle in kleinen Senkungen des Bodens liesen und die»
störende Wirkung des Windes bei der Verlandung ausgeschaltet ist.
So hat denn die Verlandung frühzeitig eingesetzt, sodaß wir fast
“nur noch Moore antreffen.. Da die Nahrstoff-Verhältnisse des sterilen
Sandbodens vorherrschend ungünstige "sind. ist das Ergebnis. der
Verlandung fast überall ein kleines Hochmoor oder Ueber gangsmoor
mit wechselnder Zusammensetzung der Vegetation.
7
a) Der Westen.
— Westlich der Linie Staackow—Schönhöhe—Tauer finden sich nur
im westlichsten Teile eine Anzahl kleiner und kleinster Moore und
Seen. nämlich: bei Klein-Liebitz, 1. Das Tenfelsluch in Jagen 19
der Herrschaftlichen Forst Lieberose gelegen, ein Rhynchosporetum,
dessen Leitart größtenteils Ahynchospora alba ist. Weniger zahlreich
ist Rh. fusca, in großer Menge findet sich Drosera intermedia, spärlich:
Briophorum polystachyum, Molina coerulea, Comarım palustre. Sphagnum
findet sich nur an einigen Stellen in Polstern. von erheblicherer
Ausdehnung. Der nordwestliche Teil des Teufelsluches ist noch
sehr naß und trägt hier Massenbestand von .Jumeus effusus mit viel
Carex gemischt. dazwischen lyceria flitans, Seirpus palustris u. a.
Der trockenere Luchrand wird von großen Beständen von
Nardus strieta, Triodia decumbens eingenommen oder Polytrichum in
tiefen Rasen mit Aydrocotyle, Caree echinata, Molinia, Juncus alpinus,
Ranuneculus flanmula bilden die Pflanzendecke.
Die waldigen Steilhänge sind mit ausgedehnten. prächtigen
- Adlerfarnbeständen bedeckt.
96% ! E. Ulbrieh:
2. Südlich des 111,6 m hohen Spitzberges liegt eine Gruppe
kleinster Moore: (nesse-Luch, Bengesicke-Luch und Balken-
keute-Luch, die botanisch wenig bieten. : =
3. Interessanter sind die in der Umgegend des Forsthauses
Burghof gelegenen, die zum Teil auch bedeutenderen Umfang l.e-,
sitzen; es sind die folgenden: Poppensken-Luch, Kaynges-Luch,
Schwarenze-Luch, Geserchen-Luch, Weinbergs-Luch, Sehirne-
Luch, Birken-Luch, Großer und Kleiner Luchsee, Paynscher-
Luch und ganz abseits davon das kleine fast ausgetrocknete Neu-
acker-Luch. i ; Sr
Das Poppensken-Luch. dicht am Haltepunkte Burghof—
Liebitz der Spreewaldbahn nördlich der Bahnlinie ist wieder ein
fast reines Rhynchosporetum, wie es für das Gebiet sehr charakteristisch
ist. Leitart ist hier Ahynchospora alba. Sphagnum ist nur wenig
vorhanden und Massenbestände bildet auch hier Drosera intermedia.
Auch sonst sind die Vegetationsverhältnisse denen des oben geschil-
derten Teufelsluches sehr ähnlich. Mehr als Juncetum oder Caricetum
ist das südlich folgende Kaynges-Luch entwickelt. Molinia
coerulea ist hier auch häufiger und Sphagnum in größerer Menge zu
finden. Der südlichste, trockenste Teil ist in Kartoffelacker umge-
wandelt.
Das südlich folgende Schwarenze-Luch ist ein trockeneres,
durch versumpften Kiefernwald unterbrochenes .‚Juneeto-Molinietum,
das auch reicher ist an Farnen, besonders Asprdium spinulosum und
auch Blechnun spicant (Herb. E. Ulbrich Nr. 6849) birgt. Als typisches
Sphagnum-Hochmoor mit viel Rhynchospora alba, Cärer echinata und
Birkenanflug ist das weiter südlich gelegene Geserchen-Luch ent-
wickelt. Auffällig ist jedoch, daß fast alle gewöhnlichen Hochmoor-
begleiter fehlen oder nur stellenweise und spärlich vertreten sind.
Nur am Südende des Luches sind Vaceinium oxyeoceus und Drosera
rotundifoha etwas zahlreicher. Am Rande des Luches sind Farne,
besonders Aspidzum spinalosum und Pteridium zahlreich und in den
tiefen, reichen Polytrichum-Rasen in Menge Zycopodium ammotinmm
zu finden. Den kahlen, ‘offenen Torfboden bedecken stellenweise in
Menge Carex Oederi, Sagina procumbens und Callitriche staynalis.
Reine Sphagnım-Bestände mit einzelnen Büscheln von Jumeus
effusus und Molinia coerulea überziehen das angrenzende, ebenfalls
sonst artenarme Schirne-Luch. - In den angrenzenden Kiefern-
wäldern fallen prachtvolle Bestände von Pferidium aqwilinum auf.
Eine kleine moorige Wiese stellt das Weinbergs-Luch dar,
wogegen das unweit davon gelegene Birken-Luch ein sehr nasses i
. * Die nördliche Niederlausitz. 97
Caricetum ohne Birken ist. Prachtvolle Calluna-Bestände mit Molinia
umsäumen das Birken-Luch. das im Süden wieder fast reine ee
‘on Rhymchospora alba autweist.
Abwechslungsreicher und auch artenreicher sind dagegen das
anschließende Torflauch, der Große und Kleine Luchsee. Das
Torflauch ist ein Hochmoor mit ziemlich viel Zediumn palustre, : Molinia
_ und Eriophorum vaginatım, dessen UÜter viel Lycopodium annotinum
in Polytrichum-Rasen mit Drosera rotundifolia und Ledum. palustre
zieren. Der Große und Kleine Luchsee zeigen noch offenes Wasser
mit kleinen Beständen von T'ypha latifolia, Menyanthes, Juneus effusus
und Comarım palustre. An anderen Stellen bildeten Carex-Arten.
&emischt mit Zriophorum und Jumeus effusus, die Vegetationsdecke.
Auf offenem Torfboden findet sich Drosera intermedia zusammen mit
Rhynchospora alba.
Oestlich schließt sich an das Große Luch im Jagen 6 der Herr-
schaftlichen Forst eine tiefe Erosionsschlucht, deren Hänge einen
reichen Farnbestand von Aspidium filix mas, Athyrium fiiz femina,
Aspidium spinulosum, Phegopteris dryopteris und Pteridium agquilinum
tragen.
I
Das einige hundert Meter südlich vom Kleinen Luchsee gelegene
Paynscher Luch trägt vorherrschend Juneus effusus-Bestände mit
etwas Sphagnum; an offeneren Stellen finden sich Drosera intermedia,
Rhymchospora alba und einige (arer.
4. Die größte Gruppe abflußloser Seen und Moore liegt am
- Fuße der 10 86 m hohen Zehmischen Berge: der Große und Kleine
Zehmesee, das Guste-Luch und der enlne u einige kleinere
unbenannte Waldmoore.
Der Große Zehmesee mit seinen ausgedehnten Moorgebieten
liegt östlich vom Beyers-Berg (78,6 m), ist ein Gebiet von großer
landschaftlicher Schönheit. das floristisch jedoch recht wenig bietet.
Es wechseln ab Junceta, Cariceta und Rhynchosporeta oder Molinieta.
sämtlich ziemlich arm an sonstigen Begleitpflanzen. Namentlich ist
Sphagnum und mit ihm die typische Hochmoorpflanzengemeinschaft
spärlich vertreten. Am interessantesten ist der Nordzipfel der Moore,
in welchem ein reicher Bestand uralter, etwa 3—4 m hoher und bis
‚30 cm (Durchmesser) dieker Krüppelkiefern auftritt.
Interessanter ist ein kleines Luch nördlich vom Kleinen
. Zehmesee, das als artenreiches Ahynchosporetum entwickelt ist,
und zwar findet sich hier besonders Ahymehospora fusca in großer
Vertiandl. des Pot. Vereins £ Brandenb. LX. j ; - ‚7
8 B: Ülbrich:
Menge, sodaß Rh. alba dagegen zurücktritt. Daneben findet sich
Carex stricta, C. ampullacen, Junceus supinus und auf offenerem Tort-
boden in großer Menge Drosera Intermedia, |
Am Kleinen Zehmesee treten ganz ähnliche nn
schaften auf, nur ist Ahynchospora fusca spärlich, dafür finden sich
noch Scheuchzeria, Andromeda, ganz wenig Ledum, in eroßer Menge
Vaceinium oxycoccus, Carex limosa, Viola palustris u.a. Stellenweise
(südlich) tritt Andromeda sogar bestandbildend auf.
Das in Jagen 40 gelegene Guste-Luch zeichnet sich durch
einen Riesenbestand von Zedum palustre aus, der dieses mit Kiefern
und Birken bestandene Sphagneto-Rhynchosporetum-Hochmoor trägt.
Von anderen Begleitern sind noch anzutreffen Carex limosa, Drosera
rotundifolia, Andromeda, Vaceinium oxyeoceus. |
Südlich schließt sich dann der Teerofensee an, dessen Ufer
teils von Wiesen mit Sueeisa und Linum catharticum, teils von
Kiefernwald umsäumt werden und dessen Verlandungsvegetation aus
Schilf und T’ypha angustifolia besteht. Der offenere, etwas torfige
Sandboden am Ufer trägt viel (arer Oederi, Sagina nodosa, Anagallis
arvensis, Gnaphalium liginosum und @. luteo-album.
5. Um den Kottbuser Berg (100,2 m) herum liegt eine Anzahl
weiterer Moore, nämlich das tiefe Luch, Laken-Luch, Kessel-
Luch und Trockene Luch, die in der Vegetation alle verschieden
sind. So ist das’ tiefe Luch ein zwergholzreiches Hochmoor, in
welchem Andromeda polifolia in Massenbeständen vorherrscht,
Vaceinium oxycoccus sehr zahlreich, .Calluna vulgaris und Ledum
palustre nicht selten sind und auch andere Begleiter, wie Droseru
rotundifolia nicht fehlen. Stellenweise geht der Bestand in ein
Molinietum und Juncetum aus Jumcus effusus über.
Bemerkenswert ist, daß ZLedum palustre vom. tiefen Luch aus
weit in den benachbarten moosigen Kiefernwald vordringt und hier
zusammen mit Wacenium vitis idaea vorkommt. Birken und Kiefern
fehlen.
Das Laken-Luch ist dagegen ein Sphagnum-Hochmoor mit
zahlreichen Birken und Juncus effusus, das Kessel-Luch teils ein
Rhynchosporetum (Zeh. alba), teils ein "fast reines Scheuchzerietum
(Scheuchzeria palustris), in welchem nur ganz wenig (Carex stricta
und Zriophorum vayinatıum vorkommen. Am Rande findet sich ein
schöner Mischbestand von ZLedum palustre und Callına vulgaris, der
sich vom Moor aus tief in den benachbarten Kiefernwald hineinzieht.
‘ Das wenige Schritte östlich gelegene Trockene Luch ist da--
seoen ein (aricetum mit einzelnen Kiefern, wenig Ahymehospora alba
?
ir Ei 0 1 nn = 9, a De re Di
N
Die nördliche radeln 39
und Molinia coerulea. Zur Zeit meines Besuches enthielt das Luch
‘offenes Wasser. Interessant ist die große Verschiedenartigkeit der
Vegetation in diesen oft nur wenige Schritte auseinanderliegenden.
isolierten kleinen Mooren, die bei einzelnen Mooren geradezu über-
raschend wirkt. :
b) Osten und Süden.
Oestlich der Linie Staackow — Schönhöhe — Tauer ist die Zahl
der Moore und Seen sehr eerine und die einzelnen Wasserstellen
liesen meist viele Kilometer voneinander getrennt.
6. Die Luchgruppe südlich von Staackow und ein namen-
loses Luch in Jasen 96 der Herrschaftlichen Forst Lieberose
sind sämtlich mehr oder weniger durch Kultur verändert und tragen
mehr oder weniger den Charakter saurer Wiesen oder ‚Junceta
‚(meist ‚Juneus effusus) oder Gariceta.
7. Der Großsee, etwa Y, km südöstlich von Schönhöhe, südlich
der Kolonie und Försterei Teerofen, ist der größte See der ganzen
Gegend. Er liegt in eingr tiefen Einsenkung 63,4 m ü. M.. die sehr
steil. zum Seespiegel abfällt, im Norden von ‚Aeckern und Gärten.
der Kolonie, sonst rings von Hochwald besten Standes umgeben. Die
Verlandungszone ist, wie ich aus der Ferne feststellen konnte, nicht sehr
breit. Eine genauere Untersuchung des Sees war mir nicht möglieh.
8. Etwa '/, km östlich liegt in Jagen 180 der Königlichen
Forst Tauer ein .abgeschlossenes, gänzlich unberührtes Hochmoor.
Es ist ein nasses, lebendes Sphagnetum, dessen mächtige Sphagnum-
Bulten und -Rasen durchzogen sind von Scheuchzeria palustris, (arex
limosa, (©. canescens, Ü. echinata, Eriophorum polystachyum, ‚Juneus
effusus u. a. Andromeda polifolia ist zahlreich und auch der in dem
östlichen Teile unseres Gebietes sehr spärliche: Sumpfporst Zedum
palustre ist nicht selten. Mit diehtem Netzwerk überspinnt die Moos-
beere (Vaccinium oxycoccus) die Polster, unter denen auch einige
dunkelgefärbte von Polytrichum strietum auffallen. Drosera rotundrfolia
könnte ich in großer Menge in dem zurzeit unbetretbaren Hochmoore
feststellen. Vereinzelte absterbende Kiefern und einige wenige
Birkenbüsche bilden den Baumbestand des Moores.
Der sehr nasse Rand des Hochmoores ist umsäumt von
schönem Farnbestand, besonders Aspidium fiix mas, _A. spinulosum
und 4. thelypteris gemischt mit ZLedum u. a. :
Dieses zwar kleine, aber völlig unberührte. isolierte Hochmoor
ist botanisch sehr interessant, da es alle typischen Begleitpflanzen
enthält und ein noch. lebendes Hochmoor darstellt, dessen unan-
Setastete Erhaltung für alle Zeiten sehr zu wünschen wäre.
1:7
»
100 E. Ulbrieh:
9. Die Calpenz nennt sich ein ziemlich ausgedehntes Moor-
gebiet, das unmittelbar östlich vom ‚Judenberge (90,3 m) bei Tauer
am Drewitzer Walde etwa 3 Kilometer südlich des eben erwähnten
Hochmoores in der Königlichen Forst Tauer an der Süderenze der
Jagen 24 und 25 liest. Die Calpenz erfüllt eine flache Talsenkung,
die von Westen nach Osten sich ein wenig senkt von 65,8 auf
65.1 m ü. M. Die umgebenden sandigen, mit ärmlichem Kiefern-
walde bestandenen Höhen fallen auf der Nord- und Ostseite sanft
zum Moore hin ab, sodaß das Moor hier bis tief hinein flach bleibt;
im Westen und Süden fallen die Ufer dagegen steil ab und das
Moor hat hier eine bedeutende Tiefe. Die Calpenz stellt einen Tast
vollständig verlandeten See dar, von welchem an der Ostseite nur
noch ein kleines Stückchen offenen Wassers übrige ist. Die Größe
der Ualpenz ist nicht unbedeutend: von Ost nach West beträgt der
größte Durchmesser etwa 1 Kilometer, von Nord nach Süd S00 Meter.
Nur das Südufer ist gegliedert durch eine tief in das Moor vor-
springende Landzunge, wogegen die übrigen Ufer ungegliedert sind.
Die Veegetationsdecke hat in der Mitte und nach dem Osten zu noch
keine sehr bedeutende Mächtigkeit, denn der Boden schwankt hier
überall stark, sodaß 'ein Betreten ohne besondere Ausrüstung nicht
ungefährlich, vielfach unmöglich ist. Von Gehölzen finden sich auf
dem Moore nur einige wenige, einzeln stehende Kiefern von etwa
1—2 m Höhe, die stark im Rückgang oder bereits völlie abgestorben
sind. Schwingrasen sind vorherrschend, nur im Südwesten ist der
Boden fest und ‚bereits in Kultur genommen. Hier finden sich auch
ehemalige Torfstiche, deren jetzt mit Wasser gefüllte Gräben und
(Gruben vielfach wieder durch Schwingrasen teilweise bedeckt sind.
Im festeren Westteile der Calpenz 'ist der Baumbestand reichlicher:
"hier . finden sich Birken (Detula pubescens) und Weiden (besonders
‚Sale aurita), Erlen (Almus glutinosa) und Rhamnus cathartca-Büsche,
Die Vegetation trägt im Westen und Norden den Charakter von
Wiesenmooren: Cariceta sind 'vorherrschend. Im Süden und Osten
herrscht dagegen vielfach Hochmoorcharakter vor. Einzelne Stellen
sind fast reine Scheuchzerieta von ziemlich großer Ausdehnung, in
denen fast nur Scheuchzeria palustris, gemischt mit einigen wenigen
Carex-Arten und etwas Zriophorum auftritt. An anderen Stellen
hat sich Torfmoos bereits in Menge angesiedelt und bildet dichte
und hohe Polster und Rasen, die alle typischen Hochmoorbegleiter
enthalten. Interessante Pflanzengemeinschaften finden sich mehrfach
auf dem torfig-schlickigen, offenen, nassen Sandboden am Nordufer.
Deirpus acienlanis, Sc. pauciflorus, Juncus capitatus, Feadiola linoides,
x
a ange Nu
%
2
x
2 ,
R
HH.
K\
"Die nördliche Niederlausitz. 101
Drosera intermedia, Ranumculus sceleratıs sind hier mehrfach anzu-
treffen und garnicht selten zusammen mit ZLycopodium inundatım.
Neuerdings ist das Calpenzmoor durch Entwässerungsgräben
stärker verändert worden und weitergehende Melioration im Gange.
10. Wenige Schritte südöstlich der Calpenz liegt ein kleines
unbenanntes Hochmoor in einer flachen Talsenkung, das sehr reich
ist an Drosera rotundifolia, Vaceinium oxycoceus, Rhmehospora alba
und anderen Hochmoorarten. Ringsherum, namentlich auf der West-
seite, ziehen sich Bestände von’ Jumcus effusus und Gebüsche von
_Rubus und Moorbirken. Der Boden ist dicht bedeckt mit Polytriehum
D
commmmume.
11. Etwa '/, Kilometer östlich liegt gleichfalls im. Drewitzer
Walde das Pastlingsmoor und östlich anschließend die Pastling,
ein idyllischer einsamer Waldsee. Moor und See erfüllen eine
zusammen etwa einen Kilometer lange, in der Mitte tief eingeschnürte
Talmulde. die an der engsten Stelle kaum 100 Meter breit ist und
sich sowohl nach Osten wie nach Westen -auf etwa 500 Meter Breite
erweitert. Die westliche, zu Dorf Drewitz gehörige Hälfte, ist völlig
verlandet und erfüllt das Pastlingsmoor; die etwa ebenso große
östliche Hälfte nimmt der zum Dorfe Grabko gehörige Pastlingsee
ein. Erst in diesem Jahre. (1916) war es mir möglich, See und
Moor zu besuchen. |
Gelegentlich der von der Staatlichen Stelle für Naturdenkmal-
pflege veraustalteten Umfrage über zu erhaltende Moore, wurde auch
das Pastlingsmoor in Vorschlag gebracht, und zwar wegen des Vor-
kommens seltener Glazialrelikte wie DBetula nana, Lycopodım
selago u. a. Das westlich gelegene Pastlingsmoor ist ein. nasses
Hochmoor, in dessen Mitte eine kleine Insel liegt, die mit Moorkiefern
bestanden ist. Ein Betreten erwies sich wegen des ungewöhnlich
hohen Wasserstandes in diesem nassen Jahre leider als unmöglieh.
Ich mußte mich daher darauf beschränken, vom Rande her, die
Bestände zu untersuchen. Leitart ist für den größten Teil des Moores
Carex amprullaces in nassen Sphagnum-Rasen mit Vaceinium osxycoceus,
Andromeda polifolia, Carex limosa, Rhymchospora alba, Scheuchzeria
palhustris, Drosera rohlndifolia u. a.: Stellenweise ist augenscheinlich
auch in trockeneren Jahren offenes Wasser vorhanden. Darin findet
sich massenhaft Ubrieularia minor und auch Potamogeton-Arten und
Nymphaea candıda. In und an dem Kiefernbestande kommen große
Mengen von Ledum palustre vor. Vielleicht auch die angegebene
Betula nana oder B. humilis. Das Vorkommen der letztgenannten
Art scheint mir wahrscheinlicher, da sie sich ja auch weiter westlich
\ |
102 BerUlbrich- ?
im Gebiete bei Jamlitz auf den Blasdorfer Wiesen fand. Das
Pastlingsmoor scheint jedoch sehr reich und einer genaueren Unter-
suchung wert. Ich hoffe zu 'günstigerer Zeit meinen Besuch wieder-
holen zu können.
Der Pastlingsee ist rings von ärmlichem Kiefernwald umgeben.
Die Ufer werden von Gebüschen von Salz aurita, 8. purpurea und
anderen Weiden umsäumt, zwischen denen sich vielfach Sphagnumn
in großer Menge finden, übersponnen von Vaceintum oxyeoccus, durch-
setzt mit Menyanthes trifoliata, Comarım palustre, Ledum palustre
Peucedanum palustre u. a. Die eigentliche Verlandungsvegetation
besteht vornehmlich aus Seirpus lacustris; Schilf ist weniger vorhanden.
Interessant ist, daß auch an diesem See Menyanthes trifoliata bis -
tief in den See vordringt und z. B. am Südwestufer die vorderste
Zone einnimmt. Reich entwickelt sind Schwingrasen von Carex-
Arten mit Sphagnum, Cineraria palustris und den gewöhnlichen Hoch-
moorbegleitern. Am Ufer findet sich an verschiedenen Stellen reichlich
Utrieularıa vulgarıs und U. minor in seichtem Wasser.
12. Etwa 2'/; Kilometer nördlich vom Pastlingsmoor, dicht an
der Fahrstraße Tauer—Bärenklau in Jagen 75b der Königlichen
Forst Tauer liegt Kroll’s Lauch, ein einige Hektar großes Wald-
moor, das als Uebergangs- und Hochmoor entwickelt ist. Die mir
zur ‚Verfügung stehende Zeit gestattete leider. keine eingehendere
Untersuchung.
13. Zwei Kilometer nordwestlich liegt der idyllische Kleinsee,
‚an ihm die gleichnamige Försterei und Kolonie einsam im herrlichsten
Hochwald, in welchem Eichen vorherrschen. Der See liegt 63,5 mi. M.
in einer tiefen Senkung und zeigt nur am Nordwestufer einige Moor-
bildung, sonst nur eine ganz schmale Verlandungszone von Schilf
und Begleitarten entsprechend der Steilheit der Ufer. Ehemalige
Moore östlich vom Kleinsee sind der Kultur erschlossen.
14. Das gleiche Schicksal haben die meisten. der Moore der
Pinnower Höhen erlitten, die größtenteils jetzt umzäunte Wald-
wiesen sind. Einzelne sind noch jetzt Junceta (Jumcus effusus) oder
Cariceta oder Mischungen dieser Gemeinschaften. Viehwirtschaft
hat die ursprüngliche Vegetation fast vollständig vernichtet; nur
Reste sind noch erhalten geblieben. |
15. Oestlich schließt sich an die Moorwiesengruppe der schmale,
langgestreckte Pinnower See au, der größtenteils von dürftigem
Kiefernwalde oder dürren Sandplätzen umgeben ist. Da der See
seine größte Ausdehnung in der Ost-West-Richtung hat, sind Nord-
e
ö
Die nördliehe Niederlausitz. 103°
und Südufer ausgedehnt, Ost- und Westufer sehr schmal, die. Ver-
landungsvegetation infolgedessen nicht sehr reich. Kine schmale,
lockere und niedrige Schilfzone, die nur am Ostufer etwas üppiger
ist, bildet die Hauptmasse der Verlandungsvegetation, gemischt mit
Carex strieta, Typha latifolia u. a. Stellenweise tritt Seirpus lacustrıs
- in fast reinen Beständen als einzige bestandbildende Uferpflanze auf.
_ Erlenbruch, gemischt mit einigen- Weiden, säumt im Südosten das
Ufer ein. Das ganze Ostufer besitzt klaren, weißen Sandstrand fast
ohne Pflanzenwuchs. Der infolge der Lage des Sees oft recht starke
3 Wellenschlag läßt eine Verlandungsvegetation nicht aufkommen.
16. Etwa 2 km östlich vom Pinnower See, nördlich vom
Luschker Berg, dicht bei dem Gut.und Dörfchen Lübbinchen, liegt
eine Anzahl kleinerer Moore, die aber auch durch Kultur stark ver-
- ändert sind. Meist hat hier die Benutzung als Viehweide (Rinder
_ und Schafe) die ursprüngliche Flora fast vernichtet und Ruderal-
pflanzen in Menge Eingang verschafft. Das ausgedehnteste dieser
- Moore, der Zwieten genannt, ist leider am stärksten durch die
Viehtrift verändert, bietet infolgedessen botanisch nichts. Daß die
Vegetation hier früher recht artenreich gewesen sein muß, beweisen
zwei kleinere Moore, die ‚südöstlich und südlich vom Zwieten liegen.
Das südöstliche trägt noch Hochmoorcharakter: die Sphagnen haben
der Einwirkung der Nutzung als Viehtrift zwar bereits fast voll-
ständig weichen müssen, eine Reihe ihrer Begleitarten ist jedoch
noch erhalten geblieben. So findet sich noch Drosera rotundifolia
zusammen mit Dr. intermedia in sehr großen Beständen, .die den
_ _ kahleren Torfboden mit leuchtender, rötlicher: Decke überziehen, und
- stellenweise ebenfalls massenhaft Lycopodium inundatum. Von anderen
- hier beobachteten Arten seien noch erwähnt Bidens cernus, Epilobium
- palustre, Lycopus europaeus, Parnassia palustris, Leontodon tarazacoides
(Thrineia hirta) und Massenbestände von Hydrocotyle vulgarıs und
Viola pahustris. In großen Mengen bedeckt auch Muxchantia poly-
- morpha, zum Teil in hohen Formen, den torfigen Boden. Das noch
- vorhandene Wasser ist bedeckt mit #ı ER morsus ranae und
E- erfüllt von Utrieularia vulgaris.
Das südlich vom Zwieten gelegene. Mom ist dagegen als Erlen-
bruch entwickelt mit dichtem Rhamnus-Gebüsch und reichem Farn-
bestand (meist Aspidium spinmlosum) und diehtem Krautwuchs.
ec) N orden.
E: 17. Die Gegend um Klein- und Groß- Mr und Reichers-
- kreuz ist reich an kleinen und kleinsten Tümpeln und Lachen — ich
104 =E. Ulbrich:
zählte gegen 60 —, die größtenteils den Uharakter von Heidetümpeln
tragen. Am sandigen Ufer findet sich nicht selten /llecebrum. verb-
eillatum, zusammen mit Zadiola- linoides, Veronica scutellata, Lycopodıım
inumdatım, Juncus capitatus und ähnlichen Begleitarten.
18. Größere Seen liegen an der Nordostgrenze des von mir
besuchten Gebietes: der Krügersee, Rähdensee, Möschensee
und Chossewitzer See, von denen die drei erstgenannten 69 m,
der letzte 65.2 m ü. M. hoch liegen. Ihre Ufer fallen sehr steil ab,
da die angrenzenden Höhen bis gegen 115 m hoch sind. Infolge-
dessen ist die Verlandungszone bei allen sehr schmal und Moor-
bildungen fehlen, außer am Möschensee. Da diese Seen für “den
Standort meiner Untersuchungen- zu entlegen waren, konnte ich eine
eingehendere Untersuchung leider nicht vornehmen. Bei der Art ihrer
Lage dürften sie interessantere Arten bergen.
2. Die Heide.
Oestlich der südlichen Hälfte des langen Schwansees bei Jamlitz
beginnt ein ausgedehntes, Heidegebiet, das sich nach Osten bis in
die Gegend von Reicherskreuz, nach Norden bis in die Gegend von
Groß-Muckrow erstreckt, zur Königlichen Forst Dammendorf gehört
und eine Bodenfläche von etwa zehn (uadratkilometern bedeckt,
wenn man die bereits in Kultur genommenen Flächen abrechnet.
Der südliche Teil zwischen den Dörfern Staackow und Leeskow
ist typische Calluna-Heide mit auffallend wenig Wacholder und
Sarothammus und fast ganz ohne Kiefern. Die beiden letztgenannten
Arten treten im östlichen und nördlichen Teile in der Gegend von
Reicherskreuz und Klein-Muckrow mehr hervor. Zwischen Leeskow
und Klein-Muckrow ist die Heide vielfach von kleineren Kiefernwald-
parzellen unterbrochen und in der Umgegend von Reicherskreuz geht
sie in geschlossenen Kiefernwald mit viel Callına und ‚Jundperus
über. Große Strecken in der Umgebung der genannten Ortschaften
sind in Ackerland verwandelt, aus dessen Unkrautflora die bei uns
nur sehr selten auftretende, gelbhlütige, sparrige Zinarza spartea (L.)
Hoffm. et Lk. genannt sei. Diese aus dem westlichen Mittelmeer-
gebiet stammende Art fand sich in großer Menge auf Aeckern süd-
lich von Leeskow. Sie ist hier vermutlich mit Serradella-Samen
eingeschleppt worden und trat so massenhaft auf, daß die nicht lange
vorher umgepflügten Aecker schon aus der Ferne gelb schimmerten.
In der Gegend von Reicherskreuz wird Sarothammus scoparius
so zahlreich, daß die Heide dadurch vollkommen ihr Gepräge ändert
Die nördliche Niederlausitz. 105
und zur Sarothamnus-Heide wird. ‚Juniperus ist aber auch hier recht
spärlich. Diese Art tritt in den nördlicheren Teilen des Heidegebietes
südlieh und östlich von Klein- und Groß-Muckrow in größerer Menge
in schönen und mannigfachen Formen auf. Oestlich Klein-Muckrow
fand sich auch ein ziemlich bedeutender Bestand von Uler ewropaeus
zusammen mit Callına, Jumiperus, Epilobium angustifolium, Sieglingia
deceumbens, Festuca ovina, Helichrysum arenarium und anderen typischen
Heidearten. 5
Die Flora der Heide selbst bietet sonst wenig Bemerkenswertes.
Außer den gewöhnlichen Heidebegleitern fand ich keine seltenen
Arten. Bemerkenswert ist jedoch einmal das Auftreten eines ziemlich
ausgedehnten Heidegebietes, das eines der östlichsten der Provinz
Brandenburg ist, dann das. Zurücktreten des Wacholders, das
vielleicht aber wohl dem Einfluß des Menschen zuzuschreiben ist,
und das Vorkommen des Stechginsters Uler europaeus bei Klein-
Muckrow und vielleicht auch sonst, noch in dem Heidegebiete. Ich
bin geneigt das Vorkommen für ursprünglich zu halten, da die
Bestände wüchsig und ziemlich reichlich waren. Die Möglichkeit
der Anpflanzung ist jedoch bei dieser Art nicht ganz ausgeschlossen,
da Ulex vielfach als Schaffutter angepflanzt wird.
Aufforstungsversuche sind in der Dammendorfer Heide mehrfach
semacht worden und zwar vornehmlich mit Birken (Betula verrucosa).
Ein Forstgarten liegt mitten im Gebiete. Botanisch interessanter
sind einige flache Senkungen in der Heide in den Jagen 198/137
und die zahlreichen Heidetümpel zwischen Reicherskreuz und Klein-
und Groß-Muckrow. Sie tragen meist den Charakter lockerer ‚Junceta
(Jumeus effusus), wenn das Wasser nur flach in ihnen steht und im
Laufe des Sommers verschwindet. Der oftene, torfig-sandige Boden
bedeekt sich dann mit einer interessanten Mikro-Flora. (sroße Be-
stände bildet Illecebrum vertieillatum, das z. B. in Jagen 137/138 der
Dammendorfer Heide so massenhaft in dem dortigen Forst-Versuchs-
garten auftrat, daß es die Birkensämlinge teilweise erstickte und
die beim Reinigen der Saatfelder entfernten Massen zur Verbesserung
der Wege verwendet wurden. Von anderen typischen Arten dieser
feuchten Senkungen seien genannt: Zycopodium inundatum, Juncus
capitatus, bufomius und supinus, Carex leporina, Hypericum humifusum,
Radiola linoides, Peplis portula. Die Senkungen mit noch offenem
Wasser, die mehrfach als tiefe, kreisrunde Strudellöcher ausgebildet
sind, bergen u. a. Potumogeton compressus, Utrieularia vulgaris,
Sparganium simple und affine, Nuphar pumilum (2), Sagittaria
sagıttifolia, Polygonum hydropiper und umphibium, Callitriche stagnalis,
Hottonia palustris, Bidens nn a a
Aitans. i KR
- ‚das Gebiet um Grok- nd Klein-nckraw nd Rei
’
v
BTeR
A a a a?
Sn
nr ah en ar rn dk. Sir Fi > aaa sc
|
”
;
5
Pi.
;
5
2 ;
ab Ti a A N an Ey an a5
Veränderungen der Holzstruktur,
Von
F. Graf von Schwerin.
(Mit 3 Figuren.)
a‘
Die Holzstruktur kann sich bei ein und derselben Gehölzart
aus zwei Gründen verändern.
Zunächst kann der Standort auf die Eigenschaften des Sshallzes
einwirken. S. Defregger (Kufstein) gibt in den „Mitteilungen der
Deutschen Dendrologischen Gesellschaft“ 1905, 8. 203, an, daß
Lärchen, die in fetten, grasreichen Böden üppig wachsen (Gras-
lärchen), ein weicheres und weißliches, nur gegen die Mitte zu hell-
rotes Holz haben, dessen Dauerhaftigkeit nur der des Kiefernholzes
gleich geschätzt wird. Anders bei den Lärchen, die in steinigen
oder festen lehmigen Böden wachsen (Steinlärchen). Diese pflegen
die ersten 20 bis 30 Jahre rasch in die Höhe zu wachsen, dann
aber nicht mehr viel an Höhe, sondern im Verhältnis mehr an Dicke
zuzunehmen; sie haben dann, je sonniger der Standort ist und je
älter sie werden, desto dunkelroteres Holz, das äußerst hart, über-
aus dauerhaft, fast unverwüstlich und sehr wertvoll ist. Bei beiden
beschriebenen Formen ist an lebenden Stämmen äußerlich kein
"Unterschied zu erkennen. Er zeigt sich erst nach dem Fällen der
Stämme.
Vorstehende Angaben Defreggers lehren, daß es sich bei
‘den vorbeschriebenen Pflanzen nicht etwa um konstante botanische
Formen oder Rassen, sondern lediglich um Standortsformen handelt.
Würde man also Triebe von einer „Graslärche* auf junge Pflanzen
veredeln, die auf Bodenarten stehen, die „Steinlärchen“ hervorbringen,
so würden diese Veredelungen nicht die Holzeigenschaften der Gras-
lärche bewahren, sondern voraussichtlich zu Steinlärchen werden.
Herr Peters (Holzhandlung Brügmann & Sohn), Lübeck, teilt
auf Anfrage brieflich mit, daß er die gleichen Beobachtungen über
die Einwirkung des Standortes auf die Struktur und überhaupt
108 F. Graf von Schwerin:
den ganzen Habitus der Stämme bei Lärchen sowie Kiefern ver-
schiedenster Arten schon immer gemacht habe, Beobachtungen, die
sich ganz mit den vorstehenden Ausführungen decken. Das bestätige
auch seine Beobachtung bei Lärchen im Ober-Engadin in Höhenlage
von über 1500 bis 2000 m, die ein wunderbar kerniges, dunkelrotes
Holz mit einem elfenbeinfarbigen nur ganz geringen Splint von
ungefähr 1—2 cm Stärke zeigten:
Auch der Harzgehalt soll vom Standort abhängen, da alle
Koniferen, je sonniger sie stehen, ein desto harzreicheres, also hoch-
wertigeres Holz erhalten sollen; bei schattigem Standort umgekehrt.
Nun kommen aber auch Holzveränderungen bei ein und der-
selben Holzart vor, die nicht im mindesten von der Bodenart oder
sonstigen Standortseigenschaften abhängige sind, da solche Pflanzen
in ein und demselben Bestande mit den normalholzigen im Gemenge
durcheinander stehen und erst nach dem Fällen erkannt werden
"können, falls nicht das Forstpersonal an geringen äußeren Merkmalen
gelernt hat, die noch ‚stehenden Bäume bezüglich ihrer Holzeigen-
schaften zu unterscheiden. Bei nachstehenden Formen handelt es
sich also zum Teil sicher, zum Teil wahrscheinlich um wirkliche
botanische Formen oder Rassen, die als konstant zu betrachten sein
dürften. Sie könnten durch ganz dünne Holzscheibehen auch in
Herbarien darstellbar sein. Eine derartige umfangreiche Sammlung
von Dünnschnitten befindet sich im Botanischen Institut der Land-
wirtschaftlichen Hochschule zu Berlin. Es ist dies die bekannte
Sammlung H. Nördlinger, die auch käuflich zu haben ist; sie
besteht aus sehr schönen, etwa 1 dm? messenden Schnitten, die
durch Holz und Rinde gleichzeitig geführt sind.
In Württemberg wurde mir wiederholt mitgeteilt, daß den
Tischlern und Drechslern zwei verschiedene Holzformen der Feld-
rüster, Ubmus campestris, bekannt seien, eine mehr gelbholzige,
weichere, und eine mit mehr rötlichem, festerem Holze, die „Mutioline“
genannt werde. Beide Formen sollen nebeneinander zu finden sein,
und sich äußerlich in nichts unterscheiden. Die betreffende Holz-
eigenschaft kann erst nach dem Abholzen bei Oeffnen des Stamm-
holzes erkannt werden.
Defregger, a. a. O., gibt bezüglich der Fichte, Picea excelsa,
ähnliches an. Er teilt sie ein in „widersonnige“, gegen die
Sonne, also links drehend wachsende (die gewöhnlicheren), und im
„nachsonnige“, nach der Sonne, also rechts drehende (die selteneren)
oft in ganzen Wäldern überhaupt nicht vorkommende Fichten.
Letztere werden von ganz besonderen Kennern schon am Wuchs,
Be I Si 0 nn
I KERN, -
Veränderungen der Holzstruktur. 109
im allgemeinen aber erst nach dem Abziehen des Bastes erkannt.
Das Holz dieser letzteren soll geradspaltiger sein und sich beim
Trocknen fast garnicht werfen, was für die Bau- und Möbeltischlerei
von hohem Wert ist, sodaß sie früher sehr gesucht waren, während
das Handwerk in den letzten Jahrzehnten leider gleichgültiger da-
gegen, geworden ist. Durch ihre Geradspaltigkeit wurden sie ganz
besonders zur Herstellung der Schindeln gesucht.
Noch eine dritte Holzvarietät kommt bei den Fichten vor, die
„Haselfichte“ genannt wird. Sie besitzt ein sehr gleichförmiges,
hartes, gewelltes Holz, das wnübertrefflich für die Resonanzböden
aller Streichinstrumente ist und daher von Nordtirol nach Deutsch-
‚land, von Südtirol nach Italien und Frankreich, besonders nach
Paris, ausgeführt wird. Der berühmte Geigenbauer Amati soll
diese Eigenschaften des Holzes am Klang erkannt und im Walde
init einem Hammer die Stämme abgeklopft haben, bis er einen fand,
der im Ton seinen Wünschen am meisten entsprach. Nach Angabe
des K: u. K. Forst-Oberkommissars soll die „Haselfichte* in der
a) Zapfen der Haselfichte. b) Zapfen der typischen Fichte.
Umgebung von Kufstein bis 30%, im nahen Thiersee sogar bis
60%, des Fichtenbestandes ausmachen. Der Name soll von dem
feinen haselähnlichen Holze herkommen. Defregger gibt noch an,
daß- sie auch an der Schuppenlage der Zapfen erkennbar sei. Sie
habe auffallend schräge Schuppenspiralen, während die typische Fichte.
‘fast wagerechte habe (siehe Fig. 1). Der Splint ist warzig, wollig,
da aber frühere Jahresringe glatt gewachsen sein können, so werden
sie von Käufern meist daraufhin angebohrt. Weiter sollen sie auch
an feinerem Wuchs und zarteren Nadeln erkennbar sein.
Zu diesen Defregger’schen Angaben wären folgende Be-
merkungen zu machen. Jede PHanzenart hat einen etwas drehenden
Wuchs: eine absolut gradlinig, also senkrecht wachsende Art dürfte
kaum zu finden sein. Diese Drehung der Holzsäule hat für jede
Art eine spezifische Richtung; entweder dreht die Art links oder
sie dreht rechts, . wie man es auch bei den Schlinggewächsen
beobachten kann. Mir ist nicht bekannt, daß es hiervon Ausnahme-
fälle gibt. also, wenn ich mich so ausdrücken soll. „verkehrt drehende*
2107 F. Graf von Schwerin:
oder „verkehrt windende* Individuen oder gar Rassen ein und der-
selben Art. Da die normale Fichte linksdrehend ist, so möchte
ich, ehe ich die Stämme nicht selbst in Augenschein genommen
habe, annehmen, die vorstehend als „nachsonnig“, also rechtsdrehend
beschriebenen Pflanzen drehen nicht wirklich rechts, sondern nur
weniger links als die andern, sodaß sie fast aufrecht (nicht drehend)
erscheinen. Für diese meine nur vorläufige Annahme spricht die
Angabe, dal die nachsonnigen Fichten als „geradspaltig“ ‚bezeichnet
werden, denn je geringer die Drehung, desto seradspaltiger ist
das Holz.
Ob es sich .bei der „Haselfichte* um eine Holzvariation oder
wie bei der Lärche (siehe oben) nur um eine Standortsform handelt,
ist nicht ohne weiteres festzustellen. Der feinere Wuchs, die
zarteren Nadeln und vor allem die abweichende Zapfenschuppen-
stellung sprechen für eine Varietät. Aus der obigen Beschreibung
seht jedoch hervor, daß das Holz bei einigen Stämmen durchwee
wellig ist, während dies bei anderen Pflanzen erst in späteren Jahren,
eingetreten ist, und die inneren, also früheren Jahresringe glatt und
“nicht gewellt gewachsen sind. Durch letztere Beobachtung könnte
man wieder auf eine Einwirkung des Standortes schließen, etwa in
der Weise, daß die Pflanzen in den ersten Jahren noch unbehindert
wuchsen, daß aber später die weitere Ausdehnung der Bewurzelung
durch steinigen oder undurchlässigen Untergrund örtlich behindert
wurde. Damit stimmt auch der feinere, also „spillerige* Wuchs und
die „zarteren“ Nadeln überein. Es wäre noch zu untersuchen,
‘ob die mehr oder weniger schräge Stellung der Zapfenschuppen
ebenfalls von der Ernährung abhängt, wie es fast den An-
schein hat. |
Dr. Wurm (Waldgeheimnisse S. 29, Kosmos-Verlag) beschreibt
ebenfalls eingehend die „Haselfichte“ und führt als ihr äußerliches
Merkmal die hängenden Sekundärtriebe an. Er schlägt die botanische
Bezeichnung Picen excelsa albens' vor, obwohl er „Beißner’s Nadel-
holzkunde* gelegentlich anführt, also daraus wissen müßte, daß für
diese „Zottelfichte“, „Trauerfichte“ oder noch besser „Fahnen-
fichte“ bereits die Bezeichnung vminalks besteht. — Außer den
peitschenschnurartigen von den horizontalen Aesten herabhängenden
Sekundärzweigen wären die „Haselfichten“ zu erkennen an der
zarteren und glatteren Rinde, dem weißrindigen Frühjahrstriebe, und
dem blendendweißen Holze, während die Nadeln nicht von denen
der typischen Fichte unterschieden sind. Nach seinen weiteren Aus-
führungen ist die vöiminalis mit der .„Haselfichte“ absolut identisch.
Veränderungen der Holzstruktur. | ja
‚ Auch bei den Birken scheint eine Holzvariation vorzukommen.
Herr von Bennigsen auf Waitze, Posen, jetzt Major in einem
Armee-Hauptquartier, berichtete brieflich, daß er bei russischen
Drechslern Birkenholz von ganz eigentümlicher Struktur gefunden
habe, und fügte Proben davon bei (s: Abbildungen). Bei oberfläch-
lichem Hinsehen könnte es scheinen. als ob die Jahresringe in
.scharfem, spitzwinkligem Zickzack verlaufen. Da die Jahresringe
nun den jährlichen Holzzuwachs anzeigen, so könnte man annehmen,
die Stämme seien in ihrer ganzen Länge mit tiefen Längsrinnen
. versehen, also ähnlich, wie es an den untersten Stammteilen alter
Ulmus eampestris mitunter: zu sehen ist. Dies ist aber, wie der
(uerschnitt zeigt, durchaus nicht der Fall; Stämme und Aeste sind
kreisrund.
Untersucht man das Holz genauer, so erkennt man aber, daß
die Zickzacklinien garnicht die Jahresringe sind. Die richtigen
kreisrunden Jahresringe lassen sich auch auf der Photographie noch
sehr gut erkennen, obwohl sie sich wenig in der Farbe abheben und
äußerst eng zusammen stehen, also: ganz schwacher Zuwachs und
große Holzfestigkeit.
Nun ist es auffallend, daß die dunkelbraunen Sternlinien
yuer durch die Jahresringe hin und her gehen, doch ohne an der
Oberfläche des Stammes unterbrochen zu werden; sie bleiben oft
einheitlich geschlossene Linien, müssen sich also erst in späterer
Zeit innerhalb schon fertig ausgebildeter ‚Jahresringe entwickelt
haben. Ist dies durch eine im späteren Leben des Baumes eut-
stehende plötzliche oder allmähliche Saftstockung überhaupt möglich?
Die dunkelbraune Farbe . dieser Sternlinien könnte allerdings auf
eine dünne Vermoderungsschicht deuten; wie sich diese aber durch
Saftstockung im Ziekzack quer durch die ‚Jahresringe bilden kann
und dabei völlig zusammenhängend bleibt, ist schwer zu erklären.
Sie scheint auch schon deswegen keine Moderschicht zn sein, weil
sie nicht weich, sondern ebenso hart ist, wie das gelbweiße Holz
‚daneben, wie Versuche mit einer Nadel oder einem spitzen Messer
sofort erweisen. Auch da, wo zufällig einmal eine Spitze dieser
.Sternlinie die Oberfläche des Holzes erreicht, ist nicht etwa eine
Spalte, sondern vielmehr ein ganz besonders harter hervorstehender
Maserknoten. Die dichte Bemaserung, der Oberfläche steht also
augenscheinlich mit diesen braunen Innenlinien in ursächlichem
Zusammenhang.
- Die Aeste sind mit glatter typischer Birkenrinde bedeckt. Zieht
man die Rinde aber ab, so zeigt sich die Oberfläche des Holzes wie
B Re C s
Fig. De ; S : EN ,
A) Querschnitt durch einen Stamm der „Königsbirke“ (verel. S. 113).
B) Gemaserte Oberfläche eines entrindeten Astes der Königsbirke. e
C) Längsschnitt eines solchen. ,
3,1
Veränderungen der Holzstruktur. alas
mit einer diehten Maserung bedeckt, die jedoch nicht knollig auftritt,
sondern die ganze Oberfläche des Holzes gleichmäßig überzieht. Ob
es sich, wie bei den meisten anderen Maserungen, um verholzende
Adventivknospen handelt, konnte ich aus dem eingesandten Material
nieht mit Sicherheit feststellen; dies scheint auch unwahrscheinlich,
da die bei den Drechslern liegenden Stammstücke von über zwei
Meter Länge ganz gleichmäßig außen und innen die beschriebene
Struktur besitzen. Dieses eigentümliche
Birkenholz kommt, wenigstens nach den
Angaben der Handwerker, nur im Gou-
vernement Minsk vor. Diese Birken haben
angeblich eine krumme Gestalt und, werden
nicht so hoch wie die gewöhnlichen Birken.
Die Russen nennen sie „Königsbirken*.
Daß es sich nur um den Typus der gewöhn-
lichen Sumpfbirke überhaupt handelt, kann
ich nicht annehmen, da mir eine. derartige
Struktur ihres Holzes durch den ganzen
Stamm nicht bekannt ist.
Auf dem Wege des Holzimportes scheint
dies so beschaffene Birkenholz auch nach
Deutschland zu kommen, denn die in den
letzten ‚Jahren Mode gewordenen kleinen
. zierlichen Zigarettendosen zeigen ganz die-
selbe Struktur... Daß es sich nicht um
deutsches Holzmaterial, also um die ge-
wöhnliche Sumpfbirke, handelt, scheint der
canz enorme Preisaufschlag dieser Dosen
zu beweisen, den sie jetzt im Kriege
| — - wohl wegen mangelnder Einfuhr dieser
G a, Holzqualität erfahren haben. Auch ‚in
| Ass onigshirkeni Petersburg ist von den Drechslereien eine
‚teils mit, teils ohne Rinde, Maserbirke zu solchen Arbeiten stark be-
sehrt. die dort als „Karelische Sumpf-
Miker bezeiehnet wird und aus dem finnländischen Gouvernement
Karelien stammen soll. Ohne Holz hiervon gesehen zu haben, kann
ich nicht erkennen. ob es sich um dieselbe Birke handelt, wie die
Minsker Köniesbirke.
Herr Ritter (Lübecker Hobelwerk) teilt mir mit, daß die ihm
mitgesandte, ‚beschriebene Holzart schon 'seit langer Zeit in Deutsch-
land unter- dem Namen „Maserbirke® bekannt ist. Die Birke ist
Verhandl, des Bot. Vereins f. Brandenb. LX. RN
alalal F. Graf von Schwerin:
zu Möbeln sehr wenig verwendet worden, weil das Holz des Baumes
für Bretterschnitt wenig nutzbar ist. Aus der -Birke sind infolge-
dessen hauptsächlich Drechslerarbeiten gefertigt worden, insbesondere
seien in Wilna und Minsk größere Drechslereien, die sich mit der
Herstellung von Zigarettenetuis, Dosen, Aschbechern usw. befassen.
Diese Gegenstände sind in Friedenszeiten sehr billig zu haben. In
Deutschland. kommt die Birke nicht vor, oft ist dagegen stark bork-
eallige Birke, die in Deutschland in einzelnen Gegenden wächst,
mit der „Maserbirke* verwechselt worden; das ist ‘aber, wie schon
bemerkt, ein Irrtum, die „Maserbirke“ wächst nicht in Deutschland.
Herr Peters-Lübeck fügt hinzu, daß die in starken Maserungen
ausfallenden Stammteile von Birken aus keiner einen besonderen
Namen tragenden Birke bezw. besonderen Trieben gewachsen sind,
sondern daß es sich auch in diesem Falle nur um die, gewöhnliche
Birke handelt. Der angegebene Name „Königsbirke* wird in Ost-
preußen bei recht weißfallenden, also bei den hellsten Birken ange-
wendet, hängt aber nicht mit besonders gemaserten Hölzern zusammen.
Die Maserung rühre wohl immer aus einer durch krankhaften Wuchs
hervorgerufenen Saftstockung her und findet sich im der Regel im
Stammende, kurz oberhalb der Wurzeln aufwärts, und zwar zeigen
sich die Stämme in durch die Saftstockung hervorgerufenem lang-
samerem Wachstum gewöhnlich in verdicktem Ansatz. Bei dem
einen Stamm erstreckt sich dies auf ein kurzes, bei dem andern auf
ein Jängeres Stück. Auch kann es vorkommen, daß sich ähnliche
Partien noch später höher in weiterem Wachstum, des Baumes von
neuem zeigen. Eine besondere Art der Birke, die speziell diese
Figenschaft hat, ist nicht bekannt. Starke Maserungen finden sich
auch häufig bei der Rüster. Die Angabe Ritters (s. 0.) bestätigt,
daß die betr. Birke namentlich in der Minsker Gegend wachsen
müsse. Dagegen schränkt diese Mitteilung die vorstehenden Angaben
doch "nicht ganz ein. Es kommen unter unseren Birken in Öst-
preußen und auch wohl überall sehr viele Stämme vor, die die
Uharaktereigenschaft der starken Maserung aus dem angeführten
(runde von einer periodischen krankhaften Saftstockung haben,
bezw. auf solche zurückzuführen sind, und zwar nicht nur in ein-
zelnen Gegenden, sondern überall, wo Birken wachsen, jedoch be-
sonders in Ostpreußen. |
Auch bei Nußbäumen trifft man starke Maserung, aber meist
bei der italienischen und deutschen Nuß, Juglans vegia, nicht aber
bei den amerikanischen Arten, die schlicht wachsen, und auch bei
der Biche. Ist bei der Birke, wenn es sich nicht um die übliche
/
\ Veränderungen der Holzstruktur. 119
_ Art der Maserbirke handelt, Saftstockung die Ursache, so ist es bei
der Riche eine vielfach vorkommende Spiegelbildung im Kern des
Holzes, die der Saft nicht passieren kann und um welche herum er
seinen Aufgang machen muß.
Herr. Kluth, Lübeckischer Oberförster, teilt mit: Es kommen
in den Lübeckischen Forsten Birken mit Maserbildung vor, die ich
aber nicht als eine besondere Art’ansehe. Bei ihrem äußeren Habitus
‚ gleichen sie den ungemaserten Birkenstämmen vollständig: ich führe
diese Maserung auf Knospenwucherung zurück. £
#»
= Herr Professor Dr. E. Jahn, Charlottenburg, der so gütig war,
das vorbeschriebene Birkenmaterial zu untersuchen, teilt darüber
folgendes mit:
Leider ist das Kambium ‚selbst an den Holzstücken nicht er-
halten: trotzdem bleibt kein Zweifel, daß die merkwürdige Maserung
‚des Holzes einer abnormen Tätigkeit des Kambiums ihren Ursprung
verdankt. Schon an jugendlichen Zweigen tritt eine lokale Stockung
der Kambiumtätigkeit ein, gewöhnlich in Form eines Streifens. Nach
einiger Zeit wird, wenn vom Kambium mehr Holz abgeschieden ist,
jeder Streifen als eine schwarze Rinne im Holzzylinder erscheinen.
An allen anderen Stellen geht die normale Holzbildung weiter, sodaß
regelmäßig parallele ‚Jahresringe vorhanden sind. Während der
folgenden Jahre bleibt die Stockung an derselben Stelle, die Rinne
oder Mulde erhält sich also; sie wird aber nicht radial gerade nach
außen geschoben, sondern wandert langsam in tangentialer Richtung.
Dabei nähern sich natürlich verschiedene Rinnen allmählich so weit.
- daß die zwischen ihnen liegende Kambiumzone schließlich wie eine
vorspringende Nase erscheint. Sind sie aufeinander gestoßen, so
scheint die. Störung gewöhnlich zu verschwinden... Oft tritt auch das.
normale Bildungsgewebe in eine Mulde ein und spaltet sie, sodaß
. man auf dem Querschnitt von jetzt an zwei divergierende schwarze
Spuren verfolgen kann, die schließlich nach einigen ‚Jahren mit
anderen zusammenstoßen und wieder verschwinden. Durch diese
Störungen scheinen namentlich die Markstrahlen in ihrem Verlauf
abgelenkt oder im Bau verändert zu werden. Auch die Elemente
des Holzes selbst scheinen kleiner und starkwandiger zu sein als im
normalen Holz der Birke. So erklärt sich die größere Festigkeit
und Dichtigkeit des Holzes. |
Hiernach scheint es sich bei dem vorliegenden Fall um eine
erbliche Abnormität des Kambiums zu handeln. Man muß bedenken,
daß solche Abnormitäten in allen Bildungsgeweben vorkommen; die
Bl lizz ee an En ug in a
116 F. Graf von Schwerin: Veränderungen der Holzstruktur.
abnorme Korkbildung mancher Gehölze z. B. ist eine Wucherung des
Korkbildungsgewebes, die Fasziationen sind Abnormitäten des Vege-
tationspunktes usw. Dort ist die Erblichkeit nachgewiesen; hier
würde sie sich wohl auch nachweisen lassen. Schon die geographische
Verbreitung der Form spricht dafür.
2
a sg nn Sir Te ET ai I 1 Sr I Fa
‘ Veber das Variieren
J
der Pflanzen in ihrer chemischen Zusammensetzung.
| Von
°F. Graf von Schwerin.
Die Möglichkeit zum Variieren besteht nach jeder Richtung hin,
also auch in der chemischen Zusammensetzung der einzelnen Pflanzen-
teile. Ich brauche nur an den verschiedenen Geruch der einzelnen
Rosensorten und den verschiedenen Geschmack der Obstsorten zu
erinnern.‘ Aber auch das Laub und das Holz ist solchen Ver-
‘änderungen unterworfen. So erwähnt P. Müller!) (Baumschulbesitzer
in Jüngsfeld), daß an einzelnen Formen der O’hamaecyparis Lawsomiana
die rote Spinne sehr stark auftritt. Ebenso habe ich die Beobachtung
oemacht, daß einzelne Formen von Acer dasycarpım und Acer '
Pseudoplatanus in manchen Jahren sehr stark von Schildläusen be-
fallen wurden, während unmittelbar daneben stehende Reihen anderer
. Formen derselben Arten wenig oder überhaupt nicht mit Schildläusen
besetzt waren. Es geht hieraus hervor, daß der Zuckergehalt der
Triebe bei verschiedenen Formen ein und derselben Art verschieden
sein kann. | ;
Opiz (Seznam [1852] 9) belegte ein Acer Pseudoplatanus mit
dem Namen Ac. melliodorum; das Kxemplar ist nur noch in Herbarien
(Prag) vorhanden, wo im getrockneten Zustande natürlich kein Geruch
wahrnehmbar ist. Nach meiner Beobachtung haben alle Blüten
sämtlicher kultivierten Varietäten und Formen der Urlen (Berg-
Ahorne) den gleichen schwachen Honiggeruch. Möglich, daß Opiz
beim Sammeln seiner Pflanze zum erstenmale diesen Geruch entdeckte
und nun glaubte, er sei nur diesem einen Exemplar .eigen, möglich
aber auch, daß bei diesem ein, gegenüber anderen Pflanzen der
gleichen Art, sehr verstärkter Honiggeruch vorhanden war. Acer
!) Müller, P. (Handelsblatt f. .d. D. Gartenbau 1917, S. 383).
118 F. Graf von Schwerin:
melliodorum ist ein nomen nudum, so daß nichts mit Sicherheit
festgestellt werden kann. Ein Irrtum konnte für Opiz jedoch
insofern möglich sein, als alle mehr oder weniger duftenden Blüten
bei heißem Sonnenschein erheblich stärker duften, als au kühlen
oder überhaupt sonnenscheinlosen Tagen. |
Daß in mehr nördlichen Gegenden die Laubblätter von Bäumen,
die im Herbst normaler Weise gelb werden, sich orange oder rot
färben, ist zunächst kein Variieren der betreffenden Pflanze, sondern
eine von klimatischen Faktoren bedingte Erscheinung. ©
Ich brachte :1911 den ganzen -September in Livland zu und
war überrascht und erstaunt über die herrliche Herbstfärbung vieler
(rehölze. Spitzahorne (Acer platanoides) und Pappeln (Populus tremula),
die bei uns eine rein gelbe Herbstfärbung besitzen, zeigten ein so
leuchtendes Orange, wie es selten bei anderen (Gehölzen zu finden
ist, auch die Ulmen färbten leicht orange. Sorbus Aucuparia hatte
ganz allgemein dunkelrote Blätter, noch viel intensiver als die Rot-
eiche; nur die Birken, Eschen und Linden blieben, wie bei uns,
gelb. Da die vorgenannten Arten die in Livland am häufigsten
vorkommenden Laubgehölze sind, so strahlten die Waldränder und
die Gärten in einer herbstlichen Farbenpracht, wie wir sie sonst
nur aus Beschreibungen der Ufervegetation der großen amerikanischen
Seen kennen. |
Es wäre nun verkehrt, zu glauben, daß diese - livländischen
Pflanzen besondere Farbenvarietäten seien, so daß die mit dort
geschnittenen Reisern veredelten und dann im wärmeren Klima
kultivierten Pflanzen diese prächtige Färbung bewahren würden. |
Sie. ist vielmehr eine Folge der im nördlichen Rußland ganz unge-
wöhnlich großen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht.
Die Septembersonne überschreitet mittags oft noch 20 Grad, während
die Temperatur nachts nicht selten bis auf — 2 Grad sinkt. Dieser
schnelle tägliche Wechsel bewirkt im Blatte chemische Veränderungen,
die eine mehr rötliche Färbung auslösen, was bei uns nur mitunter
bei der Zitterpappel (Kspe) geschieht.
Nicht zu verwechseln mit dieser natürlichen Herbstfärbung ist.
die häufig zu -beobachtende rote Krankheitsfärbung, die verletzte
oder sonstwie kümmernde Pflanzen, ‚auch oft nur einzelne Aeste, im
Herbst annehmen. Solche rotkolorierende Acer platanoides, Prumus
serotina u. a. haben schon oft zu der Annahme geführt, man habe
eine rotfärbende Varietät entdeckt, die sich durch Veredlung ver-
mehren lasse, was, da es nur eine vorübergehende Krankheits-
erscheinung war. natürlich nicht der Fall ist.
EN TEE TEEEETT EL ER
EN
| .. (0
. Ueber das Variieren der Pflanzen usw. 119
Eine andere Erscheinung dieses starken und schnellen Temperatur-
wechsels ist das „Durchsichtig“-Werden mancher Apfelsorten, d. h.
die Frucht bekommt ein wachsartiges Aussehen und hat innen,
trotzdem das Fleisch durchaus fest bleibt, eine Farbe etwa wie
dünnes Apfelmus (Eisapfel), ohne deshalb an Geschmack zu verlieren.
im Gegenteil. Dieselben Arten nach Deutschland verpflanzt, zeigen
diese Veränderung nicht mehr oder nur in sehr geringem Grade,
der beste Beweis, daß klimatische Einwirkung der alleinige Grund
(dieser Erscheinung ist.
Ks ist als sicher festgestellt, daß Beziehungen zwischen kälteren
Standorten einerseits und Anthocyan- (bezw. Zucker-) Gehalt der
Blätter andererseits bestehen.’) Es zeigt sich also ein Hervortreten
des Charakters der Anthocyanbildung nach Norden hin. Mithin
‚müßte, wie bei allen Standortsformen, der Nachwuchs (die Sämlinge)
dieser nördlichen rot und rötlich kolorierenden Pflanzen, ebenso wie
die Veredelungen (s. 0.), wieder eine gelbe Herbstfärbung erhalten,
sobald er in’ wärmeres Klima zurückgebracht würde. Dies ist aber
nicht allgemein zutreffend. Die Untersuchungen Fr. Toblers’) an
Hedera haben ergeben. daß die Fähigkeit der Anthocyan-
bildung (bezw. Unfähigkeit der Stärkebildung) sich an nörd-
licheren Standorten ausbildet, aber dann als ein sich
unabhäneig vom Standort erhaltendes, vererbbares NMerk-
mal erscheinen, also zu einer bleibenden Varietät oder Form
führen kann. Diese wichtige Beobachtung läßt das Vorkommen
vieler Varietäten auch im Bezirke des Typus .der betr. Pflauzenart
erklären, da die Samen so mancher Standortsformen durch Samen-
flug oder Vögel wieder in das ursprüngliche Verbreitungszentrum
zurückgebracht sein können; sie ist überhaupt für das Studium der
Formenbildung von ganz besonderer Wichtiekeit!
; Zucker wirkt als Schutzmittel gegen Firfrieren, ‘wie bei allen
- rot- und violettrindigen Varietäten bekannt; Gerbstoff wirkt hemmend
‚auf die Keimung von Pilzsporen und das Vorkommen organischer
Säure macht z. B. gewisse Getreidesorten widerstandsfähig gegen
Brand- und Rostpilze. Zu allen diesen Wirkungen genügt das Vor-
handensein der genannten Substanzen in nur äußerst geringfügig
°) Pfeffer, W., Pflanzenphysiologie I (Leipzig 1897), S. 514.— Overton, F.,
Betrachtungen und Versuche über das Auftreten von rotem Zellsaft bei Pflanzen
(Jahrb. f: wiss. Bot. 1899, XXXIL, S. 173).
,» 3) Wobler, Er,, Die Gattung Hedera (Jena, G. Fischer 1912, S. 105); Die
physiologische Bedeutung des Anthocyans bei Hedera (Festschrift d. mediz.
naturhist. Gesellsch. Münster 1912).
1207 F. Graf von Schwerin:
vermehrtem Grade (wie es ja auch Prinzip der Homoeopathie ist).
Nach Angaben Prof. Brick’s’) ist die Widerstandskraft
solcher Sorten vererblich, mithin auch das bleibende ver-
mehrte Vorhandensein jener chemischen Bestandteile.
(Anthocyan etec.).
Das wärmeabsorbierende Vermögen des Anthocyans haben
Kny, Stahl und Whitten’) durch eingehende Messungen und Ver-
gleiche dargetan. Wenn B. Lidforß‘) Beispiele angibt, daß auch
bei Gehölzen einige rotblättrige Formen sich in einzelnen Fällen
gegen Kälte weniger widerstandsfähig erwiesen haben, als die
grünen Stammformen, so gesteht er schließlich doch zu, daß diese
Ausnahmen von der Regel je nach den äußeren Umständen eintreten
dürften. Ich habe die (von anderer Seite bestrittene) Erfahrung
xemacht, daß in den meisten — nicht allen — Fällen die Winter-
festigkeit der Pflanze von der Provenienz des Samens abhängt. Säm-
linge der typischen Quercus pedunculata und des Acer Pseudoplatamus
aus der Umgegend von Florenz froren bei mir in der Mark selbst
in milden Wintern alljährlich zurück: bei Ohamaeeyparis Lawsoniana
und Pseudotsuga Douglasii viridis habe ich ähnliches beobachten können.
Ist eine rotblättrige Form daher in einem milderen Klima
entstanden, so kann sie, nach einem härteren Klima ver-
bracht, trotz ihres Anthocyangehaltes sehr wohl weniger.
winterfest sein, als die grüne Form, die an dem neuen,
kälteren Pflanzort einheimisch ist.
Ferner ist zu berücksichtigen, daß die ‚meisten rotblätterigen
Formen auch rötlichere oder doch dunklere Rinde produzieren.
Diese erwärmt sich nach den Messungen Whitten’s a. a. O. bei
hellem Sonnenschein erheblich stärker, als die grüne Rinde. Hier-
durch müssen die betreffenden Triebe früher austreiben
oder doch früher saftreicher werden, als die grünen. Treten
dann stärkere Nachtfröste ein, so werden sie trotz ihres
Anthocyangehaltes leichter von niedrigen Temperaturen:
geschädigt, als die in der Entwicklung weiter zurück-
*) Briek, Entartung unserer Kulturpflanzen (Vortrag im Naturwiss
Verein, Hamburg, 2. 1. 18). :
») Kny, L., Zur physiologischen Bedeutung des Anthocyans (Atti del
Congresso botanico internazionale Genova 1892, S. 135). — Stahl, E., Ueber
bunte Laubblätter (Ann. du Jard. bot. Buitenzorg XIII, 1896, S. 137). —
Whitten, Das Verhältnis der Farbe zur Tötung von Pfirsichknospen durch
Winterfrost (Inaug.-Diss. Halle 1902).
‘‘) Lidforß, B., Ueber den biologischen Effekt des Anthocyans (Lund;
Botaniska Notiser 1909, S. 65).
/ Ueber das Variieren der Pflanzen usw. 121
stehenden grünen Triebe. Aehnliche Beobachtungen machte
Bitter‘), der für einige Arten die wachstumfördernde Eigenschaft
des roten Pigmentes bespricht.
| Die Untersuchungen von Tischler und Hryniewicki be-
stätigen, daß die rotgefärbten Formen eine größere Resistenz gegen
Kälte besitzen, als die grünen derselben Arten. Tischler‘) führt
hierfür eine Anzahl gleicher Beobachtungen sowohl seitens Botaniker
wie seitens Pflanzenzüchter an. Wenn Whitten in einzelnen Fällen
das Gegenteil beobachtet haben will, so kann einerseits mangel-
hafte V ergleichung, andererseits das von mir vorerwähnte oft frühere
Austreiben der roten Formen hierzu die Ursache sein. Auch von
letzterem Umstande wurde schließlich das Gegenteil behauptet’),
während Griffon wieder das Unrichtige dieser Jumelle’schen Be-
hauptung nachwies. |
Die Tatsache, daß die roten Formen widerstandsfähiger gegen
Kälte sind als die grünen, ist von besonderem pflanzengeographischen
Interesse; sie erhält, wie auch Tischler bestätigt, eine große
Wiehtigkeit für die Lehre von dem Entstehen neuer Arten. Nach
de Vries!’) sind die samenbeständigen elementaren Arten auf dem
Wege der Mutation entstanden. Wäre dies aber ausschließlich und
ohne andere Ursachen der Fall, so wäre es unmöglich, daß Pflanzen
durch das Hervorbringen von rotem Pigment sich einem härteren
Klima anpassen könnten. Daß letzteres aber, wenigstens bei vielen
Formen, tatsächlich der Fall sein kann, glaube ich mit meinen vor-
stehenden Darlegungen bewiesen zu haben. Auch Kerner
von Marilaun!!) glaubte zu derselben Erkenntnis zu kommen, da
er beobachtete, daß von allen Tieflandpflanzen, die er in seinem sehr
hoch gelegenen Alpengarten kultivierte, nur diejenigen gut fort-
kamen, die hier Rotfärbung annahmen.
Wenn nun Tischler, 1. c., meint, die auf solche Weise ent-.
standenen Arten seien nicht samenbeständig, so möchte ich dies
°) Bitter, Dichroismus und Pleochroismus als Rassencharaktere (Fest-
schrift zu Aschersons 70. Geburtstage, Berlin 1904, S. 158).
‘) Tischler, G., Ueber die Beziehungen der Anthocyanbildung zur
Winterhärte der Pflanzen (Beiheft z. Bot. Centralbl. XVIII, Abt. 1, 1905, S. 452 ff);
vergl. auch ‚Fr. Tobler in Engler’s Bot. Jahrb. XXXVII. (1906), S. 9 des
Litt. Ber.
°) Jumelle, in Buscalioni e PollaceiÄ, Le Antocianine ed il loro signifi-
eato biologico (Atti del Ist. Bot. d. Univ. Pavia, N. Ser. VIII, S. 135, Mailand .
1904); dazu Ref. von Fr. Tobler, a.a. O©., S.5 des Litt. Ber.
1%) De Vries, Die Mutationstheorie I, S. 597 ff.; Leipzig 1901.
") Kerner von Marilaun, Pflanzenleben I, S. 364; Leipzig 1888.
\
122 F. Graf von Schwerin: Ueber das Variieren der Pflanzen usw.
bezweifeln, da nach den oben angeführten Beobachtungen Toblers
sich sogar die im kälteren Klima rotfärbenden Formen als samen-
beständig auch im wärmeren Klima erwiesen haben. A
Uebrigens wird die Rotfärbung nicht nur durch tiefe Tempe-
raturen ‚begünstigt, sondern auch durch Licht. Ich konnte durch
langjährige Beobachtungen feststellen, daß das Laub der Blutbuchen
eine . bedeutend intensivere und dunklere Färbung erhält, wenn
während der Periode des Heranwachsens der jungen Blätter der
Himmel wolkenlos war. In Jahren. wo die noch nicht ausgereiften
Blättehen keinen oder wenig Sonnenschein fanden, blieb die Farbe
für das ganze Jahr hindurch stumpfer und heller. Auch die im
Schatten des Außenlaubes liegenden Blätter sind ‘bei allen rot-
blättrigen (sehölzen weniger intensiv gefärbt. als die der Sonne
ausgesetzten, und spielen mehr ins Grünliche. Nr
Verringern irgendwelche chemischen Veränderungen für die
betreffenden Pflanzen die Widerstandsfähigkeit gegen den Befall
mit Krankheiten oder tierischen und pflanzlichen Schädlingen. so
merzt im allgemeinen die Natur die anfälligeren Formen allmählich
von selbst aus. Wir sehen dies z. B. an der „La France“-Rose,
manchen Kartoffelsorten, Malvenformen und vielen anderen Pflanzen.
Die ungeschlechtliche Vermehrung hat, wie längst bewiesen, nicht
das mindeste mit einem allgemeinen Rückgang zu tun. Die angeblich
wegen Stecklingsvermehrung seit 1879 (dem Jahre ungewöhnlich
großer Frostschäden) absterbenden Pyramidenpappeln tun im Rheintal
und in anderen wärmeren Gegenden Deutschlands den Anhängern
jener ganz willkürlichen und vor allem unbewiesenen Annahme nicht
den Gefallen, sondern sind kerngesund?), ebenso der gesamte junge
Stecklings-Nachwuchs seit 1880. Erst durch den harten Winter
1916/17 sind erneute Schäden entstanden. |
12) Graf von Schwerin, F., Das Absterben der Pyramidenpappeln (in
Mitt. d. D. Dendrol. Ges. 1002, S. 63 (S. 442 des Neudrucks), und 1904, S. 107).
5 , \
4
2
A FE re 1
> x
Et
Zur Beurteilung der Genussfähigkeit
von Amanita pantherina.
Von
Professor Dr. H. Raebiger,
(Leiter der Pilzbestimmungsstelle des Bakteriologischen Instituts
der Landwirtschaftskammer in Halle a. S.).
Im vergangenen Jahre hat R. Kolkwitz in diesen Verh. LIX.
„ 1917 (1918), S. 151, einen Aufsatz über die Giftigkeit von Jmanzta
pantherina veröffentlicht, zu dem ich mir auf Grund der neueren
Literatur und mehrjähriger eigenen Erfahrungen nachstehende Be-
merkungen gestatte.
Nicht nur Gramberg bezeichnet den Pantherschwamm nach
Abziehen der Oberhaut als guten Speisepilz, sondern auch Michael
(Führer für Pilzfreunde, Verlag Förster & Borries, Zwickau i. Sa.)
sagt, daß er eine vortrettliche Speise abgibt.
Walther (Taschenbuch für deutsche Pilzsammler, Verlag
Hesse & Becker, Leipzig, 1917) betont, daß der Schwamm nach
Entfernung der Oberhaut zweifellos ohne Schaden für die Gesundheit
‚gegessen werden kann und auch Schnegg schließt. sich dieser
Meinung an, indem er ihn in seinem Buche über „Unsere Giftpilze
und ihre‘ eßbaren Doppelgänger“ (Verlag Dr. Frz. Jos. Völler,
München, 1915) überhaupt nicht anführt.
Weiterhin weist -Obermeyer (Pilz-Büchlein II, Verlag
G. K. Lutz, Stuttgart, 2. Auflage) darauf hin, daß der Pantherpilz
in abgehäutetem Zustande in Sachsen und Böhmen gegessen wird.
Ferner ist mir von Pilzsachverständigen, wie Staritz-Ziebigk
bei Dessau, Hinterthür-Schwanebeeck und A. Schulze-Nossen,
bekannt, daß sie den Pantherschwamm auf ihren Pilzwanderungen
als eßbar bezeichnen. |
Herrfurth behandelte kürzlich in Heft 7/8 1918 des .Pilz-
und Kräuterfreund“ (Verlag August Henning, Nürnberg, Tucherstr. 20)
ausführlich die Frage, ob Perl- und Pantherpilz wirklich verdächtig
5 z
124 H. Raebiger: Zur Beurteilung der Genußfähigkeit usw.
oder giftig sind. Er hat sich mit diesen Pilzen über 33 Jahre
besonders beschäftigt und keine Gelegenheit versäumt, die Er-
fahrungen alter erprobter Pilzsammler in den verschiedenen Gegenden
auszuforschen. Ueber 30 Jahre steht er nunmehr auf dem Stand-
punkt, daß beide Arten, vorausgesetzt natürlich im frischen Zustande,
ohne Ausnahme zu genießen sind. wenn sie ihrer Oberhaut ent-
kleidet werden. E
Ich selbst habe den Pantherpilz seit Jahren in den verschiedensten
Teilen unserer Provinz und des Herzogtums Anhalt gesammelt und
in mannigfaltiger Zubereitung ganze, nur aus dieser Pilzform be-
stehende Gerichte ohne (Gesundheitsschädigung genossen. Es ist
allerdings gleich beim Einsammeln die Oberhaut des Hutes abgezogen
sowie der Stiel geschält und bei der Zubereitung das erste Brüh-
wasser abgegossen worden.
In dem von Kolkwitz erwähnten Falle ai ‚dagegen die bei
verdächtigen Schwämmen stets zu beachtende Vorsichtsmaßregel des
Abgießens des Kochwassers keine Berücksichtigung gefunden, denn
er schreibt ausdrücklich, daß das benutzte Wasser zur Ver-
wendung kam.
Außerdem hat er die eingesammelten Pilze, die die Krankheits-
erscheinungen hervorgerufen haben, nicht selbst gesehen, so daß der
Verdacht besteht, daß die ihm nachträglich vorgelegten Exemplare
seitens der betroffenen Personen verwechselt worden sind, zumal
derartige Irrtümer bei der verbleichenden Form des Fliegenpilzes
und anderen giftverdächtigen oder ungenießbaren Amanitaarten den
wenig erfahrenen Sammlern schon unterlaufen sind. |
Näheres über die Verwertung der Pilze unter besonderer Be-
rücksichtigung der als giftig oder verdächtig bezeichneten Schwämme
habe ich in einer Denkschrift niedergelegt, die in Heft 24, Jahr-
gang 27, und Heft 1—3 bezw. 5, Jahrgang 28/1917 der Zeitschrift
für Fleisch- und Milchhygiene (Verlag Rich. Schoetz, Berlin SW, 48)
veröffentlicht ist.
a Va 77V a 9 rn HE En a
A ri ee Kt ai EHEN
Hans Foerster.
Nachruf von Th. Loesener.
(Vorgetragen in der Sitzung vom 21. Dezember 1917).')
Die Wissenschaft und besonders die Naturdenkmalspflege hat
abermals den Verlust eines Mannes zu beklagen, der von einer
elühenden Liebe zu den Schöpfungen der Natur erfüllt mit außer-
eewöhnlicher Tatkraft für die Ziele gewirkt hat, für die auch unser
Verein von jeher eingetreten ist. Dr. Hans Foerster in Barmen
erlag am 6. Dezember 1917 einem langen schmerzvollen Leiden.
Er war geboren am 10. September 1864 zu Pirna in Sachsen
als Sohn des damaligen Rechtsanwalts und Notars, späteren Justiz-
rats, Paul Eugen Foerster. Schon in frühen Jahren mußte er
das Elternhaus seiner schwerleidenden Mutter wegen verlassen und
wurde einige Jahre bei einem Pastor erzogen, der ihn für die Fürsten-
schule St. Afra in Meißen vorbereitete. Im Jahre 1884 bezog er
die großherzogl. technische Hochschule in Karlsruhe in Baden und
studierte dort Chemie bis zum Jahre 1887. Zugleich war er.bei der
Burschenschaft Teutonia eingetreten und mit Begeisterung vertrat,
er die burschenschaftlichen Ideale. Danach ging er nach Freiburg 1e,1br
und promovierte dort 1589 „multa cum laude*.
Nach vorübergehender Beschäftigung in einer Zuckerfabrik in
der Nähe von Liegnitz erhielt er eine Anstellung als Betriebsleiter
in den Farbenfabriken von Dahl & Wülfing in. Elberfeld-Barmen im
Frühjahr 1890, die ihm die Möglichkeit bot, einen Hausstand zu
gründen; und so verheiratete er sich 1893 mit Fräulein Elise Mayer,
die er schon in Karlsruhe lieb gewonnen hatte. Eine überaus glück-
liche Ehe hat nunmehr ihren Abschluß gefunden; außer der Witwe
trauern ein an und eine Tochter um den zu früh Verstorbenen.
') Die in den folgenden Zeilen "enthaltenen biographischen Angaben
_ wurden mir von der Witwe des Verstorbenen freundlichst zur Verfügung
gestellt, wofür ich ihr auch an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank
ausspreche.
126 Th. Loesener: £
Außer seiner Dissertation (siehe Schriftenverzeichnis) hat
Foerster keine Arbeiten chemischen Inhaltes veröffentlicht. Was
er in der Farbenindustrie an Erfindungen, Neuerungen und Ver-
besserungen in dem unter seiner Leitung stehenden Werke erzielte,
konnte wohl von der Firma, der es zugute kam, anerkannt werden,
aber aus begreiflichen ( Gründen natürlich nicht zur Veröffentlichung
gelangen.
Neben seiner beruflichen Tätigkeit beschäftigte sich Foerster
in seinen Mußestunden viel mit burschenschaftlichen Arbeiten, sowie
mit der Niederschrift der Erlebnisse und Eindrücke, die er auf
seinen verschiedenen Reisen gewonnen hatte. ‚Ueber einzelne Ab-
schnitte dieser Tagebücher hielt er . gelegentlich auch Vorträge in
Vereinen vor einem größeren Zuhörerkreise. Später wandte er sich
seiner angeborenen Neigung folgend in den letzten zehn Jahren
besonders auch den Bestrebungen des Heimatschutzes und der Natur-
denkmalspflege zu. Er war es hauptsächlich, auf dessen: Betreiben
im Februar 1910 das Bergische Komitee für Naturdenkmal-
pflege gegründet wurde, das er bis zu seinem Tode als Vorsitzender
geleitet hat. Den Interessen dieser Vereinigung widmete er seither
den größten Teil der ihm übrig bleibenden freien Stunden. An den
Verhandlungen nahm er fast immer persönlich Teil. Jeden Sonntag
benutzte er zu. Ausflügen, um im Gebiete des Bergischen Landes
Beobachtungen in der Tier- und besonders in der Pflanzenwelt
zu machen, ‚bemerkenswerte Funde einzutragen, Messungen an
besonders alten und schönen Bäumen auszuführen, und all die vielen
Vorarbeiten zu leisten, wenn es sich darum handelte, die Aufmerk-
samkeit der leitenden Kreise auf eine schutzbedürftige Art oder ein
besonders schönes, ehrwürdiges oder irgendwie merkwürdiges Rxem-
plar usw. zu lenken. Keine Mühe ließ er sich da verdrießen, keine
Witterung konnte ihn abschrecken, kein Wege war ihm zu weit.
Freilich muß er auch über eine sehr erfreuliche körperliche Leistungs-
fähigkeit und Zähigkeit verfügt haben. Konnte er doch noch in den
letzten Lebensjahren Tagemärsche von 50--60 Kilometer Länge
mühelos zurücklegen. Und so war er durch seine zahlreichen und
ausgedehnten Wanderungen auch bei der Landbevölkerung bald so
bekannt geworden, daß es im Gebiete des Bergischen Komitees, wie,
Oberlehrer Paeckelmann berichtet, kaum einen Bauer gäbe, der
Foerster nicht kannte.?) Durch seine offene und freundliche Weise mit
er H. ee Beitr. zur Naturdenkmalpfl. IV; 1914, S. 366 (Bericht
des Bergischen Komitees von W. Paeckelmann auf der 6. Konferenz für
’
Naturdenkmalpfl., 'S. 42).
Ta
EEE ERNEUT ee
Nachruf auf Hans Foerster. 127
°
den Leuten zu verkehren, hatte er es verstanden, sich ihr Vertrauen
zu erwerben, für seine Bestrebungen Verständnis zu erwecken und
manchen von ihnen so veranlaßt, Exemplare auf ihren Gehöften zu
schonen, die sonst wahrscheinlich der Axt zum Opfer gefallen wären.
Auch durch Vorträge und Veröffentlichungen suchte er in diesem
Sinne zu wirken. Einen solchen durch Lichtbilder erläuterten Vor-
trag, den er am 2. 12. 1916 auf der 8. Naturschutzkonferenz im
‚alten Botanischen Museum in Berlin-Schöneberg vor Kriegsbeschädig-
ten über „Heimatliebe und Naturschutz“ hielt, konnte der Verfasser
dieser Zeilen mit anhören und sich dabei überzeugen, welches Interesse
und was für Begeisterung Foerster bei seinen Zuhörern zu wecken
verstand. Mehrere Aufsätze veröffentlichte er im Sonntagsblatt der
„Barmer Zeitung“ über die bemerkenswertesten Bäume im Bergisch-
-Märkischen Lande Bei der Herausgabe der „Mitteiluneen“ des
5 - N Io)
Bergischen Komitees ‚war Foerster wohl der tätigste Mitarbeiter.
Außer verschiedenen anderen Arbeiten veröffentlichte er darin auch
einen inhaltreichen Nachtrag zu seinen Artikeln in der „Barmer Zeitung“.
Mit der Herausgabe eines zusammenfassenden größeren, mit 15 schönen
Tafeln ausgestatteten Werkes über seine bisherigen Ergebnisse, eines
„Baumbuches“, in dem ein nach Regierungsbezirken und Kreisen
eeordnetes Inventar aller bemerkenswerten Bäume des (Gebietes
cegeben wird, war er beschäftigt, als ihn der Tod ereilte. Doch
hat er wenigstens den größten Teil der Korrekturen noch erledigen
können.°)
Von allen Pflanzen aber war es die Hülse, //ex Aqwfolium L.,
die der Verstorbene am meisten in sein Herz geschlossen hatte.
Ihre Lebensbedingungen, blütenmorphologischen und biologischen
Verhältnisse, ihre Verbreitung in seiner Gegend, und alle Fragen.
die mit ihr irgendwie in Zusammenhang stehen, hatten ganz besonders
seine Aufmerksamkeit wachgerufen. In einer sehr anregend ge-
schriebenen längeren Arbeit, die unter dem Titel „Die Hülse oder
Stechpalme, ein Naturdenkmal“ als besonderes Heft der von der
Staatlichen Stelle für Naturdenkmalpflege herausgegebenen „Vorträge
und Aufsätze“ erschienen ist, hat er seine Beobachtungen über diese
Pflanze zusammengestellt. Darin macht er u. a. auf die bemerkens-
werte Tatsache aufmerksam, daß spontane Hülsenkeimpflanzen oder
aus solchen, und nicht aus Wurzelausschlägen, hervorgegangene
junge Pflänzchen so außerordentlich selten anzutreffen seien. Be-
3) Nach einem von H. Conwentz und F. Moewes verfaßten, warm emp-
fundenen Nachrufe vom 14. XII. 1917, der von der Staatl. Stelle für. Naturdenk-
malpflege in Preußen an die Komitees f. Naturdenkmalpfl. versandt worden ist.
128 Th. Loesener:
sondere Beachtung verdient auch der von ihm beschriebene Fall von
(seschlechtswechsel, den er an einem mächtigen, alten, ursprünglich
weiblichen Hülsenexemplar, das. er einige Jahre später männlich
blühend wieder antraf, beobachtet hat und das, nach Ankauf durch
das Bergische Komitee, unter dem Namen „Dr. Foerster-Hülse* grund-
buchamtlich eingetragen, nunmehr als Naturdenkmal gesichert ist.
Die Beschäftigung mit der Stechpalme führte auch mich mit
Foerster zusammen und bald hatte sich ein lebhafter Briefwechsel
über die Natur dieser eigenartigen Pflanze zwischen uns entwickelt,
der uns auch persönlich näher brachte. Für die Zeit nach dem
Kriege waren gemeinschaftliche Ausflüge nach den wichtigeren Stand-
orten geplant. Es trat der Tod dazwischen. Ein heimtückisches
Leiden, das in seinen ersten Anfängen bis zum Beginn des Jahres 1912
. zurückreichte, machte wiederholte Kiefernoperationen notwendig. Nach‘
der siebenten, die im April 1917 vollzogen werden mußte, konnte der
Arzt seinen Angehörigen den Ernst des krebsartigen Zustandes nicht
mehr verbergen. Doch blieb der hoffnungslos Kranke selber trotz der
heftigsten Schmerzen, die ihn tagsüber und nachts quälten, bis an
sein Ende hoffnungsfroh und tätig mit eiserner Energie. Auch ich
verliere in dem Entschlafenen einen liebenswerten, lebensfrohen und
so arbeitsfreudigen Freund.
| Unser Verein hatte Foerster in Anerkennung seiner Verdienste
um die floristische Erforschung des Bergischen Landes und um die
Naturschutzbestrebungen erst vor kürzem zum korrespondierenden
Mitgliede ernannt. Dieselbe Ehrung hatte ihm auch die Natur-
wissenschaftliche Gesellschaft Isis in Dresden zum Ausdruck gebracht.
Seine selbstlose Schaffensfreudigkeit bleibe uns ein Vorbild,
sein Andenken bei uns in Ehren!
> . *K
Verzeichnis seiner Schriften.
Beiträge zur Kenntnis des Diphenyltrichloraethans und seiner Homo-
logen, Inaugural-Dissertat. Freiburg i. Br. 1889. |
Hervorragende und eigenartige Bäume im Bergisch-Märkischen Lande.
I. Sonntagsblatt zur Barmer Zeitung Nr. 85 vom 16. April 1910.
Desgl. II. a. a. ©. Nr. 248 und 254 vom 22. und. 29. Oktober 1910.
0 SINE: SE NTEAT 2 Gvom 293. Marzel did u .
NG: n Nr. 129 und 134 vom 3. und 10. Juni 1911.
5 1) h Nr. 289 vom 9. Dezember 1911.
MEERE, 5 Nr. 105 und 111 vom 4. und 11. Mai 1912.
SE ENAE H Nr. 223 und 229 vom 21. ind 28. September 1912
Nachruf auf Hans Foerster. 129
Deso]. VII. a.a. 0. Nr. 85:und 9l’vom 12. und 19. Apııl 1913.
IN, Nr. 227 und: 233 vom 27. Sept. und 4. .Okt. 1913
DES, Nr. 68. 74 und 80° vom 21. und 28. März und
4, April 1914. |
Bergisches Komitee für Naturdenkmalpflege. Barmer Zeitung Nr. 251,
Jahrgang 1911. |
Zum Schutze der Hülsen. Sonntagsblatt zur Barmer Zeitung Nr. 35
vom 10. Februar 1912.
Pflanzen und Tiere in Tümpeln und Meichen des Bergischen Landes,
ihre Gefährdung und ihr Schutz. A.a. 0. Nr. 271 vom 16. No-
vember 1912.
Naturdenkmäler im Oberbereischen. Mitteilungen des Rheinischen
Vereins für Denkmalpflege und Heimatschutz, 5. Jahrg., 1912,
Heft 2.
Die Stechpalme oder Hülse (lex agquwifolum). Zeitschrift „Natur“,
Leipzie (Th. Thomas), 1913, Heft 18.
Die Stechpalme als Naturdenkmal. Mitteilungen des Bergischen
Komitees für Naturdenkmalpflege. Heft 1, Elberfeld (B. Hart-
mann), 1913, p. 11—20, mit 5 Aobıldnmen
Naturdenkmalpflege. Vortrags-Sammlung des Informationskursus für
weibliche Jugendpflege vom 7. bis 10. Juni 1913 in Barmen.
Herausgegeben vom Ausschuß für weibliche Jugendpflege In -
Barmen. ;
Etwas über alte dieke Bäume. Wanderbuch für die Bärmer Jugend,
2. Jahrgang, 1913. 2%
Wanderungen zu Naturdenkmälern, II. - „Im Oberbergischen“. Barmer
Zeitung Nr. 185 vom 13. August 1913, und andere Taagesblätter.
Die Hülsen. Heimatschutz-Flugblatt für Volk und Jugend im Bergischen
Lande. Herausgegeben vom Rheinischen Verein für Denkmal-
pflege und Heimatschutz, sowie vom Bergischen- Komitee für
Naturdenkmalpflege, Dezember 19159.
Wanderungen zu Naturdenkmälern, IV. „Im Banne der Homert*.
Barmer Zeitung Nr. 27 vom 2. Februar 1914, und andere
Tasesblätter.
Naturschutz und Naturdenkmalpflege. Rheinischer Bauer, 92. Jahrg.
Nr. 7 vom 14. Februar 1914. (Cöln, Vereinsschrift des Rhein.
Bauern- -Vereins.)
Desel. Landwirtschaftl. Zeitschrift für die heran nal, 15. Jahre.
‘(neue Folge) Nr. 7, Bonn, 13. Februar 1914.
Desgl. Feld und Wald, landwirtschaftlicher Anzeiger für ganz
Deutschland, 33. Jahrg., Nr. 12, Essen (Ruhr), 20. März 1914.
Verhand!. des Bot. Vereins f. Brandenb. LX. 9
150 Th. Loesener: Nachruf auf Hans Foerster.
Schützt die Natur! Wanderbuch für die Barmer Jugend, 3. Jahrg.,
1914. | | e
Naturschutzwanderungen in der Kriegszeit. Mitteilungen des Bere.
Komitees für Naturdenkmalpflege, Heft 2/5, 1916. S. 1—7,. mit
Abbildungen.
Die Kerspetalsperre. A.a. 0. 8. 16—18, mit Kartenskizze.
Der Wald in den Naturschutzgebieten (nämlich der Kerspetalsperre).
A.a.0., 8. 18—19.
Die höher stehenden Pilze in den on Desgl.
Na 0, Ss ae ER
Hervorragende und eigenartige Bäume im \ Bereisch- Märkischen Lande.
Nachtrag zu den Baumartikeln 1—10. A.a. OÖ, S. 52—104,
mit 3 Abbildungen.
Die Hülse oder Stechpalme, ein Naturdenkmal, „Naturdenkmäler“,
Vorträge und ‚Aufsätze, herausgegeben von der Staatlichen
Stelle für Naturdenkmalpflege, Band II, 3. Heft 13. Berlin
‘(Gebr. Borntraeger) 1916. 47 Seiten.
Bäume in Berg und Mark sowie einigen angrenzenden Landesteilen.
Herausgegeben vom Bergischen Komitee für Naturdenkmalpflege.
Berlin 1918, Gebr. Borntraeger. 168 Seiten und 15 Tafeln.
Einiges über Ilex agqwifolium L. im Bergischen Lande und seinen
angrenzenden Gebieten, in Mitteilungen der Deutsch. Dendroloe.
Gesellschaft 1919 (noch nicht erschienen).
Bericht über den Ausflug |
des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg
in das Tal der oberen Löcknitz am 26. Mai 1918,
Von
‚ H. Harms.
Wie in den vergangenen Kriegsjahren, so haben wir auch
diesmal von einer Frühjahrsversammlung abgesehen und uns auf
einen Frühjahrsausflug beschränkt. Unser zweiter Vorsitzender,
Herr E. Jahn, schlug das östlich von Erkner oelevene Gebiet der
oberen Löcknitz vor, das der Verein noch nicht besucht hatte. Die
Herren Jahn, Duysen, Osterwald und Schumacher trafen auf
einer Vorexkursion die nötigen Vorbereitungen; ganz besonderer
Dank gebührt den Herren F. Schumacher, der die Gegend von 'einem
vierjährigen Aufenthalt im Dorfe Kagel (östlich von Rüdersdorf) gut
kennt und uns auf die wichtigsten floristischen Besonderheiten des
(ebietes hingewiesen hat, und E. Ulbrich, der uns seine während
des Ausflugs gemachten Notizen für den Bericht zur Verfügung stellte.
Am Sonntag, den 26. Mai 1918, trafen auf. dem Bahnhof Fang-
schleuse um '/;11 Uhr über 30 Teilnehmer des Ausfluges ein, denen
sich, später noch Herr Osterwald zugesellte Anßer zahlreichen
- Mitgliedern des Vereins, unter denen sich viele ältere befanden (wie z. B.
die Herren Bock, Born, Charton, Gerber, Kammann, hoeske,
- Matzdorff, Strauß u. a.) nahmen an dem von prächtigem sonnigem,
‚aber kühlem Wanderwetter begimstigten Ausfluge noch mehrere
- Gäste teil, die Herren Zoologen Dr. Paul Schulze (Charlottenburg)
"und Resgerungsrat Dr. Zeller, sowie Herr Dr. Bullrich,. ferner
unser Kollege Herr P. Dusen aus Schweden, der verdienstvolle
Erforscher der südamerikanischen Flora und angesehene Bryologe,
außerdem die Töchter unserer Mitglieder, Fräulein Gerber und
- Fräulein Matzdorff. Wir alle aber mußten die erstaunliche Rüstig-
keit unseres hochbetagten Ehrenmitgliedes Herın L. Wittmack
bewundern, den der mehrstündige Weg nicht ermüdete.
"ge
x
192 H. Harms:
Nach einem anfangs einförmigen Wege längs der Bahn von
Fangschleuse ostwärts durch Kiefernwald (mit einer eigenartigen
Mischflora von Kiefern- und Laubwaldbegleitern: Convallarıa ma,jalıs,
Majanthemum bifolium, Polygonatum offieinale, Vincetoxicum offieinale.
Genista germanica und ypilosa, Campanula persicifolia, BRamunculus
hulbosus, Arabis arenosa, Silene nutans, Vieia angustifolia), wobei
uns ein einzelnes Exemplar von Osmunda regalis (zusammen mit
Pteridium, Vaecinium vitis idaea und myrbllus) überraschte, über-
schritten wir die Bahn, um nach Klein-Wall zu gelangen.
Hier bemerkte man u. a. ein Exemplar der bekanntlich bei Rüders-
dorf in großen Mengen auftretenden, bei uns eingeschleppten
osteuropäischen Crucifere Bunias orientalis. Herr Loeske fand an
der Brücke das seltene Moos Amblystegium Juratzkamım. Zwischen
dem Bahnübergang und Kl. Wall: im Kiefernhochwald vereinzelt
Scorzonera humilis, BRameschra secunda, Sreglingia deceumbens und
Polygonatum offieinale; in einem Luch links vom Wege viel Orchis
latifolia und incarnata, Triglochin palustre, Orepis pahıdosa, Bestände
von Carex diandra, panieulata u. a. Bei Kl. Wall viele schöne
Linden und Spitzahornbäume; im Wasser der Löcknitz viele See-
rosen (Nuphar Iuteum) mit Wasserblättern. Von Kl. Wall an wird ’
der Wald üppiger, mit grasigem Untergrund (Arrhenatherum elatzus).
Wir betreten das von ziemlich breitem Wiesengürtel umsäumte Tal
der oberen Löcknitz. Streckenweise sind die Kiefern zur Harz-
gewinnung angeschlagen; sie liefern freilich meist nur spärliche
Ausbeute, doch der Krieg hat zu dieser Maßnahme sezwungen, da
uns das sonst aus dem Auslande bezogene Harz fehlt. In diesem
Waldgebiete bis nach Rüdersdorf ist Astragahıs danieus') nicht selten.
Fine zweite im Gebiete recht verbreitete bemerkenswerte Art ist
die bereits erwähnte Scorzomera humilıs’).
Die größtenteils sumpfigen oder nassen Wiesen des Löcknitz-
tales bieten die für solche charakteristische Flora, 2. B. Eriophorum
polystachyum, Carex dioica, flava, Oederi, panicea u. a., Orchis latifolia,
O. incarnata, Valeriana diorca, Pol ol amanra (bemerkenswert, weil
auf nassem Boden, in Moospolstern), Lysimachia thyrsiflora, FHieraeium
auvieula, Polygala comosa, Caltha palustris. . Mr
Im Kiefernwalde finden sich u. a. Ulmaria pentapetala, Thalictrıum
fleeuosum, Peucedanum oreoselinum, Astragalus danieus, Polygala
') Ascherson, Fl. Prov. Brdbg. 154: Rüdersdorfer Kalkberge (als
A. hypoglottis). |
®) Ascherson, |. ec. 371: Friedriehshagen; Woltersdorfer Schleuse. °
[4
|
Bericht über den Ausflug in das Tal der oberen Löcknitz. 199
vulgaris und seltsamerweise in beträchtlicher Menge Asperula tinctorza,
eine Art sonniger Hügel und trockner Wälder, die nur sehr zerstreut
in der Mark auftritt’). Ferner G@alum boreale, Arabis hirsuta, Selinum
- carvifolia, vielfach - Trrfolium alpestre, vereinzelt Turrits glabra. Die
interessanteste Pflanze dieser Wälder ist die lieblich duftende, lila-
bläulich blühende Scorzonera purpurea’), die wir mehrfach in Blüte
antrafen, besonders bei den Rabenbergen. Dort fand sich auch
Polygala vulgarıs mit weißen Blüten. Am Anfang des Postfenns
konnten wir einen Standort der bereits in voller Blüte stehenden
Linnaea borealis besichtigen, die hier an mehreren Stellen sich
findet. :Nach Ascherson (l. c. 270), der übrigens diesen Standort
noch nicht nennt, blüht die Pflanze etwa vom 5. bis 20. Juni (also.
nicht vor seinem Geburtstage, dem 4. Juni): die ungewöhnlich frühe
Blütezeit hängt offenbar mit dem warmen April des Jahres zu-
sammen. Im Postfenn, das einen ausgedehnten, fast reinen Bestand :
von Eriophorum vagınatım bietet, wurden u. a. beobachtet: Zedum
palustre (stellenweise mit Chrysomy.xa Ledi; daher vielleicht der Name
Porstfenn) und Vaceinium oxycoccus reichlich blühend, Sphagnum
euspidatum viel im Wasser der Torfstiche; im Kiefernwald am Fenn
Lyeopodium elavatum und in der Nähe (nach Schumacher) Pirola
umiflora. — Vom Postfenn ging es durch den Wald nach Alt-Buchhorst
(Rubus saxcatilıs, Astragalus damicus, Genista germamica, Seorzoneru
humelis); auf dem Wege Ara praecox und ihr steter Begleiter
caryophyllea, viel Potentilla verna, vereinzelt Oynmoglossum officinale.
Erst gegen 5 Uhr trafen wir in Alt-Buchhorst am Möllensee ein,
wo wir in Wilh. Haase’s Gasthaus zu Mittag aßen. Unser Ehren-
mitglied, Herr J. Winkelmann (Stettin), hatte in einem Schreiben
an Herrn Jahn sein Bedauern ausgesprochen, daß er wegen Er-
krankung an dem Ausfluge nicht teilnehmen konnte. Einen Gruß
sandte uns auch der 2. Z. an der Westfront kämpfende Herr
Nauwerck.’)
2) Ascherson, 12e: 27022 Zw: Friedrichshagen und Schöneiche; Rüdersdorf.
Kalkberge. :
*) Der Standort oder ein nahegelegener ist in Ascherson’s Fl. 372 Kicht
genannt; vielen Mitgliedern des Vereins ist die seltene Art aus der Umgegend
von Potsdam (Baumgartenbrück) bekannt. Ascherson nennt sie eine der
' schönsten Pflanzen unserer Flora; der Wohlgeruch (etwas vanille-ähnlich) ver-
schwindet bald nach dem Aufblühen.
’) Unser hoffnungsvolles kenntnisreiches Mitglied, A. Nauwerck, Ober-
' lehrer an der Oberrealschule in Berlin- -Steglitz, ist bald darauf, nachdem er
noch einen kurzen Heimatsurlaub genossen hatte, am 24. Juni 1918 auf dem
westlichen Kriegsschauplatze gefallen.
134 Ä Ä H. Harms: ,
Auf dem Wege von Alt-Buchhorst nach Rüdersdorf, der durch
teilweise etwas hügeliges Gebiet und schönen Wald führt und manche
Abwechselung bietet, wurden wieder Astragalıs danzcus und Scorzonera
Jnumulis bemerkt. Auch ARamischia secunda kommt hier vor, ferner
Pirola minor vereinzelt, Ramumeulus polyanthemos, wjel Silene nutans
und Zappa nemorosa, in schönen Gruppen Ajuga genevensis, IN einem
Eichen- und Birkenbestand viel Zathyrus montanus in verschiedenen
Formen. In einem Waldtümpel rechts vom Wege wuchsen Lysömachia
thyrsiflora, Ranuneulus aquakilis und flammula; auf einem Kiefern-
baumstumpf Stemonztis flaceida. Schließlich schwindet der Wald und
wir betreten die Felder vor dem hochgelegenen Dorf Rüdersdorf,
auf denen uns u. a. Anthemas ruthenica auffiel. Dann ging es abwärts
in den Alten Grund, wo im Gasthaus zum Dampfboot Kaffee ge-
trunken wurde. Nach 6 Uhr unternahm man dann noch unter der
Führung von Herrn Schumacher einen halbstündigen Spaziergang
in die Kalkberge (Stipa capillata spärlich an einer Stelle, Anemone
silvestris, Viola hirta, Salvia pratensis, Astragalus arenarius). Um 7 Uhr
fuhren wir mit der Straßenbahn nach Friedrichshagen zurück. Während
der Fahrt fiel uns bald hinter Kalkberge ein Kieferngehölz mit
prächtig blühendem Ginster (Sarothammus. scoparzus) auf; bei Schön-
eiche bemerkte man an einer Stelle einige Bäume von Castanen satıva
und Prumus serotina als Alleebäume. nr
Der vortrefflich gelungene Ausflug hatte den “Teilnehmern
mannigfache Anregung und Belehrung geboten und wird vielleicht
manche veranlassen, diese wenig bekannte Gegend noch einmal zu
durchstreifen. Allen denen, die zu dem Gelingen des Ausfluges bei-
getragen haben, sei hiermit herzlicher Dank des Vereins ausgesprochen!
Herr Dr. Paul Schulze hatte die Freundlichkeit, uns die folgende
Liste der auf dem Ausfluge von ihm gesammelten Gallen mitzuteilen:
Schizomyia galiorum Kieff. auf Galim verum.
Rehopalosiphum ligustr Kalt. auf Ligustrum vulgare.
Errophyes labeinetus thyrsiflorinus Nal. auf Lysimachia thyrsiflora.
Onaphalodes strobilobius Kalt. auf Picea ewcelsa.
Eriophyes piri piri Nal. \-
E. piri marginemtorquens Nal. J
Eriophyes diversipunctatus Nal.
Thecabius affinis Kalt. " auf Populus nigra,
- Pemphigus filaginis Ponse. |
Eriophyes simiks Nal. auf Prumus spinosa.
Emura leueostieta Htg. auf Salix capreu (2).
auf Pıirus commmumıs.
cht über den Ausflug in das Tal der oberen Löcknitz. 135
BEriophyes tetratrichus Nal.
Be. bliae Eiliae Nal.
| . tilice exilis Nal.
a Tiosoma Nalı 2}
lipiceeidien: Eriophyes tiliae liosoma Nal. anf Er. tetratrichus Nal. a
| _Tilia ulmifolia. )
y auf Tilia platyphyllos.
R 6) Man vergl. auch: P. Schulze, Mischgallen und behaarte Hörnchen-
% gallen bei unseren Linden (Sitzungsber. Ges. Naturforsch. Freunde Berlin 1917,
r. 8—10, S. ‚519; ferner 1916, S. 222); behandelt Mischgallen zwischen dem
enden Bord tiliae Nal. und dem filzrasenerzeugenden Er.
tiliae liosoma Nal. — Den Begriff der Epicecidie hat H. Hedicke aufgestellt
(Sitzungsber. Ges. Naturforsch. Fr. 1914, S. 425); es sind solche Mischgallen,
bei denen der Mutterboden der sekundären Galle ein typisches Gallengewebe
ist, - = sr Harıns.
Tagesordnung
der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre.
Die Sitzungen fanden vom November bis März im Restaurant
„Zum Heidelberger“ in Berlin (Dorotheenstr. 16), vom April‘ bis
September im Hörsaal des Kgl. Botanischen Museums in Dahlem
statt und wurden von dem ersten Vorsitzenden, Herrn A. Weiße,
geleitet. |
Sitzung vom 16. November 1917.
‚Der Vorsitzende berichtete über einen Unfall unseres hoch-
betagten Ehrenmitgliedes, Herrn S. Schwendener, der kürzlich
unter ein Automobil geraten war und besinnungslos nach einer Unfal-
station gebracht werden mußte. Bei einem Besuche in der Wohnung
fand der Vorsitzende ihn schon außerhalb des Bettes, sodaß glück-
licherweise keine Gefahr mehr vorlag, — Die Senckenbergische
Naturforschende Gesellschaft in Frankfurt a. M. hatte den Verein
‘zur Feier ihres 100jährigen Bestehens am 22. November 1917 ein- _
geladen. Da der Verein nicht in der Lage war, einen Vertreter
zur Feier dorthin zu senden, so schickte er folgendes Glückwunsch-
schreiben, das der Vorsitzende in der Sitzung verlas: |
Der Sencekenbergischen Naturforschenden Gesellschaft
zu Frankfurt am Main
übersendet anläßlich der
Feier ihres 100jährigen Bestehens der Botanische
Verein der Provinz Brandenburg die herzlichsten und
aufrichtigsten Glückwünsche.
Die altehrwürdige, um die Entwicklung der Naturwissen-
schaften so hochverdiente Gesellschaft kann nun auf eine
außergewöhnlich lange und erfolgreiche Wirksamkeit zurück-
blicken. Sie hat durch ihr wohlbegründetes wissenschaftliches
Ansehen einen nicht geringen Anteil an der Gründung der Frank-
furter Universität. Möge es ihr, der alten, vergönut sein, in
Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre. 197
wechselweiser Anregung mit dieser neuen Hochburg der Wissen-
schaften auch in Zukunft ihre idealen Aufgaben zu pflegen,
möge sie weiter blühen, wachsen und gedeihen!
Mit unserm Verein, der ja nur einen kleinen Teil aus
dem umfassenden Gebiet behandelt, das die Senckenbergische
Gesellschaft zum Felde ihrer Tätigkeit erkoren hat, bestehen
herzliche und freundschaftliche Beziehungen, die durch den
bald 50 Jahre umfassenden Austausch der beiderseitigen wissen-
schaftlichen Veröffentlichungen auch äußerlich zum Ausdruck
kommen. Möge sich dieses gemeinsame Band stets als ein
festes erweisen.
Berlin-Dahlem, im November 1917. ;
Der Vorstand
d. Bot. Ver. d. Prov. Brandenburg.
Herr Dr. Hans Foerster in Unter-Barmen, der kürzlich zum
korrespondierenden Mitgliede gewählt worden war, sandte ein vom
Vorsitzenden verlesenes Dankschreiben. |
Herr H. Harms berichtete, daß Herr Oberpfarrer Dr. G. Küken-
thal nach langer Gefangenschaft auf Korsika nunmehr in der Schweiz
(Heiden, Appenzell) interniert sei, während unser ‘Mitglied Herr
Hermann-Bernburg immer noch in Korsika festgehalten werde. —
Uebrigens ist Herr Kükenthal seit Dezember wieder in der Heimat
(Coburg). Vergl. auch Verh. LIX (1918) S. 165 und 176.
Herr Emmerling teilte mit, daß Herr Lutze-Sondershausen
sein aus 60—80 Paketen bestehendes Herbar Thüringer Pflanzen
billig verkaufen wolle.‘
Herr Loesener besprach einiges aus dem Inhalte einer im
Jahre 1919 zum Abdruck gelangenden Abhandlung von Dr. H. Foerster
über das Vorkommen von Zlex aquifolium im Bergischen Lande, und
behandelte besonders die Beobachtungen Foersters über Geschlechts-
wechsel bei dieser Art. — Auf eine Anfrage von Herrn J. Gerber,
ob auch bei anderen Pflanzen schon Geschlechtswechsel beobachtet
sei, wies Herr Graf von Schwerin!) auf eine eigene Arbeit über
derartige Vorkommnisse bei den Weiden hin.
1) Geschlechtsveränderung bei diözischen Gehölzen (Gartenflora LV. [1906]
285). Andere Fälle dieser Art habe ich erwähnt in Naturwissensch. Wochen-
schritt XXIV. (1909) 672 und 703; bei Weiden hat ©. von Seemen Aende-
rungen in der Verteilung der Geschlechter in verschiedenen Jahren beobachtet -
(Verh. des Bot. Ver. d. Prov. Brdbg. XXVII. 1886 (1887) 1—15, und Oesterr.
Bot. Zeitschr. XLV. [1895] 254). — Aehnliche Fälle hat man in neuerer Zeit
135 Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre.
Herr H. Harms legte vor und besprach die beiden jetzt besondere
Beachtung verdienenden Arbeiten unseres Mitgliedes, Herrn F. Pax-
Breslau, über die polnische Flora: 1. Die pflanzengeographische
Gliederung Polens (Sonderabdruck aus der Zeitschrift der Gesellsch.
Erdkunde Berlin 1917, Nr. 5, Seite 2850— 284), 2. Die Pflanzenwelt
Polens (Sonderabdruck aus: Handbuch von Polen, Beiträge zu einer
allgemeinen Landeskunde, herausgegeben von der Landeskundlichen
Kommission beim Generalgouvernement Warschau, 1917, Seite 179— 212),
von denen die erste nur eine vorläufige Zusammenfassung des in der
zweiten ausführlich gebotenen Stoffes ist. In der letzteren behandelt
(ler Verfasser der Reihe nach die Geschichte der botanischen Erforschung,
Polen als Glied der sarmatischen Provinz, Gliederung der Pflanzenwelt,
Entwicklungsgeschichte der Flora, Literatur; 6 Tafeln mit Vegetations-
ausichten und 2 die wichtigsten Vegetationslinien des Gebietes dar-
stellende Karten sind beigefügt. Das Gebiet umfasst das ehemalige
Kongreßpolen, das Verfasser auf verschiedenen Reisen nach allen
richtungen kennen gelernt hat. Die bei uns wenig bekannte polnische -
Literatur ist viel reichhaltiger, als män oft annimmt; zahlreiche
polnische Forscher werden für die Zeit von 1425 bis jetzt genannt,
Chr. Kluk (1739—1796) gilt als Begründer der polnischen Floristik.
Für uns hat die Flora Polens ein besonderes Interesse wegen der
Uebergänge von Mitteleuropa nach Osteuropa; bis zur Weichsel reicht
ohne Zweifel jenes und erst jenseits dieses Tales erinnert das Land
schon aiı die Gebiete im Osten der Bugniederung. Es wird der
Verlauf wichtiger pflanzlicher: Verbreitungsgrenzen behandelt: zu
nennen ist besonders die Buche, der Charakterbaum Westeuropas,
der an der Ostgrenze Polens längst erloschen ist und dieses Land
wie auch noch viel schärfer der Efeu zu Mitteleuropa weist. Das
Land zwischen Weichsel und Bug zeigt deutliche Anklänge an Ost-
bei Myrıca gale beobachtet (A. J. Davey and M. Gibson, On the distribution
of monoecious plants and the oceurrence of hermaphrodite flowers in Myrica gale,
with observations on variations of sex, in Journ. of Bot. LV. [1917] 63). Zwischen
Pflanzen oder Schößlingen, die bezeichnet worden waren und in aufeinander-
folgenden Jahren beobachtet wurden, zeigten einige während einiger Jahre
einen progressiven Wechsel von weiblichen zu männlichen Stadien, z. B. zeigten
Pflanzen, die 1913 reichlich gefruchtet hatten, im Jahre 1914 gemischte Schöß-
linge und im Jahre 1915 wurden sie nahezu völlig männlich. Im Jahre 1916
wiesen mehrere solche Fälle Anzeichen von entgegengesetztem Wechsel auf.
Einige Pflanzen scheinen ständig im Geschlecht zu schwanken, während andere
durch 'viele Jahre konstant bleiben. — Vergl. ferner H. Schneider, Ueber
einen Fall von partiellem Geschlechtswechel bei Mereurialis annua Q (Zeitschr.
Pflanzenkrankheit. XXV, 3. (1915) 129; Bot. Centralbl. Bd. 132. Nr. 7. [1916] 166). —
H. Harms.
Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre. 139
europa, wie auch der Verlauf gewisser Vegetationslinien bestätigt,
die parallel mit Weichsel und Bag in der Nähe des Hauptstroms
nordwestwärts verlaufen; östliche Typen wie Gymmnadenia cueullata,
. Arenaria graminifolia, Stellaria crassifolia, erlöschen in der Nähe der
Buchengrenze. Polen hebt sich, trotzdem es sich nicht allseitig
geographisch scharf umgrenzen läßt, doch durch bestimmte pflanzen-.
geographische Charaktere von seiner Umgebung etwas ab; allerdings
verschwindet auf weite Strecken im Westen eine deutliche Grenzlinie,
‚während sich solche gegen den Süden in der subkarpathischen
Niederung, gegen den Norden im baltischen Höhenrücken, gegen den
Osten im Sumpfgebiet des Polesie festlegen lassen. Mit dieser
Abgrenzung steht der Verlauf wichtiger Vegetationslinien im Einklang;
Pflanzen westlicher und südlicher Heimat (Buche, Efeu ete.) finden
an der Buslinie die letzten Bedingungen ihres Gedeihens, östliche
Typen verschwinden dort. Trotzdem die politische Westgrenze Polens
nicht natürlich ist, gibt es doch einige Arten südöstlichen Ursprungs,
(die an der Reichsgrenze verschwinden oder bald aufhören (Cinuerfuga
foetida, Prumus fruticosa). An der Südgrenze Polens findet die reiche
Karpathenflora rasch ihr Ende, wenn auch einzelne Arten die Rand-
linie nach Norden nicht unerheblich überschreiten und als Glieder
Südpolens in der Waldflora des Mittelgebirges erscheinen (Huphorbia
amygdaloides). Am baltischen Höhenrücken, an der Nordgrenze Polens,
häufen sich wieder die Vegetationslinien; hier ‚biegen die Grenzen
östlicher und nordöstlicher Arten in charakteristischer Weise nach
Westen um, Polen aus dem Areal ausschaltend oder es einschließend
(Betula humclis, Campanula sibirica, Vrolu canına), das (Gouvernement
Suwalki wird botanisch von Polen getrennt. Im allgemeinen beherbergt
Polen ohne Zweifel mitteleuropäische Vegetation, freilich durch das
Auftreten gewisser Arten stark beeinflußt. Es ist der sarmatischen
Provinz Englers zuzurechnen, in -der atlantische Sippen fast canz.
fehlen (wie z. B. Erica fetralic); nur sehr wenige Typen westeuropä-
ischer Herkunft dringen in das Gebiet weiter ein (Zydrocotyle vulgaris,
Genista pilosa, Sarothamnmus), denen gegenüber die östlichen Ein-
wanderer auf polnischem Boden erheblich an Bedeutung gewinnen
(wie z. B. Evonymus verrucosus). — Einen großen Raum beanspruchen
in Polen sowohl Sandfelder- wie Moore; Polen ist relativ waldarm
bis mäßig bewaldet, der herrschende Baum ist die Kiefer, nur der
Süden ist reich bewaldet, "wo im polnischen Mittelgebirge Edeltanne
und Buche die Höhen schmücken. Typische Felsenflora hat nur der
Süden, wo wir auch eine Kalkflora finden. In drei Bezirken haben
wir eine Salzflora. — Nord- und Mittelpolen zerfallen in kleinere
140 Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre. -
Gebiete, die weniger dureh die Formation oder durch Verschieden-
heiten im Landschaftsbilde von einander abweichen als durch gewisse
Vegetationslinien, freilich von Arten, die nicht gerade zu den häufigeren
gehören. Das mittlere Weichseltal bildet den östlich bis etwa zum
Narewtal reichenden masowischen Bezirk. Die Vegetationslinie der
Buche trennt die westlichen Grenzlandschaften als kujawischen Bezirk
ab. Oestlich vom Narewtal und der Weiehsel treten Typen östlicher
Herkunft stärker in den Vordergrund; da haben wir den ostpolnischen
Uebergangsbezirk. An ihn schließt sich im Norden die seenreiche.
Suwalkier Platte, die eine verbindende Brücke bildet zwischen der
preußisch-baltischen Platte und dem litauischen Hügellande. Viel
deutlicher als in Mittel- und Nordpolen heben sich im Süden einzelne
Bezirke durch die Eigenart ihrer Flora hervor. Am besten ist der
Bezirk des polnischen Jurarückens von Krakau bis Üzenstochau
gekennzeichnet, dem eine große Zahl Arten ausschließlich zukommen.
Der schmale Streifen zwischen dem polnischen Jura und der Reichs-
grenze, stark beeinflußt von oberschlesischer Vegetation, kann als
westpolnischer Grenzbezirk bezeichnet werden. Auch der Bezirk des
polnischen Mittelgebirges ist gut abgegrenzt. Der Bezirk des klein-
polnischen Hügellandes umfaßt das nach Ausschluß der genannten
Landschaften Südpolens übrigbleibende Gebiet links der Weichsel,
das eine Kalkflora mit stark montanem Einschlag hat. Am Südrand
‚dieses Gebietes haben wir den Bezirk der Pinczow-Sandomierzer
Lösszone. Die Weichsel scheidet in ihrem Verlauf zwischen Sando-
mierz und Pulawy von, den am rechten Ufer gelegenen Hügelland-
schaften Südpolens den Bezirk des Lubliner Hügellandes. — Möge
die verdienstvolle Arbeit des Verfassers, einer ersten Autorität auf
dem Gebiet osteuropäischer Floristik, zu weiteren Forschungen in Polen
und den Grenzlanden anregen! Das Verständnis auch unserer Flora
der Mark können diese Studien nur fördern helfen.
Herr E. Jahn legte Exemplare von Acer campestre f. suberosa
aus Holstein (Uklei-See) vor. An der lebhaften Erörterung über
Ausbildung von Korkleisten an Sträuchern und Bäumen nahmen die
Herren Loesener (Zvonymus; hier die Korkbildung bisweilen Art-
charakter, in anderen Fällen nur gelegentliches Auftreten von Kork
bei gewissen Formen einer Art), Jahn (Hinweis auf die Angaben
über den Bau dieser Leisten bei De Bary), Graf v. Schwerin
(Vorkommen bei Acer, Ulmus, Populus, Fraxinus ete.), Herter und
Wittmack teil. a
Herr Fr. Duysen sprach über die Einwirkung des strengen
Winters und der sommerlichen Dürre auf die Schädlinge. Es hat
G
VE
A
Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre. ‚141
sich gezeigt, daß die letzteren durch die ungünstigen klimatischen
Verhältnisse nicht gelitten haben, vielmehr in äußerst verheerender
Weise viel schlimmer als sonst aufgetreten sind, wofür er verschiedene
Beispiele nannte und vorlegte (Kartoffeln durch Agriotis segetum,
Erbsen dureh Bruchus pisi geschädigt, Rüsselkäfer in Zinaria-Kapseln,
Sarothammus-Hülsen mit dem Rüsselkäfer Apion fuscirostris u. 8. W.).
In einer längeren Diskussion, an der die Herren L. Peters, Loesener.
Herter, Kolkwitz, Wittmack, Schikora, Reinhardt, Emmerling
teilnahmen, besprach man .die oft sehr schwierige Bekämpfung. der
Schädlinge. Auch die Mäuseplage wurde gestreift. Herr Schikora
betonte den Nutzen der Saatkrähe zur Bekämpfung der Schädlinge:
leider versäumne man es in gewissen Gegenden, diesen nützlichen
Voeel zu schützen. Herr Emmerling erzählte von günstigen Fr-
sebnissen bei der Anwendung des Löffler'schen Mäusebazillus in
Thüringen, während nach Herrn Reinhardt diese Methode in Sachsen
versagt habe. Herr Herter berichtete von Schädigungen durch
Agriotis an Beta in Argentinien. Herr Emmerling sprach von guten
Wirkungen des Ziehens von Gräben (Käfergräben) gegen Ungeziefer.
‘ Herr A. Weisse legte zwei monströse Maispflanzen vor
und gab dazu folgende Erläuterungen:
Ich verdanke diese Mißbildungen der Aufmerksamkeit eines
meiner Schüler, des Primaners Paul Kirchhoff, dem sie unter den
im elterlichen Hausgarten, in Zehlendorf gezogenen Maispflanzen
auffielen. |
Bekanntlich kommen bei Zea Mays Bildungsabweichungen sehr
häufig vor: auch wurden solche bereits mehrfach in unserm Verein
vorgelegt. Wenn ich trotzdem auf diese Frage zurückkomme, so
Seschieht es, weil gerade die vorliegenden Exemplare schöne Beispiele
für ‘die beim Mais zu beobachtenden Monstrositäten darstellen.
Während die eine der Pflanzen als Rückschlagserscheinung zu
deuten ist, ist die andere durch einen Pilz verunstaltet und zeigt eine
‘ Eigentümlichkeit, die ich in der Literatur noch nicht erwähnt finde.
Die Literatur über Maismißbildungen reicht schon weit zurück.
Wie Ascherson?) im Anschluß an einen von Dammer in der
Sitzung unsers Vereins vom 26: September 1879 vorgelegten ästigen
Maiskolben bemerkte, war der erste Botaniker, der diese Mißbildung
beobachtete, der Sizilianer Paolo Boccone, der sie in Calabrien
auffand und in den 1674 von Robert Morison zu Oxford heraus-
gegebenen Icones et descriptiones rariorum plantarum Sieiliae, Melitae,
. .*) P. Ascherson, Bemerkungen über ästige Maiskolben. (Verh. d. Bot,
Ver. d. Prov.-Brdbg:, XXI, 1879, Sitzesber. S. 133—138. Mit 2 Figuren.)
142 Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre.
Galliae et Italiae beschrieb und abbildete. — Eine monographische
Bearbeitung der Maismonstrositäten lieferte Penzig im Jahre 1884
in italienischer Sprache’). Ihr wesentlicher Inhalt ist in seine
bekannte Pflanzen-Teratologie’) übergegangen. Hier ist die ältere
Literatur eingehend berücksichtigt und verwertet worden. — In
unserm Verein wurden ferner eine Anzahl von mißgebildeten Blüten-
ständen- des Maises in der Sitzung vom: 12. September 1902 von
Loesener’) vorgelegt. Sie lieferten eine Kette von Uebergangs-
‘gliedern zwischen dem männlichen und weiblichen Blütenstand. Im
Jahre darauf besprach Loesener noch eine merkwürdige Maisform
mit scheinbar gegenständigen Blättern °), die er eingehender in einer
besonderen Abhandlung ') beschreibt und abbildet.
Von den beiden heute mitgebrachten Exemplaren gehört das
eine in die Reihe der von Loesener im Jahre 1902 vorgelesten
Mißbildungen. Es ist eine terminale Inflorescenz, die im wesentlichen
aber nur im oberen Teile männliche Blüten trägt, während der untere
Teil fast vollständig zu einem weiblichen Kolben umgehildet ist,
der am Grunde noch einen ebenso umgeformten Seitenzweig trägt.
Der 10 em lange Hauptkolben ist ‘in seinem Bau nur wenige von
: einem gewöhnlichen Maiskolben verschieden. Die Früchte stehen
ziemlich regelmäßig in 10 Längsreihen angeordnet. Dann folgen
männliche Aehren in direktem Anschluß, zwischen diesen noch einmal
drei einzelne Früchte in ungefährer Längsreihe, dann nur männliche
Aehren an der im übrigen unverzweigten Spindel. so daß es also
hier nicht zur Ausbildung eines rispigen Blütenstandes komnit,
Der männliche Teil der Inflorescenz erreichte eine Länge von 11 cm.
— Der im ganzen 12 cm lange Seitenzweig: läßt im unteren 74, cm
langen Teile vier unregelmäßige Längsreihen erkennen. auf denen
zu unterst meist Früchte bzw. verkümmerte weibliche Blüten stehen.
Es ist auffallend, wie bei vier übereinander stehenden Aehrchen
je eine der beiden Blüten (die dem Hauptkolben zugewandte)
männlich, je eine (die dem Hauptkolben abgewandte) weib-
lich ist. Die männlichen Blüten ‘stehen im. übrigen auf der
°) O. Penzig, Studi morfologiei sui cereali. I. Anomalie osservate nella
Zea Mays (Bollet. della Stazione Agraria di Modena, N. S., IV, 1884.)
2,0 Penzis, Pflanzen-Teratologie. II. Band, Genua, 1894, S. 458—463.
°) Th. Loesener in den Verh. d. Bot. Ver. d. Prov. Brdbe., XLIV, 1902,
8. XLVIM. A
6) Th. Loesener in den Verh. d. Bot. Ver. d. Prov., Brdbe., XLV, 1903,
S. XLVI.
’) Th. Loesener, Ueber eine Bildungsabweichung beim Mais. (Verh.d.
Bot. Ver. d. Proy. Brdbg,,. XLV, 1903, S. 146—148. Mit Taf. II.)
4
TE VER I PU WETELEUIT VERPNRE LERNT
anı a0 aa
R B un “se ® [D]
Tagesordnung der Sitzungen im abzelaufenen Geschäftsjahre. 145
dem Hauptkolben zugewandten Seite des Zweigkolbens schon fast
vom Grunde ab und nehmen dort an Zahl zu. Auch ist auf dieser
Seite eine schwache Verzweigung der Inflorescenz zu bemerken. Im
oberen Teile ist aber auch bei diesem Nebenkolben nur eine Spindel
mit männlichen Blütenähren vorhanden. — Während die normalen
Maiskolben bekanntlich in den Achseln der unteren Blätter stehen
und durch besondere scheidenförmige Hüllblätter geschützt werden,
ist bei unserer monströsen Pflanze die gemeinsame Umhüllung der
beiden Kolben durch den scheidenartigen Grund der drei obersten
Laubblätter hergestellt. Die beiden unteren Blätter besitzen noch
ziemlich normale Spreiten, dagegen ist die des oberen Blattes, dessen
Grund die Hauptscheide bildet, stark reduziert. Sie mißt nur 9 cm
Länge und 6 mm Breite, während die Scheide 17'/; cm lange ist. —
Es ist bemerkenswert, daß der Seitenzweig auf der dem obersten
Blatte gegenüberliegenden Seite steht, also an der Stelle, wo die
Umhüllung den weitesten Spielraum darbietet. Es sieht fast so aus,
als ob hier eine mechanische Beziehung bestände. j
Daß in den Inflorescenzen von Zea Mays so häufig Bildungs-
abweichungen auftreten, hat seinen Grund darin, daß der Mais,
wenigstens was seine weiblichen Inflorescenzen anbetrifft, ja selbst
als eine durch die Kultur fixierte teratologische Form anzusehen ist.
Hackel’) war wohl der erste, der diesen Gedanken ausgesprochen
hat, der dann auch von vielen andern Forschern geteilt wurde, ohne
daß er genauer bewiesen war. Während man über die ‘Verwandt-
schaft und Abstammung des Mais lange Zeit vollständig im Unklaren
gewesen war, brachte das Bekanntwerden der Teosinte in Europa.
die im Jahre 1875 aus Guatemala nach Frankreich eingeführt und
von Ascherson und Durieu als Huchlaena hızurians bestimmt und
benannt und ebenso wie die wild vorkommende Kuchlaena mexicana
Schrad. als nächste Verwandte von Zea Mays erkannt wurde, hierin
eine Aenderung. Besonders sind es die Arbeiten von Harshberger*),
die uns in dieser Frage förderten. Die von ihm festgestellte Tat-
sache, daß der Mais mit der Teosinte einen fertilen Bastard lieferte,
gab eine Stütze für die nahe Verwandtschaft der beiden Gräser.
Vor allem war es aber das genauere Studium des morphologischen
°) Hackel in den Natürl. Pflanzenfamilien, II. 2, 20.
°) John W. Harshberger, Maize: a botan. and, econom. study (Contrib.
Bot. Labor. Univ. Pennsylvania, I, 1893, p. 75—202, 4 :pls.).
John W. Harshberger, Fertile crosses of Teosinthe and Maize (Garden
a. Forest, IX, 1896, p. 522—523).
John W. Harshberger, Notes on the hybrid of Maize and Teosinthe
(Gard. a. For., X, 1897, p. 48). -
+
144 Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre.
Baues und der Entwicklungsgeschichte der Inflorescenzen dieser
(Gräser, durch die jene Ansicht erhärtet wurde. Schon Penzig'°)
hatte den gleichartigen morphologischen Aufbau der weiblichen und
männlichen Infloresceenz von Zea nachgewiesen und insbesondere
gezeigt, daß der weibliche Kolben durch Längsverwachsung zahlreicher,
jedoch in der Zahl wechselnder Aehrchen mit platter Spindel ent-
standen sei. Aber erst die Abhandlung von Schumann in der
Festschrift zu Aschersons 70. Geburtstag!) ließ den bindenden
Schluß zu, „daß man mit einem sehr hohen Maße von Wahrschein-
lichkeit den Mais für eine durch langdauernde Kultur fixierte Form
der. Teosinte ansehen darf.“ Schumann zeigte, daß die ersten
Entwicklungsstadien der Blüten und Infloreseenzen beider Gräser
sich völlig gleichen und daß jede Blüte zunächst zwitteriz angelegt
würde; allerdings kommen bei den männlichen Blüten das Primordium
des Fruchtknotens, bei den weiblichen die der Staubblätter schon
sehr frühzeitig zum Abort. Jedenfalls lehrt aber die Entwieklungs-
geschichte, daß Mais und Teosinte von Gräsern mit zwittrigen Blüten
abstammen und daß wir das häufige abnorme Auftreten von Ueber-
gängen zwischen den männlichen und weiblichen Inflorescenzen als
Rückschlagserscheinungen aufzufassen haben. Ä
Auch durch systematische Züchtung monströser Maisformen
konnte die Auffassung von der teratologischen Natur des Maiskolbens
gestützt werden. Solche wurden im umfangreichem Maßstabe von
Blarinshem ausgeführt, der zunächst von einer besonderen: Rasse
ausging"), dann aber neue Abnormitäten, die sich als erblich er-
wiesen, durch Verstümmelung (besonders Decapitation) der jungen
Maispflanzen erzielte’), Umfangreiche Kulturen von Maispfllanzen
10%) Vgl. Penzig, Pflanzen-Teratologie, II, S. 461. x
ıı) K. Schumann. Mais und Teosinte. (Festschr. für P. Ascherson,
1904, S. 137—157).
2) L. Blaringhem, Heredite d’anomalies florales presentees par le Zea
Mays tunicata (Compt. Rend. Soe. Biol, LVII, 1904, p. 573—57)).
») L. Blaringhem, Anomalies hereditaires provoquees par des traumatis-
mes (Compt. Rend. Acad. Sci. Paris, 6. fevr. 1905).
L. Blaringhem, Production d’une espece eleEmentaire nouvelle de mais
par traumatismes (ibid., CXLII, 1906, p. 245—247). |
L. Blaringhem, Production par traumatisme et fixation d’une variete
nouvelle de Mais, le Zea Mays var. pseudo-androgyna (|. c., p. 1252— 1254).
L. Blaringhem, Especes et varietes nouvelles de Mais obtenues apres
mutilation et distribuees par le Museum (Bull. du Mus. d’Hist. nat., 1907,
p. 8384).
L. Blarinehem, Mutation et traumatismes. Paris, 1997, 248 pp. 8
mit 8 phot. Doppeltafeln. |
1
4
%
e
Taeesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre. 145
_ hat dann Graebner im Garten des botanischen Museums in Dahlem
vorgenommen, die eine Fülle von interessanten Rückschlags-
erscheinungen darboten. Er legte eine Auswahl der im Jahre 1911
erhaltenen Züchtungen, die sich auf vier Generationen erstreckten,
in der Dezembersitzung der Deutschen Botanischen Gesellschaft vor,
die auch wohl mehrere der Anwesenden gesehen haben dürften, und
sab in den Mitteilungen jener Gesellschaft'‘) eine Beschreibung und
eine Anzahl von Abbildungen derselben.
Es erübrigt sich nun, noch kurz auf die zweite der heute vor-
zulesenden Maispflanzen einzugehen. Es handelt sich, wie schon
eingangs erwähnt, um eine durch einen Pilz verursachte Verbildung.
Die Pflanze ist nämlich von .dem bekannten sehr verbreiteten Mais-
brand Ustlayo Mays Zeae (DC.) Magn. befallen.”) Durch den Pilz
ist die weibliche Inflorescenz, die sich in der Achsel des dem termi-
nalen männlichen Blütenstand vorausgehenden obersten Laubblattes
befindet, völlig mißgebildet. An Stelle des Kolbens befindet sich ein
5'/; em langes wurmförmig verkrümmtes Gebilde, das von dem Pilz
stark durchwuchert ist. Von den normale Kolben umhüllenden Blatt-
scheiden ist nichts zu entdecken, dagegen treten die Anlagen der
Früchte stellenweise deutlich hervor. Das Interessanteste an der
Mißbildung ist, daß der Kolben mit der Hauptachse der Länge nach
mehrfach verwachsen ist. Es erklären sich so leicht die eigentümlichen
Krümmungen des Kolbens: da er in seinem Längenwachstum durch
die Anheftung an die Hauptachse zurückgehalten wurde, mußte er
‚sich nun durch Verbiegen den ‚nötigen Raum verschaffen. Es sei
noch erwähnt, daß die männliche Inflorescenz dieses Exemplars ganz
regelmäßig ausgebildet ist. Nur an einer. Stelle der Hauptachse
zwischen dem ersten und zweiten Seitenzweig der Rispe trat noch
‘einmal eine kleine Pilzwucherung hervor.
An der Diskussion nahmen die Herren Duysen, Wittmack
und Graf von Schwerin teil. |
.. Herr Duysen legte Photographien einer Wasserrübe vor, die
in auffälligerweise einen weiblichen Körper nachahmt; ähnliche
menschenähnliche Wurzeln finden wir bekanntlich bisweilen bei
Mandragora.
ae) P. Graebner, Rückschlagszüchtungen des:Maises (Ber. d. Deutsch.
Bot. Ges., XXX, 1912, S. 4-10. Mit Doppeltafel I u. 2 Textfig.).
") Ueber die Nomenklaturfrage dieses Pilzes verweise ich auf die Abhandl.
von P. Magnus, Die Ustilaeineen (Brandpilze) der Provinz Brandenburg.
Nebst Bemerkungen über Umgrenzung der Gattungen und Arten derselben
(Verh. d. Bot. Ver. d. Prov. Brdbg.., XXXVM, 1895, 5. 65—97. Mit Tafel I), S. 72.
Verhandl. des Bot. Vereins f. Brandenb. LX. : 10 a
r
‚146 Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre.
Herr Emmerling besprach die vergeblichen Versuche, die
Irmisch s. Z. in Thüringen angestellt hatte, um die Trüffeln zu
kultivieren, und- fragte nach den Ursachen des Mißerfolges. Nach -
Herın Reinhardt sind auch heute noch keine Fortschritte im
Trüffelbau erzielt; die Sporen konnten bisher nicht zum Keimen
gebracht werden. Man kann nur die jungen Trüffeln aus dem Boden
herausheben und verpflanzen und dann weiter wachsen lassen.
Herr Kolkwitz sprach über die Versuche Hesse’s mit Trüffel-
kultur in Wäldern und erzählte von den Erfolgen der Trüffeliäger.
Sitzung vom 21. Dezember 1917.
Der Vorsitzende erwähnte, daß unser Ehrenmitglied, Herr
K. Warnstorf. am 2. Dezember den 80. Geburtstag gefeiert hatte:
der Vorsitzende hatte ihm folgendes Schreiben gesandt:
Hochverehrter Herr Warnstorf!
Im Namen des Botanischen Vereins der Provinz Branden-
burg spreche ich Ihnen zu Ihrem achtzigsten Geburtstage die
allerherzlichsten Glück- und Segenswünsche aus. Möge es
Ihnen vergönnt sein, noch eine lange Reihe von Jahren bei
bester Gesundheit sich der Wertschätzung Ihrer dankbaren
Fachgenossen zu erfreuen! :
Die außerordentlichen Verdienste, die Sie sich um die
Erforschung der heimischen Flora, insbesondere die der Moose,
in so reichem Maße erworben haben, sind von dem Botanischen
Verein auch äußerlich schon soweit anerkannt worden, wie es’
ihm nur möglich war. Zählen Sie doch schon seit 12 Jahren
zu seinen Ehrenmitgliedern, und konnte Ihnen, als erstem und
bisher einzigem Botaniker, unsere höchste Auszeichnung, die
Verleihung der Ascherson-Plakette, zu Teil werden! Weitere
Ehrenbezeugungen haben. wir nicht zu vergeben; und so bleibt
uns nur übrig, Ihnen von neuem zu versichern, in wie dank-
barer Verehrung der Verein Ihrer in alter Treue gedenkt.
Gestatten Sie, hochverehrter Herr Warnstorf. daß ich.
Ihnen auch persönlich meine herzlichsten Glückwünsche und
Grüße übermittele.
In vorzüglichster Hochachtung Ihr sehr ergebener
A. Weiße. e
Unser Ehrenmitglied beantwortete den Glückwunseh mit einem
vom Vorsitzenden verlesenen Schreiben.
Wr
N Nas nee
I * u ; .... ” 7
Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre. 141
Ebenso gratulierte der Vorsitzende unserem hochbetagten Ehren-
mitgliede K. Warnstorf wenige lage danach zur Verleihung des
Professortitels. |
Die Kgl. Ungarische Akademie der Wissenschaften (Magyar
Tudomänyos Akademia) feierte am 17. Dez. 1917 den 100-jährigen
Todestag von Paul Kitaibel durch eine Sitzung, bei der Joh. Tuzson,
Prof. der Botanik a. d. Universität in Budapest, die Festrede hielt.
Der Bot. Verein war zur Teilnahme an der’ Sitzung eingeladen
worden. Aus diesem Anlasse sandte der Vorsitzende folgendes Schreiben
an die Akademie, zu Händen des Herrn Prof. Dr. Tuzson in
Budapest:
Im Namen des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg
sage ich der Königlich Ungarischen Akademie der Wissenschaften
für die gefällige Einladung zur 100-jährigen Erinnerungsfeier des
Todes von Paul Kitaibel verbindlichsten Dank. Die durch den
Krieg bedingten Reiseschwierigkeiten machen es uns leider un-
möglich, der Einladung Folge zu leisten. Dies bedauern wir
um so-mehr, als wir ja seit längerer Zeit mit der Kgl. Akademie in
freundschaftlichem Schriftenaustausch stehen und das Andenken
von Prof. Kitaibel als hochverdienten Naturforscher gleichfalls
hoch in Ehren halten. Wenn Kitaibel sich auch um die Förderung
der ungarischen Zoologie und Mineralogie reich verdient gemacht
und als Öhemiker Bedeutendes geleistet hat, so steht er unserm
Verein doch am nächsten als der hervorragende floristische
Erforscher Ungarns. insbesondere des Banats. Mit dem Wunsche,
daß die lebenden Botaniker des uns verbündeten und befreun-
deten Ungarlandes stets das Vorbild des berühmten Kitaibel
in der Erforschung, der Flora ihrer’schönen Heimat beherzigen
mögen, sendet der Botanische Verein der Provinz Brandenburg
der Königlichen Akademie der Wissenschaften die herzlichsten
Grüße.
In- vorzüglichster Hoöchachtung ganz ergebenst
A. Weiße.
Wer sich über die hohen Verdienste. Paul Kitaibel's (geb. 1757
in Mattersdorf in Ungarn. einem deutschen Dorfe, später Professor
der Botanik in Pesth) um die landeskundliche Erforschung Ungarns
unterrichten will, lese dem „Abschnitt in Flora XIV. 1. (1831),
8.149. 5
Am 2. Jan. 1918 feierte die Naturforschende Gesellschaft in
Danzig ihr 175-jähriges Bestehen. Der Vorsitzende sandte im Namen
des Vereins folgendes Glückwunschschreiben:
g 10
145
Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre.
Der Naturforschenden Gesellschaft zu Danzig
sendet zur Feier ihres
175-jährigen Bestehens der Botanische Verein der
Provinz Brandenburg die herzlichsten und aufrichtig-
sten Glückwünsche. ;
Die altehrwürdige, um die Entwickelung der Wissenschaften
so hoch verdiente Gesellschaft, eine der ältesten wissenschaftlichen.
Vereinigungen Mitteleuropas, kann nun auf 1°/, Jahrhunderte
ihrer erfolgreichen Tätigkeit zurückblicken. Möge es ihr ver-
sönnt sein, auch in Zukunft ihre idealen Aufgaben in ebenso
fruchtbringender Weise pflegen zu können; möge sie stets blühen,
wachsen und gedeihen!
Mit unserem Verein, dessen Arbeitsfeld nur einen kleinen .
Ausschnitt aus den weitgehenden Zielen der’ Naturforschenden
Gesellschaft zu Danzig darstellt, bestehen von jeher herzliche
und freundschaftliche Beziehungen, die durch den mehr als
fünfzig Jahre umfassenden Austausch der beiderseitigen wissen-
schaftlichen Veröffentlichungen auch äußerlich zum Ausdruck
kommen. Die Naturforschende Gesellschaft hat den Stifter
unseres Vereins, unsern unvergeßlichen Paul Ascherson,
mehrfach geehrt. indem sie ihn im Jahre 1893 zu ihrem
korrespondierenden, im ‚Jahre 1904 zu ihrem Fhrenmitgliede
ernannte. Anläßlich des 50-jährigen Bestehens unseres Vereins.
im Jahre 1909, ließ die Naturforsch. Gesellschaft durch ihn uns
eine künstlerische Adresse überreichen, die als schöne Zierde
unser wissenschaftliches Heim im Kgl. Botanischen Museum in
Dahlem schmückt. Auch ehrte sie den Verein bei dieser
Gelegenheit noch dadurch, daß sie unsern damaligen Vorsitzenden.
Herrn Professor Dr. E. Koehne, zum korrespondierenden
Mitgliede ernannte. Enge Beziehungen verknüpfen unsere
Gesellschaften ferner durch unser geschätztes Khrenmitelied,
Herrn Geh. Regierungsrat Prof. Dr. H. Conwentz, der viele
Jahre hindurch als angesehenes Vorstandsmitglied ın der Natur-
forschenden Gesellschaft zu Danzig wirkte. Mögen sich die
Bande der Freundschaft zwischen unsern Vereinigungen stets
‚als feste erweisen.
Berlin-Dahlem. im Dez. 1917.
Der Vorstand
des Bot. Vereins der Prov. Brandenburg.
a RER
Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre. 149
Der, Vorsitzende teilte mit, daß unser kürzlich erst ernanntes
korrespondierendes Mitglied, Dr. H. Foerster-Barmen, am 6. Dez.
im Alter ‘von 53 Jahren gestorben sei. Herr Th. Loesener hielt
einen Nachruf auf ihn (vergl. S. 125).
Herr L. Diels sprach über Verschiedenheiten in den Standorts-
verhältnissen bei einer und derselben Pflanzenart. Er klassifizierte
die Fälle des Standorts-Wechsels der Arten und erörterte die Be-
dingungen dieser Erscheinung. In feuchteren Gegenden oder Lagen
. suchen Arten wie Calluma vulgaris (im feuchteren Westdeutschland auf
offenen Heiden, im trockenen Osten mehr in Wäldern), Cornus sangwuznea
(bei uns in feuchten Wäldern, im Westen Deutschlands mit wilden
Rosen auf steinigen Hügeln), Tröentalis enropaea (in moosigen Wäldern
Norddeutschlands, im Gebirge an offenen Flächen), Primula elatior
(bei uns im Laubwald, in Hessen, Bayern und Tirol auf Wiesen),
Platanthera bifolia (im Taunus auf Triften, bei uns im Walde) u. a.
freie Exposition, während sie in trockneren den Wald bewohnen.
Eine ähnliche Beziehung besteht zwischen kühleren und wärmeren
Gebieten bezw. Oertlichkeiten bei Melampyrum pratense (nach Linne.
Fl. suee. ed. 2. [1755]. 214, in Schweden „ubique in pratis“; bei
uns Waldpflanze), Anemone nemorosa (nach Linne, a. a. 6. 190, „ubique
in pratis nemorosis, non in campis aprieis“, bei uns im Walde),
Corydalis u. a., wobei wahrscheinlich der Lichtgenuß entscheidet-
Für Standortswechsel nach dem Boden bieten Pingweula vulgaris
(bei uns auf feuchten Wiesen. aber auch an Gipsfelsen des Harzes),
Tetragomolobus siliquosus (meist auf Saizwiesen, in Hessen an Kalk-
abhängen), Ophrys muscifera Beispiele. Mit diesen Verhältnissen im -
Zusammenhang stehen die Fragen nach der Formationsstetigkeit der
Arten und nach dem Zerfall der Spezies in standörtlich begrenzte
Rassen. Um alle diese Probleme zu fördern, sind weitere zuverlässige
Beobachtungen sehr erwünscht. Der Vortr. schloß mit der Bitte,’
ihm einschlägige Wahrnehmungen mitzuteilen.
o)lme)
Dem die Aufmerksamkeit der Zuhörer in hohem. Grade
fesselnden Vortrag, der einen Ausblick auf eine Fülle noch ungeklärter
Fragen eröffnete, folgte eine längere lebhafte Aussprache, an der die
Herren Gerber, Loesener, Beyer, Graebner, Wittmack, Harms,
Graf von Schwerin, Sabalitschka, Duysen und Jahn teilnahmen.
die nach eigenen Beobachtungen Fälle nannten, die zu den Aus-
führungen des Vortr. in Beziehung stehen. So wies z. B.. Herr
Gerber darauf hin, daß Pastinaca sativa, bei uns Wiesenpflanze, in
Bayern auf Kalkboden im Walde merkwürdigerweise in einer schmal-
blättrigen Form (temuifolia Geisenheyner; vergl. A. F. Schwarz,
RES UNE ET,
150 Tagesordnung der -Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre.
Fl. Nürnberg-Erlangen |1892) 347) vorkomme; Herr Loesener
erörterte das Vorkommen der sonst bei uns Moore _bewohnenden-
Wicrostylis monophylla im trockenen. Kiefernwald des Streckelberges
auf Usedom; Herr Beyer besprach das Auftreten der Hochmoorpflanze
Ledum pahıstre an Felsen der sächsischen Schweiz; Herr Harms nannte
Empetrum nigrum (in den Alpen im Walde, an der Nordsee auf
Dünen) und äußerte die Meinung, das Auftreten der im Mittelgebirge
und in den Alpen auf Kalk wachsenden Epipactis rubiginosa au. der.
Ostsee, ‚die nach Herrn Graebner übrigens auch in tiefer im Innern
gelegenen Wäldern (z. B. bei Bialowies) wachse, habe wohl mit dem
Salzgehalt des Bodens an der Küste nichts zu tun, nachdem Herr
Jahn die Abhängiekeit solcher und ähnlicher Fälle von edaphischen
Bedingungen im Anschluß an die Forschungen von Kolkwitz'")
vermutet hatte (Halophile seien an anderen Stellen Kalkpflanzen)
un nebenbei auch zoologische Parallelfälle zu den von Herın Diels
gegeben Beispielen angeführt hatte.
Herr Graebner betonte, dal» im Norden alle Moorpflanzen mehr
als bei uns trockene Standorte bevorzugen, da dort die Pflanzen mehr
Wärmebedürfnis haben; er teilte mit, daß im Walde von Bialowies
Serratula wachse. Herr Duysen hat Didens auf Muschelkalk in
Franken beobachtet, we die Pflanze ein schwer zu vertilgendes
Unkraut sei.
Herr Graf von Schwerin wies hin- auf seine Abhandlung
„Ueber Pflanzeneinbürgerung sowie "Gründe und Abwendung vor-
kommenden Mißlingens“ (in Mitteil. Deutsch. Dendrol. Gesellsch.
[1907| 95). Dort hatte er näher erörtert, welche verschiedene Arten
der „Einbürgerung“ es gebe und dabei unterschieden: '1) Akklimati-
sation (Ansiedlung einer Pflanzenart in einem anderen Klima, d. h.
-in einer anderen Gegend mit höheren oder niedrigeren Temperatur-
sraden, mit längerer oder kürzerer Vegetationsperiode, und mit
srößerer oder geringerer Luftfenchtigkeit). 2. Atterrenisation (An-
siedlung einer Pflanzenart auf anderen Bodenverhältnissen .als den
von ihr in der Heimat geforderten; es handelt sich hier um Boden-
art, Bodenfeuchtigkeit und Bodenbeschaffung). 3. Naturalisation
(Ansiedlung einer Pflanzenart in ganz gleichen Verhältnissen sowohl
des Klimas als des Bodens). Neu ist hierbei das Wort und der
Begriff der Atterrenisation, der mit dem Gegenstande des obigen
Vortrages in Beziehung steht.
15) R. Kolkwitz, Ueber die Standorte der Salzpflanzen (Ber. Deutsch
Bot. Ges. XXXV. [1917] 518).
N
z
Kir
Tasesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre. 151
Außerdem erwähnte Herr Graf von Schwerin einen Bestand
von fast 2’m hohen im tiefsten Schatten stehenden Exemplaren von
Aconitum Iycoctomum bei Rostock (wohl aus dem Bot. Garten ver-
wildert) und die Arbeit von Dr. A. Zickgraf: Schreibweise und
Aussprache der botanischen Namen" (3. Bericht des Nat. Ver. Biele-
feld 1914; 52 Seit. — Ref. in Mitt. Deutsch. Dendrol. Ges. Nr. 26. [1917]
241), die sich mit Abänderungen bekannter Namen aus grammatika-
lischen Gründen, falscher Schreibweise, falscher Wortbildung und
falscher Betonung befaßt.
Herr Th. Sabalitschka berichtete über zwei in den Berichten
der Deutsch. chemisch. Ges, (Heft 17, S. 1777. u. folg. 1917) ver-
öftentlichte Arbeiten von Richard Willstätter und Arthur Stoll
„Ueber die Baeyersche Assimilationshypothese* und „Ueber
das Verhalten des kolloidalen Chlorophylls gegen Kohlen-
säure,* Bereits der Lehrer und Vorgänger Willstätters auf dem
Münchner Lehrstuhl, Adolf Baeyer, hatte die Annahme ausgesprochen,
daß Formaldehyd in den chlorophyllhaltigen Pflanzen als Zwischen-
slied der Umwandlung von Kohlensäure in Kohlenhydrat auftritt. Es
ist bisher vergeblich versucht worden, die Anwesenheit von Formal-
dehydspuren in den grünen Pflanzen zu bestätigen. Aber wenn dies
auch gelänge, so hätte es doch keine Bedeutung für die Beurteilung
des Assimilationsvorganges, da Formaldehyd auch in der Pflanze
durch Umwandlungen entstehen kann, die keinen Zusammenhang mit
der Desoxydation der Kohlensäure haben. |
Die Annahme von. Formaldehyd als Zwischenprodukt ist viel
umstritten, so in den letzten Jahren un) von E, Bauer (Ph.
Ch: 63 S. 683 und 706 (1908) und 72, 8. 323, 336 [1910])) (Ber.
d. d. chem. Ges, 46, S. 852 [1913), ferner von Bredig (Umschau
18, 362 {1914]) und von- K. A. Hoffmann und K. Schumpelt
(Ber. d. d. chem. Ges. 49, 303 [1916]). Es wurde von diesen Seiten
eine Zersetzung des Wassers und das Entstehen von Zwischenprodukten,
die sauerstoffreicher als Formaldehyd sind, so von "Ameisensäure
und Oxalsäure angenommen. Willstätter untersuchte nun, ob der
assimilatorische Koeftfizient bei der Assimilation unter hohem Teildruck
der Kohlensäure und auch im übrigen günstigen Bedingungen bei
sehr langer Dauer d. h. also .bei gesteigerter Assimilation
konstant bleibt. Der Gasaustausch würde sich ändern, und die
Menge des freiwerdenden Sauerstoffes müßte sinken, falls Zwischen-
produkte der Reaktion auftreten und sich anhäufen, wofür die, Vor-
aussetzungen möglichst günstig gestaltet wurden. Zwischen C0° und
Kohlenhydrat gibt es, wenn man nur die einfachsten Möglichkeiten
.
152 Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre.
in Betracht zieht, mindestens drei Zwischenstufen, nämlich 1. Oxal-
säure, 2. Ameisensäure, 3. Glyoxal und Glykolsäure. Diesen Reduk-
tionsprodukten entsprechen folgende Quotienten aus Kohlendioxyd
und abgespaltenem Sauerstoff
00? für Oxalsäure — 4
07, Ameisensälre 2
„ "Giykolsäure' = 1.89
Wenn die Konstante genau 1-ist, so sagt sie aus: die Kohlen-
säure wird reduziert zum Kohlenstoff, der natürlich als Hydrat auf-
‚tritt; das einzige Hydrat des Kohlenstoffes mit nur einem: Atom
ubentgt im Molekül ist Formaldehyd.
Es ist erklärlich, daß die Resultate aus der Assimilation und
Atmung, wie sie z. B. Boussingault (Agronomie, Chimie Agricole
et Physiologie, 2. Aufl, II: Band, S. 266 und 378; Band V, S. 1)
angibt. nichts über die bloldsyntheissche Reaktion aussagen. Nur der
reine assimilatorische Koeffizient zeigt eindeutig die niedrigere Oxyda-
tionsstufe des Kohlenstoffs an, in die C0° unmittelbar umgeformt
wird bei der Assimilation. Der große Fehler bei der Bestimmung
des assimilatorischen Gaswechsels war bisher der zu bedeutende
Einfluß, den man dem Atmungsvorgang neben der Assimilation
gelassen hat (Bonnier und Manegin ©. r. d. ’Acad. des sciences
100, 1303). Da nun Willstätter die Blätter unter Bedingungen
maximaler Assimilationsleistung bei konstanter Temperatur prüfte,
so übt er, wenn er auch im Licht und im Dunkeln nicht genau
gleich ist, mit den möglichen Differenzen doch nur einen unbedeuten-
den Einfluß auf den Assimilationskoeffizienten aus, da bei gesteigerter
Assimilation die Atmung nur e bis . der Assimilation ausmacht.
Willstätter untersucht nun im strömenden Gas das Verhältnis von
60°? und 0. Dadurch ist es möglich, den Blättern konstante Be-
dingungen der Assimilation zu bieten. In den Analysen ergibt 1. die
CO? Ditferenz in der Luft vor und nach dem Strömen über die Blätter
im Dunkeln den Betrag der Atmung; 2. die C0? Differenz zwischen
dem im Dunkeln und bei Belichtung über die Blätter geleiteten (rase
die assimilatorische Leistung; 3. die 60° und 0? Differenz zwischen
dem Versuchsgas und dem im Dunkeln über die Blätter selei-
teten Gas den Atmungsquotienten; 4. die 60° und 0° Differenz
zwischen den Gasen im Dunkelversuch und bei Belichtung den |
Assimilationsquotienten ohne Einfluß der Atmungstätiekeit. Die
Versuche ergaben, daß in gesteigerter und lang dauernder
a en Fin ee
Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre. 159
{ 2
Assimilation, bei 16— 95° der Quotient 0% konstant ist und
senau 1 beträgt. Es wird also der gesamte Sauerstoff des Kohlen-
dioxyds in der Assimilation entbunden. Auch wenn der assimilatorische
Apparat der Blätter überanstrenet wird, so daß die Leistung scharf
zurückgeht, sei es infolge der Anhäufung von Assimilaten oder durch
Ermüdung- des enzymatischen Systems, so wird dadurch doch im
assimilatorischen Gaswechsel keine Anomalie herbeigeführt und sie
läßt sich auch nicht erzwingen. Es ist daher nicht möglich, daß
ein Zwischenglied der Desoxydation frei vorkommt. Die Untersuchungen
wurden ausgeführt mit Blättern von Sambucus nigra, dem lLuaubmoos
Leueobryum glaucım Schimp., Pelargonimmn zonale, Oyelamen europaeum,
Y ( 7
Atesculus Hippocastanum, Ilex aquifolium und den Sukkulenten Phylio-
eactus und Opumtia. Bei den letzteren zeiete sich eine interessante
Verschiebung .des @Quotienten während der Dauer des Versuches,
verursacht durch die innere (0? Versorgung der Sukkulenten, die
durch Aufzehrung von den in der nächtlichen Atmung gebildeten
organischen Säuren stattfindet. Bei langer Dauer des Assimilations-
versuches gelang es dadurch, daß der Vorrat an Pflanzensäuren auf-
gebraucht wurde, den assimilatorischen Koeffizienten, der zu Anfang
nur : oder : betrug, der theoretischen Zahl immer näher zu rücken
und auf diese Weise zu zeigen, daß die Assimilationsreaktion bei
‚ den Sukkulenten keine Ausnahme darstellt.
In der zweiten Arbeit zeigt der Verfasser, daß in organischen
Mitteln gelöstes Chlorophyll nicht mit 00° reagiert; wohl aber wird
es in kolloider wässriger Lösung in Magnesiumearbonat und Phäophytin
gespalten, das ausgeflockt wird. Willstätter betrachtete auf Grund
seiner Versuche das Chlorophyll als eine sekundäre Magnesiumver-
bindung des Phaeophytins. Bei, der Abspaltung des Metalls durch
00° werden ‚beide Valenzen gelöst, mit denen das Metall an N-Atome
gebunden ist. Das Zwischenprodukt ist eine primäre Magnesium-
verbindung des Phaeophytins, in der eine Valenz des Mg an N ge-
bunden, die zweite mit (0° abgesättigt ist. Verfasser folgert weiter,
daß das -Ohlorophyli auch im Assimilationsvorgang eine chemische
Funktion ausübt, indem es mit der Kohlensäure chemisch reagiert
und daß das absorbierte Licht im Chlorophylimolekül selbst chemische
‚Arbeit leistet. Durch die Bindung an den chromophoren Magnesium-
komplex des Chlorophylis ist die Kohlensäure oder ein Kohlensäure-
derivat Bestandteil des Farbstoffes geworden. Willstätter nimmt
weiter die Umlagerung der U0° zu einer peroxydischen Verbindung
”
>
3
154 Tagesordsung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre.
an, so zu Formylhydroperoxyd oder Perameisensänre und zu Formal-
dehydperoxyd. Weiter sagt die Konstanz des assimilierteu
Koeffizienten aus, daß das Reduktionsprodukt der 00° mi
dem Chlorophyll. verbunden bleibt, bis die ganze mole-
kulare Sauerstoffmenge abgespalten ist, daß also erst dann
ei neues Molekül 0° mit dem Chlorophylimolekül'in
Reaktion treten kann, wenn das vorher aufgenommene
Molekül zur Formaldehydstufe desoxydiert worden ist.
Herr Gerber fragte, woran es läge, daß Zinnaen borealis s
bei uns (Tegel) seit mehreren Jahren nicht geblüht habe. Herr
Graebner meinte, der Standort sei vielleicht zu schattig. Herr
\Weiße erinnerte sieh, vor. etwa 20 Jahren die Pflanze bei Tegel
blühend gesehen zu haben. Herr Beyer hat blühende Pflanzen z. BD.
bei Grünheide beobachtet, Herr Hörnlein berichtete über auffallend
hohe Horste von Guleopsis tetrahit im Ruhrtale. Herr L. Wittmack
legte einen Strick aus Hopfen vor; diese Faserpflauze spielt jetzt
eine wichtige Rolle.
Sitzung vom 18. Januar 1918.
Der Vorsitzende teilte‘ mit, daß der angesehene Botaniker
G. F. 0. Nordstedt in Lund (Schweden), Herausgeber der sehr ge-
schätzten Zeitschrift „Botaniska Notiser,* am 20. Januar seinen
30. Geburtstag: feierte; es wurde ihm im Namen des Vereins ein
Glückwunschschreiben gesandt.
Herr A. Weiße besprach das bei Paul Parey (Berlin SW.
Hedemannstr. 10-11) erschienene, von der Reiehsstelle für Ge-
müse und Obst herausgegebene Buch „Wildgemüse und Pilze,“
ihre Einsammlung und Verwertung, das aus Lehrgängen hervor-
gegangen ist, die am 14. Mai in Berlin und vom 21.—25. Mai in
"Bonn abgehalten wurden. An dem ersten Lehrgänge, der durch
Reden des Kgl. Oekonomierat Hartert (Entstehung und Ziel des
Lehrganges) und des Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Rubner (Bedeutung
der Pilze und Wildgemüse für die Volksernährune), und eine Ansprache
des Schriftführers des Reichsausschusses für Volksernährung, Sanitäts-
rat Dr. Moll, eröffnet wurde, beteiligten sich unsere Mitglieder die
Herren G. Lindau (Pilzkunde), Fr. Duysen (Anleitung zum
Anschauungsunterricht an der Hand von Pilzmodellen) und
E. Ulbrich (Sammeln und Konservieren von Pilzen). Der
zweite Kursus, an den sich zwei Ausflüge . und drei Probe-
essen schlossen, fand in Bonn unter Leitung von Herın Prof. Dr,
E. Küster statt, der bei der Gelegenheit Vorträge über Ernährungs-
ee
Mate a an en en 1.0
ER
L ,
Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre. 155
physiologie, Wildgemüse nnd. Wildobst hielt. In einem Anhang
werden Organisationsfragen besprochen, die in einer von Dr. Gerlich
verfaßten „Denkschrift über Erfassung und Verwertung der wild-
wachsenden Nutzpflanzen und Wildfrüchte für ‚die Volksernährung“
zusammengefaßt sind. An beide Kurse knüpfte sich eine lebhafte,
vielseitige Fragen streifende Aussprache der Teilnehmer. Im Anschluß
an die Besprechung dieses sehr zeitgemäßen nützlichen Buches betonte
Herr A. Weiße, daß nach seiner Erfahrung der Tee aus Brombeer-
blättern der beste Teeersatz sei. Herr Loesener besprach dann
„och verschiedene Tee-Ersatzstoftfe; übrigens habe schon O. Kuntze
die Vorzüge des Brombeerblättertees gepriesen, der von echtem kaum
zu unterscheiden sei. Ferner berichtete er von der zeitweise ver-
schiedenen Zusammensetzung gewisser käuflichen Ersatztee-Marken,
was offenbar mit zeitweiligem Mangel an bestimmten Rohstoffen zu-
sammenhängt; die Hersteller der Teesorten sind genötigt, die Bestand-
teile hin und wieder zu wechseln, so daß man nie angeben kann, ob eine
‚bestimmte Marke auch immer die gleichen Bestandteile enthält. Herr
Beyer rühmte auch den T’ee aus Brombeerblättern, nur seien diese
oft sehr schwer zu trocknen, da sie leicht schimmeln. Herr Weiße
besprach seine Methode, die Brombeerblätter zu trocknen, die man
in trockenen Blechbüchsen aufbewahren müsse. Herr Beyer erwähnte,
daß Sauerampter als gutes Heilmittel gegen Arteriosklerose gelte; in
Sanz verzweifelten Fällen wende ‚man erfolgreich Oxalsäure an.
Herr Duysen erzählte, das Sauerampfer in Holstein ein verbreitetes
und geschätztes Gemüse sei, das nach Herrn Wittmack überhaupt
in Westdeutschland, ferner in Belgien und Frankreich sehr beliebt
sei. — Seite 152 erzählt Lehrer €. Faust, den besten Kaffeeersatz
erhalte man aus den gerösteten und eemahlenen Körnern des klebrigen
Labkrautes (Galtum aparıne). In unserer nächsten Sitzung erwähnte
Herr Graf von:Schwerin, daß sich ein guter Tee aus Pappel-
blättern gewinnen lasse; man solle sie frisch auf Haufen schütten
und etwas gären lassen.
Herr H. Harms besprach folgende Arbeit: Rudolf. Rakete,
"Anbau und Verwendung von Panicum sangwinale L. u. Setania italica.
P. B. in der Görlitzer Heide, sowie einige andere kulturgeschichtlich-
botanische Mitteilungen aus derselben Gegend (In Abhandl. Natur-
forsch. Ges. Görlitz XXVII. 1917, S. 446-457). Der in Rothwasser
(Oberlausitz) ansässige Verfasser ist seit Jahren bemüht, alle Nach-
richten über allmählich immer mehr zurückgehende oder schon
größtenteils ausgestorbene Kulturen oder der jetzigen Generation
nicht mehr geläufige Verwendungsweisen heimischer Pflanzen seines
156 Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre.
Gebietes zu sammeln. Ueberall beobachten wir, dafs mit dem Vor-
schreiten der Kultur und besonders mit der Verbesserung der Verkehrs-
verhältnisse manche früher reichlicher angebauten Pflanzen in immer
geringerem Umfange angebaut werden, bis ihr Anbau schließlich
ganz erlischt. Leider verabsäumt man nur zu oft das re echtzeitige
Sammeln aller Angaben über aussterbende Kulturen: und bisweilen
läßt sich ein vollständiges Bild der alten Kultur nicht mehr wieder-
geben. Alle Angaben über solche Erscheinungen sind daher dankbar
‚aufzunehmen, und jeder,. der in seinem Wirkungskreise auf eine im
Verschwinden begriffene Kultur stößt oder eine jetzt nicht mehr ge-
bräuchliche Ver wendungsweise einer Pflanze bemerkt, möge nicht ruhen,
bis er, sei es durch eigene Beobachtungen, sei es durch Erkundi-
gungen bei den älteren Landbewohnern, alle irgendwie erhältlichen
Nachrichten über die betreffende Pilnzenart und ihre Nutzanwendung
in früherer oder jetziger Zeit beisammen hat. Auch in unserer
Provinz möge man,mehr noch als bisher nach solchen alten Nutz.
pflanzen Umschau halten. — Nachrichten darüber haben aber nicht
allein rein wissenschaftliches Interesse, indem sie uns die Kultur-
geschichte eines Gebietes genauer kennen lehren und die Heimat-
kunde fördern helfen, sondern gerade heutigen Tages können sie
auch bisweilen von praktischem Wert sein. Bekanntlich waren wir
seit Kriegsbeginn immer mehr vom Weltverkehr abgeschlossen und
(daher genötigt, nach Ersatzstoffen für die nicht mehr von Uebersee
oder aus Feindesland erhältlichen Produkte der Pflanzenwelt unter
unseren heimischen Gewächsen zu suchen. Dabei sind uns recht
oft Angaben der Literatur über frühere Nutzanwendungen zustatten
gekommen, und so kam jetzt manche früher mehr genützte Pflanze
wieder zu ihrem Rechte, ja wurde erst Jetzt in ihrem wahren Werte
erkannt (wie z. B. die zurzeit als Faser- und Futterpflanze hochge-
schätzte Brennessel). Auch von diesem Gesichtspunkte aus sammle
man Nachrichten über frühere Ver wendungsarten.
In der Görlitzer Heide, deren allgemeinen tloristischen Charakter
der Verf. mit besonderer Berücksichtigung der Moose und Flechten
in einer früheren Abhandlung eeschildert hat (Bryologische und
lichenologische Beobachtungen im Süden der Görlitzer Heide; Abh.
Naturforsch. Ges. Görlitz NXVII. 1911, 8. 415—487) haben wir
zwei aussterbende Getreidearten: Panicum sanguinale L. und Setaria
italien P. B. Einst hatte die Kultur dieser beiden -Gräser eine
größere Wichtigkeit für die dortige Heidebevölkerung, jetzt ist sie
aber schon so gering geworden, daß sie in der Lebensmittelversorgung
keine Rolle mehr spielt. Der Verf. sagt: „Wie gut wäre es in der
- Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre. oT
gegenwärtigen Zeit für die Abwechselung im Speisezettel, wenn so
manches sandige Ackerstück damit bebaut werden könnte; aber der
Anbau ist ja schon so gering „eworden, daß es an dem nötigen
Saatgut fehlen würde.“ Ascherson hat die Bluthirse bereits einmal
in einer eigenen Abhandlung besprochen (Eine verschollene Getreide-
Art; Brandenhurgia [1895] 37); danach hat zuerst J. Kühn auf die
Kultur dieser Hirsen-Art in der Görlitzer Heide hingewiesen (Fühlings
Landwirtsch. Zeitg. 1876, S. 35). Später hat der beste Kenner der
dortigen Flora, E. Barber in Görlitz, Angaben über diese Kultur
‘gesammelt (siehe a. a. O. bei Ascherson, S. 53). Die Mitteilungen
Rakete’s decken sich im wesentlichen mit letzteren, sind. aber von
besonderem Wert, da sie auch auf eigenen Erkundigungen und
Beobachtungen beruhen. P. sangwinale (Bluthirse, Blutfennich, Manna)
ist (mach Ascherson-Graebner, Synops. II. S. 64) ein über die wärmeren
und gemäßigten Zonen verbreitetes Gras, das zuweilen wegen -der
eßbaren Samen gebaut wird, verschieden von der gewöhnlichen
Rispenhirse (P. ‚miliaceum 1.) durch die. fingerförmig gestellten
Scheinähren und längliche Samen; die violette Varietät der Rispen-
hirse wird auch bisweilen als Bluthirse bezeichnet. P. sangminale
heißt auch Himmeltau oder Manna; in der Görlitzer Heide macht
man aus Manna den dort üblichen Namen „Moan;* dort ist daneben
der Name „Schwoade* (nicht Schwaden, @lyceria fluitans) ebenso
gebräuchlich. Die Kultur, die im Mittelalter in Ostdeutschland und
Oesterreich weiter verbreitet war als jetzt, kommt heute nur noch
in Böhmen, Untersteiermark und einem Teile der Oberlausitz vor.
fraglich ist sie für-Ungarn (nach Ascherson-Graebner). H. Werner
(Handb. des Getreidebaues II. [1885] 908) sagt: Diese Pflanze wächst
vielfach auf den besseren humosen Böden und wird vielfach auf
sandig-moorigen Boden, so z. B. seit Jahrhunderten in der Görlitzer
Heide (Niederschlesien) und auch in Böhmen, Görz, Kärnten, Slavonien
kultiviert. Körnicke (Handb. Getreideb. I. [1885] 285) hält es für
wahrscheinlich, daß sie. zuerst von Slaven in Kultur genommen
wurde. Ihr Auftreten im westlichen und mittleren Rußland beruht
auf neuerer Einführung (nach A. F. Batalin'‘) im Samenprüfungs-
!") Danach war sie in Rußland bis 1883 nicht bekannt. Ein tschechischer
Landwirt in Kiew, der ihre Kultur aus nordöstlichen Teilen Böhmens kannte,
empfahl ihre Einführung auf wenig fruchtbarem sandigen Boden, und seitdem
hat sie sich dort rasch verbreitet, wo sie besonders in den mittleren und südlichen
- Gouvernements gebaut wird, besonders zur Bereitung von Grütze. In Rußland heißt
sie „tscherwonnaja rossitschka“ oder einfach „rossitschka“. Batalin
unterscheidet: 1. var. amethystinum. Aehren violett, Blätter teilweiserot. 2. var. varı-
dans. AchrenundBlättergrün. Nurdieerstgenannte Varietätwird in Rußland gebaut:
!
2 & Se
198 Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre.
stat. Kaiserl. Bot. Gart. Petersburg IV. (1887) ‚Sep. 40).: Daß die
Bluthirse eine der jüngsten (Getreide-Arten ist, dafür spricht (nach
Körnicke und Ascherson) ihre völlige Gleichheit mit der wilden
_ Stammform. Der „Moan“ wurde in der Görlitzer Heide nie in
eroßen Feldern, sondern immer nur streifenweise oder beetweise
gebaut. Ausgesät wırde er zur Zeit, wo man die Kartoffeln. steckt.
geerntet im Herbst, gemäht mit der Sichel; die leicht ausfallenden
Körner reifen sehr ungleich, sodaß man die halbtrockene Pflanze
ernten muß und die Körner sofort abdrischt; das Stroh ist ein vor-
zügliches Futter. Die Samen wurden in besonderen Stampfen enthülst,
nicht gemahlen, und waren dann weiß. Sie wurden nur mit Wasser
oder mit Milch zu einem Brei gekocht, der unter der Bezeichnung
„Moanpappe“ oder „Schwoadpappe“ nach Ueberstreuen mit Zucker
in kaltem Zustande genossen ein beliebtes kühlendes Erntegericht
war und als ländliche Delikatesse bei keiner Festlichkeit fehlen
durfte.
Die uralte Kulturpflanze Setaria italica P. B. (Kolbenhirse, auch
Fennich, in der Oberlausitz Fennch; bei Ascherson-Graebner (Synops.
77) Pamicum italicum L., Unterart von P. viride 1.) wird im Gebiet
der Oberlausitz nur hier und da gebaut, weit seltener als die
gewöhnliche Hirse; die Kultur ähnelt der der Bluthirse. Die ent-
hülsten Körner wurden mit Milch zu einem dicken Brei gekocht,
der mit Zucker. überstreut oder noch mit brauner Butter übergossen
wurde („Fennehpappe*). Koernicke (Handb. Getreideb. I. [1885]
2685) sagt von ihrem Anbau in Deutschland schon, daß sie jetzt auch
in ihren alten Bezirken ihre Bedeutung verloren habe und nur noch:
vereinzelt und gelegentlich ausgesäet werde; übrigens hielt er s. -Z.
das rechte Rheinufer zwischen Deutz und Düsseldorf für den nörd-
lichsten Punkt ihres Anbaues bei uus. Das Aufhören der Kultur
beider Getreide-Arten fällt etwa in die 60er Jahre. Der Gründe des
Rückganges gibt es wohl mehrere. Durch die höhere Kultivierung des
Bodens wurde dieser verbessert und’ daher geeigneter für das ertrag-
reichere gewöhnliche Getreide, sodaß sich der Anbau jener Hirse-Arten,
die nur auf sandigen oder sandig-moorigen Aeckern gedeihen, nicht
mehr lohnte. Mit der Vergrößerung des Eisenbahnnetzes verloren
die Heidedörfer ihren Charakter, die Lebenshaltung wurde besser,
jene (rerichte aus Bluthirse und Kolbenhirse verloren ihre. Wert-
schätzung, da der Verkehr ähnliches (z. B. Reis) bequemer zuführte.
Im Anschluß daran gibt der Verf. noch einige Bemerkungen
über die dortige Anwendung einiger anderen Pflanzen. die jetzt
besondere Beachtung verdienen, da man auf emige von ihnen als
A ” ti
Ks
Er
Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre- 159
. [2
Ersatzstoffe zurückgegriffen hat. 7. B. erwähnt er, daß man aus
der Runkelrübe und den Queckenwurzeln Kaffee-Ersatz hergestellt
habe. Hanfsuppen wurden in folgender Weise bereitet: Die Samen
wurden im Ofen getrocknet und dann leicht gestampft, “um die
Schalen zu entfernen; dann wurden sie in besonderen Gefäßen aus
Stein ‚oder Ton (mit netzartig geriefter Bodenfläche) mit Stampfen
feingerieben, die entstandene milchartige Flüssigkeit wurde der
Mehlsuppe zugesetzt. Die Wasserrübe (Brassica rapa esculenta)
wurde zu Sauerkraut verarbeitet, eine Sitte, die jetzt wieder auf-
kommt. — An der Diskussion nahmen die Herren Beyer, Duysen,
Loesener, Harms, Herter und Wittmack teil: Herr Wittmack
teilte mit, daß Prof. E. Hahn aus Steiermark Panieum sanguinale
mitgebracht habe; man habe beobachtet, daß es sehr ungleich reift.
Sitzung vom 15. Februar 1918.
Der Vorsitzende teilte mit, daß die Herren Fedde und Vaupel
das Eiserne Kreuz 2. Kt}. erhalten hätten. — Herrn I. Urban wurde
zum 70. Geburtstag (7. ‚Jan. d. J.) das Ehrenmitgliedsdiplom zusammen
mit einem Glückwunschschreiben gesandt. Da die Gesundheit unseres
Ehrenmitgliedes infolge einer eben überstandenen Krankheit noch
angegriffen war, so mußte auf seinen Wunsch ein Empfang in seiner
Wohnung unterbleiben. Das Schreiben hat folgenden. Wortlaut:
Hochgeehrter Herr Geheimrat!
Von allen, die sich heute Iknen nahen, ist besonders auch
der Botanische Verein der Provinz Brandenburg hoch erfreut. :
Ihnen zu Ihrem 70. Geburtstage seine herzlichen Glückwünsche
aussprechen zu können. Zählen Sie doch nicht nur zu seinen
ältesten, sondern auch zu seinen tätigsten Mitgliedern, wovon
Ihre ‘zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten einen beredten
Beweis liefern. Aber nicht die- große Zahl Ihrer Ver-
öffentlichungen ist es, die uns Jüngere in Ehrfurcht zu Ihnen
aufblicken läßt, sondern das zielbewußte Arbeiten, die peinliche
Sorefalt, der ausdauernde Fleiß, der kritische Blick und die
schaıfe Beobachtung, die Ihr wissenschaftliches Streben Ihr
ganzes Leben hindureh kennzeichnen und ihm den Stempel
echten Forschersinnes aufdrücken. Dies war das Ihnen von
der Natur mitgegebene Rüstzeug, das Sie befähigte, so schöne
Erfolge zu erzielen. Zwei Gipfel heben sich aus dem Gefilde
Ihrer Tätigkeit heraus. um die sich die verschiedenen Erzeugnisse
Ihrer geistigen Arbeit gruppieren. Der eine nennt sich „Flora
Brasiliensis“, Erforschung der Flora Westindiens der andere.
Tagesordnung der Sitzungen im, abgefaufenen Geschäftsjahre.
Mit der Herausgabe des genannten, in seiner Art einzig da-
stehenden Werkes stehen zahlreiche Veröffentlichungen auf dem
Gebiete der systematischen. morphologischen und biologischen
Botanik im Zusammenhang, von denen hier nur Ihre Unter-
suchungen über die Zinaceae und Humiriaceae, Ihre mono-
graphischen Bearbeitungen der Turneraceae und . Loasacene,
sowie der brasilianischen Umbelliferae genannt sein mögen.
Brachten Sie mit der „Flora Brasiliensis“ ein schon von
Martius begonnenes und Ihnen selbst von Eichler hinterlassenes,
gewaltiges Unternehmen zu einem glücklichen Abschlusse, so
haben Sie in der planvoll und kritisch durchgeführten Er-
forschung der so überaus reichhaltigen Pflanzenwelt Westindiens
Ihre allereigenste Aufgabe gesehen, die Sie zum Teil auch durch
. Ausrüstung und Entsendung besonderer Forschungsreisen zu
erreichen bestrebt waren. Ihre Additamenta Florae Indiae
Oceidentalis, die Symbolae Antillanae und. nicht zum mindesten
die so überaus mühevoll durchgeführte, klassische Sammlung
des westindischen Herbars, dessen wertvollste Bestandteile aus
neuerer Zeit durch Ihre Bemühungen herbeigeschafft wurden,
legen davon ein schönes und dauerndes Zeugnis ab. °
Aus dieser in erster Linie systematischen Forschung ergaben
sich Ihnen daran anschließend viele wichtige pflanzengeo-
eraphische und morphologische Tatsachen und im Zusammenhange
mit diesen so manche interessante biologische Beobachtung.
über die Sie in einer großen Zahl von Publikationen berichten,
so über die Biologie und Morphologie der Rutaceen, über die
Morphologie der Gattung Bauhinia, über die Bestäubungsein-
richtungen und den Blüten- und Fruchtban der Loasaceen. und
noch während des Krieges über Ranken und Pollen der
Bignoniaceen.
Neben dieser aus der Beschäftigung mit der Pflanzenwelt
selost hervorgehenden Tätigkeit hatten Sie von jeher ein leb-
haftes Interesse an dem Entwicklungsgange sowohl der einzelnen
Menschen, die sich dieses Gebiet als ihr Arbeitsfeld erwählten,
als auch der wissenschaftlichen Anstalt, an der Sie so erfolg-
reich gewirkt haben und in uneigennütziger Weise noch weiter
wirken. In einer Anzahl ausführlicher Lebensbeschreibungen
von Forschern, wie z. B. G. Engelmann, G. Bentham, und.
Forschungsreisenden, von denen nur Friedr. Sellow. Ed.
Poeppig und ©. Aug. Ehrenberg genannt seien, hat (iese
Neigung Gestalt gewonnen, ebenso wie in Ihren Notae bio-
+ s .. . a °
Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre. 161
graphicae zur westindischen und brasilianischen Flora. Besonders
aber haben Sie in archivarischer Hinsicht unübertroffene Werke
in Ihrer Geschichte des Kgl. Botan. Gartens 1881 und der
Geschichte des Kel. Botan. Museums Berlin-Dahlem 1916 uns
geliefert.
Unser Verein aber ist Ihnen zu besonderem Danke VET-
pflichtet. Schon 1571 als junger cand. phil. ihm als Mitglied
beigetreten und 1874 zum ersten Male in den Ausschuß gewählt,
sind Sie seit 1583 bis heute dauernd ehrenamtlich für: den’
Verein tätig gewesen, teils als erster Schriftführer, teils als
dritter Vorsitzender, teils als Mitglied des Ausschusses oder
der Redaktionskommission. Haben Sie nun auch. später Ihre
Hauptaufgabe in der Beschäftigung mit der tropischen Planzen-
welt gesehen. so fanden Sie doch besonders in früheren ‚Jahren
neben Ihrer dienstlichen Tätiekeit noch Zeit, auch der
heimischen Flora Ihre Aufmerksamkeit zu widmen. So ver-
öffentlichten ‚Sie im Jahre 1878 in unseren Verhandlungen
eine Arbeit „Zur Flora von Teupitz“ und wenige Jahre darauf
Ihre Flora von Groß-Lichterfelde. Besonders aber verdient in
diesem Zusammenhange Ihre Monographie der Gattung Medicago,
auf Grund deren Sie am 15. Februar 1873 promovierten, hier
hervorgehoben zu werden, in der ein vorzugsweise in Furopa.
.verbreiteter Formenkreis eine treffliche Bearbeitung gefunden
hat. Unserm Verein haben Sie allezeit ein warmes Interesse -
entgesengebracht und dies bis in die letzte Zeit durch Teil-
nehmen, an unseren Sitzungen und Ausflügen und durch Ihre
ehrenamtliche Tätiekeit bewiesen. Wir glauben daher, Ihnen
zum heutigen Tage unsern Dank und unsere Anerkennung nicht
anders zum Ausdruck bringen zu können als dadurch, daß wir
Sie zu unserm Ehrenmitgliede ernennen, und verbinden damit
den Wunsch, daß Sie noch recht lange auch weiterhin Ihre
noch immer so erfolgreiche Forschertätigkeit in vollster geistiger
und körperlicher Frische mögen ausüben können.
‘Der Vorstand
des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg.
Herr I. Urban sandte an den: Vorsitzenden folgendes Dank-
schreiben, das verlesen wurde:
Für die herzlichen Glückwünsche und die freundlichen
Worte der Anerkennung für meine wissenschaftlichen Be-
strebungen, welche der Vorstand des Bot. Ver. der Provinz
Verhandl; des Bot. Vereins f. Brandenb. LX. 11
162 Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre.
Brandenburg mir in einer Adresse zu meinem siebzigsten
(seburtstag übermittelt hat, beehre ich mich, meinen aufrichtigsten
Dank auszusprechen. Die Ernennung zum Ehrenmitglied des
Vereins hat mich hoch erfreut. ? i
Mit vorzüglicher Hochachtung
ergebenst
I, Urban.
Herr.E. Koehne feierte am 12. Februar-1918 seinen 70. Ge-
burtstag. Der Vorstand überreichte ihm bei dieser Gelegenheit zu-
sammen mit dem FEhrenmitgliedsdiplom ein Glückwunschschreiben,
das Herr A. Weiße verlas. Wir hatten die große Freude, Herrn
‚Koehne, der seit längerer Zeit unter wiederholten schweren Krank-
heitsfällen zu leiden hatte, gerade an diesem T’age in verhältnismäßig
günstigem Gesundheitszustand »zu sehen, sodaß es ihm vergönnt war,
die Feier in seiner Wohnung gut zu überstehen. Bei der Feier
waren außer den nächsten Angehörigen, Verwandten, alten Freunden
(z. B. Herrn I. Urban nebst Gemahlin) und den Vorstandsmitgliedern
unseres Vereines noch die Vorstandsmitglieder der Deutschen
Botanischen Gesellschaft erschienen, die ihm (durch ihren ersten
Vorsitzenden, Herrn Wittmack, eine künstlerisch ausgestattete
Adresse überreichen ließ; ferner überbrachte der Präsident der
Deutschen Dendrologischen Gesellschaft, Herr Graf von Schwerin,
die Grüße und Glückwünsche- dieser Gesellschaft, deren Vizepräsident
der Gefeierte seit vielen Jahren ist, und Herr A. Engler sprach
im Namen der Direktion des Botanischen Gartens und Museums den
Dank für die langjährige wertvolle wissenschaftliche Mithilfe aus.
die Herr Koehne diesen Anstalten gewährt hatte. Der Botanische
(Garten hatte einige Sträuße entsandt, unter denen man besonders
die angenehm duftende Hamamelis japonica, einen Winterblüher,
beachtete. Auf die verschiedenen Ansprachen erwiderte Herr
Koehne mit Ausdrücken herzlichen Dankes. Das an ihn gerichtete
Glückwunschschreiben hat folgenden Wortlaut:
Hochgeehrter Herr Professor!
/u Ihrem 70. Geburtstage bringt der Botanische Verein
der Provinz Brandenburg, Ihnen herzliche Glückwünsche dar.
Wenn er Sie bei dieser Gelegenheit zum Ehrenmitglied ernennt,
so will er dadurch dem Danke. für die wertvollen Dienste
Ausdruck geben. die Sie in langjähriger Wirksamkeit dem
Vereine sowohl, wie den von ihm hauptsächlich gepflegten Be-
strebungen geleistet haben.
Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre. 163
Bereits während Ihrer Berliner Studienzeit, im Jahre 1867.
traten Sie unserem Vereine bei, dem sie demnach jetzt über
50 Jahre angehören. Nach dem Sie dann in Berlin promoviert
und bald darauf hier eine Lebensstellung als Oberlehrer ge-
funden hatten. wurden Sie im Jahre 1876 mit dem Amte-eines
Schriftführers unseres Vereins betraut, das Sie seit der Zeit,
teils an erster, teils an zweiter Stelle, ununterbrochen bis zum
Jahre 1889 verwaltet haben; in dieser Stellung haben Sie sich
besonders um die Abfassung der Berichte über unsere Frühjahrs-
und Herbstversammlungen verdient gemacht, die Sie größtenteils
gemeinsam mit Ascherson redigierten. Damals lieferten Sie
uns auch einen Beitrag zur märkischen Floristik, indem Sie
1579 eine Florenskizze der Umgegend von Putlitz in unseren
Verhandlungen publizierten, ein Beweis, daß Sie niemals das
Interesse an der heimischen Pflanzenwelt verloren haben, trotz-
dem gerade in jenen Jahren der Schwerpunkt Ihres wissen-
schaftlichen Schaffens die eingehende Erforschung der besonders
in Brasilien reich vertretenen Familie der Zytliraceade war, der
Sie Ihr ganzes Leben hindurch Ihr. Studium gewidmet haben.
Auch uns haben Sie des Öfteren in unseren Sitzungen über
den Fortschritt Ihrer Arbeiten auf diesem (Gebiete Kunde
segeben. Einen ersten Abschluß fanden Ihre Lythraceen-
Forschungen in Ihrer 1581—86 erschienenen Monographie dieser
Familie; doch nötigte die Fülle des Ihnen zuströmenden Materials
bereits 1903 zu einer zweiten Gesamtdarstellung, der schon
nach vier ‚Jahren wieder Nachträge folgten.
‘Daß Sie neben dieser unermüdlichen wissenschaftlichen
Tätiekeit noch Zeit fanden, Ihre Arbeitskraft in den Dienst
unseres Vereins zu stellen, werden wir um so höher anzu-
erkennen haben, als- in der Hauptsache Ihre Zeit durch Ihre
schweren und verantwortungsvollen Berufspflichten als Lehrer
in Anspruch genommen war, die Sie stets mit vorbildlicher
Treue erfüllt haben. Bis zu Ihrer vor fünf Jahren erfolgten
Pensionierung hat Ihr Unterricht zahlreichen Generationen dank-
barer Schüler naturwissenschaftliche Kenntnisse vermittelt. In
Ihren Stunden konnte die deutsche Jugend strenge Sachlichkeit,
sorgfältige Untersuchungsmethoden und genaueste Beachtung
der feinsten Unterschiede in den Formen der Organismenwelt
lernen und zugleich Ihre hervorragende Gabe bewundern, - mit
wenigen Strichen die Gegenstände in getreuer bildlicher Dar-
stellung wiederzugeben.
166%
164
Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre.
Zum Vorsitzenden unseres Vereins wurden Sie zum ersten- -
male im Jahre 1593 gewählt, in dem Jahre des Erscheinens
Ihrer „Deutschen Dendrologie,“ eines Werkes, das, eine Frucht
vieljähriger Vorarbeiten, unter seinesgleichen stets einen der
ersten Plätze einnehmen wird und ein unentbehrlicher Rat-
seber in der Gehölzkunde geworden ist. Bis zum Jahre 1900
haben Sie ununterbrochen den Vorsitz geführt, teils an erster,
teils an zweiter oder dritter Stelle, -durch eine große Zahl
von Vorträgen aus dem weiten Gebiete Ihrer dendrologischen
Studien, denen Sie während jener Jahre den größten Teil
Ihrer freien Zeit widmeten, unsere Sitzungen belebend und uns.
über den Blüten- und Fruchtbau sowie über die Einteilungs-
merkmale formenreicher Gehölz-Gattungen, wie (omas, Lyeium,
Pholadelphus, Sophora und der Ihnen besonders am Herzen
liegenden Gattungen der Pomaceen und Prunoideen berichtend.
Als der Verein sich anschickte, im Jahre 1909 sein
Sdjähriges Stiftungsfest zu feiern, fiel unsere Wahl bei der
Frage nach dem Leiter dieser Veranstaltung einstimmig auf
Sie. Waren Sie doch eines unserer ältesten Mitglieder, hatten
viele Jahre hindurch an der Seite unseres Ehrenvorsitzenden
P. Ascherson in unserem Vereine gewirkt und sich durch
Ihre zahlreichen gediegenen wissenschaftlichen Arbeiten
einen allgemein geachteten Namen unter den Botanikern des
In- und Auslandes erworben. Dazu kam aber noch besonders,
daß gerade mit Ihrem Berufe die Verbreitung botanischer
Kenntnisse in der Allgemeinheit verknüpft ist. Unser Verein
sieht aber eine seiner Hauptaufgaben darin, eine Verbindung
zwischen den Berufsbotanikern und dem großen Kreise der
Liebhaber der „scientia amabilis“ herzustellen; unser Ziel sei
“es in erster Linie, wie es unser leider so früh verstorbener
(4. Volkens ausgesprochen hat, der Botanik neue Freunde zu
erwerben, ihr ‚Jünger heranzuziehen, ihre Ergebnisse in weite
Kreise zu tragen. So begrüßten wir es mit besonderer Freude,
als Sie damals die Wahl zum .ersten Vorsitzenden annahmen,
und wir sprechen Ihnen heute für die vortreffliche, umsichtige
und taktvolle Leitung unserer Festversammlung unseren auf-
richtigen Dank aus. Bis zum Jahre 1915 haben Sie dann noch
das Amt des Vorsitzes an erster, zweiter und dritter Stelle
versehen. Unser Wunsch, daß Sie noch darüber hinaus den
Vorsitz führen möchten, ging leider nicht in Erfüllung, da Sie
im genannten Jahre «durch Gesundheitsrücksichten siell zur
fl
Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre. 160.
Niederlegsung dieses Amtes genötigt sahen. Zu unserem leb-
haften Bedauern -haben körperliche Leiden Sie in den letzten
Jahren unseren Sitzungen meistens ferngehalten; doch ver-
mochten sie nicht Ihre wissenschaftliche Tätigkeit zu. unter-
brechen. Unser aller herzlichster Wunsch geht dahin, daß es
Ihnen vergönnt sein möge, sich noch auf viele Jahre geistige
Frische und körperliche Rüstigkeit zu erhalten, damit Sie die
begonnenen umfangreichen und mühevollen Arbeiten zu einem
gedeihlichen Abschluß bringen können! Mögen Sie überzeugt
sein, daß unser Verein sich stets aufrichtig freuen würde, sein
langjähriges treues Mitglied, sein neues Ehrenmitglied, dem er
soviel Förderung und Anregung verdankt, in seiner Mitte be-
erüßen zu können.
Der Vorstand
des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg;
Herr A. Weiße verlas ein Dankschreiben €. F. O. Nordstedt’s
. auf die ihm zum 80. Geburtstag ausgesprochenen Glückwünsche und
leste eine Broschüre der Gesellschaft „Wildfrucht“ vor: Grundzüge
und Anweisungen der Wildfrucht; Anleitung zum Sammeln von
Früchten und Pilzen.
Herr Graf von Schwerin hielt einen Vortrag über Veränderungen
der Holzstruktur (vergl. S. 107). an den sich eine längere Diskussion
knüpfte. |
Herr H. Harms sprach über Pflanzenfunde aus altperu-
anischen Gräbern, mit besonderer Berücksichtigung der bisher
nachgewiesenen Bohnen-Arten, die er in einigen Proben vorlegte.
Herr E. Seler hatte ihm eine größere Anzahl solcher Funde aus
dem Material des Museums: für Völkerkunde zur Bestimmung über-
geben. Die Funde stammen aus dem Küstengebiete unweit Lima,
nämlich von den Grabstätten von Chuquitanta und Pachacamac.,
an letzterem Orte waren sie von dem bekannten Peru-Forscher
Gretzer gesammelt, von dem auch eine Anzahl Gegenstände von
‘ ITca im Südosten des Landes herrührt. An allen 3 Orten fanden
sich in größerer Zahl Bohnen von Phaseolus lunatus L.'), einer Art,
die schon L. Wittmack (in Verh. Bot. Ver. Proy. Brandenburg
XXI. 1879 [1880] 176; Trans. Acad. St. Louis XV, 1. [1905] 14)
unter den von W. Reiss und A. Stübel bei Ancon gesammelten
15) Die Art Ph. Pallar Molina ist ganz unzulänglich beschrieben. (Saggio
Chile [1782] 130; Comp. Hist. Chile I. [1788] 136). — Die von R. A. Philippi
(in Bot. Zeitg. XVII. [1859] 863) unter dem Namen Ph. Pallar beschriebene
Bohnen-Art ist offenbar Ph. lunatus L.
166 Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre.
Grabfunden erwähnt hat. Daneben fanden sich auch Samen von
Phaseolus vulyaris L., der Gartenbohne, deren Vorkommen unter den
(sräberfunden von Ancon Wittmack nachgewiesen hat (Verh. Bot.
Ver. Prov. .Brdbg. XXI. 1879. [1880] 176). Damit bestätigte sich
neuerdings die von Wittmack geäußerte Ansicht von der amerika-
nischen Heimat der Gartenbohne. Bei der anatomischen Untersuchung
der Bohnen von Ph. vulgaris, die in viel geringerer Zahl unter den
Resten auftreten als die von. Ph. ltumatus (Mondbohne oder Limabolhne),
konnten mit Leichtigkeit die für diese Art charakteristischen eng-
lumigen Krystallzellen unter der Palissadenschicht a werden
(vergl. G. Haberlandt in Sitzber. Akad. Wien LXXV. 1. [1877] 33).
Es handelt sich um eine längliche oder elliptische a von purpur-
schwärzlicher oder schwärzlicher Farbe, im wesentlichen überein-
stimmend mit der von Wittmack von Ancon beschriebenen Form,
die er zu Ph. vulgarıs oblongus purpureus von Martens (der purpur-
roten Dattelbohne) oder zu Ph. vulgaris ellipticus Alefeld rechnete.
Unter den obengenannten Resten fanden sich auch Samen einer
Canavalia-Art (wahrscheinlich ©. obtusifolid DG.), die bisher noch
nicht aus peruanischen Gräberfunden nachgewiesen war. In Pacha-
camac fand sich eine kleine, ganz mit solchen Bohnen gefüllte Tasche.
Herr H. Harms verlas, dann noch in Uebersetzung einen
Abschnitt „Von den indischen Bohnen“ aus dem 1653 geschriebenen,
aber erst neuerdings herausgegebenen Werke des Jesuiten-Paters
Bernab& Cobo, Historia del Nuevo Mundo I. (1890) 375, das ihm im
freundlicher Weise von Herrn Seler geliehen worden war; es enthält
eine Fülle wichtigen Materials über peruanische Nutzpflanzen. Der
genannte spanische Forscher unterscheidet 3 Bohnenarten: Die‘
größeren, die als die besten gelten, nennt er Pallares, worunter man
offenbar die Mondbohne oder Limabohne (Phaseolus humatus) zu
verstehen hat. Daneben erwähnt er noch die Bohnen des Namens
Puroto oder Purutu, die wohl als Phaseolus vulgaris anzusprechen
sind, und schließlieh die Bohnen-Art „Chuw“ (rund, von der. Größe
der Kichererbsen, weiß und rot bemalt).
An der Diskussion nahmen die Herren Wittmack, Herter
und Harms teil. Män .erörterte u. a. die Frage nach dem Blau-
sänuregehalt der Samen von Phaseolus lunatus und der Giftigkeit
gewisser Sorten. Herr Emmerling wies auf das aus. dieser ‚Bohne 2
dargestellte Phaseolunatin') hin.
'‘) Das aus dem Samen von Phaseolus lunatus gewonnene Glukosid
Phaseolunatin (W. R. Duustan and Th. A. Henry in Proc. Roy. Soc.
. ” .. - 2)
Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre. 167
Herr R. Kolkwitz sprach Ueber Apfelschalentee, wobei er
darauf hinwies, daß solcher Tee als Ersatzmittel besondere Beachtung
verdient. wenn er sachgemäß bereitet wird. Es empfiehlt sich, zu
seiner Herstellung Schalen edler an sich aromatischer Apfelsorten
trisch (im Winter) oder getrocknet (im Sommer) zu verwenden. Die
Aepfel werden fein, d. h. etwa 0,2—0,5 mm stark, geschält, damit
in dem Tee nicht zuviel’ Säure aus dem Apfelfleisch gelangt. Aus
den Schalen wird nicht, wie beim chinesischen Tee, ein Aufguß
bereitet, sondern eine Abkochung. Mindestens 100 g Frisch-
substanz werden mit 1 Il Wasser zunächst kurz .aufgekocht, um
Säuren, Gerbstoffe u. dergl. zum größeren Teil aus den Schalen zu
entfernen. Diese erste, ziemlich stark trübe Abkochung. wird im
(segensatz zum chinesischen Tee fortgegossen oder zum Schmoren
frischen Obstes verwendet. Beim zweiten Mal läßt man langsam etwa
'/; Stunde lang kochen und erhält dann einen rötlichgelben Auszug von
angenehmem teeartigen Geruch "und Geschmack. Die Abkochungen
können noch mehrmals mit immer frischem Wasser wiederholt
werden; sie liefern miteinander vermischt einen Extrakt von schöner
tiefdunkler Farbe. ähnlich Portwein, und, besonders nach Stehen»
von großer Klarheit, wenn man geringe Wassermengen benutzt.
Dieser Extrakt läßt sich im Winter längere’ Zeit aufbewahren.
Teile davon werden jedesmal mit entsprechenden Mengen kochenden
Wassers zur endgültigen Bereitung des Tees vermischt. Durch die
Kochhitze wird, wahrscheinlich infolge Karamellierens und gleichzeitiger
Gerbstoffwirkung, eine besonders schöne goldgelbe Teefarbe erzeugt.
Zur endgültigen Fertigstellung des klaren Getränkes werden ge-
nügende Mengen Zucker (ca. 4"/,) und, falls erwünscht, geringe
alkoholische Beigaben hinzugefügt. Im Sommer hält sich der Extrakt
schwerer. Deshalb ist es ratsam, zu dieser Zeit die getrockneten
Schalen au jedem Tage frisch aufzukochen. Bei Verwendung eimes
Emaillegefäßes läßt man die gebrauchten Schalen darin und fügt
jedesmal eine geringe Menge neuer Schalen hinzu. Die Aromastoffe
sind wahrscheinlich Fettsäure-Verbindungen, welche vermutlich im
Zellsaft gelöst sind und ihren Sitz in der Schale und in den dicht
darunter befindlichen Geweben haben. Ein irgendwie wesentlicher
Nährwert kommt dem Auszug aus den Apfelschalen nicht zu, da
EXXII. [1903] 285) ist identisch mit dem Linamarin, das A. Jorissen und
E. Hairs aus den Samen und Keimlingen des Flachses (Linum usitatissimum)
isolierten (Bull. Acad. Belg. 3. s. XXI. [1891] 529), wie Dunstan, Henry und
Auld ermittelten (Proc. Roy. Soc. LXXVIII. [1906] 145, LXXIX. [1907] 315)
Vergl. besonders E. Fischer und G. Anger, Synthese des Linamarins (in
Sitzungsber. Akad. Wiss. Berlin 1918. Nr. 11. S. 208). — H. Harms.
Il got Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre.
\
schon diese selbst nach dem Ausweis der beigefügten chemischen
Analyse wenig gehaltvoll sind.
Ohemische‘ Analyse von Apfelschalen.
(Gemisch von Boskop und Gravensteinern). Die bei 100° C
getrocknete Substanz enthielt in Prozenten:
Asche: 2,7. — Eisen (Fe, 0,): 0,03. — Sulfate (80, 01
Phosphate (P;0,): Spuren. — Kalk (0a0): 0,2. — Magnesia (M&O):),-..
— Kali (RK, OÖ): schwache Reaktion. — In Aether Lösliches: 60 (meist
wachsartige Substanzen). — Eiweiß (Reinprotein): 3,5. — Gerbstoft: 1,4.
Herr Emmerling, der übrigens den Brombeertee als den
besten Ersatztee empfahl, wies daraufhin, daß dem Apfelschalentee,
dessen säuerlicher Geschmack von der Dicke der Schalen abhängt,
gerade der wertvolle Stoff des echten Tees, das Thein, fehle Herr
‚Loesener hielt Zusatz von Thein zu dem Getränk für bedenklich,
das durch die Säure von eigentlichem Teegetränk verschieden sei.
Jedoch kommt nach Herrn Kolkwitz die Säurefrage nicht mehr in
Betracht, wenn die Aepfel dünn geschält werden und die erste Ab-
kochung fortbleibt.
Herr W. Herter sprach über die Schimmelpilze des Brotes
(mit Demonstrationen): Seit einer Reihe von Jahren habe ich die
der Versuchsanstalt für Getreideverarbeitung zur Unter-
suchung eingeschickten oder sonst irgendwie erhältlichen Gebäcke
auf das Vorhandensein von Schimmelpilzen hin betrachtet. Mein
Kollege Dr. Fornet, Vorstand der Bäckereiabteilung der Versuchs-
anstalt, hat eine große Zahl von (sebäcken eigens zu dem Zwecke
herstellen lassen, um das Wachstum der Schimmelpilze auf denselben
unter den verschiedensten Bedingungen zu verfolgen. Wir haben
gemeinsam über unsere Untersuchungen an anderer Stelle berichtet.”
Es sei mir hier gestattet, kurz einige Ergebnisse mitzuteilen, die
(las Gebiet der Botanik berühren. | |
Ich konnte auf Brot spontan folgende 11 Schimmelpilze, nach
der Häufigkeit geordnet, feststellen: Aspergillus glaucus Link, Rhrzopus
nigricans KEhrenberg, Penieillium erustaceum (L.) Fries, Oospora variabılıs
(Lindner) Lindau, Penzeillium olivaceum Wehmer, Aspergillus fumigatus
(Fresenius) De Bary, A. niger Van Tieghem, A. flavııs Link, A. nidulans
(Eidam) Winter, A. candidus (Persoon) Link, Mucor pusillus Lindt.
Davon war Pemieillium olivaceum auf Brot überhaupt noch nicht,
2) Herter, W., und’ Fornet, A., Systematische Studien über- das
Schimmeln des Brotes und deren praktische Nutzanwendung (Zeitschr. f. d.
ges. Getreidewesen, 9. Jg., 1917). — Studien über die Schimmelpilze des Brotes
(Centralbl. f. Bakt., 2. Abt., 1918 mit Abb.).
na“
Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre. 169
Aspergillus midulans auf Brot noch nieht mit Sicherheit bekannt.
Ersteres ist von Wehmer”) nur auf reifen Südfrüchten beobachtet,
letzterer von Eidam von einem Hummelnest beschrieben worden.”
Wie aus früheren Beobachtungen und aus den neuen Versuchen
hervorgeht, ist verschimmeltes Brot an sich für Menschen und Tiere
unschädlich. Wegen der gleichzeitig mit dem Schimmelwachstum
auftretenden bakteriellen Prozesse, über deren eventuelle toxische
Wirkung noch nichts bekannt ist, ist jedoch Vorsicht geboten.) Zur
- Vermeidung von Substanzverlusten ist es namentlich jetzt in der
Kriegszeit notwendig, nicht nur das verschinmelte Brot zu verwenden,
‘sondern auch das Schimmeln des Brotes überhaupt mit allen zu
Gebote stehenden Mitteln zu verhüten.
Die Konidien der Schimmelpilze gelangen mit dem Korn in
die Mühle und mit dem Mehl in die Bäckerei. Hier fliegen sie mit
den Staub umher und können jederzeit das Brot infizieren. In
unsauberen Betrieben siedeln sich die Schimmelpilze in den Ecken,
an. den Wänden, Decken, Fußböden, in alten Brotkästen an und
werden durch den geringsten Luftzug, ferner durch Insekten (Fliegen,
Motten, Käfer) von einer Stelle zur andern übertragen.
21) Leider konnte Herr Prof. Dr. Weh mer, dem ich eine Reinkultur des
Pilzes zusandte, nicht entscheiden, ob wirklich sein Penieillium olivaceum
vorlag. Mit der von Wehmer (Morphologie und Systematik der Familie der
Aspergillaceen, in Lafars Handbuch der Technischen Mykologie, 2. Aufl., Bd. 4,
1906) gegebenen Beschreibung stimmt mein Pilz indessen genau überein.
°”) Das Temperaturoptimum des Aspergillus nidulans liegt nac Wehmer
(l. e.) bei 40°C. In meinen Kulturen trat eine Vorliebe des Pilzes für so
hohe Temperaturen nicht zu Tage. Er wuchs bei 15—45°C. Ich identifiziere
ihn trotzdem mit 4. nidulans, da er in allen übrigen Einzelheiten mit den
Beschreibungen der Autoren übereinstimmt. Meine frühere Vermutung (Zur
Kritik neuerer Speciesbeschreibungen in der Mycologie. Ueber drei angeblich
neue Aspereillaceen, in Mykolog. Centralbl. Bd. 3, 1913), daß auch A. Sydowii
Bainier et Sartory (mit den Temperaturgrenzen 13—41°C.) dem 4. nidulans
sehr nahe steht, wird übrigens durch meine neuen Untersuchungen bestätigt.
®) Schon Welte (Biologische und pathologische Untersuchungen über
das Verschimmeln des Brotes, in Arch. f. Hygiene, Bd. 24, 1895) trank selbst
einen Auszug von 20 g durch Penicillium erustaceum völlig verschimmelten
Brotes mit 75 ccm Wasser, ohne die geringsten Beschwerden danach zu ver-
spüren. Sodann bestrich er ein Semmelbrötchen diek mit Konidien desselben
Pilzes und verzehrte dasselbe, ebenfalls ohne nachteilige Folgen. Während
des Feldzuges gegen Rußland 1915 beobachtete ich mehrfach, daß verschimmeltes
Brot gegessen wurde. Ich selbst verzehrte es wiederholt, ohne danach zu
erkranken. Herr Geheimrat Appel hat an sich selbst die gleiche Beobachtung
gemacht, wie er mir freundlichst mitteilte. Fütterungsversuche, von ver-
schiedenen Autoren sowie von mir selbst an Haustieren angestellt, ergaben die Un-
gefährlichkeit der verfütterten Schimmelpilze auch diesen Haustieren gegenüber.
n
r7 . . .. .
170 Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre.
Je reicher die Luft an Schimmelpilzkonidien ist, um so größer
ist die Schimmelgefahr. Das Brot schimmelt von außen her, nicht
wie vielfach angenommen wird, von innen. Durch den Backprozeß
werden alle im Innern. des Brotes befindlichen Konidien abgetötet.
Durch Einwickeln in Papier und nochmaliges Erhitzen im Backofen
gelingt es, Brot schimmelfrei zu erhalten.)
Von Einfluß auf das. Schimmeln des Brotes sind die physi-
kalischen Faktoren: Feuchtigkeit und Wärme, sowie die chemischen
Faktoren: Zucker, Säure und Sauerstoffgehalt. An trockenen
Orten hält sich Brot wochenlang schimmelfrei. Freigeschobene, stark
ausgebackene und angeschnittene Brote sowie Kleingebäck schimmeln.
später und weniger als angeschobene, schwach ausgebackene und
ganze Drote sowie (Großgebäck. Mit der geringsten Feuchtigkeit
nimmt Ispergillus glaucus vorlieb. Bei niederer Temperatur kommen
Aspergellus glaucus, Pehizopus nigricans und Penieillium erustacemmn
zur Entwicklung, die andern oben genannten Pilze sind wärmeliebend.
(Vgl. Uebersicht auf. S. 171). Aspergillus ylaucus ist gegen Näure,
Vospora vuriabılis gegen Zucker relativ tolerant. Bei Luftabschluß
gedeiht keiner der genannten Schimmelpilze. Zrhizopus nigrieans
und Mucor pusillus wachsen am schnellsten, Penieillium erustacenm
gehört zu den am langsamsten wachsenden Arten. Demgemäß
findet sich auf unserem heutigen gesäuerten Kriegsbrot am häufigsten
Ispergillus glaueus, der zur Perithezienbildung schreitet, sobald die
Lebensbedingungen für ihn ungünstig werden, also besonders beim
Ausgehen der Feuchtigkeit. Ahizopus nigricans bevorzugt feuchtes
ungesäuertes Brot, also das übliche Weizenbrot. Penieillium erustaceum
tritt als letzter Schimmelpilz auf Gebäcken aller Art auf. Oospora
variabilis liebt Zwieback, kommt aber auch auf Rog&enbrot vor.
Die Mehrzahl der Versuche wurde in Petrischalen auf Brot-
stücken angestellt. Solche Schimmelpilzkulturen lassen die Farbe
und die sonstigen mikroskopischen Einzelheiten der Pilze sehr
sut erkennen, sie halten sich luftdicht verschlossen jahrelang frisch
und sind jederzeit zu Demonstrationszwecken gebrauchsfertig. Es
empfiehlt sich, die Kulturen vor dem Verschließen der Schalen mit
Formalin zu desinfizieren.
2!) Schimmelfrei, aber nicht bakterienfrei. Bei Temperaturen von 25°C.
an aufwärts wird ungesäuertes genügend feuchtes Brot durch den hitze-
beständige Sporen bildenden Spaltpilz Baeillus mesentericus (Flügge) Lehm.
et Neum. „fadenziehend.“ Dies trifft besonders für das Kriegs-Weißbrot zu,
das in den Sommermonaten leicht von diesem Pilz befallen wird und dann
anfangs obst- oder loheartig, sodann ekelerregend riecht und beim Aus-
einanderbrechen Schleimfäden erkennen läßt.
ierah
Tagesordnung der Sitzurgen im abgelaufenen Geschäftsjahre.
Vorkommen der Schimmelpilze des Brotes bei verschiedenen Temperaturen.
10°6, | 1526, 20%0..:. 2520. 2000 sc no 2 0.2 ©
|
Sehnell wachsende | Rh. nier. | Rh. nigr.. | Rh. nigr. | Rh.nier. (Rh. nier.) — = == _
Arten _ —_ (M. pus.) | M. pus. | M. pus. M.pus | M.pus. .M. pus. M. pus.
A. glauc. | A. glauc. | A. glauc. A. glauc. | A. glaue. (A. glauc.) Ez a —
== (A. tlav.) A. Blav. A. tlav. A. flav. A. flav. A. flav. — —_
Mäßig schnell ; |
=> (A. nie.) A. nig. A. nig. A. nig. A. nig. A. nig. A. nig. —
wachsende Arten |
\ (O0. var.) ©. var. 0. var. O. var. ©. var. O. var. O. var. OÖ. var. —
— (P. ol.) 208. P. ol. Brol: Bol P. ol. P. ol. _
—_ (A. cand.) | A. cand. | A, eand. A. cand. A. cand. A. cand. | A. cand. —_
£ 2 — (A. fum.) | A. fum. A. fum. A. fum. A. fum. \ı A. fum. A. fum. A. fum.
Langsam wachsende ne
— (A. nid. A. nid. A. nid. A. nid. A, nid. A, nid. A. nid. _
Arten
> P. erust. | P. erust. P. crust. | P. erust. | (P. erust.) —_ — — —
Die fett gedruckten Arten sind bei den entsprechenden Temperaturen häufiger, die
eingeklammerten Arten seltener anzutreffen.
€
1172 Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre.
Sitzung vom 15. März 1918.
Unser Ehrenmitglied, der hochangesehene Begründer der
Mutationslehre, Herr Hugo de Vries in Amsterdam,. hatte am
16. Februar den 70. Geburtstag gefeiert. Auf die ihm ausgesprochenen
(slüickwünsche hat er mit folgendem, an den "ersten Schriftführer
gerichteten Schreiben geantwortet. das der Vorsitzende vorlas:
Hochgeehrter Herr Professor! i Br
Für die mir im Namen des Botanischen Vereins der
Provinz Brandenburg gesandten freundlichen Glückwünsche zu
meinem 70. Geburtstage erlaube ich mir, Ihnen recht herzlich
zu danken, und Sie zu bitten, meinen aufrichtigen Dank auch
an die Gesellschaft übermitteln zu wollen. Ich betrachte es
stets als eine hohe Ehre, von der Gesellschaft erwählt- worden
zu sein, um mit ihr zum Zwecke der Förderung der Wissen-
schaft zu arbeiten.
| Hochachtungsvoll ergebenst
Hugo de Vries.,
Herr Graf von Schwerin hielt einen Vortrag über das Variieren
der Pflanzen in ihrer chemischen Zusammensetzung (vergl. S. 117),
an den sich eine längere Diskussion knüpfte.
Herr H. Harms verlas folgenden Brief des Herrn ©. Karstädt
an ihn aus Tzschetzschnow v. 28. Febr. 1918:
Ich hatte seinerzeit. gelegentlich des Besuches des
Botanischen Vereins in Frankfurt .a. Oder, Mitteilung davon
gemacht, daß durch den Verkauf der Kgl. Domäne in Lebus
an die „Eigene Scholle“ in Frankfurt a. Oder die Befürchtung
entstände. daß die Lebuser Adonisberge der Bebauung und
Beackerung anheimtielen. ‘Nach eingehender Besprechung mit
Herrn Professor. Jahn hatte ich an die Kgl. Regierung in
Frankfurt a. 0. das Gesuch ‘gerichtet, die Lebuser Berge unter
staatlichen Schutz zu stellen, und die eigenartige pontische
Hügelflora der Nachwelt zu erhalten. Dieses Gesuch ist von
der Kgl. Regierung an die „Eigene Scholle* weitergegeben
worden, und diese hat nın Veranlassung genommen, die Adonis-
berge der Stadt Lebus mit der Maßgabe zu übergeben, die im
botanischen Interesse zu schützenden Flächen zu erhalten und
vor Zerstörung zu bewahren. Mein Gesuch ist demnach von
Sutem Erfolg gewesen. "Durch geschäftliche Ueberbürdung bin
ich bis jetzt noch nicht dazu gekommen, dem botanischen
* : .p . } rd. \
Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre. 175
Verein Kenntnis von dem Ergebnis zu machen. Ich hole dies
hiermit nach, und bitte Sie, das beiliegende Schriftstück in
den Verhandlungen des Botanischen Vereins abdrucken zu wollen.
Mit bestem Gruß Ihr
Carl Karstädt.
Abschrift.
Frankfurt a. O.. den 9. September 1913.
Urschriftlich. Herrn Regierungspräsidenten, Hochwohlgeboren,
hier, mit folgendem Frwidern zurückgesandt.
Zu den Ausführungen des Herrn Karstädt, betreffend Er-
haltung der Lebuser Berge in ihrer natürlichen Flora, ist
zunächst sachlich Folgendes zu bemerken.
Es kann nicht anerkannt werden, daß es sich bei dem
dortigen Pflanzenbestande um so seltene Vertreter der heimischen
Flora handelt, wie zum Beispiel im Falle des vernichteten
Egwisebim variegatum am Buschmühlenweg auf dem Gebiete
von Lossow. Es ist vielmehr eine Flora, die auf sonnigen
pontischen Hügeln des östlichen und besonders südöstlichen
(sebietes der Mark häufiger zu finden ist, so vor allem die
Brunella gramdiflora, Aster linosyris, die Orobanche- Arten,
Asperula eymanchica, Veronica spicata, Pulsatilla pratensis,
Campanula sibiriea etc. Wohl aber geben wir zu, daß auch
einige Vertreter derselben zu den selteneren Erscheinungen
‚auch der pontischen Hügel der östlichen Mark gehören, so die
. Adonis vernalis, die außer im Magdeburgischen nur an der
Oder entlang auf solchen Bergen vorkommt bis hinab ‘auf die
Höhe von Pyritz; Eryngium eampestre, das nur im Elbtale sehr
‚häufig ist und wohl von dort nach hier und einigen Stellen
bei Küstrin und in Westpreußen verschleppt worden ist. und
endlich Anthericum Lago, das hier als ziemlich seltener öst-
licher Ausläufer auftritt, in Posen, Westpreußen aber schon
überhaupt nicht mehr gefunden wird. Wir schränken also die
Bitte des Herrn Ka rstädt, der die Hügel als einzigartig be-
zeichnet, erheblich ein. lehnen sie abeı’ nicht ganz ab. Besonders
betrefts der Adonis vernahs ist es wohl angebracht, der Pflanze
ein Opfer zu bringen und ihr auch in unserer Gegend anf alle
Fälle eine Zufluchtsstätte zu sichern. Wir haben deshalb bereits
die vom Antragsteller bezeichneten Flächen als Gemeinde-
dotation vorgesehen. Der Stadt Lebus wird rezeßmäßig die
‚Verpflichtung auferleet werden müssen, die im botanischen
#
174 Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre.
Interesse zu schützenden Flächen zu erhalten und die Flora
durch näher zu bestimmende Maßnahmen vor Zerstörung zu
bewahren. Der Auseinandersetzungsbehörde haben wir Nach-
richt gegeben. : \
Landgesellschaft Eigene Scholle &. m. b. H.
(gez. Unterschriften.)
Dem Botanischen Verein kann ich noch die Mitteilung
machen, daß ich Polygonatum vertieillatum in einigen Exemplaren
bei Buschmünhle entdeckt habe.
Carl Karstädt.
Herr H. Harms besprach folgende Arbeit: Dr. B. Palm u-
Dr. A. A. L. Rutgers, The embryology of Aucuba japonica (Recueil
des trav. bot. neerlandais XIV. Livr. 3/4, 1917, S. 119—126); vergl.
H. Harms, Ueber Fruchtbildung bei Axeuba japonica (GartenfloraLXVIl,
1918, Heft 7/8, S. S1). Die Vermutung, daß bei der Pflanze Apogamie
vorkomme, hat sich nicht bestätigt: zur Ausbildung reifer Samen
ist nach den Untersuchungen der Verf. Bestäubung unbedingt
erforderlich. Fe
Herr H. Harms legte folgendes Werk vor: Ersatzstoffe aus
dem Pflanzenreiche; ein Hilfsbuch zum Erkennen und Verwerten der
heimischen Pflanzen für Zwecke der Ernährung und Industrie in
Kriegs- und Friedenszeiten, herausgegeben von Prof. Dr. L. Diels
(Stuttgart 1918, E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung); be-
arbeitet von L. Diels, E. Gilg, P. Graebner, H. Harms. Th.
Loesener, RE. Ulbrich. Preis 10.Mk. 418 S.-n. 412 Text-Ab-
bildungen.
Herr R. Kolkwitz besprach nochmals seine Methode der Bereitung
des Apfelschalentees unter Vorführung. von 3 Flaschen mit konser-
vierten Abkochungen in verschiedenen Stadien. — Die Diskussion
(Herren Duysen, Weiße, Wittmack, Diels, Jahn, Kolkwitz)
erörterte besonders das Zustandekommen der Rotfärbung bei den
Auszügen.
Herr L. Wittmack empfahl den Besuch der Faserstoff-
Ausstellung (März-April) in den Ausstellungshallen am Zoologischen
Garten; der Bot. Garten hatte sich mit reichlichem Pflanzenmaterial
und vortrefflichen, unter der Leitung von Herın E. Ulbrich ge-
zeichneten Tafeln beteiligt; man vergl. dazu den -Aufsatz von
E. Ulbrich, Heimische Faserpflanzen, in Gartenflora LXVH. 1918.
Ss. 9—16, S. 64— 72. 22:
Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre- 105
‚Sitzung vom 19. April 1918.
Die Sitzung, zu der besondere Einladungen verschickt worden’
waren, fand im Hörsaal des Kgl. Bot. Museums in Dahlem statt-
Herr R. Pohle hielt: einen Lichtbildervortrag über die Vegetation
am unteren Ob und Tas (Sibirien), der von den in großer Anzahl
erschienenen Mitgliedern und Gästen sehr beifällig aufgenommen
wurde. Herr Pohle ging am Schlusse seines Vortrages des näheren
auf den Charakter und die Stellung der westsibirischen Flora ein.
die er auf seinen weiten keisen eingehend erforscht hat. Vel.
R. Pohle, Beiträge zur Kenntnis der westsibirischen Tiefebene
(Zeitschr. Gesellsch. Erdkunde Berlin 1918, Heft 1/2, S. 1-47, mit
2 Tafeln). Am Schlusse berichtete der Vortragende über sehr schönes
Nesseltuch, das die Ostjaken in Sibirien weben.
Vor dem Vortrage verlas Herr A. Weiße das Dankschreiben
der Naturforsch. Gesellsch. in Danzig für das von uns an sie ge-
sandte Glückwunschschreiben zur Feier des 175jährigen Bestehens
der Gesellschaft am 2. Januar 1918. Außerdem legte Herr H. Harms
vor das im Erscheinen begriffene Werk unserer Mitelieder Max
Fleischerund Leopold Loeske, leonographia Bryologica Universalis:
Abbildungen von Moosen aus allen Erdteilen nach Originalzeichnungen
sowie aus bryologischen Werken. 1. Serie, Auswahl von Abbildungen
aus L. Loeske, Die Laubmoose Europas. 40 Tafeln; März 1918.
Verlag Max Lande (Hoffmann u. Campe’s Verlag), Berlin-Schönebereg.
Die Lieferung von 40 Tafeln kostet 5 Mk., also jede Tafel 20 Pfe,
Das Werk ist zum Studium der Moose sehr geeignet. Die Tafeln
können als instruktive Beilage in Moosherbarien verwendet werden.
Größere Museen und Herbarien werden die Anschaffung dieses Werkes
nicht verabsäumen, das auch für Unterrichtszwecke, z. B. in Schulen
und bei Vorlesungen mit Vorteil zu gebrauchen ist.
Ferner las Herr H. Harms einen Auszug aus einem Briefe
unseres Ehrenmitgliedes Herrn L. Geisenheyner (Kreuznach) an
ihn vor, worin über die Verwendung des Oeles aus dem Fruchtfleisch
von Cornus sangwinea berichtet wird (vergl. L. Diels, Ueber den
Hartriegel, eine weniger bekannte Oelpflanze der Heimat: Merkblätter
des Kgl. Bot. Gartens über die Verwendung nutzbarer Gewächse der
- heimischen Flora, Nr. 4, April 1917; dazu vergl. auch L. Diels
ir Verh. Bot. Ver. Prov. Brdbe., EIN: 1918, 'S. 183, Sıtzeı v. Behr.
1917). Herr L. Geisenheyner schreibt (16. April 1918):
Re „Für Herrn Prof. Diels wird jedenfalls das, was ich
Ihnen von Cornus mitteile, Interesse haben. C. sanguinea enthält
im Fruchtfleisch fettes Oel. Ich sprach darüber mit dem hiesigen
176 Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre.
Rektor Faust. Der sammelte mit seinen Söhnen etwa 60 Pfd.
Früchte, ließ sie beim Bäcker trocknen (gab 40 Pfd.). und da
er mit einem Müller gut bekannt ist. veranlaßte er diesen, ihm
daraus Oel zu schlagen. Aus den 40 Pfd. trockenen Früchten
hat er nın etwas über 2 L. gutes Speiseöl erhalten, das, da
es nicht raffiniert ist, dunkelgrün, fast schwarz aussieht. sich
aber außerordentlich fett anfühlt. Es riecht etwas gewürzig und
hat einen anfangs ungewohnten würzigen Geschmack, an den
man ‚sich aber bald gewöhnt. Die Kerne sind so hart, daß sie
nicht zerquetscht worden sind; sie enthalten übrigens auch noch
Oel. ° Dieses ist (d. h. das aus dem Fruchtfleisch!) nun von der
Frau Rektor in der Küche vielfach versucht worden, und sie
fand es zum Kochen und Backen durchaus gut zu gebrauchen,
ebenso zum Fetten des Salates. Alle damit bereiteten Speisen
(auch Waffeln wurden damit gebacken) sind wohlschmeckend
und nach keiner haben sich die erwarteten Leibschmerzen
eingestellt.“ \
In einem späteren Briefe (19. Mai) heißt es:
„Hinzusetzen will ich noch, daß das Oel gar nicht erst
lange raffiniert zu werden braucht. Wenn man sieh an die
dunkle Farbe gewöhnt hat und an den würzigen Beigeschmack,
dann freut man sich über den großen Fettgehalt, so versichert
wenigstens der Rektor Faust“.
Ferner verlas Herr H. Harms den oben S. 123 abgedruckten
Aufsatz von H. Raebiger.
An Stelle der für den 21. Juni geplanten Sitzung fand auf
Einladung unseres Mitgliedes, Herrn Prof. Dr. E. Baur, eine Be-
sichtigung einiger Versuche im Institut für Vererbungsforschung
in Potsdam (Saarmunder Landstraße) statt. zu der auch die Mitglieder
der Deutschen Botanischen Gesellschaft eingeladen waren. Trotz des
ungünstigen regnerischen Wetters trafen Nachmittags 6 Uhr am
Bahnhof Potsdam eine große Zahl von Mitgliedern unseres Vereins
und der Bot. Gesellschaft zusammen, um sich nach dem Gelände zu
begeben, auf dem Herr E. Baur seine sowohl für die Vererbungs-
wissenschaft wie für die landwirtschaftliche Züchtungslehre außer-
ordentlich wichtigen Versuche anstellt.
Das Institut selbst ist noch nicht gebaut, da die ungünstigen
Zeitverhältnisse dies noch nicht erlaubten. An seiner Stelle stelien
dort einige Baracken mit kleinen aber praktisch eingerichteten
Räumen. Für uns war die Hauptsache die Besichtigung der
an: ge h i i a > £ Ehe m
Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre. IuHi
Freilandkulturen. Nachdem Herr Baur uns einige Versuche über
die Bastardierung von Weizensorten, von Stachelbeersorten u. a.,
sowie über die Sortentrennung bei den Kartoffeln gezeigt hatte,
- führte er uns anf seine ausgedehnten Antirrhinum-Felder, um uns
in einem längeren Vortrage seine neuesten Forschungen über die
. Kreuzung der Formen und das Auftreten der Mutationen an Hand
einer großen Anzahl von Beispielen vorzuführen; in den Kulturen
als Mutationen aufgetretene eigentümliche Bildungsabweichungen
(wie Spaltungen in der Blumenkrone und Verkümmerungen der
Blütenorgane) und die Vererbung ihrer Merkmale bei Kreuzungen
mit normalblütigen Formen wurden uns vorgeführt, sowie die
manniefachen bei Kreuzungen auftretenden Farben-Kombinationen,
die eine Unzahl von Möglichkeiten ergeben. Zum Schlusse zeigte
Herr Baur die große Reihe seiner langjährigen Versuche, Pfropf-
bastarde zu erzielen, wobei es stellenweise zu höchst seltsamen Ver-
wachsungsprodukten gekommen ist. Wir danken Herrn Baur im
Namen des Vereins für seine lehrreichen und anregenden Aus-
führungen und wünschen ihm erfolgreiche. Fortsetzung seiner
Forschungen in dem aufblühenden Institute, das hoffentlich bald
gebaut werden kann. | Es
Sitzung vom 20. September 1918.
Der Vorsitzende, Herr A. Weiße, teilte mit, daß Herr
P. Kuckuck am 7. Mai gestorben und Herr A. Nauwerck am
24. Juni auf dem westlichen Kriegsschauplatze gefallen sei (vergl.
S. 135). Als neue Mitglieder wurden die Herren Kgl. Seminarlehrer
Ernst Dröge (Berlin) und Dr. Martin Herberg (Potsdam) ver-
rundet,
Herr Glaußen hat einen Lehrauftrag für die Universität
- Dorpat erhalten, zunächst bis Ende des Jahres. Herr Tessendorff
ist im August auf Urlaub hier gewesen und jetzt wieder an. die
Front abgereist.
Herr Th. Loesener legte eine erößere Arbeit des kürzlich
verstorbenen korrespondierenden Mitgliedes Dr. Hans Foerster
(Barmen) vor, die sich betitelt „Bäume in Berg und Mark, sowie
einigen angrenzenden Landesteilen, herausgegeben vom Bergischen
Komitee für Naturdenkmalpflege, Berlin, Gebr. Borntraeger, 1918*,
und die mit 15 schönen photographischen Abbildungen ausgestattet ist.
Darin stellt F. die Ergebnisse aller seiner Beobachtungen und Messun-
gen zusammen, die er in der Zeit von 1910-1917 im Auftrage des
Komitees gemacht und ausgeführt hat. Viel Mühe und Zeit hat er
“ darauf verwandt, oft weite Wanderungen unternommen, und alle
Verhandl. des Bot. Vereins f. Brandenb. LX. 12
178 Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre.
\ i
Nachrichten, die ihm teils von privater Seite, teils aus den Akten
zur Vorbereitung: eines forstbotanischen Merkbuches zugingen, hat er
selbst nachgeprüft. Außer den heimischen Gehölzen‘ sind auch
wichtigere ausländische Bäume, deren Erhaltung wünschenswert °
erschien, berücksichtigt worden. Alles, was in botanischer oder
kulturhistorischer Hinsicht über die einzelnen Exemplare und Baum-
arten, von denen die Buche, Eiche, Linde und besonders die Hülse
die wichtigsten sind, wissens- und bemerkenswert ist, findet sich in
diesem „Baumbuche,“ das über den Rahmen eines forstbotanischen
Merkbuches noch hinausgeht, zusammengestellt. Besonders wertvoll
ist auch eine im Anhang gegebene „Zusammenstellung der im
deutschen Verbreitungsgebiet vorkommenden stärksten Hülsenbäume,“
Die Verbreitungsgrenze verläuft nämlich gerade auch durch das
Bergische Land (von Osten kommend über den Arnsberger Wald,
das Ebbegebirge, in fast südlicher Richtung. nach dem Orte Wissen
an der Sieg und südwärts weiter an den Rhein). >
Herr H. Harms legte die Abhandlung unseres Ehrenmitgliedes
Herrn Hugo de Vries, vor: Van Amoebe tot Mensch (Von den
Amoeben bis zum Menschen); |trecht, A. Oosthoek, 1918. In dieser
letzten vom Verf. am 13. Juni 1918 an der Universität Amsterdam
gehaltenen Vorlesung gibt der Forscher eine Uebersicht über die in
den letzten Jahren erreichten Ergebnisse auf dem Gebiete der
Mutationslehre. N
Ferner legte er vor die glänzend ausgestatteten umfangreichen
Bände aus unserer Vereins-Bibliothek Meddelanden frän Statens
Skogs-Försöks-Anstalt, Häfte 15—14, Bd. 1. u. II. 1916—17. Stock-
holm (Mitteilungen aus der Forstlichen Versuchsanstalt Schwedens).
Unter den darin enthaltenen auch für Botaniker wichtigen Abhand-
lungen seien z. B. genannt: Nils Sylven, Die nordschwedische
Kiefer; H. Hesselman, Studien über die Nitratbildung in natür-
lichen Böden und ihre Bedeutung in. pflanzenökologischer Hinsicht;
J. Mattsson, Formen und 'Formen-Variationen der + Lärche;
H. Hesselman. Studien über die Verjüngungsbedingungen der norr-
ländischen Kiefernheiden. Der Direktor G, Schotte berichtet am
Beginn des Bandes über die Entstehung und die Aufgaben der Kal.
Forstl. Versuchsanstalt Schwedens; die forstliche Abteilung untersteht‘
ihm, die naturwissenschaftliche dem angesehenen Botaniker H. Hessel-
man, die entomologische wird von Ivar Trägärdh verwaltet.
Herr H. Harms besprach sodann folgende Mitteilungen, die
unser hochbetagtes Ehrenmitglied ©. Warnstorf eingesandt hatte,
wobei er zugleich die von diesem gesammelten Pflanzen vorlegte.
Magesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre. 179
2. Ueber Gallenbildung auf Nasturtium silvestre (L.)
R. Br. — Bei meinen Nachmittagsspaziergängen nach dem herrlichen,
ausgedehnten ‚Stadtpark’ von Steglitz führte mich der Weg im August
dieses Jahres zuweilen, auch über den neuen Steglitzer Friedhof an
der Bergstraße. Hier bemerkte ich an einem begrasten Abhange
an zahlreich dort angesiedelten Exemplaren von Nasturtium silvestre
in den noch unentwickelten Blütenständen sowohl als auch in den
Blattachseln der Pflanzen weißliche, erdbeerförmige Gallenbildungen
in sehr großer Menge, wie ich solche auf Nastırtium bisher noch
nicht beobachtet hatte. Ich nahm deshalb Proben davon mit und
ermittelte nun an der Hand von A. B. Frank, Die Krankheiten der
Pflanzen (1880), daß diese Gallen von einer Gallmücke, Cecidomyia
Sisymbriü Schrauk®’) herrühren, über die 1. ec. S. 745—747 ausführlich
berichtet und: von denen in Fig. 138 eine gute Abbildung gegeben
wird. Wenn ich trotzdem in Nachfolgendem meine eigenen Beobach-
tungen über diese eigentümlichen Gallenbildungen mitteilen zu müssen
slaube, so geschieht es aus dem Grunde, weil ich meine, daß sie
geeignet sind, die Frank’schen Mitteilungen darüber in einigen
Punkten zu ergänzen. |
In den meisten Fällen trifft man die in Rede stehenden Gallen
im Zentrum der Gipfelblüten einer Traube des Nasturtum an, Wo-
selbst die Blütenstiele der noch geschlossenen Knospen erst wenige
Millimeter lang sind. Zwischen diese Stiele legt die Gallmücke ein
oder mehrere rötliche, längliche Eier ab, aus denen die Larven nach
‚kurzer Zeit hervorgehen. Erst dann, wenn dies geschehen, findet
in den kurzen Blütenstielen. eine merkwürdige Veränderung statt,
indem sie unmittelbar unterhalb der Blüte kugelartig anschwellen.
- Diese Anschwellung führt endlich dazu, daß sie sich räumlich immer
näher rücken, schließlich sich gegenseitig drücken und zuletzt eine
unregelmäßige kurze Pyramide darstellen, deren Grundfläche in der
. Oberfläche der Galle liest. Aus der Mitte dieser Grundfläche ragt
dann meist noch deutlich die betreftende Blütenknospe hervor, die
häufise zwar noch zum Aufblühen, aber nicht mehr zur Frucht- und
3
Samenbildung gelangt. Nicht selten wird aber auch die Blüte selbst
in die Gallenbildung einbezogen, indem die vier Kelchblätter durch
schwammige Auftreibung ihres Zellgewebes sich ebenso verdicken
wie die Blütenstiele.e An der Bildung der in den Blattachseln
. vorkommenden, übrigens ebenso häufig wie in den jüngsten Blüten-
3 25) Jetzt Dasyneura sisymbrii (Schrank) Rondani; vergl. unten. — Die
Frank’ = ee ist wiedergegeben ‚in’E. Küster, Gall. d. Pfln. (1911)
157 Pig. 74. — H. H.
| 128
180 Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre.
ständen auftretenden Gallen, beteiligen sich zumeist nur der basale
Teil des Blattstiels und die in den Blattachseln stehenden jugend-
lichen Sproßanlagen mit ihren Blättern; seltener tritt noch der
benachbarte Stengelteil hinzu. — Diese schwammigen, bleichen,
kugeligen Gallen erreichen meistenteils einen Durchmesser von etwa
5—6 mm und stehen nicht selten gehäuft auf der Pflanze. Anfangs
August trifft man in denselben nicht blos sehr verschiedene Larven-
zustände des Insekts, sondern auch schon vereinzelte Puppenzustände
an. Die unlängst aus dem Bi hervorgegangene Made ist bleich und
sehr winzig, wächst aber bei der reichlichen Nahrungszufuhr inner-
halb der Galle sehr bald bis 2 mm Länge und 1 mm Dicke heran
und erscheint alsdann schön gelb gefärbt; in manchen Gallen habe
ich bis 5 gefunden. Im Puppenzustande ist die Larve von einer
dünnen, glatten, etwas knitterfaltigen Haut umschlossen. Während
der Puppenruhe der Cecidomyia: trocknet allmählich das Schwamm-
gewebe der Gallen ein, sie werden schmutzig-bräunlich und bekommen
auf der Oberfläche Risse, aus denen das vollkommen entwickelte
Tier leicht ins Freie gelangen kann. Die anscheinend sehr Nüchtige
Gallmücke habe ich zwar auf den Pflanzen bemerkt, aber nicht
näher untersuchen‘ können. Ebensowenig ist ‘es mir gelungen in
den jüngsten Blütenständen ein Ei aufzufinden oder zwischen den
kurzen Blütenstielen derselben die von Frank erwähnten schleim-
absondernden haarartigen Zellgewebekörper zu bemerken.
Daß ich im August zwischen den noch gedrängt stehenden
Gipfelblütenknospen weder ein Ei, noch die von Frank erwähnten
schleimabsondernden haarartigen Zellgewebekörper aufzufinden ver-
mochte, hängt wahrscheinlich damit zusammen, daß die Gallmücke
um diese Zeit überhaupt keine Bier mehr absetzt, sondern daß dies
viel früher, vielleicht schon im Mai oder Juni, geschieht, zu welcher .
Zeit sich dann auch sicher in den Blütenständen die schleimbildenden
Organe werden nachweisen lassen, indem der Schleim den Riern als
Schutz gegen Herabspülen durch Regentropfen. den jungen Larven
aber anfangs als erste Nahrung dienen würde. In dem Maße nen,
wie die Larven heranwachsen und selbständig ihre Nahrung aus
den betreffenden Pflanzenteilen zu saugen vermögen, fangen die be-
teiligten Zellen des Gewebes an sich bedeutend auszudehnen und
' schwammig zu werden, nicht aber sich zu vermehren, ‚wie dies in
der Regel bei Blattgallen der ‚Fall ist, wo das betreffende Insekt
durch Verletzung des Pflanzengewebes seine Eier in die verwundete
Stelle legt. Welch bedeutende Vergrößerung der Zellen in den
kurzen Blütenstielen durch Saugen‘ der Maden bewirkt wird,
REN;
EIER Ic.
Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre. 181
zeigen die Maße, die ich bei noch vollkommen normalen und bereits
in der Gallenbilduug befindlichen Blütenstielen ermittelt-habe. Danach
erreichten die Gewebezellen der ersteren etwa einen Durchmesser
von 25—988 u, die letzteren dagegen einen solchen von 90—100 »,
waren also ungefähr 5—4mal so weit wie die Zellen der noch un-
veränderten Blütenstiele.e. Der durch diese. sehr bedeutende Ver-
größerung der Zellen hervorgerufene Nährstoffzuluß kommt nun in
erster Linie den in der Galle lebenden Tieren zu gute, wird aber
den von der Gallenbildung betroffenen Pflanzenteillen zum größten
Teil entzogen, so daß sie sich nicht mehr vollkommen zu entwickeln
vermögen und schließlich absterben. Zwar gelangen die Blüten-
Knospen als solche meist noch zur Entfaltung; aber an Schoten-
oder gar Samenbildung ist nicht zu denken, Ebensowenig. kommen
die in den \Blattachseln stehenden Astanlagen zur Entwickelung, wenn
dort Gallenbildung stattfindet.
Sollte meine Vermutung sich bestätigen, daß die Schleim-
absonderung. zwischen den jungen gipfelständigen Blütenknospen-
ständen nur im Frühling stattfindet, wenn die Gallmücke noch keine
geöffnete Blüte von Nasturtum vorfindet, um vielleicht hier Nahrung
zu suchen, so ist gewiß die Annahme berechtigt, daß sie diese noch
sehr unentwickelten Blütenvereinigungen schon wegen ihrer eigenen
Ernährung aufsucht und bei dieser Gelegenheit zugleich ihre Eier
. absetzt, ‘ganz "unbekiimmert darum, daß sie dadurch die Krankheit
wichtiger Pflanzenorgane, ja sogar zuletzt deren Absterben veranlaßt,
sich selbst aber ihre Lebensbedingungen, Ernährung und Wohnung
sichert. Wir haben hier also einen typischen Ausnahmefall, wo ein-
Insekt zwar sich durch eine Pfanze seine eigene Existenz
sicherstellen läßt, dabei aber wesentliche Organe der Pflanze zu
Grunde richtet und zum Absterben bringt. In den meisten Fällen:
ist das Verhältnis zwischen Insekten- und Pflanzenwelt kein feind-
liches, sondern im Gegenteil ein äußerst freundliches, indem die
Blüten zahlreicher Siphonogamen durch Absonderung von Honigseim
vielen Insekten eine reiche Nahrungsquelle.darbieten, und die Insekten
alsdann dazu beitragen, daß innerhalb der Blüten Fremdbestäubung
erfolgt, die in vielen Fällen für Frucht- und Samenbildung von Aus-
schlag gebender Bedeutung ist.
Nachschrift zu vorstehender Mitteilung. Von H. Harms.
— Wie Herr Warnstorf schon angiebt, hat A. B. Frank seinerzeit
die genannte, offenbar in Europa weit verbreitete Galle sehr genau
beschrieben. Es seien hier noch einige Literatur-Angaben beigefügt.
Franz von Paula Schrank, damals Professor der Universität zu
182 Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäfts jahre.
Landshut, später in München (7 1835) beschrieb die Gallmücke als
Pipula Sisymbra in seiner Flora -Boica (Durchgedachte Geschichte
der in Bayern einheim. u. zahmen Tiere; IIl. [1803] 83), und gab
als „Wohnort“ an: an den Spitzen der Moorgrundsrauke, wo sie
beerenförmige beinfarbige Gallen verursacht (Raucken-Mücke). Unter
„Moorgrundsraucke*. versteht er in seiner‘ Baierschen Flora
11. (1759) 197 Sisymbrium palustre = Nasturtium palustre DE., während
er Dis. silwestre L. „wilde Raucke“* nennt. Weitere Literatur über .
die Gallmücke vergl. besonders bei J. E. von Bergenstamm und
P. Loew, Synops. Ceeidomyid., in Verh. zool. bot. Gesellsch. ‘Wien
XXVI 1876 (1877) 74 (Ceeidomyia sisymbrii).. Kine Abbildung der
Galle gab (nach F. Loew;. s. unten) H. Loew (Dipterologische
Beitr. IV. (1850) 29, 36, Fig. S—9), der sie in folgender Weise
charakterisiert: „Die Blütenstiele schwellen krankhaft an, drängen
sich wie die Körner eines Maiskolbens aneinander und bilden
zuletzt eine scheinbar zusammenhängende, s„elbliche Masse, aus
welcher nur einzelne verkümmerte und nicht zur Entfaltung ge-
langende Blütenknospen hervorragen.“ J. Winnertz (Linnaea ento-
molog. [1853] 230 Taf. Fig. 4) sagt: „Die Larve lebt im Mai und.
Juni in den Blüten von Darbaraea vulgaris, deren Kelch, Fruchtboden
und Antheren zu dicken Gallen anschwellen, und von Juni bis in den
November in. den Falten blasiger Gallen auf Nasturtium. silvestre,
welche von, derselben an den Stengeln und am Blütenstande ver-
ursacht werden. In beiden Deformationen geht auch die ganze Ver-
wandlung vor, sodaß sie erst von der ganz ausgebildeten Mücke
verlassen werden.“ F. Loew (in Verh. zool. bot. Gesellsch. Wien
XXVI. [1878] 22) hat die Identität der auf Barbaraeu vulgaris
lebenden Gallmücke mit der von Nasturtium silvestre. nach eigenen
"Beobachtungen bei Wien ernent festgestellt und zugleich schon betont;
daß ein bedeutender Unterschied in den Gallbildungen besteht, die
dieselbe Mücken-Art, also Cecidomyia sisymbrü. Schrank (dazu gehört
Jecidomyia barbareae Curtis in Gard. Chron. [1845] 400), auf den
verschiedenen Nährpflanzen hervorrnft; denn während die Nasturtum-
Gallen im wesentlichen deformierte Blütenstiele sind, wird bei
Barbaraea die Blüte selbst mißbildet, indem alle ihre Teile, Kelch,
Blumenblätter, Antheren und Pistill anschwellen, sich besonders an
der Basis verbreitern und wie in der Knospenlage übereinander
geschlossen bleiben, wodurch solche Blüten das Aussehen großer
stark bauchiger Blütenknospen erhalten. Dazu vergl. auch E. Küster
(Gallen der Pfin. [1911]: 135). _Nach €. Houard (Zooceeid. pl.
d’Rurope I. [1908] 462, 463 Fig. 735) tritt Dasymeura sisymbrü
\
BEER
Taeesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre. 183
Schrank Sf Barbaraea arcuata Reichb. und B. vulgaris R. Br. 2) aut;
ferner auf folgenden Arten von Nasturtum: N. amphibium, N. austri-
acım, N. austriacum X silvestre (a. a. 0. 463), N. silvestre (a. a. O. 464,
470 Fie. 756), N. palustre, N, anceps (a. a. O. 464); außerdem auf
‚Sisymbrium offieinale (a. a. O. 446) und S. sophia (a. a. O. 449).
Danach findet sich also die Gallmücke auf drei verschiedenen
Gattungen der Cruciferen. Man nennt sie jetzt Dasyneura sisymbrü
(Schrank) Rondani. Rübsaamen (in Sitzungsber. Ges. Naturforsch.
Freunde Berlin 1915, No. 10, S. 491 u. 504) führt gerade diese Art
als Typus für die Gattung Dasyneura Rondani an. Früher hatte er
sie als Dichelomyia sisymbrii bezeichnet (vergl. Rübsaamen in
Biolog. Centralbl. XIX. [1899] 598). G. Hieronymus (Beiträge zur
Kenntn. europ. Zooceeid. [1890| 99) nennt Ceeidomya sisymbri für
Nasturbum ausiriacum (Schlesien), N. palustre (Schlesien, Königreich
Sachsen, Baden) und N. silvestre (Schlesien, Oesterr. Schlesien, Anh.
Bernburg, und Prov. Brandenburg: Paulsborn im Grunewald [C. Benda],
Lehnin [A. Treichel]). Ferner S. 76 für Barbaraea arcuata (Thüringen)
und D. vulgaris (München). Vergl. auch D. H. R. von Schlechten-
dal Gallbildg. deutsch. Gefäßpflz. (1891) 51 Nast. palustre und
silvestre; 49 Barbarea arcuata und vulgaris. — Das Herbar. ceeidiologie.
von Hieronymus und Pax enthält folgende von dieser Gallmücke
verursachte Gallen auf Nasturtum sövestre (L.) R. Br., Nr. 262 (ges.
Juni 1897 von R. Dittrich bei Breslau); N. palustre (Leyss.) DC
26) Nach Houard verursacht Dasyneura sisymbrii an B.v. außer Blüten-
anschwellungen auch rundliche weiße, schwammige Gallen im Blütenstand, sowie
schwammige Gallen in der Blattachsei, ferner Verbreiterungen der Basis des
Blattstiels und des Blütenstiels.
”) Frank (a. a. O. 747) sagt: Auf Sisymbrium offieinale sind die Gallen
insofern abweichend, als weniger eine schwammige Auftreibung erfolgt, die
Hauptachse nur verkürzt bleibt, die Blütenstiele oder Stengelzweige dicht bei-
sammenstehen und trotz der Verdickung, die sie an ihrer Basis erleiden, grün
und fest bleiben. — Nach Houard (a. a. O. 446, 449) werden als Erzeuger
‘von Deformationen an Sisymbrium offieinale und sophia die beiden Arten
Oontarinia ruderalis (Diplosis rud.) Kieffer und Dasyneura sisymbrii, neben-
einander genannt. Doch hielt J. J. Kieffer (in Verh. zool. bot. Ges. Wien XL.
i [1890] 199) die Angabe, daß Cecidomyia sisymbrii auch auf Sisymbrium sophia
Gallen erzeuge, für unbegründet, und führte die betreffende Galle auf seine
Diplosis ruderalis zurück; vergl. auch G. Hieronymus, a. a. O. 126, und
H. Roß, Pflzgall. 5.274. Nach freundlicher Mitteilung von Herrn H. Hedicke,
für die ich bestens danke, kommt Dasyneura sisymbrii mit Contarinia ruderalis
in denselben Gallen auf $. vor, doch sei es noch zweifelhaft, welche von beiden
' der Erzeuger sei. Ferner sei es noch fraglich, ob Diplosis Kiefferi Schleehtd.
(Gall. [1891] 52; auf Ss. sophia) mit Dasyneura sisymbrii identisch sei.
154 Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre.
Nr. 190 (ges. Juni 1397 von R. Dittrich bei Groß-Wartenberg in
Schlesien); N. austriaeumx<silvestre, Nr. 306 (ges. von K. Rechinger;
in Nieder-Oesterreich, bei Dürnkrut im Marchfelde, Juni 1901, wo
beide Arten sowohl wie der Bastard diese Gallen hatten. — Wichtige.
Hinweise auf die Gallen der Dasımeura sisymbrı finden sich ferner
inH. Roß, Pflanzengall. Mittel- und Nordeuropa [1911] 106 (Barbaraea,
Fig. 27 u. 28), 187 (Nasturtium). 27& (Sisymbrium); ferner in H. Roß,
Pflanzengall. Bayeıns [1916] 13 Fig. 43—47 (Barbarea vulgaris),
74 Fig. 249-251 (Koripa siwestris = Nast. silv.).. EB. W. Swanton
(British Plant-galls 1912) nennt sie S. 188 für Radieula silvestris
Druce (= Nast. silv.), R. palustris Moench (= Nast. pal.) und.
Barbaraea vulgaris Ait., S. 190 für Sisymbrium offieinale und 8. sophra,
unter Anführung der mir unbekannten Abbildungen: Connold, Plant
Galls Fig. 307 u. 308 (N. s.) u. Fig. 326 (BD. v.); die Abbildungen
Connold, Veg. Galls pl. 29, Pl. Galls Fig. 160, nennt er für Sesym-
l
brium offieinale.
O. Jaap (in Verh. Bot. Ver. Prov. Brandenburg LX. [1918] 28)
führt für Trielitz (Prignitz) die Galle auf Nast. sölvestre an, als nicht
häufig, da die Nährpflanze dort ziemlich selten sei. Seine Zooceeidien-
sammlung hat sie unter Nr. 223 von Hamburg. — A. B. Frank
(a. a. O. 8. 745) rechnete die Galle auf Nast. silvestre unter die sog-
Ananasgallen: Bleiche ananasförmige Knöpfe, entstanden durch
schwammige Auftreibung aller Blütenstiele einer jungen Traube oder
aller Blattbasen einer Triebspitze. Ebenso E. Küster (a. a. ©. S. 157),
:der sie, wie schon vor ihm Frank, mit der Galle von Ohermes. abietis
auf Picea excelsa vergleicht, bei der es sich jedoch um deformierte
Blätter handelt, während bei der Galle’von Dasyneura sisymbri die
Blütenstiele fleischige Ringwucherungen bekommen. A. Kerner
(Pflanzenleben, 11. [1891] 537) nannte solche Gallen Kuckucks-
eallen; er führt auch die genannte Galle auf und vergleicht zu-
treffend diese und ähnliche Gebilde mit den Früchten des weißen
Maulbeerbaumes. i ni un
2. Xero-photophile Pflanzengenossenschaften in den Rauhen
Bergen bei Steglitz. — In der Richtung von Osten nach Westen
verlaufend, erhebt sich zwischen den Berliner Vororten Südende,
Steslitz und dem Friedenauer Ortsteil von Schöneberg ein niedriger,
kahler, kurzgrasiger Höhenzug, der unter dem Namen der „Rauhen
Berge”) bekannt ist und im Norden von der Bergstraße, im Süden von
?®) Die „rauhen Berge“ heißen auf dem Meßtischblatt 1908 (Tempelhof)
nur gewisse Hügel östlich der Anhalter Bahn zwischen Südende und Tempelhof-
Mariendorf. Das von Herrn Warnstorf durchstreifte Gelände am Steglitzer
Er i ES =
Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre. 155
der Mariendorfer Straße in Steglitz begrenzt wird. Der nach Norden
abfallende Teil dieses Höhengeländes besteht zum größten Teile aus
einem feinkörnigen Sande, der durch ausgedehnte Ausschachtungen
zu verschiedenen technischen Zwecken gewonnen wird und Verwendung:
findet. Dort, wo der Nordabhang von Menschen noch unberührt
geblieben ist, wächst als Charakterpflanze Sarothamnus scoparius
Koch. Sehr reichhaltig gestaltet sich dagegen die Flora innerhalb
der ausgedehnten Sandausstiche. Hier bilden folgende Siphonogamen
z. D. Massenvegetation: Trifolıum arvense L., Artemisia campestris L.,
Plantago ramosa (Gil.) Aschers. und Corispermum hyssopifolium L.;
darunter. finden sich vereinzelt: Sesymbriıum pannonicum Jacg. (=
altıssimum 1.), Reseda lutea L., Tunica prokfera Scop., Chondrilla -
juncea L., Comvolvulus arvensis var. ammieulatus Desr., Bchrum vulgare
L. und Ballota nigra L. var. vulgaris To. urtieifoha Ortm. Der un-
mittelbar an den neuen Steelitzer Friedhof stoßende Teil der Aus-
schachtungen, woselbst gegenwärtig noch zahlreiche Arbeiter und
Arbeiterinnen tätig sind, dient schon seit längerer Zeit als Schutt-
ablage und bietet hinsichtlich seiner Pfanzendecke ein total ver-
schiedenes Bild. . Hier besteht die Planzengenossenschaft haupt-
sächlich aus einer üppigen Vegetation von Chenopodiaceen, unter
denen in Massen hervortreten: Chenopodium album L., Atriplex patulum
L. und 4. hastatum L. Seltener sind: Salsola kai L., Amarantus
retroflezus L. uud Poa compressa L., selten: Zachica Searrola L. und
‚Senecio- silvatieus L. var. auriculatus G. Meyer.
Bleiben wir zunächst bei einigen Gliedern der ersten Lebens-
gemeinschaft stehen. — Unter den zahlreichen Individuen von
Trifokum, arvense fielen hier und da Fixemplare mit rötlichen Köpfen
auf; unter der Lupe zeigte es sich, daß diese Färbung nicht nur
durch rosenrote Kronen, sondern auch durch z. T. oder völlig rote
Borsten des Kelches hervorgerufen wurde. Die Blätter waren nicht
selten von dem Rostpilz Uromyces striatus Schröt. befallen. — Auf
Artemisia campestris traten öfter große, kugelige, etwas struppig
aussehende Blütenköpfe von 10—12 mm Durchmesser auf, die auf
einer Vermehrung und Vergrößerung der Blütendeckblätter beruhen.
Diese häufig vorkommende Deformation wird auf die -Gallmücke
Rhopalomyia artemisiae Bouche zurückgeführt. Corispermum Tiyssopi-
folium L;’’), das ich schon vor etwa 10 Jahren in den Sandgruben
Kirchhof westlich der Anhalter Bahn trägt dort die Bezeichnung „Steglitzer
Fichtenberg“; jedoch’ nennt das Volk fast allgemein diese Höhen „rauhe
Berse:- IH.slHarms:
x I) An sandigen Wegrändern und Straßen, auf Bau- und Schuttplätzen,
an Bahndämmen bei Berlin, besonders in der Umgegend der südwestlichen
%
156 Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre.
Det
der Rauhen Berge bemerkt habe, hat sich während dieser Zeit dort
in diesem dürren, flugsandartieem Terrain außerordentlich vermehrt
und ausgebreitet, ein Beweis, daß der Standort den Lebensbedingungen
der Pflanze vollkommen entspricht. Woher sie stammt und wie sie
dorthin gelangt, wird sich wohl mit Sicherheit kaum ermitteln lassen.
Ascherson erwähnt die Gattung in seiner 1864 erschienenen Flora von
Brandenburg überhaupt noch nicht. Nach Kochs Taschenbuch der
Deutschen und Schweizer Flora (1856) S. 417—418 soll diese Art
am Donauufer in der Gegend von Wien?) und besonders bei Löbau
heimisch sein und sich von der dort auf den Donauinseln vorkommen-
den ähnlichen, nahe verwandten Spezies Corispermum nitidum Kitaib.
durch einen nur halb so breiten, häutigen, weißen Hautrand wie
der mittlere grüne Teil der oberen Deckblätter in den Blütenähren
unterscheiden. Die Breite des weißen häutigen Randes beträgt bei
CO. hyssopifolium nach meiner Messung zirka 0,6—0,7 mm, der grüne,
krautartige Mittelstreifen dagegen 1,3—1,4 mm; außerdem sollen die.
einer Wanze nicht unähnlichen Nüsse . doppelt so groß sein wie bei
jener Art. Uebrigens habe ich die Pflanze bereits vor vielen Jahren
auch bei Lindow im Ruppiner Kreise auf einer Insel im Gudelaksee
unter ganz gleichen Standortsverhältnissen angetroffen, ob sie dort
noch. vorhanden sein mag? Sösymbreum pannonicum findet sich in
_ den Sandgruben nur sehr vereinzelt, ist aber sonst in den oben er-
wähnten Vororten auf Sandboden an Wegen und innerhalb der
Laubenkolonien sehr verbreitet; dasselbe gilt von Zachuen Scariola L.
Selten habe ich in den Sandausstichen Convolvulus arvensis var.
aurieulatus mit äußerst schmalen, nur wenige Millimeter breiten, am
Grunde mit langen Oehrchen versehenen Blättern und niederliegenden
Stengeln angetroiten. An dem aufgenommenen Exemplar von Hchium
vulgare fiel mir auf,» daß der Stengel nicht nur kurzhaarig, sondern
auch mit zahlreichen langen, steifen, auf Knötchen sitzenden
abstehenden Borsten besetzt war, sodaß er sich beim Anfassen raulı
wie eine Raspel anfühlte (Vergl. Ascherson, Fl. Brandenburg
Vororte sehr gemein. Vergl. Ascherson-Graebner, Fi. nordostdeutseh. Flach-
landes (1899) 287. Rubmer hat 1876 die in Süd- und Südost Europa, Asien
und Nordamerika verbreitete Art zuerst beim Bahnhof Schöneberg beobachtet
(Unsere Verh. XIX. Sitzb. 9) und die Einschleppung aus der Flora von Hessen
vermutet, wo sie bei Darmstadt seit 1850 vorkomme. Ascherson unterschied
(Verh. Bot. Ver. XXIII. [1881] 61) zwei Formen, leptopterum mit dünnerem»
und pachypterum mit diekerem Flügel an der Frucht. — Nach Herrn I. Gerber
ist die Pflanze auch im Norden Berlins sehr verbreitet, wo sie gern zusammen
mit Salsola kali vorkommt. — H. Harms.
°) Vergl. G. Beck, Fl. Niederösterreich 1. (1890) 339.
Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre. 187,
S. 445). Ballota nigra, die ich auch nur einmal bemerkte, zeigt die
Merkmale von var. vulgarıs fo. wrticefolia Ortm. (Aschers., Fl.
Brandenb. S. 533). Der Stengel ist verhältnismäßig niedrig, aber
sehr ästig; die Blätter sind rundlich-rhombisch, am Grunde mehr
oder minder deutlich keilförmig und erinnern in. ihrer Form an die
von Urtica urens L., daher auch der Name dieser Form. Das in
dem schuttlagernden Teile der Sandausschachtungen aufgenommene
Exemplar von Senecio silvatteus L. hielt ich im ersten Augenblick
‘dem Habitus nach für S. viscosus L., aber schon unter der Lupe
fiel die fast völlige Kahlheit aller seiner, Teile auf; nur die Ober-
fläche der mit deutlichen Oehrchen den Stengel: fast umfassenden
Blätter war mit vereinzelten. entfernt stehenden, langen Haaren
besetzt; von Drüsen war nirgends eine Spur zu finden. Die fest
angedrückten Außenhüllblättchen der Hülle betragen nur etwa '/, der
letzteren und waren bis unter die Mitte herab schwarz gefärbt,
während die eigentlichen Hüllblätter der Blütenköpfe nur an. der
äußersten Spitze diese Färbung zeigten. Die kurze Zunge der
Strahlenblättchen war in der Regel stark zurückgerollt. Ascherson
erwähnt in Fl. Brandenb. S. 333 eine „kahlere* Varietät von
S. silmatieus: awwieulatus G. Meyer „mit breiteren Blattabschnitten
und deutlicheren Oehrchen“, die vielleicht mit der von mir aufge-
nommenen Form identisch ist.
Der nach Süden abfallende Teil des in Rede stehenden Höhen-
‚zuges besteht hauptsächlich aus einem fruchtbaren Lehmboden, der
Veranlassung gegeben, daß sich ‚hier seit einer Reihe von Jahren
eine ausgedehnte Laubenkolonie aufgetan hat, die sich von Südende
bis westlich an die Bismarckstraße in Steglitz heranzieht. Auf dem
Höhenwege, der sich zwischen den Sandgruben und dieser Lauben-
kolonie hinzieht, stößt man auf folgende gemeine Pflanzen: Ononis
spinosa L., Mellotus albus Desr., Potentilla argenten ]1., Agrimonza
Eupatoria L., Daucus Carota L. und Galium verum L.
3. Herr ©. Warnstorf hatte uns mitgeteilt, daß er im Juli d. J.
in der dürren Kiefernheide des Zentralfriedhofes von Stahnsdorf
rechts vom Hauptwege eine Anzahl stattliche bis 45 cm hohe Exem-
plare der blaßgelb blühenden Potentilla recta L. beobachtet habe,
' die nach Ascherson’s Fl. Prov. Brandenburg (1864) 191 zunächst in
Sachsen und Schlesien wild vorkomme, im Gebiet nirgends mit
Sicherheit einheimisch sein solle, aber an verschiedenen Oertlich-
keiten unseres Florengebietes als verwildert angegeben werde. Aus
dem Standorte glaubte Herr W. auf ein ursprüngliches Vorkommen
schließen zu dürfen. Indessen stehen dieser Vermutung doch Be-
183 Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre.
denken entgegen, da die Art jetzt an vielen Stellen eingebürgert
auftritt (z. B. in reichlicher Menge im Kel. Botanischen Garten
Berlin-Dahlem) und Ascherson bereits außer anderen Standorten
. auch einige Friedhöfe angiebt, wo sie verwildert angetroffen worden
ist. Nach Ascherson-Graebner (Synops. VI. 1. [1904] 751) ist
sie im norddentschen Flachlande vielleicht nirgends ursprünglich’
einheimisch, wohl nur eingebürgert.
Herr H. Harms besprach und verlas einen vom Landesfutter-
mittelamt zu Bützow (Mecklenburg) verfaßten Aufruf zur
Bucheckern-Sammlung, der ihm auf seine Bitte in einigen Exem-
plaren von dem Amte zugesandt worden war, wofür auch an dieser Stelle
bester Dank ausgesprochen sei (Vergl. auch Mecklenburg. Nachricht.
Schwerin, v. 23. Aug. 1918, Nr. 196). Bekanntlich haben die Buchen bei
unsin diesem Jahre außerordentlich reichlich geblüht; es war daher eine
reiche Ernte, eine Vollmast zu erwarten, wie sie nur selten vor-
kommt. Der Früchteertrag des Baumes ist sehr‘ wechselnd; unter
günstigen Verhältnissen bringt die Buche nur alle 5—8, unter un-
sünstigen alle 9—12 Jahre einen ergiebigen Fruchtansatz, während
in den übrigen Jahren entweder der ganze Fruchtertrag sehr spärlich
ist oder nur einzelne Bäume voll tragen, die übrigen jedoch geringe
Ausbeute liefern. Die Bucheckern enthalten im geschälten Samen
fast 43"/, Oel, das als Speise- und Brennöl gut zu verwerten
ist (genaueres vergl. bei L. Diels, Ersatzstoffe aus d. Pflanzenreich
[1915] 204). Bei dem jetzigen Oelmangel mußte man daher den
großen diesjährigen Reichtum an Bucheckern möglichst auszubeuten
suchen. In gewissen Gegenden Mecklenburgs (z. B. bei Malchin)
fand der Vortragende im August die Buchen über und über mit
Früchten bedeckt, sodaß sie stellenweise ganz braungrün aussahen.
— Der Staatssekretär des Kriegsernährungsamts hat am 30. Juli 1918
(R. G. Bl. 8. 987, Nr. 104) eine-neue Verordnung über Bucheckern
erlassen, die auf die zu erwartende reiche Ernte kücksicht nimmt
(abgedruckt im Teltower Kreisblatt Nr. 212 v. 10. Sept. 1918). Der
Aufruf des Landesfuttermittelamtes in Bützow spricht von einem
außergewöhnlich großen, seit 100 Jahren nicht in solchem Umfange
uns gebotenen Segen der Natur, den das deutsche Volk auszunutzen sich
rüste. Die wichtigsten Leitsätze sind folgende: Jedermann darf und
soll Bucheckern sammeln; er darf die gesammelten Bucheckern nach
Belieben in seinem Hause benutzen. Er kann sie verfüttern, kann
sie in seinem Hause zu Oel verpressen, sich menschliche Nahrung
aus ihnen herstellen, wobei hinsichtlich der etwa erforderlichen Ent-
giftung der Bucheckern Vorsicht geboten sei. Für den freien Handel
’
Tagesordnung der Sitzungen im ab&elaufenen Geschäftsjahr. 189
werden Höchstpreise festgesetzt. (Nach S 4 der Verordnung ist der
Höchstpreis 1,50 Mk. für das Kilogramm.) Es werden öffentliche
Bucheckern-Abnahmestellen errichtet. Wer Bucheckern an eine
dieser Stellen abliefert, erhält eine Vergütung von 1.65 Mk. für das
Kilogramm. Außerdem erhält er nach seiner Wahl entweder einen
Schlagschein mit Berechtigung, eine gleich große Bucheckernmenge,
wie er abgeliefert hat, auf Oel für eigenen Bedarf verarbeiten zu
lassen, oder einen Oelbezugsschein, nach dem ihm etwa 6—7 Prozent
des Gewichts der abgelieferten Bucheckern als Speiseöl geliefert
wird. Im ersteren Falle wird‘ die Verarbeitung auf Oel auf einer
bestimmten Mühle -angeordnet werden. Die bei den Abnahmestellen
eingelieferten Bucheckern sind an den Kriegsausschuß für Oele und
Fette nach den Weisungen der Reichsfuttermittelstelle (Geschäfts-
abteilung), von der auch die Errichtung der Abnahmestellen aus-
seht, abzuliefern. Im allgemeinen sind die Forsten für jedermann
zum Bucheckernsammeln freigegeben (es heißt in $S 5: Die Forst-
eigentümer und die sonstigen Forstnutzungsberechtigten sind ver-
pflichtet, das Bucheckernsammeln der von dem örtlich zuständigen
Kriegswirtschaftsamt mit der Durchführung der Bucheckernsammlung
beauftragten Stellen |Kriegswirtschaftsstellen, Ortssammelstellen] in
ihren Wäldern zu dulden). Jedoch können bestimmte Forstteile aus-
geschlossen werden, ferner wird festzusetzen sein, welche Einrichtun-
gen zum Sammeln, Reinigen und Wegschaffen der Bucheckern nicht
benutzt werden dürfen und welche Bedingungen die Sammler zu er-
füllen haben; hierüber bestimmt, je nachdem ob es sich um Staats-,
Gemeinde- oder Privatforsten handelt, die zuständige Forstverwaltungs-
behörde, der Landrat oder Maeistrat bezw. Bürgermeister. Für die
Sammlung kommen »ur voll entwickelte Früchte in Betracht. Von
Wichtigkeit wird auch die Verwertung der Oelkuchen sein, da damit
ein vortreffliches Futtermittel gewonnen wird. Die Zeitungen haben
schon auf die Bedeutung: dieser Sammlung hingewiesen (z. B. Deutsche
Zeitg. Nr. 480 v. 20. Sept. 1918), die hoffentlich reiche Ergebnisse
bringt.
Im Anschluß an eben erwähnten Aufruf sandte das Landes-
futtermittelamt Bützow uns noch nachträglich die gesamten
die Bucheckernsammlung betreffenden Rundschreiben; auch dafür
sei an dieser Stelle bester Dank ausgesprochen. Von Wichtigkeit
ist besonders das Rundschreiben B. 1. Es behandelt: 1. Die Gewinnung
und Verwertung der Bucheekern in Mecklenburg-Schwerin; genaueste
Antwort wird erteilt auf die Fragen: Wo darf gesammelt werden?
(in allen unter landesherrlicher Verwaltung stehenden Waldungen
190° Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre.
ist das Sammeln freigegeben; auch, ergeht der Ruf an städtische
und private Besitzer von Buchenwaldungen, sie der Allgemeinheit
zur Verfügung zu stellen. Wann muß gesammelt werden? (etwa
Anfang Oktober bis tief in den November hinein). Wie muß ge-
sammelt werden? (Auflesen mit der Hand oder mit Besen oder
Harken, Abklopfen oder Schütteln der Zweige, sodaß die Früchte
in darunter gehaltene Tücher fallen u. s. w.). Ferner werden An-
weisungen über die ‚Behandlung der Bucheckern gegeben; dabei
kommt es darauf an, daß sie vor der Ablieferung an die Abnahme-
stellen lufttroeken gemacht werd&n, um längere Lagerung und
Versand zu vertragen. Schließlich wird die Frage beantwortet: Zu
welchen Zwecken soll gesammelt werden? Besonders natürlich zur
Oelgewinnung; daneben zur Verwendung als Viehfutter, besonders
für Schweine. Keinesfalls dürfen sie an Pferde oder Einhufer ver-
füttert werden, da sie für diese giftie sind. Auch für den Menschen
enthalten sie Gift, sodaß Vorsicht besonders bei Kindern geboten
ist. 2. Die Durchführung der Sammlung (Abnahmestellen, Orts-
sammelleiter ete.; die gesamte Leitung hat das Landesfuttermittelamt
in Bützow). 3. Die Gliederung ‚der Sammlung (zu unterscheiden
zwischen der privaten und der öffentlichen Sammlung, letztere gliedert
sich wieder in behördliche und geschlossene Sammlung; an der
privaten Sammlung kann sich jeder beteiligen und die gesammelten
Bucheln nach. Belieben verwerten, doch darf niemand.das von ihm
selbst gewonnene Oel und ebenso wenig die Rückstände der Bucheckern
als Viehfutter veräußern. ‚Jede gewerbliche Verarbeitung der Buch-
eckern, abgesehen von der Verarbeitung auf Oel gegen Schlagschein,
ist verboten. Schulen genießen voraussichtlich | auf
der Eisenbahn bei der Reise zum Sammelorte). — Rundschr. Nr. 2
enthält die Richtlinien für die vom Landesfuttermittelamt EN
Organe. Außerdem sind noch besondere Rundschreiben an die
Bezirkssammelstellen, Ortssammelleiter, Ortseinkäufer, Abnahme-
stellen, Stadtmagistrate, Gutsverwaltungen und Pastoren gerichtet.
Herr J. Hillmann legte vor und besprach die Sammlung
H. Sandstede (Zwischenahn), Oladoniae exsiccatae Fase. I, Nr. 1—123,
deren hohen Wert er gebührend hervorhob, zugleich auf die ältere
und neuere Literatur über diese formenreiche Gattung der Flechten
hinweisend (Vergl. Naturwiss. Wochenschr. XXXIH. Nr. 39, Sept.
1918,.8. 566).
Herr J. D. Charton Derieltiete, daß. er bei Gelegenheit seines
diesjährigen Aufenthaltes in Soden a. d. Werra nach der für den
Bielstein im Höllenthal angegebenen, im Mittelmeergebiet, in Vorder-
ee
N
Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre. TOR
asien, Südrußland bis Polen, Oesterreich-Ungarn (z. B. bis Wien)
verbreiteten Salvia aethiopis L. gesucht habe, einer bekannten Selten-
heit unserer Flora (vergl. Garcke, Fl. Deutschl. 18. Aufl. [1898]
475), jedoch kein Exemplar davon mehr gefunden habe. Es glückte
ihn aber, durch die große Gefälligkeit des bei Soden angestellten
kgl. Hegemeisters Herın Ermisch in den Besitz eines Exemplars
aus dessen kleiner Sammlung zu gelangen, das er vorleete. Herr
- E. hatte noch vor vier Jahren ungefähr 20—30 Pflanzen beobachtet.
. Salvia aethiopis ist. unter Glas im Museum zu Soden als größte
Seltenheit (neben Pottia erinita) ausgestellt.
Nachschrift (von H. Harms). — Die Angabe über das Vor-
kommen der Salvia aethiopis. L. in Hessen geht bis auf Moench
zurück, der in Method. pl. (1794) 374 unter Sclarea lanata (wozu
‘er obigen Namen als Synonym anführt) sagt: „in Hassia inferiori
ad arcem Bielstein prope Abteroda®. G. W. F. Wenderoth (Versuch
ein. Char. Veget. Kurhessen [1839] 88) gedenkt der Pflanze, als der
‚denkwürdigsten Zierde des Bielsteins, die fortwährend die Pflanzen-
sammler aus der Näh’ und Ferne herbeilockte („Möre nur dennoch
n Oo
‚nicht durch schonungsloses Ausranfen das seltene Gewächs noch
einmal vertilgt werden“). Koch (Synops. fl. germ. et helv. ed. 2.1.
[1843] 637) sagt: „Am Schlosse Bielstein im Höllental am Fuße des
Meisners.“ Nach L.-Pfeiffer (Fl. Hessen [1847] 348), der auf
Moench (Hess. Beitr. 1787) hinweist, kam die Pflanze dort noch
jährlich vor (vergl. auch Fr. Meigen in A. Wigand, FI. Hess. u.
Nassau I. [1891] 249). G. Weidemann (in Bot. Zeitge. XXXV.
[1877] 758) berichtete genaueres über den Standort. Der Sage nach
soll die Art von Kreuzfahrern aus dem Morgenlande mitgebracht
worden sein. In den Jahren 1868 und 1869 habe die Pflanze noch
den ganzen Abhang oberhalb. der Höllenmühle im Höllental bedeckt,
im August 1877 habe er weder ein blühendes noch ein samentragendes
Exemplar gefunden, dagegen noch etwa 20 junge Pflanzen als Ueber-
rest. Seitdem die Bahn: das Werratal durchschneide, soll der Biel-
stein von den Göttinger Studenten viel besucht worden sein und
dabei sei wohl die Salvia dezimiert worden, dazu käme, daß in den
letzten Jahren ein großer Teil des kahlen Abhanges bepflanzt worden
sei. In viel größerer Menge kam damals die Pflanze an der Gobert
bei Neurode auf Muschelkalk vor, wohin sie 1836 Dr. Gonnermann
vom Bielstein (Basalt) aus verpflanzt hatte (Bot. Zeitge,. XXXVI.
[1878] 207). Der Standort am Bielstein wird in mehreren Floren-
werken u. Abhandlungen genannt: H. G. Reichenbach, Deutschl.
Fl. XVII. [1858] 31t. 47; E. Hallier in Schlechtendal, Langethal
192 Tagesordnung der Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre.
u. Schenk, Fl. Deutschland 5. Aufl. XVII. 161; Koch-Wohlfarth’s
Synops. 3. Aufl. S. 2115. Während O..Drude (Hereynisch. Floren-.
bezirk [1902] 164, 194, 319) die Art neben dem ' ebenfalls im
hereynischen Gebiete nur am Bielstein vorkommenden Allum strichumn
Schrad. für ein pontisches Element des Werra- und Weserlandes
hält und gegen die Meinung sich wendet, es sei die Salvia aelhiopis
ein Rest’früherer Kultur aus der Zeit der Raubritter, meint A. Sch ulz
(Ber. Deutsch. Bot. Ges. XX. [1902] 75), es handele sich wohl nur
um eine verwilderte Pflanze: ist letzteres richtig, was doch viel für
sich hat, so kann man diese Art auch nicht für die Charakterisierung:
von Florenbezirken verwenden (M. Zeiske in Abh. Ver. Naturk.
Kassel [1899] 66). J. Schanze (Irmischia II. [1882] 25) sagt, er
habe im Sommer 1579 nur noch ein Exemplar am Fuße des Bielsteins
gesehen; die Pflanze sei dagegen am sonnigen Südabhang des Meinhard
in ziemlicher Menge aufgetreten. Später (Irmischia III. [1883] 14;
die selteneren Pflanzen in der Umgegend von Eschwege) teilt er mit,
er habe sie am Bielstein in den ‚letzten zwei Jahren nicht ınehr
finden können und sie scheine ausgerottet zu sein. Daß sie jedoch
auch später sich dort noch gefunden hat, geht aus einem Exemplar des
Berliner Herbars hervor, das Max Brandt im Juli 1904 am Bielstein
gesammelt hat. Im übrigen besitzt das Berlin. Herb. mehrere Exem-
plare von dort ausälterer Zeit (z. B. Griewank 1850). — Salvsa aethiopis,
eine zweijährige Pflanze, ist an mehreren Orten Deutschlands gelesent-
lich beobachtet worden: z. B. Bochum, Horster Mühle (Fr. Humpert,
nach Ber. Deutsch. Bot. Ges. V. [1887] S. CVII); Sablon südl. Metz
(E. Frueth in Deutsch. Bot. Monatsschr. IV. [1886] 40); Eichstädt
(Fr. Caflisch, Nachtrag zu d. Exkursionsfl. f. d. südöstl. Deutschl.
1881, nach Bot. Jahresber. IX. 1881 [1884] II. S. 583; A. F. Schwarz,
Pl. Nürnberg-Erlangen [1897] 617); Kelheim a. d. Donau (nach
Schnizlein, vergl. Caflisch, Exkursionsfl. südöstl. Deutschl. [1878]
240); Ostpreußen (Ascherson-Graebner, Fl. nordostdeutsch. Flachl.
11899] 594). — A. Tomaschek (Verh: Naturf. Vereins Brünn XXI.
1. Heft,‘ 1882 [1883] 74) berichtet über das Auftreten der Salvia
«ethiopis in der Umgegend Brünns, wo sie von ihm zahlreich an
Wegrändern in den „Schwarzen Feldern“ und im Obrowitzer Fried-
hofe gefunden wurde. Nach ihm gelangte diese südrussische Steppen-
pflanze wahrscheinlich mit Schafwolle nach den westlichen Standorten,
von denen er Preßburg in Ungarm, Umgebung von Wien im
weiteren Sinne, Joslowitz in Mähren, Meißner in Hessen, Wilwerwiltz
in Luxemburg und Croydon in England anführt. Dazu sei bemerkt,
daß die niederösterreichischen Standorte wohl doch als ursprüngliche
& - Tagesordnung der. Sitzungen im abgelaufenen Geschäftsjahre. 199
anzusehen sind (Beck, F]. Niederösterreich [1893] 1001: im Gebiete
der pannonischen Flora). Adventives Vorkommen wird z. B. außer-
dem angegeben für: Solothurn 1907 (A. Thellung, Beitr. Adventivil.
Schweiz, in Vierteljahrsschr. .Naturf. Ges. Zürich LII. [1907] 464);
Frankreich (A. L. Letacg, Catalog. pl. advent. observ. aux environs
_ d’Alencon et dans le depart. de l’Orne 1909; nach Just, Bot. Jahresber.
RX VIE 2.910, 1899). 2
Herr J. Günther zeigte einen eigentümlichen von ihm im
Machnower Busch gefundenen Geaster, unter Vorlegung von Zeich-
nungen des Pilzes. Vielleicht ist es eine &roße Form von @. kimbatus.
Herr A. Weiße besprach drei Bildungsabweichungen an
Leguminosen, die er im letzten Sommer zu beobachten Gelegenheit
"hatte. Es handelt sich bei ihnen um Verdoppelung von Organen
(Dödoublement), die auf Spaltung der Bildungsprimordien zurück-
zuführen ist. Der Vortragende legte zunächst ein Blatt von ARobinia
+ Pseudacacia vor, bei dem das unterste Blättchen verdoppelt. war.
Die beiden voll ausgebildeten Teilblättehen standen auf einem
gemeinsamen . Polster. Das zweite vorgelegte Objekt war eine
Doppelfrucht von Phaseolus vulgaris. Die Hülse war im. unteren
Drittel normal gebildet, dann aber so gespalten, daß eine größere
dorsal und eine kleinere ventral gestellte Teilfrucht entstand. Während
ähnliche Fälle dieser beiden Monstrositäten schon wiederholt
beobachtet sind, betrifft das dritte besprochene Objekt eine Bildungs-
abweichung, die in Penzigs Pflanzen-Teratologie noch nicht ver-
zeichnet ist. Es handelt sich um eine Doppelfrucht von Pisum
satevum, bei der die Hülse gleichfalls im unteren Drittel normal
oebildet, dann aber so gespalten war, daß sie in eine ungefähr gleich
sroße linke und rechte Teilfrucht überging. Während also bei
der Bohne die Teilfrüchte im Diagramm eine mediane Anordnung
zeigten, waren sie bei der Erbse transversal gestellt.
Herr Graf. von Schwerin fraste, woran es läge, daß in
diesem Jahre die Platanen die Rinde viel stärker abwerfen als sonst;
man schiebe dies bisweilen auf stark vermehrten Holzzuwachs. Herr
- Weiße glaubte die Erscheinung mit dem späten Austreiben der
— Platanen, für die demnach die Trockenheit des Frühjahrs nicht in
‘ Betracht käme, und dem sehr feuchten Sommer in Zusammenhang
bringen zu können. Indessen hat nach Herrn Graf von Schwerin
das Abwerfen bereits sehr frühzeitig stattgefunden, sodaß die Sommer-
monate dafür nicht allein ausschlaggebend sein können.
Nachtrag zu 8. 150. P. Graebner, Die pflanzengeograph.
Verhältnisse von Bialowies (in „Bialowies in Deutsch. Verwaltung“,
Verhand!,. des Bot. sa Brandenb. LX. 12
Folge der stre engen kontinentalen Winter zu sein.
Albrecht Nauwerck.
Nachruf von H. Hedicke.
Albrecht Nauwerck, am 12. Januar 1583 zu. Berlin als Sohn
eines Bankbeamten geboren, besuchte zunächst das Kgl. Friedrich-
Wilhelms-Gymnasium, dann das Luisenstädt. Realgymnasium seiner
Vaterstadt, das er Michaelis 1902 mit dem Zeugnis der Reife verließ,
um sich an der Berliner Universität dem Studium der Mathematik
und der Naturwissenschaften zu widmen. Bereits 4 Jahre später
bestand er die Staatsprüfung für das höhere Lehramt, absolvierte
das Seminarjahr am Dorotheenstädt. Realgymnasium, genügte sodann
seiner Militärpflicht beim Königin-Augusta-Regiment und leistete von
Michaelis 1908 ab das Probejahr teils am Sophien-Realgeymnasium
zu Berlin, teils am Realgymnasium zu Wriezen a. O., wo er eine
Vertretung übernommen hatte.
Schon in früher Jugend begleitete er seinen Vater, der ein
vorzüglieher Kenner der heimischen Insektenwelt war, auf Ausflügen
in die nähere und weitere Umgegend Berlins. Seine schon in jüngsten
Jahren an den Tag gelegte Liebe für die Natur umfaßte zunächst alle
ihre Geschöpfe; nicht selten geschah es, daß er zum Pflanzensammeln
auszog und die Botanisiertrommel mit Fröschen und Kröten, Eidechsen
und Schlangen gefüllt wieder heimbrachte. Wenn kein geeigneter
-Raum zur Unterbringung der Beute mehr vorhanden war, so mußten,
wie er selbst gelegentlich erzählte, sogar die Hosentaschen als
vorübergehender Aufenthalt für allerlei Getier dienen. Dem Einfluß
Paul Aschersons ist es zu danken, daß sich sein Interesse vom
Beginn seiner Studienjahre ab vor allem der heimischen Pflanzenwelt
zuwandte. Seine gründliche Kenntnis der heimischen Flora, zu. der
auf der Universität der Grund gelegt war, verwandte er während
. der letzten Monate des Probejahrs, die ihm genügende Muße gewährten,
dazu, die Gegend zwischen Wriezen und Freienwalde einer eingehenden
Horistischen Durchforschung zu unterziehen. Umfangreiche Samm-
lungen, die nun in den Besitz des Botanischen Museums überge-
sangen sind, legen Zeugnis von dem darauf verwandten Fleiß ab.
Michaelis 1909 wurde Nauwerck als Oberlehrer an die Ober-
realschule in Berlin-Steglitz berufen, wo er sich durch sein tiefes
Wissen und sein 'liebenswürdiges, bescheidenes Wesen schnell die
13*
“
196 H. Hedieke: Nachruf auf Albrecht Nauwerck.
Achtung und Freundschaft auch der älteren Herren des Lehrkörpers’
und die Liebe und Verehrung seiner Schüler in hohem Maße erwarb.
Auf den zahlreichen “botanischen Exkursionen, die er mit seinen
Schülern unternahm, verstand er es wie selten ein Lehrer, in seinen
Zöglingen die rechte Liebe zur Natur und Achtune vor ihren Werken
zu. erwecken. Auch dem Aelteren war ein Spaziergang mit Nauwerck
ein Genuß. en
Als im Aueust 1914 der Weltkrieg ausbrach, wurde er zum
Infanterie-Regiment Nr. 20 nach Wittenberg eingezogen, von WO es
Ende September an die französische Front ging. In den vier Jahren,
die er mit kurzen Urlaubsunterbrechungen größtenteils an der West-
front, von September bis November 1915 in Serbien verlebte, war fast
jede freie Minute mit der Lieblingsbeschäftieung, dem Eintragen von
Pflanzen, ausgefüllt: ‚auch von der Front aus gingen regelmäßig
umfängliche Pflanzenpakete in die Heimat. Auf die Anregung eines
Amtsgenossen hin wandte er auch den geologischen Erscheinungen
in dem von seiner Kompagnie — er war am 8. März 1915 zum
Leutnant d. R. und bald darauf zum Führer einer Maschinengewehr-
kompaenie befördert worden — innegehabten Gelände seine Aufmerk-
samkeit zu, von deren Erfolgen eine ganze Reihe Interessanter
paläontologischer Funde, die er nach Haus sandte, Kunde geben,
Nachdeni er noch die erste Junihälfte 1918 auf Urlaub in der Heimat
ceweilt hatte, ereilte ihn südwestlich von Reims das Schicksal,
ihn, der alle schweren Kämpfe vor Soissons, an der Marne, vor
Verdun, wo er sich das Eiserne Kreuz erster Klasse durch helden-
haftes Verhalten in schwierigster Lage erworben hatte, dann die
Sommeschlacht, die Kämpfe am Damenwee und bei Cambrai ohne
nennenswerte Verwundungen durchgemacht hatte: in der Nacht vom
24. zum 25. Juni 1918, als er aus dem Unterstand heraustrat, um
sich von einem in die vordere Stellung gehenden Kameraden zu
verabschieden, setzte ein Volltreffer seinem Leben jäh ein Ende.
Die Teilnahme nicht nur der Offiziere seines Regiments, sondern
‘auch des Brigade- und Divisionskommandeurs an seiner Beisetzung
und die von’ diesen an seine Angehörigen gesandten ehrenvollen
Beileidsschreiben legen Zeugnis ab von der Beliebtheit, deren sich
der Gefallene bei seinen Untergebenen erfreute, und der tiefen
Drauer, die sein Tod bei den Kameraden hervorrief. Auch bei
uns im Botanischen. Verein, die wir ‘sein freundliches, offenes
Wesen und seine tiefgehenden Kenntnisse besonders der Flora
unserer Mark zu schätzen wußten, wird das Andenken’ an Albrecht '
Nauwerck unvergessen bleiben.
l
Bericht
| über die |
- 105. (49: Herbst-)Haupt-Versammlung
des
Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg
im Restaurant „Zum Heidelberger“ in Berlin, Dorotheenstr. 16,
am Sonnabend, den 19. Oktober 1918,
Die Versammlung wurde um 6 Uhr durch den ersten Vor-
sitzenden, Herrn Weiße, eröffnet. Er. teilte mit, daß unser Ehren-
‚mitelied E. Koehne am 12. Oktober gestorben sei. Herr H. Harms
hielt darauf einen Nachruf auf den Verstorbenen, wobei er besonders
der hohen Verdienste desselben um unseren Verein sedachte. Der
Nachruf wird im nächsten Bande zum Abdruck gelangen. _
Die Herren J. Winkelmann (Stettin) und W. Hauchecorne
(Charlottenburg) hatten Grüße gesandt und ihr Bedauern ausge-
sprochen, an der Tagung nicht teilnehmen zu können.
Der erste Schriftführer, Herr H. Harms, verlas folgenden
Jahresbericht: Die Zahl der ordentlichen Mitglieder belief sich am
1. Oktober 1917 auf 252, am 1. Oktober 1918 auf 251. Im vergangenen
Vereinsjahre traten zwei Mitglieder aus, es wurden drei neue ge-
wonnen. Durch den Tod verloren wir die ordentlichen Mitglieder
P. Kuckuck (gest. 7. Mai 1918) und A. Nauwerck (gefallen am
94. Juni 1918). Das soeben erst erwählte korrespondierende Mitglied
‚Dı.‘H. Förster starb bereits am 6. Dezember 1917 (Nachruf S. 125).
Unser Ehrenmitglied, Herr K. Warnstorf, feierte am 2. Dezember
1917 den 80. Geburtstag und erhielt bei dieser Gelegenheit den
‘ Professortitel (8. 146). Unseren Ehrenmiteliedern, den Herren
I. Urban, E. Koehne und H. de Vries, die in diesem Jahre den
. 70. Geburtstag feierten, wurden die Glückwünsche ‘des Vereins aus-
gesprochen (S. 159, 162, 172). Ferner wurden Glückwunschadressen
193 Bericht über die (Herbst-) Haupt-Versammlung zu Berlin.
zu ihren Jubiläen an die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft
in Frankfurt a. M. (S. 156) und an die Naturforschende Gesellschaft
in Danzig (S. 147). sowie ein Begrüßungsschreiben an die Königl._
Ungarische Akademie der Wissenschaften in Budapest gerichtet
(S. 147), die uns zur Feier des 100jährigen Todestages von
P. Kitaibel eingeladen hatte. ;
Unser zweiter Vorsitzender, Herr P. Claußen, war während
des ganzen ‚Jahres im Heeresdienste in Mitau, später in Dorpat
tätig. Unser Bibliothekar, Herr Tessendorff, steht schon seit längerer:
Zeit an der Westfront. Unser Mitglied, Herr F. Hermann-Bernburg,
ist jetzt endlich nach vierjähriger Gefangenschaft auf Korsika in.
die Heimat zurückgekehrt, nachdem bereits vorher seine Reise-
gefährten, die Herren H. Zschacke und Oberpfarrer Dr. Kükenthal
die Freiheit erlangt hatten (vergl. Verh. LIX..1917, S. 162 u. 176).
Wir heißen ihn herzlich willkommen! ?
Wie in den vergangenen Jahren, so gewährte uns auch diesmal‘
der Provinzial-Ausschuß eine Unterstützung.
Auch in diesem Jahre mußten wir noch von einer Frühjahrs-
versammlung absehen und veranstalteten statt dessen am 26. Mai einen
gut besuchten Ausflug nach Alt-Buchhorst und Rüdersdorf (S. 131).
Die wissenschaftlichen Monatssitzungen wurden im Winter
(v. November bis März) im Restaurant „Zum Heidelberger“ in Berlin,‘
in der übrigen Zeit (v. April bis -Sept.) im Botanischen Museum in
Berlin-Dahlem abgehalten; statt der Juni-Sitzung fand eine Besichti-
sung des Instituts für Vererbungsforschung in Potsdam unter Leitung
von Herrn E. Baur statt (S. 176). Am 19. April hielt Herr R. Poble
einen sehr gut besuchten Lichtbildervortrag über die Vegetation im
nordwestlichen Sibirien. Unsere Sitzungen erfreuten sich im allge-
meinen einer regen Teilnahme; von der Vielseitigkeit des in ihnen
besprochenen Stoffes zeugen die Tagesordnungen. >
Bereits im vorigen Jahresbericht war auf die große Steigerung
der Druckkosten hingewiesen worden. Der Schriftleitung erwachsen
daraus ernste Sorgen für die Zukunft unserer Verhandlungen. Sie
ist sich wohl bewußt, daß unsere Veröffentlichungen das beste Mittel
sind, um unsere Mitglieder dauernd an den Verein zu fesseln und
unser Vereinsleben auch in dieser ungünstigen Zeit auf der alten
Höhe zu erhalten. Von diesem Gesichtspunkt aus ist es ihr Streben,
den Umfang des Jahresbandes möglichst wenig einzuschränken.
Indessen belasten die jetzigen Druckkosten, die seit dem 1. Aug. 1918
wieder wesentlich gestiegen sind und vom 1. Dezember d. J. an eine
fast unerschwingliche Höhe erreichen, unsere Kasse so stark, daß
ech über die (Herbst-) Haupt Versammlung zu Berlin. ; 199
: wir uns genötigt sehen werden, für nächstes Jahr (1919) unsere
Veröftentlichungen auf ein mögliehst geringes Maß herabzusetzen
und vielleicht nur die Tagesordnungen unserer Sitzungen sowie den
Bericht über die Herbstversammlung zu bringen, in der Annahme,
daß diese beiden Berichte den Mitgliedern den besten Ueberblick
über die mannigfaltisen Bestrebungen unseres Vereins bieten. Von
jetzt an wird auch die bedeutende Erhöhung der Versendungskosten
_ unsere knappen Geldmittel in ungünstigem Sinne beeinflussen. Der
diesjährige Band, der hoffentlich noch bis Ende des Jahres erscheinen
kann, wird ungefähr den Umfang des vorjährigen erreichen, also
etwa 12—15 Bogen umfassen, er wird aber viel teurer sein. Leider
waren wir genötigt, drei Abhandlungen unserer Mitelieder zunächst
zurückzustellen. in der ‚Hoffnung, sie vielleicht doch im nächsten
Jahre aufnehmen zu können, falls bis dahin die Verhältnisse sich
gebessert haben sollten. Wir werden auch daran denken müssen,
im nächsten Jahre wieder ein Mitgliederverzeichnis zu veröffentlichen,
das wir seit 1916, um Kosten zu sparen, weglassen mußten.
Herr J. Gerber berichtete sodann über den Rechnungsabschluß
für das Jahr 1917, der sich, wie folgt, gestaltet:
A. Einnahmen:
1. Beiträge der ordentlichen Mitglieder, einschließlich
des Beitrages des Herrn Geh. Kommerzienrats Arn-
hold m Höhe von 20. Mark 2. NE Leo.
2. Zinsen der Wertpapiere und der Bank. url! Spar-
kassenguthaben . . . ; rn 20809
3. Verkauf von en erhandicnein.. „und Bichendi:
verzeichnissen :... ES 91.82
4. Beihilfe des Bonn Are chin der Provinz
Esramdenburor. 2.0.0.7 02. nee er N 00
M. .2375.47
B. Ausgaben:
fr Yerluso aus dem Jahre-1016. 3. 0.02.20... .612,80
9. Drucksachen . . . Er
3. Kunstbeilagen für die Verhandlungen. NE Ne 717.50
7 Buchbinderarbeiten 2 2.2. nee... 1885
5.. Verwaltungskosten ER
a) Hilfeleistung, Bedienung usw. . . M. 184.20
Diebortore a. ae erren 2
Sy Verschiedenes. rt ya. tt
M.. 2879.92
200 - Bericht über die (Herbst-) Haupt-Versammlung zu Beim
Gesamtausgabe =. 2.277 2.222078. M.12879:92
Gesamteinnahme =. een. 2231947
also Verlust M. 504.45
Herr- E. Ulbrich verlas den Bericht über die Prüfung der
Kasse. die er gemeinsam mit Herrn L. Diels vorgenommen hatte.
Die beantragte Entlastung des Kassenführers wurde ‚von der Ver-
sammlung erteilt. Der Vorsitzende sprach dem Kassenführer den
besonderen Dank des Vereins für die sorgfältige Führung der Ge-
schäfte aus. Zugleich teilte er mit, daß zu unserem lebhaften
Bedauern Herr J. Gerber das Amt nicht mehr weiter führen wolle,
da Rücksicht auf sein Alter und seine Gesundheit ihn zur Nieder-
lesung desselben bestimmten. In Herrn Apotheker, R. Gülden-
pfennig, der sich in liebenswürdiger Weise bereit erklärt hatte,
das verantwortungsvolle Amt zu übernehmen, hoffen wir, einen
Nachfolger für Herrn Gerber zu finden.
Die neuen Wahlen ergaben folgende Zn des
Vorstandes für 1918/1919:
H. Harms, Vorsitzender,
E. Jahn, erster Stellvertreter,
A. Weiße, zweiter Stellvertreter.
Th. Loesener, Schriftführer,
F. Moewes, erster Stellvertreter, ; Ä
F. Tessendorff, zweiter Stellvertreter und Bücherwart,
R. Güldenpfennig, Kassenführer.
‚
In den Ausschuß wurden gewählt:
b. Diels, K. Osterwald, n Pritzel,
J. Gerber, R. Pilser ... .. Ulbrich.
Die Redaktionskommission umfaßt außer den en die
Herren:
I. Urban, 0-B.:Schutz; Rs KRolkewitze
Die Kryptogamenkommission:
R. Kolkwitz, (4. Hieronymus, A. Moeller,
R;-Piteer, -P. Claußen, E. Jahn,
K. Warnstorf. '
Die Bestimmungskommission:
F. Tesgendorff, K. Osterwald, R. Pilger,
P. Claußen, E. Ulbrich, 2. Loeske,
R.:Schulz, J. Hillmann, G. Brause,
R. Kolkwitz;, © W. Kirschstein, E. Jahn,
H. Harms.
Bericht über die (Herbst-) Haupt-Versammlung zu Berlin. 201
Der Vorsitzende verlas und begründete einen von 17 Mitgliedern
unterzeichneten, an den Vorstand des Vereins gerichteten Antrag
auf Erhöhung des Mitgliedsbeitrages, mit folgendem Wortlaut:
Infolge der gewaltig gestiegenen Druck- und Papierkosten unserer
Verhandlungen, der Erhöhung der Versand- und Portokosten, und
der Ausgaben für die Bücherei hat sich die Finanzlage des Vereins
- besorgniserregend verschlechtert, sodaß bereits eine sehr erhebliche
Beschränkung unserer Veröffentlichungen nötig geworden ist. Um
einer weiteren Verschlechterung des Kassenbestandes des Vereins
entgegen zu arbeiten, stellen die Unterzeichneten daher den Antrag:
| Den Vorstand zu ermächtigen, eine Erhöhung des
Mitgliederbeitrages eintreten zu lassen bis zur Höchst-
srenze von zehn Mark. Sie überlassen es zugleich dem
Ermessen des Vorstandes zu entscheiden, ob man vorläufig
noch mit einem Jahreshbeitrage von acht Mark auskommen
könne oder ob und wann eine weitere Erhöhung bis zu
der genannten Höchstgrenze Platz greifen soll. Ebenso
beantragen wir, den für die lebenslängliche Mitgliedschaft
zu zahlenden einmaligen Beitrag in Zukunft auf 150 Mark
festzusetzen. |
Der Antrag wurde von der Versammlung einstimmig
angenommen. Der Vorstand hat beschlossen, für nächstes Jahr
den Beitrag noch nicht auf 10 Mark zu erhöhen, sondern auf S Mark
festzusetzen, in der Hoffnung, mit diesem Betrage zunächst auskommen
zu können.”
Herr H. Harms legte die von der Landesfuttermittelstelle
in Bützow (Mecklenburg) herausgegebenen Rundschreiben zur
Bucheckern-Sammlung vor und besprach die wichtigsten Gesichts-
punkte dieser ausgezeichneten Organisation, die hoffentlich Segen
für unser Vaterland stiftet und der Oelnot steuert.
Herr W. Herter teilte mit, daß neuerdings vor dem (senusse
des aus den roten Beeren des Traubenhollunders (Sambucus racemosa)
sewonnenen Oeles gewarnt wird (Ministerialbl. f. Medizinalangelegen-
heit., herausgeg. v. Minist. des Innern, 18. Jahrg. 1918, S. 267;
Apotheker-Zeitg. XNXXIIH. Nr. 70 [1918] 372). Die Beeren enthalten
zwei völlig verschiedene Oele, das eine ist nur in sehr geringer
Menge im Fruchtfleisch enthalten, das andere in größerer Menge in
den Samen. Ersteres besitzt keine gesundheitsschädlichen Eigen-
schaften, letzteres verursacht Erbrechen und Durchfall, wie aus Ver-
suchen hervorgeht, die am Pharmaceut. Institut der Universität
Berlin (Geh. Rat Prof. Dr. H. Thoms) angestellt worden sind. Das
r
202 Bericht über die (Herbst-) Haupt-Versammlung zu Berlin.
>
_ durch Auskochen der frischen Beeren gewonnene Oel, wobei das
Samenöl nicht mitgewonnen wird, war vielen Personen durchaus
zuträglich; ebenso die aus dem Fruchtfleisch hergestellte Marmelade,
die die Samen wohl kaum enthält. Selbst wenn auch ganze Samen
noch in dieser Marmelade vorhanden waren, so konnte die Oelwirkung
der Samen nicht zur Geltung kommen, da das Oel selbst beim Kochen
nicht aus den Samen herausgezogen wird und daher auch beim
Passieren des Körpers nicht zur Einwirkung auf diesen kommen
konnte. Herr Sabalitschka bestätigte nach eigenen Erfahrungen und
denen anderer die Brechen oder Durchfall erregende Wirkung des
Oeles aus den Kernen von Sambucus racemosa, während der Genuß
der Beeren keine nachteiligen Folgen habe. Herr P. Graebner
betonte die Unschädlichkeit der aus den Früchten bereiteten Marme-
lade selbst‘ beim Zerbeißen der Kerne. Vergl. J. Zellner, Ueber
das fette Oel von Sambucus racemosa (Monatshefte f. Chemie XXII.
[1902] 937; XXXIX. [1918] 87, 92), L. Diels, Ersatzstoffe aus d.
Pflanzenreich [1915] 212; H. Matthes u. W. Rossie, Ueber Holunder-
beerenöl (Archiv d. Pharmacie Bd. 256, Heft 4 [1918] 284, 288),
danach soll das durch Auspressen der Samenkerne von 8. racemosa
hergestellte Oel früher in der Saalfelder Gegend zu Koch- und .
Backzwecken Verwendung gefunden ‚haben. Herr M. H erberg
teilte mit, daß Marmelade aus den Beeren von Sambucus nigra nach
eigener Erfahrung Durchfall verursache. Andere Herren (L. Diels,
H. Harms u. a.) konnten diese Erscheinung nicht on offenbar
spielen dabei individuelle Anlagen eine Rolle.
Herr Th. Sabalitschka sprach Ueber den Giftstoff der
Bucheln. Zu den von der heimischen Natur gebotenen Nähr-
stoffen, an die uns erst die Kriegsnot erinnern mußte, gehören
auch die Bucheln, die vor dem Kriege wohl nur noch sehr vereinzelt
als Futtermittel dienten. Da aber heute in ganz Deutschland ihre
Ausnützung in die Wege geleitet ist, ist auch das Interesse an der
den Bucheln seit alters nachgesagten Giftigkeit wieder in den Vorder-
grund getreten. — Bereits Ende des 18. Jahrhunderts wurden tötliche
Vergiftungen an Mensch und Tier durch Bucheln beobachtet.!) In
der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts isolierte dann Herberger?)
aus den Bucheckern eine alkaloidartige, unter narkotischer Wirkung
Katzen tötende, unangenehm riechende, mit Wasser destillierbare,
zähklebrige Substanz, die er mit Buchner Fagin nannte. Binige
9) Gottsched, Act. Havn. II. S. 160. Kortum Beitrag z. pr. Arzneiw.
1795 S. 145.
?) Archiv d. Pharmazie 35 (1830) S. 149, Besen, Journal LX. S. 255
Buchners Repert. LXII. S. 381.
N
Bericht über die (Herbst-) Haupt-Versammlung zu Berlin. 203
Jahre später beobachtete Zanon’) einen ähnlichen Stoff bei der
‚Untersuchung der Bucheln, den er gleichfalls aber unabhängig von
den obigen Forschern, als Fagin bezeichnete. Brandl und
Rakowiecki‘) bestritten aber dann die Existenz dieses Fagins und
hielten die von ihnen aus den Bucheln isolierte Substanz für
Trimethylamin. Habermann’) trat dagegen wieder für den
- Alkaloidcharakter ein. Die Beschreibung, welche diese verschiedenen
Forscher für die von ihnen aus den Bucheln isolierten Stoffe geben,
stimmen so gut überein, daß wohl der Schluß berechtigt ist, sie
hätten stets dieselbe Substanz in Händen gehabt. Da Brandl und
Rakowiecki diese am sorgfältigsten untersucht haben, dürfte das
Ergebnis ihrer Arbeit wohl das annehmbarste sein. Die Möglichkeit,
Trimethylamin aus den Bucheln zu erhalten, ergibt sich auch aus
den Untersuchungen von Böhm), der in den Bucheckern namhafte
Mengen Oholin nachwies, bei dessen Zersetzung bekanntlich das
eiftige Trimethylamin entstehen kann. Cholin allein kann gleichfalls
toxisch wirken. So erzeugen 0,025—-0,1 gr. Cholin bei Fröschen
allgemeine yähmung, bei Warmblütlern kann Cholin weiter Speichel-
Auß und andere Neurinsymptome in abgeschwächter Weise‘) ver-
ursachen. Gerade die Versuche von Böhm’) haben die Giftigkeit
des Oholins einwandfrei erwiesen. Dabei zeigte sich eine sehr auf-
‚fallende Verschiedenheit der Empfänglichkeit ‚gegen dieses Gift bei
den verschiedenen Tieren. Während bei Kaninchen selbst die große
Dosis von 0,7 gr. Cholinchlorid keine schädliche Wirkung ausübte,
wurde eine kräftige Katze schon ‘durch 0,3 gr. in kurzer Zeit, eine
andere durch 0,5 gr. innerhalb fünf Minuten getötet. Es sei hier
gerade auf die für die einzelnen Tiergattungen so verschiedenen Wir-
kungen des Cholins hingewiesen, da wir eine ähnliche Erscheinung
bei dem Buchelngift antreffen. Nach dem Ergebnis dieser Forschungen
erscheint es wahrscheinlich, daß die Giftigkeit der Bucheckern auf
ihren Gehalt an Cholin zurückzuführen ist. Die Gegenwart dieses
Stoffes, der bei der Zersetzung das noch giftigere Trimethylamin
und ähnliche Substanzen liefern kann, ist auch vereinbar mit den
_ Angaben der anderen Forscher. Pott‘) ist neuerdings der Ansicht,
-daß gerade auf solche Zersetzungsprodukte, die sich beim Liegen
3) Gazzetta eclettica Sept. 1836. Buchners Repert. LVII. S. 386.
4) Vierteljahresschrift für prakt. Pharmazie (1864) 13. S. 333.
5) Verhandl. d. naturforsch. Vereins Brünn XXI. (1883) S. 287.
6) Archiv für exp. Pathologie und Pharmakol. 19 (1885) S. 89.
‘) Lewin, Lehrbuch der Toxikologie 1897, S. 161. |
°) Pott, Lehrbuch der tierisch. Ernährung u. landw. Futterm. 1909 III. S. 45.
204 Bericht über die (Herbst-) Haupt-Versammlung zu Berlin.
der Bucheln auf dem feuchten Waldboden oder auch bei sonstiger
längerer Lagerung in großen Haufen bilden, die Giftigkeit zurück-
zuführen ist. Die beobachteten Vergiftungserscheinungen beschränken
sich ausschließlich auf Einhufer, dagegen scheinen die Bucheckern
für andere Tiergattungen, wenn sie nicht in zu großen Mengen ver-
füttert werden, gänzlich ungefährlich zu sein. Es wird von ver-
schiedenen Autoren berichtet, so von Pusch’), Neßler"°), König),
Engel’), Lewin!?), daß Bullen, Kaninchen, Schafe, Schweine, Meer-
schweinchen, Eichhörnchen und Vögel ohne Schaden Bucheln ver-
zehren. Im Gegensatz dazu berichtet Wamrer'*), daß bei Pferden
nach 1—1,5 kg. Buchelpreßkuchen 'Taumeln, Zittern, Dyspnoe, Parese
des Hinterteils, später klonische oder tetanische Zuckungen auftraten.
Pusch’) beobachtete gleichfalls bei Pferden ähnliche heftige Ver-
giftungserscheinungen und Tod nach Bucheckern. Nach Damman”)
senügen bisweilen schon Mengen von 250—750 gr. Buchelkuchen
um durch Lähmung der Atmungszentren Erstickungstod beim Pferd
herbeizuführen. Hartenstein!) berichtet, daß drei Pferde plötzlich
und heftig unter Kolikerscheinungen erkrankten und nach wenigen
Stunden verendeten, die zum ersten Male neben Hafer Buchelkuchen
erhalten hatten. Gaben von 1'/, kg wirken in der Regel letal.
Maultiere und Esel sind noch empfindlicher gegen Buchelgift. Ent-
gegen diesen Angaben sollen in Frankreich Pferde 3 kg Bucheckern
anstandslos vertragen haben. — Wenn auch augenblieklich der Gift-
stoff der Bucheln noch nicht mit Sicherheit erkannt ist, so. dürfte
doch deren Giftigkeit für Einhufer sicher erwiesen sein. Vielleicht
dürfte auch bei der Verfütterung von Bucheln in großen Mengen an
andere Haustiere die Möglichkeit einer schädigenden nn nicht
sänzlich außer acht zu lassen sein.
Auf eine Anfrage nach Erfahrungen über die Schädlichkeit des
Buchelngenusses für Kinder bemerkten die Herren P. Graebner
und F. Schumacher, daß sie eine gesundheitliche Schädigung auch
bei reichlichem Genusse nie beobachtet hätten.
Herr M. Herberg sprach Ueber tropfsteinartig abgelager-
ten Holzschliff. — Bei meinem Besuche der Seefelder bei Reinerz
9) Berl. tierärztliche Wochenschrift 1. Juni 1893.
10) Biedermanns Zentralblatt für nun 1895. S. 439.
ıı) Dasselbe 1889. S. 500.
12) Landw. Versuchs-Stat. 82 (1913), 93.
13) Lehrbuch der Toxikologie 1897, S. 381.
12) Berl. tierärztliche Wochenschrift 1890, S. 53.
15) Pott, Lehrbuch der tier. Ernähr. und landw. Futterm..1909. II. S. 44.
15) Oesterr. landw. Wochenblatt 1891, S. 396,
RB
S Bericht über die (Herbst-) Haupt-Versammlung zu Berlin. 205
in der Grafschaft Glatz am 90. 9. 1918 hörte ich, im der Nähe: des
- Erlitzbaches einen ständig wiederholten Ton, der mit dem ‚einer
alten Kuckucksuhr zu vergleichen war. Ich ging dem. Geräusche
nach und kam zu einer Jagdkanzel, die zwischen vier großen Tannen
errichtet war. Eine etwas abseits stehende Birke diente als Halte-
punkt des aus einer Kiefernstange bestehenden Geländers. Da der
Nagel, der den Kiefernstamm- an der Birke festhielt, zerstört war,
so konnte das Stück, das der Birke benachbart war, sich bei der
leisesten Bewegung an der Birke scheuern. Der Erfolg der fort-
gesetzten Reibung war eine Abschleifung der Birke und des Kiefern-
stammes, sodaß an jeder reibenden Komponente eine starke Ver-
tiefung erzeugt wurde. Der dadurch entstandene Holzschliff hat
sich nun im Laufe der Zeit sowohl an der Birke, als auch an der
Kiefernstange tropfsteinartig abgesetzt, sodaß muschelförmige Ab-
‚lagerungen unterhalb der Reibstelle zum Ansatz kamen. — An der
Aussprache nahmen die Herren Duysen und Schikora teil.
. Herr F. Schikora (Entwickelungs-Bedingung, einig. abwässer-
reinigend. Pilze; in Mitteilg. Deutsch. Fischerei-Vereins VII. 1. [1899]
- 8. 9) hat ein interessantes Vorkommen von Öscillarien in den Klär-
bassins einer Holzschleife in Wölfelsgrund beobachtet. Dort zeigten
- sich die Wände bis zu 5 cm Dieke mit Krusten belegt, die äußerlich
den Spongillen der süssen Gewässer völlig glichen, im Querschnitt
aber die Struktur eines Badeschwammes mit seinem zelligen Gefüge
zeigten. Sie bestanden ausschließlich aus feinen Celluloseteilchen
und Unmassen von Oscillarva tenuis var. limosa. Die Alge durchzog
die ganze Masse, war aber besonders an der Oberfläche, diese grün
färbend, vertreten, sorgte hier durch zahlreiche „auffangend“ in das
vorüberfießende Abwasser vorgestreckte Enden für vermehrten Ansatz
von Holzstoff, zugleich in der Tiefe der Masse die die Vacuolen -
: bildenden Gase absondernd. _
Herr Wittmack teilte. das Ergebnis seiner Untersuchung eines
von den Fngländern zur Verdeckung der Unterstände benutzten
3 buntgefärbten Netzes mit; es sei aus Raphia-Bast gewirkt, der uns
- leider z. Z. nicht zugänglich sei.
H. Harms.
Kaas
Br
ng SZ
u Er 2;
Nor ee ee
ar] >;
REITEN
$ = er 4
T r u er
Be
& VERHANDLUNGEN |
BOTANISCHEN VEREINS DER
Brom: BRANDENBURG.
EINUNDSECHZIGSTER JAHRGANG.
1919.
IM AUFTRAGE DES VEREINS
HERAUSGEGEBEN
VON DEN SCHRIFTFÜHRERN Be
TH. LOESENER, F. MOEWES, F. TESSENDORFF,
r
Selbeiväe ; ar
des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg.
RER
y ES
NR;
ern Daklem, \
Botanisches Museum, Kyle, -Luisestraße 6-8.
ei Be, 1920. :
| |
A; )
| |
ii |
VERHANDLUNGEN
_ BOTANISCHEN VEREINS DER
PROVINZ BRANDENBURG.
EINUNDSECHZIGSTER JAHRGANG.
1919.
IM AUFTRAGE DES VEREINS
HERAUSGEGEBEN
VON DEN SCHRIFTFÜHRERN
; TH. LOESENER, F. MOEWES, F. TESSENDORFF.
m: Selbstverlag
des Ban Vereins der Provinz Brandenburg. :
*
Berlin-Dahlem,
Botanisches Museum, Königin-Luisestraße 6—8.
1920.
Ausgegeben am 10. Januar 1920.
Die nächsten monatlichen Vereins-Sitzungen finden statt:
Freitag, den 16. Januar 1920 in Berlin
den 20. Februar 1920 } im Restaurant „Zum Heidelberger“
ns den 19. März 1920 | Dorotheenstraße 16, um 6 Uhr abends.
Freitag, den 16. April 1920
den 21. Mai 1920
% 18. Juni 1920
5 17. September 1920
”
in Berlin-Dahlem
im Botanischen Museum,
| um 7 Uhr abends.
”
Alle für den Druck bestimmten Beiträge sind völlig druckreif dem
zeitigen Schriftführer, Herrn Professor Dr. Th. Loesener, Berlin-Dahlem,
Botanisches Museum, Königin-Luisestraße 6—8, zuzusenden.
Es wird gebeten, sämtliche für den Verein bestimmten Drucksachen, sei es
durch die Post, sei es auf buchhändlerischem Wege an den Botanischen Verein
der Provinz Brandenburg, zu Händen ‘von Herrn Oberlehrer F. Tessendorff,
Berlin-Dahlem, Botanisches Museum, Königin-Luisestraße 6—8, adressieren
zu wollen.
Die neu eintretenden Mitglieder können den Bibliotheks-Katalog zum us:
von 2.50 Mark von dem Herrn Bücherwart erhalten.
Die Mitglieder, welche den Jahresbeitrag für 1919 noch nicht entrichtet
haben, werden gebeten, ihn mit 8.05 Mark (einschließlich Bestelleeld) gefälligst
kostenfrei an unsern Kassenführer, Herrn Apotheker R. Güldenpfennig in
Berlin-Steglitz, Beymestraße 6, einsefden zu wollen (Postscheck-Konto
Berlin NW. 7, Nr. 61971).
Laut Vorstandsbeschluss und Beschluss der Herbstversammlung vom 19.
Oktober 1918 ist der Mitgliedsbeitrag für 1920 auf 10 Mark festgesetzt.
Für alle ordentlichen Mitglieder soll die Bestimmung gelten, dass der Bei-
trag durch Postauftrag eingezogen wird, falls er nicht bis zum I. April an den
Kassenführer eingezahlt worden ist.
Änderungen in der Adresse wollen ‚die Mitglieder gleichfalls dem Herrn
Kassenführer kurz mitteilen.
NEN EDER N FE OE
Inhalt.
_ Jaap, 0. Beiträge zur Kenntnis der Zoocecidien Oberbayerns re, 1—29
= Sehalow, E. Zur Verbreitung der Rosenfrüchte . . . . 2250-32
_ 6örz, R. Floristische Beobachtungen aus der Lothringer Kamnlaone ...33—39
B° Hermann, F. Botanische Beobachtungen auf Korsika und anderwärts . 40—54
Er Graf von Schwerin, F. Über die Möglichkeit der Sen zweier
. Gehölzarten . . . „5567
Holzfuss, E. Ergebnisse einer botanischen Pfingstwanderung in die Kreie
3 z Saatzig und Dramburg . . . . : 68—73 %
= Holzfuss, EE Botanische as. von Könissbere 1. No Br
Be Steitine =. ; er TA——1D
Becker, Wilh. Spergula Vans wild. var. alseomanchica yarınoye 16 U Be
Schulz, 0.E. Zwei Beobachtungen in der Provinz Brandenburg . . . 78—81
Schulz, Roman. Zweiter Beitrag zur Flora des märkischen unteren
3 Mental rar re I
Bericht über den Ausfiug des Botanischen Vereins der
Bi Provinz Brandenburg in die Oranienburger und
"5 Liebenwalder Forst . . . . ee 10
e- I. Harms, H. Bericht über den Verlauf is Anl 22.9799
2 II. Tessendorff, F. Bemerkungen zur Pflanzenwelt der Oranien- Be
E burger und Liebenwalder Forst . . . . 99—103 Fe
II. Zeller, H. Verzeichnis der auf dem Ausfluge demmelken =
Gallen =. RS NE!
Verzeichnis der- Mitslheder des Botanischen Vereins der
> Brown Brandenburg - or... 2. wen 22er. 109 IN
Aus Sparsamkeitsgründen können wir diesmal nur die einge-
- Jaufenen „Abhandlungen“ und das „Mitgliederverzeichnis‘‘ bringen, dessen
Erscheinen wegen der zahlreichen in den letzten drei Jahren ein-
= getretenen Veränderungen ein dringendes Bedürfnis geworden war,
Die „Sitzungs- und Versammlungsberichte‘‘ mußten daher ausfallen. Wir
hoffen sie im aachen Bande nachliefern zu können. :
Beiträge
zur Kenntnis der Zoocecidien Oberbayerns.
Von
Otto Jaap-Hamburg.
Die in dieser Mitteilung aufgezählten Zoocecidien sind von mir
in der zweiten Hälfte des Juli 1917 bei Garmisch-Partenkirchen und
in der ersten Hälfte des August 1917 bei Oberstdorf im Algäu ge-
sammelt worden. Auch einige bei Geltendorf gemachte Beobachtungen
wurden mitaufgeführt.
Von vielen Arten hat Herr Prof. Ew. H. Rübsaamen Tebendes
Material in Zucht genommen und bisher folgende 6 neue Gallmücken
gezogen: Massalongia (?) aceris auf Acer pseudoplatanus, Macrolabis
brunellae auf Brunella grandifolia, Contarinia fagi auf Fagus
silvatica, Dasyneura geranii auf Geranium silvaticum, Contarinia
dipsacearum auf Knautia sılvatica und Dasyneura senecionis auf
Senecro Fruchsti.
Die Aufzählung der Zoocecidien geschah aus praktischen Gründen
_ nach dem neuen Buch von Dr. H.Roß, Die Pflanzengallen Bayerns
und der angrenzenden Gebiete, 1916. Die Zahl vor dem Gallennamen
gibt die Nummer an, unter der-das Cecidium in diesem Buche be-
schrieben worden ist. Die nicht aufgeführten Arten, die also neu zu
sein scheinen für Bayern, sind durch einen Stern gekennzeichnet; es
me. Y7,
sind deren fast 100 Arten. Ein R.mit folgender Nummer hinter
dem Namen der Galle bezieht sich auf das Buch von H. Roß, Die
- Pflanzengallen Mittel- und Nordeuropas, 1911; ebenso H. auf C.
- Houard, Les Zoocecidies des Plantes d’Europe etc, 1908—1913.
Ein !' gibt an, daß Rübsaamen von dem betreffenden Fundort lebendes
u. gesehen hat. Es bedeutet ferner: P. = Partenkirchen, G. —
ea Sn a a a it
ER ARNE
RE
Garmisch, ©. = Oberstdorf, Z. $S. = die vom Verfasser herausgegebene
Zoocecidien-Sammlung.
Verhandl. des Bot. Vereins f, Brandenburg. LXI. 1
2) Otto Jaap:
Acer 1.
11. nn a sp. („Fenstergalle“).
Auf A. pseudoplatanus L. — P.: Partnachklamm ! und Eselsgraben:
G.: Höllental, oberhalb der Klamm (1225 m) massenhaft !; O.: Seealp-
tal, Oytal zwischen Gutenalp und Stuibenwasserfall, Hölltobel bei
en Bachertal bei Einödsbach (1250 m) viel !.
= Massalongia (?) aceris Rübs. in litt. (Drisina an
Giard n. nud.) — R. 17.
Auf A. pseudoplatanus L. — P. an vielen Stellen, z. B. fselsgraben
G.: Höllental (1250 m); ©.: Oytal zwischen Gutenalp und Stuiben-
wasserfall bei ca. 1250 m, Bachertal bei Einödsbach (1200 m). —
Mücke wurde von Rübsaamen gezogen.
13. Contarinia acerplicans Kieft.
Auf A. pseudoplatanus L. — O.: Trettachtal, nicht häufig.
14. Dasyneura acercrispans (Kieff.) Rübs.
Auf A. pseudoplatanus L. — P.: Eselsgraben; G.: Höllental (1250 m).
15. Eriophyes macrorrhynchus Nal.
Auf A. pseudoplatanus L.—P. mehrfach, z. B. Eselsgraben; G.: Eibsee;
OÖ. an vielen Stellen.
16. Eriophyes macrorrhynchus Nal.
Auf A. campestre L. — P.: St. Antonsanlagen.
20. Eriophyes pseudoplatani Corti.
Auf A. pseudoplatanus L. — P. und O. mehrfach, auch Bachertal. bei
ca. 1200 m. >
Eriophyidarum sp. — R. 32.
Auf A. pseudoplatanus L. — P.: Kankertal, Eselsgraben; O. mehrfach.
— Dieses Erineum, das zuweilen auch auf der Blattoberseite längs
der Nerven auftritt, gehört wohl auch zu E. macrochelus Nal.
Aconitum U.
* Aphididarum sp.
Sproßachse gestaucht, Blätter an der Sproßspitze genähert, verbogen,
zuletzt gebleicht.
Auf A. Iyeoctonum L. — P.: Riedhänge. Neu.
* (?) Aphididarum sp.
Blätter verbogen und nach unten locker eingerollt.
Auf A. napellus L. — P.: Gebüsch an der Loisach. Neu.
* Geeidomyidarum n. sp.
Triebspitzendeformation. Blätter an der Sproßspitze gefaltet, ver-
diekt und bleich; weißliche Larven. Neu. Be
Auf A. napellus L. — G.: Höllental (1225 m) !
_ Beiträge zur Kenntnis der Zooceeidien Oberhayerns. 5)
27. Contarinia sp.
Auf A. Iycoctonum L. — P.: Riedhänge, Eselsgraben, Vordergraseck,
- Raintal; G.: Höllental; O.: Trettachtal, Oytal zwischen Gutenalp und
Stuibenwasserfall (1250 m) häufig ! (mit den weißen Contarinia-Larven
fanden sich hier in den geschlossenen Blüten auch einige gelbbräun-
_ liche, wie sie auf A. napellus L. vorkommen), Bachertal bei Einöds-
- bach, Faltenbachschlucht.
Auf A. napellus L. — O.: Bachertal bei Einödsbach (1200 m) !. In
E den geschlossenen Blüten fanden sich auch große, braungelbe Oligo-
trophiden-Larven. Ob sie die Erzeuger «der Galle sind, erscheint
fraglich. Außerdem große Musciden-Larven.
3 Adenostyles Cass.
2) Insekt:
Auf A. alpına (L.) Bluff et Fing. — Blattfläche oder Teile derselben
gekräuselt. G.: Höllental (ca. 1200 m). Neu.
Aegopodium 1.
* Aphididarum sp. — H. 7170 ?
Blattzipfel gekrümmt und verbogen, ohne Ausbuchtungen und Ver-
färbung.
Auf de. podagraria L. — P.: Tal der Kanker; O.: stellenweise viel.
: 29. Trioza aegopodii F. Löw.
Auf Ae, podagrarıo L. — Bei P. und G. häufig; O.: Oytal, Hölltobel
bei Gerstruben. | |
Aesculus L.
31. Eriophyes hippocastani (Fockeu) Nal.
= Auf Ae. hippocastanum L. — P. nicht selten; ©.
E Agropyrum Pal.
* (2) Anguillulidarum sp.
Vergrünung der Blüten.
Auf A. canınum (L.) Pal. — P. an der Loisach.
Agrostis L.
* ) Anguillulidarum sp.
Vergrünung der Blüten.
= an. A. alba L. — P.: Ufer der Leisach.
e : | Alchimilla L.
e. * Trioza acutipennis Zett. — R. 89.
Auf A. alpestris Schmidt. — P.: Eselsgraben; G.: Höllental 1“ 250 m);
N Bachertal bei -Einödsbach (1200 at)
1
4 Otto Jaap:
Alnus Gärtn.
39. Eriophyes brevitarsus (Fockeu) Nal.
Auf A. incana (L.) Willd. — P., G. und O., häufig.
Auf A. alnobetula (Ehrh.) Hart. — O.: Oytal beim Stuibenwasserfall.
41. Eriophyes laevis Nal.
Auf A. ıncana (L.) Willd. — P., G. und O., häufig.
42. Dasyneura alni (F. Löw) Rübs.
Auf A. incana (L.) Willd. — P. und G. ziemlich !; O. sehr ver-
breitet und nicht selten.
®
Amelanchier Med.
47. Gecidomyidarum sp.
Auf A. vulgarıs Mönch. — P.: Faukenschlucht; G.: Eibsee, Höllental
(1250 ın).
Angelica L
* (2?) Trioza sp. — H. 4479 ?
Blattfläche mit bis zu 5 mm breiten, blasigen Auftreibungen nach oben,
ohne Verfärbung (entsprechend denen von Trioza aegopodii F. Löw
auf Aegopodium), Tiere nicht gesehen. Neu?
Auf A. silwestris L. — O.: Inselanlagen an der Trettach.
Anthyllis L.
* Asterolecanium fimbriatum Fonsc.
Sproßachse mit spindelförmiger Anschwellung. Neu.
Auf A. vulneraria L. — P.: Tal der Kanker.
Arabis L.
59. Dasyneura Schneideri Rübs. in Ceeidomyidenstudien VI,
' 8.48 (1917). ;
Auf A. alpina L. — O.: am Nebelhorn bei ca. 1750 m !, ausgegeben
in 7.8. unter n. 472, im Oytal bei 1025 m, Breitachklamm. Die
Nährpflanze scheint neu zu sein. Die von Prof. Rübsaamen ge-
zogenen Mücken wurden mit denen von Arabis albida Stev. verglichen.
Asperula UL.
69. Phyllocoptes minutus Nal.
Auf A. cynanchica L. — P.: Tal der Kanker, auf Wiesen nach Far-
chant hin.
Astrantia L. _
* (2?) Insekt.
Blattzipfel nach oben locker eingerollt. Neu.
Auf A. major L. — Oytal bei 0.
B0 RS Be
Beiträge zur Kenntnis der Zoocecidien Oberbayerns. 5
Athyrium Roth.
76. Anthomyia signata Brischke.
Auf A. filix femima (L.) Roth. — P.: Partnachklamm, Eselsgraben;
G@.: Höllental; O.: Faltenbachschlucht, Trettachtal, Breitachklamm.
Atriplex 1.
77. Aphis atriplicis L.
Auf A. patulum L. — P. und G. mehrfach.
Bartschia 1.
* (?) Cecidomyidarum sp.
Triebspitzengalle. Junge Blätter gefaltet, etwas angeschwollen.
Die Tiere hatten die Galle bereits verlassen. Neu.
Auf D. alpına L. — 0©.: Nebelhornhaus, bei ca. 1900 m.
Berberis L.
80. Trioza Scotti F. Löw.
: Auf B. vulgaris L. — Bei P. ! und G. häufig; O. seltener (Nähr-
| pflanze hier weniger häufig). Z. S. 523.
—
|
i
:
* Contarinia n.sp. — R. 259.
Auf 5. vulgaris L. — P. u. @.: sehr verbreitet und nicht selten !;
O.: Trettachtal, Christlessee.
In den Gallen fand Rübsaamen auch Macrolabis- und Dasyneura-
Larven vor. Wird in meiner Sammlung ausgegeben werden.
Betula 1.
* Plemeliella betulicola (Kieff.) Rübs. a. a.0. VI, S. 87
(1917). — R. 275 sub Contarinia.
Auf BD. verrucosa Ehrh. — Bei Geltendorf.
89. Eriophyes rudis (Can.) Nal.
Auf BD. pubescens X verrucosa (B. carpathica W. et K.). — Garmisch,
Eibsee. os
92. Eriophyes betulae Nal.
Auf B.verrucosa Ehrh. — Am Riesser See bei €.
Bromus 1.
E 99. Eriophyes tenuis Nal.
E Auf B. erectus Huds. — P. häufig. — Z. S. 501.
Brunella 1.
100. Macrolabis brunellae Rübs. n. sp. in litt.
Auf B.grandiflora (L.) Jaeg. — P. an vielen Stellen, z. B. Falten-
bachschlucht !; O.: Oytal bei ca. 1200 m, Hölltobel bei Gerstruben.
6 . Otto Jaap:
Buxus L.
104. Psylla buxi L.
Auf B. sempervirens L. — P. in Gärten häufig.
Calamagrostis Adans.
* (?) Anguillulidarum sp.
Vergrünung der Blüten.
Auf ©. epigeros (L.) Roth. — P.: Loisachufer. — Milben wurden in -
den vergrünten Blüten nicht vorgefunden.
Caltha U.
* Aphrophora spumaria (L.) Germar.
Blattfläche etwas zusammengezogen, gekrümnt, und mehr oder weniger
srubigwellig gekräuselt. Vgl. Z. S.n. 467.
Auf (©. palustris L. — P.: Wiesen an der Loisach nach Farchant hin.
Campanula 1.
* Asterolecanium fimbriatum Fonse.
Sproßachse mit spindelförmiger Anschwellung. Neu.
Auf ©. rapunculoides L. — P.: Abhänge im Tal der Kanker.
107. Geocrypta trachelii (Wachtl) Rübs. a. a. 0, IV,
S. 542 (1915). — R. 358 sub Dasyneura.
Auf C. rotundifolia L. — P.: Wiesen nach Farchant hin.
Auf (. cochleariifolia Lam. — P.: Faukenschlucht; G.: Höllental; O.:
Seealptal am Nebelhorn, Oytal bei ca. 1000 m !, ausgegeben in Z.S.
n. 546, Stillachtal (1000 m). — Scheint auf dieser Nährpflanze für
Bayern neu zu sein. |
108. Dasyneura Thomasi Rübs. in Zeitschr. f. wiss. Insekten-
biologie 1912, S. 354.
Auf ©. sochlenn iifolıa Lam. — P.: Faukenschlucht !; O.: Faltenbach,
Seealptal, Oytal !, Trettachtal, Stillachtal (1000 m), Br eifach viel,
Z. 8. 493.
* Eriophyes campanulae Lindr. — R. 360.
Auf ©. cochleariifolia Lam. — O.: Sn bei ca. 1000m. Neue
Nährpflanze.
109. Eriophyes Schmardai Nal.
Auf ©. un L. — P.: Abhänge im Kankertal viel, Z. S. n. 545.
“ Dasyneura campanulae Rübs. in Cecidomyidenst. III,
Marcellia 1914, S. 102.
Auf (. eochleariifolia Lam. — P.: Schalmeischlucht; O.: Faltenbach,
Trettachtal, Oytal viel !, Z. S. 547, Stillachtal, Breitachklamm. Neue
Nährpflanze. RS
Beiträge zur Kenntnis der Zoocecidien Oberbayerns. 7
Auf O.rotundifola L. — P.: Wiesen nach Farchant hin.
uf ©. Scheuchzeri Vill. — ©.: Seealptal am Nebelhorn. Neue Nähr-
pflanze.
; (2) Contarinia campanulae Kieff. — R. 369.
_ Auf C. trachelium L. — O.: Trettachtal. Neue Nährpflanze. :
Cardamine U.
* Dasyneura cardaminicola Rübs. in Cecidomyidenstud.
e IV, S.512 (1915).
Auf (.amara L. — Breitachklamm bei O., ca. 850 m. Zweiter
- Fundort dieser von mir im Thüringer Walde entdeckten neuen Galle.
Vgl. meine Sammlung n. 568.
E-: iiozrasp — R 372.
_ Auf ©. amara L. — P.: Eselsgraben. Neue Nährpflanze.
Carduus L.
2 *“ Urophora solstitialis L. — R. 382.
- Auf C.crispus L. — P.: Kankertal.
Carpinus L.
120. Eriophyes macrotrichus Nal.
Auf G, betulus L. — Bei Geltendorf.
E 123. Eriophyes tenellus Nal.
Auf C. betulus L. — Bei Geltendorf.
124. Zygiobia carpini (F. Löw) Kieff. — R. 404 sub
— Oligotrophus.
Auf ©. betulus L. — Bei Geltendorf.
Centaurea U.
130. Löwiola centaureae (F. Löw) Kieft.
Auf ©. scabiosa L. — P.: Kankertal, Wiesen nach Farchant hin, nicht
häufig.
* Coleopterarum sp.
- Blütenkörbehen am Grunde einseitig stark angeschwollen, .daher schief;
eine große Larve. Ob Larinus carlinae Oliv., H. 5982 ?
Auf 0. scabiosae L. — P.: Kankertal !. — Die gezogenen Käfer sind
noch nicht bestimmt worden.
Chaerophyllum 1.
* Trioza sp. — R. 448.
Auf Ch. hirsutum L. — O.: Oytal !.
) Otto Jaap:
Chenopodium L.
134. Aphis atriplicis L.
Auf Oh. album L. — Bei Garmisch.
Auf Ch. polyspermum L. — H. 2179. — Blätter bei dieser Nähr-
pflanze ‘weniger stark eingerollt als wie bei der vorhergehenden.
B.u.0:
Chrysanthemum LU.
* Rhopalomyia hypogaea F. Löw. — H. 5732.
Auf Ch. leucanthemum L. — P.: Lukasterrasse; O.: bei Birgsau ! viel.
136. Trioza chrysanthemi F. Löw.
Auf Oh. leucanthemum L. — P.: Kankertal (800 m); O.: Seealptal,
Oytal mehrfach.
Cirsium Scop.
* Ösleonter arım sp.
Blütenkörbehen etwas deformiert, Blütenboden angeschwollen. Neu.
Auf CO. rivulare (Jacq.) Lk. C. oleraceum (L.) Scop., CO. riwulare X
oleraceum und Ü. palustre X rwulare. — P.: Wamberg ! Die aus
den Gallen gezogenen Rüsselkäfer sind bisher noch nicht bestimmt
worden. In Gesellschaft hin und wieder auch Urophora-Larven.
Clematis L.
144. Epitrimerus heterogaster Nal. — R. 497.
Auf C. alpına (L.) Miller. — Am Eibsee bei G. — Auf dieser Nähr-
pflanze neu für Bayern.
Corylus L.
149. Eriophyes avellanae Nal..
Auf C. avellana L. — P. nicht selten.
Crataegus 1.
155. Dasyneura crataegi (Winn.) Rübs.
Auf ©. oxyacantha L. und Ü. monogyna Jacgq. — P., G. und O., viel
in Hecken.
154. Dentatuscrataegi (Kalt.) v. d. Goot. (Aphis piri Fonsc.)
Auf C. oxyacantha L. — P.: St. Antonsanlagen.
156. Eriophyes goniothorax Nal.
Auf C. oxyacantha L. und Ü. monogyna Jacq. — Bei P. sehr häufig:
O.: Trettachtal.
158. Myzus oxyacanthae (Koch) Paß.
Auf C. oxyacantha L. und (. monogyna Jacq. — Bei P. häufig; O.:
Trettachtal.
Beiträge zur Kenntnis der Zoocecidien Oberbayerns. 9
Daphne U.
* (2) Insekt.
Blätter locker nach oben eingerollt, ohne Verfärbung. Neu.
Auf D. mezereum L. — Bei P.
Dryopteris Amman.
3 170. Anthomyia signata Brischke.
Auf D. fix mas (L.) Schott. — P.: bei der Partnachklamm; O.:
Trettachtal, Breitachklamm.
Auf D. spinulosa (Lam.) ©. Ktze. — O.: Trettachtal und Breitachklamm.
Epilobium 1.
174. Aphis epilobii Kalt.
Auf E. alsinifolium Vill. — O.: Nebelhornhaus bei ca. 1350 m. Neue
Nährpflanze.
176. Dasyneura Kiefferiana Rübs.
Auf E. angustifolium L. — Bei Geltendorf.
Kl ya Ds Ei nt Eu nn a ia
Erica L.
178. Wachtliella ericina (F. Löw) Rübs. in litt. — R.
605 sub Dasyneura.
Auf E. carnea L. — P.u. G. sehr häufig; O.: Seealptal und Stillachtal.
ie ya a a Te
: 179. Eriococcus ericae Sign.
Auf E. carnea L. — 0.: Hölltobel bei Gerstruben.
Fagus U.
* Gontarinia fagi Rübs. n. sp. in litt.
Triebspitzengalle. Zwischen den in der Knospenlage gefalteten, etwas
'. angeschwollenen jungen Blättern weiße Larven.
Auf F. silvatica L. — P. u. G:- mehrfach; O.: Trettachtal; Geltendorf.
_ — Von mir im Jahre 1916 zuerst in Schleswig-Holstein beobachtet,
scheint diese Gallmücke eine weite Verbreitung zu besitzen. Prof. Rüb-
saamen wies in den Gallen auch Macrolabis-Larven nach.
193. Mikiola fagi (Hartig).
Er Kui FR. silvatica L. — P., 6. und 0. sehr häufig.
194. Hartigiola annulipes (Hartig) Rübs.
Auf F. silvatica L. — Bei P. nicht selten. |
* Phegobia tornatella Kieff. (nec Bremi). — H. 1154 als
Oligrotophus annulipes.
Auf F. silvatica L. — Trettachtal, Breitachklamm ! — Bremi nannte
die Mücke Cecidomyia tornatella, ohne eine Beschreibung gegeben
zu haben (Rübsaamen, brief. Mitt.).
10 Otto Jaap:
* Phyllaphis fagi (L.) Koch. — R. 658.
Auf F. siwatica L. — G. mehrfach; O.: Trettachtal; Geltenden
195. Eriophyes nervisequus (Can.) Nal.
Auf F. sılvatica L. — P. ziemlich häufig; O.: Trettachtal und Still- =
achtal.
Var. maculifer Trotter.
P. mehrfach; G.: Eibsee, Höllental (1200 m); ©.: Stillachtal.
196. Eriophyes stenaspis Nal.
Auf F. siwatica L. — Bei P. u. G. z. häufig; O. an vielen Stellen.
Festuca L.
* (?) Anguillulidarum sp.
Sproßachse etwas gestaucht, Rispenäste verkürzt und gehäuft, Rispe
oft fast geknäuelt. Neu.
Auf F. arundınacea Schreb. — An der Loisach bei P. — Herr Prof.
Nalepa hatte .die Güte, lebendes Material zu untersuchen; Milben
wurden indessen nicht vorgefunden. |
Filipendula L.
* Aphrophora spumaria (L.) Germar.
Auf F. ulmaria (L.) Maxim. — Bei G. — Vgl. Z. S.n. 564.
* Aphis spiraeella Schout. — R. 1983.
Auf F. ulmanı a (L.) Maxim. — 0.: Sumpfwiesen bei Koran
* Cecidomyidarum n.sp.
Dicke, längliche, faltenförmige Anschwellungen der Blattrippen, unter-
seits als Wulst hervortretend, oberseits mit Längsspalt. Neu.
Auf F. ulmaria (L.) Maxim. — Bei Garmisch bei 725 m !. Die Tiere
hatten die Gallen beim Auffinden (1. August) bereits verlassen. —
2. S. 526.
201. Dasyneura ulmariae (Bremi) Rübs.
Auf F. ulmaria (L.) Maxim. — O.: Trettachtal und Oytal.
202. Dasyneura pustulans Rübs.
Auf F. ulmaria (L.) Maxim. — G. mehrfach; O.: Oytal, Trettachtal. °
Fraxinus L..
206. Prociphilus nidificus F. Löw.
Auf F\ execelsior L. — P. z. häufig; O.: Trettachanlagen. Da die Tiere
nicht untersucht wurden, kann auch P. bumeliae Schrank in Frage
kommen, da dieses ebensolche Gallen bildet.
208. Dasyneura fraxini (Winn.) Rübs.
Auf F. excelsior L. — O.: Trettachanlagen.
Beiträge zur Kenntnis der Zooceeidien Oberbayerns. 11
209. Psyllopsis fraxini L.
Auf F. excelsior L. — P. mehrfach; G.: Höllental (ca. 1250 m); O
Oytal auf der Gutenalp.
Galium 1.
e * Dasyneura sp.
S Auf @. asperum Schreb. — P.: bei Schlattau im Kankertal; O.: Oytal
(950. m) ! — Die Galle ist derjenigen von D. galiicola (R. 707) ähn-
: lich, aber dauernd grün. Die von Rübsaamen gezogenen Tiere
scheinen einer neuen Art anzugehören (brief. Mitt.).
216. Dasyneura sp.
= Auf @. boreale L. — P.: Faukenschlucht.
- Auf @.asperum Schreb. — P., O.: Oytal.
218. Geoerypta galii (H. Loew) Rübs.
Auf @. siwvaticum L. — P.: Tal der Partnach, Eselsgraben viel.
Auf @. mollugo L. — P. mehrfach; G.: Eibsee; O.: Trettachtal.
Auf G. asperum Schreb. — P.: Faukenschlucht, Schlattau im Kanker-
_ tal; ©.: am Nebelhorn bei ca. 1800 m.
; Auf @. boreale L. — P.: Kankertal, Wiesen nach Farchant hin, bei G.
220. Eriophyes galii (Karp.) Nal.
Auf @. aparine L. — P.: Loisachufer.
Auf G. mollugo L. — P.: Kankertal.
Auf @. asperum Schreb. — O.: Oytal
221. Aphis galii Kalt.
- Auf @. mollugo L. — P.: Tal der Kanker.
221. (?) Aphis bicolor Koch.
Auf @. verum L. — P.: Tal der Kanker.
223. Phyllocoptes anthobius Nal.
Auf @G. silvaticum L. — Bei G., ca. 750 m. — Z. 8.541.
Geranium L.
250. Eriophyes geranii (Can.) Nal.
Auf @. Dayeize L. — P.: Wiesen nach Farchant hin, nicht häufig.
= * Dasyneura geranii Rübs. n. sp. in litt. — R. 762.
Auf @. silvatieum L. — O.: Oytal bei ca. 1200 m !, Bachertal bei
FE Binödsbach, ca..1250 m ! —
4 * Öecidomyidarum sp. — H. 3799 ?
Blüten etwas angeschwollen, geschlossen bleibend. Larven gelblich-
Wahrscheinlich neu.
Auf @. silvatieum L. — O.: Bachertal bei Einödsbach, ca. 1300 m !
Die Zucht der Mücke ist bisher nicht gelungen. Die Galle wird in
_ meiner Sammlune zur Verteilung kommen.
Fa Se
12 Otto Jaap:
Glecoma LU.
232. Aylax glecomae (L.) Kieff.
Auf @. hederacea L. — P.: Riedhänge. -— Da die Tiere nicht gezogen
wurden, kann auch Aylax Latreillei in Frage kommen.
Gnaphalium U.
235. Pemphigus filaginis Fonsc.
Auf @. silvaticum L. — Bei Geltendorf. ä
Heracleum 1.
* Macrolabis corrugans (F. Löw) Kieft. — R. 790.
Auf AH. sphondylium L. — P. und G. häufig !; O.: verbreitet und nicht
selten, noch bei Einödsbach (1200 m).
Auf A. alpıinum L. — O.: Gutenalp im Oytal bei ca. 1250.m !. Die
Larven sind durchweg etwas größer als in der Galle der vorigen
Nährpflanze.. Die Mücken wurden von Rübsaamen gezogen und be-
stimmt. Die Nährpflanze ist neu. |
* Contarinia heraclei Rübs. — R. 791.
Auf A. sphondykum L. — 0O.: auf Wiesen im Trettachtal hinter
Gruben.
240. Contarinia Nicolayi Rübs.
Auf A. sphondylium L. — P. mehrfach.
Hieracium U.
* Macrolabis pilosellae (Binnie) Kieff. — R. 797.
Auf A. pilosella L. — P.: bei Schlettau im Kankertal.
242, 243. Aulacidea hieracii (Bouch£e) Kieft.
Auf HA. siwaticum L. — 0: Stillachtal zwischen Birgsau und Ein-
ödsbach (ca. 1050 m), Trettachtal.
244. Cystiphora hieracii F. Löw.
Auf A. siwatieum L. — 0O.: Oytal bei 1200 m.
* Eriophyes longisetus Nal. ssp. villificus (Thomas) Nal.
in Sitzungsber. Kais. Akad. Wiss. Wien, mathem.-naturw. Klasse 1918
(Sep.). — R. 808.
Auf A. silvatieum L. — O.: Gutenalp im Oytal bei ca. 1200 m.
246. Macrosiphum hieracii (Kalt.) Schout.
Auf HA. vulgatum Fr. — Am Eibsee bei G.
Auf AH. siwatieum L. — G.: Eibsee, Höllental; O.: Trettachtal, Still-
achtal (1050 m), Faltenbach. |
Auf A. statieifolium Vill. — O.: auf Matten am Aufstieg zur Vorderen
Seealp; neue Nährpflanze.
Beiträge zur Kenntnis der Zoocecidien Oberbayerns. 13
* Carphotricha pupillata (Fall.) H-Ivew. — 817.
Auf H. vulgatum L. — P.: Eselsgraben.
_ Auf A. silvatieum L. — P.: Eselsgraben; O.: Trettachtal, Geltendorf.
Auf A. boreale Fr. — bei Geltendorft.
ei -: * Contarinia pilosellae (Kieff.) — R. 814.
E hut H. statierfoium Ville. — P.: Faukenschlucht!. Neue Nährpflanze.
Die Mücke wurde von Rübsaamen gezogen und übereinstimmend
2 befunden.
Hiopuerenis k:
F: * Macrolabis hippocrepidis Kieff. — R. 824.
"Auf H. comosa L. — P.: Tal der Kanker; O.: Oytal, Bachertal bei
- Einödsbach (1200 m). In ebensolchen Gallen lebt auch Dasyneura
comosae Rübs.
Homogyne ass.
* Trioza Thomasi F. Löw. — R. 841.
Auf A. alpına (L.) Cass. — G.: Höllental; O.: Faltenbachschlucht.
Hypericum L.
e * Geocrypta Braueri (Handl.) Rübs. — R. 853 sub Das-
E yneura.
4 Aut JB 220 angulum L. — Bei Geltendorf. Neue Nährpflanze.
& - * Asterolecanium fimbriatum Fonse.
Sproßachse mit spindelförmiger Anschwellung. Neu.
: Et H. perforatum L. — P.: Abhänge im Tal der Kanker.
Dasyneura hyperici (Bremi) Rübs.
i Auf A. quadrangulum L. — 0.: Trettachtal zwischen Gruben und
3 Spielmannsau. — Dasyneura serotina (Winn.) ist nach Rüb-
2 saamen dieselbe Art.
Juncus L.
- 257. Livia juncorum Latr.
Auf J. lampocarpus Sl — P.: Tal der Kanker, Wiesen nach
_ Farchant hin.
Juniperus 1.
Oligotr ophus juniperinus (L.) Winn.— R. 892.
uf 7. communis L. — Bei P.
—- - * Oligotrophus sp.
alle der der vorigen Art ähnlich, aber etwas größer und dicker.
Auf J. communis L. — O.: Seealptal (1350 m), im Oytal beim Stuiben-
wasserfall (1275 m) ! Die Zucht der Mücke ist bisher nicht gelungen.
14 Otto Jaap:
Knautia L.
261. Contarinia dipsacearum Rübs. n. sp. in litt.
Auf K. silvatica (L.) Duby. — P. u. G. an vielen Stellen, zieml. häufig
am Eibsee !; O.: Faltenbachschlucht, Bachertal bei Einödsbach (1250 m).
— Öfter erscheinen bei der Gallbildung auch die Blüten deformiert.
Lamium 1.
265. Dasyneura galeobdolontis (Winn.) Karsch.
Auf L. galeobdolon (L.) Crantz. — P.: Riedhänge; O.: Trettachtal. 3
* Macrolabis lamii Rübs. in Cecidomyidenstud. IV, S. 494
(1915). — R. 923 als Macrolabis corrugans.
Auf L. album L. — P. und O., nicht selten.
* Insekt Umesinm a),
Auf der Blattoberfläche Imm breite Grübchen, ohne Verfärbung.
Auf L. galeobdolon (L.) Crantz. — G.: Höllental bei ca. 1200 m.
267. Cecidomyidarum sp.
Auf L. maculatum L. — 0O.: Oytal zwischen Gutenalp und Stuiben-
wasserfall bei ca. 1200 m !, Breitachklamm viel ! Die Galle wird von
diesem Fundort in Z. S. ausgegeben werden. Die Zucht der Mücke
ist bisher nicht gelungen.
Laserpitium 1.
* Trioeza sp.
Blätter etwas kraus, zuletzt gelbfleckig werdend. Neu.
Auf L. latifoium L. — 0©.: Oytal !
Larix Miller.
* Adelges geniculatus Ratz. — R. 931.
Auf L. decidua Miller. — Bei P.
Lathyrus L.
* Phyllocoptes retiolatus Nal. var.lathyri Nal. in Sitzungs-
ber. Kais. Akad. Wiss. Wien, mathem.-naturw. Kl., 1917 (Sep.). —R. 941.
Auf L.pratensis L. — P.: Tal der Kanker, Wiesen an der Loisach;
O.: Inselanlagen, Wiesen im Trettachtal. | E
* Jaapiella volvens Rübs. a. a. O., VL, 8.42 (1917).
Auf L. pratensis L. — P. mehrfach, auch eo bei Vorder-Graseck e
(900 m) !. — Z. 8. 534.
Leontodon 1.
276. Trioza dispar F. Löw.
Auf L. hispidus L. — P. an vielen Stellen; O.: Oytal.
Dee
_ Beiträge zur Kenntnis der Zoocecidien Oberbayerns. 15
Ligustrum L.
nr 280. Siphocoryne ligustri (Kalt) v.d. Goot.
z Auf L. vulgare L. — Bei P. nicht selten; O.: Trettachanlagen.
E: Lonicera L.
291. Hoplocampoides xylostei Giraud.
Auf Z. zylosteum L. — G.: Wald an der Loisach nach Farchant hin.
= * Cecidomyidarum sp. — R. 995.
— Auf L. aylosteum L. — P. und G. sehr verbreitet und nicht selten,
im Höllental (1200 m) noch am 27. Juli mit Larven !; O.: Trettachtal.
293. Eriophyes xylostei (Can.) Nal.
— Auf Z. »ylosteum L. — Bei P. und G. nicht selten; O.: sehr verbreitet.
Auf Z. nigra L. — P.: bei Wamberg; bei G.
Auf Z. alpigena L. — P.: Schalmeischlucht, wenig.
® * Cecidomyidarum sp. — R. 1002.
Auf 1. zylosteum L. — G.: Eibsee !, Höllental (1250 m).
Auf ZL..coerulea L. — G.: Eibsee.
& 296. Siphocoryne lonicerae (Siebold).
Auf L. zylosteum L. — P.: Riedhänge; G.
Auf L. nigra L. — P.: Eselsgraben;-G.: Höllental (1250 m); O
Trettachtal, Breitachklamn.
Auf L.alpigena L. — P.und G. an vielen Stellen; O.: Trettachtal,
- Oytal, Breitachklamm. — Z. 8. 542.
Lotus UL.
302. Eriophyes euaspis Nal.
Auf L. corniculatus L. — P. mehrfach.
303. Contarinia Barbichei Kieff.
Auf L. corniculatus L. — P. Faukenschlucht; O.: Oytal.
304. Contarinia loti (De Geer) Rond.
Auf 1. cornieulatus L.— P.: Tal der Kanker; O.: Oytal bei ca. 1000 m.
3 Melandryum Röhline.
E:: Contarinia Steini (Karsch) Kieff. — R. 1055.
_ Auf M. silvestre (Schrank) Röhling. — G.: Höllental (ca. 1225.m) !.
= In den Gallen fanden sich weiße und gelbe Larven vor.
Origanum 1.
* (2) Aphis nepetae Kalt. — R. 1112.
2 Auf O. vulgare L. — P.: Tal der Kanker. >
= Peucedanum L.
* Trioza sp.
Blätter zierlich gekräuselt. Neu.
16 Otto Jaap:
Auf P. oreoselinum L. — P.: Wiesen an der Loisach nach Farchant
hin !. Die gesammelten Tiere sind noch nicht untersucht; vielleicht
eine neue Art.
* (?) Macrolabis sp. — R. 1137.
Auf P. ostruthrum (L.) Koch. — 0.: Oytal zwischen Gutenalp und
Stuibenwasserfall bei ca. 1250 m !. Die Gallbildung ähnelt der von
Macrolabis laserpitii Rübs. auf Laserpitium latifohum L., die
von mir in Thüringen aufgefunden wurde.
342. Kiefferia pimpinellae (F. Löw) Mik.
Auf P. oreoselinum L. — P.: Wiesen nach Farchant hin.
Phaca 1.
* (?) Dasyneura sp. — H. 3640.
Auf Ph. frıgida L. — 0.: Oytal bei der Gutenalp (ca. 1250 m) |,
Bachertal bei Einödsbach (1250 m). Die Larven sind nach brief.
Mitteilung von Prof. Rübsaamen denen von Dasyneura viciae
(Kieff.) ähnlich. Die Zucht der Mücke ist noch nicht gelungen.
Philadelphus LU.
* Aphis viburni Scop. — H. 2783.
Auf Ph. coronarıus L. — In P. a
In meiner Arbeit über die Zoocecidien von Triglitz (diese Verhandl.
1918, S. 49) ist diese Art aus Versehen leider unter u rumicis
L. aufgeführt worden.
Phyteuma 1.
347. Dasyneura (?) phyteumatis (F. Löw).
Auf Ph. orbiculare L. — G.: Höllental, 1250 m.
Picea Dietrich.
349. Chermes abietis (L.) Kalt.
Auf P. excelsa (Lam.) Link. — P. und G. sehr ie O.: häufig.
350. Cnaphalodes strobilobius (Kalt.) ©. Börner.
Auf P. excelsa (Lam.) Link. — Wie vorige Art.
Pimpinella L
* Aphrophora spumaria (L.) Germar.
Sproßachse gestaucht, Blätter etwas zusammengezogen, gekrümmt a
gekräuselt. — H. 7162.
Auf P. magna L. — P.: Tal der Kanker.
* (?) Trioza sp.
Blattfläche mit bis 5 mm breiten Ausstülpungen, meist oberseits, ohne
Verfärbung. Neu.
Beiträge zur Kenntnis der Zoocecidien Oberbayerns. 17
Auf P. magna L. — P.: Riedhänge. — Die Galle gleicht der von
Trioza aegopodii F. Löw auf Aegopodium podagraria L.; Tiere
- wurden indes nicht vorgefunden.
353. Aphis anthrisei Kalt.
Auf P. magna L. — P. mehrfach; O©.: Trettachtal, Kornau.
(2) 352. Eriophyes peucedani (Can.) Nal.
Auf P. saxifraga L. — P.: Wiesen nach Farchant hin; bei O.
355. Kiefferia pimpinellae (F. Löw) Mik.
Auf P. magna L. — P. an vielen Stellen, nicht selten, besonders
häufix bei Hinter-Graseck, 950 m, und Wamberg; O.: an vielen Stellen.
— Nach briefl. Mitteilung von Rübsaamen fanden sich in den Gallen
auch wieder Trotteria-Larven vor. — Auf dieser Nährpflanze neu
für Bayern.
Pirus L,
* Aphididarum sp. — R. 1193 oder 1199.
Auf P. communis L. — In P. — Das Tier ist nicht bestimmt worden.
N VE SE ER OLD Baht; Hi ed Dunn.
361. Eriophyes piri (Pagenst.) Nal.
Auf P. acerba DC. — P.: Tal der Kanker bei Schlettau.
* Var. marginemtorquens Nal. in Verh. d. K. K. Zool.-
Botan. Ges. Wien, 1917, S. 20. — R. 1193.
_ Auf P. acerba DC. — 0 Oytal.
& Dasyneura mali (Kieff.) Rübs. — R. 1195.
Auf P. acerba DC. — G.: Wald an der Loisach nach Farchant hin;
- —-©.: Trettachtal.
Eriophyes goniothorax Nal. var. malinus Nal. in litt.
1905: R. 1207.
' Auf P. acerba DC. — P.: Faukenschlucht, Eselsgraben; O.: Schlucht
am Faltenbach.
BY Dir, 0 al Del a a ua
Plantago L.
: * Aphrophora spumaria (L.) Germar.
Blätter wellig-kraus, spiralig gekrümmt oder gedreht. Neu.
Auf P. media L. — P.: St. Antonsanlagen.
Poa L.
Be: 366. Poomyia poae (Bose.) Rübs.
Auf P. nemoralis L. — 0.: Breitachklamm.
Polygonum L.
= * Cecidomyidarum sp. ;
e En ge Blattrandrollung nach unten, gelbliche Larven. Neu. ?.
4 Verhandl. des Bot. Vereins f. Brandenb. LXI. 2
%
18 Otto Jaapı = Se 4
Auf P. viviparum L. — 0.: Nebelhornhaus bei ca. 1925 m, Einöds-
bach bei ca. 1150 m.
Populus L.
378. Saperda populnea L. i
Auf P. tremula L. — P.; O.: Trettachtal. 3
383. Syndiplosis Winnertzi Rübs. in Zeitschr. f. wiss.
Insektenbiol. VII, S. 13 (1911). a
Auf P. tremula L.— P. an mehreren Stellen.
337. Thecabius affinis Kalt..
Auf P. italica Mönch. — Bei P.
390. Phyllocoptes populi Nal.
Auf P, tremula L. — P.: Tal der Kanker.
391. Eriophyes varius Nal.
Auf P. tremula L. — 0O.: Trettachtal.
392. Harmandia globuli (Rübs.) Kieff.
Auf P. tremula L. — P.: Kankertal.
394. Harmandia cavernosa (Rübs.) Kieft.
Auf P. tremuia L. — P.: Tal der Kanker: G.; O.: Trettachtal.
(?) 395. Lasioptera populnea Wachtl.
Auf P. tremula L. — O.: Trettachtal.
* Dasyneura populeti Rübs. — R. 1295.
Aut P. tremula L. — G.: Aufstieg zum Kreuzeck viel; bei Geltendorf.
Potentilla L.
401. Eriophyes parvulus Nal.
Auf P.verna Koch. — P.: Tal der Kanker.
Prunus L.
Myzoides cerasi (Fabr.) v. d. Goot. — R. 1346 sub N
Auf P. avium L. — P. mehrfach.
* Myzus mahaleb Koch. — R. 1350.
Auf P. mahaleb L. — P.: St. Antonsanlagen.
Hyalopterus pruni (Fabr.) Koch. — R. 1343.
Auf P. spinosa L. — P.: Kankertal; bei O.
405. Eriophyes padi Nal.
Auf P. padus L. — Bei G. u. ©.
Auf P. spinosa L. — P. an vielen Stellen; O.: Faltenbachschlucht.
406. Eriophyes similis Nal.
Auf P. spinosa L. — P. und G.: häufig; O©.: Faltenbachschlucht.
Beiträge zur Kenntnis der Zooceeidien Oberbayerns. -— 19
Auf P. domostica L. — Bei P. u. 6.
2 407. Putoniella marsupialis (F. Löw) Kieff.
Auf P. spinosa L. — P.: Riedhänge.
Pteridium Kuhn.
2 414. Anthomyia signata Brischke.
4 Auf P. aquilinum (L.) Kuhn. — P.: Faukenschlucht; G.: Eibsee; O.:
_ Faltenbachschlucht.
e 415. Dasyneura pteridicola (Kieff.) Rübs.
Auf P. aquilinum (L.) Kuhn. — G.: Eibsee.
Quercus L.
| 419. Andricus fecundator Hari) Mayr.
Auf Qu. robur L. — Bei 6.
= * Contarinia quercina Rübs. — R. 1415.
- Auf Qu. robur L. — Bei Geltendorf.
3 459. Macrolabis dryobia (F. Löw) Kief.
Auf Qu. robur L. — Bei Geltendort.
Rhamnus L.
# 480. Trichochermes Walkeri (Först.) Kirk.
Auf Rh. cathartica L.— P. an vielen Stellen; bei G.
2 Ä 482. Trioza rhamni (Schrank) F. Löw.
Auf Rh. cathartica L. — P.: Kankertal.
Rhododendron L.
483. Eriophyes alpestris Nal.
Auf R. hirsutum L. — G.: Höllental (1250 m); O.: Stuibenwasserfall
- im Oytal (1275 m), am Nebelhorn.
Ribes L.
486. Aphis grossulariae Kalt.
Auf R. alpınum L. — P. in Gärten.
_ Auf R. rubrum L. — Ebendort.
E Rosa L.
4 . 492. Rhodites rosae (L.) Hartig.
- Auf R. canina L. — P.u. O. mehrfach.
Auf R. dumetorum Thuill. — Bei G.
E:.: 495. Rhodites eglanteriae Hartig.
Auf >R. canina L. — O.: Trettachtal.
497. Wachtliella rosarum (Hardy) Rübs. a. a. O.IV, 8.542
915).
9+
30 Otto Jaap:
Auf R. canina L. — O.: mehrfach !. In den Gallen fanden sich auch
weiße Macrolabis-Larven vor.
Auf R. pendulina L. — O.: am Nebelhorn bei ca. 1800 m !. Mücke
wurde von Rübsaamen gezogen.
498. Blennocampa pusilla (Klug) Thoms.
Auf R. canına L. — P. mehrfach; O.: Trettachtal.
- Rubus 1..
* Dasyneura plicatrix (H. Loew) Rübs. — R. 1619.
Auf R. radula Weihe, v. aff. — Bei Geltendorf.
504. Eriophyes silvicola (Can.) Nal.
Auf R. saxatilis L. — O.: Faltenbachschlucht, zwischen Birgsau und
Einödsbach im Stillachtal bei ca. 1000 m.
Rumex L.
* (2) Insekt.
Kleine, kugelige, etwa stecknadelkopfgroße Gallen, unterirdisch am
Wurzelhals. Neu.
Auf R. scutatus L. — O.: Bachertal bei Einödsbach (1250 m).
* Aphis rumicis L. — R. 1632.
Auf R. obtusifolius L. — P.; O.; Geltendorf.
506. Trioza rumicis F. Loew.
Auf R.seutatus L. — G.: Höllental (ca. 1250 m); O.: Bachertal bei
Einödsbach (1250 m) ! — Z. S.n. 520.
Salix L.
Euura saliceti (Fall... — R. 1651.
Auf $. aurita L. — O.: bei Kornau; Geltendorf.
Auf S. daphnoides Ville. — O.: am Faltenbach.
510. Rhabdophaga rosaria (H. Loew) Kieff.
Auf 8. aurita L. — Bei Geltendorf.
Auf S. caprea L. — Bei Geltendorf, z. häufig.
Auf Ö. grandifola Seringe. — 0.: Aufstieg zum Nebelhorn viel,
Gutenalp im Oytal.
Auf S. grandifolia X incana. — P.: Faukenschlucht, neue Nähr inpflanze,
512. Rhabdophaga heterobia (H. Loew). ;
Auf S. amygdalına L. — P.: Loisachufer nach Farchant hin. ie
513. Dasyneura terminalis (H. Loew) Rübs. |
Auf S. purpurea L. — P.: Loisachufer, Riedhänge; O.: Trettachufer
Faltenbach, Breitachklamm.
514. Rhabdophaga salicis (Schrank) Kieff.
Auf $. arbuscula L. — O.: am Nebelhorn häufig (ca. 1800 m). — E
2. S. 508. 4
ae ee a 1
Beiträge zur Kenntnis der Zoocecidien Oberbayerns. 31
Rhabdophaga ramicola Rübs. a. a. O. IV, S. 534 (1915).
Auf S. purpurea L. — P.: Tal der Kanker !; bei 0.
515. Rhabdophaga dubia Kieff.
Auf S. caprea L. — Bei Geltendorf häufig. — Auf dieser Nährpflanze
neu für Bayern.
Euura atra Jurine. — R. 1674.
Auf $. incana Schrank. — P. mehrfach; O.: an der Trettach, Brei-
tachklamm. — Neue Nährpflanze.
518. Laspeyresia Servilleana (Dup.).
Auf $. incana Schrank. — O.: Trettachtal, Inselanlagen.
Auf 8. aurita L. — Geltendorf.
Auf S. nigricans Sm. — O.: Inselanlagen !. Neue Nährpflanze.
* Agromyza Schineri Giraud. — R. 1675.
Auf S. ıncana Schrank. — P.; O.: Faltenbach, Trettachtal.
Euura venusta,(Zadd.). — R. 1687.
Auf $. aurita L. — 0.: bei Kornau.
* Cecidomyidarum sp.
Mittelnerv oder Stiel des Blattes mit länglicher Anschwellung. Neu.
Auf S. incana Schrank. — P.: verbreitet !; O.: nicht selten!. — Die
Galle ist derjenigen von Rhabdophaga nervorum Kieff. ähnlich,
aber nach briefl. Mitteilung von Prof. Rübsaamen eine neue Art.
522. Pontania viminalis (L.).
Auf 8. retusa L. — 0©.: Nebelhornhaus (1930 m), verhältnismäßig
große Gallen an dieser kleinen Weidenart. Neue Nährpflanze ?.
Auf $. purpurea L. — P.: Riedhänge; O.: Trettachtal, Breitachklamm.
Auf 5. daphnoides Vill. — O.: am Faltenbach.
Auf &. arbuscula L. — O.: am Aufstieg zum Nebelhorn (ca. 1600 m).
Auf $. phylieifolia Sm. — P.: Loisachufer; O.: an der Trettach.
Auf S. nigricans Sm. — P.: nicht selten; O.: Trettachtal, Breitach-
klamm.
523. Pontania Kriechbaumeri Konow.
Auf S. incana Schrank. — P., G. und O., häufig.
524. Pontania pedunculi Hartig.
Auf $. cinerea L. — P.: Wiesen nach Farchant hin, viel.
Auf S$. aurita L. — Bei G. und Geltendorf.
Auf $. caprea L. — P.: Eselsgraben; O.: Kornau; Geltendorf.
Auf S. nigricans Sm. — P. mehrfach; O.: Faltenbach. — Z.S. 515.
525. Pontania capreae (L.).
Auf S. amygdalına L. — P.: Ufer der Loisach.
_ Auf S$. einerea L. — P.: Wiesen nach Farchant hin.
Auf 8. capreu L. — P.: Eselsgraben; G.: Geltendorf.
22 Otto Jaap:
Auf S$. grandifolia Seringe. — P.: Faukenschlucht; O.: Bachertal bei
Einödsbach (ca. 1250 m), Breitachklamm.
Auf S. nigricans Sm. —. G.: Höllental.
Auf 8. arbuseula L. — O.: am Aufstieg zum Nebelhorn bei ca. 1850 m
viel. — Z. S. 514. :
526. Pontania vesicator Bremi.
Auf $. purpurea L. — P.; O.: Trettachufer.
527. Pontania femoralis (Cameron).
Auf 8. incana Schrank. — P.: Loisachufer; O.: Inselanlagen, am
Faltenbach, Trettachtal. :
528. Jteomyia capreae (Winn.) Kieff.
Auf $. aurita L. — Bei G.; O.: Kornau; Geltendorf.
Auf S. caprea L. — P.: Kankertal; Geltendorf.
Auf S. caprea X vimınalıs. — O.: Inselanlagen.
Auf &. grandifolia Seringe. — P.: Faukenschlucht !, Tal der Partnach;
G.; O©.: Inselanlagen, Aufstieg zum Nebelhorn (fast bis zum Nebel-
born hinauf) sehr häufig, Oytal, Trettachtal, Bachertal bei Ein-
ödsbach (1250 m).
Auf S. grandifolia X incana. — P.: Faukenschlucht. Neue Nähr-
pflanze.
®
Eriophyes tetanothrix Nal. — R. 1701.
Aut $. incana Schrank. — P. und G. mehrfach, Z. S. 513; O. nicht selten.
Auf 8. aurita L. — Bei G. (var. laevis Nal.).
Auf S. cinerea L. — Bei G.
Auf S. grandıfolia Seringe. — P.: Schalmeischlucht; O.: Inselanlagen.
Auf 8. arbuscula L. — O.: Aufstieg zum Nebelhorn (ca. 1750 m).
Es bedarf noch weiterer Untersuchungen, ob alle Gallen zu dieser
Art gehören.
530. Dasyneura marginemtorquens Win) Rübs.
Auf $. incana Schrank. — P. und O. häufig !— Z. S. 512. Die Mücke
wurde von Rübsaamen gezogen und bestimmt.
Auf $. viminalis L. — O.: Inselanlagen-und Trettachtal.
(?) Phyllocoptes magnirostris Nal. — R. 1710.
Blattrand mit enger, fester, knorpeliger Rollung.
Auf $. retusa L. — O.: Nebelhornhaus (1930 m). >
Auf S. incana Schrank. — P. an vielen Stellen.
Auf S. grandifolia Seringe. — P.: Faukenschlucht, Schalmeischlucht.
Ob diese Gallen von derselben Milbenart erzeugt werden, bleibt noch
festzustellen.
Pontania.
Blätter locker gerollt und spiralig gedreht.
Beiträge zur Kenntnis der Zooceeidien Oberbayerns. 33
_ Auf $\ purpurea L. — P.; O.: Faltenbach. — Die Gallbildung ähnelt
derjenigen von Blennocampa pusilla Klug auf Rosen.
3 — Pontania leucaspis (Tischb.).
E Auf $.purpurea L. — P.: Riedhänge; O.: Delanlagen.
Auf $. einerea L. — P.: Wiesen nach Farchant hin.
; Pontania leucosticta (Hartig).
Auf S. aurita L. — O.: Kornau; Geltendorf.
N eaprea L. — P.: Deinen
Pontania puella (Thoms.).
Auf $. amygdalına L. — P.: Loisachufer.
534. Pontania sp. — R. 1706.
Auf 8. daphnoides Vill. — O.: am Faltenbach — H. 726.
Auf S. capren X wiminalis. — O.: Inselanlagen. Neue Nährpflanze.
Auf $. grandifola Seringe. — Blätter locker gerollt, mit Pontania-
Larven. — P.: Faukenschlucht; G.: Höllental (1250 m); O.: am Nebel-
horn viel, Oytal, Bachertal bei Einödsbach.
Auf 8. phylieifoha Sm. — P.: Loisachufer; O.: Trettachtal. Neue
Nährpflanze.
Auf S. nigricans Sm. — P.nicht selten; O.: Faltenbach, Trettachtal.
Neue Nährpflanze.
Salvia U.
537. Eriophyes salviae Nal.
Auf $. pratensis L. — P. mehrfach.
Sambucus 1.
538. Epitrimerus trilobus Nal.
Auf S. nigra L. — P.u. 6.
539. Placochela nigripes (F. Löw) Rübs.
Auf S. nigra L. — P.: Vorder-Graseck !.
Sanguisorba 1.
541. Eriophyes sanguisorbae (Can.) Nal.
Auf $. minor Scop. — P.: mehrfach.
Scabiosa LU.
549. Jaapiella scabiosae (Kieff.) Rübs. a. a. O., IV, S. 501
(1915).
Auf Se. columbaria L.— P. mehrfach, viel in der Faukenschlucht !.
* Contarinia scabiosae Kieff. — H. 5463.
Auf Se. columbaria L. — P.: Wiesen oberhalb Hinter-Graseck. Neu
für Deutschland ?
24 Otto Jaap:
Scrophularia L.
553. Contarinia scrophulariae (Kieft.).
Auf Se. nodosa L. — P.: Tal der Partnach.
Senecio U.
558. Contarinia aequalis (Kieff.).
Auf $. Fuchsiv Gmel. — P. ! u. G. an vielen Stellen, Desunder la)
im Höllental oberhalb der Klamm (1225 m); O.: Oytal zwischen Guten-
alp und Stuibenwasserfall häufig, Stillachtal, Bachertal bei Einödsbach
(1250 m). — Z. S. 549.
* Trioza senecionis Scop. |[T. silvicola (Frfd.)].
Die jugendlichen Blätter mehr oder weniger gekräuselt.
Auf $. Fuchsii Gmel. — P.: Eckbauer oberhalb Hinter-Graseck viel, _
Eselwald (1200 m). Z.S. 550. — Nur an jugendlichen Blättern
werden durch die Larven Kräuselungen hervorgerufen; ältere Blätter
bleiben völlig glatt. — Man vergl. F. Löw, Verh. Zool.-Bot. Ges. Wien,
1883, S. 25.
* Dasyneura senecionis Rübs. n. sp., in litt.
Blütenkörbchen verdickt, gelbliche Larven. Neu.
Auf 8. Fuchsii Gmelin. — P.: Eselsgraben; O.: Oytal zwischen Guten-
alp und Stuibenwasserfall bei ca. 1200 m. — In Gesellschaft fanden
sich öfter Fliegenlarven vor.
= 2) Insekt:
Blütenkörbchen deformiert, etwas verhärtet, nicht zum Blühen ge-
langend. Neu.
Auf 8. Fuchsii Gmelin. — Im Oytal zwischen Gutenalp und Stuiben-
wasserfall bei 1250 m.
* Muscidarum sp.
Blütenkörbcehen angeschwollen. Neu.
Auf S. Fuchsiw Gmelin. — O.: Oytal, Bacherloch bei Einödsbach.
Auf $. alpinus (L.) Scop. — P.: bei der Partnachklamm !; G.: Loisach-
ufer nach Farchant hin, Höllental. — Fliege nicht gezogen.
Seseli L.
* Jaapiella Dittrichi Rübs. a. a. O., IV, S.501 (1915).
Auf 8. libanotis (L.) Koch. — P.: Wiesen nach Farchant hin !. —
Die Galle entspricht derjenigen auf Silaus flavescens Bernh., die eben-
falls am Fundort vorhanden ist. Die Larven sind etwas mehr gelb-
lich gefärbt. Die Mücke wurde von Rübsaamen gezogen und über-
einstimmend befunden. Die Nährpflanze ist neu,
Beiträge zur Kenntnis der Zooceeidien Oberbayerns. 25
* Kiefferia pimpinellae (F. Löw) Mik.
Auf S. libanotis (L.) Koch. — Ebendort. — Neue Nährpflanze. Als
Inquilin in den Gallen auch rötliche Oligotrophiden-Larven.
Silaus Bernh.
561. Jaapiella Dittrichi Rübs. a. a. O.
Auf S$. flavescens Bernh. — P.: Wiesen nach Farchant hin. Zweiter
Fundort in Bayern.
* Aphrophora spumaria (L.) Germar.
Blätter zusammengezogen, gekrümmt und gekräuselt. Neu.
kt 8. flavesceens Bernh. — Ebendort. — Häufig ist diese Galle im
Havelländischen Luch und im Elbgebiet der Mark.
Silene L.
* Cecidomyidarum sp. — R. 1802.
Auf $. vulgaris (Mönch) Geke. — O.: Bachertal bei Einödsbach (1250 m)
viel, besonders zwischen Steingeröll. ! — Die Zucht der Mücke ist
bisher nicht gelungen. |
* Macrolabis sp. — R. 1806.
Auf $. vulgaris (Mönch) Gceke. — G.: Höllental bei 1225 m !; O.;
Bachertal bei Einödsbach (1250 m). — Die Mücke wurde von Rüb-
saamen gezogen.
564. Aphis cucubali Pass.
_ Auf 8. vulgarıs (Mönch) Geke. — P.: Tal der Kanker.
Solidago L.
* Dasyneura virgae aureae (Liebel) Rübs. — R. 1836.
Auf 5. virga aurea L. — G.: am Eibsee.
* Aphrophora spumaria (L.) Germar.
' Sproßachse gestaucht, Blätter gekrümmt und gekräuselt. Neu.
Auf S. virga aurea L. — G.: am Eibsee.
Sonchus LU.
568. Cystiphora sonchi (F. Löw.) Kieff.
Auf S. arvensis L. — Bei Geltendorf. Auf dieser Nährpflanze neu
für Bayern.
=
Ei;
ge
Sorbus L.
569. Dentatus sorbi (Kalt.) v. d. Goot.
Auf 5. aucuparıa L. — O.: Trettachtal.
570. Eriophyes piri (Pagenst.) Nal.
Auf S. aucuparia L. — P.: Eselsgraben; G.: Eibsee; O.: Trettachtal.
6 Otto Jaap:
Auf S.aria (L.) Crantz. — P.: Faukenschlucht, Kankertal; G.: am
Eibsee; O.: Trettachtal, Breitachklamm.
* Contarinia sorbi Kieff. — R. 1204.
Auf $. aucuparia L. — P.: Tal der Kanker.
x Ceeidomyidarum sp. — R. 1205.
Auf S. arıa (L.) Crantz. — G.: Abhänge am Aufstieg zum Kreuzeck Je:
O.: Faltenbachschlucht, Oytal. — In der Galle fanden sich rorlich
gelbe Dasyneura-Larven vor. Ar
Spiraea U.
* Macrosiphum ulmariae (Schrank) Schout. — R. 1981.
Auf Sp. salierfoha L. — P. in Gärten.
Stachys 1.
574. Mikiella stachydis (Bremi) Rübs. in litt.
Auf Stachys silwaticus L. — O.: Oytal zwischen Gutenalp und Stuiben-
wasserfall (1200 m), im Bachertal bei Einödsbach (1300 m) !.
Succisa Neck.
* Contarinia dipsacearum Rübs. n. sp., in litt.
Blüten geschlossen bleibend, dunkelgelbe Larven. Neu.
Auf S. pratensis Mönch. — P.: Hinter-Graseck. — Auch bei Triglitz
in der Prignitz von mir aufgefunden. Die Mücke wurde von Rüb-
saamen gezogen.
Taraxacum Wiege.
* Tylenchus sp. — R. 1879.
Auf T. offieinale Weber. — P.: Wiesen an der Partnach; OB: Wiesen
im Trettachtal.
582. Cystiphora taraxaci Kieft.
Auf T. officinale Weber. — P.: an mehreren Stellen; G.; O.: Trettach- _
tal und Oytal.
883. Trioza dispar F. Löw.
Auf T. officinale Weber. — P.: Tal der Kanker und Partnach.
Teucrium 1.
587. Phyllocoptes teucrii Nal.
Auf T. chamaedrys L. — P.: Tal der Kanker, Faukenschlucht.
589. Copium teucrii Host.
Auf T. montanum L. — P.: Abhänge im Kankertal !. — Z.S. 540.
Thymus LU.
596. Eriophyes Thomasi Nal. E
Auf 17h. serpyllum L. — P. häufig; O.: Bachertal bei Einödsbach
(1200 m). 3
‚Beiträge zur Kenntnis der Zooceeidien Oberbayerns. 97
E: * Wachtliella thymicola (Kieff.) Rübs. a. a. O., IV, S. 542
_ und 548 (1915). — R. 1910 sub Janetiella.
_ Auf Th. serpyllum L. — 0.: Seealptal bei ca. 1300 m !.
E * Janetiella thymi Kieff. — R. 1911.
Auf Th. serpylium L. — O.: Oytal bei ca. 1000 m !.
* Cecidomyidarum sp. — R. 1917.
| Auf Th. serpyllum L. — P.: Tal der Kanker.
Tilia L. |
* Dasyneura Thomasiana (Kieff.) Rübs. — R. 1921.
Auf T. platyphyllos Scop. — P.: St. Antonsanlagen.
600. Dasyneura tiliamvolvens Rübs.
Auf T. cordata Mill. — Bei G.
- Auf T. platyphyllos Scop. — P.: St. Antonsanlagen.
E- 601. Eriophyes tetratrichus Nal.
Auf T. cordata Mill. — P.: Tal der Kanker. |
Auf T. platyphyllos Scop. — Bei G.
603. Eriophyes tiliae (Pagenst.) Nal.
_ Auf T. cordata Mill. — P.: St. Antonsanlagen; O.: Trettachtal.
Auf T. platyphyllos Scop. — P.: St. Antonsanlagen, Wamberg.
ä Var. exilis Nal.
- Auf T. platyphyllos Scop. — P. mehrfach.
| Var. liosoma Nal.
Auf T. cordata Mill. — P. mehrfach.
i Trifolium L.
E- 609. Tychius polylineatus Germar.
Auf T. medium L. — P.: Kankertal !.
610. Dasyneura trifolii (F. Löw) Rübs.
| Auf T. pratense L. — P.u. OÖ. nicht selten, noch im Bachertal bei
1250 m. Auf dieser Nährpflanze neu für Bayern.
_ Auf T.repens L. — Ebenso !.
- Auf T. montanum L. P.: Wiesen nach Farchant hin !.
Bd a 13 > Be a ae dad
a it Fa Kr re
Ulmus 1.
4 617.. Tetraneura ulmi (Geoffr.) Hartig.
= Auf U. montana With. — 0O.: Trettachtal.
E- 619. Colopha compressa (Koch).
_ Auf U. campestris L. — Bei P.
F 623. Eriophyes filiformis Nal.
E Auf UT. montana With. — P.: bei Schlettau.
625. Schizoneura ulmi (L.) Kalt.
28 Otto Jaap:
Auf D. montana With. — P.: Tal der Kanker und Partnach; G.;
O.: Trettachtal und Oytal.
226. Janetiella Lemeei Kieff.
Auf U. montana With. — P.: Tal der Partnach.
* Physemocecis ulmi Rübs. a. a. O. III, S. 88 (1914). —
R. 1995.
Auf U. montana With. — G.: Höllental (1200 m); O.: Oytal zwischen
Gutenalp und Stuibenwasserfall (1250 m), bei Kornau.
Urtica 1.
628. Dasyneura urticae (Perris) Rübs.
Auf U. dioeca L. — P. z. häufig; O. dgl.
Vaccinium L.
631. Jaapiella (?) vaccinii Rübs. a. a.0.IV, S.501 (1915).
Auf V. myrtillus L. — Bei G. — Auf dieser Nährpllanz- neu für
Bayern.
Valeriana L.
* Aphididarum sp.
Auf V. tripteris L. — Blätter locker eingerollt.. Neu. Ob Aphis
viburni Scop. ? — O.: Schlucht am Faltenbach.
Veronica L.
634. Jaapiella veronicae (Vallot) Rübs. a. a. O.
Auf V. chamaedrys L. — P.: Eselsgraben; G.: Höllental = m);
OÖ. mehrfach, noch im oberen Oytal.
Viburnum L.
637. Aphis viburni Scop.
Auf V. lantana L. — P.: Kankertal.
Auf V. opulus L. — O.: Trettachtal.
638. Phlycetidobia Solmsi Kieff.
Auf V. lantana L. — P.: St. Antonsanlagen!, Riedhänge, Kankertal,
Eselsgraben; G.: Aufstieg zum Kreuzeck; O.: Faltenbachschlucht.
Oytal, Hölltobel bei Gerstruben.
639. Eriophyes viburni Nal.
Auf V. lantana L. — P.: St. Antonsanlagen, Kankertal, Eselsgraben;
O.; Faltenbach. |
= $), Insekt.
Auf der Blattunterseite fleckenweise abnorme Behaarung.
Auf V. lantana L. — P.: Tal der Kanker.
z | Vicia L.
643. Dasyneura viciae (Kieff.) Rübs.
f V. sepium L. — P. nicht selten; O.: Trettachtal.
f V. siwatica L. — 0.: Oytal zwischen Gutenalp und Stuiben-
sserfall (1200 m) zieml. häufig!. Als Inquilin fanden sich in den
llen nach briefl. Mitteilung von Rübsaamen auch Tricholaba-
und Macrolabis- Larven vor. Mücken wurden gezogen. Auf dieser
ährpflanze neu für Bayern.
643. Dasyneura Loewiana Rübs. a. a. O. VLS. 45 (917).
cracca L. — Bei G. und O.!
* Phyllocoptes retiolatus Nal. — R. 2067.
. silvatiea L. — O.: Seealptal bei ca. 1450 m. — Neue Nähr-
Vincetoxicum Mönch.
E * (2) Insekt. =
etwas. zusammengezogen, verbogen oder gekrümmt. Neu.
.offieinale Mönch. — O.: Gutenalp im Oytal.
Zur Verbreitung der Rosenfrüchte.
Von
E. Schalow.
Die Rosen zählt man für gewöhnlich zu den zoochoren Pflanzen,
da ihre Scheinfrüchte, die Hagebutten, zumeist durch Tiere verbreitet
werden. Bei Schwertschlager und H. Dingler!) werden zahlreiche
Tiere, nämlich von Vögeln: Amsel, Drossel, Birkhuhn und Dohle und
als Säugetier: der Fuchs namhaft gemacht, die die Hagebutten im er-
weichten Zustande fressen und die Nüßchen mit den Exkrementen
. ausscheiden und so zur Verbreitung der Wildrosen beitragen. Daß
den Tieren in der Tat ein gewisser Anteil bei der Verbreitung der
Wildrosen zufällt, Konnte ich vor etlichen Jahren in der Umgebung
von Eisenberg (Krs. Strehlen) feststellen. Damals wurden unweit des
Dorfes in einer Wildremise zahlreiche Stöcke der Weinrose (Rosa
rubiginosa L.) angepflanzt, die in wildem Zustande bei Eisenberg bis
dahin nicht vorkam. Schon nach einigen Jahren sah ich an einem
Feldzaune unweit des Dorfes etliche Weinrosen heranwachsen. Ohne
“Zweifel hatten Vögel die Samen aus der nahen Wildremise verschleppt.
Durch die zumeist schöne rote Farbe werden die reifenden Hage-
butten recht auffällig. Auch der obere Teil des Fruchtstieles kann
in den Dienst der Anlockung treten. Ich beobachtete im Herbst 1918 7
an Oderdämmen bei Breslau eine Form der Rosa gallıca L. mit rüben-
förmigen Scheinfrüchten, deren oberer Teil des Fruchtstieles bis 2 cm-
gleichfalls recht deutlich und auffällig gefärbt war. Übrigens sind
die reifenden Scheinfrüchte von Rosa gallica L. anfänglich schön rot
gefärbt und nehmen erst später ein unscheinbares Aussehen an.
Ich möchte nun auf eine andere Möglichkeit der Hagebutten-
verbreitung durch Tiere hinweisen. Es ist nach meinen Versuchen
1) Vergl. J. Schwertschlager, Die Rosen des südlichen und mittleren
Frankenjura. München. 1910. — H.Dingler, Versuch einer Erklärung gewisser
Erscheinungen in der Ausbildung und Verbreitung der wilden Rosen. (Mitteilung
naturwissensch, Vereins Aschaffenburg 1907.)
Zur Verbreitung der Rosenfrüchte. a
- nieht ausgeschlossen, daß Hagebutten mit persistenten Kelchblättern
- im Felle vorüberstreifender Tiere hängen bleiben und mitgeschleppt
werden. Diese Verbreitungsweise kann freilich nur für die Hage-
butten mit ausdauernden, festsitzenden Kelchblättern in Frage kommen,
3 wie sie z. B. Rosa pomifera Herm. auch bei uns zur Entwicklung
bringt. Besonders, wenn die Kelchzipfel an der Spitze etwas zurück-
gekrümmt sind, mögen sie zur Verschleppung der Hagebutten durch
i langhaarige Tiere beitragen. Ich will jedoch nun nicht behaupten,
daß die persistenten Kelchblätter als eine Anpassung an die Ver-
- breitung durch Tiere zu betrachten sind.
Schon Sernander?) weist darauf hin, daß unsere Rosen durch-
_ aus nicht ausgesprochen zoochor sind. Nach ihm sollen die Hage-
_ butten „ähnlich wie andere Früchte und Beeren durch das pulpöse
Fruchtfleisch schwimmfähig und so durch Wasser vertragen werden
können“. Genauere Angaben habe ich nirgends finden können. Schwert-
schlager:) erwähnt diese Verbreitungsmöglichkeit überhaupt nicht.
Nach meinen Beobachtungen scheint diese Art der Verbreitung unserer
- Hagebutten durchaus nicht so ungewöhnlich zu sein. Ich habe eine
E Reihe von Versuchen über die Schwimmfähigkeit der Hagebutten an-
gestellt, deren Ergebnisse ich jetzt kurz mitteilen will.
| Schwertschlager‘) unterscheidet zwischen der Vollreife und
der Genußreife der Hagebutten. Im Zustande der Vollreife sind: die
- Hagebutten völlig ausgewachsen und verfärbt, doch noch hart und fest.
Die genußreifen Hagebutten sind durch niedere Temperaturen erweicht
und jetzt als Nahrung für die Tiere geeignet.- Allmählich trocknen
die erweichten Früchte ein und werden oft mißfarben, braun auch
schwarz. Jetzt lösen sie sich leicht vom Strauche ab und fallen zu
Boden. In diesem Zustande der Überreife werden die Hagebutten
wohl kaum noch von den Tieren verzehrt. Meine Versuche, die ich
besonders im Winter 1917/18 anstellte, haben nun ergeben, daß unsere
Hagebutten im reifen Zustande durchweg schwimmfähig sind und
zwar scheint die Schwimmfähigkeit der überreifen Früchte besonders
groß zu sein, sie hielt wochenlang an. Die Unterschiede, die sich
hinsichtlich der Schwimmfähigkeit unserer Hagebutten bei den einzelnen
Rosenarten herausgestellt haben, sind nur unbedeutend. Vielleicht
sind die lederartigen Scheinfrüchte von Rosa gallica L. und die
schwarzen Hagebutten von Rosa pimpinellifolia L. besonders wider-
standsfähig gegen die Einwirkungen des Wassers. Jedenfalls haben
Sy ee her Aa Ne N Sa ale il ESEL ee
2) Vergl. R. Sernan der, Spridningsbiologie. Nach Just’s Jahresber. 1901.
3) Vergl. J. Schwertschlager a.a. 0.
4) Vergl. J. Schwertschlager, a.a.0.S. 148.
39 E. Schalow: Zur Verbreitung: der Rosenfrüchte.
mich meine Versuche zu der Einsicht gebracht, daß unsere Hage-
butten namentlich im überreifen Zustande wohl geeignet sind, durch
das. fließende Wasser auf weite Strecken verbreitet zu werden. In
früheren Jahrhunderten, als die Hochwasser völlig ungebändigt die
weiten Täler erfüllten, mögen sie zur Verbreitung der Hagebutten
noch vielmehr beigetragen haben wie heutzutage.
Die Tatsachen der Pflanzenverteilung lassen nun auch erkennen,
daß unsere Wildrosen bei ihrer Ausbreitung auch die Unterstützung
des strömenden Wassers erfahren. Besonders einleuchtend wird uns
dies, wenn wir die Verteilung von Rosa gallica L. und R. Jundzilli
Bess. über Schlesien betrachten.
R. Jundzilliv zeigt in Schlesien ihre Hauptverbreitung im mit-
telsten Teile, in den Silingischen Landschaften’), namentlich im Oder-
tal. Aus Oberschlesien ist diese Rose nur von einzelnen Fundorten
bei Leobschütz und Berun bekannt. In den Silingischen Landschaften
dürfte diese Rose mit andern anspruchsvolleren Arten, z. B. /ris nudi-
caulis Lam., Astragalus danieus Retz.,, Veronica dentata Schmidt,
Carex Bueki Wim., Nasturtium austriacum Ctz. u. v. a. eine kühlere
Periode überdauert haben. In der Jetztzeit hat sie sodann mit Unter-
stützung des Oderstromes auch unterhalb von Breslau Fuß gefaßt.
Man findet sie heute im Überschwemmungsgelände der Oder bei Auras,
Maltsch und Leubus. Höchstwahrscheinlich ist sie auch noch weiter
unterhalb anzutreffen.
Auch Rosa gallica L. gehört zu unsern Silingischen Arten, die
ihre weiteste Verbreitung im mittelsten Schlesien haben. Doch zeigt
sich diese Rose auch recht häufig im Leobschützer Hügelland. Außer-
dem kommt sie nur noch im Odertal häufiger vor, selbst noch bei
Beuthen a. OÖ. Es ist nicht ausgeschlossen, daß sie in absehbarer Zeit
auch ins märkische Odergebiet übertritt.
5) Vergl. hierzu meine Ausführungen über die Beziehungen zwischen Pflanzen-
verteilung und Besiedelungsgeschichte des mittelsten Schlesien, die ich in der März-
sitzung 1917 der zoologisch-botanischen Sektion der Schles. Gesellschaft f. vaterl.
Kultur machte und die leider infolge der Kriegsnöte noch nicht gedruckt werden
konnten.
N
: |
i
|
;
|
Floristische Beobachtungen aus der
Lothringer Kampfzone.
Von R. Görz.
Der Ausbruch des Krieges riß auch mich aus meiner gewohnten
Beschäftigung und fesselte mich bis: zum Eintritt des Waffenstill-
standes an eine Gegend, die ich aus anderen Gründen wahrscheinlich
nie aufgesucht hätte, in das lothringische Grenzgebiet zwischen Metz
und Nancy. Unter friedlichen Verhältnissen wäre es ein Leichtes ge-
wesen, das Gelände in diesen Jahren hinreichend zu durchstreifen,
um ein abgeschlossenes Bild seiner Flora geben zu können. Das
Kriegshandwerk legt jedoch der Bewegungsfreiheit vielerlei Fesseln
auf, und so sollen diese wenigen Zeilen natürlich keine lückenlose
Darstellung der floristischen Verhältnisse dieser Gegend geben. Ich
muß mich im folgenden vielmehr auf die Flora eines sehr schmalen
Landstriches beschränken, nämlich auf die des eigentlichen Kampf-
streifens, und auch diesen konnte ich aus begreiflichen militärischen -
Gründen nur in einer gewissen Breitenausdehnung berücksichtigen.
Dieser Kampfgürtel, in dem ich bis zum Herbst 1917 festgehalten
wurde, liegt nördlich des französischen Städtehens Nomeny auf dem
rechten Ufer der Seille (rechtes Nebenflüßchen der Mosel) und greift
nur an einer Stelle (bei dem Dorfe Abaucourt) über den Fluß. Er
hat eine Breite von etwa 9 km und eine Tiefe von 3—4km und
_ reicht im Norden ungefähr bis zur Reichsgrenze, umfaßt also fast
ausschließlich französisches Gebiet. Er bildet ein Stück der lothrin-
gischen Hochebene, die sich anschließend an Hardt und Nordvogesen
_ westwärts durch das ganze Reichsland erstreckt, von z. T. ansehn-
lichen Bodenwellen durchsetzt. Südlich Metz ist der Boden überall
_ tiefgründig, zwar durchweg schwer zu bearbeiten, aber sehr frucht-
bar. Ehe ich auf die während des Krieges beobachtete Flora des
_ genannten Kampfstreifens eingehe, möchte ich einiges über seine
_ Nutzbarkeit vor dem Kriege sagen.
Das Gebiet umfaßt fast ausschließlich Ackerboden, in den Nieder-
- Verhandl, des Bot. Vereins f. Brandenburg. LXI. 3
34 R. Görz:
ungen von Wiesen unterbrochen, die sich nur an den Ufern der Seille
weiten. Waldungen finden sich nur nördlich Mailly, namentlich Eichen
und Hainbuchen mit dichtem Unterholz. In dem fetten Tonboden ge-
deihen Getreide und Futterpflanzen vortrefflich, und selten finden sich
Ödländereien. An den Hängen des Mosel- und Seilletales breiten sich
wohlgepfleste Wein- und Obstpflanzungen aus, und die Mirabellen
sind nicht nur in der näheren Umgebung von Metz, sondern auch
weiter südlich auf französischem Gebiet hochgeschätzt. An Getreide-
arten werden in erster Linie Hafer (auch Avena orientalis Schr. im
großen) und Weizen angebaut, während Roggen und Gerste dagegen
fast verschwinden. Von den Futterpflanzen haben Wiesenklee und
Luzerne die weitaus größte Bedeutung erlangt. Kartoffel und Runkel-
rübe bedecken gleichfalls einen wesentlichen Teil der Anbaufläche.
Hopfen und Tabak (nur auf französischem Gebiet) sind zwar nicht
selten, doch kommt ihnen wenig Bedeutung zu, da die einzelnen
Kulturen nur ganz geringe Ausdehnung besitzen. Die Brachen sind
in den letzten Jahren vor dem Kriege sehr eingeschränkt worden,
aber bei dem schweren Tonboden werden sie nicht gänzlich ver-
schwinden. |
Die Augusttage 1914 zwangen die Bewohner, die gerade bei
der Bergung der Feldfrüchte begriffen waren, alsbald zur Einstellung
ihrer Arbeiten. Deutsche Divisionen drangen von Metz aus südwärts
über die Linie Nomeny—Pont-a-Mousson vor, zogen sich jedoch im
Laufe des September wieder auf die Forts von Metz zurück, um im
selben Herbst erneut die Landesgrenze zu überschreiten und jenseits
derselben die Linie zu erreichen, die sich seit dem Winter 1914/15
bis zum Herbst 1918 nur unwesentlich verschoben hat. Die Getreide-
ernte war wohl zum großen Teil geborgen worden, doch sah man
noch mehrfach Weizen und Hafer auf dem Halm stehen. Die Be-
wohner sämtlicher französischer Ortschaften (außer Mailly) flüchteten
beim zweiten Vorstoß der Deutschen und kehrten bis zum Schluß der
Kampfhandlungen nicht wieder zurück. Die Fluren aber blieben sich
selbst überlassen, nur der Spaten der deutschen Landwehr arbeitete
im Dunkel der Nacht, um Deckung gegen feindlichen Feuerüberfal
und Schutz vor Wind und Wetter zu schaffen.
Was wurde nun aus der Flora dieses verlassenen Landstriches?
Von den Kulturpflanzen waren Rüben und Kartoffeln natürlich
schon im ersten Winter verkommen. Das noch auf dem Halm oder
in Garben stehende Getreide hinterließ dürftige Nachkommen, im
dritten Kriegsjahre war es fast spurlos verschwunden. Hin und
wieder einige vereinzelte Stöcke auf aufgeworfener Erde, wie man
Floristische Beobachtungen aus der Lothringer Kampfzone 35
sie auch sonst findet, bestätigen nur die Tatsache, daß unser Getreide
in der Gesellschaft, die ihm schon in der Kultur das Leben zu er-
schweren sucht, nicht mehr aufzukommen vermochte. Dagegen nahmen
- die beiden Hauptfutterpflanzen, Wiesenklee und Luzerne, mit Erfolg
den Kampf um den Boden gegen ihre Konkurrenten auf. Sie gehörten
auf den verwahrlosten Feldern häufig zu den tonangebenden Formen.
Damit waren aber die Spuren früherer Kulturpflanzen so gut wie
erschöpft. 1915 zeigte die Ackerflora typischen Brachencharakter,
. 1917 hatte sie ihr Gesicht bereits recht stark gewandelt. Der Boden
war fester geworden; die Ackerunkräuter, die der Brache das Gepräge
verleihen und denen lockeres Erdreich Bedürfnis ist, konnten sich
nicht alle den veränderten Bedingungen anpassen. Andererseits
nutzten Formen, deren Verbreitungsgebiet durch die Kulturen arg
beschnitten gewesen war und die an den Wegrändern nur schmale
Zufluchtsstätten gefunden hatten, die günstige Gelegenheit aus und
drangen, die eine schneller, die andere vorsichtig tastend oder nur
vereinzelt, zur Besiedelung des Neulandes vor. Während viele Acker-
unkräuter im Ringen um den Besitz des Bodens bald unterlagen und
auf vielen Strecken der Feldfluren schon in der kurzen Zeitspanne
völlig verschwanden, hielten sich andere oder dehnten gar ihren
Verbreitungsbezirk in auffälliger Weise aus, sei es an der Peripherie
der Kolonie oder bezüglich ihrer inneren Geschlossenheit. Es waren
dies aber durchweg Formen, denen auch die Wegränder normale Da-
seinsbedingungen bieten und die daher vielleicht besser als Aus-
strahlungen von dorther aufzufassen sind. Ich nenne gleich einige
Beispiele: Medicago lupulina L. und Mehlotus officinalis Desr. habe
ich nirgends weder im Metzer Land noch auf französischem Boden
angebaut gefunden. Dennoch waren weite Strecken des Kampfstreifens
mit diesen beiden Papilionaceen dicht bewachsen, und die Reste der
Klee- und Luzernekulturen standen oft dagegen zurück. Daß diese
Formen tatsächlich vollkommen spontan waren, ließ sich auch dem
Umstand entnehmen, daß ihre Arealbilder sich ganz und gar nicht
mit den Gemarkungen der ehemaligen Felder deckten, was bej den
beiden kultivierten Futterpflanzen meist zum Teil noch der Fall war.
1915 waren weite Strecken durch Leucanthemum vulgare Lmk. in
ein weißes Blumenmeer verwandelt, die Pflanze ging jedoch später
überall bedeutend zurück. Von den Formen, die breiteren Raum ge-
wonnen hatten und oft tonangebend waren, seien noch erwähnt:
Senecio Jacobaea L., Pastinaca sativa L., Daueus Carota L., (die aber
in’Kleekulturen auch sonst oft in Menge vorkam), Ranuneulus repens
L. (an feuchteren Stellen), Orepis biennis L. und Triticum repens L.
3°
5 R. Görz:
Senecio beobachtete ich schon 1915 einige Male auf Brachen recht
zahlreich. Ä
Die Formen, die sich fast nur auf lockerem Kulturboden halten
können, spielten im Gesamtbild der Flora, wie sie die Kampfzone
1917 trug, eine ganz untergeordnete Rolle. Auf sie werde ich weiter
unten zurückkommen. Zu denen, die sich bis 1917 mit Erfolg be-.
hauptet hatten, gehören u. a. Melampyrum arvense L., Campanula
rapuneuloides L., Lathyrus Aphaca L. und tuberosus L., Vieia tetras-
perma Moench, Alopecurus agrestis L., Trifolium hybridum L., pro-
cumbens L. und arvense L., Pieris hieracioides L., Euphrasia verna
Bell., Stachys palustris L., Equisetum arvense L., die verbreiteten
Cirsien, Carduus acanthoides L. und crispus L., Dipsacus silvester
Huds., Zpilobium adnatum Grieseb. (1916 streckenweise in dichten
Herden), Plantago-Arten, Poa pratensis L. und compressa L. (letztere
oft in großer Zahl, aber wenig auffallend), Urepis tectorum L. und
Rumex cerispus L. Während der Kriegsjahre haben sich bezüglich
der Areale dieser Arten sicherlich bemerkenswerte Wandlungen voll-
zogen, doch konnten sie im einzelnen nicht verfolgt werden. Stark
im Schwinden begriffen waren dagegen unzweifelhaft Bromus arvensis
L., der außerhalb des Kampfstreifens auf Äckern nicht selten in großer
Menge wuchs, ebenso Bromus secalınus L. und Lolhum temulentum
L. 7Thlaspi perfoliatum L. sah ich noch 1917 zahlreich, aber dürftig
entwickelt zwischen Raucourt und Moincemühle, seltener Stachys
arvensis L (1915 noch mehrfach in Menge), Erythraea pulchella Fr.
und Onobrychis satwwa Lmk.
Das dominierende Element bildeten außer den eingangs bereits
genannten einzelnen Formen die Arten der benachbarten Formationen,
in erster Linie der Wegränder und trocknen Wiesen. Bewohner
feuchteren Bodens traten in der Regel nur sehr sporadisch auf, so
Sesleria coerulea Ard.f. ulıginosa Op., die hingegen z. B. im nassen
Grunde zwischen Moincemühle und Raucourt dicht bestandene Areale
aufwies, ebenso vereinzelt Zupatorium cannabınum L., Stlaus pratensis
Bess. u. a. Ausrahmsweise häufig fanden sich besonders Trifolium
fragiferum L., Heracleum Sphondylium L., Pulicaria dysenterica
Gaertn. Sesleria hatte trotz ihres trockenen Standortes ihren hygro-
phytischen Charakter nicht abgelegt. Schon ihr ganzer Habitus wich
von dem der sumptbewohnenden Stöcke kaum ab, wie denn das ver-
einzelte Vorkommen auf den hochgelegenen Fluren vermutlich auf die
noch nicht erfolgte Anpassung zurückgeführt werden muß. Den xero-
philen Typ habe ich im Gebiet überhaupt nicht beobachtet.
Von den Arten, die dort an den trockenen Wegrändern nicht
Floristische Beobachtungen aus der Lothringer Kampfzone. 7
selten zu finden sind, traf ich auch 1917 einige erst spärlich oder
vereinzelt auf den verwilderten Fluren an, so Dupleurum falcatum
-L., Origanum vulgare O., Olinopodium vulgare L., Eryngium campestre
L., Ebulum humile Gcke., Cirsium eriophorum Scop., Centaurea
Calcitrapa L., Geranıum columbinum L., mehr oder weniger gesellig
oder Benmeti: Brunella vulgaris L., Er ythraea Centaurıum Pers,.,
Sanguisorba minor Scop., Leontodon ah L., Phleum pratense
L., Dactylus glomerata L., Silene vulgaris Gcke., Achillea Millefolium
L., Tussilago Farfara L., Allvum vineale L., Tragopogon pratensis L.,
Lotus corniculatus L., Linarıa vulgarıs Mill. Oentaurea Scabvosa L.,
Jacea L. und serotina Bor., Cichorium Intybus L., Hypericum perfo=
ratum L. und hirsutum L., Lactuca perennis L., Campanula Rapun-
culus L. und Lathyrus hir ls E:
Das recht vereinzelte Vorkommen von Ben um, Origanum
u. a. läßt mit Sicherheit erkennen, daß diese Formen nur an den alt-
gewohnten Standorten als orthedaphisch bedingt aufzufassen waren.
Vorläufig kann man nicht einmal sagen, ob sie sich auf dem Neuland
dauernd behaupten oder gar mit Erfolg ausbreiten könnten, wenn-
gleich es sich wohl erwarten ließe. Der allergrößte Teil der Formen
zeigte sich viel indifferenter bezüglich der edäphischen Faktoren, denen
übrigens bei dieser gesamten Neubesiedlung ausschlaggebende Be-
deutung zuzumessen ist. So verhält sich auch Bupleurum mit dem
Wechsel der Bodenbeschaffenheit wesentlich anders. Auf den dürren
Oolithbergen am linken Ufer der Mosel (bei Pagny) sah ich es von
der Trift ausstrahlend in dichten Reihen mehrere Meter tief in ein
Getreidefeld eindringen. Die nächst wichtige Rolle bei der Besitz-
ergreifung von Neuland fällt dann der besonderen Beschaffenheit der
Samen zu. Sie hat vor allem Einfluß auf die Schnelligkeit der
Wanderung sowie die größere oder geringere Geschlossenheit der
Kolonien. Lichte, allmählich sich füllende Areale zeigte z. B. Senecio,
dessen Ausbreitung nach sehr rasch erfolgter lockerer Besiedelung
jeden geeigneten Geländes scheinbar in centripetaler Richtung erfolgt,
während z. B. Campanula oder Hypericum (hirsutum) ihre + kompakt
bleibenden Areale meist langsamer weiten, die Art ihrer Ausbreitung
daher einen viel stetigeren centrifugalen Charakter erhält.
Waren zwar manche der meist einjährigen Ackerunkräuter so
stark zurückgedrängt, daß sie auf dem ehemals von ihnen in Anspruch
genommenen Boden kaum noch zu finden waren, so hatten wiederum
wohl alle die ihnen ständig gebotene Gelegenheit wahrgenommen,
Neuland zu besiedeln. Beim Bau der Stellungen, Unterstände und
Schützengräben wurden die Lebensbedingungen für diese Arten stets
38 R. Görz:
aufs neue geschaffen, und so waren denn die Hänge der Gräben und
die ausgeworfene Erde die wichtigsten Zufluchtsstätten der Ver-
triebenen geworden. Da kamen einige Arten sogar zu üppiger Ent-
faltung, wie Galeopsis Ladanum L. f. angustifolia Ehrh., Tithymalus-
Arten, besonders exiguus Mch., Anagallıs coerulew Schr. und arvensis
L., Linaria spuria Mill, Aethusa Cynapium L. und Sonchus-Arten,
sehr häufig auch Alopecurus agrestıs L. Weniger zahlreich beobachtete
ich Ranunculus arvensis L., Papaver Rhoeas L., Scandix Pecten
Veneris L., Caucalis daucoides L., Vaccaria pyramidata Med. Stachys
annua L., Specularia Speculum A. D. C., Helminthia echioides Gaertn.,
Aristolochia Olematitis L., Adonis aestivalis L. und citrinus Hifm. In
grober Menge siedelte sich zuweilen ZLactuca Scarvola L. auf den
Grabenrändern an, eine willkommene Deckung gegen Sicht bildend,
die an anderen Stellen rückwärtiger Gräben durch Anpflanzung von
Hehanthus tuberosus L. erreicht wurde. An den Grabenböschungen
traten nicht selten Flüchtlinge aus Dörfern und Gärten auf, häufig
Borago offieimalis L., ferner Tanacetum Parthenium Schultz, Coro-
nopus Ruelliv All, Mercurialis annua L. u.a.
Während man auf Neuland in der Regel öfter auf monströse
Formen zu stoßen pflegt, sind mir im Gebiet solche nur vereinzelt
begegnet. Trifolium pratense zeigte mehrmals Durchwachsung der
Infloreszenzen (floribus ex pte. in capitula secundaria commutatis).
Einmal nur fand ich diese Abnormität bei Trifohum hybridum. (Capi-
tulis paucis normalibus; plerisque floribus + virescentibus aliis pistillo
saepissime pedicello ad 8 mm produeto paululum flexuoso insidente car-
pellis modo subnormalibus modo ad basin ipsam ab utraque parte foliolo
iingulo frondoso instructis, pistillo interdum et ipso in foliolum +
dilatato; aliis cauliculo ex basi ipsa pedicelli haud elongati proveniente
snternodiis paucissimis brevissimis trifoliola minuta ca. 5 mm longa
gerentibus; aliis in capitula secundaria immutatis).. Auch bei Tara-
xacum offieimale sah ich Vireszenz. (Acheniis prolatis usque ad 1 cm
longis pappo paululum mutilo corollis parum productis colore in vires-
centem abeunte). Plantago : maior zeigte monströse Blütenstände.
(Spica ramosa 5—9 ramulis aucta, ramulis ex pte, bi-vel tripartitis).
Die älteren Grabenanlagen waren für den Floristen noch be-
sonders anziehend durch die teilweise überraschend üppige Entwick-
lung der Pflanzen, die unter natürlichen Bedingungen dem Boden
aufliegende oder kletternde Stengel besitzen. Diese Formen ließen
diese Weise große Strecken der Schützengrabenwände mit ihrem Grün
und ihren Blumen. Ich erwähnte bereits ZLinaria spuria mit den
Ma -
Floristische Beobachtungen aus der Lothringer Kampfzone. 39
zierlichen gelbschwarzen Blüten. Im Frühsommer bildeten die duften-
den Blumen der Ackerwinde den hervorragendsten Schmuck der sonst
so ermüdenden Gräben. An dieser Pflanze konnte man hier übrigens
recht interessante Studien über Blattpolymorphismus treiben. Von der
linearen bis zur fast kreisrunden Form ließen sich alle Übergänge
feststellen. An der Bekleidung der Grabenwände beteiligten sich
ferner, je nach der Beschaffenheit des Bodens in verschieden hohem
Maße: Ranunculus repens L., Potentilla Anserina L. und reptans L.,
Rubus caesius L., Polygonum avieulare L., Agrostis alba L. f. stoloni-
fera E. Mey., an schattigen Stellen auch Convolvulus sepium L. -Im
Priesterwalde (auf dem westl. Moselufer), den ich im letzten Kriegs-
jahre kennen lernte, gehörten zu diesen Hängepflanzen noch ver-
schiedene Aubi, Rosa arvensis Huds., Fragarıa vesca L. (Ausläufer
mit 15 Gliedern keine Seltenheit!), Potentilla sterilis Geke., Galeob-
dolon luteum Huds., Solanum Dulcamara L. Hedera Helix L.,
Clematis Vitalba L. und Lonicera Perielymenum L.
Blicken wir auf die Formation des ehemaligen Kulturbodens
zurück! 1915 wiesen die Äcker ausgesprochenen Brachencharakter
auf; 1917 hatte sich das Bild bereits ganz wesentlich verschoben.
Von den notierten etwa 200 Arten waren nur knapp ?/; annuelle,
und diese noch dazu tonangebend nur auf offenem Boden (Schützen-
grabenränder etc) Im übrigen hatten die Stauden nicht nur an
Artenzahl, sondern in weit höherem Maße an Individuen die Ober-
hand gewonnen. Der entstandenen Formation war daher schon im
3. Sommer zum weitaus größten Teil Triftcharakter zuzusprechen,
mag sie immerhin in ihrem Formengehalt von den natürlichen Trift-
stücken der Gegend (Wegränder) noch recht verschieden gewesen sein.
Botanische Beobachtungen auf Korsika
und anderwärts.
Von F. Hermann.
Die folgenden Beobachtungen sind zum größten Teile die Frucht
meiner vierjährigen Gefangenschaft auf Korsika. Nachdem ich mit
meinen Gefährten seit Anfang August 1914 im Gefängnis zu Bastia
gewesen war, wo uns nichts Grünes zu Gesicht kam, wurden wir am
17. Oktober 1914 nach dem früheren Kloster Corbara bei Ile rousse
geschafft. Dort wurde ich bis zum 23. Juli 1918 zurückgehalten.
Das Kloster liegt etwa 400 m über dem Meere in einer Mulde
am Südhange des Monte Angelo, der es noch ungefähr 250 m überragt
und vor Nordwind schützt. Der Klostergarten ist, wie auch die Äcker,
an der Berglehne terrassenförmig angelegt. Dicht außerhalb seiner
Südmauer fließt ein Bächlein, das im Sommer austrocknet. Auf den
3 bis 4 unmittelbar über dem Kloster gelegenen Gartenterrassen, die
schon seit etwa 10 Jahren sich selbst überlassen gewesen waren,
konnten wir uns von früh 6 bis abends zur Dunkelheit aufhalten.
Sie boten eine Fülle von Mittelmeerpflanzen. Dank den freundlichen
Bemühungen des Herrn Professors Briquet in Genf hatten wir vom
Präfekten von Korsika die Erlaubnis bekommen, botanische Ausflüge
auch in die Umgebung zu machen. Sie führten uns meist auf den.
Monte Angelo und auf die südöstlich vom Kloster gelegene, niedrigere,
abgerundete Kuppe des Monte dei briganti, dessen Südhang sehr
schroff abfällt; einige Male auch ans Meer bei Algajola und sogar
nach dem etwa 12 km landeinwärts liegenden Muro.
Die Berge bestehen aus Granit, der ziemlich leicht und in eigen-
tümlicher Form verwittert. Es lösen sich nämlich aus den Fels-
blöcken und Felswänden ungefähr halbkugelige Stücke von Menschen-
kopigröße oder auch viel größer heraus, so daß schließlich größere
oder kleinere gewölbte Nischen und Höhlen entstehen. Das abfallende
Geröll und der liegende Fels verwittern zu einem sandigen Lehmboden.
Gräbt man in diesem Boden mehrere Meter tief, so wird er allmählich
Botanische Beobachtungen auf Korsika und anderwärts. 41
härter und härter, da in der Tiefe die Verwitterung weniger fort-
geschritten ist als an der Oberfläche, und schließlich stößt man auf
noch unveränderten Granit. Auf solchem Boden haben die Mönche,
Dominikaner, südöstlich vom Kloster am Liebfrauenhügel ein Wäld-
chen aus Eukalypten, verschiedenen Kiefern, namentlich Pinus pinea
und Halepensis, Zypressen und Zedern angepflanzt. Von Mitte Mai
bis Mitte September regnet es nicht, abgesehen von Gewittern, die
aber nur selten auftreten. Die übrige Zeit des Jahres ist sehr nieder-
schlagsreich, besonders die Wintermonate, die ab und zu auch Schnee
und bis 5° Kälte bringen. Starke Winde, die oft zu Stürmen an-
wachsen, wehen einen großen Teil des Jahres, manchmal 10 und
mehr Tage hinter einander.
Die Beschäftigung mit der Botanik hat mir das eintönige Ge-
fangenenleben sehr erleichtert. Leider wurden mir meine Aufzeichnungen
bei der Abreise sämtlich zurückbehalten, darunter auch Zeichnungen
von Pflanzen und Pflanzenteilen, deren Zahl sich auf mehrere Hundert
belief und deren Verlust mir besonders schmerzlich ist. Das Nach-
folgende, nach dem Systeme Englers geordnet, ist also aus dem Ge-
dächtnis niedergeschrieben. Es will vielfach nur Anregungen zu
näherer Beobachtung geben, denn unter den Verhältnissen der Ge-
fangenschaft war eine solche nicht möglich. Waren doch die einzigen
Hilfsmittel, die mir zu Gebote standen, nur eine kleine Lupe mit
etwa vierfacher Vergrößerung, sodann Garckes Flora von Deutsch-
land, Gradmanns Pflanzenleben der schwäbischen Alb, Christs Farn-
kräuter der Schweiz, Bücher, die wir der Schweizer Liebestätigkeit
verdankten, und meine eigene Flora von Deutschland und Fenno-
skandinavien. Forsyth Major, der sich anfangs unser in hoch-
herziger Weise annahm, hatte uns auch Briquets Prodrome de la
Flore Corse für längere Zeit geliehen. Ein vollständiges Verzeichnis
der gesammelten Pflanzen hoffe ich später einmal geben zu können.
Für jetzt bringe ich hauptsächlich Bemerkungen systematischer und
biologischer Art.
Gymnogramme leptophylla Desv. Dieser zierliche, gelbgrüne
Farn ist in den Ritzen der Terrassenmauern und in Felshöhlen sehr
häufig. Seine Entwickelung konnte ich gut verfolgen. Bald nach
Beginn der Herbstregen, etwa im letzten Drittel des September,
zeigen sich die jungen Prothallien, dunkelgrüne, trichterförmige Gebilde
von etwa l mm Durchmesser und 3—4 mm Höhe. Der Grund des
Trichters, der in der Erde steckt, wird zu einem gelblichweißen, außen
mit Rhizoidenfilz bedeckten eilichen oder zweilappigen Knöllchen.
Die Prothallien wachsen den Herbst, Winter und das Frühjahr über
49 'F. Hermann:
weiter. Das Knöllchen hat zuletzt etwa 2—3 mm, der Trichter
5—7 mm Durchmesser. Die Sommerdürre bringt die oberirdischen
Teile zum Absterben, während das Knöllchen, das wohl die Geschlechts-
teile trägt, von den nächsten Herbstregen zu neuem Leben erweckt
wird. Es hat jetzt auf dem Scheitel einige kleine, braune Schuppen,
wohl die halbverwitterten Reste des Trichters. Bald treibt es zwischen
diesen Schuppen einen nierlichen, fast fächernervigen dreiteiligen Erst-
wedel mit zwei- bis dreilappigen gekerbten Abschnitten. Gleichzeitig
oder kurz darnach entspringen seitlich am Scheitel die Wurzeln, an-
fangs nur 1—5, und auf dem Scheitel oft noch 1—2 Erstwedel von
der beschriebenen Gestalt. Dann kommen die eilänglichen einfach
gefiederten Erstfolgewedel. Das Knöllchen erschöpft sich dadurch und
verschwindet, nachdem sich auf seinem Scheitel eine kurze Grundachse
gebildet hat, die sich nun stärker bewurzelt und mehrfach gefiederte
Zweitfolgewedel treibt. Die Wedel erzeugen im Laufe des folgenden °
Frühjahrs die Sporenhäufchen und sterben bald nach Eintritt der
nächsten Sommerdürre mit samt der Grundachse ab. Ich konnte
trotz vielen Suchens nie eine Grundachse finden, die diese Sommer-
dürre überlebt und zum zweiten Male Wedel getrieben hätte. Der
Farn durchlebt also eine Regenzeit als Prothallium, eine zweite als
ungeschlechtige Pflanze und stirbt dann ab.
Polypodium serratum Willd. Bei einem Stock dieses Farns
erreichte ich am natürlichen Standorte durch regelmäßiges Begießen.
während des Sommers (ein- oder zweimal täglich), daß er die Wedel
nicht abwarf, sondern sie bis in den Herbst hinein frisch erhielt, wo
sie dann noch grün neben den nun austreibenden jungen Wedeln
standen. Erst später fielen sie nach und nach ab. Ob dies ein
Zeichen für die Herkunft der Pflanze aus einem Klima mit Sommer-
regen ist?
Das Merkmal der umscheideten oderdurchbrechenden Triebe
läßt sich auch bei anderen Gräser-Gattungen als Festuca mit Vor-
teil zur Gruppenbildung und Artunterscheidung verwenden. So: bei
Avena (siehe meine Flora von Deutschland und Fennoskandinavien
S. 62, 63) und bei Poa (ebenda S. 73—75). Auch Sesleria Pede-
montana Reut. hat nur durchbrechende, S. disticha Pers. nur um-
scheidete Triebe, was die Unterscheidung beider Arten auf den ersten
Blick ermöglicht.
Stupa capillata L. u. S. pennata L. haben te.
S. aristella L. hat durchbrechende Triebe.
Auch bei den Cyperaceae, insbesondere in den Gattungen
Cobresia, Carex, Scirpus, Eriophorum, Schoenus zeigt sich
Botanische Beobachtungen auf Korsika und anderwärts. 43
_ das Merkmal gut brauchbar. (S. ebenda S. 81 ff.). Von Seirpusarten
haben z. B. S. pauciflorus Lightfoot, S. eaespitosus L. = Tricho-
phorum caespitosum Hartm.) und S. pumilus Vahl (= Tricho-
e: phorum atrichum Palla) umscheidete Triebe (abgesehen von et-
waigen Ausläufern), S.alpinus (L) = Trichophorum alpinum Pers.)
dagegen hat durchbrechende Triebe. Endlich kommt die eine und die
andere Wuchsart auch in der Familie der Juncaceae, sowohl in
der Gattung Luzula wie in der Gattung Juncus vor (s.a.a.0.
S. 108—115). Z. B. hat Luzula nutans Duval-Jouve umscheidete
Triebe wie die ihr verwandte L. spicata Lam. u. DC. L. Pede-
montana Boiss. u. Reut. dagegen ebenso wie ihre Verwandten durch-
brechende Triebe.
Stupa tortilis Desf. Die Blüten sind durch die weit über-
einander greifenden Deckspelzenränder völlig geschlossen. Die Vor-
spelze ist klein oder ganz verkümmert. Staubblätter konnte ich nicht
finden. Trotzdem entwickelt sich der Fruchtknoten regelmäßig zur
reifen Frucht. Es liegt also wohl ein neuer Fall von Parthenogenesis vor.
Agrostis verticillata Ville Bei dieser Art fallen die reifen
Ährchen als Ganzes mit samt den Hüllspelzen ab. Sie unterscheidet
sich dadurch leicht von allen ähnlichen Arten, auch von A. Castellana
Boiss. u. Reuter, bei denen die Frucht mit Deck- und Vorspelze aus
den stehenbleibenden Hüllspelzen ausfällt. Sie bildet also eine be-
sondere Gruppe und kann nicht mit A. alba und Verwandten zu
einer Gesamtart vereinigt werden.
Bei Trisetum subalpestre Hartman (= T. agrostideum
Fries) fallen die Blüten sehr leicht aus den Hüllspelzen aus. Ebenso
bei dem sehr nahe stehenden T. Baregense Miegeville Bei T.sub-
alpestre sind die Staubbeutel etwa !/s solang wie die gekörnelt
rauhe Deckspelze, bei T. Baregense etwa !/. solang wie die Deck-
spelze.
Bei Briza maxima L. u. B. minor L. sind die Narben lang-
fädlich, mit sehr kurzen Warzen und treten dicht unterm Ende der
Blüten heraus.
- Bromus hordeaceus L. = B. mollis L.) fand sich um
Corbara nur in offenblütiger (chasmogamer) Form. Die Blüten waren
schon morgens 6 Uhr weit geöffnet und ließen die 2—3 mm langen
Staubbeutel sowie die Narben heraushangen. Sie schlossen sich erst
nach 9 Uhr vormittags. Ebenso verhielten sich B. Madritensis_L. u.
B. villosus Forskäl, deren Staubbeutel aber nur etwa 1 mm lang
sind. Ob B.scoparius L., das wir am Wegrande bei Algajola und
auf den Terrassen von Corbara als neu für Korsika sammelten, die
44 F. Hermann:
Blüten öffnete, dessen erinnere ich mich nicht mehr. Bei B. hordea-
ceus, auch der kahlspelzigen Form, sind die Blatthäutchen weich-
haarig, bei B. racemosus L. kahl.
Auch eine Vulpiaart mit nur einem kaum 1 mm langen Staub-
beutel, wohl myuros Gmel., öffnete die Blüten weit und ließ Narben
und Staubblatt heraushangen. Bromus hordeaceus fand ich auch
bei Bernburg (Gröna) bisweilen offen blühend und mit 2 mm langen
Staubbeuteln. Auch bei Vulpia myuros sah ich bei Bernburg den
Staubbeutel heraushangen. Dies wird wahrscheinlich durch lang-
andauerndes sonniges Wetter verursacht. Kleistogamie und Chasmo-
gamie sind nämlich, wie mir scheint, in manchen Fällen die Folge
direkter Anpassung. So blüht Impatiens noli tangere L., aus
Samen offen blühender Pflanzen gezogen, an trocknen, sonnigen Stellen
kleistogam. Pisum elatius Stev., von dem ich Samen aus Korsika
mitgebracht und in meinem Garten in Bernburg ausgesät habe, öffnete
hier im Jahre 1919 nie die Blüten, trotzdem es an einer sehr sonnigen
Stelle stand und gerade zur Blütezeit wochenlang (vom 24. April bis
10. Juni) am Tage fast dauernd heller Sonnenschein war und kein
Tropfen Regen fiel. Die Blüten waren auch viel kleiner als auf Korsika,
wo ich nie Kleistogamie bei der Pflanze beobachtet hatte, und viel
unscheinbarer (schmutzig rötlich-grau) gefärbt. Die Fahne hielt stets
die übrigen Kronblätter umschlossen. Trotzdem fruchtete die Pflanze
reichlich.
Bei Seirpus paluster L. haben die Ährchen 8S—11 Schraubeln
2—3 mm langer Spelzen, bei S. uniglumis Link dagegen 4—6
Schraubeln 4—5 mm langer Spelzen.
Seirpus holoschoenus L. Rasse LinnaeiA. u. Gr. Die Grund-
achse hat meist gestauchte Glieder. Im lockeren Sande am Strande
zwischen Algajola und Ile rousse fand ich einen Stock, bei dem die
Grundachsenglieder so stark verlängert waren, daß die Stengel
mehrere cm voneinander entfernt standen.
Eriophorum triste Th. Fries von Spitzbergen ist von E. an-
gustifolium Roth, das 3—5 mim lange Staubbeutel hat, durch nur
etwa 2 mm lange Staubbeutel, bleigraue Spelzen und dadurch ver-
schieden, daß die Ährchenstiele durch lange, vorwärtsgerichtete Stachel-
zellen sehr rauh sind. Der Grund seiner Blätter ist flach, was es
von E. gracile Roth unterscheidet.
Bei Arum maculatum L. ist die Schale der Grundachse hell-
selbbraun, bei A. Italicum Mill. dagegen schwarzpurpurbraun.
Arisarum vulgare :Targ. Tozz. konnte ich durch regel-
mäßiges Begießen am natürlichen Standort schon Ende August zur
RL
Botanische Beobachtungen auf Korsika und anderwärts. 45
Blüte bringen, während es sonst erst von Mitte November ab bis in
das Frühjahr hinein blühte. Die nierlichen, mit einem einzigen Spalt
aufspringenden Staubbeutel dieser Art, die korsisch bigaro') heißt, sind
deutlich gestielt und stehen von einander entfernt. Die Staubbeutel
von Arum und Helicodiceros dagegen sind ungestielt und stehen
dicht aneinandergedrängt, springen auch, wenn ich nicht irre, mit 2
oder 4 Längsspalten auf.
Bei Luzula glabrata Desv. L. parviflora Desv., und L,
Wahlenbergii Rupr. ist der Stengelgrund meist von verlängerten, fast
rosettig stehenden Laubblättern umgeben, bei L. spadicea Lam. u.
DC. dagegen nur von + zahlreichen spreitenlosen oder kurzspreitigen
Niederblättern.
Gagea Granatelli Parl. Auch bei dieser Art sind die Staub-
beutel anfangs lineal oder länglich und werden erst nach dem Ver-
stäuben fast kugelig. Dies ist ein Gaflungsmerkmal von Gagea,
auch von Lloydia, und nicht, wie Ascherson und Graebner Synopsis
III S.79 und 80 angeben, ein Merkmal, das zur Unterscheidung von
G. saxatilis und eu-Bohemica dienen könnte. Zschacke fand
übrigens Gagea saxatilis am Arnstein im Unterharze schon am
22. Dezember 1912 blühend.
Narcissus tazetta L. Die Blüten dieser um Corbara häufigen
Art zeigen eine große Vielgestaltigkeit. Sie sind verschieden nach
der Griffellänge, der Einfügungsstelle der in 2 Kreisen dicht über-
einander stehenden Staubbeutel und der Höhe des Krönchens. Der
Griffel erreicht bald die Länge der halben Perigonröhre, bald ihren
Schlund, bald die Mitte und bald den oberen Rand des Krönchens.
Die "Staubbeutel können höher oder tiefer in der Perigonröhre ein-
gefügt sein, es kann auch der obere Kreis so im Kronschlunde stehen,
daß seine Staubbeutel zur Hälfte den Kronschlund überragen. End-
lich kann das Krönchen flach, beckenförmig oder tief schalenförmig
sein. Alle diese Merkmale können in verschiedener Weise zusammen-
treffen. Ein und derselbe Stock hat stets dieselbe Blütenform. Es
!) Andere korsische Namnn sind, nach Gensdarm Simoni aus Calenzana:
Arundodonax — cänna; Cynodon dactylon und Piptatherum multiflorum
— rimighnia; Salix purpurea —= vedricia; Cistus Monspeliensis — mücchio;
Hedera helix — lellera; nach anderen: Asphodelus microcarpus = albücho
oder älbuch; Urtica atrovirens — afoläta; Fagus silvatica = fao oder fajo;
Quercus suber — zügaro oder züaro; Quercus pubescens — leceia bianca;
Arbutus unedo = älbitro; Vitex agnus castus — bella donna; Santolina
chamaecyparissus = morälla. Bupleurum fruticosum — Badelt. Die
Wurzel dieses Strauches dient zum Fischfang. Ins Wasser geworfen soll sie die
Fische betäuben, so daß sie an die Oberfläche kommen.
46 F. Hermann:
handelt sich also um eine verwickelte Heterostyliee Leider sind mir
auch hier die Zeichnungen verloren gegangen.
Leucoium roseum Martin, das um Corbara häufig ist, hat eine
deutliche sechszähnige oberweibige Scheibe, wie ich an frischen Blüten
oft beobachten konnte. Die Angaben von Briquet und Rouy, daß ihm
diese Scheibe fehle, sind daher zu berichtigen.
Parietaria Lusitanica L. Um Corbara häufig. Die Frucht-
hülle ist eilänglich, über dem schwammig werdenden Grunde einge-
schnürt. Sie wird, wohl dieses schwammigen Gewebes wegen, viel
von Ameisen verschleppt.
Bei den korsischen Amarantaceae sind die Blätter in der
Knospe längs des Mittelnervens gefalzt, bei den Chenopodiaceae
liegen sie dagegen entweder flach aufeinander (so bei Chenopodium,
Atriplex, Polyenemum), oder sie haben zurückgerolte Ränder (so
bei Beta).
Mirabilis Jalapa. Eine Pflanze, offenbar eine Kreuzung der
weiß, der gelb und der purpurn blühenden Form, zeigte eine reiche
Mamnigfaltigkeit in der Blütenfarbe. Sie trug sowohl rein weiße, wie
rein gelbe, wie rein purpurne Blüten, ferner Blüten, denen man es
ansah, daß ihre Farbe aus gelb und purpurn oder aus weiß und pur-
purn oder aus weiß und gelb gemischt war, weiter Blüten, deren
linke Hälfte weiß, deren rechte Hälfte purpurn oder gelb, oder deren
linke Hälfte purpurn, deren rechte Hälfte gelb gefärbt war, ferner °
Blüten, die etwa zu einem Drittel weiß, zu einem Drittel gelb und
zum dritten Drittel purpurn waren, endlich in den 2 oder 3 Farben
gestreifte Blüten. Es fand also schon in den verschiedenen Blüten
ein und derselben Pflanze teils Mischung, teils eine Art Aufspaltung
statt. Ob und inwieweit dabei das Mendelsche Gesetz befolgt wurde,
konnte ich nicht feststellen.
Bei Silene vulgaris Garcke und bei S. Cserei Baumg. sind
die Kelchzipfel in der Knospe klappig und anfangs verwachsen, bei
den übrigen Arten dagegen dachig und frei. Die Knospendeckung
der Kronblätter wechselt. Sie kann in demselben Blütenstande bald
gedreht, bald dachig sein. S. Cserei hat kurzhaarige Blütenachse,
die etwa 7 mal kürzer ist als die Kapsel, Kelch mit verschmälertem
Grunde, zur Fruchtzeit die Kapsel eng einschließend. S. vulgaris
dagegen hat kahle Blütenachse, die solang wie die Kapsel oder bis
dreimal kürzer ist, Kelch mit abgerundetem Grunde, zur Fruchtzeit
die Kapsel lose umgebend.
Manche Stücke von Stellaria longipes von Ellesmereland
(Fram Harbour) zeigen flaumig behaarte Kelchblätter und krautige
Botanische Beobachtungen auf Korsika und anderwärts. AT
Hochblätter (f. puberula), Stücke von Neusemlja behaarten Stengel.
Öerastium pilosum Sibth. u. Sm. Diese Art ist um Corbara
auf den Terrassen, Äckern, kahlen Hängen, Wegrändern und in lichter
Macchie verbreitet. Sie geht bis fast hinunter nach Ile rousse und
steigt bis wenig über das Kloster empor. Ihre Kelchblätter verhärten
zur Fruchtzeit knorpelig und verdicken sich, was neben der langen
Behaarung die Pflanze sehr leicht kenntlich macht. Ihre Kapsel
springt, wie übrigens wohl bei allen Cerastien, mit einem kleinen
Deckelchen auf, ähnlich wie bei Soldanella. Auch die Knorpelspitze
der Laubblätter, die sich bei ihr findet, scheint ein Kennzeichen der
ganzen Gattung Cerastium zu sein, ebenso die welkenden bleibenden
Kronblätter.
Bei Sagina gibt die Form der Blütenknospen ein gutes Unter-
scheidungsmerkmal ab. Sie sind bei S. procumbens kugelig bis
oval, bei S. apetala Ard. eikegelig und bei S. maritima Don. platt-
knaske bis kugelig.
Die frischen reifen Samen von Honckenya peploides Ehr-
hart haben keine Vertiefung. Ihr Keimling ist fast ganz vom mehligen
Nährgewebe umgeben. Die Keimblätter liegen aufeinander.
Die Kronblätter von Spergularia salina Presl sind bei Bern-
burg stets hellrosa mit weißem Grunde.
Corrigiola telephiifolia Pourret. Die Grundachse endigt
mit einer Rosette verkehrtlineallanzlicher Blätter.
Glaucium flavum Crantz, kommt am Strande bei Algajola
mit gelblichweißen, am Grunde mit einem großen grauen Fleck ver-
sehenen Kronblättern vor.
Fumaria capreolata L. ist dadurch vor den übrigen Fumaria-
Arten ausgezeichnet, daß bei ihr die Kronblätter sehr lange bleiben
und während des Blühens ihre Farbe von weiß oder gelblichweiß in
dunkelpurpurn wechseln. Bei den übrigen Arten fallen dagegen die
Kronblätter früh ab und ändern die Farbe nicht. Auch ist bei F.
capreolata und bei F. muralis Sonder die Samenschale glatt, bei
den andern Arten dagegen warzig. Ist die Fruchtschale dünn, so
kann man an der trockenen Frucht diese Warzen der Samenschale
durch die Fruchtschale fühlen.
Bei Brassica nigra Koch haben im Gegensatz zu den ver-
wandten Arten die Kronblätter am Nagelgrunde rechts und links je
einen deutlichen Flügel.
Die korsische Raphanus raphanistrum Form, die meist
weiß blüht, hat in den Blüten, besonders in den Herbstblüten, oft
nur Seitenhonigdrüsen. Es kommt vor, daß in ein und derselben
48 F. Hermann:
Blüte auf einer Seite eine Mittelhonigdrüse vorhanden ist, während
sie auf der andern Seite fehlt.
Bei Alyssum calycinum L. ist der Kronblattnagel breit ge-
flügelt, bei den anderen deutschen Alyssumarten dagegen ungeflügelt.
Die Gattungen Lotus, ÖOrnithopus, Coronilla und Cicer
sind dadurch ausgezeichnet, daß bei ihnen die Staub- und Kronblätter
nicht, wie bei vielen anderen Papilionataegattungen, im Grunde
der Kelchröhre eingefügt sind, sondern daß sie auf einem Absatz
deutlich über dem Grunde, von etwas über dem untern Viertel bis
etwas über der Mitte, stehen. Das den Absatz bildende Gewebe
sondert Honig ab.
Bei Melilotus und Medicago scheinen die Blattstiele stets am
Grunde abgegliedert zu sein, im Gegensatze zu Trifolium, wo dies
nicht der Fall ist.
Bei Trifolium minus Sm. können die Köpfe bis zu 24-blütig
sein und zwar nicht nur bei korsischen Pflanzen, sondern auch bei
solchen aus Anhalt. Bei korsischem T. filiforme L. (T. mieranthum
Viv.) haben sie bis zu 12 Blüten. Die Gestalt der Nebenblätter ist
auf Korsika bei beiden Arten gleich. T. filiforme ist aber leicht
kenntlich durch die zur Fruchtzeit dünnhäutige, durchscheinende
Krone und die in der Mitte stark vorgewölbte Fahne, die die reife
Frucht wenig oder kaum überragt. Bei T. minus ist die Krone derb,
die Fahne kaum gewölbt und überragt die reife Frucht um das
Doppelte.
Trifolium arvense L. hat eine kahle Krone, das ähnliche
T. Preslianum Boissier dagegen zottige Flügelenden.
Bei Trifolium Cherleri L. fallen die Köpfe mit den sie um-
hüllenden Blättern zur Fruchtzeit als Ganzes ab, bei T. hirtum All.
dagegen fallen die Blüten mit den reifen Früchtchen einzeln von der
stehenbleibenden Kopfachse ab. Beide Arten bilden also keine Ge-
samtart.
Auch bei T. purpureum Lois. und angustifoliumL. fallen die
Blüten frühzeitig mit den reifen Früchtehen einzeln von der stehen-
bleibenden verlängerten schmal walzlichen Kopfachse ab.. Dasselbe
ist der Fall bei T. Noricum Wulf., das aber eine fast kugelige Kopf-
achse hat. T. Noricum kommt übrigens am Triglav in Krain vor.
Ich fand es dort im Juli 1908 in den Felsen am Komarsteige.
Um Corbara ließen sich Lathyrus clymenum L. und L. arti-
culatus L. in folgender Weise sicher unterscheiden:
L. clymenum: Meist lichtgrün, kräftig, Grundfarbe der Blüten
weiß, die Platte der Fahne daher rein weinrot, Flügelplatte bläulich,
Botanische Beobachtungen auf Korsika und anderwärts. 49
3 länglich, allmählich in den Nagel verschmälert, die drei unteren Kelch-
zähne lineal.
L. artieulatus: Graugrün, zierlich, Grundfarbe von Fahne und
Flügeln bräunlich, daher die Platte der Fahne schmutzig purpurn,
Flügelplatte schmutzig bläulich, rundlich, plötzlich in den Nagel zu-
sammengezogen, die drei unteren Kelchzähne lanzlich, Samen nur ein
Viertel so groß, Samennabel im Verhältnis nur halb so lang wie bei
elymenum.
Alle andern Merkmale schwankten.
Lathyrus sphaericus Retz. unterscheidet sich außer durch
die bekannten Merkmale auch dadurch von L. angulatus_L., daß die
Fahne am Grunde ihrer Platte rechts und links je eine deutliche Aus-
stülpung hat, die bei L. angulatus fehlt. Die Blüten von L. sphae-
ricus sind kupferrot, die von L.angulatus blauviolett. Die Aus-
stülpungen fehlen auch bei L.cicera L., der gleichfalls kupferrote,
aber viel größere Blüten hat, sowie bei L. sativus L,L. tuberosusL,,
L.latifolius L, L. silvester L, L. heterophyllus L., L. luteus
Petermann und L. pallescens K. Koch. Schwach, schmal und lang
sind sie bei L. hirsutus L., deutlich, schmal und lang bei L. maritimus
Bigelow, L. paluster L. und pisiformis L., deutlich und kurz bei
Lathyrus aphaca L.,L. nissolia L., L. pratensis L, L. niger
Bernh., L. vernus Bernh., L. Venetus Rouy, L. filiformis J. Gay,
L. Pannonicus Garcke und L. montanus Bernh.
Bei Geranium rotundifolium L. haben die Kronblätter einen
kahlen Nagel von etwa der halben Länge der Platte. Die Pflanze
bildet also in dieser Beziehung einen Übergang zwischen Eugera-
nium und den Abteilungen der Gattung mit langgenagelten Kron-
blättern. Die Laubblätter von G.rotundifolium haben auf der
Oberseite am Grunde jedes Einschnitts einen dunkelpurpurnen Punkt,
wie es scheint, eine Wasserspalte. Dies wäre dann ein neues Bei-
spiel lebhaft gefärbter Wasserspalten.
Die Unterschiede von Erodium moschatum L’H£ritier u. E.
eicutarium L’Heritier lassen sich am besten in folgender Weise an-
geben: A. Hochblätter dreieckig, unterwärts verbunden, Blütenknospen
am Scheitel abgerundet, Kelchblattnerven unverzweigt, Kronblätter
oval, am kurzen Nagel bärtig, einfarbig oder 2—4 mit grauschwarzem
Fleck am Grunde, Fruchtstiele lang, schlank, Fruchtkelch eilich, die
Fruchtfächer kaum überragend, Fruchtgrübchen drüsenlos, Blättchen
eingeschnitten bis gefiedert, auch an den Erstblättern nicht gestielt,
Keimblätter oval, mit schiefherzlichem Grunde, dreilappig. ecicutarium.
B. Hochblätter eilich, frei, Blütenknospen am Scheitel durch die dicken
Verhandl. des Bot. Vereins f. Brandenb. LXI. 4
50 | F.Hermann:
Kelchblattanhängsel füntkantig, Nerven der äußeren Kelchblätter ober-
wärts verzweigt, Kronblätter länglich, einfarbig, mit langem, kahlem
oder zerstreut gewimpertem Nagel, Fruchtstiele kurz, dick, wie der
Kelch mit rechtwinklig abstehenden Drüsenhaaren, Fruchtkelch
länglich, die Fruchtfächer deutlich überragend, jedes Fruchtgrübcheu
mit etwa 8 großen Sitzdrüsen, Blättchen gezähnt bis tief einge-
schnitten, an den Erstblättern lang gestielt und stärker zerteilt als
an den Folgeblättern, die der Folgeblätter ungestielt und mit sehr
schiefem Grunde, Keimblätter schmal länglich, schief, _iederspaltig,
mit entfernten unteren Abschnitten. moschatum.
Auch bei E. moschatum können die Kronblätter etwas ungleich,
die Krone daher schwach zygomorph sein, ebenso bei Geranium
palustre L.
Bei E. Chium Willd., das um Corbara nicht selten war, fanden
sich zur Fruchtzeit die Fruchtfächer meist von den Schnäbeln abge-
fallen. Ich konnte nicht sicher feststellen, ob sie sich von selbst ab-
gliederten oder etwa von großen, schwarzen Ameisen abgebissen
wurden.
Malva parviflora L. ist dadurch ausgezeichnet, daß bei ihr
der Kronblattgrund bartlos und nicht wie bei den ähnlichen Arten
rechts und links gebärtet ist.
Bei Althaea officinalis L. beobachtete ich Blüten mit 6 Kron-
und 5 Kelchblättern.
Im Innern alter Bäume von Eucalyptus globulus finden sich
bisweilen Hohlräume, die mit einem dunkelweinroten syrupdicken Saft
angefüllt sind. An der Luft erstarrt dieser Saft zu einer schwarz-
purpurnen spröden Masse, die in Wasser löslich ist. Um was für
einen Stoff mag es sich handeln?
Scandix pecten Veneris L. Das Honigpolster ist sah be-
randet und um die Griffel napfig vertieft.
Bei Torilis sind die Kronblätter außen steifhaarig.
Bei Armeria scheint die Gestalt des Fruchtknotens und der
Frucht gute Unterscheidungsmerkmale zu bieten. So ist der Frucht-
knoten von A. vulgaris Willd. (= A.elongata Koch) verkehrteilan-
zettlich, etwa zweimal so lang wie breit. Dieselbe Gestalt hat die
reife Frucht. Bei A. maritima Willd. A. Halleri Wallroth u. A.
montana Mill. (= A.alpina Willd.) dagegen ist der Fruchtknoten
rautig, kaum länger als breit.
Bei Gomphocarpus fruticosus R. Br. kommen vereinzelt
auch rein vierzählige Blüten (mit vierkantigem Griffelkopf) vor. Auch
gibt es scheinbar vierzählige Blüten, bei denen zwei Kronblätter zu
f
Botanische Beobachtungen auf Korsika und anderwärts. 51
einem verbunden, die übrigen Blütenteile aber in der Fünfzahl vor-
handen sind.
Convolvulus Siculus L. fanden wir als neu für Korsika in
steilen Felsrinnen am Monte Angelo und am Monte dei Briganti
bei Corbara an Stellen, wo sich ein wenig schwarzer Humus ge-
sammelt hatte. Von den Staubfäden sind 2 kurz, 1 lang, 1 kurz,
1 lang. Ebenso bei C. arvensis L. Auch dies Merkmal kann wohl
zur Unterscheidung der Gattungen Convolvulus und Calycostegia
dienen. Bei Ü.sepium R.Br. sind nämlich drei nebeneinander stehende
Staubfäden gleichlang und die zwei übrigen kaum merkbar kürzer.
An den blühenden Trieben der korsischen C. sepium stand am Grunde
des Blattstiels rechts und links je ein kleines, eiliches, spitzliches Neben-
blatt. Ansätze zu diesen Nebenblättern zeigten auch Pflanzen aus
Anhalt (Bernburg). Es ist das eine für die ganze Reihe der Tubi-
florae auffällige Erscheinung, da dieser Reihe sonst Nebenblätter
fehlen. Die blaßrosa mit einem schmal verkehrtkeiligen weißen Längs-
streifen auf der Mitte jedes Kronblattes blühende Strandform von C.
sepium (bicolor mihi, ob gleich coloratus Lange?) die ich im
Juli 1919 am Ostseestrande bei Prerow und Zingst beobachtete, hatte
an ihren Blütentrieben genau dieselben deutlichen Nebenblätter wie
die korsische Pflanze. Einzelne Blüten von Convolvulus arvensis
hatten einen dreispaltigen Griffel.
Vitex agnus castus, Jeder der 2 Griffeläste ist bisweilen
nochmals gespalten.
Bei Melittis melissophyllum L. finden sich manchmal Blüten
mit 6 Klausen.
BeiSolanum nigrum L. u. S. alatum Moench = S. miniatum
Bernhardi) sind die Blüten etwas zygomorph. Es sind nämlich 2 oder
4 nach der Blütenstandachse zu liegende Kelchzipfel etwas kleiner
und ein Staubfaden oft etwas kürzer als die übrigen. Die Kelch-
blätter sind durch dünnhäutige Streifen verbunden, der Kronblattrand
mit kurzen, dicken Gliederhaaren besetzt, die Staubfäden nach innen
zu behaart. .
Beide unterscheiden sich, abgesehen von der Farbe der Früchte,
in folgender Weise als Arten:
S.nigrum: Kelchzipfel breit eilich, Krone kalkweiß, bisweilen
violett überlaufen, wenn gut entwickelt mit deutlicher eingeschlagener
Falte zwischen je zwei Kronzipfeln, Staubbeutel mehrmals (2—3 mal)
länger als die Fäden, in der Knospe fast sitzend, Griffel etwas spindelig,
auf etwa zwei Drittel mit gekörnelten, mehrzelligen Haaren besetzt.
S.alatum: Kelchzipfel lineal, Krone fast durchsichtig, faltenlos
4*
52 . F. Hermann:
Staubfäden etwa so lang wie die Staubbeutel, Griffel fast fädlich, nur
in der unteren Hälfte mit glatten, mehrzelligen Haaren besetzt.
Die Behaarung wechselt bei beiden Arten.
S. nigrum neigt in der Umgebung von Corbara dazu, aus-
dauernd und halbstrauchig zu werden. Unter überhangenden Felsen
und sonst an geschützten Stellen stirbt nämlich der Stengel im Herbste
nicht ab, sondern verholzt mehr oder weniger, und die Wurzel ver-
dickt sich rübenförmig. Im Frühjahr treibt dann der Stengel von
neuem aus, verzweigt sich stärker und wird höher. So fand ich nach
Algajola zu einen etwa 2 m hohen, reich verzweigten Stock der
Pflanze (f. frutescens). Auch andere Pflanzen, die sonst nach ein-
maligem Blühen absterben, können es unter Umständen zu einer
zweiten Blüte bringen. So schlugen einzelne Stöcke von Echium
plantagineum Desf.,, das gewöhnlich im Herbst keimt und nach der
Blüte im nächsten Mai völlig verdorrt, im folgenden Herbst aus dem
stehen gebliebenen, vom Vieh verbissenen Stengel nochmals aus und
blühten von neuem. E. Italicum L. dagegen hat auf Korsika eine
ausdauernde Grundachse Ein Stock von Anagallis arvensis L.
blühte an einer etwas feuchten, geschützten Stelle Sommer und
Winter hindurch bis in den nächsten Sommer hinein. A.micrantha
Rouy ist lediglich eine Kümmerform.
Von Hyoscyamus albus L. sammelte ich bei Ile rousse eine
Form, bei der der Kronschlund schwarzviolett gezeichnet war wie
bei der gewöhnlichen Form von H.niger L. Ausdauernd war diese
Form nicht, wie es H. major Miller sein soll. Bei H. albus waren
6—-7 zählige Blüten nicht selten.
Verbascum floccosum W. K. und V. sinuatum L. sind durch
die kleinen, nur etwa 2—3 mm weiten Kapseln sehr ausgezeichnet.
Die Veronica agrestis Gruppe hat, wie mir scheint, fieder-
nervige, V. Tournefortii Gmelin dagegen fast handnervige Blätter.
Euphrasia Kerneri Wettstein fand ich im Juli 1919 auf der
Insel Zingst in Pommern.
Bei Bellardia trixago All. umfaßt in der Knospe die Kron-
oberlippe den Mittellappen der Unterlippe und wird wieder von deren
Seitenlappen umfaßt.
Bei Plantago media L. ist die Fruchtähre ganz von den
bleibenden Blumenkronen bedeckt. Bei P.major L. dagegen sitzen
die sehr kleinen Kronen nur ganz oben auf dem Scheitel des hohen
Kapseldeckels oder falleu ganz ab.
Campanula (S. Bericht der Vereinigung zur Erforschung der
heimischen Pflanzenwelt in Halle a. d. Saale. Erster Band, Halle 1914,
d
Botanische Beobachtungen auf Korsika und anderwärts. 53
S. 205, 206.) Auch bei C. glomerata L. ist die Kelchröhre wie bei
C.trachelium L. deutlich über den Fruchtknotenscheitel hinaus ver-
längert und zeigt an den Kelchbuchten ebenfalls eine nach außen
vorspringende Falte. Ebenso, wie es scheint, bei C. cervicaria L.
u.C.spicata L. Diese Falte ist bei ©. Sibirica L. und Verwandten
zu einem zurückgeschlagenen Anhängsel entwickelt. Es wird sich
daher empfehlen, alle diese Arten, die auch sonst manches Verwandte
haben, zu einer Gruppe zu vereinigen.
Campanula rapuneulus L. ist um Corbara stets ausdauernd.
Bidens melanocarpus K.M. Wiegand, der vor dem Kriege am
Saaleufer bei Bernburg nur vereinzelt vorkam, hat sich dort jetzt so aus-
gebreitet, daß er: weit häufiger ist als der heimische B. tripartitus L.
Achillea Ligustica All. Die Grundachse treibt kräftige,
wagerechte unterirdische Ausläufer, deren Ende sich nach oben krümmt
und zu einer Blattrosette wird. Diese verstärkt sich später und
streckt sich zu einem Blütenstengel. Die Verbindung mit der Mutter-
pflanze stirbt dann ab.
Carduus. Abweichend von den Angaben bei Rouy (Flore de
France IX S. 71, 72) fand ich sowohl bei C. tenuiflorus Curtis wie
bei C. pycnocephalus Jacq. die Früchte klebrig. Beide Arten lassen
sich in folgender Weise leicht unterscheiden. A. Blätter oben dunkel-
srün, unten spinnwebig, Köpfe zu 1—4, Kopfhüllblätter alle mit
krautigem Ende, die Kopfknospen daher mit grünem Scheitel, Kronen
und Staubbeutel purpurn .... pyenocephalus. B. Blätter oben und
unten fast gleichmäßig spinnwebig grau, Köpfe zu 2 — x, innere
Hüllblätter länger zugespitzt, mit weißhäutigem Ende, die Kopfknospen
daher mit weißer Scheitelmitte, Kronen und Staubbeutel blaßrosa .
tenuiflorus.
Im botanischen Garten zu Bernburg hat sich ein Bastard
zwischen Centaurea jacea Sadleriana (Stammpflanze von Ofen) und
C. dichroantha Kerner (Stammpflanze aus der Nähe von Pontafel) ge-
bildet, dessen Blüten in der Farbe die Mitte zwischen dem Purpur
der ©. Sadleriana und dem Gelb von €. dichroantha halten.
Bei Centaurea scabiosa L. und atripurpurea W.K. fallen
zur Fruchtzeit die Spreublätter ab, so daß der Kopfboden ganz kahl
‘wird. Bei C. montana L. Triumfetti All, eyanus_L. und stoebe
L. dagegen bleiben die Spreublätter. C. scabiosa Rasse euscabiosa:
Hüllblattanhängsel (außer den innersten) dreieckig, schwarz, Hüll-
blätter in etwa 13—14 Schrägreihen. Rasse Sadleriana Janka:
Anhängsel der inneren Hüllblätter rundlich, breit weiß berandet,
Hüllblätter in etwa 3 Schrägreihen.
54 F.Hermann: Botanische Beobachtungen auf Korsika und anderwärts.
Reißft man die rübenförmig verdickten Wurzelfasern von
Leontodon tuberosus L. =Thrincia tuberosa DC.) im Früh-
jahr ab und legt sie der Länge nach auf oder in feuchte Erde, so
treiben sie überall, besonders aber auf der oben liegenden Hälfte,
Adventivknospen, also nicht nur am Scheitel, sondern auch am Grunde.
Ich zählte, wenn ich nicht irre, bis zu 11 solcher Knospen an einer
Wurzelfaser. Die Pflanze blüht im September, Oktober und oft noch
einmal vom März bis Mai. |
Scorzonera laciniata L. kann, wie so viele andere einjährige
Pflanzen, mehrere Jahre ausdauern, wenn sie im ersten Jahre nicht
zum Blühen kommt. Wird sie z. B. vom Vieh stark verbissen, so ver-
dickt sich ihre Wurzel sehr, kann mehrere Winter überdauern und
zahlreiche Blütenstengel treiben. Ob sie nach der Fruchtreife dann
stets abstirbt, ist mir nicht ganz sicher. Ein solcher va
Stock der Pflanze hat ein sehr abweichendes Aussehen.
Das Offenblühen ist wohl in den oben (S. 43 f.) erwähnten Fällen
eine Folge günstiger, das Geschlossenblühen eine Folge ungünstiger
Lebensbedingungen. Vielleicht weist auch das Verhalten der Pflanzen
in dieser Richtung auf ihre Herkunft hin. Dann wäre z. B. der
Schluß berechtigt, daß Bromus hordeaceus aus einem wärmeren
Klima stammt, als es jetzt in Deutschland herrscht, ein Schluß, den
man ja wohl schon aus anderen Gründen gezogen hat.
Über die Möglichkeit
der Verwachsung zweier Gehölzarten.
Von F. Graf von Schwerin.
Die Naturforscher des Altertums waren vielleicht weniger
schlechte Beobachter, als vielmehr leichtgläubige Nachbeter der un-
wahrscheinlichsten Märchen. So ist bei ihnen Wahres stets mit
Falschem vermischt. Selbst eine so hervorragende Intelligenz wie
Leonardo da Vinci nimmt die gröbsten naturwissenschaftlichen
Unmöglichkeiten als erwiesen an und berichtet sie weiter. Aber
auch so manches zuverlässig Berichtete wurde von späteren Be-
arbeitern falsch ausgelegt und rein wörtlich genommen. Im nörd-
lichen und mittleren Italien wurden und werden noch heute die
Weinreben girlandenartig an Ulmen und Maulbeerstämmen gezogen,
die Trauben werden mithin scheinbar von den letzteren abgenommen.
Dies hat zu dem im Mittelalter weitverbreiteten Märchen (siehe nach-
stehend bei Colerus, 1604) Anlaß gegeben, die Weinstöcke seien
den Ulmen u. s. w. aufgepfropft, und solche Verwachsungen gar nicht
miteinander verwandter Gehölze seien möglich. Noch heute ist bei
den meisten Gartenliebhabern der Glaube weit verbreitet, daß eine
Rose, auf eine Eiche #eredelt, schwarz werde, und das ist auch
buchstäblich richtig; denn das eingesetzte Auge wird in jedem Falle
schwarz, weil es nicht anwächst.
Schon Plinius verkündete die Mär, daß man Äpfel auf Weiden
und Pappeln pfropfen könne, eine Angabe, der bis in die neueste
Zeit Glauben geschenkt wurde, die aber trotz zahlloser Versuche nie
bewiesen werden konnte. Er will sogar einen Baum gesehen haben,
der an seinen verschiedenen Ästen Nüsse, Oliven, Weintrauben,
Birnen, Feigen, Granaten und Äpfel trug und gibt an, daß der Ge-
schmack der Früchte zweier verschiedener Obstbäume durch gegen-
seitiges Veredeln vermischt werde, da sich ihre Säfte hierdurch ver-
mischten. Er spricht im besonderen von Veredlungen von Pflaumen
auf Nußbäume, Äpfel (Apfelpflaume !), Mandel (Pflaume mit Mandel-
=
56 F. Graf von Schwerin:
Äkern !) und Sorbus; ferner von Äpfeln auf Quitten und Maulbeeren
(wodurch blutrotes Fruchtfleisch !) und von Kirschen auf Lorbeer.
Nach Plinius habe schon Virgil auf folgende Verbindungen
aufmerksam gemacht: Nüsse auf Arbutus, Äpfel auf Platane, Kirschen
auf Ulme.
In M. Joh. Colerus, Oeconomia oder Haußbuch II, IH ff. (1604)
finden sich im 5. Buch „Vom Gartenbau“ folgende Veredlungen ver-
schiedener Arten unter sich angegeben. |
S. 117: Auch mag man Weiden, Pappeln und Ulmenstämme mit unter
die anderen Stämme (Obstbäume !) setzen, denn darauf kann
man auch pfropfen. |
S. 136: Pfirsich auf Hagedorn (Schlehen) soll größere Früchte geben.
Mispeln auf Birnstamm, gibt süßere Mispeln.-
Birn- und Apfelzweige auf einen Stamm.
S. 137: Äpfel auf Erlen, Weiden und Pappeln.
Weinstöcke auf Ulmen und Maulbeerbäume.
Maulbeerbäume auf Ulmen.
Allerlei verschiedenes auf Weinstöcke.
Pfirsiche auf Nußbaum, und oft mit Milch besprengt, gibt
sroße Pfirsiche mit innen Nüssen.
S. 139: Mandelzweig mit Pfirsichzweig mit den Augen recht zu-
zammengefügt und in Pflaumenbäume gepfropft, be-
kommen Früchte mit Pfirsichfleisch und Mandelkernen.
Weinrebe auf Kirschbäume.
Äpfel auf Weiden, Pappeln, Kohlstrünke (!) und Weinreben,
nehmen aber den Geschmack der Unterlage an.
S. 143: Mispeln auf Hagedorn (Schlehen) und auf Birnstämme.
Maulbeeren auf Pflaumen !
Man sieht, daß hier manches Wahre mit Falschem vermischt ist.
Eine Anzahl der angeführten Veredlungsmöglichkeiten wird auch heute
noch ausgeführt. Colerus kannte diese jedenfalls aus eigener An-
schauung. Die anderen Vereinigungen zwischen Gehölzen verschiedener
Familien hat er wohl vom Hörensagen gekannt und, ohne zu prüfen,
nachgeschrieben. Manche Kombinationen sind direkt Plinius’sche
Relikte, die sich von Geschlecht zu Geschlecht „wie eine ewige
Krankheit“ fortgeerbt haben. Das Apfelreis auf dem Kohlstrunk ist
der Höhepunkt, und doch gibt es, wie wir weiter sehen werden, da-
für eine Erklärung.
Ich möchte hierbei bemerken, daß ich unter „Verwachsungen“
nicht auch das sogenannte „Einwachsen“ verstanden wissen will, wie
es ja mitunter sogar von Fremdkörpern in Pflanzen vorkommt. Ein
Über die Möglichkeit der Verwachsung zweier Gehölzarten. 57
wirkliches Verwachsen zweier Pflanzenindividuen wird durch die
dauernde Lebensfähigkeit beider Teile bewiesen, trotzdem der eine
seiner Wurzel beraubt wird.
Da nun nicht nur von Laien, sondern auch von zünftigen
Gärtnern, Baumschulbesitzern und Botanikern dauernd derartige Ver-
suche fortgesetzt werden, habe ich durch umfangreiche Rundfragen
festzustellen versucht, welche Kombinationen tatsächlich von Erfolg
gekrönt waren, und gebe das Resultat hier nachstehend wieder. Es
sind nur diejenigen Familien und Gattungen angeführt, die für Gehölz-
veredlungen in Betracht kommen. Alle anderen Gattungen sind fort-
gelassen, auch solche, bei denen diesbezügliche Erfolge aufzuweisen
waren, wie die Solaneen, Malvaceen u.a. Ein * bedeutet, daß die
Veredelungen nur 2—3 Jahre am Leben blieben.
Juglandaceae: Pterocarya, Juglans, Carya. :
Salicaceae: Populus, Salıx.
Betulaceae: a) Coryleae: Carpinus, Ostrya, Corylus.
Gelungene Verwachsung:
auf Carpinus Betulus: Ostryopsis Davidıiana.
b) Betuleae: Betula, Alnus.
Fagaceae:
a) Fageae: Fagus.
b) Castaneae.: Castanea, Quercus.
Ulmaceae: Ulmus, Celtis, Planera, Zelkoua.
Gelungene Verwachsungen:
auf Ulmus: Planera und Zelkoua.
Moraceae: Morus, Broussonetia, Maclura.
Magnoliaceae: Magnolia, Liriodendron.
Saxifragaceae:
a) Philadelpheae: Philadelphus, Deutzia.
b) Hydrangeae.: Hydrangea.
c) Ribesioideae: Ribes.
Hamamelidaceae:
a) Bucklandioideae: Liquidambar.
b) Hamamelioideae: Hamamelis, Parrotia, Fothergilla, Corylopsis.
Rosaceae:
a) Spiraeoideae: Spiraea, Physocarpus.
b) Pomoideae: Chaemomeles, Cotoneaster, Oydonia, Pirus, Malus,
Sorbus, Mespilus, Orataegus, Eriobotrya, Photimia.
58 F. Graf von Schwerin:
Gelungene Verwachsungen:
auf COhaenomeles: * Pirus.
auf Orataegus: Amelanchier, Pirus (nicht alle Birnensorten) Oydonia,
Mespilus, Chaenomeles, *Cotoneaster, Photinia, (Pourthiaea),
Sorbus Aucuparıa, Sorbus Aria, Phalacros (Orataegus) cordata.
auf Sorbus: Amelanchier, Aronia, *Chaenomeles, Orataegus, Cotoneaster,
COydonia, Mespilus, Pirus Malus, Pirus communis.
auf Oydonia: Cotoneaster, Urataegus, Mespilus, einige uns -Sorten.
auf Pirus: Ohaenomeles, COydonia, Sorbus.
ce) Rosordeae: Rubus, Fosa.
d) Prunoideae: Prunus, Amygdalus.
Gelungene Verwachsungen:
auf Prunus: Amygdalus, Laurocerasus.
Leguminosae:
a) Caesalpiniordeae.
b) Eucaesalpinieae: Gymnocladus, Gleditschia.
c) Sophoreae: Sophora, Cladrastıis.
d) Genistene: Cybisus, Laburnum, Genssta, Spartium.
Gelungene Verwachsungen:
auf Laburnum: Genista, Oytisus.
auf Oytisus: Laburnum.
e) Galegeae: Fobinia, Wistaria, Indigofera, Colutea, Halimo-
dendron, Calophaca, Caragana, Glyeyrrhiza.
Gelungene Verwachsungen:
auf Caragana: Halimodendron, Calophaca.-
Rutaceae:
a) Toddalieae. Ptelea, Shimmia.
b) Auramtieae: Citrus.
Celastraceae: ÜOelastrus, Evonymus.
Elaeagnaceae: Elacagnus, Hippophae, Shepherdia.
Gelungene Verwachsungen:
auf Klaeagnus: Shepherdia.
Araliaceae: Aralia, Hedera.
Gelungene Verwachsung:
auf Aralia Sieboldis: Hedera hibernica.
Über die Möglichkeit der Verwachsung zweier Gehölzarten. 59
Cornaceae: Oornus, Nyssa, Aucuba.
Ericaceae: Rhododendron, Kalmia.
Oleaceae: Fraxinus, Fontanesia, Forsythia, Chionanthus, Osmanthus,
Syringa, Phillyrea, Olea, Ligustrum.
Gelungene Verwachsungen:
auf Praxinus: *Syringa, *Chionanthus (diese auf Fr. exc. und
7 Ornus):
auf Ligustrum: Syringa, Osmanthus, Phillyrea (auf Lig. ovalifolium
besser als auf Lig. vulg.).
Caprifoliaceae: Sambucus, Viburnum, Symphoricarpus, Linnaea,
Diervillea (Weigelia).
Bignoniaceae; Catalpa, Tecoma.
Gelungene Verwachsung:
auf Catalpa bignoniodes: Tecoma radıcans (jetzt Campsis radıcans
genannt).
Aus den in dieser Zusammenstellung angeführten Resultaten
ergibt sich, daß in neuerer Zeit wirkliche Verwachsungen zweier ver-
schiedner Arten -nur dann nachweislich gelungen sind, wenn sie ein
und derselben Pflanzenfamilie angehörten. Die Versuche wurden nicht
etwa, wie man vielleicht bei Baumschulen annehmen könnte, aus
Opportunitätsgründen überhaupt nur zwischen Arten ein und derselben
Familie gemacht, sondern es wurden auch verwandtschaftlich weiter
auseinander liegende Arten hierzu verwendet, vor allem auch solche,
von denen Plinius, Colerus und die mittelalterlichen Kräuterbücher
angebliche Erfolge meldeten; letztere blieben jedoch ausnahmslos aus.
Aber auch von den Arten ein und derselben Familie mußte man
die gelungenen Verwachsungen in dauerhafte einteilen und in solche,
bei denen das angewachsene Pfropfreis schon nach 2—3 Jahren
regelmäßig wieder abstirbt. Solche kurzlebigen Verwachsungen sind,
wie schon vorbemerkt, in meiner vorstehenden Zusammenstellung mit
einem * bezeichnet.
Schließlich gibt es auch Gattungen einer und derselben Fam ilie
bei denen alle Versuche einer Vereinigung mißlingen. Dies betrifft
zunächst solche Gattungen, bei denen sich der Praktiker, ich möchte
sagen: dem Gefühl nach klar ist, daß die Vereinigung erfolglos bleiben
wird, z.B. Betulaceae: Betula und Alnus, Eucaesalpimieae: Gymno-
cladus und @leditschia, Celastraceae: Celastrus und Evonymus, G@ale-
geae: Kobinia, Wistarıa und Oolutea, Fagaceae: Fagus, Castanea und
Quercus. Man verzeihe mir den unwissenschaftlichen Ausdruck, wenn
60 E. Graf von Schwerin:
ich sage, man sieht es diesen Gattungen förmlich an, daß sie nicht
zusammenwachsen werden. Es werden nun zwar in manchen Gegenden
solche angeblichen Verwachsungen gezeigt, so im Parke von Benrath
bei Düsseldorf zwischen zwei alten Stämmen von Fagus silvatica und
Quercus pedunculata. Nähere Untersuchungen haben jedoch stets er-
geben, daß es sich immer um durch zu engen Stand oder zu nahe
Berührung ineinandergekeilte Stämme oder Äste handelt, die bei zu-
nehmendem Dickenwachstum äußerlich eine wirkliche Verwachsung
vortäuschen, die jedoch tatsächlich niemals eingetreten ist.
So findet sich bei Olbrich!) die überraschende Angabe, M.L.
Daniel habe kürzlich, also wohl 1909, in einer Sitzung der Akademie
der Wissenschaften in Paris verschiedene durch Ablaktieren gelungene
Veredlungen vorgezeigt, darunter Ahorn mit Esche; ferner: Bohnen
mit Arieinus, Sonnenblumen mit Melonen, Kopfkohl mit Tomaten,
Coleus mit Achyranthes, Cinnerarien mit Tomaten und Coleus mit
Tomaten. Es kann sich bei diesen Vereinigungen wohl nicht um
wirkliche Verwachsungen handeln; denn meines Wissens sind trotz
eingehender Versuche?) noch niemals gelungene Verwachsungen zwischen
Vertretern verschiedner Pflanzenfamilien erzielt worden, während dies
Daniel in so großer Anzahl und Verschiedenheit erreicht haben will.
Fischer?) sagt sehr richtig, daß wirkliche Verwachsung von Reis und
Unterlage nur unter sehr nahen Verwandten möglich sei. Täuschungen
werden dadurch herbeigerührt, daß auch ein nicht ange-
wachsenes Reis noch monatelang von der Unterlage aus mit
Wasser und Nährstoffen versorgt werden und so sich frisch
erhalten kann. Dies ist durchaus richtig; denn jeder Gärtner weiß,
daß man Edelreiser lange frisch erhalten kann, wenn man sie in eine
Kartoffel oder Rübe steckt, worin sie sogar häufig austreiben und
Blätter erhalten. Auch Colerus’s (s. o.) Veredlung zwischen Apfel und
Kohlstrunk mag hierher gehören, und die Daniel’schen Versuche
müssen erst in dieser Richtung nachgeprüft werden; vorläufig ist zu
bezweifeln, daß es sich bei ihnen um wirklich gelungene Verwachsungen
handelt. |
Andrerseits bleibt es wieder unverständlich, weshalb so wesens-
1) Olbrich, Vermehrung und Schnitt der Ziergehölze, 2. Aufl., S. 75 (1910).
2) Ohlmann, Über die Art und das Zustandekommen der Verwachsung
zweier Pfropfsymbiosen, in „Zentralbl. für Bakteriologie u. s. w., XXI 325 (1908);
mißlungener Versuch zwischen Cornus alba und Prunus cerasifera.
3) Fischer, Gegenseitige Beeinflussung von Edelreis und Unterlage ete., in
Flora (1911—1912) Dresden.
Über die Möglichkeit der Verwachsung zweier Gehölzarten. 61
ähnliche und nahe verwandte Gattungen wie Populus und sSalız
oder Rosa und ARubus alle Versuche bisher resultatlos verlaufen
ließen. \
Aber selbst innerhalb der Gattungen verhalten sich die Arten
ganz verschieden zu einander. Es ist durchaus nicht der Fall, daß
jede Art die Veredlung mit einer anderen Art oder verwandten Gattung
annimmt. Hier kann man sich Gewißheit nur durch eingehende zahl-
reiche Versuche verschaffen. Ligustrum ovalifolium nimmt z. B. Ver-
edlungen mit anderen Oleaceen viel sicherer auf, als Ligustrum vulgare,
ebenso ist Fraxıinus Ornus zuverlässiger als Fr. excelsior.
Meiner eigenen Beobachtung nach hat man mitunter einen An-
halt bezüglich der Wesensähnlichkeit zweier Arten oder Gattungen,
wenn sie von ein und derselben Raupenart angenommen werden. So
kommt die Raupe des Ligusterschwärmers auf ZLigustrum, Fraxinus
und Syringa vor, und gerade diese drei Gattungen verwachsen sehr
gut miteinander. Sicher ist aber auch dieses Anzeichen nicht, denn
die meisten Weiden-Raupen fressen auch Pappellaub und umgekehrt,
und wie schon oben berichtet, ist mir eine gelungene Verwachsung
zwischen Saliz und Popwlus noch nicht bekannt geworden.
Selbst ganz nahe stehende Arten schließen sich mitunter aus.
So teilt mir Herr Professor Baur, Potsdam, mit, daß Populus alba
weder mit P. canadensis, noch mit P. trichocarpa zur Verwachsung
zu bringen ist, auch nicht dann, wenn beide Arten bewurzelt bleiben;
die beiden ablactierten Arten machen immer Periderm gegeneinander
und stoßen sich ab. Ebenso habe er Populus alba mit P. nigra in
allen erdenklichen Weisen zusammenzubringen versucht, durch Okulieren,
Pfropfen, Ablaktieren in beiden Richtungen, doch stets ohne Erfolg.
Augen der einen Art vertrocknen, auf die andern okuliert, stets nach
wenigen Tagen, während sonst bei anderen Pappeln, z. B. £. tricho-
carpa auf P. nigra auch die schlechtausgeführtesten Okulationen leicht
anwachsen. Es wäre interessant, auch einmal Populus tremula da-
raufhin zu untersuchen.
Olbrich, a. a. O., glaubte, daß Gehölze mit milchigem Safte
niemals mit solchen mit wässerigem Safte veredelt werden könnten
und behauptet, daß das milchsaftführende Acer platanodes aus diesem
Grunde niemals mit Acer Pseudoplatanus verwachse. Dies ist jedoch
unrichtig; denn ich habe Ace. platanodes, Ac. Pseudoplatanus und Ae.
saccharınum (= dasycarpum) früher in meinen Ahornkulturen zu
hunderten alle drei unter einander mit Erfolg veredelt und auch von
anderen Baumschulen solche Verediungen erhalten. Diese waren
durchaus dauerhaft und starben nicht etwa nach wenigen Jahren
623 E. Graf von Schwerin:
ab. Auch Dr. Ohmann‘) ist die dauernde Verwachsung sogar zwischen
Acer platanodes und Acer Negundo gelungen.
Olbrich gibt hierzu folgende Beispiele, die das Gesagte er-
läutern. Unser Kernobst, das zu der natürlichen Unterfamilie der
Pomaceen gehört, umfaßt so viele verschiedene Genera, daß wir, um
gute Veredlungsresultate zu erzielen, das geeignetste Genus berück-
sichtigen müssen, ob es sich also z. B. um die Gattung Pirus, Sorbus,
Orataegus, Uydonia, Mespilus etc. handelt. Die Tatsache, daß nicht
einmal alle Arten der Gattung Pirus sich erfolgreich untereinander
verbinden lassen, zeigt uns die Launenhaftigkeit der Natur und die
Unhaltbarkeit gewisser theoretischer Grundsätze.
Pirus Malus, der Apfelbaum, läßt sich in einzelnen Fällen auf
Pirus communis, dem Birnbaum veredeln. Es existieren solche Ver-
edlungen als große Bäume; hingegen läßt sich ein Birnreis nicht auf
einen Apfelbaum als Unterlage veredeln. Was ist nun der Grund?
Die verwandtschaftlichen Beziehungen sind doch sehr nahe, wenigstens
viel näher als zwischen Pirus communis, dem Birnbaum, und Cydonia
und Crataegus, die sich sehr gut vereinigen lassen. Der Birnbaum,
den wir so leicht auf der Quitte erziehen, ist seinerseits als Unter-
lage für Quitten nie zu gebrauchen, wohl aber der entfernter stehende
Crataegus.
Die Gattung Mespilus wächst auf Crataegus uud Cydonia eben
so gut und wird dauerhafter als auf eigener Unterlage.
Die japanische Quitte wächst, im Gegensatz zu der gewöhnlichen
Quitte, auf Oydonia vulgarıs und Pirus communis sehr gut, besser
als auf Orataegus oder eigenen Sämlingen, die als Unterlage immer
wieder austreiben.
Die Gattung Sorbus wächst auf Crataegus veredelt vorzüglich
und gibt dauerhaftere Exemplare, als auf eigenen Sämlingsunterlagen
Die Gattung COotoneaster, zur gleichen Familie gehörend, wächst
nur auf Sorbusunterlage. Warum gedeihen einzelne Birnensorten auf
Quitte nicht, während doch die meisten sehr gut darauf fortkommen?
Es sind doch alle gleicher Abstammung. Sogar die neueren japanischen
Birnensorten, welche Kreuzungspunkte von Birne und Quitte sein
sollen, was noch zu bezweifeln ist, gedeihen nicht gut auf Quitten-
unterlage, die doch nahe genug verwandt ist, sondern nur auf Birne.
Pirus communis. Nebenbei sei bemerkt, daß geschlechtliche Kreuzungen -
zwischen Birne und Quitte in Europa häufig versucht, aber nie ge-
Jungen sind. |
4) Ohmann, a.a. O., 8. 325.
Über die Möglichkeit der Verwachsung zweier Gehölzarten 63
Die Familie der Amygdaleen, wozu auch unser Steinobst ge-
hört, bietet ähnliche Beispiele. Pfirsich und Aprikose lassen sich auf
Pflaume, erstere sonst nur noch auf Gattung Amygdalus veredeln,
während eine umgekehrte -Verbindung nicht eingegangen wird.
Die Süß- und Sauerkirsche gedeiht sehr gut auf Cerasus Mahaleb,
‚hingegen bleibt letztere, auf Kirsche veredelt, nicht lebensfähig.
Andererseits wachsen wieder verschiedene Zierkirschenarten besser
und dauernder auf Kirschenunterlage, als auf ©. Mahaleb. Diese Bei-
spiele mögen genügen, sie könnten aber noch vielfach vermehrt werden.
Es ergibt sich aus dem Gesagten, daß die äußere Ähnlichkeit allein
noch nicht die Möglichkeit der dauernden Verwachsnng, also der
Veredelung bedingt. Ohne Zweifel gibt es noch mancherlei Bezie-
hungen zwischen verwandten Pflanzenformen, die wir nicht kennen;
doch wohl Eigentümlichkeiten der inneren Konstitution, die für das
Gelingen der Veredlungen gerade von Bedeutung sind.
Diese Angaben sind von großer Wichtigkeit für die ganze hier
besprochene Materie; auch sie zeigen, daß die Frage: „Welche Arten
verwachsen und in welchem Grade miteinander?“ trotz vieler exakter
Versuche bisher noch für keine einzige Gattung vollständig und ent-
giltig beantwortet werden konnte. Eine dauernde Verwachsung
kommt bei einigen Arten ein und derselben Gattung zustande und
bei anderen nicht. Ja, mehr als dies, in einzelnen Fällen verwächst
eine Art auf eine andere veredelt mit dieser dauernd, während dies
mit denselben beiden Pflanzen in umgekehrtem Verfahren nicht
gelingt. —
Diese Versuche, dauernde Verwachsung hervorzubringen, haben
einen doppelten Zweck, zunächst einen praktischen. In der Gärtnerei
wünscht man starkwüchsige Pflanzen für die Hochstämme und schwach-
wüchsige für -das Schnur- und Formobst. Bei besonders beliebten
Sorten möchte man nun, je nach der Verwendung, sowohl stark-
wüchsige, wie langsamwüchsige Individuen haben, und dies läßt sich
durch Auswahl der Unterlage tatsächlich erreichen. Eine schwach-
wüchsige Unterlage bewirkt in den meisten Fällen eine ebensolche
Schwachwüchsigseit der darauf veredelten Art oder Sorte, wie Birne
auf Quitte, Kirsche auf Mahaleb, Apfel auf Doucin, Paradiespflaume
auf Schlehe u.s. w. Der Wuchs aller dieser genannten Unterlagen
ist schwächer, als der von Samenwildlingen; sie geben mithin die ge-
eignete Unterlage zur Erzielung von Zwergobstbäumen.
Umgekehrt sollen sich schwachwüchsige Veredlungen auf stärker-
wachsenden Unterlagen auch stärker entwickeln, als sie es, aus Samen
erwachsen, ihrer Natur nach tun. Olbrich nennt hier als Beispiele
64 E. Graf von Schwerin:
Pawia auf Aesculus, Osmanthus auf Ligustrum, Acer pennsylvanicum
auf Acer platanodes u.a. Gerade bei diesen drei Beispielen kann ich
die Angabe Olbrich’s aber nicht bestätigen. Wohl ist in den ersten
2—3 Jahren der Wuchs stärker als sonst, weil meist die Unterlage
stärker ist, als das Reis und der dünne Veredlungszweig, daher von
einem unverhältnismäßig starkentwickelten Wurzelsystem ernährt wird.
Ich besaß von allen drei vorgenannten Kombinationen sowohl solche
Veredlungen, wie auch wurzelechte Samenpflanzen der aufgepfropften
Arten. Ich habe jedoch stets beobachtet, daß, sobald sich die Stärke-
unterschiede zwischen Reis und Unterlage im Laufe der Jahre aus-.
geglichen hatten, die veredelte Art wieder in den typischen Wuchs
zurückfiel. Möglicher Weise verhält es sich ähnlich mit Oytisus hir-
sutus, der nach Angabe Baur’s auf Laburnum vulgare veredelt,
erstaunlich üppig wachsen soll. Auch die schwachwüchsige Tiha
hketerophylia kleibt, auf starkwüchsige Linden veredelt, genau so
schwachwüchsig wie als Sämlingspflanze und nimmt keinen üppigeren
Wuchs an.
- Als ein Beweis, daß sich die Stark- oder Schwachwüchsigkeit
in sehr vielen Fällen nicht überträgt, kann die oft sehr starke
Differenz des Stammumfanges zwischen Veredlung und Unterlage an-
gesehen werden, die bei älteren Stämmen einen oft ganz unvermittelten
schroffen Absatz hervorruft. Vielleicht ist die Übertragung des
stärkeren oder schwächeren Wuchses der Unterlage auf das Edelreis
wieder eine Eigentümlichkeit nur der Familie der Pomaceen.
Für die Ziergärtnerei haben diese Veredlungsmöglichkeiten noch
den Vorteil, daß Straucharten, wie Chionanthus, Syringa und andere,
sehr hochstämmig veredelt werden können, ja, sogar auf einem älteren
Baume Ast für Ast, genau wie beim Umpfropfen älterer Obstbäume.
Leider dauern solche hochstämmige Strauchveredlungen um so kürzere
Zeit, je höher der Stamm der Unterlage ist, und überdauern nur in
seltenen Fällen 3 Jahre. Auch lassen sich Schlingpflanzen auf Hoch-
stämme veredeln, wie Ffeu auf Aralie. Doch auch deren Bestehen
ist kurzfristige. Eigentümlich ist hierbei, daß nach Olbrich Tecoma
radicans auf Catalpa bignoniodes veredelt völlig den Schlingpflanzen-
charakter verlieren und zum aufrechtwachsenden Strauch werden soll.
Ich kann nicht beurteilen, ob dies zutreffend ist. Die nichtrankenden,
fruchtenden Zweige des Epheus, Hedera Helix, bleiben, als Hoch-
stämmchen veredelt allerdings nichtrankend und bilden dann hübsche
Kugelbäumchen. Tecoma radicans hat aber keine nichtrankende
Altersform, wie der Epheu, so daß der beschriebene Vorgang einzig-
artig wäre. Wäre er wirklich Tatsache, so müßte man von der nun-
Über die Möglichkeit der Verwachsung zweier Gehölzarten. 65
mehr nichtrankend gewordenen Tecoma Ableger oder Stecklinge
machen, um zu sehen, ob diese, der Oatalpa-Unterlage beraubt, wieder
zu Klimmern werden. Tecoma als nichtklimmender Blütenstrauch
wäre übrigens ein Ziergehölz allerersten Ranges, doch möchte ich an
seiner Möglichkeit noch zweifeln; ich glaube er wäre sonst längst in
den Baumschulen zu haben.
Ein zweiter praktischer Nutzen derartiger Verwachsungen ist
der Unterschied der Frosthärte bezw. Winterfestigkeit, sowie der
Bodenansprüche zwischen Reis und Unterlage. Bei windstillem Wetter,
wo die Luftschichten nicht durcheinander geweht werden, haben wir
die bekannte Erscheinung des Niederfrostes. Die wärmeren Luftteile
steigen allmählich nach oben, die kältesten liegen am Boden. Der
Temperaturunterschied kann bei 1 m Höhe 3—5° betragen. Das
Kartoffelkraut der niedrig gelegenen Schläge friert in windstillen
Frostnächten schwarz, das auf der Höhe bleibt unverletzt. Im harten
Winter 1917 erfroren bei mir alle Scheincypressen und andere em-
pändlicheren Nadelhölzer bis zu 1,5 m Höhe, während die höheren, also
gerade die empfindlicheren Zweige völlig intakt blieben. Will man
also eine in Deutschland nicht ganz frostharte Pflanze an einer
niederen oder sonst wenig geschützten Stelle anpflanzen, so kann man
sich durch hochstämmige Veredlung auf einen härteren:. Verwandten
schützen, z. B. Chionanthus auf Fraxinus Ornus. Man zieht ihr da-
mit sozusagen Pelzstiefel an.
Viel wichtiger ist die Veränderung der Bodenansprüche durch
geeignete Veredlung. Chronanthus virginiana verlangt z. B. zu üppigem
Gedeihen Moorerde, die nicht überall zu finden ist. Veredelt auf
PFraxinus Ornus gedeiht sie auch in schwerem Lehmboden vortrefflich,
da die Wurzeln der Manna-Esche diesen bevorzugen. Mit eigenen
Wurzeln in schweren Lehm verpflanzt, würde Chionantus kümmern
und zurückgehen. Diesem einen Beispiel lassen sich noch andere
anıeihen.
Wir kommen nun zum Schluß auf den wissenschaftlichen Nutzen,
den uns solche Veredlungsversuche bringen. Es ist dies die Kenntnis
‚und das Studium der sogenannten Impfbastarde, der Chimären, die
keine wirklichen Bastarde sind, sondern dadurch entstanden, daß nach
der Verwachsung zweier Pflanzen Zellen von beiden gleichzeitig in
ein und denselben neuen Trieb gerieten und, in diesem vermischt,
Blätter, Blüten und sonstige Organe zeigen, die mehr oder weniger
die Merkmale jener beiden Pflanzen vereinigen. So wenige solcher
Imptbastarde man bis heute kennt, so umfangreich ist bereits die
Literatur über diese außerordentlich interessanten Vorgänge ange-
Verhandl. des Bot. Vereins f, Brandenburg LX1I. 5
66 E. Graf von Schwerin:
schwollen, auf die ich verweise, um hier an dieser Stelle nicht darauf
eingehen zu müssen.
In den Instituten für Vererbungsforschung hat man zur Er-
ziehlung von Impfbastarden eifrig Versuche angestellt, doch bei Ge-
hölzen mit äußerst geringem Erfolge. Solche erfolgreiche Versuche
sind mir bekannt aus dem Institut in Potsdam (Prof. Baur). Es
wird meist so verfahren, daß zwei verschiedene Arten derselben
Gattung oder Familie dicht nebeneinander gepflanzt uud dann durch
Kopulation oder Ablaktion Verwachsungen. herbeigeführt werden, so
daß beide Pflanzen weiter oben nur noch einen einzigen Stamm zu
bilden scheinen. Wenn sich nun im weiteren Verlaufe des Wachs-
tums weiter oben Triebe oder Zweige entwickelten, so waren diese
stets nur Bestandteile der einen der beiden Versuchspflanzen; eine
wirkliche Mischung der beiden Individuen hatte niemals stattgefunden,
auch dann nicht, wenn die innig zusammengewachsenen Stämmchen
an irgend einer Seite zurückgeschnitten wurden und der Stumpf hier-
durch veranlaßt wurde, sowohl über wie unter der Verwachsungs-
stelle zahlreiche Triebe zu produzieren oder an dieser selbst.
Einige Erfolge zeitigte jedoch Herr Prof. Baur durch Ver-
edlungen. Er wählte hierzu zunächst Arten, die beim Abschneiden
eines mehrjährigen Stammes einen dichtstehenden Ring von Knospen
auf den Callus zwischen Rinde und Holz rings um die Schnittstelle
hervorbringen. Er okulierte Augen der Populus trichocarpa an
Stämmchen der Populus nigra pyramidalıs.. Nach ein bis zwei
Jahren, wenn die Triebe aus diesen Augen verholzt waren, wurde
das Stämmchen vor dem Vegetationsbeginn mitten durch das ur-
sprünglich veredelte Auge abgeschnitten, so daß nun an dem Querschnitt
das zusammengewachsene Holz beider Arten bloß lag, umgeben von
dem Kreis der ebenfalls zutammengewachsenen durchschnittenen Rinde.
Rings um die Schnittstelle entwickelte sich nun der bei Pappeln
übliche, dichtstehende Kranz von Adventivknospen, von denen einige
genau an der Verwachsungsstelle der beiden Rinden auftreten. Diese
wurden durch Entfernung der übrigen Knospen zum Austreiben veı-
anlaßt und entwickelten nun Triebe mit Blättern, die ein sonderbares
Gemisch der Pop. trichocarpa und der Pop. nigra darstellen. Ein
Trieb trug an der einen Seite Blätter der einen und an der anderen
solche der anderen Art und zwischen diesen auch Blätter, die links
den Typus der nigra, rechts den der trichocarpa zeigten, in einzelnen
Fällen genau von der mittleren Blattrippe geschieden, ganz ebenso,
wie es mitunter bei panaschierten Blättern auch der Fall ist, also
im Gegensatz zur Pirus Bollvilleriana, nicht konstant.
16 hnhehe
Einblick
lassen die eine dauernde Verwachsung aıı oder verhindern.
ARE
Ergebnisse 7
einer botanischen Pfingstwanderung
in die Kreise Saatzig und Dramburg.
Von E. Holzfuß, Stettin.
In aller Morgenfrühe brachte uns die Bahn über Stargard nach
Stolzenhagen im Kreise Saatzig. Hier begann die Wanderung, die
namentlich der Feststellung des Verbreitungsgebietes der Potentilla
verna gelten sollte. Rechts am Wege nach Jakobsdorf liegen einige
pontische Hügel, die Woppenberge, auf denen neben Festuca ovina
und Carex caryophyllea viel Pulsatilla pratensis wächst. Auch unter
den Zitterpappeln an einer Wegstelle ist sie reichlich vorhanden; in
ihrer Gesellschaft findet sich hier Potentilla arenarıa und Euphorbia
cyparissias. Am Ackerrain und auf dem Kleefelde vor Jakobsdorf
standen einige Exemplare Lepidium campestre und am Wege einige
Plantago media. Beide fehlen an vielen Stellen der Provinz.
Unser Weg führte an der Westseite des langgestreckten Jakobs-
dorfer Rinnensees entlang, der an dieser Seite von einem schmalen
sumpfigen Wiesensaume, östlich von schönem Buchenwalde umsäumt
wird. Orchis latifolius blühte schon, dazwischen die Form mit un-
gefleckten Blättern, var. submaculatus A. u. Gr. Ein schmaler, in
nordsüdlicher Richtung verlaufender, meist lehmiger Höhenzug, einst
eine Insel des Sees, war mit Populus tremula, Salız caprea, Pinus
siwestris, Frangula Alnus, Viburnum opulus und Prunus spimosa be-
wachsen. Rosa canıma, glauca und tomentosa schickten sich zur Blüte
an. An dieser Örtlichkeit waren vorhanden Trifolium alpestre und
montanum, Achyrophorus maculatus, Helianthemum vulgare, Lathyrus
vernus und montanus. Lathyrus montanus var. tenuifolius Garcke
war hier vertreten. Sie ist nach Acherson und Graebner Synops.
Bd. 6 p. 1062 im nördlichen Gebiet selten; ich konnte sie in diesem
und im vorigen Jahre noch feststellen im Laubwalde bei Jakobsdorf,
bei Temnik, am Dolgen-See bei Blankenhagen im Kreise Regenwalde
r
> &
Ergebnisse einer bot. Pfingstwanderung in die Kreise Saatzig u. Dramburg. - 69
und im Kreise Dramburg am hohen Drageufer bei Eichort, zum Teil
recht reichlich, und am Südufer des Ankrow-Sees. Der Jakobsdorfer
Laubwald bot als seltenere Erscheinung an einer Stelle G@alium
silvaticum. Potentilla opaca wurde verschiedentlich bemerkt auf dem
Gebiet nach der Bahn nach Butow. An der Bahnböschung, sowie an
den sonnigen, unbebauten Abhängen trat uns zum erstenmal auf dieser
Wanderung Potentilla verna in reicher Menge entgegen, mit der sich
_ Potentilla arenaria vergesellschaftete. Über die Brücke der Ge-
\
‘stohlenen Ilma ging’s nach Konstantinopel.
Aus einer Weide am Wege ertönte der melancholische Gesang
des Ortolans, Emberiza hortula L. Nach kurzer Rast gings nach
Kremmin. Auf dem dürftigen Rasen vor dem Dorfe wuchs am Wege
spärlich Potentilla verna. Südöstlich geht der Weg nach Butow; auch
hier war Potentilla verna vorhanden. Links ab führte unser Weg
um das Ostufer des Kremminer-Sees entlang nach Temnik. Überall
war hier Potentilla verna vorhanden und an einigen Stellen Potentilla
arenaria. Wo beide vorkommen, ist auch meistens der Bastard,
P, verna X arenaria, vorhanden. Am Rande des Kiefernwaldes, im
Angesicht des Dorfes Temnik, war reichlich vorhanden Pulsatilla
pratensis, Ajuga Genevensis und Helianthemum vulgare.
Temnik, ein Guts- und Bauerndorf, liegt an der Ihna, die nord-
östlich aus einer teilweise sumpfigen Wiese entspringt. Hier blühte in
großer Menge zwischen Temnik und dem langgestreckten Kolonisten-
dorf Kl. Grünow Trollius europaeus. Eine mitgenommene sStellaria
uliginosa scheint die var. undulata Fenzl zu sein, da die langen Blüten-
stiele und die am Rande wellig-krausen, sitzenden Blätter vorhanden
sind. (S. Synops. Bd. 5 p. 548). An den Chausseen nach Nörenberg und
Jakobshagen stand reichlich Reseda lutea in Blüte. Vor Kl. Grünow
hörten wir einen zweiten Ortolan.
Hinter Temnik beginnt in östlicher und südöstlicher Richtung
das teilweise öde Sandr-Gebiet, das nur dürftigen Kiefernwald trägt.
In großer Menge schwärmte hier der Kiefernspanner. Unser Weg
führte in südöstlicher Richtung nach Rahnwerder. Bevor unser Weg
die Straße von Zehrten nach Wedelsdorf kreuzte, bemerkten wir
Veronica Dillenii, fast überalll im Sandr-Gebiet, und Verbascum-
thapsıforme. Von den Rändern eines kleines Hohlweges kurz vor der
‚erwähnten Wegkreuzung bis an den Kiefernwald, Revier Wedelsdorf,
bemerkten wir zum letzten Mal Potentilla verna.
Uber Grützort, einst bestehend aus einigen Katen, führte unser
Weg entlang nach Rahnwerder, der erst unterhalb Kl. Spiegel besser
wird und in ein Wiesental mündet. Am moorigen Bachrande, Weg-
70 E. Holzfuß, Stettin:
kreuzung nach Kl. Spiegel, Gr. Mellen und Wedelsdorf war Stellaria
uliginosa var. ovalifoha FPeterm. vorhanden. Unterhalb dieser Stelle,
dem Bachlaufe folgend, wird die Gegend ınooriger. Ledum palustre,
Vaceinıum oxycoccos, Andromeda polyfolia und Droseva rotundifolia
sind hier typische Erscheinungen. Carex caespitosa war reichlich
vorhanden und in einem Graben Nasturtium officinale.e Am Acker-
rande fiel mir auf Geotrupes typhoeus, dessen Hinterleib von einem
Vogel verzehrt war, ebenso ein Bär, Arctia hebe, am Kiefernrande
bei Temnik. In Rahnwerder sang ein Ortolan!
Von Rahnwerder ging’s nach Eichort ins Tal der Drage. Noch
im Kreise Saatzig bemerkte ich im Kieferwalde unweit des schön
gelegenen Gasthofes Eichort, neben dem eine Schneidemühle sich be-
findet, Lycopodıum complanatum Ssp. anceps Wallr. in schöner Aus-
bildung. Am hohen Drageufer, schon im Kreise Dramburg, war be-
merkenswert Galium silvaticum. Im Waldwege nach Wildforth zu
fiel mir zum ersten Mal Potentilla Silesiaca Uechtr. auf; es standen
dort nur wenige Exemplare. Auch Potentilla reptans X procumbens
wurde von hier mitgenommen. Fragaria viridis bemerkten wir hier;
sehr häufig ist sie am Bahndamm bei der Station Wildforth. Bei
Wildforth sang ein 4. Ortolan.
Der nächste Tag führte uns zu dem herrlich gelegen Ankrow-
See. Am Nordufer blühten Orchis latifohus und incarnatus, Ajuga
Genevensis war reichlich vorhanden, an einer Stelle weißblühend. In
Gemeinschaft mit Potentilla opaca und arenaria befand sich Botry-
chium lumaria. Bei der Gutsdorfer Mühle war wieder Potentilla
Silesiaca vorhanden, außerdem am Süduter des Sees. Die schönsten
Exemplare dieser Neuheit der pommerschen Flora konnte ich
jedoch mitnehmen vom Wege nach Wildforth unweit des Ankrow-
Fließes, der in die Drage mündet.
In der „Flora der Provinz Brandenburg, der Altmark und des
Herzogtums Magdeburg“ von Ascherson 1864 ist Seite 191 und 192
angegeben, daß Potentilla collina Wibel = P. Güntheri Pohl, =P.
Wiemanniana Günther) bei Nörenberg auf dem alten Kirchhofe vor-
kommt (mitgeteilt von Hertzsch). Welche Pflanze darunter zu ver-
stehen ist, bleibt unermittelt, da die Gesamtart P. collına in eine
ganze Reihe von Formenkreisen nebst Arten und Unterarten zerlegt
worden ist, wie ein Blick in die Synops. Bd. VI, Abt. 1, Seite 722—738
zeigt. Nach Th. Wolfs „Monographie der Gattung Potentilla“ p. 300
erinnert diese Art am meisten an arenaria in Gestalt und kerbiger
Bezahnung der Blätter, durch niedrigen, etwas rasigen Wuchs mit
sterilen Blattrosetten und die verhältnismäßig großen Blüten. Un-
#
Ergebnisse einer bot. Pfingstwanderung in die Kreise Saatzig u. Dramburg. 71
vollkommene Sternhaare auf der Blattoberseite, unterseits des Blattes
fast verdeckt durch groben Filz aus kurzen gekrümmten Haaren,
erinnern noch mehr an arenaria, von der sie aber leicht zu unter-
scheiden ist.
Am hohen Südufer des Ankrow-Sees stehen viele Wachholder,
Juniperus commumas, von säulenförmigem, cypressenartigem Wuchs,
_ von denen eine große Anzahl reichlich 6 m Höhe erreichen. Prunus
serotinus ist angepflanzt und gedeiht prächtig.
Recht ergiebig war die Ausbeute am tiefen Bahneinschnitt der
Strecke von Gutsdorf nach Kallies unweit der Gutsdorfer Mühle. Hier
kommen reichlich vor Potentzlla recta. var. sulphurea, jedenfalls schon
ein alter Bestand, desgleichen Silene conica, Luzula nemorosa var.
leucanthema, Sanguisorba minor var. glaucescens, mit behaarten
Stengeln und Blattstielen, und viel Dromus erectus. Letztere Pflanzen
sind teils völlig kahl, teils mit rauhhaarigen Blattscheiden versehen.
Die kahle Form mit anliegend behaarten Deckspelzen ist nach der
Synopsis var. villosus A.u. Gr. An der Gutsdorfer Mühle war Va-
lerıana sambucifolia Mikan bemerkenswert.
Auf dem Kirchhofe Kallies steht in Menge an der Kirchhofs-
mauer Poa bulbosa var. vivipara,; einige Pflanzen hatten bereits auf
der Grasfläche an der gegenüberliegenden Straßenseite eine Stätte ge-
funden. — Am Bahngleise der Station Kallies befand sich viel Zepi-
dium apetalum Willd. — Viel Luzula nemorosa var. leucanthema
konnte festgestellt werden an der Bahnböschung zwischen Steinberg
und Reetz, bereits im Kreise Arnswalde liegend. — 7rollius europaeus
war in Menge vorhanden bei Tornow im Kreise Saatzig.
Den Schluß der Wanderung bildete die Gegend zwischeu Pansin
und Pegelow. Auf den Wiesen des vielgewundenen Krampehl blühte
an mehreren Stellen reichlich Trollius ewropaeus. Aus dem Chaussee-
graben in Pansin nahm ich einige stattliche Pflanzen von Kanunculus
Steveni mit. Plantago media war reichlicher an den Rändern des
Landweges vorhanden. Erfreulich war die Entdeckung von Cerastium
‚arvense var. brachypetalum Üel. am Ackerrande zwischen Pansin und
Pegelow. Die Blütenblätter sind nur so lang wie die Kelchblätter. Nach
der Syn. der Mitteleuropäischen Flora von Ascherson und Gräbner
Bd. V. p. 603 ist sie bisher nur aus Böhmen bekannt. Diese Neuheit
in unserer Flora traf ich an zwei Stellen der bezeichneten Gegend
in größerer Anzahl. Ranunculus bulbosus begleitete uns auch auf
diesem Abschnitt unsres Ausfluges; auch die var. glaberrimus Huth,
—= var. Huthü A. u. Gr.(s. A. u. Gr. Flora des NordostdeutschenFlach-
landes p. 339) war unter der Hauptart vorhanden.
Ta E. Holzfuß, Stettin:
Da der botanische Ausflug vor allen Dingen bezweckte, das Ver-
breitungsgebiet der Potentilla verna festzustellen, so sei hier zu-
sammenfassend das Resultat aus früheren Jahren und dieser Wanderung
mitgeteilt. Zum ersten Male ist die Pflanze aus Hinterpommern er-
wähnt in Aschersons Flora der Provinz Brandenburg vom Jahre 1864,
die die Nachbargebiete mit einbegreift. Hertzsch hat Potentilla
verna schon bei Nörenberg entdeckt. Er war dort längere Zeit
Apotheker, geboren 1819, gestorben 1856, botanisierte bei Anger-
münde, Friesack, Neudamm und Nörenberg. Seine Ergebnisse sind
mitgeteilt in den ‚Verhandlungen des Botanischen Vereins für die
Provinz Brandenburg. und in der erwähnten Flora der Provinz
Brandenburg. Eigentümlich ist, daß Hertzsch die Pflanze nur bei
Nörenberg selbst angibt, obgleich er in der weiteren Umgebung der
Stadt vielfach botanisiert hat. Ich konnte Potentilla verna dort fest-
stellen am Nordufer des Enzig-Sees von Dingelsberg und um den
See herum bis zur Stadt, bei Alt-Storkow, am Wege zum Nethstubben-
. See, sehr häufig, kis an den Wald am Wokul-See und westlich der
Stadt an der Chaussee nach Freienwalde Südlich Temnik ist sie
wieder reichlich anzutreffen am Wege nach Kremmin, dann vereinzelt
zwischen Kremmin und Konstantinopel, südöstlich davon reichlich an
der Bahnstrecke nach Butow und den unbebauten Abhängen, am
Wege vom Wokul-See nach Gräbnitzfelde unweit des Dorfes und reich-
lich wieder von hier nach Jakobshagen bis an den Wald. Letzterer
gebietet ihrem Vordringen Einhalt. Sie tritt erst wieder auf am Ab-
hange des Kirchhofes dieser Stadt. Nördlich und nordwestlich von
hier scheint sie an der Bahn bei Kashagen, Kempendorf, Mössin und Büche
vorhanden zu sein; doch bedarf diese Feststellung an der Bahn der
Nachprüfung. Bei Stolzenhagen und Jakobsdorf konnte sie nicht auf-
gefunden werden. Die bisher aufgeführten Fundstellen liegen im
Gebiete des Moränenzuges. Im östlichen Teile des Saatziger Kreises,
dem Sandr-Gebiete, fehlt sie auf weite Strecken; erst kurz bevor der
Weg von Temnik nach Rahnwerder die Straße von Zehrten nach
Wedelsdorf kreuzt, tritt sie wieder auf und erreicht den dürren
Kiefernwald der Gr. Wedeller Heide. Nach dieser Richtung hin er-
scheint ihr Gebiet abgeschlossen, so daß sie das Tal der Drage nicht
erreicht. Nörenberg ist als der Mittelpunkt des Verbreitungsgebietes
zu betrachten. Nach Norden reicht die Ausstrahlung in den Kreis
Regenwalde hinein; hier wurde sie entdeckt an der Kirchhofsmauer
in Blankenhagen und unweit des Bahnhofes Teschendorf. Es bleibt
der weiteren Forschung die genauere Abgrenzung des Verbreitungs-
gebietes vorbehalten. — Über die vorkommenden Formen und den
& Stettin, 16. Juni 1918.
ver
Botanische Beobachtungen
von Königsberg i. Neum. bis Stettin.
Von E. Hoizfuß, Stettin.
Gelegentlich eines Ausfluges nach Königsberg i. Neum. und an-
schließender Wanderung über Uchtdorf nach Kehrberg wurden von
mir einige botanische Beobachtungen gemacht, die hier mitgeteilt
werden mögen. Auf dem Bahnkörper in Königsberg ist Diplotasxis
muralis reichlich vorhanden. Diese Crucifer hat sich auch in
Pommern weit verbreitet; sie folgt namentlich dem Bahnkörper. Sie
wurde bisher gesehen auf dem Bahnhofe Uchtdorf, Kehrberg und
Podejuch; auf der Strecke Stettin-Danzig beobachtete ich sie von
Stettin bis Schivelbein. An der größtenteils erhaltenen Stadtmauer
in Königsberg wachsen Parietaria officinalis in der Rasse erecta,
Mercurialis annua, Lappula myosotis und Chenopodium vulvaria.
Gegenüber dem Seminar stehen @eranium pyrenaicum und Bromus
inermis. Am Wege nach Uchtdorf wurden bemerkt Potentilla are-
naria, Plantago arenarıa, Dianthus arenarius und Phleum Bochmer:;
letztere drei an eiuer kleinen Kiefernschonung.
Schon in Pommern, auf Uchtdorfer Gebiet, fielen auf Galium
verum und mollugo nebst dem Bastard zwischen beiden. Nigella
arvensis war vorhanden am Ackerrande und dem Abhange des Hohl-
weges in Gemeinschaft von Centaurea paniculata, Dianthus Carthusia-
norum f. Scharloku und Tunica saxifraga. Peucedanum oreoselinum
wuchs an einer Stelle, dagegen war Falcaria Rivini häufig.
Dicht vor Uchtdorf sah ich an dem Abhange des Hohlweges
neben Sılene otites Brachypodium pimnatum und Medicago mimima.
Von Uchtdorf wanderte ich den Bahnkörper entlang. Ein Graben
war dicht bewachsen mit Nasturtium offieinale; im Walde nach Kehr-
berg bedeckte Coronilla varıa weite Strecken, während Euphorbia
esula und cyparıssias nur eine Stelle besiedelt hatten. ARubus Gothi-
cus und Strugensis hatten einige Stellen des Waldrandes eingenommen.
An einer sumpfigen, mit Rohr bewachsenen, kleinen Parzelle wurden
E.Holzfuß, Stettin: Botanische Beobachtungen von Königsberg i, Neum. bis Stettin. 75
notiert einige Exemplare von Orchis militaris, Epipactis palustris
und Listera .ovata, dazu Drosera rotundifolia. Silene otites wuchs
an einigen Stellen neben Carex montana, Potentilla procumbus und
P. Tormentilla var. strictissima. Besonders kräftige Pflanzen von
Ophioglossum vulgutum nahm ich aus dem bewachsenen Graben neben
der Bahn im Walde mit. Außerhalb des Waldes hatten sich an
einem lehmig-kiesigen Bahnabhange vor der Station Kehrberg Salvia
vertieillata und Salvia silvestris angesiedelt. Die Pflanzen müssen
dort schon Jahre hindurch vorhanden gewesen sein. Salvia verticil-
lata bemerkte ich schon vorher im Walde an einer Stelle. Linaria
minor wuchs in Gemeinschaft mit den beiden Salvien. Bei dem
Bahnhofe Greifenhagen ist Sedum album in großer Menge verwildert.
Eragrostis minor breitet sich längs der Bahn weiter aus. Das
zierliche Gras ist in Stettin vertreten auf dem Güterbahnhof und an
dem Bahnkörper am Freihafen. An der Bahn nach Reppen sammelte
ich es bei Podejuch, Klütz, Greifenhagen und Königsberg; an der
Berliner Strecke bei Rosow und Tantow. Die Verbreitung an der
hinterpommerschen Bahn bleibt festzustellen, da die Pflanze bisher
nur reichlich bei Altdamm vorkommt; hier entdeckte ich sie bereits 1905.
Spergula |
vernalis Willd. var. palaeomarchiea var.nov.
Von Wilh. Becker.
Planta altior quam Sp. vernalis var. typ, 10—30 (—45) cm
alta; e radice pluricaulis; dilutius colorata.
Caules glabri vel + pilosi vel hispidi.
Folia + elongata usque ad 2 (—3) cm longa, saepe angustissime
linearia, subtus sulco non exarata ut in typo, + dense pilosa, in-
terdum glabrescentia.
Flores rarissime aperti; calyx in nedunenhn paullum
protractus, non ad basin subtruncatus ut in typo; sepala et petala
subangustiora et semina submajora quam in typo.
Planta posterius floret quam typus, V—VI.
Prov. Saxonica: Altmark, inter oppida Seehausen et Arend-
see prope pagos Haverland, Harpe et Ziemendorf saepe frequens; —
Fläming, prope Schweinitz, Rosian, Isterbies et Hobeck, frequens
(Flora Magdeburg.); — in pinetis et agris arenosis, plerumque cum typo.
Diese Form wurde von mir am 9. Mai 1917 im Kiefernwalde
bei Haverland entdeckt. Sie wuchs in Gemeinschaft mit dem Typus,
Viola camına und tricolor. Sie stand noch im Jugendstadium und
zeigte in der Hauptsache noch gedrängt stehende Blütenknospen. In-
folge ihrer deutlich behaarten und verilängertem Blätter fiel sie gegen-
über dem dortigen Typus sofort auf. Bei weiterer Beobachtung
stellte sich heraus, daß sie eine spätere Vegetationsperiode und Blüte-
zeit als dieser hat. Wo im Mai und Juni die Varietät noch grünte
und blühte, war der Typus bereits völlig vertrocknet.
Die var. palaeomarchica verkörpert im Vergleich zum Typus die
Idee der Verlängerung aller Teile, erkennbar an den höheren Stengeln,
den verlängerten Blättern, den schmäleren Sepalen und Petalen und
dem an der Basis etwas zugespitzten Kelche. Sie erinnert im Habitus
an Sp. arvensis L. Der Hautrand der Samen zeigt dieselbe Farbe
wie beim Typus, ist aber etwas breiter als bei diesem. In diesem
a
a
Be:
=
5
{
rar
Wi Ih. Becker: Spergula vernalis Willd. var. palaeomarchica var. nov. 77
Jahre traf ich die Varietät reichlich blühend mit dem Typus auf
Sandfeldern südlich von Hobeck (Loburg, Magdeburg) an. Die 5
Griffel liegen bei der Varietät sternförmig ausgebreitet auf dem .
Fruchtknoten, während sie bei dem Typus ziemlich aufrecht stehen.
Ob dies immer der Fall ist, ist noch festzustellen.
Es wäre die Frage zu beantworten, worin die "Ausbildung der
Merkmale dieser Form und ihre spätere Blütezeit begründet ist! Sie
dürfte auch in anderen Gegenden gefunden werden.
Belegexemplare im Herb. Mus. bot. Berol.
Rosian (Magdeb.), den 30. Juni 1919.
Zwei Beobachtungen in der Provinz
Brandenburg.
Von 0.E. Schulz.
1. Senecio vulgaris L. var. radiatus Koch.
In einem Garten des osthavelländischen Dorfes Satzkorn bemerkte
ich am 1. September 1918 unter zahlreichen Exemplaren des Senecio
vulgaris eine Pflanze, welche sich durch kurze Strahlblüten aus-
zeichnete. Als ich ein Körbchen dieser Pflanze analysierte, fanden
sich 13 strahlende Randblüten, welche weiblich waren. Sie überragten
die Diskusblüten nur um ein Geringes; an der Spitze waren sie drei-
zähnig und zungenförmig, doch gingen sie nach der Basis zu bald in
eine Röhre über. Ähnliche Übergänge von strahllosen zu strahlenden
Blütenköpfen finden sich auch bei anderen Öompositen, z.B. in der
Gattung Bidens. -
Von Nolte wurde die strahlende Form des Senecio vulgaris in
Novitiae Florae holsaticae (1826) S. 71 unter dem falschen Namen
Senecro denticulatus Müller, Fl. dan. tab. 791') beschrieben, und als
Fundorte wurden die Dünen der Inseln Fanöe, Manöe, Sylt und auch
der holsteinische Ostseestrand genannt. Ein Exemplar von der Insel
Manöe liegt im Herbar des Berliner Bot. Museums. Koch in der
Synopsis der Deutschen und Schweizer Flora 2. Auflage I (1846)
S. 450, ferner Loret und Barrandon, Flora von Montpellier 2. Ed.
(1886) S. 252 gaben der Form mit Zungenblüten den Namen var.
radiatus. In der 3. Auflage von Koch’s Synopsis Bd. II (1902) S. 1482
werden für Deutschland als Fundorte dieser seltenen Variation nur
Holstein und Leipzig angegeben.
Auch in anderen Florengebieten tritt die strahlende Form auf,
3
1) Nach Wahlenberg, Fries, Koch und Lange ist die von O.F. Müller
im Meeressande von Laaland gesammelte Pflanze nur ein sehr kleines Exemplar von
Senecio silvaticus L. :
en oe
Zwei Beobachtungen in der Provinz Brandenburg. 79
aber meistenteils sehr selten.) Im Orient scheint sie noch am
häufigsten zu sein; denn Boissier, Flora orientalis Bd. III (1875)
8.386, sagt in der Diagnose von Senecio vulgaris „capitulis discoideis
vel breviter ligulatis“. Nach Willkomm, Prodromus Florae hisp.
Bad. II (1870) S. 123 kommt sie hin und wieder in Südspanien vor.
Rouy und Foucaud, Flore de France Bd. VIII (1903) S. 343 geben
als Diagnose „Fleurs de la peripherie ligülees, a ligules + courtes“
und als Standort Montpellier an.
Das Erkennen des Senecio vulgaris var. radiatus wird dadurch
erschwert, daß sich zwischen $. vernalis W.et K. und $. vulgaris L.
hybride Formen bilden. Der Bastard weicht aber von der strahlenden
Form des $S. vulgaris auf den ersten Blick durch einen lockeren Eben-
strauß, dickere Blütenköpfe und längere Zungenblüten ab. Er ist
ziemlich oft beobachtet worden.’) Ich habe im Herbar des Berliner
Bot. Museums nachstehende Exemplare aus der Provinz Brandenburg
gesehen: Wilmersdorf bei Berlin (Behrendsen, Sydow, Vatke),
Steglitz (O. Hoffmann), Rüdersdorf (v. Seemen). Dagegen gehören
folgende Pflanzen bestimmt zum Senecio vulgarıs var. radıatus: 1) ein
Exemplar, welches Paeske auf Gartenland des Gutes Conraden bei
Reetz (Kreis Arnswalde) im Jahre 1835 gesammelt und für den
Bastard ausgegeben hat; 2) ein Exemplar aus dem Herbar von C. Bolle
(Lorbergsche Baumschule beim Gesundbrunnen, wenige Pflanzen unter
Unmassen der gewöhnlichen Form, ohne 5. vernalis am 8. XI. 1878),
3) ein Exemplar aus dem Herbar A. Braun (im Botanischen Garten
eine Pflanze als Unkraut im August 1875).
Die Schwierigkeiten in der Abgrenzung des Bastardes und der
strahlenden Form von $. vulgaris haben Jacobasch dazu geführt, in
unseren Verhandlungen einen längeren Aufsatz zu veröffentlichen:
Senecio vulgaris L. und S. vernalis W.K. sind nur Endglieder zweier
Entwicklungsreihen einer Urform). Aus seinen Mitteilungen ergibt sich,
daß er S.vulgarıs var. radıatus oder S. radiatus Koch, wie er die
2) F.Morton, Beiträge zur Kenntnis der Flora von Nord-Dalmatien in Öst.
Bot. Zeitschr. LXIV. (1914) Nr. 5, S. 180, Separatdruck S. 7, berichtet, daß bei einigen
Exemplaren des in der Strandformation der Inseln Arbe, S. Gregorio und Goli
wachsenden Senecio vulgaris L. f. carnosus Posp. auch Strahlblüten beobachtet wurden,
was bekanntlich auch beim Typus manchmal vorkomme.
®) Vgl. W. Vatke, Senecio vulgaris X vernalis Ritschl f. Weylii nebst all-
gemeinen Bemerkungen über Pflanzenbastarde in Verh. Bot. Ver. Prov. Brand. XIV
(1872) S. 45—51, ferner Ascherson und Graebner, Flora des nordostdeutschen
Flachlandes (1899) S. 737. :
*, Verh. Bot. Ver. Prov. Brand. XXXV1. 2. (1895) S. 78—87, auch XXVI. 2.
(1885) 58.
80 Owen
Pflanze auch nennt, unweit Berlin bei Schöneberg 1884 und bei Süd-
ende 1891 bemerkt hat.
Schließlich möchte ich noch hervorheben, daß ich die strahlende
Form des Senecio vulgaris in Gemeinschaft mit meinem Bruder Roman
Schulz schon im Jahre 1898 in schöner Entwicklung bei der Hum-
boldtmühle in Tegel gefunden habe. Da die Exemplare aber unter
zahlreichen Adventivpflanzen standen, so konnten sie auch eingeschleppt
sein und kamen deshalb für die einheimische Flora nicht in Betracht.
Es ist auffallend, daß die strahlende Form des sSenecio vulgaris an
den bisher in der Provinz Brandenburg nachgewiesenen Standorten
nur im Spätsommer und Herbst beobachtet worden ist, eine Tatsache,
die auch Jacobasch hervorhebt.
2. Daucus carota L.f. atropurpureus.
Als ich im Juli 1917 zwei Tage in Melzow (Uckermark) weilte,
fand ich am Wege nach Stegelitz unter normalen Daucus carota-
Pflanzen ein Exemplar mit eigentümlich gefärbten Blumenblättern.
Die an der Peripherie der Döldchen befindlichen” strahlenden Petalen
waren dunkel- bis schwärzlich-purpurn gefärbt, die inneren waren
etwas bleicher, aber purpurn gefleckt. Die centrale gestielte schwarz-
purpurne Blüte der Dolde war auch vorhanden. In den Floren finde
ich dieses Farbenspiel nur in der 3. Auflage von Koch’s Synopsis
Bd. II (1902) S. 1135 erwähnt: Kronblätter bisweilen rosa angelaufen
oder völlig purpurfarben. — Man könnte diese Farbenabänderung
f. atropurpureus nennen. In Gesellschaft der interessanten Pflanze
befanden sich zahlreiche Exemplare der seltenen OCampanula bono-
niensis und ein Exemplar von Centaurea scabiosa mit weißen Blüten.
Im Sommer 1919 hielt ich mich wiederum 10 Tage in Melzow
auf und fand an dem erwähnten Standorte einige wilde Mohrrüben,
deren Blumenblätter zwar lebhaft rot waren, aber die schwarzrote
Färbung der oben beschriebenen Pflanze nicht erreichten.
Anhangsweise möchte ich noch an dieser Stelle einige seltnere
Pflanzen aufführen, welche ich im Juli 1919 bei Melzow gesehen habe:
ÖUypripedilum calceolus.. Im Faulen Ort in drei Exemplaren.
Diese seltene Orchidee wurde hier seit langer Zeit vermißt.
Actaea spicata. Nördlich vom Jacobsdorfer See.
Polssen.
i
F
7
3
Vinca minor. Ostrand der Gramzower Forst am Wege nach
Zwei Beobachtungen in der Provinz Brandenburg. 81
Linaria minor. Feuchter Acker bei Braun’s See.
Galium silvaticum. Im Faulen Ort am oberen Weg.
Vieia dumetorum. Im Faulen Ort am oberen Wege sehr häufig,
östlich der Bahn sparsamer, z. B. am Wilmersdorfer Wege in der
Nähe des Aalgast-Sees. Der nächste bisher bekannte Standort dieser
seltenen, im Melzower Walde vom Apotheker Fick entdeckten,?) im
Faulen Ort im Jahre 1916 auf dem Frühjahrsausfluge des Bot. Vereins
wieder aufgefundenen Pflanze befindet sich am Westufer des Wolletz-
sees (nicht Hellsees) bei Angermünde®).
v
5) Vgl. Grantzow FI. Uckermark (1880) S. 65.
6) Vgl. R. und O. Schulz in Verh. Bot. Ver. Prov. Brand. XXXIX. 1 (1897) 4.
Verhandl. des Bot. Vereins f. Brandenburg LXI. 6
Zweiter Beitrag
zur Flora des märkischen unteren Odertals.
Von Roman Schulz.
Vorgetragen in der Herbst-Hauptversammlung am 18. Oktober 1919.
In meiner Abhandlung „Eine floristische und geologische Be-
trachtung des märkischen unteren Odertals“ in diesen Verhandlungen,
58. Jahrg., 1916, S. 76—105, erwähnte ich aus der Gegend von
Bellinchen bereits mehrere Pflanzen, die in der Provinz Brandenburg
nur selten vorkommen, und sogar eine, die in diesem Gebiet nie zu-
vor beobachtet worden ist: Lithospermum purpwreo-coeruleum. Seit-
dem habe ich mich in Bellinchen wiederholt und zu verschiedenen
‚Jahreszeiten aufgehalten, wodurch es mir möglich geworden ist, die
Flora der Umgegend genauer kennen zu lernen. Es hat sich gezeigt,
daß sie überaus reich ist, dab sie außer den bereits genannten noch
mehrere ganz hervorragende Seltenheiten birgt und daß der Steilhang
des Odertals zwischen Bellinchen und Nieder-Lübbichow mit seinen
lichten Höhen und dunklen Gründen ein Naturdenkmal bildet, das in
der Provinz Brandenburg seinesgleichen nicht hat.
Bellinchen liegt unmittelbar am Oderstrom, gerade da, wo dieser
Steilrand plötzlich abbricht, um sich am gegenüberliegenden Ufer in
einem umgekehrten Bogen fortzusetzen. Hier ist die schmalste Stelle
des unteren Odertals; sie ist nur 1'!/; km breit. Ostwärts dehnt sich
die sandige Hohen-Lübbichower und Peetziger Forst aus. Demgemäb
gliedert sich die Flora der Umgegend in die des Kiefernwaldes, die
des Stromtals und in die Hügelflora.
1. Die Flora des Kiefernwaldes.
Unmittelbar bei den Häusern des Dorfes beginnt ein große®
geschlossenes Waldgebiet mit Ausdehnungen von 8 bis 11km. Es
birgt in seinem Innern das Bärenbruch, wo die Bathe ihren Ursprung
nimmt, um in einem lieblichen Wiesental zwischen bewaldeten Hügeln
an,
Zweiter Beitrag zur Flora des märkischen unteren Odertales. 83
weithin der Oderniederung zuzufließen, die sie bei Nieder-Lübbichow
erreicht. Freunde der Einsamkeit können hier stundenlang wandern,
ohne einem Menschen zu begegnen. Fern im Hintergrunde, für einen
Tagesausflug fast zu entlegen, ragt wallartig ein Bergzug aus dem
Walde auf, der sich den Randhöhen des Odertals zwischen Nieder-
Kränig und Raduhn anschließt, bei den Edelmannsbergen beginnt und
sich über die Hühner-, Wildheide- und Püttberge bis zum Wustrow-
See foıtsetzt, eine typische märkische Landschaft. Der höchste Punkt,
der 166 m hohe Wildheideberg, trägt ein zur Zeit schon recht morsches
fünfstöckiges Vermessungsgerüst, das den Wald weithin sichtbar über-
ragt und eine umfassende herrliche Aussicht gewährt. Der Gipfel
des Wildheidebergs besitzt einen schönen Eichenbestand; auch liegen
auf ihm mehrere große erratische Blöcke. An seinem Fuße südwest-
wärts ist der Boden frischgründig und auf weiten Strecken mit
Heidelbeergesträuch bewachsen. Zur Zeit der Beerenernte belebt sich
hier der sonst fast menschenleere Wald, da die Bewohner aus den
nächsten Städten, Königsberg, Zehden und selbst Schwedt, sowie aus
allen umliegenden Dörfern herbeieilen, um die begehrten Früchte ein-
zusammeln. Meist aber ist der Boden dürr, grasig oder moosig
und ohne Heidelbeergesträuch. Stellenweise sind die Flächen mit
Adlerfarn oder Brombeeren bewachsen. Überall verbreitet ist das
zierliche Melampyrum pratense var. purpurascens mit rosenroten oder
purpurnen Blumenkronen, die nur innen auf den Lippen mehr oder
weniger gelb gefärbt sind. Die typische Form mit gelben Blüten
kommt viel seltener vor, ebenso Übergangsformen. In der Gegend
zwischen Bellinchen und Teerofen findet sich zerstreut Scorzonera
humils. An offenen Stellen bringen sonnenliebende Pflanzen, Weiden-
röschen (Zpilobium angustifolium), Königskerzen (Verbascum lychnitis),
Katzenpfötchen (Helichrysum arenarium) und andere Blumen des
Sandbodens eine freundliche Abwechselung in die Einsamkeit und
Eintönigkeit.
2. Die Flora des-Stromtals.
Während die weiten, eben ausgebreiteten Ackerflächen und
Wiesen des kultivierten Oderbruchs für die Sand und Sumpf liebenden
Pflanzen der einstigen Urwildnis nur geringen Raum übrig lassen,
bieten diejenigen Teile, die man notgedrungen für das steigende
Wasser frei lassen mußte, die also der Überschwemmung ausgesetzt
sind und woselbst sich unter dem Einfluß von Wasser und Eis
Schwemmsandbänke bilden können, noch immer eine reiche Flora dar.
Nördlich von Bellinchen, nach dem am Rande des Bruchs gelegenen
6*
S4 Roman Schulz: i
Forsthaus Teerofen hin, befindet sich eine solche den natürlichen Ver-
hältnissen ausgesetzte Bruchlandschaft, die für den Pflanzenfreund ein
wahres Dorado ist. Mit weitausgedehnten Wiesen, auf denen das
Vieh weidet, wechseln große Schwemmsandfluren ab. Hier ist der
geeignete Boden für oft undurchdringliche Weidendickichte (gebildet
von Salız fragilis, alba, amygdalına, viıminalis und purpurea), die im
Wechsel mit den freibleibenden Wiesenflecken zwischen ihnen und
den Sandflächen ein Landschaftsbild schaffen, das einen jeden Natur-
freund entzücken muß. Der Sand ist stellenweise ganz ohne Vegetation,
so dab man hier lebhaft an den Meeresstrand erinnert wird. Meist
aber ist er mit einer reichen Flora geschmückt. In dichten Beständen,
zu Hunderten und Tausenden beisammen, wachsen hier die filzigen,
graugrün und weiß schimmernden Blattgruppen von Petasites spurwus
(= tomentosus). Die Rasen von Sedum mite und erstaunlich hohem
S. reflexzum f. rupestre färben zur Blütezeit ganze Flächen gelb. Die
Sandsegge (Carex arenaria) durchwuchert den Boden. In ihrer Ge-
sellschaft ist Plantago ramosa (= arenaria) häufig. Stlene Tatarıca
wächst scharenweis. Der Weidenwürger (Cuscuta lupuliformis) um-
schlingt in Masse mit dicken, roten Schnüren sein Opfer, aber nur
an erhöhten Stellen des Sandes, wo die Weiden nicht alljährlich der
Überschwemmung ausgesetzt sind. Auf den Wiesen findet sich hin
und wieder Allium acutangulum, meist in Gesellschaft der äußerlich
Ähnlichen Grasnelke (Armeria vulgaris). Am Rande des Waldes, wo
die Wiesen in trockenes Heideland übergehen, kommen an einer
Stelle sehr zahlreich die harten Rasen von Seirpus holoschoenus vor.
Daß auch die häufigeren Pflanzen des Stromtals nicht fehlen, ist selbst-
verständlich. Seirpus maritimus, Barbarea stricta, Lathyrus paluster,
Euphorbia palustris und esula, Seutellaria hastifolia, Veronica longifolia,
Xanthium Italicum (= riparium), Achillea salicıfolıa (= cartilagınea), —
Senecio barbareifolius (= erraticus Wimm.) und paludosus, Leontodon
taraxacoides (— Ihrincia hirta) in beiden Formen und viele andere
sind häufig.
3. Die Hügelflora.
Wer in Lüdersdorf bei Angermünde die Risenbahn verläßt und
sich dem Odertal zuwendet, sieht alsbald vom Vorwerk Steinberg aus,
wo eine allınähliche Senkung der uckermärkischen Hochfläche zur
Oderniederung beginnt, eine interessante Landschaft.. Der Blick
schweift über das Zehdener Bruch, die tief gelegene Forst Breite
Leege, die jenseitigen Höhen und mehrere Ortschaften. Vor allem
aber fesselt der Anblick des merkwürdigen, etwa 4!/; km langen,
ö
B}
Zweiter Beitrag zur Flora des märkischen unteren Odertales. 85
bewaldeten Steilrands, der sich zwischen Bellinchen und Nieder-
Lübbichow hinzieht. Da dieser jähe Abbruch der neumärkischen
Hochfläche auch vom Pimpinellenberg bei Oderberg gesehen werden
kann, so ist es verwunderlich, daß er bisher so wenig bekannt und
botanisch durchforscht worden ist. Freilich bildet der Oderstrom ein
schwieriges Hindernis für den Bau von Straßen und Eisenbahnen,
und es ist auch heute noch etwas umständlich, das östliche Ufer des
Stromes zu erreichen.
Jener Steilhang aber zwischen Bellinchen und Nieder-Lübbichow
ist ein Naturpark von einzigartiger Schönheit. Er wird durch zwölf
größere Gründe sehr abwechselungsreich gestaltet, da jeder Grund
seine eigenen Reize besitzt. Zwei von ihnen enthalten kleine Bächlein,
der fünfte Grund, der sogenannte Wassergrund, und der Grund von
Markentun. Es ist lehrreich, an diesen Bächlein die Wirkung von
Quell- und Regenwasser auf die Gestaltung der Gründe zu beobachten.
Es haben sich schmale, tief eingeschnittene Furchen gebildet, gewisser-
maßen zwerghafte Canons. Im Wassergrund ist die Bachschlucht an
einer Stelle 1!/; m tief und nur !/; m breit. Es ist klar, daß so
winzige Wasserkräfte nicht ausreichen konnten, auch nicht im Laufe
langer Zeiten, um die Entstehung dieser großen Gründe zu veran-
lassen. Sie haben sich zweifellos schon in der Eiszeit unter der
Wirkung viel gewaltigerer Kräfte gebildet. Erratische Blöcke treten
in den Gründen und an den Hängen vielfach zu Tage. Ein mächtiger
Block, von Flechten und Moosen verschiedener Art überzogen, liegt
hoch oben an aussichtsreicher Stelle im siebenten Grund.
. Zur Zeit sind die Gründe dicht bewaldet, während die Berg-
rücken zwischen ihnen infolge ihrer Trockenheit einen lichteren Baum-
bestand, mehr Gesträuch und überall offene, blumenreiche Halden
tragen. Die Gehölze sind mannigfacher Art und bunt gemischt. Die
Buchen bilden an manchen Stellen geschlossene Bestände und heilige
Hallen. In ihrem Schatten gedeihen Sanicula Europaea, Asperula
odorata und Triticum canınum üppig. Die Eichen erreichen eine
sewaltise Größe und einen Stammumfang von 5m. Die Kiefern
nehmen an den Bergrücken infolge der allseitigen Belichtung und
- der Trockenheit des harten Bodens phantastische Gestalten an und
- sind reichlich mit Viscum album var. laxum besetzt. Feldahorn
(Acer campestre) und Knödelbirnen (Pirus communis var. glabra) sind
- überall häufig und bilden oft prächtige Bäume Spitzahorn (Acer
platanoides), Pappeln (Populus nigra) und Linden (Tilia parvifolia)
2 sind seltener. Die Feldrüstern (Ulmus campestris) sind häufig und
_ treten in verschiedenen Standorts- und Altersformen auf, darunter
86 Roman Schulz:
f. glabra. Die Akazien (Robinia pseudacaeia) sind mehrfach ange-
pflanzt und eingebürgert. Überall an den sonnigen Bergen wachsen
Wachholder (Juniperus communis) und Schlehen (Prunus spinosa).
Der Wachholder ist meist sehr dicht benadelt und bildet große, oft
wunderschöne Gruppen. Der Blütenschnee des Schlehdorns schmückt
im Frühlinge jeden Hang, oft große Flächen. Nicht selten sind auch
ganze Hecken von ihm schon abgestorben und von grauen Flechten
überkleidet. Nach ihm heißt der sechste Grund der Dorngrund. All-
gemein verbreitet sind auch noch Weißdorn (von der Landbevölkerung:
Mehlbeere genannt, Orataegus oxyacantha und monogyna), Kreuzdorn
(Rhamnus cathartica), wilde Rosen (Rosa canına, dumetorum und
seltener tomentosa), Holunder (Sambucus nigra), Haselstrauch (Corylus
Avellana), Pfaffenhütlein (Euonymus Ewuropaeus) und Hartriegel
(Cornus sanguinea). Da wegen der steilen Lage der Hänge eine
Nutzung der Gehölze fast gar nicht stattfindet, so hat sich eine Ur-
wüchsigkeit und Wildnis gebildet, wie sie sobald nicht wieder anzu-
treffen ist. Umgestürzte Stämme oder abgebrochene Äste versperren
den Weg, und graue Baumleichen ragen gespensterhaft auf wie im
Hochgebirge. Zur Zeit der Herbstfärbung ist das landschaftliche
Bild besonders wirkungsvoll, da alsdann infolge der Verschiedenheit
der Gehölze eine bunte Farbenpracht herrscht.
Eine große Merkwürdigkeit weist die Strauchvegetation durch
das Vorkommen der Zwergkirsche, Prunus fruticosa Pall. = Pr.
chamaecerasus Jacq., auf. Jenseits des elften Grundes, der die Große
Tasche heißt, zwischen Markentun und Nieder-Lübbichow, sind die
überaus steilen, etwa um 45° geneigten, kahlen und vom Sonnen-
brand ausgedörrten Hänge mit dem niedrigen, nur etwa !/ bis !/s m
hohen, sparrigen Gesträuch dieser zierlichen Kirsche überall und z. T.
dicht besetzt. Es handelt sich also nicht um ein vereinzeltes Vor-
kommen dieser für die Provinz Brandenburg neuen Art, sondern um
ein Bestand bildendes Auftreten derselben. Sie füllt besonders zwei
flache Talfurchen, die von der Höhe hinabführen. Herrlich leuchten
im Sommer ihre kleinen, korallenroten!), an langen Stielen fest
haftenden Kirschen. Sie sind erfrischend und wohlschmeckend wie
die Kirschen von Prunus cerasus, wenn auch herber. Und diese
köstliche Spende bietet die Natur hier in Fülle auf dem dürrsten,
heißesten Boden dar! Auch wilde Birnen finden sich hier, und im
!) Dunkel- bis schwarzrot, wie die Früchte in den Floren (z. B. von Beck,
Flora von Nieder-Österreich, und von Ascherson-Graebner, Synopsis der
Mitteleur. Flora) genannt werden, erscheinen sie erst nach dem Trocknen. Ihre
spitzen Kerne sind nur 53%4—7!/a mm lang.
Zweiter Beitrag zur Flora des märkischen unteren Odertales. 87*
benachbarten Grund der Großen Tasche sollen früher wilde Apfel-
bäume gestanden haben, sind vielleicht auch noch vorhanden. In
Gesellschaft der Prunus fruticosa wachsen außerdem noch Prunus
spinosa, Orataegus monogyna, Rosa canina, vereinzelt Quercus robur
‚und sessiliflora, sowie Juniperus communis und Pinus silvestris, und
folgende Stauden: Stupa capillata, Anthericus hliago, Allium vineale,
Asparagus officinalis, Silene otites, Dianthus carthusianorum, Alyssum
montanum, Potentilla ceinerea subsp. incana, Medicago falcata und
varia (— media), Oxytropis pilosa, Coronilla varia, Helianthemum
chamaeeistus, Vincetoxieum album (— offieinale), Calamintha acinos,
Salvia pratensis, Orobanche caryophyliacea, Galum mollugo, Scabiosa
camescens (= suaveolens), Campanula Sıbirıca, Ventaurea Rhenana u. a.
Die nächsten Standorte von Prunus fruticosa befinden sich weit
entfernt östlich bei Bromberg, Strelno, Inowrazlaw, Thorn, Kulm
und Schwetz und südlich in Böhmen, Mähren und Nieder-Österreich.
Das Hauptverbreitungsgebiet der Art liegt in Ungarn, Mittel- und
Südrußland, Kaukasien und Sibirien; sie ist also der sogenannten
pontischen Association zuzurechnen, und ihr Standort an den Ab-
hängen des Odertals zwischen Nieder-Lübbichow und Bellinchen er-
scheint als ein weit nach Nordwesten vorgeschobener Posten.
Zu derselben Pflanzengemeinschaft gehört auch die charakteri-
stische Gras- und Krautvegetation dieser Abhänge, die gleiche Merk-
würdigkeiten darbietet. Sie ist sehr blütenreich. Im zeitigen Früh-
jahr eröffnen zahllose Veilchen den Reigen. Viola hirta wächst an
sonnigen, trocknen Stellen, Viola odorata an frischen Orten, viel
häufiger aber und üppiger als beide der Bastard (V. hirta X odorata)
mit meist violetten geruchlosen Blüten. Gleichzeitig erscheinen über-
all Himmelsschlüsselchen (Primula officinalis) und an besonders sonnigen
Lagen die gelben Blütenpolster von Potentilla einerea subsp. incana,
die zottigen Glocken von Pulsatilla pratensis, die zierlichen Blüten-
‚ ähren der dichtrasigen Carex humilis und im Buchenwalde die Sterne
der Anemone ranunculoides, Von nun an drängt ein Blütengeschlecht
das andere bis in den Herbst; doch ist der Blütenschmelz im Mai
und Juni das Schönste von allem. Es würde einer besonderen Zu-
sammenstellung bedürfen, um diese Flora vollständig aufzuzählen. Ich
will hier nur erwähnen, daß Oxytropis pilosa überaus häufig ist; be-
sonders jenseits Markentun bedeckt sie zu Tausenden ganze Berg-
abhänge und z. T. in riesiger Entwickelung. Ebenso häufig sind
Alyssum montanum, Scabiosa canescens, Campanula Sibvrica und
Aster linosyris. Auch Orobanche caryophyllacea dürfte in der Provinz
Brandenburg nirgends in solcher Menge vorkommen wie hier. Sie
"sg Roman Schulz:
steht oft an einem Berghange zu Hunderten, und außerordentlich
zahlreich und schön sind ihre Farben- und Formenspiele. Stupa
capillata bildet Massenvegetation; aber auch #t. pennata ist in Menge
vorhanden. Von häufigeren, meist schön blühenden Pflanzen seien
noch genannt: Phleum Boehmeri, Antherieus hiliago und ramosus,
Thalietrum fleeuosum, Sedum rupestre, Ulmaria filipendula, Sangui-
sorba minor, Medicago falcata und varıa, Astragalus glycyphyllus,
Coronilla varıa, Onobrychis viciaefolia, Vieia Cassubica, Malva alcea,
Hypericum montanum, Helianthemum chamaecistus, Pimpinella saxi-
fraga subsp. nigra, Vincetoxicum album (= offiveinale) in ungeheurer
Menge, Lithospermum officinale, L. arvense blau blühend, Origanum
vulgare, Salvia pratensis, Stachys rectus, Verbascum lychmitis, Veronica
teuerium und spicata, Campanula Bononiensis, Helichrysum arenarium,
Lappa nemorosa und Scorzonera purpurea.
Diesen und vielen anderen allgemein verbreiteten Arten ge-
sellen sich an mehreren Stellen noch Besonderheiten zu, und die Ab-
hänge nächst Bellinchen übertreffen an Pflanzenreichtum alle anderen.
Nur an den Abhängen über Markentun wächst an einer Stelle
zahlreich die in der Provinz Brandenburg seltene Fumarıa Vaillantii
in Gesellschaft von Myosotis sparsiflora.
Thesium intermedium bemerkte ich ebenfalls nur an einem Ab-
hang in der Nähe von Markentun.
Auch Astragalus cicer, Asperugo procumbens und Eupatorium
cannabinum sind nur stellenweise vorhanden.
Einen prächtigen botanischen Schatz birgt der Steilhang zwischen
dem zweiten und dritten Grund. In unberührter Naturschönheit, an
einer auch landschaftlich ausgezeichneten Stelle wächst hier in Menge
Inula Germanica. Es finden sich fünf Herden mit mehreren Hundert
Individuen. Mir fiel die seltene Pflanze im Mai 1919 durch ihre zart
seidig schimmernden jungen Blätter und ihren höchst widerwärtigen
Geruch?) auf. Sie setzte gerade die ersten Blütenknospen an. Die
Entwickelung zur vollen Blüte geschah sehr langsam und wurde erst
zu Anfang August erreicht. Die Pflanze ist gegen die Belichtung
sehr empfindlich; sie blüht nur, wenn sie dem vollen Sonnenschein
ausgesetzt ist. Eine der Gruppen, die von Gesträuch leicht beschattet
wurde, blühte gar nicht, eine andere, ebenfalls vom Schatten ge-
streifte, nur mäßig, desto schöner die übrigen im heißen Sonnenlicht.
Es kamen Exemplare mit mehr als 20 Blütenköpfchen vor; immer-
2) Der Geruch ist nicht aromatisch, wie Ascherson, Flora der Prov. Branden-
burg, und Beck, FI. v. Nieder-Osterreich, angeben.
Zweiter Beitrag zur Flora des märkischen unteren Odertales. 89
hin entwickelte sich die Pflanze nicht so üppig, wie ich sie einst
(1895) an der Steinklippe bei Wendelstein im Unstruttal sammelte.
In ihrer Gesellschaft wächst Aster linosyris, und an demselben Ab-
hang kommen Oxytropis pilosa, Peucedanum cervarıa, Orobanche
caryophyllacea und Campamula Shbirica vor.
Dieser Standort bei Bellinchen bezeichnet den nördlichsten,
weit vorgeschobenen Punkt des Verbreitungsgebietes von JInula
Germanica. Ehemais kam sie in der Nähe, nämlich am Ostufer des
' Paarsteiner Sees nördlich von Oderberg vor, also in gleicher Breiten-
lage und nur etwa 9—10 km entfernt. Außerdem ist sie in der
Provinz Brandenburg nur noch am Glindower See bei Potsdam ge-
funden ‚worden, hier aber schon seit vielen Jahren durch eine Obst-
pflanzung eingeschlossen und vielleicht auch nicht mehr vorhanden.
Den größten Reichtum an Pflanzen aber besitzen die Abhänge
zwischen Bellinchen und dem ersten Grund, die eine der botanisch
merkwürdigsten Stellen in der Provinz Brandenburg bilden. Sie sind
niedriger als die nächsten Höhen nach Nieder-Lübbichow hin und
liegen an der Grenze der Talsandflur zwischen Bellinchen und Raduhn.
Durch die ungeheuere Grube der seit 1908 stillgelegten Ziegelei sind
sie tief ausgehöhlt und zum Teil zerstört worden. Auch jetzt noch
finden von Zeit zu Zeit Ein- und Abstürze der Lehmklippen am Rande
dieser Grube statt. Durch. einen solchen ist im vorigen Jahre eine
srößere mit Anemone silvestris dicht besetzte Fläche vernichtet
worden; ebenso ist der Standort von Pulmonaria angustifolia
wenigstens zum Teil schwer bedroht. Mehrmals sind Erdschollen in
die Tiefe gesunken, ohne die aufsitzende Pflanzendecke zu begraben.
So wachsen z. B.in der Grube in einem solchen unversehrten abge-
stürzten Gebüsch von Ulmus campestris, Prunus spinosa, Rosa camına,
Euonymus Europaeus und Acer campestre noch folgende Stauden:
Thahietrum flexuosum, Viola hirta, Vincetoxicum album und Litho-
spermum officinale.
Hier an den Abhängen in der Umgebung der ehemaligen Ziegelei
kommen die folgenden Pflanzen vor, von denen mehrere in der Provinz
Brandenburg sehr selten sind):
Ophioglossum vulgatum, Juniperus communis, Stupa pennata
3) In der Grube selbst siedelt sich die ursprüngliche Vegetation nur all-
mählich wieder an. Auf dem feuchten nackten Lehm wuchern jetzt in ungeheurer
Masse Tussilago farfarus, Melilotus albus und-Atriplex roseum. An den Böschungen
finden sich unter anderen Reseda Iuteola mit bis 1 m langen Fiuchttrauben, Oxy-
fropis pilosa, Lathyrus niger vereinzelt, Peucedanum cervaria, Campanula Sibirica,
Aster linosyris und Hieracium_ echioides, f
90 Roman Schulz:
und capillata, Phleum Boehmeri, Carez glauca und humilis, Antherieus
iliago und ramosus, Asparagus officinalis, Orchis purpureus nach der
Angabe von Hamster, Salix alba, purpurea und cinerea, Populus
nigra, Corylus Avellana, Ulmus campestris, Silene venosa (— inflata),
Tunica prohfera, Dianthus carthusianorum, Cerastium brachypetalum,
Nigella arvensis, Thahetrum flexuosum, Pulsatilla pratensis, Anemone
silvestris, Adonis aestiwahs, Turritis glabra, Alyssum montanum und
calycınum, Iteseda luteola, Sedum mite, Prunus spinosa, Ulmaria
filipendula, Rubus caesius, Fragarıa virıdıs (= collina), Potentilla
argentea und cinerea subsp. incana, Sanguisorba minor, Agrimonia
eupatoria, Rosa canına, dumetorum, tomentosa und nach Seehaus auch
elliptica, Pirus communis f. glabra, Ononis repens, Anthyllis vulneraria,
Medicago falcata und varıa, Mehlotus albus, Trifolium alpestre und
montanum, Lotus corniculatus nebst var. cıliatus und hirsutus, Oxy-
tropis pilosa, Astragalus glycyphyllus, Coronilla varia, Viera temur-
folin, Lathyrus niger sparsam, Euphorbia esula und cyparissias, Eu-
onymus Europaeus, Acer campestre, Malva alcea, Hypericum perfora-
tum, Helianthemum chamaecistus, Viola hirta und odorata nebst
Bastard, Epilobium hirsutum, Falcaria sioides ( Rivint), Pimpinella
saxifraga subsp. nigra, Peucedanum cervaria, Torilis anthriscus und
infesta, Primula offieinalis, Vincetoxicum album, Lappula myosotis,
Pulmonarıa angustifolia, Lithospermum officinale, L. purpureo=coeru- _
leum in ungeheurer Menge, außerdem nur noch im benachbarten ersten
Grund an einer Stelle, Z. arvense blau blühend, Myosotis sparsiflora,
Origanum vulgare, Thymus serpyllum, Calamintha acımos, Olino-
podium vulgare, Salvıa pratensis, Lamium maculatum, Stachys Ger-
manicus in Menge, St. rectus, Betonica officinalis, Ballote nigra,
Verbascum Iychnitis, Veronica teuerium und spicata, Melampyrum
arvense und nemorosum, Orobanche major in einiger Menge an mehreren
Stellen, O. lutea (= rubens) sehr zahlreich und in verschiedenen
Farbenspielen, ebenso O. caryophyllacea, Asperula tinctoria, Galium
verum und mollugo nebst Bastard, Scabiosa canescens, (ampanula
Bononiensis und Sibirica, Solidäago virga aurea, Aster linosyris, Eri-
geron acer, Anthemis tinctoria, Achilles millefohum nebst var. con-
tracta, Tanacelum vulgare, Tussilago farfarus, Senecio jacobaea,
Carlına vulgaris, Lappa nemorosa, Onopordon acanthıum, Centaurea
jwcea, scabiosa und Rhenana, Scorzonera purpurea, Chondrilla juncea,
Hieracıum pilosella, Bauhini, Bauhini X pilosella, echioides, setigerum,
cymosum, pratense und silvestre und andere mehr.
Außerdem fand ich hier im Juli d. J..(1919) noch eine Pflanze
auf, die bisher nicht in der Provinz Brandenburg und selbst nicht
Zweiter Beitrag zur Flora des märkischen unteren Odertales. 91
im Gebiet des deutschen Reiches beobachtet worden ist, eine liebliche
Schönheit des sonnigen Südens, Doryenium herbaceum Vill. (#. typieum
Beck). An einer baumlosen, nach Süden geneigten Halde in Gesell-
schaft von Stachys Germanicus, Orobanche major und Hieracıum
Bauhini entdeckte ich ein dichtes, mit den weißen, zart rosa ange-
hauchten und süß duftenden Blütenköpfchen übersätes Gebüsch dieser
Merkwürdigkeit von etwa 3m Umfang. Der Standort befindet sich
unterhalb einer sonderbar erodierten, schon von weitem auffälligen
Talbildung, die wegen ihrer eigentümlichen Gestalt die Kuhpfanne,
d. i. der Kuhtritt, genannt wird, auf Lehmboden nnd unmittelbar über
jenem Tonlager, das in der Ziegelei ausgebeutet wurde. In der Boden-
beschaffenheit und den klimatischen Verhältnissen dieser Stelle ist die
Ursache für das Vorkommen so seltener, von ihrem zusammenhängenden
Verbreitungsgebiet weit entfernten Arten zu suchen. Doryenium
herbaceum findet sich erst weit im Süden wieder, zunächst in Nieder-
Österreich. Ich selbst sammelte es einst (1896) in Tirol am Tscheipen-
turm bei Bozen in ganz gleicher Form. Der Standort an den Rand-
höhen des Odertals bei Bellinchen ist völlig isoliert und von pflanzen-
seographischem Interesse.
Es liest nun freilich die Vermutung nahe, daß dieses rätselhafte
Vorkommen auf eine einfache Weise durch eine neuerliche, zufällige
Einschleppung zu erklären sein möchte. Allein in der Umgebung des
Standortes des Doryenium sind außer Onobrychis viciaefolia (= sativa),
das hier wie vielerorts infolge früheren Anbaues eingebürgert ist, und
vielleicht noch Torilis imfesta keine aus der Ferne eingeschleppte
Pflanzen bemerkbar. Auch habe ich bisher noch nicht gehört, daß
Doryenium herbaceum als Adventivpflanze aufgetreten ist. Die
Pflanze wächst zudem nicht auf Ackerboden, sondern auf unberührtem
Hügelgelände in Gesellschaft von Stachys Germanicus, Orobanche
major und Hieracium Bauhini. Es darf auch nicht übersehen werden,
daß sowohl diese Begleitpflanzen als auch die übrigen Seltenheiten
der Berge bei Bellinchen: Prunus fruticosa, Pulmonarıa angustifolia,
Lithospermum purpwreo-coeruleum, Orobanehe lutea, Inmula Ger-
manica und Hieracium eymosum sämtlich in Nieder-Österreich vor-
kommen, daß also Doryenium herbaceum zu derselben Gemeinschaft
gehört und mit diesen Arten aus dem Südosten eingewandert sein
kann. Zeit und Etappen dieser Einwanderung sind heute nicht mehr
mit Sicherheit festzustellen. Der nächste Standort von Orobanche
major (am Packlitzsee nördlich von Schwiebus) ist in Luftlinie 115 km
entfernt, der nächste von Lithospermum purpureo-coeruleum (bei
Arneburg an der Elbe) 148 km, der nächste von Inula Germantca
92 .. Roman Schulz:
(bei Neuhaldensleben) 204 km, der nächste von Prunus fruticosa (bei
Broumberg) etwa 260 km und der nächste von Doryenium herbaceum
in Nieder-Österreich rund 500 km. Von Orobanche major und Inula
Germanica sind dazwischen liegende Etappenpunkte bekannt geworden.
Orobanche major wuchs ehemals auf den Wriezener Bergen und /nula
Germanıca bei Potsdam und ÖOderberg. Es ist leicht möglich und
sogar wahrscheinlich, daß im Laufe einer vielhundertjährigen Kultur
von allen genannten Arten noch mehr solcher Etappenstandorte ver-
nichtet worden sind und daß ihr jetziges isoliertes Vorkommen nicht
so verwunderlich ist, wie es zunächst erscheint®).
Sehr bemerkenswert ist es übrigens noch, daß in unmittelbarer
Nähe des Doryenium herbaceum bei Bellinchen Lotus corniculatus
nebst den Varietäten ciliatus und hirsutus wächst, da ich eben diese
Varietäten auch an dem vorhin erwähnten Standorte des Doryenium
bei Bozen beobachtet habe.
Das spärliche Vorkommen von Doryenium bei Bellinchen braucht
ebenso wenig Bedenken gegen seine Alteingesessenheit zu erregen, da
bekanntlich sehr viele seltene Pflanzen an ihren Fundorten nur ver-
einzelt auftreten.
Nach Maßgabe der Verhältnisse, unter denen Doryenium her-
baceum bei Bellinchen zu finden ist, bin ich der Überzeugung, daß es
als ein gleichwertiges Glied der gesamten, an interessanten Pflanzen
so reichen natürlichen Hügelflora jener Abhänge aufzufassen ist, muß
es aber, da ein schlüssiger Beweis für eine solche Annahme nicht zu
erbringen ist, dem Leser selbst überlassen, sich ein Urteil zu bilden.
Überblickt man die besprochene Flora, so ergibt sich, daß sie
eine Pflanze enthält, die für das deutsche Reichsgebiet neu ist (Doryc-
nium herbaceum), drei. die für die Provinz Brandenburg neu sind
(Lithospermum pwurpwreo-coeruleum und Prunus fruticosa auber
Doryenium herbaceum), und zwei, die zwar schon aus dieser Provinz
semeldet worden sind, aber kaum noch an einer zweiten Stelle ge-
funden werden können (Orobanche major und Inula Germanica).
Da die aussichtsreichen Berge und düsteren Gründe zwischen
Bellinchen und Nieder-Lübbichow von hervorragender landschaftlicher
*) In der sich an den Vortrag anschließenden Aussprache neigten die meisten
Redner zu der Auffassung, daß es sich bei Doryenium herbaceum wohl doch nur
um ein Adventiv-Vorkommen handeln dürfte, einer Ansicht, die besonders Herr P.
Graebner vertrat. Nachträglich weist Herr H. Harms darauf hin, daß bei F.
Hoeck (Ankömmlinge in der Pflanzenwelt Mitteleuropas während des letzten halben
Jahrhunderts, Beiheft. Bot. Centralbl. XVII. 2. [1905] 87, 88) die Art nicht er-
wähnt ist. Die Schriftleitung.
Zweiter Beitrag zur Flora des märkischen unteren Odertales. 0953
Schönheit sind und eine einzig schöne Flora bergen, so kann man sie
mit Recht einen botanischen Naturgarten nennen und nur wünschen,
daß sie in ihrem natürlichen Zustande unangetastet erhalten bleiben
möchten. Zum Glück sind sie durch ihre steile Lage und den Höhen-
randkanal an ihrem Frße in ihrem Bestande einigermaßen gesichert.
Immerhin ist eine Befürwortung seitens der Staatlichen Stelle
für Naturdenkmalpflege, sie in ihrem derzeitigen Zustande
möglichst zu erhalten und besonders den Rest der Abhänge
um die ehemalige Ziegelei zu schonen, bei ihrem Besitzer,
dem Gutsherrn auf Hohen-Lübbichow, Landrat von Keudell,
sehr zu empfehlen. 2
=
0
Nachtrag zum Verzeichnis bemerkenswerter Pflanzen des
märkischen unteren Odertals.
(Vgl. diese Verh., 58. Jahrg., 1916, S. 82—105).
Cystopteris fragılis. Bei Nieder-Saaten im Tal der Liebe.
Asplenum trichomanes.. An den Abhängen des Odertals zwischen
Nieder-Saaten und der Raduhner Ziegelei zahlreich unter Buchen
und z. T. auch an kahlen, sonnigen Stellen freiwachsend!
Typha angustifolia. In dichten Beständen im Oderbruch östlich von
Lunow. ;
Stupa pennata. Zwischen Bellinchen und Nieder-Lübbichow stellen-
weise häufig.
St. capıllata. Zwischen Bellinchen und Nieder-Lübbichow sehr häufig,
selbst an Fahrwegen.
Elymus Europaeus. Üderberg: In der Forst Maienpfuhl, nordwest-
lich vom Schwarzen See, Jagen 187. Es ist dies die dritte
Fundstelle in der Provinz Brandenburg, da die Pflanze bisher
nur bei Templin und Boitzenburg beobachtet worden ist.
Seirpus holoschoenus. Am Rande der Oderaue zwischen Bellinchen
und Teerofen an einer Stelle sehr zahlreich.
Gagea sazxatılis. Zwischen Gellmersdorf und Buchsmühle am Blocks-
berg.
Allium acutangulum. In der Oderaue zwischen Bellinchen und Teer-
ofen zerstreut. |
Thesium intermedium. Bei Bellinchen an einem Abhange gegen
Markentun.
Salsola kalı £. tenuifolia. Bei Bellinchen an freien Stellen häufig, an
Weg- und Wiesenrändern, an den Böschungen der Kiesgruben
und in der Ziegeleigrube.
94 Roman Schulz:
=
Silene Tatarica. In der Oderaue zwischen Bellinchen und Teerofen
scharenweis.
lhalietrum flexuosum. Zwischen Bellinchen und Nieder-Lübbichow
häufig.
Anemone silvestris. Am Krähenberg bei Stol#enhagen in Menge. An
den Abhängen zwischen Nieder-Saaten und der Raduhner
Ziegelei an einer Stelle zahlreich.
Berberis vulgaris. Am Krähenberg bei Stolzenhagen häufig. Im Tal
der Liebe bei Nieder-Saaten sparsam.
Fumaria Vaillantii. Zwischen Bellinchen und Nieder-Lübbichow an
den Abhängen über Markentun an einer Stelle zahlreich in Ge-
sellschaft von Myosotis sparsıflora.
Barbarea strieta. In der Oderaue zwischen Bellinchen und Teerofen.
Prunus fruticosa Pall. (= chamaecerasus Jacq.).. Zwischen Nieder-
Lübbichow und Markentun ganze Bergabhänge überziehend. Neu
für die Provinz Brandenburg.
Medicago minima. Bei Stolzenhagen am Abhang gegenüber dem
Erlenbruch in Menge. .
Melilotus altıssimus. Zwischen Nieder-Saaten und der Raduhner
Ziegelei am Rande des Odertals häufig.
Dorycnium herbaceum \ill. (f. typicum Beck). Bei Bellinchen an
den Abhängen über der Ziegeleigrube nur ein Gebüsch von etwa
3m Umfang in Gesellschaft von Stachys Germanicus, Orobanche
major und Hieracium Bauhini. Neu für Deutschland.
Lotus corniculatus var. ciliatus. Bei Bellinchen an den Abhängen
über der Ziegeleigrube. An den Abhängen zwischen Nieder-
Saaten und der Raduhner Ziegelei.
L. corniculatus var. hirsutus. Bei Bellinchen in Gesellschaft ‘der
vorigen und der typischen Form.
Oxytropis pilosa. Zwischen Bellinchen und Nieder-Lübbichow sehr
häufig, besonders jenseits Markentun ganze Hänge überkleidend
und in üppigster Entwickelung. Bei Raduhn an den östlichen
Abhängen im Tal zwischen der Ziegelei und dem Vorwerk häufig.
Onobrychis vieiaefolia. An den Abhängen zwischen Bellinchen und
Markentun.
Lathyrus iuberosus. Zwischen Nieder-Saaten und der Raduhner
Ziegelei an den Abhängen und auch in den Weidengebüschen
am Odertal.
L.niger. Bei Bellinchen in der verlassenen Ziegeleigrube einzeln.
Euphorbia palustris. In der Oderaue zwischen Bellinchen und Teer-
ofen.
\-
BEIDEN ERS
)
3
%
a
}
3
4
$-
Zweiter Beitrag zur Flora des märkischen uuteren Odertales. 05-
Viola hirta. Sehr häufig an allen Abhängen zwischen Bellinchen und
Zehden. Im sechsten Grund bei Bellinchen auch blaßbläulich-
weiß und reinweiß blühend.
V. hirta X odorata. Im ungeheurer Menge an den Abhängen zwischen
Bellinchen und Nieder-Lübbichow, viel zahlreicher als die Stamm-
formen.
Peucedanum cervarıa. An den Abhängen bei Bellinchen häufig, nach
Markentun hin abnehmend.
Vincetoxicum album. Zwischen Bellinchen und Nieder-Lübbichow
außerordentlich häufig.
Vinca minor. Am Krähenberg bei Stolzenhagen.
Cuscuta lupuliformis. Im der Oderaue zwischen Bellinchen und Teer-
ofen an mehreren Stellen.
Pulmonaria angustifolia. Bei Bellinchen an einem Abhange über der
Ziegeleigrube ziemlich zahlreich.
P. offieinalis L. f. maculata Aschers. Im, Hölzchen zwischen Stolzen-
hagen und Lunow.
Lithospermum officinale. Zwischen Bellinchen und Markentun ver-
breitet. 2
L. purpwreo-coeruleum. Bei Bellinchen auch noch an einer schattigen
Stelle im ersten Grund jenseits des Gehöftes.
Mentha verticillata.. Am Höhenrandkanal zwischen Bellinchen und
Markentun sehr üppig. und in dichten Beständen. Blätter sehr
groß, ihre Spreite z. B. 11X7 oder 12X6 cm messend.
Galeopsis speciosa (— versicolor). Auf Äckern und am Wege zwischen
Peetzie und Raduhn in großer Menge. Im Bruch bei Stolpe
sparsam.
Stachys Germanicus. Bei Raduhn an den östlichen Abhängen im Tal
zwischen der Ziegelei und dem Vorwerk sparsam.
Scutellaria hastifolia. In der Oderaue bei Bellinchen.
Serophularia alata. Im Wassergrund zwischen Bellinchen und Marken-
tun zahlreich. Am Höhenrandkanal bei Bellinchen. Bei Raduhn
im Elsenbruch zwischen der Ziegelei und dem Vorwerk.
Veronica tewerium. Zwischen Bellinchen und Markentun.
V. longifolia. In der Oderaue zwischen Bellinchen und Teerofen.
Melampyrum arvense. Zwischen Nieder-Saaten und der Raduhner
| Ziegelei. |
Orobanche lutea. Bei Bellinchen an den Abhängen um die Ziegelei-
gsrube an mehreren Stellen in großen Scharen. Zwischen Nieder-
Saaten und der Raduhner Ziegelei sparsam.
96 Roman Schulz: Zweiter Bericht zur Flora des märkischen unteren Odertales.
Sherardia arvensis. Zwischen Bellinchen und Nieder-Lübbichow beim
ehemaligen Vorwerk Zychlin. |
Asperula .cynanchica. Bei Stolzenhagen am Abhang gegenüber dem
Erlenbruch häufig.
Cephalarıa pilosa. Bei Raduhn im Elsenbruch zwischen der Ziegelei
und dem Vorwerk in großer Menge und selır üppig.
Campanula Bononiensis. Zwischen Bellinchen und Markentun ver-
breitet.
C. Sibvrica. Zwischen Bellinchen und Nieder-Lübbichow häufig.
Aster Tinosyris. An den Abhängen zwischen Bellinchen und Nieder-
Lübbichow verbreitet und stellenweise sehr häufig; auch bei
Raduhn an den östlichen Abhängen im Tal zwischen der Ziegelei
und dem Vorwerk in Menge. -
Inula Germanica. Bei Bellinchen an den Abhängen zwischen dem
zweiten und dritten Grund an mehreren Stellen zahlreich.
Senecio barbareifolius. In der Oderaue zwischen Bellinchen und Teer-
ofen.
S. paludosus var. grandidens. Am Oderufer bei Bellinchen.
Lappa nemorosa. Zwischen Bellinchen und Nieder-Lübbichow an
schattigen Stellen, besonders in den Gründen.
Leontodon tarazacoıdes in den Formen leiolaena und lasiolaena in.
der Oderaue bei Bellinchen häufig.
Pieris hieracioides.. Bei Raduhn an den östlichen Abhängen im Tal
zwischen der Ziegelei und dem Vorwerk und besonders zahlreich
und schön am Burgwall, hier bis 1,15 m hoch.
De
' Bericht über den Ausflug des Botanischen
Vereins der Provinz Brandenburg in die
Oranienburger und Liebenwalder Forst.
I. Bericht über den Verlauf des Ausfluges.
Von H. Harms.
Die Verkehrsschwierigkeiten und ungünstigen Verpflegungsverhält-
nisse veranlaßten uns, auch diesmal noch von einer Frühjahrsver-
sammlung abzusehen und statt dessen wie in den vergangenen Jahren
seit 1915 nur einen Ausflug zu veranstalten. Die Aufstellung eines
geeigneten Plans für einen solchen war schwierig. Nach einigen ver-
geblichen Versuchen, die unser zweiter Vorsitzender, Herr E. Jahn,
unternommen hatte, glückte es aber doch, ein Gebiet zu finden, das
lohnende floristische Ausbeute versprach und zugleich nicht allzuweit
von Berlin entfernt lag. Unserm langjährigen Mitgliede, Herrn
M. Rehberg in Oranienburg, der seit Jahren mit der waldreichen
Umgebung des Ortes seiner Wirksamkeit vertraut ist, verdanken wir
in erster Linie die Ausarbeitung des Verlaufs unseres Ausflugs, nach-
dem Herr Jahn bereits vorher die Aufmerksamkeit auf das Vorkommen
des Königsfarns bei Kreuzbruch hingelenkt hatte.
Der dem Ausflugstage vorangehende Sonnabend brachte un-
- freundliches, kühles Regenwetter, das während der Nacht und noch
Sonntagmorgen anhielt und manchen veranlaßt haben mag, auf den
Ausflug zu verzichten. Indessen Kklärte sich der Himmel am Sonntag,
den 15. Juni 1919, immer mehr auf, und wir konnten bei angenehmem,
kühlem, sonnigem Wanderwetter die Schönheiten des ausgedehnten
Waldgebietes genießen. Über 40 Mitglieder des Vereins, dazu noch
mehrere Gäste, auch einige Damen, nahmen teil; im Gasthause
Motzkau gesellte sich noch unser erst kürzlich gewonnenes Mit-
'glied, Herr Lehrer A. Pietsch (Wensickendorf), zu uns, der sich um
die Erforschung der Naturdenkmäler des Kreises Nieder-Barnim be-
-
Verhandl. des Bot. Vereins f. Brandenburg LXI. /
1
ö
|
|
2
|
98 H. Harms:
müht und besonders dem Vorkommen der Elsbeere in den dortigen
Waldungen nachspürt. Die Teilnehmer des Ausflugs trafen kurz vor
zehn Uhr in Lehnitz ein und wanderten von da am südlichen Ufer
des Lehnitz-Sees bis zur Einmündung des Stintgrabens, gingen an
ihm entlang und wandten sich dann durch den Wald nach Schmachten-
hagen. Im Gasthaus Motzkau daselbst wurde gegen ein Uhr das
Mittagessen eingenommen; in dem geräumigen Speisesaal lasen wir
den Spruch: „Was ist des Lebens Sonnenschein? Die Arbeit
und das Fröhlichsein.“ Der Vorsitzende, Herr H. Harms, be-
grüßte die in so großer Anzahl erschienenen Teilnehmer und erinnerte
daran, (daß wir vor noch nicht allzulanger Zeit, nämlich im Jahre
1914, in der weiteren Umgebung Oranienburgs geweilt hatten; da-
mals wurde nämlich unter der Führung von Herrn Rehberg eine
Vorexkursion von Oranienburg aus durch den Sarnow nach Kremnen
veranstaltet, dem Ort unserer letzten Frühjahrsversammlung. Am
24. Mai 1391 tagte der Verein zum ersten Male in Oranienburg, und
wie diesmal wurde eine Wanderung am Lehnitz-See bis zum Stint-
sraben unternommen. Wehmütige Gefühle erweckt in uns der Bericht
über die damalige Versammlung (Verh. XXXIII. 1891 (1892) S.I —
XXIX); von denen, die damals vortrugen (P. Magnus als Vorsitzender,
P. Hennings, E. Jacobasch, L. Wittmack, P. Ascherson, P.
Taubert) weilt nur noch unser hochbetagtes Ehrenmitglied Witt-
mack unter den Lebenden; mit erstaunlicher Rüstigkeit nahm er
auch an dem diesjährigen Ausfluge teil, und der Vorsitzende hob her-
vor, daß es dem Verein eine große Freude sei, Herrn Wittmack an
diesem Tage in unserer Mitte zu sehen. Weiter erinnerte der Vor-
sitzende daran, daß der Verein im Mai 1904 eine Exkursion zur Erforschung
der Flora von Liebenwalde, des unfern Schmachtenhagen gelegenen
Städtchens, unternommen hat, worüber s. Z. E. Ulbrich berichtet hat
(Verh.XLVI1904 (1905) 215). Die genauere Erforschung des Gebiets, dem
unser diesjähriger Ausflug galt, ist also bereitsin Angriff genommen worden.
Zum Schlusse seiner Ansprache dankte der Vorsitzende den Herren
Jahn und Rehberg für ihre Bemühungen um das Gelingen des Aus-
flugs und sprach die Hoffnung aus, daß alle Teilnehmer befriedigt von
dem, was sie gesehen und gesammelt haben, und wohlbehalten heim-
kehren möchten, sowie daß es uns vergönnt sei, im nächsten Jahr zu
der alten Sitte der eigentlichen Frühjahrsversammlung zurückzukehren.
Herr Rehberg übermittelte freundliche Grüße unseres getreuen
Ehrenmitgliedes Herrn Winkelmann (Stettin. Herr Wittmack
dankte für die ihm vom Vorsitzenden gewidmeten Worte der Be-
grüßung und trank auf das weitere Blühen und Gedeihen des Vereins.
Bericht über den Verlauf des Ausfluges. 99
— Bei der Gelegenheit traten vier Herren aus Oranienburg dem
Verein bei (Seminarlehrer Dr. Günther, Oberlehrer Dr. Fritz Krüger,
Oberlehrer Adolf Schneider und Staatl. Praeparandenlehrer W.
Woith).
Nach dem Mittagessen ging es wieder in den Wald. Im Dorfe
Bernöwe (Gasthaus von E. Albrecht), wo wir ein Exemplar von
Morus alba bemerkten, wurde der Kaffee genommen. Von dort führte
uns der Heimweg durch die Liebenwalder Forst über die Osmunda-')
Stelle beim Forsthaus Bismarck und den an der Chaussee gelegenen
Standort der Elsbeere nach der Station Kreuzbruch, von wo wir
gegen 7 Uhr nach Berlin zurückfuhren. Allen Teilnehmern wird der
wohlgelungene Ausflug hoffentlich noch lange eine angenehme Er-
innerung bleiben!
II. Bemerkungen zur Pflanzenwelt der Oranienburger
und Liebenwalder Forst.
Von F. Tessendorff.
Das Ostufer des Lehnitzsees ist sandig, und weist nur eine
schmale Verlandungszone auf. Torfbildung fehlt so gut wie ganz,
während sie auf dem Westufer vorhanden ist; dagegen lassen sich
stellenweise Anfänge einer Schwingrasenbildung beobachten. Man hat
es hier offenbar mit der zuerst von Klinge für das Ostbaltikum?)
nachgewiesenen und überall auch im norddeutschen Flachlande nach-
gewiesenen Erscheinung zu tun, daß die vorherrscheud westliche
Windrichtung der Verlandung der Ostufer größerer Gewässer durch
den Wellenschlag hinderlich ist, und daß daher der Verwachsungs-
prozeb des Ostufers erheblich hinter dem des geschützteren Westufers
zurückbleibt. Schwingrasen vermögen noch am ehesten zu entstehen,
da sie in ihrer Nachgiebigkeit dem Wellenschlag Trotz bieten
können. Bei deren, allerdings meist nur embryonenhafter, Bildung
1) In Ascherson’s FI]. Prov. Brandenburg (1364) 903 wird als Fundort an-
gegeben: zw. Kreuzbruch und Zerpenschleuse; außerdem wird Liebenwalde genannt.
Dieselben Standorte werden S. 552 auch für den mit dem Königsfam zugleich
vorkommenden in der Provinz sehr zerstreuten Siebenstern angeführt.
2) Über den Einfluß der mittleren Windrichtung auf das Verwachsen der
Gewäßer nebst Betrachtung anderer von der Windrichtung abhängiger Vegetations-
erscheinungen im Ostbaltikum. Englers Botan. Jahrbücher, Band 11, p. 264—313.
Rz
100 F. Tessendorf:
beteiligen sich am Ostufer des Lehnitzsees besonders @lyceria
aquatica?) (mit Ustilago longissima) und fast noch mehr Graphephorum
arundınaceum, dagegen wenig Arundo phragmites. Festwurzelnde Ver-
landungspioniere sind daneben Seirpus Tabernaemontani, Typha
angustifolia, Butomus umbellatus, Carex gracilis, Bumex hydrola-
pathum, Nasturtium amphibium. Dazu treten die gewöhnlichen Ufer-
Krautgewächse und Gebüsch von Erlen und Weiden: Salix alba,
S. amygdalına, 8. vimimalis, 8. nigricans, 5. cimerea.
Zwischen dem See und dem Stintgraben fällt ein lichter Be-
stand von stattlichen Quereus Robur auf, deren Stämme mit Pertusaria
globulifera (Turn.) Nyl.*) Phlyetis argena (Ach.) Krb., Parmelia fuli-
ginosa (Fr.) Nyl. besetzt waren. An Pappeln wurden Xanthoria
parietina (L.) Th. Fr., Physcia aipolia (Ach.) Nyl. und Ph. pulveru-
lenta (Hottm.) Nyl. hamanlı,
Am Stintgraben zeigten sich u. a. Alhyrıum fiix femina,
Aspidium spinulosum, A. filix mas, Glyceria fluitans, Seirpus silvatieus,
Lysimachia thyrsiflora, unter Sträuchern: Festuca gigantea, Geranium
Robertianum, Heracleum sphondylium, Inula vulgarıs. An der
Böschung Turritis glabra; hier auf dem Sande Oladonia fimbriata
(L.) Fr. f. simple (Weis) Flot. und f. prolifera (Retz.) Mass. An
Erlen- und Birkenstämmen: Psora ostreata Hoffm., Pertusaria amara
(Ach.) Nyl., Lecanora varıa Ach., Parmeliopsis aleurites (Ach.) Nyl., £.
ambigua (Wulf.) Nyl., Farmelia physodes (L.) Ach. P. furfuacea (L.)
Ach., Evernia prunastri (L.) Ach. Bei einem Besuche im Herbste
fiel an mehreren Stellen unter dem Gebüsch die in der ganzen
Gegend häufige Potentilla procumbens in besonders schöner Ent-
wickelung mit Scheinachsen von über !/sz m Länge auf.
Der Weg vom Stintgraben nach Schmachtenhagen führt
größtenteils über sterilen Dünensand, der von Pinus silvestris in wenig
guter Entwickelung bestanden ist. Den Unterwuchs bildet eine aus-
gesprochene Arra flexuosa-Assoziation. Die an Individuenzahl völlig
überwiegende Haupt-Art begleiten:
Pteridium aquilinum, Anthoxantum odoratum, Aera praecox (be-
sonders auf den Wegen), Poa pratensis, Festuca ovina, Carex leporına,
Rumex acetosella, Dianthus deltoides, Spergula vernalis, Teesdalea
nudicaulis, Potentilla argentea, Polygala vulgare, Hypericum per-
foratum, Armeria armeria, Jasione montana, Hypochoeris radicata,
3) Nomenklatur nach Ascherson und Graebner „Flora des Nordost-
deutschen Flachlandes“.:
4) Die Flechten von J. Hillınann bestimmt, Moose von P, Claußen, E.
Jahn und L. Loeske,
RTL TER MEN:
Ne er a LE Da ae
Bemerkungen zur Pflanzenwelt der Oranienburger u. Liebenwalder Forst. 101
Hieracıum pilosella, H. murorum. — Polytrichum piliferum Schreb.,
Hylocomium Schreberi (Willd.) Schreb., Dieranum undulatum Ehrh.,
Hylocomium squarrosum (L.) B. S., Brachythecium ceurtum Lindbg. —
Oladonia temwis (Flk.) Harın., ©. sylvatica (L.) Hoffm., ©. gracilis (L.)
Willd. var. chordalıs (FIk.) Schaer., an den Kiefern: Psora ostreata Hoffm.,
Parmelia physodes (L.) Ach., P. farınacea Bitt. (nur an einer Stelle).
An der Chaussee vor Schmachtenhagen an Fagus silvatica:
Oetraria chlorophylla (Humb.) Schaer., Dieranum montanum Hedw.,
Orthotrichum affıne Schrad. und das Lebermoos Radula complanata
und an Backstein-Mauern im Dorfe: Lecamora galactina Ach., Colo-
placa decipiens (Arn.) und Xanthoria parietina (L.) Th. Fr.
Von Schmachtenhagen nach Bernöwen durchwandert man in
der Hauptsache wieder einen auf Dünensand stehenden dürftigen
Kiefernwald, dem im Gegensatz zu vorhin die Assoziation der der«
flexuosa fast völlig fehlt. Den Unterwuchs bilden in offener Be-
siedelung: Weingaertneria camescens, Aera caryophyllea, Festuca
ovina, Oerastium semidecandrum, Spergula vernalis, Seleranthus perennis,
Ornithopus perpusillus, Helichrysum arenarıum, Hypochoeris radicata,
Hieracium pilosella u. a. Dazu von Moosen: Polytrichum piliferum
Schreb., Ceratodon purpureus (L.) Brid., Hylocomium Sehreberi (Willd.)
Schreb., Dieranum scoparium (L.) Hedw., D. undulatum Ehrh., D.
montanum Hedw., Webera nutans (Schreb.) Hedw., von Flechten: Biatora
gramulosa (Chrt.), Cladoniarangiferina (L.) Web. (wenig), C. sylvatica (L.)
Hoffm. mit f. pygmaea Sandst., ©. deformis Hoffm. f. erenulata Ach.,
©. uncialis (L.) Web., ©. fwrcata (Huds.) Schrad. m. palamaea (Ach.)
Nyl, © foliacea (Huds.) Schaer. var. alcicornis (Lightf.) Schaer,
Cetrarıa aculeata (Schreb.) Fr. Von einer Assoziation, die eine
ökologische Einheit im Gegensatz zu einer topographischen bezeichnen
soll, kann man hier kaum sprechen. Dagegen lassen sich größere und
kleinere Gruppen von Pfleridium aquilinum und ebensolche von Vac-
camum vitis Idaea als ökologische Einheiten auffassen. Man kann sie,
da sie im Gegensatz zu der aus einer Mehrzahl von Arten und Lebens-
formen zusammengesetzten Assoziation nur aus einer einzigen Art
gebildet werden, nach dem Vorschlage des Züricher Vegetations-
forschers H. Gams?) als Synusien bezeichnen.
Kurz vor Bernöwe stehen einige recht gut entwickelte Morus
alba, deren Stämme Phlyetis argena (Ach.) Nyl, Paurmelia suleata
Tayl.,. P. fuliginosa (Fr.) Nyl., Xanthoria parietina (L.) Th. Fr., X.
candelaria (Ach.) Nyl., Physcia tenella (Scop.) Nyl. tragen.
5) „Prinzipienfragen der Vegetationsforschung“. Vierteljahrsschr. Naturf. Ges.
Zürich, LXIII. 1918, p. 298—493.
102 F. Tessendorff:
In Bernöwe wurden auf einem Strohdache festgestellt: Cera-
todon purpwreus (L.) Brid., Hypnum cupressiforme L., Dieranoweissia
cirrata (L.) Lindb., Polytrichum piliferum Schreb. und auf den Moosen
Oladenia gracilis (L.) Willd. m. aspera Flik. und C. glauca Flk. £.
capreolata (Flk.)Sandst.
Auf dem Talsande zwischen Bernöwe und Kreuzbruch ge-
deiht ein recht stattlicher Mischwald aus Pinus silvestris und Fagus
silvatica mit eingestreuten Oarpimus Betulus, Betula verrucosa, Quer-
cus robur, zum Teil mit reichem Unterholz. An Eichen Cortierum
quercinum, Polyporus brumalıs (Pers.), auf Stümpfen Aulocomnium
androgynum (L.) Schwäg. Der Bodenwuchs ist reich an Gräsern
und Kräutern, von denen nur Hieracium vulgatum Fr. ssp. pinnati-
fidum Lönn. und ssp. irriguum Fr., sowie H. laevigatum Willd. ssp.
tridentatum Fr. genannt seien (von H. Zahn bestimmt). Im lichteren
Mischwalde ist Vaceintum myrtillus reich entwickelt, ‚verschwindet
aber, sobald ihm infolge dichteren Unterholzes die Beschattung zu
SE wird.
Auf kleineren Dinen streiten sich Vaccmium myrtillus und
Calluna vulgarıs um die Herrschaft, dazwischen Horste von Genista
pilosa und kleine Herden von Pulsatilla pratensis und Hypericum
perforatum. Hier auch Dieranum undulatum Ehrh., Hylocomium
Schreberi (Willd.) Schreb. und (das im Mischwald häufiger Polytrichum
formosum Hedw.
Von Flechten finden sich an Pinus silvestris: Parmelia physodes
(L.) Ach., Usnea hirta (L.) Hoffm., Alectoria jubata (L.) Nyl., an
Betula verrucosa: Psora ostreata Hoftfm., Parmeha furfuracea (L.)
Ach., Cetraria chlorophylla (Humb.) Schaer., Alectoria jubata (L.)
Nyl., an Carpinus betulus: Pertusarıa amara (Ach.) Nyl., an Quercus
robur: Phlyctis argena (Ach.) Krb., Ramalina farınacea Ach., Evernia
prunastri (L.) Ach., an Baumstümpfen: COladomia digitata Schaer. f.
monstrosa (Ach.) Wain. (fruchtend) und £. brachytes Wain., ©. macılenta
(Hoffm.) Nyl. £. styracell« (Ach.) Wain. auf der Erde (Wegränder):
Biatora granulosa (Ehrh.), B. uliginosa (Schrad.) Fr., B. eornutora-
diata (Coem.) Zopf.
Nahe der Bahn Reinickendorf-Liebenwalde wächst ein
ansehnliches Exemplar von Pirus torminalis und nicht weit davon
sedeihen einige, zum Teil recht stattliche Bestände von Osmunda
regalis in Begleitung von Aspidium filix mas, Calamagrostis epigea,
Trientalis europaea usw. Der Siebenstern, dem J. Trojan eines
seiner lieblichsten Gedichte gewidmet hat (Verh. LVIIIT 1916, 8.61),
hatte gerade seine weißen Blüten entfaltet, die aus dem hellen Grün
Bemerkungen zur Pflanzenwelt der Oranienburger u. Liebenwalder Forst. 103
der Wedel des Königsfarns hervorleuchteten. Über Elsbeere und -
Königsfarn schreibt Herr Rehberg-Oranienburg: „Im Jagen 108
(Belauf Bismarck) stehen ein stärkerer Elsbeer-Stamm von 1.20 m
Umfang und zahlreiche Schößlinge, unter denen sich bereits ein
Bäumchen befindet. Ein noch schöner gewachsener Baum von gleicher
Stärke stand früher im Jagen 165 (Belauf Rehhorst), ist aber im
vergangenen Winter leider abgeschlagen worden. Des jetzt noch
vorhandenen starken Baumes hat sich der Bezirksverein Nieder-
barnim-Land des Deutschen Lehrervereins für Naturkunde angenommen.
Durch eine Eingabe an die staatliche Oberförsterei Liebenwalde ist
erreicht worden, daß der jetzige Oberförster Schlobach in liebens-
würdiger Weise den Schutz des Baumes versprochen hat. Vor allen
Dingen soll für eine genügende Kennzeichnung gesorgt werden. Der
Verein wird trotzdem weiterhin sein Augenmerk auf den Baum richten.
In strauchartiger Form findet sich Pirus torminalis noch in den
Jagen 133, 139, 143 und 145 im Belauf Rehhorst. Über den Schutz
von Osmunda regalis schweben noch Verhandlungen.“
II. Verzeichnis
der auf dem Äusfluge gesammelten Gallen.*)
Von H. Zeller.
Eriophyes macrorhynchus Nal. auf Acer pseudoplatanus; E. hippo-
castanı Fockeu auf Aesculus hippocastanum; E. laevis Nal. und #.
Nalepar Fockeu auf Alnus glutinosa,; E. brevitarsus Fockeu auf Almus
glutinosa und A. ıncana; Anthomyia signata Brischke auf Athyrıum
filix femina,; Eriophyes rudıs Can. auf Betula verrucosa,; E. macrotrichus
Nal. u. E. tenellus Nal. auf Carpinus betulus; E. goniothorax Nal. auf
Crataegus oxyacantha; Dasyneura subpatula Bremi auf Euphorbia
cyparisstas; Mikvola fagı Hartig, Eriophyes stenaspis Nal. u. E. nervi-
seguus Can. auf Fagus silwatica; Dasyneura hypericvı Bremi auf
Hypericum perforatum; Cnaphalodes strobilobius Kalt. auf Picea
exccelsa,; Eriophyes piri Pag. var. varvolatus Pag. auf Pirus aucuparıa
*), Herrn Regierungsrat Dr. H. Zeller sei im Namen des Vereins für das von
ihm freundlichst zur Verfügung gestellte Verzeichnis der Gallenfunde bester Dank
ausgesprochen.
BREE Zelle r:
I
u. P. torminalis; Phyllocoptes populi Nal. u. Dasyneura ;
auf Populus tremula; Epitrimerus trilobus Nal. auf Sambucus
Eriophyes Loewi Nal. auf Syringa vulgaris; Wirrzöpfe an
fragilis; Pontania viminalis L. auf Salix purpurea; P. ped
Hart. auf Salix aurita; Gallmilben (Ross n. 1708; enge feste Bl
randrollung) auf Salix alba; Phyllocoptes magnirostris Nal. auf Salix
fragilis; Eriophyes tiliae tiliae Nal. auf Tilia platyphyllos; E.tiliae
liosoma Nal. auf Tilia ulmifolia; Tetraneura ulmi De Geer, Coloph
compressa Koch und Eriophyes brevipunctatus Nal. auf Ulmus campe
Verzeichnis der Mitglieder
des
* Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg.
BUTTER SERIE FRE 0 FREIEN,
ai a na
F Vorstand für 1999 —1920.
Jahn, Prof. Dr. E., Vorsitzender.
Weisse, Prof. Dr. A., erster Stellvertreter.
Harms, Prof. Dr. H., zweiter Stellvertreter.
Loesener, Prof. Dr. Th., Schriftführer.
Moewes, Prof. Dr. F., erster Stellvertreter.
Tessendorff, F., Oberlehrer, zweiter Stellvertreter und Bibliothekar.
Güldenpfennig, R., Apotheker, Kassenführer.
Ausschuß für 1919-—1920.
Glaussen, Regierungsrat, Prof. Dr. P.
Diels.Pror-Dr 1.2
OÖsterwald, Prof. Dr. K.
Pilger, Prof. Dr..R.
seritzel, ProeBDr. BE:
Ulbrich, Dr. E.
Redaktionskommission.
Außer den drei Schriftführern
Urban, Geh. Regierungsrat, Prof. Dr. 1.
Schulz, O. E., Lehrer.
Kolkwitz, Prof. Dr. R.
106 Verzeichnis der Mitglieder.
Kommission zur Herausgabe einer Kryptogamen-
Flora der Provinz Brandenburg.
Kolkwitz, Prof. Dr. R., Schriftführer, in Berlin-Steglitz, Rothenburg-
straße 30 (Algen).
Claussen, Prof. Dr. P., Regierungsrat.
Hieronymus, Prof. Dr. G. (Algen).
Hillmann, Joh., Oberlehrer (Flechten).
Jahn, Prof. Dr. E., Oberlehrer.
Moeller, Prof. Dr. A., Geh. Regierungsrat, Oberforstmeister (Pilze).
Pilger, Prof. Dr. R., Kustos.
Schulz, Roman, Lehrer (Pilze).
Warnstorf, K. (Moose).
Bestimmungskommission.
Für Mitglieder, die für ein Spezialgebiet Ratschläge oder Be-
stimmungen wünschen, hat der Vorstand folgende vorläufige Liste
solcher Herren zusammengestellt, die in den Einzelgebieten Auskunft
erteilen wollen:
Phanerogamen (F. Tessendorff, E. Ulbrich).
Gefäßkryptogamen (G. Brause).
Moose (K. Osterwald, L. Loeske).
Süßwasseralgen (R. Kolkwitz).
Meeresalgen (R. Pilger).
Hutpilze (Roman Schulz).
Ascomyceten (W. Kirschstein).
Phycomyceten und niedere Pilze (P. Claussen).
Flechten (J. Hillmann).
Myxomyceten, Flagellaten, Man (E. Jahn).
Gallen (H. Harms).
l. Ehrenmitglieder.
CGonwentz, Prof. Dr. H., Geh. Regierungsrat, Leiter der staatlichen
Stelle für Naturdenkmalpflege (Berlin W., Grunewaldstr. 6—7),
in Berlin W. 57, Elßholzstr. 13.
Be ..
e
Verzeichnis der Mitglieder. 107
De Vries, Dr. H., Professor der Botanik a. d. Universität Amsterdam,
in Lunteren, de Boeckhorst (Holland).
Engler, Dr. A., Geh. Oberregierungsrat, Professor der Botanik an
der Universität, Direktor des Botanischen Gartens und Museums,
Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Berlin, in Berlin-
Dahlem, Altensteinstr. 9.
Focke, Dr. W.O., Medizinalrat in Bremen, Steinernes Kreuz 5.
Geisenheyner, L., Oberlehrer in Kreuznach.
Radlkofer, Dr. L., Geh. Hofrat, Professor der Botanik an der Uni-
versität in München, Sonnenstr. 7.
Schröter, Dr. K., Professor der Botanik am Eidgenöss. Polytechnikum
in Zürich V, Merkurstr. 70 (Schweiz).
Schweinfurth, Prof. Dr. G., in Berlin-Schöneberg, Kaiser Friedrich-
straße 8.
Stapf, Dr. Otto, Keeper of Herbarium and Library, Kew bei London,
Royal Botanic Gardens.
Stephani, Fr., in Leipzig-Oetzsch, Städtelner Str. 52.
Urban, Prof. Dr. I., Geh. Regierungsrat, in Berlin-Lichterfelde, Astern-
platz 2.
Warming, Dr. E., Professor der Botanik und emer. Direktor des
Botanischen Gartens in Kopenhagen-Valby, Bjerregaardsvei >.
Warnstorf, Prof. K., Mittelschullehrer a. D., in Berlin-Friedenau
(Schöneberg), Kranachstr. 36 II.
Wettstein, Ritter von Westersheim, Dr. R., Hofrat, o. ö. Professor
der Botanik an der Universität, Direktor des Botanischen In-
stituts und. des Botanischen Gartens in Wien III, Rennweg 14.
Winkelmann, Prof. Dr. J., in Stettin, Pölitzerstr. 85 III.
Wittmack, Dr. L., Geheimer Regierungsrat, ord. Honorarprofessor an
der Universität, in Berlin-Lichterfelde-Ost, Hobrechtstr. 10.
II. Korrespondierende Mitglieder.
Arcangeli, Dr.@., Professor der Botanik und Direktor des Botanischen
Gartens in Pisa.
Briquet, Dr. J., Direktor des Botanischen Gartens in Genf (Schweiz),
La Console, Route de Lausanne.
Christ, Dr. H., Oberlandesgerichtsrat in Riehen bei Basel, Burgstr. 110.
v. Degen, Dr. A., Privatdozent an der Ungar. Universität und Leiter
der Ungar. Samenkontrollstation in Budapest VI, Värosligeti
fasor 20h.
108 Verzeichnis der Mitglieder.
Gradmann, Prof. Dr. R., in Erlangen, Theaterplatz 291.
Hackel, Prof. E.,, in Attersee (Ober-Österreich).
- v. Kirchner, Di O., Geh. Hofrat, früher Prof. a. d. Landwirtschaftl.
Hoch chule in een bei Stuttgart, in München, Georgen-
straße 82.
Klebahn, Prof. Dr. H., in Hamburg 30, Curschmannstr. 27.
Krieger, W., Oberlehrer in Königstein a. Elbe.
Maly, K., in Sarajevo (Bosnien), Bosn. Herzegov. Landesmuseum.
Nathorst, Prof. Dr. A. @., Mitglied der Akademie, Direktor des
phytopalaeontologischen Museums in Stockholm.
Penzig, Dr. O., Professor der Botanik und Direktor des Botanischen
Gartens in Genua, Corso Dogali 1.
Pirotta, Dr. R., Professor der Botanik und Direktor des Botanischen
Gartens in Rom, Via Panisperna S9b.
Robinson, Prof. Dr. B. L, Kurator des Gray Herbariums an der
Harvard Universität in Cambridge, Mass., U. S. A.
Sandstede, H. in Zwischenahn (Oldenburg).
Terracciano, Dr. A., Professor der Botanik und Direktor des
Botanischen Gartens in Sassari (Sardinien).
Terracciano, Dr. N., Gartendirektor a. D. in Bagnoli bei Neapel.
Weber, Dr. ©. A., Professor an der Moorversuchsstation in Bremen,
Friedrich Wilhelmstr. 24.
Wille, Prof. Dr. J. N. F., Direktor des Botanischen Gartens und
Museums in Kristiania. SE
IN. Ordentliche Mitglieder.
(Die Namen der lebenslänglichen Mitglieder — vergl. S 5 der Statuten — sind
fett gedruckt. — Die mit * bezeichneten Mitglieder bezahlen freiwillig mehr als
8 Mk. jährlich.)
Abromeit, Dr. J., Prof., Assistent am Botanischen Garten, Privat-
dozent an der Universität in Königsberg i. Pr., Goltz Allee 28a.
Ahrens, Th. G., Dr. phil., in Berlin-Wilmersdorf, Landauerstr. 4.
Alexander, Dr. A., prakt. Arzt in Rehfelde (Ostbahn), bei Ingenieur
Schüler.
Anders, G., Lehrer in Charlottenburg, Königin Elisabethstr. 50.
Andres,-H., Lehrer in Bonn a. Rh., W., Argelanderstr. 124 II.
Luisestr. 19.
Arndt, Alwin, Mittelschullehrer in Berlin-Friedenau, Knausstr. 38
3
}
j
4
ee
Appel, Prof. Dr. O., Geh. Regierungsrat, Mitglied der Biolog. Reichs-
Anstalt für Land- und Forstwirtschaft in Berlin-Dahlem, Königin
Verzeichnis der Mitglieder. 109
"Arnhold, E. Geh. Kommerzienrat in Berlin W. 10, Regentenstr. 19
| (zahlt ainmler 20 MR.).
Bartke, Prof. R., Oberlehrer in Cottbus, Turnstr. 0%
a Tornas Öberlehrer in Berlin-Wilmersdorf, Weimarische-
strasse 31.
Bauch, Dr. K., Oberlehrer in Berlin NW. 87, Elberfelderstr. 36.
Baur, Dr. E., Professor an der Landwirtschaftl. Hochschule, Privat-
dozent an der Universität Berlin, Direktor des Instituts für Ver-
erbungsforschung (Saarmunder Landstr.) in Potsdam, Sedanstr. 7.
Behnick, E., Inspektor am Botanischen Garten in Heidelberg (Baden),
Verlängerte Mönchhofstr.
Behrendsen, Dr. W., Generaloberarzt in Potsdam, Am Kanal 68.
Behrens, Prof. Dr. J., Geheimer ÖOberregierungsrat, Direktor der
Biologischen Reichs-Anstalt für Land- und Forstwirtschaft in
Berlin-Dahlem, Königin Luisestr. 19.
Benecke, Dr. W., Professor an der Universität, Direktor des Bota-
» nischen Instituts in Münster (Westfalen).
Benedict, Fräulein Charlotte, in Berlin SW. 61, Tempelhofer Ufer 1.
Berkhout, A.H., Professor an der Laubanhochschule in Wageningen
(Niederlande):
Beyer, R., Professor in Berlin NW. 23, Lessingstr. 5
Bitter, Prof. Dr. G., Direktor des Bor amiechen an in Bremen,
Metzerstr. 63.
Bochum, A., in Berlin-Tempelhof, Dorfstr. 44.
Bock, K., Lehrer in Berlin-Pankow, Gaillardstr. 2.
Boehme, Willy, Musikdirektor in Berlin SO. 36, Reichenbergerstr. 146.
Boerner, Fr., Gehilfe am Botanischen Garten, in Berlin-Lichterfelde,
Potsdamerstr. 48.
Born, Prof. Dr. A., Oberlehrer in Berlin SW. 61, Urbanstr. 185.
Bornmüller, J., Professor in Weimar, Herbarium Haußknecht,
Cranachstr. 121.
Bothe, H., Seminaroberlehrer in Havelberg.
Brand, Prof Dr. A., Oberlehrer in Sorau (Niederlausitz), Ziegeleiweg 3.
Brasch, A., Oberlehrer in Charlottenburg, Königin Luisestr. 3 II.
Brause, G., Oberstleutnant a. D. in Berlin-Steglitz, Elisenstr. 1.
von Brehmer, Dr. W., Assistent am Forschungs-Institut für Kartoffel-
bau in Berlin-Dahlem, Altensteinstr. 30.
Brendel, R., Fabrikant botanischer Modelle in Berlin-Grunewald,
Bismarck-Allee 37.
Brenning, Dr. M., Sanitätsrat, uk, Arzt in Berlin O. 34, Tilsiter-
straße 22. 2
110 Verzeichnis der Mitglieder.
von Brocke, L., Rentier in Berlin-Steglitz, Grunewaldstr. 261.
Buchwald, Prof. Dr. J., Direktor der Versuchsanstalt für Getreide-
verarbeitung, Dozent an der Landwirtschaftlichen Hochschule
in Berlin NW. 23, Klopstockstr. 49.
Buder, Dr. J., außerordentl. Professor an der Universität in Leipzig,
Linnestr. 1. ;
Bünger, Prof. Dr. E., Oberlehrer in Spremberg (Lausitz), Drebkauer-
straße 6.
Burret, Dr. M., Assistent am Botanischen Institut der Landwirt-
schaftlichen Hochschule, in Charlottenburg, Sybelstr. 5.
Buscalioni, L., Prof. Dr., in Catania (Sicilia).
Büttner, Prof. Dr. R., Öberlehrer in Berlin-Karlshorst, Auguste
Victoriastr. 4.
Charton, J.D., Musikalien-Verleger in Berlin W. 30, Bar’barossastr. 31.
Claussen, Prof. Dr. P., Regierungsrat, Mitglied der Biologischen
Reichs-Anstalt für Land- und Forstwirtschaft in Dahlem, Privat-
dozent an der Universität, in Berlin-Steglitz, Rothenburgstr. 41.
Collin, Prof. Dr. A., Kustos am Museum für Naturkunde in Berlin N.4,
Invalidenstr. 43.
Correns, Prof. Dr. K, Geh. Regierungsrat, Mitglied der Akademie
der Wissenschaften, Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für
Biologie in Berlin-Dahlem, Post Lichterfelde 3, Van’t Hoffstr.
Dammer, Prot. Dr. U. in Karlsruh bei Battin, Post Groß-Rambin
(Kreis Belgard, Pomn.).
Decker, P., Mittelschullehrer in Forst (Lausitz), Charlottenstr. 17.
v. Degen, Dr. A., Privatdozent an der Ung. Universität und Leiter der
Ungar. Samenkontrollstation in Budapest VI, Värosligeti fasor 20 b.
Diederichs, Prof. Dr. Rudolf, Oberlehrer an den vereinigten Gymnasien
in Brandenburg an der Havel, Magdeburgerplatz 4.
Diels, Dr. L., Professor der Botanik an der Universität, Unterdirektor
des Botanischen Gartens und Museums in Berlin-Dahlem, Königin
Luisestr. 6—8.
Dittrich, Prof. Dr. G., Oberlehrer in Breslau XVI, Uferzeile 14.
Dröge, Ernst, Seminaroberlehrer, Berlin S. 59, Jahnstr. 12.
Duysen, Dr. Franz, Dozent an der Landwirtschaftlichen Hochschule,
Berlin NW. 23, Altonaerstr. 10.
Egeling, Dr. G., Apothekenbesitzer in Ponce, Portorico.
Emmerling, Prof. Dr. Oskar, in Sondershausen, Karlstr. 15.
Fedde, Prof. Dr. F., Oberlehrer, Herausgeber von Just’s botanischem
Jahresbericht und des Repertorium specierum novarım, in
Dahlem, Post Berlin-Lichterfelde 3, Fabeckstr. 49.
ERIE Tr na,
Verzeichnis der Mitglieder. ol:
Fiedler, C., Rentner in Berlin NW. 21, Oldenburgerstr. 5.
Finkelstein, Frau Zilla, geb. Feinberg, z. Z. in London NW,,
White Lodge, 55 Finchley Road, später in Palaestina (Palestine
Office, Emigration Departement).
Fischer, Prof. Dr. Hugo, Essen a. d. Ruhr, Huyssenstr. 19.
Fleischer, Prof. M., Kunstmaler und Bryologe, in Berlin W. 15,
Düsseldorferstr. 73.
Fuhrmeister, Willy, Oberlehrer in Eichwalde (Kreis Teltow), Kron-
prinzenstr. 30.
Gebert, F., Postsekretär in Cottbus, Luisenstr. 4.
Gehrmann, Dr.K., bisher Leiter des Botanischen Gartens in Rabaul,
Deutsch-Neu-Guinea. (Anschrift: Obernigek b. Breslau, Waldstr. 11.)
Gerber, Julius, Rechnungsrat, in Berlin N. 24, Linienstr. 115.
Gilg, Dr. E., Professor der Botanik an der Universität zu Berlin,
Kustos am Botanischen Museum in Berlin-Dahlem, Königin
Luisestr. 6—8.
Gladbach, Wilh., Apotheker, Cöln, Norbertstr. 38.
Görz, R., Mittelschullehrer in Brandenburg a. H., Packhof 27.
Gothan, Prof. Dr. W., Kustos an der Geologischen Landesanstalt,
Dozent an der Technischen Hochschule, Berlin N. 4, Invaliden-
straße 44.
Graebner, Prof. Dr. P., Kustos am Botanischen Garten, Dozent an
der Gärtnerlehranstalt zu Dahlem, in Berlin-Lichterfelde W.,
Viktoriastr. 8.
Grimme, Dr. A., Kreistierarzt in Kiel, Herzog Friedrichstr. 21.
Grohmann, Wilh., Seminarkandidat in Berlin-Lichterfelde, Viktoria-
straße 13.
Groß, Dr. H., in Allenstein in Ostpreußen, Kaiserstr. 15.
Groß, R., Lehrer in Berlin O. 34, Richthofenstr. 31.
Grüning, Dr., Oberstabsarzt z. D. in Breslau XVI, Lutherstr. 20.
Grumpelt, C©. A., Buchhändler in Leipzig-Plagwitz, Nonnenstr. 26.
Güldenpfennig, R., Apotheker in Berlin-Steglitz, Beymestr. 6.
Günther, Hans, Polizeisekretär in Berlin-Steglitz, Filandastr. 27.
Günther, Prof. Joh., Oberlehrer in Berlin-Zehlendorf (Wannseebahn),
Heidestr. 19.
Günther, Dr. phil., Seminarlehrer in Oranienburg, Poststr. 1.
Haberlandt, Prof. Dr. G., Geh. Regierungsrat, Mitglied der Akademie
der Wissenschaften, Direktor des pflanzenphysiologischen In-
stituts der Universität in Berlin-Dahlem, Königin Luisestr. 1.
von Hanstein, Prof. Dr. R, in Berlin-Lichterfelde 3 (Dahlem),
Werderstr. 24.
112 Verzeichnis der Mitglieder.
Harms, Prof. Dr. H., wissenschaftlicher Beamter an der Akademie der
der Wissenschaften zu Berlin, in Berlin-Friedenau, Ringstr. 44.
Hauchecorne, W., Geheimer Justizrat in Charlottenburg 2, Carmer
straße 11.
Haudering, W., Taubstummenlehrer in Guben, Hundsgasse 17 c.
Hedicke, Dr. Hans, Zoologe in Berlin-Steglitz, Albrechtstr. 87.
Hegi, Dr. G., Professor der Botanik an der Universität in München,
Tengstr. 18. 2
Heine, Prof. E,, Lehrer für Naturwissenschaften an der Gärtner-
lehranstalt zu Dahlem, in Berlin-Steglitz, Zimmermannstr. 36.
Heinricher, Prof. Dr. E., Hofrat, Direktor des Botanischen Gartens
in Innsbruck-Hötting.
Herberg, Dr. Martin, Oberlehrer in Potsdam, Französische Straße 9.
Hermann, F., Amtsgerichtsrat in Bernburg, Franzstr. 13.
Herter, Prof. Dr. W., Assistent an der Versuchsanstalt für Getreide-
verarbeitung, in Berlin-Steglitz, Vionvillestr. 11/12.
Herz, A., Kaufmann in Chikago, 433 Oakdale Avenue.
Hieronymus, Prof. Dr. G., Kustos am Botanischen Museum zu Dahlem,
in Berlin-Steglitz, Grunewaldstr. 27.
Hillmann, Joh., Oberlehrer in Berlin-Pankow, Breitestr. 15 II.
Hinneberg, Dr. P., in Altona, Floettbeker Chaussee 29.
Hörnlein, Dr. Max, Amtsrichter a. D., juristischer Bevollmächtigter
bei der Reichsgetreidestelle, in Berlin W. 30, Nollendorfplatz 6.
Höstermann, Dr. G., Vorstand der pflanzenphysiologischen Abteilung
der Gärtnäßlehranstalt in Dahlem, in Berlin-Steglitz, Schloßstr. 32.
Hoffmann, Victor, prakt. Arzt, in Charlottenburg 5, Schloßstr. 29T.
Hokemeyer, Seminarlehrer, in Fürstenwalde, Lehrer-Seminar.
Holzfuß, E. Mittelschullehrer und Abteilungsvorsteher für Botanik
am Museum in Stettin, Heinrichstr. 1.
Irmscher, Dr. E., Assistent am Institut für Allgemeine Botanik und
Kustos am Herbarium, in Hamburg, Jungiusstr.
Jaap, O. Lehrer a. D., Privatgelehrter in Hamburg 25, Burggarten 3.
Jahn, Prof. Dr. E., Oberlehrer in Charlottenburg 5, Witzlebenstr. 41.
Jor dan. Oswald, Ssrhdlehes. in Havelberg.
rn, Lehrer a. D., in Groß-Kienitz bei Dahlewitz, Kreis Teltow g
Karstädt, K., ande ine in Tzschetzschnow bei Frankfurt a. O. E
Kasack, Walther, Oberlehrer, Berlin-Lichterfelde We Komman-
dantenstr. 4. 7
Kirschstein, W., ordentlicher Lehrer am Lyceum in Berlin- Pankow, 3
Neue Schönhler ir. Sal
Klitzing, H., Baumschulbesitzer in Ludwigslust.
Verzeichnis der Mitglieder. 113
Knuth, Prof. Dr. R., Oberrealschuldirektor in Charlottenburg, Schloß-
straße 27.
Köppel, C., Oberförster, in Rowa bei Stargard in Mecklenburg.
Kolkwitz, Prof. Dr. R., Privat-Dozent der Botanik an der Universität
und Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin, wissenschaftl.
Mitglied der Landesanstalt für Wasserhygiene, in Berlin-Steglitz,
Rothenburgstr. 30.
Koorders, Dr. S. H., in Buitenzorg (Java), Hotel Bellevue.
Koppelmann, H., stud. phil. in Berlin NW. 23, Lessingstr. 32.
Kotte, W., cand. phil. in Berlin-Südende, Berlinerstr. 21.
Kränzlin, Dr. @., in Wolfenbüttel, Campestr. 7.
Krause, Dr. Arthur, Professor an der Luisenstädtischen Oberreal-
schule zu Berlin, in Berlin-Lichterfelde, Paulinenstr. 27.
Krause, Dr. K., Kustos am Botanischen Museum zu Dahlem, Berlin-
Steglitz, Albrechtstr. 72.
Kroll, Günther H., Lehrer in Berlin NW. 21, Oldenburgerstr. 9.
Krüger, Dr. Fr., Oberlehrer in Oranienburg, Roonstr. 8.
Küster, Prof. Dr. E., in Bonn a. Rh., Endenicher Allee 24.
Kuhlbrodt, H., Lehrer in Neu-Ruppin, Friedrichstr. 26.
Kuntze, Prof. Dr. G., Oberlehrer in Berlin SW. 47, Katzbach-
straße 21IIl.
Kuntzen, Dr. Heinrich, Assistent am Zoologischen Museum, Berlin N.,
Invalidenstr. 43.
“ Kurtz, Dr. F., Professor der Botanik an der Universität in Cordoba
(Argentinien).
Lande, M., Verlagsbuchhändler in Berlin-Schöneberg, Mühlenstr. 8.
Laubert, Dr. R., Technischer Rat, ständiger Mitarbeiter an der
Biologischen Reichs-Anstalt für Land- und Forstwirtschaft in
Dahlem, in Berlin-Zehlendorf, Elfriedenstr. 5.
Lauche, R., Parkdirektor in Muskau.
Ledermann, C., Berlin-Dahlem, Botanisches Museum, Königin Luise-
strabe 6—8, (z. Z. in Lausanne).
Leeke, Dr. P., Oberlehrer in Berlin NW. 87, Wikinger Ufer 7.
Lehmann, Prof. G., Gymnasiallehrer a. D., in Templin U.-M., Prenz-
lauer Chaussee 5.
Lehmann, Dr. E., Professor an der Universität Tübingen, Botanisches
Institut, Lustnauer Allee.
Leisering, Prof. Dr. B., Realschuldirektor in Berlin NO. 43, Am
Friedrichshain 15.
Lemcke, H., Juwelier in Berlin N. 24, Auguststr. 91.
Lewin, Kurt, Studienassessor in Berlin-Treptow, Hoffmannstr. 12.
114 Verzeichnis der Mitglieder.
Limpricht, Dr. W., Oberlehrer in Berlin-Schöneberg, Brunhildstr. 12 IT,
während des Krieges in China, Aufenthalt z. Z. unbekannt.
Lindau, Prof. Dr. @., Privatdozent an der Universität und Kustos
am Botanischen Museum zu Dahlem, in Berlin-Lichterfelde W.,
Moltkestr. 3.
Lindemann, nn > ÖOberlehrer in Berlin- Tempelhof, Bei
Wilhelmstr. Ban tal 2
Loesener, Prof. Br Tu. us am Botanischen Museum zu Dalılem,
in Berlin-Steglitz, Humboldtstr. 28.
Loeske, L., Redakteur in Berlin-Schöneberg, Mühlenstr. 8.
Lorch, Prof. Dr. Wilh., Oberlehrer in Berlin-Friedenau (Schöneberg),
Fregestr. 7 II.
Ludwig, Dr. A., Oberlehrer in Siegen in Westfalen, Wilhelmstr. 4
Ludwigs, Dr. K., an der Landwirtschaftskammer der Provinz Branden-
burg, Biologische Reichsanstalt für Land- und ea
Berlin-Dahlem, Königin Luisestr. 19.
Lüddecke, Prof. G., Oberlehrer in Crossen a. O., Silberberg 16d.
Magnus, Prof Dr. W., Privatdozent an der Unger und an der
Landwirtschaftl. Hochschule in Berlin W. 35, Karlsbad 4a, II.
Mantler, Anna, Frau Direktor, in Berlin SW. 68, Charlottenstr. 15 b.
Markgraf, Fr., stud. phil. in Berlin-Friedenau, Albestr. 23.
Markowski, Dr. H., Oberlehrer in Berlin-Oberschöneweide, Schiller-
promenade 2 II.
Marloth, Bror. Dr. R. in Kapstadt, P. ©. box 392.
Mattfeld, J., cand. phil., Assistent am Botanischen Museum in Berlin-
Dahlem, Königin Luisestr. 6—8.
Matzdorff, Prof. Dr. K., Direktor des Dorotheenstädtischen Real-
symnasiums in Berlin NW.7, Dorotheenstr. 12.
Melchior, Hans, cand. rer. nat., in Charlottenburg, Knesebeckstr. 30.
Azenthin, Frau Olga, geb. Meyer, in Groß-Zerlang bei Rheinsberg _ 3
(Provinz Brandenburg), Post Zechliner Hütte.
Meyer, F. @&., Oberlehrer in Berlin-Schöneberg, Wartburgstr. 53.
Mildbraed, Prof. Dr. J., Kustos am Botanischen Museum zu Berlin- 4
Dahlem, Königin Luisestr. 6—8 (Privatadresse Berlin-Steglitz,
Mommsenstr. 8). | ;
Mischke, Dr.K., Schriftsteller in Michendorf (Mark), Saarmunder-
Strafe 8. F
Möller, Prof. Dr. A., Geh. Regierungsrat, ner und Direktor
de F usa kahlens in Eberswalde, Brunnenstr. 27. E
Moewes, Prof. Dr. F., wissenschaftl. Hilfsarbeiter an der Staatlichen
Stelle für Naturdenkmalpflege in Berlin SW. 47, Kreuzbergstr. 211. 4
Verzeichnis der Mitelieder. 115
Mücke, Dr. M., in Berlin-Steglitz, Hohenzollernstr. 7 IIL.
Müller, ©, Magistratssekretär in Stettin, Viktoriaplatz LII.
Müller, Prof. Dr. T., Oberlehrer in Elbing, Innerer Mühlendamm 11.
Niedenzu, Dr. F., Geh. Regierungsrat, Professor am Lyceum Hosianum
in Braunsberg (Ostpr.).
Nordhausen, Dr. M., Professor der Botanik in Marburg a. Lahn,
Wilhelmstr. 32
Osterwald, Prof. K., Oberlehrer in Berlin NW. 52, Spenerstr. 35.
Otto, Dr. H., Studienreferendar in Berlin S. 59, Hasenheidestr. 90.
Pappenheim, Prof. Dr. K.. Oberlehrer in Berlin-Lichterfelde 1,
Söhtstr. 1.
Patschke, W., Dr. phil., Oberlehrer in Berlin NO. 43, Prenzlauer EPers 7.
Baul, A. R, Rektor in Stettin, Turnerstr. 3.
Paul, Dr. H., Assessor der Bayerischen Landesanstalt für Moorwirt-
schaft in München, Hedwigstr. 3.
Pax, Dr. F., Geh. Reg.-Rat, Professor der Botanik an der Universität
und Direktor des Botanischen Gartens zu Breslau IX,
Göppertstr. 2.
Perkins, Frl. Dr. J. R., in Berlin-Dahlem, Botanisches Museum,
Königin Luisestr. 6—8, (z. Z. in Amerika, Chicago, Illinois
Trust a. Savings Bank, 233 South La Salle Street).
Peters, ©, Oberinspektor am Botanischen Garten in Dahlem, Lehrer
an der Gärtnerlehranstalt, in Berlin-Lichterfelde, Unter den
Eichen 1—10.
Peters, Dr. Leo, Technischer Rat, Ständiger Mitarbeiter an der
Biologischen Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft, in
Berlin-Zehlendorf-Mitte, Cecilienstr. 22
Petzold, O., Realschullehrer in Oschersleben a. d. Bode, Kaiser-
straße 12.
Philipp, R., in Berlin-Friedenau, Menzelstr. 201.
Pietsch, Albert, Lehrer in Wensickendorf, Kr. Niederbarnim.
Pilger, Prof. Dr. R., Kustos am Botanischen Garten zu Berlin-Dahlem,
Dozent an der Technischen Hochschule und an der Universität
zu Berlin, in Berlin-Steglitz, Hohenzollernstr. 1 part.
Plöttner, Prof. Dr. T., Oberlehrer in Rathenow.
Poeverlein, Dr. H., Regierungsrat in Speyer (Pfalz), Regierung.
Pohle, Dr. Richard, Privatdozent an der Universität, Berlin W. 62,
Lutherstr. 12.
Preuß, Dr. Hans, Seminaroberlehrer in Prenzlau.
_ Preuß, Prof. Dr. P., in Berlin-Lichterfelde W., Hortensienstr. 29
Pritze, Dr. M., Chemiker in Bitterfeld, Binnengärtenstr. 3.
116 Verzeichnis der Mitglieder.
Pritzel, Prof. Dr. E., Oberlehrer in Berlin-Lichterfelde-West, Hans
Sachsstr. 4.
Proppe, M., Hofrat im Auswärtigen Amt in Berlin-Lichterfelde 3,
(Dahlem), Ladenbergstr. 7. |
Quehl, Dr. A., Oberlehrer in Karlshorst bei Berlin, Ingelheimerstr. 4.
Rabbas, Dr. P., Assistent an der Biologischen Reichsanstalt für
Land- und Forstwirtschaft in Berlin-Dahlem, Königin Luisestr. 19.
Rademacher, Oberlehrer in Charlottenburg-Westend, Fredericia-
straße 19.
Range, Dr. P., Geologe, z. Z. in Berlin-Lichterfelde-West, Flotowstr. 1.
Rehberg, M., Lehrer in Oranienburg, Königsallee 4 II.
Reichert, J., cand. phil., in Charlottenburg, Sybelstr. 55.
Reinhardt, Prof. Dr. M. O., Privatdozent der Botanik an der Uni-
versität in Berlin W. 50, Augsburgerstr. 9. -
Rethfeldt, Christ, Präparandenlehrer in Berlin N. 4, Kessel-
straße 24.
Riebensahm, O., Apothekenbesitzer in Wohlau (Schlesien).
Rietz, R., Lehrer, Berlin NW. 87, Jagowstr. 9.
Roedel, Prof. Dr. H., Oberlehrer in Frankfurt .a. O., Sophienstr. 12.
Roemer, F., Lehrer in Polzin (Pommern), Bez. Köslin, Gartenstr. 2.
Rosendahl, Dr. ©. O. in Minneapolis (Minnesota), University of
Minnesota, Bot. Depart.
Roß, Prof. Dr. H., Konservator am Botanischen Museum in München 353,
Stievestr. 7.
Rothe, Dr. W., Nahrungsmittelchemiker beim Polizeipräsidium in
Berlin, in Charlottenburg, Spandauerstr. 36.
Ruhland, Dr. W., Prof. a. d. Universität in Tübingen, Botan. Institut.
Sabalitschka, Dr. Theodor, Assistent am pharmazeutischen Institut
der. Universität in Berlin-Steglitz, Berlinickestr. 6 II.
Sagorski, Prof. Dr. E., in Almrich bei Naumburg a. S.
Schaeffer, P., Lehrer in Berlin SW. 47, Hagelsbergerstr. 20.
Schalow, E. Lehrer in Breslau 23, Gallestr. 31 IL
Schikora, Friedrich, Lehrer in Berlin S. 42, Moritzstr. 20 II.
Schikorra, Dr. G., ständiges Mitglied des Medicinal-Amts der Stadt
Berlin, in Berlin-Wilmersdorf, Wilhelmsaue 1811. :
Schinz, Dr. H., Professor an der Universität und Direktor des
Botanischen Gartens in Zürich V, Seefeldstr. 12.
Schlechter, Dr. R., Assistent am Botanischen Museum in Dahlem,
in Berlin-Schöneberg, Neue Culmstr. 5a. |
Schmidt, Justus, Gymnasiallehrerin Hamburg 24, Wandsbeckerstieg 451.
Schmidt, Prof. Dr. Karl, in Berlin-Steglitz, Rothenburgstr. 5 II.
Verzeichnis der Mitglieder. 117
_ Schmidt, Rudolf, Herausgeber der Zeitschrift „Aus der Heimat“, in
Eberswalde (Provinz Brandenburg), Neue Kreuzstr. 5.
Schneider, A., Oberlehrer in Oranienburg, Berlinerstr. 52 a.
Schütze, Dr. W., in Leipzig, Grimmaischer Steinweg 6II.
Schultz, R., Oberlehrer in Sommerfeld (Bezirk Frankfurt a. O.),
Pförtnerstr. 13.
i Schulz, Prof. Dr. August, prakt. Arzt und Privatdozent der Botanik
an der Universität in Halle, Albrechtstr. 10.
_ Schulz, Georg, Lehrer in Berlin-Friedenau, Hertelstr. 1II.
Sehulz, Otto Eugen, Lehrer in Berlin-Steglitz, Zimmermannstr. 14.
Schulz, Roman, Lehrer in Berlin N. 39, Sprengelstr. 38 IL.
Schulze, Prof. Dr. Rudolf, Oberlehrer, in Charlottenburg, Mommsen-
straße 53/54, Gartenhaus IV.
Schumacher, Friedrich, Lehrer, in Charlottenburg, Mommsenstr. 53.
- Schuster, K., Bibliotheksverwalter am Botanischen Museum, in Berlin-
Lichterfelde W., Gelieustr. 13.
Sehuster, P., Oberpfarrer in Löbejün, Bezirk Halle.
von Schwerin, Fritz Graf, Dr. phil. h. c.; Präsident der Deutschen
Dendrologischen Gesellschaft, auf Wendisch-Wilmersdorf bei
Thyrow, Kreis Teltow.
Seeger, P., Lehrer: in Kyritz (Prignitz).
_ Seeliger, Dr. R, Assistent an der Biologischen Reichsanstalt für
Land- und Forstwirtschaft in Berlin-Dahlem, Königin Luise-
straße 19. |
| Seler, Prof. Dr. E., Geheimer Regierungsrat, Abteilungs-Direktor am
Museum für Völkerkunde, Mitglied der Akademie der Wissen-
schaften, in Berlin-Steglitz, Kaiser Wilhelmstr. 3.
Simon, Prof. Dr. S. V., Privatdozent in Göttingen, Nikolausberger
Weg 53.
_ Snell, Dr. K., Mitglied des Forschungs-Instituts für Kartoffelbau in
Berlin-Steglitz, Lindenstr. 12, Wohnung: Florastr. 6.
i Spribille, Prof. F., in Breslau 16, Piastenstr. 25.
Standke, Rektor der Mittelschule in Forst (Lausitz), Lothringerstr. 30.
Staritz, R., Lehrer in Ziebigk bei Dessau.
Steffen, Dr. H., Oberlehrer in Allenstein (Ostpreußen), Roonstr. 64.
Stiefelhagen, Dr. H., in Weißenburg (Elsaß).
Strauß, H., Obergärtner am Botanischen Garten in Berlin-Lichter-
felde, Unter den Eichen 1—10.
- Stroede, Gerhard, Lehrer in Berlin N. 58, Dunckerstr. 85.
Theel, Prof. Joh., Oberlehrer am Grauen Kloster, Berlin NW. 52,
Spenerstr. 34.
118 Verzeichnis der Mitglieder.
Tepper, Dr. @. O., Staatsbotaniker am Naturhistorischen Museum zu
Adelaide.
Tessendorff, F., Oberlehrer in Berlin-Steglitz, Grillparzesstr. 16.
Tetzlaff, Fr., Oberlehrer in Berlin W. 56, Jägerstr. 21.
Teuscher, H., Gartentechniker am Botanischen Garten in Beriin-
Lichterfelde, Unter den Eichen 1—10.
Thellung,Dr. A., Dozentan der Universität in Zürich 7, Hegibachstr. 42.
Thost, Dr. R., Verlagsbuchhändler in Berlin W. 35, Schöneberger:
Ufer 12a (Wohnung: Groß-Lichterfelde-Ost, Wilhelmstr. 27).
Thyssen, Paul, Gartentechniker in Rodenkirchen bei Cöln a. Rh,
bei Gartenbaudirektor Finken,
Tiegs, E., Dr. phil., wissenschaftl. Hilfsarbeiter an der Landesanstalt
für Wasserhygiene, Berlin-Steglitz, Bismarckstr. 66.11.
Torka, V., Gymnasiallehrer in Nakei (Netze), Brombergerstr. 406.
Trautwein, Prof. Dr. in Charlottenburg, Spreestr. 21.
Twachtmann, E. Lehrer in Berlin-Lichtenberg, Hagenstr. 4.
Ulbrich, Dr. E, Assistent am Botanischen Museum zu Dahlem,
Dozent bei der Hauptstelle f. d. naturwiss. Unterricht, in Berlin-
Steglitz, Schützenstr. 41 II.
Vaupel, Dr. Fr., Assistent am Botanischen Garten in Berlin-Dahlem,
Königin Luisestr. 6—8. 2
Vogel, P. Obergärtner in Tamsel bei Küstrin.
Vorwerk, W., Inspektor am Botanischen Garten in Dahlem, Berlin-
Lichterfelde, Unter den Eichen 1—10.
Wächter, Dr. W., Sekretär der Deutschen botanischen Gesellschaft
in Berlin-Steglitz, Düntherstr. 5.
Wangerin, Dr. W., Oberlehrer und Dozent für Botanik an der
Technischen Hochschule in Danzig-Langfuhr, Kastanienweg 7.
Warburg, Prof. Dr. O., Privatdozent der Botanik an der Universität
und Lehrer am Orientalischen Seminar in Berlin W. 15, Uhland-
straße 175 part.
“ Warnstorf, Joh., Lehrer in Wittenberge, Bezirk Potsdam, Hohen-
zollernstr. 7.
Weigel, O., Buchhändler in Leipzig-Gohlis, Springerstr. 17.
Weiße, Prof. Dr. A., Oberlehrer in Berlin-Zehlendorf (Wannseebahn), |
Annastr. 111.
Werth, Prof. Dr. E., ständiger Mitarbeiter an der Biologischen |
Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft in Dahlem, in
Berlin-Wilmersdorf, Bingerstr. 17.
Woith, Wilh., staatl. Praeparandenlehrer in Oranienburg, Königsallee 24.
Wolff, H., Städt. Tierarzt in Berlin W. 57, Bülowstr. 28TI.
|
3
3
E.
Verzeichnis der Mitglieder. 119
E Zander, Prof. A., Oberlehrer in Berlin-Halensee, Westfälischestr. 59.
- Zeller, Dr. H., Regierungsrat, Mitglied des Gesundheitsamtes in
Berlin-Lichterfelde W., Margaretenstr. 37.
Zimmermann, Prof. Dr. A., Direktor des Botanischen Gartens in
Amani, Poststation Tanga (Ostafrika).
Zobel, A., Lehrer in Dessau, Mariannenstr. 14.
Zschacke, H., Lehrer an der höheren Töchterschule in Bernburg
Gröbzigerstr. 191.
Märkisches Museum in Berlin S. 14, Märkischer Platz.
_ Universitäts-Bibliothek in Leipzig, Beethovenstr. 6.
Gestorben.
Andree, A. Apothekenbesitzer in Hannover, im Dezember 1917.
De Candolle, C., in Genf, korrespond. Mitglied, am 3. Oktober 1918.
Foerster, Dr. H., in U.-Barmen, korresp. Mitglied, am 6. Dez. 1917.
Gallee, H., Lehrer in Berlin, am 19. Dezember 1918.
Junge, P., Lehrer in Hamburg, am 25. April 1919.
Koehne, Prof. Dr. E.,in Berlin-Friedenau, Ehrenmitg]l., am 12. Okt. 1918
Kuckuck, Prof. Dr. P., in Berlin-Lichterfelde, am 7. Mai 1918.
Lüderwaldt, A., Zollinspektor in Stettin, am 19. Mai 1917.
Mac Leod, Prof. Dr. J., korrespond. Mitglied, in Gent, im Juni (?) 1919.
Nauwerck, A. Oberlehrer in Berlin-Steglitz, gefallen auf dem west-
lichen Kriegsschauplatz am 24. Juni 1918.
Schütz, H., Lehrer in Lenzen a. d. Elbe, Todestag nicht bekannt.
_ Schulz, Paul, Städtischer Hauptlehrer in Kaulsdorf bei Berlin,
4. Dezlmber 1919.
- Schwendener, Prof. Dr. S., Geheimer Regierungsrat, Mitglied der
Akademie der Wissenschaften in Berlin, Ehrenmitglied, am
27. Mai 1919.
E Thomas, Pro® Dr Rn Ohrdruf (Thüringen), Ehrenmitglied, am
19. Dezember 1918.
:- Willmann, O. Lehrer in Berlin-Schöneberg, am 4. Juni 1917.
ER Ä
-
HE
x 5
- VERHANDLUNGEN
BOTANISCHEN VEREINS DER
_ PROVINZ BRANDENBURG.
ZWEIUNDSECHZIGSTER JAHRGANG.
1920.
3 | ws a aa DE 1 All Scan un KASSE Le Ana al Be A nn a ann" >
* i fi
m m —— N
aaa aaa aaa zu zaaauca———— dan
IM AUFTRÄGE DES VEREINS
——
NER
h y ‘ e Tr N
% a) ra Ar )
N f
£ Pr 2
, > }
Fk Be ! j
f x NR er A ie y B c
Dr x {
\ . { ]
h . Sa
Li , | } a“ Kar 2
HERAUSGEGEBEN
VON DEN SCHRIFTFÜHRERN ;
TH. LOESENER, F. MOEWES, F. TESSENDORFF.
- Be Selbstverlag
des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg.
Berlin-Dahlem
Museum, Königin-Luisestraße 6—8.
var 1920.
m SR en]
EN Botanisches
| VERHANDLUNGEN
- BOTANISCHEN VEREINS DER
PROVINZ BRANDENBURG.
ZWEIUNDSECHZIGSTER JAHRGANG.
1920.
IM AUFTRAGE DES VEREINS
HERAUSGEGEBEN
VON DEN SCHRIFTFÜHRERN
TH. LOESENER, F. MOEWES, F. TESSENDORFF.
Selbstverlag
des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg.
Berlin-Dahlem
Botanisches Museum, Königin-Luisestraße 6—8.
1920.
Ausgegeben am 31. August 1920.
Die nächste monatliche Vereins-Sitzung findet am 17. September um
7 Uhr abends im Botanischen Museum in Berlin-Dahlem statt.
Es wird gebeten, sämtliche für den Verein bestimmten Drucksachen, sei es
durch die Post, sei es auf buchhändlerischem Wege an den Botanischen Verein
der Provinz Brandenburg, zu Händen von Herrn Oberlehrer F. Tessendorff,
Berlin-Dahlem, Botanisches Museum, Königein-Luisestraße 6—8, adressieren
zu wollen.
Ebendahin sind an den Botanischen Verein der Provinz Branden-
burg ohne persönliche Anschrift oder an ein Mitglied des Vorstandes alle für den
Druck bestimmten Beiträge in völlig druckreifem Zustande zu senden.
Die neu eintretenden Mitglieder können den Bibliotheks-Katalog zum Preise
von 2.50 Mark von dem Herrn Bücherwart erhalten.
Die Mitglieder, welche den Jahresbeitrag für 1920 noch nicht entrichtet
haben, werden gebeten, ihn mit 10.— Mark gefälligst kostenfrei an unsern Kassen-
führer, Herrn Apotheker R. Güldenpfennig in Berlin-Steglitz, Beymestraße6,
Postscheck-Konto Berlin NW.7, Nr. 61971, einsenden zu wollen.
Laut Vorstandsbeschluss und Beschluss der Herbstversammlung vom 19.
Oktober 1918 ist der Mitgliedsbeitrag auf 19 Mark festgesetzt.
Änderungen in der Adresse wollen die Mitglieder gleichfalls dem Herrn
Kassenführer kurz mitteilen.
x
3
FR
2
AR
li
R:
REUFBURNT
t
= ” ”
Inhalt.
Mattfeld, Joh. Uber einen Fall endocarper Keimung bei Papaver somniferum L.
„. Nachtrag : ;
Markgraf, Friedr. Botanische Kriegsbeobachtungen : in Thrazien
Schalow, E. Zur Rosenflora der Mark :
Harms, H. Tagesordnung: der Sitzungen im Geschäftsjahr 1918/19
Harms, H. Nachruf auf Casim. De Candolle BR
Vorlage von R. Schnurr: Gedächtnisrede auf A.
Nauwerck ; ae
Besprechung von Erich Becher: Die tremddienliche
Zweckmäßiskeit der Pflanzengallen usw... .
Hillmann, J. Vorlage von San dstedes Cladon. exsicc. fasc. 2
Gerber, 1 Vorlage von Plantago maritima form. bracteata .
Angaben über wildes Vorkommen von Hopfen werden erbeten
Harms, H. Nachschrift zu S. 31 ER 5
Thomas, I. ap
Moewes, F. Über das Lebuser Adonisgelände .
Harms, H. Vorlage von Rhododendron und Hamamelis
Nachruf auf Fr. Thomas
Ea0rEsRothe se
bespricht die Arbeit von H. Thoms und IE. Michaelis:
Über Lupinenverwertung
Graf v. Schwerin, F. Uber die Möglichkeit der Verwachsune zweier
Gehölzarten
Pilger, R. Über die blütenbiologischen Verhältnisse bei der Gattune
Plantago ER
Herter, W. bespricht einige Fälle von 1 Gebäckverfälschung .
Harms, H. Nachruf auf F. Wilms
Harms, 'H. Besprechung von Oscar Hertwie: Das Werden der
"Orcanismen
Clausen, P. Über Kulturen von Penieillium insione RE
Sehulz, 0.E. Über strahlblütige Exemplare von Senecio vulearis
"und über Daucus carota f.atropurpureus .
Schumacher, F. Über chinesische und japanische Bilderwerke i
Claussen, P. Uber induzierte Dorsiventralität bei Buxbaumia aphylla
Glückwünsche zu A. Englers 75.und W.O.Fockes 35. Geburts-
tage BE
Tessendorff, F. Besprechung von F. Moewes: "Die Mistel
F. Schikora: Die Namen
29 ”
7 ”
” dl
R]
unserer Gelegepflanzen Re I ER
Harms, H. Uber die Beziehungen zwischen den Baltischen
Botanikern und unserm Verein
Claussen, P. Botanische Beobachtungen und Erlebnisse während des
Krieges in der Gegend von Mitau. Dorpat und Riga
Loesener, Th. Berichtieung der Deutung einer ilexblättrigen in
einem chinesischen Werke abgebildeten Pflanze . .
Moewes, F. bespricht E.Herrmann, K.Reiter und H. Lütt-
schwager: Die Seefelder bei Reinerz s
Angebot eines Herbars ES
46—47
Günther, .J. Vorlage von Lycopodium .complanatum . 47
Tessendorff, F. Vortrag über seine Beobachtungen an der Ostkront
im Gebiete der Schara AN: ee 47
Harms, H. Worte der Erinnerung an S.Schwendener . . .. . 48-50
2.2.0 Nachrun aumsll. Gallee ee ee 50
HE a Hr NS BERUNSe re ae Re ol
“ SE Metze . . 52
ee Glückwunschschreiben an den Naturwissenschaftlichen
Verein zu Magdeburg . 3 58,
" ‚ Besprechung von E. Ulbrieh: "Deutsche Myrmekochoren 54
5 ‚ Vorlage von Cucurbitaceen und über die Frage der Heimat
des Flaschenkürbis . . ee 54
Graf von Schwerin, F. Vorlage von 1 Populus lasiocarpa RE bB)
Diels, L. Vorlage von einigen der wichtigeren älteren Kränter- -
bücher... 0 =: 2.0.0: un. 2 Be Le ee 55
Mattfeld, J. Doppelkirsche bei Prunus serotina, monströse Saururus-
blüte, Casuarinablütenstaud mit beiden Geschlechtern . . . 55
Moewes, F. Uber Naturschutzgebiete und über das Hundekehlenfenn 56
Teuscher, H. Über Festuca elatior X Lolium perenne . . .. 6,
Harms, H. Nachtrag zu S.351l.. . ; 96
Loesener, Th. Bericht über "die 106. (50. Herbst-) Haupt- Versammlune in
Berlin am 18. Oktober 1919 . . ER Ra I
Harms, H. L. Wittmacks &. Geburtstag en 97
Loesener, Th, Jahresbericht . . een en ae!
Darın: Gefaällene; Mitelieder . 2. 2 ..:.. 0 2. Saale
Tessendorff, F. Bibliotheksberieht. . . ., . . an ur 61
Güldenpfennig, R. Kassenbericht . . .. 2.2 ... 2 2 ser z2ze =
Ergebnis der Wahlen .. 62—63
Harms, H. Vorlage und Besprechung der neuen Zeitschrift: Tidsskrift
for Historisk Botanik. . . 2.6364
„ Über eine eigentümliche Form "des Adlerfarns RE: 64
Tessendorff, F. Bericht über den Frühjahrsausflug in die Oranien-
burger und Liebenwalder Forst . . A A
Mattfeld, Jon. Über einen Fall endokarper Keimung Be .: 64
Seeliger, R. Über eine Galle an einer Carex-Art . . 65
Ulbrich, EE Vorlage eines Fewächshaus-Myxomyceten, Stemonitis, an
einer Acanthacee, sowie von monströsen (repis biennis-
Exemplaren . . HE oo 65
Schulz, Rom. Bericht über die Flora von Bellinchen . . . 65
= „ Über zweite Blütezeit bei Salix und über einige be-
merkeuswerte Pilze . . 66
Graf v. Schwerin, F. Über Wirkungen des außergewöhnlich frühen 2
starken Schneefalles . . 66
Ludwigs, K. bittet um Mitteilung "und Material von Pflanzenkrank-
MHeten en a Ne 66
Wegen mangeluder Mittel sind wir leider gezwungen, mehrere wertvolle
Arbeiten und den Bericht über den Frühjahrsausflug auf das nächste Jahr zu
= verschieben.
TEEN ER
Über einen Fall endocarper Keimung bei
Papaver somniferum L.
Von Joh. Mattfeld.
In der Literatur findet man verhältnismäßig selten Angaben
über das abnorme Keimen von Samen in ihrer Hülle Daher mag
folgende Mitteilung von einigem Interesse sein. Einige der Pflanzen
von Papaver sommiferum, die auf einem kleinen Beete in der Nutz-
pflanzenabteilung des hiesigen Botanischen Gartens gezogen waren,
enthielten in ihren Kapseln statt der zu erwartenden Samen bereits
Keimlinge. Während einige Früchte überhaupt nur sehr wenige
Samen entwickelt hatten, von denen wiederum auch nur einige aus-
sekeimt waren, zeigte sich eine andere Kapsel völlig mit gut ent-
wickelten Keimlingen erfüllt, deren Kotyledonen bereits schön ergrünt
waren. Die Kapsel selbst war noch frisch grün und geschlossen,
während die Blätter schon verwelkt am Stengel hingen. So besteht
‘die Möglichkeit, daß die Wurzel noch mehr Wasser aufnahm, als die
grüne Kapsel, und vielleicht der Stengel verdunsten konnten. Es
konnte sich also Wasser in der Kapsel ansammeln, das die Samen
am Ausreifen verhinderte und vielmehr die noch nicht völlig reifen d. h.
noch nicht durch Austrocknen zur Ruheperiode fertigen Samen zum
sofortigen Auskeimen anregte. Dies war nicht etwa ‚durch eine zu
reichliche Zufuhr von Baustoffen aus der Mutterpflanze verursacht
worden, denn alle Samen hatten bereits ihre Verbindung mit der
Placenta verloren. Die Keimlinge bezogen also ihre Nährstoffe aus dem
Endosperm. Dabei hatten einige, wie das in der geschlossenen, dunklen
Kapsel ja auch verständlich ist, eine abnorme Länge erreicht. So
maß bei einigen das Hypokotyl mit dem Würzelchen in seiner für
Papaver sommiferum charakteristischen bandartigen Form 3 cm,
bei einer Länge des grünen Keimblattes von nur 3 mm.
Sieht man sich in der Literatur nach ähnlichen Fällen um, so
fällt einem vor allen Dingen auf, daß in den gebräuchlichsten Hand-
büchern der Morphologie zwei, ja drei ganz verschiedene Erscheinungen
Verhandl. des Bot. Vereins f. Brandenburg. LXII. 1 |
9 Joh. Mattfeld:
\
unter demselben Kennwort „Viviparie“ behandelt werden, so daß
also offenbar eine große Unsicherheit in der Anchlnnz diese Be-
zeichnung besteht.
Die vollständigste Zusammenstellung der unter diesem Begriff
verstandenen Erscheinungen finde ich bei A. Braun!), der folgende
Fälle bezw. Möglichkeiten anführt:
1. Der Keim entwickelt sich aus dem Samen, ehe dieser von
der Mutterpflanze entfernt wird, d.h. der Same keimt schon
in der Frucht.
4. Das Auftreten von vegetativen Knospen, abfallenden Bulbillen
oder auch wurzelschlagenden Laubsprossen an der Stelle oder
in der Nähe der Blüten.
5. Der Blütenstand selbst oder dessen oberer Teil geht in einen
Sproß über, indem die der Hochblattformation angehörigen
Deckblätter laubig werden und die Blütenbildung in der
Achsel derselben unterbleibt: Ananas normal, Planiago
lanceolata, Eryngium viviparum USW.
6. Die Erzeugung von selbständig werdenden Sprossen, Bulbillen
oder häufiger Laubknospen aus dem Blatte.
Hierzu konstruiert A. Braun noch theoretisch unter zwei und
drei die beiden Möglichkeiten, daß sich „in der Frucht statt der
Samen und an deren Stelle vegetative Knospen ..... zum Behufe der
Fortpflanzung bilden“, oder daß das Pistill „durch Umgestaltung in
eine zu selbständiger Entwicklung bestimmte Laub- oder Niederblatt-
knospe“ auswächst. Beides scheidet für uns aus, da es eben an Be-
legen dafür fehlt. Das Gleiche gilt von dem Auftreten neuer Pflanzen
auf den Blättern (vgl. 6), da es heute als Adventivbildung wohl kaum
noch unter dem Begriff der Viviparie subsumiert wird. Aber es
läßt sich nicht leugnen, daß es biologische Analogien zu der Bulbillen-
bildung in der Blütenstandsregion zeigt.
Die einerseits unter eins und andererseits unter vier und fünf
angeführten Erscheinungen werden in der neueren Literatur zwar
meist getrennt behandelt, aber in ihrer prägnannten Benennung herrscht
- große Verschiedenheit, indem der eine diese, der andere jene mit dem
Namen Viviparie belegt. Hier nur einige Beispiele.
Pax?) behandelt unter diesem Kennworte den Ersatz der Blüten
durch Laubsprosse nebst den verwandten Erscheinungen, und er
1) A. Braun, Plantae viviparae; als Anhang zu seiner Arbeit „Über Polyem-
bryonie und Keimung von Coelebogyne.“ Akhandl. d. Kgl. Akad. d. Wissensch.
Berlin 1859. 8. 174.
2) F. Pax, Allgemeine Morphologie der Pflanzen. 1890. 8. 391.
!
Über einen Fall endocarper Keimung bei Papaver somniferum L. &
homologisiert das mit der Aposporie der. Getäßkryptogamen?). In
demselben Sinne fassen u. a. Hunger‘) und Masters?) den in Rede
stehenden Begriff auf. Sucht man sich dagegen in Velenovsky’s
Morphologie®) über den Gegenstand zu orientieren, so findet man hier
das Auskeimen der Samen an der Mutterpflanze geschildert. Aber
auch er steht mit diesem Vorgehen nicht allein da, sondern andere
Autoren, z. B. Stapf?) wenden in Einzelabhandlungen über die letzt-
genannte Einrichtung dieselbe Benennung an. Goebel?) dagegen
bedient sich nicht des Wortes Viviparie, sondern er spricht bei Be-
handlung der Mangroven von „lebendig gebärenden“ Pflanzen. Und
auch Pax°) tut das Gleiche, so das „Lebendiggebären“ zu der Vivi-
parie in Gegensatz setzend. Aber zwischen Viviparie und Lebendig-
gebären zu unterscheiden, dürfte leicht zu manchen Verwechselungen
Anlaß geben, wie das ja wohl aus den zitierten Angaben zur Genüge
hervorgeht, und es dürfte auch aus dem Grunde nicht sehr zweck-
mäßig sein, weil beide Namen in einer nach allgemeinem Brauch
lateinisch abgefaßten Diagnose gleichlautend werden würden.
Diesem Umstande Rechnung tragend findet sich denn auch in
der neueren Literatur‘) eine andere Lösung der Benennungsfrage.
Schneider faßt zwar beide Erscheinungen unter der Bezeichnung
Viviparie zusammen, unterscheidet aber zwischen echter (dem Keimen
der Samen an der Mutterpflanze) und unechter Viviparie. Ganz ab-
gesehen davon, daß diese Bezeichnungen rein willkürlich sind, ergibt
sich auch hier wieder eine nomenklatorische Schwierigkeit, da beide
3) Diese Homologisierung ist nicht ganz korrekt, denn bei der Aposporie.
der Farne entsteht ein Gametophyt aus den jugendlichen Sporangienzellen, während
sich bei den Blütenpflanzen an der Stelle einer Blüte ein Sproß des Sporophyten
entwickelt. Hier handelt es sich also tatsächlich um eine Apanthie.
%) E.H. Hunger, Über einige vivipare Pflanzen und die Erscheinung der
Apogamie bei denselben. Beigabe zum Osterprogramm der Realschule zu Bautzen.
1882; zitiert nach Just, Jahresbericht 1883 I. S. 477.
6) M.T. Masters, Pflanzenteratologie. Deutsche Ausgabe von U.Dammer.
1886. 8.127 und 196.
6) J. Velenovsky, Vergleichende Morphologie der Pflanzen. III. 1910.
S. 1098. |
- n0.Stapf, On the fruit of Melocanna bambusoides Trin., an eudospermless,
viviparous genus of Bambuseae. Transact. Linn. Soc. Bot. ser. 2. VI. 1904. S. 401
bis 425.
8) K. Goebel, Pflanzenbiologische Schilderungen I. 1889. S. 148,
Be Cryptocoryne. Flora Bd. 83. 1897. S. 426.
9 Bax nauanO; 9.387
10) Schnerder, „Hand wonisahuch der Botanik. 1917. s, 756 unter Viviparie.
1*
4 Joh. Mattfeld:
Worte früher bereits in einem anderen Sinne Anwendung gefunden
haben. Potonie*!) definiert nämlich folgendermaßen:
Pseudoviviparie: Auftreten von mit Laubblättern besetzten,
bewurzelungs-, also selbständig lebensfähigen Sprossen in der
Blütenregion neben den Blüten. (z. B. Juncus bufonius.)
Echte Viviparie: Entwickelung von abfallenden und selb-
ständig lebens- und entwicklungsfähigen Laubsprossen, Knospen
oder Bulbillen in der Blütenregion an Stelle von Blüten.
(z.B. Poa bulbosa (vwipara), Allium vineale (compactum).
Die Pseudoviviparie ist damit eindeutig genug definiert, und wir
wollen in der Folge von ihr als aus dem Rahmen dieser Betrachtung
herausfallend absehen. Es verbleibt nun noch zu untersuchen, ob die
echte Viviparie im Sinne von Potonie (oder kurzweg Viviparie) und
das Keimen der Samen an der Mutterpflanze morphologische oder
biologische Beziehungen zueinander haben, die ein Zusammenfassen
rechtfertigen würden.
Nehmen wir als typischen Fall der ersten etwa Allkium, der
zweiten khizophora. Daß hier morphologische Gemeinsamkeiten nicht
bestehen, ist ohne weiteres klar, denn bei Allıum entstehen die der
Fortpflanzung dienenden Gebilde als vegetative Sprosse an der Stelle,
die normalerweise eine Blüte einnehmen würde, während bei Khizo-
phora Blüte und Samenanlage ganz in gewohnter Weise ausgebildet
werden. Das Abnorme besteht nur darin, daß der Same nicht für
eine Ruheperiode ausgerüstet wird, sondern sich sofort weiterentwickelt.
In biologischer Hinsicht läßt sich dagegen nicht verkennen, daß die
viviparen Pflanzen in gewissen Fällen dieselben Zwecke verfolgen
wie die Mangroven, dann nämlich, wenn sich an der Stelle der Blüte
ein sofort bewurzelungsfähiger Laubsproß bildet, der schneller als
neues Individium, das sofort lebensfähig ist, in Erscheinung zu treten
vermag, als es auf dem Wege über die Samenbildung zu geschehen
vermöchte. Aber für die weitaus häufigere Bulbillen- und Knospen-
bildung trifft auch der biologische Vergleich nicht zu, denn die
Bulbillen sind oftmals Dauerorgane, die noch von besonderen Schutz-
blättern umgeben sind. Im arktischen Gebiet treten sie als Hem-
mungsbildungen auf, die als einziges Mittel die Fortpflanzung des
Individuums garantieren, dessen Blüte bei der Kürze der Vegetations-
periode keine reifen Samen mehr zu bilden vermöchte.
Stehen also die Unterschiede beider Erscheinungen außer allem
11) H. Potoni6, Pseudoviviparie an Juncus bufonius L. Biolog. Zentralbl.
Bd. XIV. 1894. S.11—20. PN
Über einen Fall endocarper Keimung: bei Papaver somniferum L. 5
Zweifel, so wird auch der größte Gegner einer übermäßigen Namen-
produktion zugeben müssen, daß es im Sinne einer schnelleren Ver-
ständigung unzweckmäßig ist, für sie denselben Namen anzuwenden.
Da nun das Wort Viviparie im Sinne von Pax?) und Potonie am
gebräuchlichsten zu sein scheint, da ferner zahlreiche Pflanzen, die
diese Erscheinung zeigen mit dem Speziesnamen „viviparus“1) —
wenn auch ursprünglich in anderem Glauben!) — belegt wurden, so
wird es zweckmäßig sein, es auch weiterhin so nach der oben ange-
führten Definition von Potoni& anzuwenden. Für das Keimen der
Samen an der Mutterpflanze möchte ich dagegen in Anlehnung an
das „Lebendiggebären“ das Wort Bioteknose vorschlagen. (Texvwoıs —
Gebären.)
Es dürfte besonders für die Keimungsphysiologie von einigem
Interesse sein, hier unter Hinweis auf die typischen Fälle der Bio-
teknose die Beobachtungen einer mehr zufälligen Keimung der Samen
in den Organen der Mutterpflanze aus der Literatur zusammenzutragen.
Drei Umstände müssen offenbar zusammentrefien, wenn solch eine
frühzeitige Keimung stattfinden kann. Vor allen Dingen muß der
Same überhaupt imstande sein, sich ohne Ruheperiode sofort weiter-
zuentwickeln, dann muß er durch irgend einen Umstand in der Frucht-
schale festgehalten werden, und drittens muß ihm hier die notwendige
Feuchtigkeit zur Verfügung stehen. Alles vereinigt sich offenbar
direkt bei Früchten mit einer fleischigen Hülle: Cueurbita, Citrus,
Carica Papaya, Persea gratissima'?), Hohenbergia strobilina!®), Kakteen,
Äpfeln und Tomaten. Bei diesen Pflanzen reicht sicherlich das im
Fruchtfleisch vorhandene Wasser zur Keimung aus. Anders dagegen
bei trockenen Perikarpien. Hier dürfte das Regenwasser der wesent-
liche Faktor sein. So fand A. Braun (a. a. O.S. 157) die Samen von
Juncus, Epilobium und Agrostemma in geöffneten Kapseln gekeimt.
Ähnlich verhält es sich auch wohl mit Dryobalanops camphora (Goebel
a.a.0.S. 118) und Tetranema (Pax 357). Hier schließt sich auch
der oben beschriebene Fall von Papaver somniferum an, der insofern
allerdings von den eben erwähnten abweicht, als er an einer Form
des typischen schwarzsamigen Schlafmohns beobachtet wurde, deren
12) Vgl. die oben zitierte Lit.; ferner Kerner, Pflanzenleben II. 1891. 8.451.
13) 2. B. Polygonum viviparum L. Spec. pl. Ed. I. 1753 p. 360, wo als Syno-
nym zitiert wird: „Bistorta...inferna spieae parte tubereulis proliferis turbinatis
puniceis fecunda“.
14) Vgl. darüber Kerner, a.a. 0.8. 451.
15) A. Braun, a.2.0.8.175.
16) Goebel, Pfizbiolog. Sch. I. S. 118.
er Rn A
RE ah er,
6 Joh. Mattfeld:
Kapselzähne dauernd geschlossen bleiben‘). In allen diesen Fällen,
die ich als endocarpe Keimungen zusammenfassen möchte, handelt es
sich also nur um gelegentliche Vorkomnisse. Sie unterscheiden sich
im Wesentlichen dadurch von der typischen Bioteknose, daß bei ihnen
die Anpassung .an ‚die sofortige Weiterentwicklung nur in der phy-
siologischen Konstitution gegeben ist, während bei der Bioteknose
damit gleichzeitig weitgehende morphologische Einrichtungen Hand in
Hand gehen. Ob das bei Aiwina laevis (Velenovsky S. 1099),
Sechium edule'?) und Inga Feuillei'?) bereits geschehen ist, habe ich
nicht ermitteln können. Bei /mpatiens Royleı Walp. ist das Würzel-
chen im Samen schon sehr weit entwickelt?°), ein Umstand, der die
Angabe von Pax (a.a.0. S.357), daß die Samen von Impatiens in der
Frucht keimen, verständlich macht. Einen Schritt weiter geht dann
nach Stapf?!) Melocanna bambusoides, die zwar schon regelmäßig an
der Mutterpflanze zu keimen scheint, wobei aber der Keimling noch °
ausschließlich aus den! Reservestoffen ernährt wird, die im Scutellum
und im Perikarp gespeichert sind. Überhaupt scheint die Zufuhr von
Kohlehydraten aus der Mutterpflanze während der Keimung nicht
mehr die Rolle zu spielen, die man ihr häufig zuschreibt. Wenn das
Endosperm aufgezehrt ist, so ist das junge Pflänzchen meist schon
selbst imstande zu assimilieren: bei Crinum asiaticum?”) ergrünen
die peripheren Lagen des nackten Du bei Zhizophora das
Hypokotyl.
So läßt sich eine allmähliche Stufenfolge von der gelegentlichen
endocarpen Keimung bis zur typischen Bioteknose erkennen, ein Um-
stand, der jede neue Beobachtung aus dieser Materie als interessant
erscheinen läßt.
Für die Mitteilung. von Eiteratutansallen sage ich den Herrn
Prof. Harms, Diels und Agharkar meinen besten Dank.
17) Fedde, Papaveraceae in Pflanzenreich IV. 104. 1909. S. 340.
18) Nat. Pflzfam. IV. 5. 8.37. Fig. 20
19) A.Borzi, Biologia di semi di alcune specie di Inga. Rend. Lincei Bd.
XII. 1. 1905. S.131—140. Zitiert nach Harms in Nat. Pflzfam. Ergh. II. Nachtr. II,
zu II 3.8. 146.
20) Diese Angabe verdanke ich der frdl. Mitteilung von Herrn Prof. Claußen
in der Aussprache. \
21) Stapf, a.a.0. Taf.45.
22) Goebel, Pfizbiolog. Sch. I. S. 131.
Br
j:
t
;
1
|
x Dach Br te ec 1 1 Tate en le ei nenn = ar ie.
Über einen Fall endocarper Keimung bei Papaver somniferum I 7
Nachtrag.
Während des Druckes der vorstehenden Mitteilung wurden uns
noch einige ähnliche Fälle bekannt, die noch nachgetragen werden mögen.
In einer brieflichen Mitteilung an Emil Selenka berichtet A.
Kanitz?®), daß sich bei Dryobalanops Camphora die Samen bereits
in der Frucht entwickeln, die dann „von den Embryonen gesprengt“
wird. Ferner weist er auf Blumes Abb.) des Dipterocarpus retusus
Blume hin, bei der: „in den Carpellen sogar die Entwicklung der
ersten epicotylen Glieder stattzufinden- scheint“. Bei dieser Pflanze
bleiben die Cotyledonen im Samen eingeschlossen. Von historischem
Interesse ist nun, daß Kanitz den Wert seiner Beobachtung nicht
so sehr auf physiologischem und ökologischem Gebiete sucht, sondern
daß er sie vielmehr systematisch auszuwerten versucht, indem er sie
in weitgehendem Maße mit den Fortschritten in der Embryoentwicklung
im Tierreich in Parallele stellt. Er betont, daß die Samen der meisten
Pflanzen außerhalb der Mutterpflanze keimen „und so gewissermaßen
ausgebrütet werden“. Und weiter: „Die Hauptsache glaube ich muß
mit der Zeit zweifellos konstatiert werden, nämlich die, daß die
Dipterocarpeen, deren Stellung im Systeme auch gegenwärtig ziemlich
hoch ist und die nur wenigsamige Früchte hat,! lebendiggebären“.
In dieser Bewertung der in Rede stehenden Erscheinung kann man
Kanitz heute natürlich nicht mehr folgen. Es scheint auch nicht
einmal festzustehen, ob es .sich bei den Dipterocarpaceen um eine
regelmäßige oder nur um eine fakultative Bioteknose handelt. Brandis
und Gilg”) geben nur an, daß bei manchen Arten der Familie die
Samen bereits auf dem Baume keimen.
Ferner keimten bei einigen in Gewächshäusern der Univ. Penn-
sylvania kultivierten Exemplaren von Tillandsia tenuifolia L., die
‚als Epiphyt in den Südstaaten Nordamerikas an Flüssen und in Sümpfen
wächst, die Samen bereits in der Kapsel?®).
Nach Figdor?’) keimen schließlich auch die Samen der Ges-
.neriacee Monophyllaea stets in der Kapsel.
23) A. Kanitz, Über Lebendig-Gebären im Pflanzenreiche. Niederländisches
Archiv f. Zoologie Bd. II. H. 1. 1873.
2%) Blume, Flora Javae Bd. II. Dipterocarpeae Tab. II. Fig. 4, 5.
25) Brandis u. Gilg, Dipterocarpaceae in Engler, Natürl. Pflanzenfam. III 6
7.252.
26), J. W. Harsberger, Viviparie in Tillandsia tenuifolia L. Bot. Gazette.
Bd.49 No.1. 1910.
2”, W.Figdor, Die Beeinflussung der Gesneriaceen-Samen dureh das Licht
Ber.d. Deutsch. Bot. Ges. Bd. XXX. 1912 p. 648.
8 Friedrich Markgraf:
Von größerem Interesse ist die gleiche Erscheinung, wenn sie
wie bei der bereits erwähnten Aivina an fleischigen Früchten, die
sehr lange an der Mutterpflanze hängen bleiben, beobachtet wird.
So fand Skottsberg”) auf den Falklandsinseln die Samen der
Ericacee Pernettya pumila (Ef) Hook. bereits in den Beeren, die
während des ganzen Winters bis in den nächsten Sommer hinein mit
der Pflanze in Verbindung bleiben, gekeimt. Das Gleiche berichtet
Bauer”) von Exemplaren der P. mucronata Gaudich., die im Wiener
Botanischen Garten Kutiviert wurden, und Skottsberg (l.c.) für
dieselbe Art aus dem Botanischen Garten zu Upsala. Hier keimen
nach Beobachtungen von Lagerberg®°) auch die Samen von Hedera
arborea bereits in den Beeren. In allen diesen Fällen handelt es sich
wohl nur um gelegentlich auftretende endocarpe Keimung. Eine
weitere Verfolgung insbesondere der Grenzfälle zur typischen Bio-
teknose dürfte in ökologischer Beziehung von Interesse sein.
Botanische Kriegsbeobachtungen
in Thrazien.
Von Friedrich Markgraf, stud. rer. nat.
Es wird vielleicht allgemeiner interessieren, eine Mitteilung über
botanische Beobachtungen in Thrazien zu erhalten, die ich während
des Krieges dort machen konnte; denn dieses Gebiet ist wenig be-
kannt, und zu Adamovid „mösischen Ländern“ gehört die Küsten-
zone, in der ich mich befand, nicht mehr.
Da ich in voller militärischer Tätigkeit dort war, konnte ich
nur in meiner nicht zahlreichen Freistunden und auf Transporten im
Gelände die Vegetation betrachten und nur wenig Pflanzen einsammeln.
Dennoch hoffe ich auch ohne Aufzählung des vollständigen Arten-
katalogs ein richtiges Bild der ökologischen Verhältnisse zu geben.
Der Ort, auf den sich meine Angaben beziehen, ist die Um-
sebung des Dorfes Tepe-Tschiflik, das bei Port Lagos im
Schwemmland des Ägäischen Meeres liegt.
28) 0. Skottsberg, Über Viviparie bei Pernettya. Svensk Botanisk Tids-
krift Bd. VI. 1912. p. 491—9. Re
29) Bauer, in Österr. Bot. Ztg. Bd. 42. 1892 p. 107.
30) nach leasbers 1x;
Botanische Kriegsbeobachtungen in 'Thrazien. 9
Er besitzt daher ein ausgeprägtes Mittelmeerklima.. Dessen
Hauptkennzeichen, Sommerdürre und Winterregen, sind entscheidend
für das Pflanzenleben. Während des Sommers 1917, den ich dort
zubrachte, fiel überhaupt kein Regen. Mit außerordentlich heftigen
. Gewittern begann Ende Oktober eine Regenzeit, die Ende November
von kalten Nordstürmen abgelöst wurde. Die Monate Dezember und
Januar waren nebelreich wie die Zeit kurz vor der Regenperiode,
und in ihnen wurde das Temperaturminimum mit —7°C erreicht.
Schon im Februar 1918 brachte das Aufhören der Bewölkung warme
Tage (415° in der Sonne), und vom Juni bis September 1917 wurden
regelmäßig 50 oder mehr Grad Sonnentemperatur erreicht. In Hanns
Handbuch der Klimatologie ist der tägliche Gang der Sommertemperatur
‚(im Schatten, von 7 Uhr morgens bis 11 Uhr abends) als schwankend
zwischen etwa 25° und etwa 35° für Argos in Griechenland angegeben,
während eine alte Aufzeichnung von Kämtz für Apenrade im Juli
etwa 15° und etwa 20° als Grenzen zeigt. Diese dauernd hohe
' Temperatur bewirkte, da gleichzeitig Niederschläge fehlten, eine sehr
starke Bodenaustrocknung und -erhitzung. Von Bedeutung für die
' Pflanzen ist sicherlich auch die große Lichtstärke der Sonne. Der
Tageshimmel ist von blendend weißer Farbe und geht abends mit,
kurzer, etwa halbstündiger Dämmerung in den Nachthimmel über.
Einen Anhalt für die Größe der Sonnenstrahlung bietet die Tatsache,
daß wir viele Funksprüche, die wir im Winter bequem aufnahmen,
an Sommertagen wegen der Luftionisation überhaupt nicht hören
. konnten.
Innerhalb dieses auf weite Strecken hin gleichmäßigen Klimas
‚sind für die Verteilung der Pflanzengesellschaften an meinem Standort
die Bodenverhältnisse entscheidend. Zwischen dem Ägäischen Meer
und dem Buru Göl, einem brakigen Haff hinter den Lagunen von
Port Lagos, erhebt sich ein’trockner Hügel aus dunklem Lehm mit
eingelagerten Kalkstreifen und Schalen von Meeresmuscheln und
. -schnecken, der das Dorf Tepe-Tschiflik trägt. Zu ihm führen vom
‚Strande her Streifen von sandigem oder von tonigem Meeresschwemm-
boden. Im Südwesten sperrt die Küste ein steiler Höhenzug aus
gelbem, kiesigem Konglomerat, wie es auch im benachbarten Gebirge
- bei Xanthi zu finden ist. Zwischen diesen Randhöhen und dem Dorf-
j
}
hügel dehnt sich eine Fläche von gelbem, salzhaltigem Schlick aus,
in dem einige warme, schwefelhaltige Quellen die vulkanische Natur
des Untergrundes verraten. Mit seinem Nordrand grenzt dieser Bezirk
an wenig höher liegenden, trocknen Lehm, der eine Verbindung
zwischen Hügel ünd Küstenbergen darstellt. Nördlich dieser trocknen
10 Friedrich Markgraf:
Stufe liegt ein Tiefland, das aus Lehm mit darüberliegendem salz-
haltigem Rohhumus besteht und mehrere Tümpel enthält, die zum
Buru Göl abfließen. Es wird nach Norden zu etwas sandiger und
verliert sich in die Wasserläufe des Eskidsche und der Mesta.
Die äußerst mannigfaltigen Pflanzenformationen, die diese Flächen
bewohnen, habe ich mir hier zu schildern vorgenommen. Ich beginne
mit der Meeresküste. Die verbreitetste Uferbildung sind Lagunen,
deren Landstreifen noch stark unter dem Einfluß des Salzwassers
stehen; jedoch kommen auch felsige Steilküstenstriche (Kalk) vor.
Die überfluteten Teile solcher Felsengründe sind mit dichten Massen
von Fucus virsoides bewachsen, während die schlammigen Lagunen-
watten vegetationslos sind. Nur faustgroße Knollen fand ich ange-
spült, die sich als die einzellige Grünalge Oodium bursa herausstellten.
Eigentümlich waren auch die etwa walnußgroßen Ballen, die die
Brandung aus Stücken von Zostera, ‚grünen umd braunen Algenfäden
und anderen Bestandteilen zusammenrollt.
In der Bewachsung des Ufers spielen die Chenopodiaceen eine
Rolle; sie bedecken mit Schilf und Seirpusarten die sandigen Strand-
teile. Zwischen ihnen trifft man auch die starren, stechenden Büsche
des Juncus acutus, die wie große Igel aussehen. Diese Binse kommt
auch -auf tonigem Boden vor und mischt sich dort in der Küstenzone
mit Salıcornia, die weite Strecken als Reinbestand überzieht und
dann dunkelrote „Quellerwiesen“ bildet wie an der Nordsee. An
ihren Rändern sah ich stellenweise häufig Statice imonium.
Auf den Sandflächen, die als Meeresablagerungen entstanden
sind, aber schon in größerer Entfernung vom Wasser liegen, war die
Pflanzendecke noch lückenhafter, als sie bei einem Quellerbestand zu
sein pflegt. Büsche von Juncus acutus fallen am meisten darin auf,
stehen aber doch recht locker, zwischen ihnen spärliche Chenopodiaceen
und hin und wieder die grau bereiften Stauden des Glaucium flavum
mit seinen prächtig gelben Blüten oder den abenteuerlich langen
Balgfrüchten. Sehr kennzeichnend für solche Sandfelder, freilich nur
am Buru Göl vorkommend, war Euphorbia myrsimites. Diese Pflanze
ist derartig sukkulent, daß ihre Stengel mit der Last der keilförmigen,
stare zylindrisch von ihnen abstehenden Blätter schwach auf dem
Boden liegen. Man ist überrascht von der großen Menge Milchsaft,
die überall in diesem Gewächs vorhanden ist. Die oberirdischen Teile
besitzen einen grauen Wachsüberzug, die Wurzeln sind im Mr |
zum Stengel sehr dünn. 2
In vollstem Gegensatz zu der eben geschilderten Formation
stehen die Salzsimpfe, die teilweise noch Strandpflanzen enthalten.
Botanische Kriegsbeobachtungen in Thrazien. 11
Sie sind vorhanden auf dem Schlick südlich und dem Humus nördlich
des Dorfhügels. Lückenlose, halbmannshohe Büsche von Juncus
acutus machen den Südsumpf undurchdringlich. Stellenweise ragen
Karden (Dipsacus) über die Binsen hervor bis etwa 2 m Höhe,
Chenopodiaceen bedecken etwas freiere Stellen, und die schöne Ascle-
piadacee Uynanchum acutwm schlingt sich hin und wieder durch das
Gewirr. Sie fällt durch ihre spießförmigen Blätter, durch die weiß
und rot gezeichneten Blüten, die blasse, an Obione erinnernde Farbe
der grünen Teile und schon als Liane stark auf. An einem Bach
fand ich große Mengen von Xanthium italieum. Der Sumpf im
Norden des Tschiflik-Hügels ist von anderer Art: ein träges @ewässer
fließt zum Buru-Göl ab, umgeben von endlos weiten Schilfbeständen.
Wo diese fehlen, zeigt er Wiesencharakter: Carex, Scirpus u.a. An
seinem Rande gedeihen große Tamariskensträucher, von Oynanchum
acutum umrankt. Sie geben der Landschaft durch das Gelbgrün
ihrer Blätter ein trauriges Aussehen, das nur im Juli durch ihre zart-
roten Blütentrauben verbessert wird. Am Rande kommt auch hier
Statice limonium Vor.
Wo der humose Sumpf sandiger wird, also weiter nördlich, geht
' er in einen Urwald über. Ein Recht zu dieser Bezeichnung gibt
seine — stellenweise — Unberührtheit und die Undurchdringlichkeit
seiner Lianengestrüppe. Ökologisch gehört er zum Typus des medi-
terranen Uferwaldes. Er setzt sich zusammen aus hochstämmigen
Weiden und Pappeln mit eingestreuten Eichen und Maulbeerbäumen.
Unterholz ist nur auf Lichtungen vorhanden, und zwar meist Prunus
spinosa. Niederwuchs kann sich nur an lichten Stellen erhalten und
besteht da aus Gräsern und Bodenmoosen. ‚Im Herbst sind Tinten-
pilze und Champignons häufig. Hervorzuheben ist aber vor allem die
Zahl der Lianen. Dem jeweiligen Lichtgenuß entsprechend weisen
sie alle recht ungleich große Blätter auf. Da ist am Waldrand Vitis
silvestris zu finden, die eine sehr schöne Blattform besitzt, im Innern
Waldreben (Clematis), Rubus, Humulus, oft hohe Wände bildend —
' so auch besonders Clematis —, Oucubalus baccifer mit grünen Blüten
und schwarzen Beeren und blattreiche Smilaxarten. Von der schönen
Asclepiadacee Periploca graeca habe ich einmal eine Frucht gefunden,
die aus dem Wald ins Dorf verschleppt worden war; sie kommt also
auch in ihm vor.
| Außerhalb des Waldes fehlen Bäume fast gänzlich. Nur einzelne
hohe Weiden stehen am Ufer des Flusses Eskidsche und bieten
Störchen Wohngelegenheit und Beutelmeisen die weichen Samenhaare
als Nestpolsterung. In Xanthi wachsen, wohl angepflanzt, Zypressen,
12 Friedrich Markgraf:
Platanen, Feigen- und Maulbeerbäume. Der Xanthiberg trägt immer-
grüne Macchiensträucher: Buxus, Ruscus aculeatus. An Flußtälern
bei Gjumürdschina, die im November und Dezember Wasser führen,
gedeiht ein „Galeriewald“ aus Eichen, der, nur etwa zehn Bäume
jederseits breit, merkwürdig genug aussieht.
Nunmehr komme ich zu der ausgedehntesten, speziellsten und
zugleich trostlosesten der dortigen Pflanzenformationen, dem Sibljak,
Sibljak ist ein serbischer, von Adamowitsch eingeführter Name für
„ein mediterranes, sommergrünes Buschwerk“. Es ist also etwas
anderes als die immergrüne Macchie und bildet eher die niedrigste
Form des temperierten Sommerwaldes jener Gegenden in seinem
Kampfgebiet gegen Steppe, Macchie, Wüste u.a. An vielen Stellen
ist der Sibljak wohl sekundär für den ausgerotteten Wald eingetreten;
denn er ist von den Balkanländern bis nach Siebenbürgen hinauf
verbreitet. Ich selbst habe ihn auf unserem Rückmarsch durch
Ungarn auf den Gebirgen bei Arad wiedergesehen. Bei Tepe-T'schiflik
bedeckt er alle höher gelegenen, trocknen Stellen, den Dorfhügel, die
Berge von Balustra am Meer und das ganze Hügelland der Türken-
dörfer bis Gjumürdschina im. Osten.
Seine Zusammensetzung ist verschieden. Auf den Bergen bei
Balustra wird das Buschwerk gebildet aus niedrigen, strauchförmigen
Eichen, die nur selten baumartig sind und dann eine Höhe von 2!/s m
nicht überragen. Auf dem Tschiflik-Hügel herrscht die Rhamnacee
Paliurus, stellenweise gemischt mit Prunus spinosa, Viburnum,
Cornus und Pistacia terebinthus. Paliurus ist verbreitet von Klein-
asien und Syrien bis zum Kaukasus und durch alle Balkanländer.
Seine niedrig bleibenden Sträucher verleihen der Landschaft ein
äußerst trostloses Aussehen. Dabei ist er eine sehr unangenehme
Pflanze. Zahlreiche starke, ‘rückwärtsgerichtete Dornen an den
Zweigen machen es unmöglich, ohne zerfetzte Kleidung und blutige
Schrammen einen Bestand davon zu durchqueren. Wollfetzen von
Schafherden hängen stets massenhaft daran. Es ist begreiflich, daß
die Legende gerade diesen Strauch als Christusdorn bezeichnet hat,
und daß die Türken, um ihren Toten das Spuken zu verleiden, einen
Zweig gerade davon der Leiche durch den Bauch stoßen (s. Adamovi(c).
Überhaupt zeichnet sich der Sibljak, namentlich im Sommer, durch
zahlreiche dornige und stachlige Gewächse aus.
Ich möchte nun die Entwicklung des Sibljaks im Verlaufe eines
Jahres vorführen. Allerdings habe ich grade die Frühlingsmonate
März bis Mai nicht dort verlebt, aber die Reste der betreffenden
Pflanzen, z. T. blühend, doch noch angetroffen. Anfang Februar,
Botanische Kriegsbeobachtungen in Thrazien. 13
wenn die Sonne schon einige Tage warm geschienen hat und Nacht-
fröste nicht mehr eintreten, beginnt die Entwicklung. Die grünen
Spitzen der Gräser und Stauden, die im Winter schon hervorlugten,
schießen jetzt äußerst schnell empor, und ein freudig grüner Rasen be-
deckt bald das ganze Gelände. Dazwischen entfalten die Zwiebel-
sewächse ihre Blüten. Die zarten bunten Glocken des Orocus biflorus
lugen dicht über dem Boden hervor. Der Asphodill entwickelt große,
gehäufte Blattrosetten von graugrüner Farbe. Ich habe seine Blüte-
zeit leider nicht miterlebt, auch keine Berichte darüber bekommen;
nur eine gelb blühende Art habe ich im Juli in einem Exemplar
gesehen, ohne ihrer habhaft werden zu können, und außerdem bei
Gjumürdschina große Flächen voll fruchtender Stauden, die in etwa
!/; m Entfernung voneinander einen vollkommen reinen Bestand
bildeten. Im Mai etwa entfaltet der Paliurus seine Blätter und
unscheinbar grünen Blüten. Sein Schatten wird nun schon von den
Landschildkröten (Testudo graeca) im Mittag aufgesucht. Im Mai
und Juni blühen die Gräser, deren viele, schöne Formen ich leider
nicht alle bestimmen konnte. Nur der Hundszahn (Uynodon dactylon)
war mir bekannt; er bildete auch die Hauptmasse. Ferner kann
ich angeben den Hasenschwanz (Lagurus ovatus) mit seiner weich-
haarigen, eiförmigen Ähre und Elymus crinitus mit gewundenen
Grannen.
In den Juni fällt auch der Beginn der Distelblüte, die durch
ihren Farbenreichtum überrascht. Gelbe, rote, blaue Blütenköpfichen
in allen Schattierungen sind zu finden, alle geschützt durch eine
schreckenerregende Menge von Stachelbildungen. Große gelbe Köpfe
hat die furchtbar bestachelte Distel Scolymus hispanicus,; ebenfalls
gelbblühend, aber mit kleinen Köpfchen und nur einigen langen,
gelben Stacheln am Hüllkelch ist die graufilzige Centaurea solstitialis.
Große, kugelige Büsche mit zahlreichen, verschieden roten Blüten-
köpfehen bildet Cardopatium corymbosum. Diese Distel verzweigt sich
von unten auf so stark und so regelmäßig, daß eine verflochtene, un-
zerreißbare Halbkugel entsteht. Die Blüten und Blätter liegen nur
innen, von Stacheln gut beschützt, die Blätter außerdem in dieser
Lage einer weniger starken Verdunstung ausgesetzt. Mehr als Ruderal-
pflanze trifft man um diese Zeit das weißnervige Xanthium spinosum
und Aristolochia clematitis an. Die Distelblüte dauert bis in den
August. Im Juli wird sie aber ganz zurückgedrängt durch die Ent-
faltung des Eryngium creticum, einer schlanken, hochstengligen Art,
die um diese Zeit in allen Teilen blaurot gefärbt ist und so dem
Sibljak einen Schimmer verleiht, etwa wie unserer Heide die Calluna.
f
1
14 Friedrich Markgraf:
Das graue Eryngium campestre kommt dagegen garnicht auf. In
diesem Monat sieht man überall die großen, Erdhöhlen bewohnenden
Ameisen ernten. Sie tragen ‘ganze Fruchtstände ein. Dann bringen
sie in der Zeit der Herbstdürre die Fruchthüllen u.s. w. hervor und
schichten Sie zu großen Abfallhaufen auf, während sie die Samen
unterirdisch aufbewahren. So haben sie sich den Besonderheiten der
Vegetation angepaßt.
Die regenlosen Monate haben nun den Boden steinhart werden
lassen, und metertiefe Risse zerklüften ihn. Da kann die Pflanzen-
welt nicht mehr viel leisten. Das Zryngium cereticum wird grau,
ebenso die Gräser, und nur auf dem etwas lockrer gebliebenen Acker-
boden, wo im Juni bis Anfang Juli das Getreide abgemäht worden
ist, gedeihen noch einige kleine Unkräuter, meist einjährige von
schwächlichem Bau: fadendünnes Bupleurum glumaceum, Delphinium
tenuissimum, Linarien, winzig klein, mit gelb und violett gezeichneten
‚Blüten, Tribulus terrester (Zygophyllacee). Medicago orbicularıs hat
allenthalben seine schneckenförmigen Früchte von der Größe und
Dicke eines Fünfpfennigstückes verstreut. Anagallıs caerulea blüht
hier und da und zeigt den kalkigen Untergrund an. Wo dieser an
den Abhängen zutage tritt, ist stets die gelbe Aster limosyris zu
finden, die z. B. im Kyffhäuser mit Anagallis caerules zusammen
gipsstet auftritt. |
Im August findet auch im wilden Sibljak noch eine Nachblüte
statt. Zu dieser gehört vor allem Zchinops graecus. Diese manns-
hohe, kräftig bestachelte Pflanze wurde von unseren Soldaten „bul-
garisches Vergißmeinnicht* genannt, weil man die Berührung mit ihr
. nicht so leicht vergißt. Daneben blüht mit karminroten Strahlen
Carlina thracica, eine recht stachlige Art vom Typus unserer C.
vulgaris. An freien Stellen ragen die dünnen, fast blattlosen Stengel
von ‚Scabiosa thracica mit roten Blüten und die von Se. ochroleuca
über die vertrockneten Kräuter empor. ° Sie werden von Tauben-
schwänzchen (Macroglossa stellatarum) in den Mittagsstunden zahl-
reich umschwirrt und bringen sehr bald ihre seltsamen Früchte zur
Reife. Auch die tellerförmigen Früchte des Paliurus werden reif
und gelb. Rot glühen aus dem Gebüsch die Beerentrauben der
Pistazien, vereinzelt schimmern blau bereifte Schlehenfrüchte. Auf
dem Boden sieht man die dicken, roten Beeren des Ruscus aculeatus
auf den grau gewordenen Phyllocladien. Im Schutz der Sträucher
entfaltet der unangenehm stechende (!) Asparagus acutifolius kleine,
gelbgrüne Blüten, die angenehm, etwa wie Reseda, duiten.
Ende August ist der Sibljak verödet. Unter den sengenden
Botanische Kriegsbeobachtungen in Thrazien. 15
Sonnenstrahlen wird er immer trockner, und es ist leicht, in diesen
‘ Monaten einen Brand zu entfachen. Das geschah zu unserer Zeit
meist durch englische Brandbomben, ist aber auch sonst zu beobachten
und entsteht dann wohl gewöhnlich durch Unaehtsamkeit. Mit un-
- heimlicher Schnelligkeit läuft so ein Feuer über den Boden, versengt
alles, ohne es richtig zu verbrennen, verbreitet aber eine starke Hitze
und ist garnicht zu löschen. Hat es Wald oder Feld erfaßt, so brennt
es darin. richtig aus und kann mehrere Tage und Nächte anhalten,
- mit riesigen Flammen meilenweit ins Land leuchtend. Merkwürdiger-
weise löst es bei einigen Pflanzen Wachstumserscheinungen aus. Ich
sah verbrannte Exemplare einer ZDactucaart, die aus der Wurzel
mehrere dünne, etwa 1lcm hohe Stielchen trieben, auf denen kleine
Köpfchen mit 2 bis 4 Zungenblüten standen. Auf einem Brand-
fleck erschienen plötzlich die zart blauen Blütentrauben der Seilla
autumnalıs, die sonst erst später kommen.
Im Oktober bewölkt sich der Himmel zum ersten Mal wieder,
und mit kräftigen Gewittern, wie man sie bei uns nicht kennt, bricht
die Regenzeit an. Die Tage nach den ersten Gewittern sind wieder,
sonnig, und diese benutzt die Seilla autumnalıs, um den Boden mit
einem feinen Schleier blauer Blüten zu überziehen.
Dann aber bricht der Winter mit Macht herein. Eisige Nord-
stürme fegen alles graue Gestrüpp über die Ebene und verbreiten
mit ihrer bei uns unbekannten Gewalt die verschiedensten Samen
weithin. Am abenteuerlichsten muten unter diesen „Steppenhexen“
die Büsche des Poterium spinosum an: starre, weiß berindete, dichotom
verzweigte Stengel, die in große Stacheln auslaufen, in Kugelform
verhakt wie Cardopatium, im Innern die lederigen Fiederblätter,
deren Fiederchen so groß wie Wasserlinsen sind.
Der Reif, der im Dezember auftritt, bedeckt schon die ersten
Anfänge der neuen Vegetation: kleine Grasblattspitzen, die bei den
'ersten Regen hervorgekommen sind, Asphodillblätter u.a. Sie sind
im Januar, wenn die Sonne wärmer scheint, die ersten auf dem Platze. —
Dies sind die zusammenhängenden Beobachtungen, die mir 1917
und 1918 in Thrazien zu machen vergönnt war. Vielleicht bestätigen
oder ergänzen siemanche anderen botanischen Balkanerinnerungen und
tragen auf diese Weise mit zur Vervollständigung der Kenntnis dieser
interessanten Gebiete bei.
Zur Rosenflora der Mark.
Von E. Schalow.
Im Sommer 1919 weilte ich seit längerer Zeit wieder einmal in
Berlin. Diesen allerdings nur kurzen Aufenthalt benutzte ich zu
mehreren botanischen Ausflügen, auf denen ich namentlich unsern viel-
gestaltigen Wildrosen erhöhte Aufmerksamkeit schenkte. Die immer-
hin bemerkenswerten Beobachtungen sollen im folgenden bekannt ge-
geben werden.
Am 11. August besuchte ich die Mühlberge bei Könige on
hausen. Die Hügel, die sich unmittelbar hinter der Stadt erheben,
sind neuerdings mit Robinien, Kiefern und Eichen aufgeforstet. Von
der ursprünglichen Hügelflora konnte ich noch folgende Arten fest-
stellen: Scabiosa columbaria L., Phleum Boehmerı Wib., Pieris hieraci-
oides L., Tunica prolifera Scop., Salvia pratensis L. auch in der var.
rostrata Schmidt, Vieia tenuifolia Roth u.a. An jungen Kiefern
kletterte die Waldrebe (Clematis Vitalba L.) in die Höhe, die allem
Anscheine nach nur verwildert ist. Rosen sind auf den Hügeln recht
zahlreich anzutreffen. Ich bemerkte folgende Arten: Rosa canına L.,
R. dumetorum Thuill., R. rubiginosa L., FR. pomifera Herrm., R. eorü-
folia Fries und R. micrantha Sm. Die beiden letzten Rosen sah ich
nur sehr vereinzelt. Für A. mierantha ist dies der erste sichere
Standort in der Mark. R.pomifera macht ganz den Eindruck einer
wildwachsenden Pflanze. Vielleicht lassen sich noch aus geschichtlichen
Quellen Belege für die frühere Kultur dieser Rose. in der Gegend
von Königswusterhausen, wie überhaupt in der Mark beibringen. Die
beobachteten Abweichungen sollen weiter unten ZUSANIORE EL
werden.
Den 14. August weilte ich in der Gegend von Freienwalde. Ich
untersuchte die Hänge und Waldränder bei Ndr.-Finow und Liepe
bis zum Schufuts- und Pfingstberge. Rosen sind hier stellenweise
recht häufig und ich fand auch recht beachtenswerte Formen. In
den nächsten Jahren beabsichtige ich, die Erforschung der Rosenflora
Zur Rosenflora der Mark. 17
von Freienwalde fortzusetzen. Ich verspreche mir noch manchen
schönen Fund aus dieser hochinteressanten Gegend. Bis jetzt sind
mir aus diesem Gebiet folgende Arten bekannt geworden: Außer Rosa
canına und R. dumetorum auch R. tomentella Lem. R. glauca Vill.
ssp. subcanina Hayek, R. elliptica Tausch ssp. inodora (Fries) Schwert-
schlager, R. agrestis Savi, R. tomentosa (Sm.) Hasse nebst ssp. scabrius-
cula (H. Br.) Schwertschl. und R. omissa Desegl. Die typische R.
glauca sah ich hier noch nicht. Auch R. rubiginosa, sowie R. corii-
foia kamen mir auf diesem Ausfluge nicht zu Gesicht. AR. omissa
konnte ich mehrmals antreffen. Das Vorkommen dieser nordischen
Rose in pontischen Pflanzengemeinschaften Nord- und Mitteldeutsch-
lands hat zunächst etwas Überraschendes an sich!). Entsprechend
ungewöhnliche Verbreitungsverhältnisse finden wir auch noch bei
andern Pflanzen. Ich erinnere z. B. an die alpine Brillenschote (Bis-
cutella laevigata L.), die sich in Mitteldeutschland selbst noch auf
Sandhügeln längs der großen Ströme zeigt. A. Schulz?) hat in seinen
Schriften des öfteren auf derartige Anpassungserscheinungen bei
unsern Gewächsen hingewiesen. Ich habe solche Pflanzen, die sich
veränderten Lebensbedingungen mehr oder weniger angepaßt haben,
an anderer Stelle Aptophyten genannt. Aptophytisches Ver-
halten ist auch noch bei anderen Rosen anzunehmen, z.B. bei Rosa
mollis u. a.°)
Von Brombeeren. sammelte ich in der Umgegend von Freien-
walde u. a.: Rubus velutinatus Sudre (= KR. bifrons X caesius) mit
schön roten Blumenblättern und unterseits weißfilzigen Blättern am
Schufutsberge bei Liepe, A. gothicus Frid. gleichfalls am Schufuts-
berge mit R. thyrsoideus Wiminer ssp. thyrsanthus Focke; im Walde
an der Eberswalder Chausssee wachsen: R. villicaulis Koehl. und &.
macrophyllus W.und N. Die Brombeeren haben Herrn Prof. Spribille-
Breslau vorgelegen, dem ich für die gütige Durchsicht zu Dank ver-
pflichtet bin.
Der letzte Ausflug (am 16. August) galt der Umgebung von
_ Werder. Die Werderschen Hügel sind leider völlig in Obstgärten
Te REN
1) Vergl. E.Schalow, Sperenberger Rosen. Verh. Bot. Ver. Brdb. LVI (1914).
2) Vergl. A. Schulz, Die Geschichte d. phanerogamen Flora und Pflanzen-
' deeke Mitteldeutschlands. Halle a.S. 1914.
®) Es mögen hier noch einige Beispiele für aptophytisches Verhalten erwähnt
werden: Silene Ofites Sm., in Ostdeutschland eine Charakterpflanze trockener Sand-
böden, hat sich im Harzgebiet völlig dem Gipsboden angepaßt. Die subarktisch-
alpine Anemone vernalis findet sich in Nordostdeutschland vielfach auf dürren Sand-
hügeln und in Kiefernwäldern mit einer ausgesprochen pontischen Begleitflora.
Verhandl. des Bot, Vereins f. Brandenburg. LXII. 2
18 E. Schalow:
übrig geblieben. Ich war deshalb zunächst rechtnettäuscht, da ich
umgewandelt. Von der ursprünglichen Pflanzendecke ist nur wenig
Rosen so gut wie ganz vermißte, bis ich auf einem kleinen unbe-
bauten Fleck gegen den Plessower See hin eine recht mannigfaltige
Rosenflora antraf. Ich stellte hier außer R. canina und R. dumetorum
auch R. glauca, R. coriifolia und R. ellvptica fest. Doch zweifle ich
nicht, daß bei Werder auch noch andere Arten, wie R. rubiginosa und
R. tomentosa vorkommen werden. Aus der sonstigen Flora fielen mir
noch auf: Zquisetum hiemale L. 1. polystachyum Milde, Salıx acutifolia
Willd. (zur Sandbefestigung angepflanzt und auch verwildert), Hiera-
cium umbellatum L. v. stenophyllum Wim. u. Grab. (Phöbener Berge),
Anthericum Liliago L. (w. vor.), Avena pratensis L. (w. vor), Dianthus
superbus L. (am Plessower See).
Im folgenden Teile sollen die beobachteten Rosenformen namhaft
gemacht werden. Einige Abweichungen dürften erhöhtes Interesse
beanspruchen, da sie anscheinend aus andern Gebieten noch nicht be-
kannt sind; doch habe ich von einer Aufstellung neuer Formen zu-
nächst noch Abstand genommen. Weitere Beobachtungen, die ich in
den nächsten Jahren zu machen gedenke, sollen über den Wert dieser
Formen Aufschluß geben. Bei der Bestimmung benutzte ich haupt-
sächlich R. Kellers Bearbeitung der Rosen in der Synopsis der mittel-
europäischen Flora und J. Schwertschlagers vortreflliche Dar-
stellung der Rosen des Frankenjura®). Eine etwas abweichende An-
sicht habe ich mir hinsichtlich der Gliederung der Sektion Vestitae
gebildet’). Deshalb habe ich auch den zu dieser schwierigen Sektion
gehörenden Rosen eine kurze Beschreibung beigefügt.
Rosa pomifera Herrm. var. recondita (Pug.) Chr. Königswuster-
hausen: auf den Mühlbergen, vielleicht nur verwildert. 4
R. omissa Desegl. Stachel + gekrümmt, Blättchen rundlich
eiförmig, meist mehrfach gezähnt und mit zahlreichen Subfoliardrüsen,
Früchte sehr kurz gestielt (bis 1 X so lang wie der Stiel), Kelch-
blätter bleibend, aufgerichtet bis abstehend, Griffel wollig bis dicht
behaart.
var. typica R. Kell. Freienwalde: bei Liepe, auch am Schufuts-
berge, recht zahlreich.
R. scabriuscula (H. Br.) Schwertschl. Stacheln gerade oder
#) Vergl. J.Schwertschlager, Die Rosen d. südl. u. mittleren Frankenjura Ba
München. 1910.
5) Vergl. E.Schalow, Zur Kenntnis d. schlesischen - Wildrosen. Jahresber.
Schles. Ges. vaterl. Kultur. 1919.
ad > ra da aan E22 I
Zur Rosenflora der Mark. 19
schwach gebogen, Blättchen oft länglich eiförmig, mehrfach gezähnt,
mit zahlreichen Subfoliardrüsen, Fruchtstiele 1 — mehrmal so
lang wie die Scheinfrucht, Kelchblätter bis zur Fruchtreife
bleibend, aufgerichtet bis abstehend, Griffel wollig bis dicht behaart.
var. crıstata Chr. Freienwalde: Liepe gegen den Schufutsberg.
Die Scheinfrüchte sind ungefähr so lang wie die Stiele. Dadurch
nähert sich diese Rose der A. omissa.
R. tomentosa (Sm.) Hasse. Stacheln + gebogen, Blättchen ein-
fach oder doppelt gezähnt (Zahnung selten mehrfach zusammengesetzt),
ohne oder mit zerstreuten Subfoliardrüsen, Fruchtstiele lang, oft
__ vielmal länger als die Scheinfrüchte, Kelchblätter abfällig, zu-
rückgeschlagen oder abstehend, Griffel kahl bis behaart. — R.
omissa ist mit R. scabriuscula durch zahlreiche Übergangsformen ver-
bunden. Auch von R. mollis Sm. ist R. omissa nicht scharf geschieden.
Hinsichtlich der Fruchtbeschaffenheit zeigen diese Rosen große Über-
einstimmung, so daß es nicht unberechtigt erscheint, sie (einschließlich
R. pomifera) vielleicht unter dem alten Namen R. villosa L. zusammen-
zufassen und der eigentlichen R. tomentosa mit abfälligen Kelchblättern
gegenüberzustellen. Daß unsere A. tomentosa höhere Ansprüche an
das Klima stellt und sich ganz ebenso verhält wie die übrigen
Rosen mit offenbar südlichem Ursprung und vorwiegend südlicher Ver-
breitung, hat J. Schwertschlager®) bereits nachgewiesen. R. to-
mentosa stellt somit eine ausgeprägte Ebenenrose”) in der Sektion
Vestitae dar. z
var. cinerascens (Dum.) Crep. Freienwalde: am Schufutsberge
bei Liepe. Die Rose stimmt völlig mit schlesischen Exemplaren überein
R. rubiginosa L. var. dimorphacantha (Mart.) Borb. Königs-
_ wusterhausen: auf den Mühlbergen, sehr zahlreich. Andere Formen
vom selben Standort mit völlig kahlen Griffeln gehören anscheinend
schon zur ssp. columnifera Schwertschl. var. lostyla Chr.
R. micrantha Sm. var. permixta (Desegl.) Borb. mit langen,
schwach gebogenen Stacheln bei Königswusterhausen: auf den Mühl-
bergen.
R. elliptica Tausch var. iypica Chr. Werder: gegen den
Plessower See. Die Stacheln sind nur wenig gebogen, die kleinen
. Blättehen undeutlich gezähnt und am keilförmigen Grunde fast glatt.
6) Vergl. J. Schwertschlager a.a. 0. S. 149.
7) Vergl.H.Dingler, Versuch einer Erklärung gewisser Erscheinungen in
d. Ausbildung u. Verbreitung d. wilden Rosen. Mitteil. naturwissensch. Vereins
Aschaffenburg 1907. £
9*
20 E. Schalow:
*
Ssp. inodora (Fries) Schwertschl. var. genwina Schwertschl.
Freienwalde: am Schufutsberge bei Liepe. — Die Griffelköpfchen
sind bei dieser Rose völlig kahl wie bei var. liostyla R. Kell., zu der
aber unsere Form wegen der abweichenden Blattform nicht gezogen -
werden kann. Schwertschlager?) würde diese Rose vielleicht zu
R. agrestis stellen. Wegen der kurzen Fruchtstiele und den ab-
stehenden, z. T. aufgerichteten Kelchblättern kann ich mich dazu nicht
entschließen. Es wird nötig sein, eine neue Form aufzustellen, die
der var. genuina nebengeordnet ist, zumal solche kahlgriffligen Rosen
in der Mark und auch in Schlesien verbreitet sind.
R. agrestis Savi var. typica R. Kell. Freienwalde: am Schu-
futsberge bei Liepe mit schwach behaarten Blättern.
R. tomentella L&m. var. obtusifolia (Desv.) Cr&p. Freienwalde:
am Pfingstberge und Schufutsberge bei Liepe. Die Exemplare gleichen
völlig Stücken aus den schlesischen Vorbergen. — Diese Abänderung
steht jedenfalls der R. dumetorum recht nahe. Von den übrigen
Formen der R. tomentella ist sie durch die fehlenden Subfoliardrüsen
und durch die einfache Blattzahnung deutlich verschieden. J. Schwert-
schlager?) zieht diese Form deshalb auch zu seiner ssp. uniserrata
der R. tomentella. Ich würde vorschlagen, sie wieder mit A. dume-
torum zu vereinigen, wie es schon J. B. v. Keller!‘) getan hat.
R.canina L. var. fallens (Desegl.) Borb. Freienwalde: Ndr,
Finow, Liepe am Wege nach Chorin (auch mit rot überlaufenen
Hochblättern wie bei var. spuria (Pug.) Borh.), Werder: gegen den
Plessower See (gleichfalls mit mehr kugeligen Früchten).
var. ololeia (Rip.) H. Braun. Königswusterhausen: auf den
Mühlbergen.
R. dumetorum Thuill. var. uncinelloides (Pug.) H. Braun.
Königswusterhausen: auf den Mühlbergen; Werder: am Plessower See,
an beiden Stellen mit etwas dichter behaarten Blättchen.
var. Thuillieri Chr. Freienwalde: am Schufutsberge bei Liepe
R. glauca Vill. var. complicata (Gren.) Chr. Werder: gegen
den Plessower See mit var. myriodonta Chr. Hier wächst auch eine
Form, die ich vorläufig noch zu
var. hirsutifolia Schwertschl. rechne. Von der Beschreibung'?).
8) Vergl. J. Schwertschlager a.a. O0. S. 59.
9) Vergl. J. Schwertschl. a. a. 0.8. 72.
i0) Vergl. E. Halascy u. H. Braun, Nachträge zur Flora von Niederösterreich.
Wien. 1882. 8.276.
11) Vergl. J.Schwertschlager, Verzeichnis neuer Formen u. Varietäten d. E
Rosenflora Bayerns. Mitteilg. Bayr. Bot. Ges. III. Bd. (1913).
a 3
a Be a or
Zu Fe N RT —
ER
Zur Rosenflora der Mark. al
allerdings nicht unwesentlich abweichend: die Stacheln sind nur
schwach gebogen und etwas ungleich, die deutlich blaugrünen Blätter
selbst auf der Oberseite in Spuren behaart, während der Blattstiel
auffälligerweise nur recht locker behaart ist. Eine recht beachtens-
werte Abweichung, die weiterer Beobachtung bedarf.
Ssp. subcanina Hayek var. diodus R. Kell. Freienwalde: Liepe
gegen den Schufutsberg in annähernden Formen.
R. coriifolia Fries. var. typica Chr. Werder: gegen den
Plessower See.
var. frutetorum (Bess) H. Br. Königswusterhausen: auf den
Münhlbergen.
R. humilis Marshal var. lueida (Ehrh.) Koehne. Werder:
am Wegrande bei Kemnitz gegen Phöben verwildert.
Im letzten Teil habe ich die mir bis jetzt aus der Mark be-
kannt gewordenen Rosengallen zusammengestellt. Ich hoffe, daß
dieser Beitrag zur Gallenkunde der Mark besonders denen willkommen
sein wird, die sich eingehender mit den interessanten Gallenbildungen
beschäftigen.
Rhodites rosae L. Rosa omissa: Freienwalde: Liepe (mit den
kleineren Gallen auf der Oberseite der Blätter. Auch in der Mark
verbreitet an den verschiedensten Rosen: Rüdersdorf, Sperenberg.
Rh. Mayri Schlechtend. R. rubiginosa: Rüdersdorf. Anscheinend
wenig verbreitet.
Rh. eglanteriae Hartig.. R. canina: Rüdersdorf. — AR. du-
metorum: Werder (die Gallen sind bis Smm groß, vergl. hierzu die
Angaben bei H. Roß!?), Königswusterhausen, Rüdersdorf. — R. corii-
folia: Sperenberg, Rüdersdorf, Werder. — R. elliptica: Rüdersdorf,
Sperenberg. — R.rubiginosa: Rüdersdorf. — ER. micrantha: Königs-
wusterhausen. — R. omissa.: Sperenberg. — Dies scheint die häufigste
Rosengalle der Mark zu sein.
Rh. spinosissimae Gir. R. canina.: När. Finow b. Freienwalde,
Rüdersdorf. — R. corüfolia: Rüdersdorf, Königswusterhausen. — R.
dumetorum: Königswusterhausen (mit länglichen Verdickungen des
Blattstieles). — AR. scabriuscula: Liepe b. Freienwalde.
Dasyneura rosarum Hardy. R. canina: Rüdersdorf. Scheint
wohl nicht allgemein verbreitet zu sein.
Blennocampa pusilla Klug. R. subcanina: Rüdersdorf. — R.
12) Vergl. H. Roß, Die Pflanzengallen Bayerns. Jena. 1916.
39 Tagesordnung der Sitzungen im Geschäftsjahr 1918/19.
pomifera: Königswusterhausen. — Die Gallbildungen von Rhodites
'rosarum Gir. konnte ich in meinem Herbarmaterial aus der Mark
. nicht feststellen. Doch dürfte diese Galle gleichfalls in der Mark
vorkommen.
Tagesordnung
der Sitzungen im Geschäftsjahr 1918/ 19.
Die Sitzungen fanden vom Dezember bis März im Restaurant
„Zum Heidelberger“ in Berlin (Dorotheenstr. 16), vom April bis Sep-
tember im Hörsaal des Botanischen Museums in Berlin-Dahlem statt
und wurden von dem ersten Vorsitzenden, Herrn H. Harms, geleitet.
Die November-Sitzung mußte wegen der politischen Unruhen aus-
fallen.
Sitzung vom 20. Dezember 1918.
Der Vorsitzende begrüßte unser erst vor ganz kurzer Zeit aus
Dorpat heimgekehrtes Mitglied, Herrn P. Claußen, und verkündete
das neue Mitglied Herrn Mittelschullehrer Alwin Arndt in Berlin-
Friedenau. Er hielt ferner einen Nachruf auf das am 3. Oktober 1918
im 83. Lebensjahre verstorbene, unserm Vereine seit Oktober 1903
angehörende korrespondierende Mitglied Casimir De Candolle in Genf.
Der am 20. Februar 1836 geborene Sohn (Anne-Casimir-Pyramus)
von Alphonse De Candolle, der Enkel von Augustin Pyramus
De Candolle, des Begründers des „Prodromus systematis naturalis
regni. vegetabilis“ steht freilich an Bedeutung hinter Großvater und
Vater!) zurück, die wir zu den ersten Größen der Botanik zählen,
hat aber doch auf mehreren Gebieten unserer Wissenschaft Verdienst-
volles geleistet und sich zudem durch seine Persönlichkeit, als würdiger
Erbe eines großen Namens, als sorgsamer Hüter und Mehrer des kost-
baren Schatzes des Herbier De Candolle eines so ‘hohen Ansehens
bei den Botanikern der ganzen Welt erfreut, daß wir es nicht unter-
lassen wollen, an dieser Stelle ihm einige Worte der Erinnerung zu
widmen. Durch Überlieferung war ihm die Aufgabe zu teil geworden,
das umfassende, vom Großvater begonnene, vom Vater fortgesetzte
1) Kurze Lebensdaten in Ascherson-Graebner’s Synops. IV. 737. — Herrn
Dr. J.Briquet spreche ich auch an dieser Stelle für die freundliche Zusendung
seines schönen Nachrufes auf ©. D.C. besten Dank aus (in Memoires de la Societe
de phys. et d’hist. naturelle de Geneve XXXIX. 2. 1918, p. 89—98).
Tagesordnung der Sitzungen im Geschäftsjahr 1918/19. 33
systematische Werk weiter zu führen. An der Redaktion des XVI.
Bandes des Prodromus hat er noch teilgenommen; dann hat er, an-
fangs in Gemeinschaft mit seinem Vater, später allein, die Heraus-
gabe der als Fortsetzung (Suites au Prodromus) gedachten Mono-
sraphiae Phanerogamarum (9 Bände, 1878—1896) geleitet. Für den
Prodromus lieferte er die Monographien der Juglandaceae, Myricaceae
(XV. 2. 1864) und Piperaceae (XVI. 1. 1869); das Studium der letzt-
genannten Familie machte er zu seiner Lebensaufgabe, und er hat
über sie bis in sein hohes Alter zahlreiche Aufsätze geschrieben, die
die Beschreibungen einer kaum mehr übersehbaren Fülle von neuen
Arten enthalten; von allen großen Herbarien wurde ihm Piperaceen-
Material zur Bearbeitung anvertraut, da nur er diese überaus formen-
reiche Gruppe beherrschte. Später folgte (1833, Monogr. Phaner. I.)
die Bearbeitung der Meliaceae; auch über sie hat er in der Folge
bis zuletzt noch mehrere Arbeiten veröffentlicht, die sich mit der
Bestimmung des ihm als anerkannt besten Kenner der Gruppe zu-
gesandten Materials, mit der Beschreibung zahlreicher neuer Arten be-
schäfticen oder neue Übersichten über gewisse Gattungen (z. B.
Oedrela) liefern. Schließlich hat er einige male neue Arten von
Begonmiacege beschrieben. Wer Gelegenheit gehabt hat, C. De Can-
dolles systematische Arbeiten nachzuprüfen, wird zu der Meinung
kommen, daß er mehr aus Überlieferung als aus eigener Begabung
und Neigung sich diesen Forschungen gewidmet hat, denn es fehlte
ihm bis zu einem gewissen Grade an Formensinn und an der Fähig-
keit, morphologisch Verwandtes klar zusammenzufassen und Verschiedenes
scharf zu trennen, also gerade daran, was den erfolgreichen Syste-
matiker ausmacht. Daher rühren auch die Mängel seiner sonst durch-
aus verdienstlichen Monographien. Viel charakteristischer für seine
'Geistesrichtung sind die Arbeiten, in denen er mathematische oder
physikalische Prinzipien auf Erscheinungen in der Pflanzenwelt an-
wenden konnte. In dieser Beziehung hatte er eine Ähnlichkeit mit
S.Schwendener. Denn mathematisch und physikalisch gründlich
vorgebildet behandelte er mit Vorliebe „mechanische Probleme“, wie
z. B.in den Arbeiten über die Blattstellungslehre (Thöorie de l’angle
unique en phyllotaxie 1865; Considerations sur l’&tude de la phyl-
lotaxie 1831, 1882; Nouv. cons. sur la phyllotaxie 1895), wobei er
u.a. auf die maßgebende Rolle innerer unbekannter Ursachen für die
Anordnung der Blätter hinwies; dann in den Forschungen über Be-
wegungen der Blätter und Ranken (La structure et les mouvements
des feuilles du Dionaea muscipula 1876; Observations sur l’enroulement
des vrilles 1877), und in anderen kleineren Mitteilungen (Analogie
24 Tagesordnung der Sitzungen im Geschäftsjahr 1918/19.
entre les asperit6s des parois des cellules vegetales et les rides de
frottement 1883; Sur les causes de l’orientation des matieres proto-
plasmiques dans la caryocinese 1890); von Interesse ist auch in dieser -
Hinsicht sein Aufsatz: Rides formees & la surface du sable depos&
au fond de l’eau et autres phenomenes analogues 1883. An diese
Arbeiten schließen sich seine anfangs mit Raoul Piectet unter-
nommenen, später allein fortgesetzten Forschungen über den Einfluß
tiefer Temperaturen auf die Keimkraft der Samen (L’action des basses
temperatures sur la faculte germinative des graines, 1879, 1884; sur
la vie latente des graines 1895; und: Sur les effets de la temperature
de fusion de glace sur.la germination 18386). Dieser Neigung zur
Mechanik und Physik entsprach es durchaus, wenn er, wie Briquet
hervorhebt, der modernen Biologie und Ökologie im allgemeinen fern
stand und die Erörterung descendenztheoretischer oder teleologischer
Fragen vermieden hat, sich vielmehr für die „causae efficientes“ einer
Erscheinung interessierte (z. B. Note sur les propriet6s hygroscopiques
de l’Asteriscus pygmaeus 1886). Mit einer Arbeit über Korkbildung
(La production naturelle et artificielle du liege dans le chöneliöge) be-
gann er 1860 seine Laufbahn als Botaniker, und er hat später noch
öfter sich mit anatomischen Fragen beschäftigt (Anatomie comparee
des feuilles dans quelques familles de Dicotyledones 1879), dabei sein
besonderes Augenmerk auf die Verwertung anatomischer Merkmale
für systematische Zwecke richtend (z. B. in Contribution & l’&tude du
genre Alchimilla 1893); er gehört also mit Duval-Jouve und
Radlkofer zu den Begründern der anatomischen Methode in der
Systematik. Zahlreicher sind seine morphologischen Arbeiten, die sich
besonders mit der Bildung des Blattes befassen, das er in seiner
„Thöorie de la feuille (1868)“ (in Archiv. sc. Bibl. univ. Geneve) als
einen Zweig definierte, dessen Endkegel unfruchtbar geworden sei,
und zwar bald auf einer mehr oder minder ausgedehnten Zone der Spitze
selbst, bald gleichzeitig an der Spitze und auf der -Hinterseite, wo-
nach also Blätter nichts weiter als Zweige mit gewissen Hemmungs-
erscheinungen seien. Sehr wertvoll ist seine Arbeit über die blatt-
bürtigen Blütenstände (Recherches sur les inflorescences &piphylles
1891, in M&m. Soc. phys. hist. nat. Geneve Suppl. 1890. Nr. 6). Wie
bei der Definition des Blattes, so suchte er sich auch bei der mor-
phologischen Beurteilung dieser seltenen Erscheinung auf anatomische
Verhältnisse zu stützen, wogegen jedoch Bedenken zu äußern sind
(K. Goebel, Organogr. II. 1. (1900) 621; Velenovsky, Morphol. II. (1907)
609). Mit Blattgestaltungen befassen sich auch seine kleineren Ar-
beiten: Sur les bractees floriferes 1893; sur les phyllomes hypopeltees
Tagesordnung der Sitzungen im Geschäftsjahr 1918/19. 25
1896; sur les feuilles pelt&es 1899. An diese morphologischen Studien
schließen sich einige Mitteilungen über teratologische Vorkomm-
nisse an. — Nachdem er die Genfer Schulen besucht hatte, studierte
er 1853— 1856 in Paris, und nahm 1854 für längere Zeit in England
Aufenthalt. Später hat er nur gelegentliche Reisen in verschiedene
Teile Europas, auch nach Algerien und Ägypten unternommen, sich
sonst dauernd in Genf aufgehalten. Er erlebte die Freude, daß einer
seiner Söhne aus der am 27. August 1863 mit Anne Mathilde
Marcet eingegangenen Ehe, nämlich Augustin, sich ebenfalls der
Botanik widmete, so daß jetzt dieser Gelehrtenberuf in der vierten
Generation der hochangesehenen Familie weiter lebt. Bis zum Jahre
1916 erfreute er sich einer vortrefflichen Gesundheit, die ihm eine
unermüdliche Tätigkeit gestattete, erst von da an stellten sich Krank-
heitsbeschwerden ein, die schließlich einen sanften Tod herbeiführten.
Ferner legte der Vorsitz. vor: Gedächtnisrede für den auf dem
' Felde der Ehre gefallenen Oberlehrer Albrecht Nauwerck?), gehalten
in der Oberrealschule Berlin-Steglitz von Studienrat Dr. R. Schnurr
am 27. September 1918.
| Herr H. Harms besprach eingehend das Werk von Erich Becher:
- Die fremddienliche Zweckmäßigkeit der Pflanzengallen und die Hypo-
- these eines überindividuellen Seelischen; Leipzig (Veit u. Comp.) 1917;
148 S. 8°. — Der Verfasser stellt den Begriff?) der fremddienlichen
Zweckmäßigkeit auf. Er bezeichnet damit diejenigen Erscheinungen,
die nicht dem sie führenden oder erzeugenden Organismus, auch nicht
seiner Art, sondern anderen auf oder in ihm wohnenden Lebewesen
nützlich sind, sogar auf Kosten des Wohlbefindens des Wirtes oder
Beherbergers. Die ältere theistische oder deistische jetzt überlebte
a
i
4
e
2) Nachruf von H. Hedicke in Verh. LX. 1918, 8. 195.
3) Besprechungen findet man z.B. in Naturwissensch. Wochenschrift XXXII.
Nr. 25 (24. Juni 1917) 350 (H. Miehe); Engler’s Bot. Jahrb.LV. Heft 2/3 (1918) Litt. 19.
(Engler); Naturwissensch. (1917) 669 (E. Küster u. O. Braun); Bot. Centralbl.
CXXXVIII Nr. 24. (1918) 371. — Besonders- ausführlich ist der Bericht von Edm.
J. Klein in Archiv. trimestr. nouv. ser. VII. Instit. Grand-Ducal de Luxemburg sect.
science. natur. VIL (1917) 61—86, der die Frage eingehend erörtert und dazu noch
eine Reihe von Beispielen aus eigener Kenntnis beisteuert. Sehr beachtenswerte
Ausführungen über „Altruismus“ gibt Fr. W.Neger in seiner Biologie der Pilz.
(1913) 533.
2 Gegenüber Fr. Heikertinger (Das Scheinproblem von der fremddienlichen
! Zweckmäßigkeit; Naturwiss. VI. (1918) 181), der die Zweckmäßigkeit im allgemeinen
als naturwissenschaftliches Forschungspreblem ablehnt, verteidigt Becher seine
Auffassung (ebenda, 185—189). E. Dennert (in Naturwiss. Wochenschr. XXXII.
(1918) 415) setzt für Zweckmäßigkeit in der Biologie das Wort Nutzmäßigkeit,
spricht also von Fremdnutzmäßigkeit.
26 Tagesordnung der Sitzungen im Geschäftsjahr 1918/19.
Teleologie nahm vielfach eine fremddienliche Naturzweckmäßigkeit in
dem Sinne an, daß alles in der Natur mehr oder weniger zum Nutzen
oder zur Ergötzung des Menschen geschaffen sei. In der heutigen
Biologie spielt eigentlich nur noch selbstdienliche oder artdienliche
Zweckmäßigkeit eine Rolle, mit deren Erklärung sich die verschiedenen
biologischen Theorien beschäftigen. Die eigentümlichen Anpassungs-
erscheinungen an den Gallen der Pflanzen haben den Verfasser auf
den Begriff fremddienlicher Zweckmäßigkeit geführt, und er führt uns
die für den Schmarotzer, das Gallentier, vorteilhaften Einrichtungen,
die die Pflanze dem letzteren bietet, an einer großen Reihe von Bei-
spielen vor, unter Benutzung des bekannten Werkes von E. Küster
(Die Gallen der Pflanzen) und der Arbeit von Porsch (Wechsel- _
‚beziehungen zwischen Pflanze und Tier, in Kultur der Gegenwart,
Allg. Biologie III, IV. 1. (1915) 555). Die Pflanzengallen bieten ihren
Bewohnern nicht nur Nahrung, sondern vor allem Obdach; viele Gallen
stellen sozusagen Wohnhäuser dar, die die Pflanze für die Gallengäste
_ aus ihren eigenen Baustoffen aufbaut. Durch mancherlei Vorkehrungen
sorgen die gallentragenden Pflanzen für die Sicherheit und den Schutz
der Gallentiere gegen Schädigungen von außen (wie z. B. durch Aus-
bildung von starkwandigen Schutzschichten, durch reichlichen Gerb-
stoffgehalt). Ja es gibt Vorkelirungen, durch die manche Gallen ihren
Bewohnern fürsorglich eine spontane Öffnung verschaffen, durch die
das Tier rechtzeitig ins Freie gelangen kann (Deckelgallen, Stöpsel-
galle bei der Linde). Der merkwürdige Altruismus läuft in diesem
Falle durchaus nicht auf Eigennutz hinaus, wie bei den Bestäubungs-
einrichtungen, wo der Pflanze von den Insekten ein überaus wichtiger
Gegendienst geleistet wird, sondern die Gebilde sind nur allein für
das auf der Pflanze lebende Gallentier (oder den Gallenpilz) nützlich,
also im strengen Sinne fremddienlich, da die Gallen im allgemeinen
der Wirtspflanze nur Schaden bringen. — Leider wissen wir über die
Entstehungsursachen der Gallen noch wenig. Der Verfasser glaubt,
daß außer strukturbestimmenden Reizen und außer solchen durch
Gallreize ausgelösten Wirtspflanzenpotenzen, die sich auch in den
normalen Gebilden der Wirtspflanze offenbaren, noch besondere Gall-
bildungspotenzen bei der Entwickelung solcher Ceeidien eine ‚Rolle
spielen müssen, die man wegen ihrer besonderen streng bestimmten
Form nicht auf strukturelle Reize zurückführen kann, indem sie in
ihrem Bauplan durchaus von allen Gebilden der Wirtspflanze ab-
weichen (Kapselgallen usw.). Große Schwierigkeiten bereitet die Er-
klärung des Zustandekommens der fremddienlichen Zweckmäßigkeit
der Pflanzengallen, wenn man sie nach den bisherigen teleologischen
Tagesordnung: der Sitzungen im Geschäftsjahr 1918/19. 937
"Theorien deuten will. Anfänge zweckmäßiger Gallbildung, primitive
Wucherungen oder einfache Verwertungen der Sproß- und Frucht-
bildungspotenzen der Wirtspflanzen und dergl. vermag zum teil schon
das Ausnutzungsprinzip‘) zu erklären, wonach jedes Lebewesen an
sich und um sich alles zu seinem Vorteile ausnutzt, wonach also
auch der Gallenparasit die Potenzen seines Wirtes benutzt. Einzelne
zweckmäßige Galleneigenschaften sind aetiologisch ohne weiteres ver-
ständlich. Jedoch der sehr erhebliche Rest der Gallenzweckmäßigkeit,
der dann noch unerklärt bleibt, kann auch nicht erschöpfend durch
die Selektionslehre?) (Darwinismus) und die bisherigen Fassungen des
Lamarckismus und Psycholamarckismus verständlich gemacht werden,
weil sich die fremddienliche Gallenzweckmäßigkeit nicht restlos auf
selbst- oder artdienliche Zweckmäßigkeit zurückführen läßt. Das
Versagen der biologischen Theorien in diesem Falle führt den Ver-
fasser dazu, philosophische Betrachtungen heranzuziehen. So erörtert er
sehr gründlich die Möglichkeit einer Erklärung auf Grund der philo-
sophischen Systeme von Schopenhauer, Bergson, Ed. von Hart-
mann, Driesch und Reinke. Er kommt schließlich zu der An-
nahme eines über das Individuum hinausreichenden, alles umfassenden
seelischen Bindemittels.. Nachdem er die Möglichkeit psycholamarc-
kistischer Erklärung der Gallenzweckmäßigkeit nochmals erwogen und
betont hat, daß die vom Psycholamarckismus den Einzelwesen zuge-
schriebenen, bescheidenen seelischen Fähigkeiten zur Erklärung von
Gebilden nicht ausreichen, deren wohltätige Wirkung nicht sogleich
mit ihrer Entstehung in Erscheinung tritt, sagt er (8. 132): Alle
solche Schwierigkeiten fallen natürlich fort, wenn man die Natur-
zweckmäßigkeit statt auf primitive seelische Faktoren in den Einzel-
organismen auf einen höchst intelligenten Weltgrund zurückführt, der
als supraindividueller gemeinsamer Wesensgrund von Wirtspflanzen
und Parasiten zugleich Gemeinsamkeit ihres Fühlens verständlich er-
scheinen läßt. Leider aber stehen einer solchen Annahme der Wider-
streit zweckmäßiger Eigenschaften verschiedener Lebewesen und die
4) Becher in Naturwissensch. VI (1918) 185.
5) G. Wolff (in Biol. Zentralbl. X (1890) 467) führt folgenden hierher passenden
Ausspruch von Darwin an: Ließe sich beweisen, daß irgend ein Teil der Organisation
einer Species zum ausschließlichen Besten einer anderen Species gebildet worden sei,
so wäre meine Theorie vernichtet, weil eine solche Bildung nicht durch natürliche
Zuchtwahl erklärt werden kann. W. teilt dann eine für „fremddienliche Zweck-
mäßigkeit“ sprechende Beobachtung aus dem Bienenleben mit, wonach die aus-
fliegende Biene nur Blüten derjenigen Art besucht, der die von ihr zuerst besuchte
Blüte angehört; man könne daraus wohl auf einen Nutzen für die Pflanze, aber nur
sehwer auf einen solchen für das Tier schließen.
we
28 Tagesordnung der Sitzungen im Geschäftsjahr 1918/19.
dysteleologischen Erscheinungen im Wege. Es erscheint nun aber
sehr wohl möglich, die Annahme recht beschränkter seelischer Fähig-
keiten in den Einzelwesen mit der Hypothese eines überindividuellen
höheren Seelenlebens zu vereinigen. Wir brauchen nur anzunehmen,
daß das überindividuelle Seelenleben mit seinen Verzweigungen in die
lebenden Einzelwesen hineinragt, etwas daß ein kleiner Schößling von
ihm, der aus dem Seelischen in den Eltern entsproßt und sich ab-
löst, bei der Entstehung eines organisierten Gebildes zu diesem in
engere Beziehung tritt, um es zweckmäßig leitend zu beeinflußen.
Die Disharmonie im Örganismenreiche würde sich aus der Ver-
zweigung des überindividuellen Seelischen in individualisierte seelische
Teilwesen erklären, die in den verschiedenen Einzelwesen wirken.
Doch würde es sich immerhin gelegentlich, etwa im Altruismus der
Wirtspflanzen gegen ihre Gäste, geltend machen, daß die verschiedenen
seelischen Zweige einem seelischen Stamme angehören, daß es das
gleiche überindividuelle Seelenwesen ist, welches durch seine Teile
Wirtspflanzen und Parasiten belebt. Und in Eigenschaften und Ein-
richtungen der Organismen, die nicht auf beschränkte seelische Fähig-
keiten zurückgeführt werden können, würde die hohe Intelligenz und
reiche Erfahrung des überindividuellen Seelenwesens offenbar werden.
Zahlreiche selbstdienlich zweckmäßige Eigenschaften, aber auch ihr
Widerstreit, die Disharmonie im Reiche der Organismen sowie das
Unzweckmäßige und „Dumme“ an ihnen käme auf Rechnung der in-
dividualisierten seelischen Faktoren; der Altruismus, fremddienliche
und durch den bisherigen Psycholamarckismus nicht erklärliche, höhere
Intelligenz voraussetzende Zweckmäßigkeit auf Rechnung des über-
individuellen Seelenwesens. Der Verfasser betont, daß er ausschließlich
durch theoretisch motivierte Ausdeutung biologischer Tatsachen zur
Hypothese eines überindividuellen vitalen Faktors gekommen ist; er
vergleicht sie mit der physikalischen Hypothese des alle Körper um-
faßenden und durchdringenden Aethers; beide Hypothesen könne man
im gleichen Sinne als metaphysisch bezeichnen.
W. Magnus (in Zeitschr. f. Bot. X. Heft 2. (1918) 137) hat in
einer Besprechung, zu der gerade er wegen seiner übrigens von Becher
nicht berücksichtigten Untersuchungen über die Aetiologie der Gallen®)
berufen war, gemeint, die Hypothese eines überindividuellen Seelischen
sei überflüssig, da sich im Sinne des Psycholamarckismus allein, also
ohne Annahme des supraindividuellen vitalen Faktors, eine Deutung
der Gallenzweckmäßigkeit geben ließe. Bei der ständigen Wechsel-
6) Die Entstehung der Pflanzengallen verursacht durch Hymenopteren, Jena 1914.
DER
RETTET
NE RE DEE
TIEREN az
nn.
Tagesordnung der Sitzungen im Geschäftsjahr 1918/19. 39
wirkung zwischen den lebenden beseelten Zellen des Parasiten und
der Wirtspflanzen kann an eine dem Parasiten nützliche, für seine
Zwecke dienliche Leitung der Pflanzenseele gedacht werden, etwa
‚durch eine Irreführung des Lustgefühls, wie sie ja auch sonst für
pathologische Organbildungen angenommen werden müßte. An diese
- Deutungsmöglichkeit hat jedoch schon .B. selbst gedacht, wenn er
8.131 sagt: „Im Prinzip wird die fremddienliche Zweckmäßigkeit
psycholamarckistischer Erklärung zugänglich, wenn wir annehmen,
daß der Wirtspflanzen-Organismus an den psychischen Zuständen
des Parasiten teilnimmt“. Und doch betont B. meines Erachtens mit
Recht die Unzulänglichkeit der Erklärung durch Probierreaktionen
der Einzelwesen.
Gegenüber der von B. gegebenen Darstellung dürfen wir wohl
die Frage aufwerfen: Haben wir in der zweckmäßigen Einrichtung
der Gallen überhaupt eine Fremddienlichkeit zu erblicken? Ich
möchte mich in diesem Falle der von H. Miehe bereits näher aus-
- geführten Ansicht anschließen, wonach es wohl denkbar wäre, daß
die Gallenzweckmäßigkeit ausschließlich auf das Konto des Parasiten
zu setzen ist, der die Organisationen im Wirtskörper hervorruft, die
seinen Zwecken dienlich sind. Trifft diese Anschauung das richtige,
so wäre der Begriff der fremddienlichen Zweckmäßigkeit überflüssig
und die Gallenzweckmäßigkeit fiele mit unter den Begriff der art-
oder selbstdienlichen, zu deren Deutung wie bisher die bekannten
biologischen 'Theorien heranzuziehen wären, und dann könnten wir
auch von der Annahme eines supraindividuellen vitalen Faktors ab-
sehen. In der Tat läßt sich wohl vorstellen, daß durch den vom
Parasiten ausgehenden Reiz das Plasma. gewisser Zellen des Wirts-
organismus so wesentlich verändert wird, daß, wie es bei den hoch-
entwickelten Gallen der Fall ist, Bildungen entstehen, die sich aus
den Kräften der befallenen Pflanze allein nicht verstehen lassen. Wir
hätten also vielleicht von einem den Zwecken des Parasiten dienst-
bar gemachten Gallenplasma zu reden, das wesentlich von dem ur-
sprünglichen der Wirtspflanze verschieden ist. B. selbst haben solche
Gedanken durchaus nicht ferngelegen. Er sagt (S. 99): „Die Gallen
sind Produkte von zweierlei Faktoren, der Wirtspflanzen und ihrer
Potenzen einerseits und der Parasiten und ihrer Einwirkungen ander-
seits. Man kann nun versuchen, die Gallenzweckmäßigkeit auf das
te Ka Zibeiefe Deine
Konto der Parasiten zu setzen; die Wirtspflanzen produzieren parasiten-
dienliche Gebilde, weil sie von den Parasiten in äußerst zweckmäßiger
Weise beeinflußt werden. Die fremddienliche Zweckmäßigkeit der
Pflanzengallen geht also auf selbst- und nachkommendienliche Zweck-
7
30 Tagesordnung der Sitzungen ım Geschäftsjahr 1918/19.
mäßigkeit der Parasiten, der von ihnen ausgeübten Reizkombinationen,
zurück. Das Wesentliche in der Phylogenese der Gallen vollzieht
sich nicht an den Wirtspflanzen, sondern auf der Seite der Parasiten
usw.“ Diesem Gedankengange neige ich sehr zu. "Allerdings ist
unsere Einsicht in die Entstehungsursachen der Gallen noch sehr
gering. Aus den Untersuchungen von W. Magnus wissen wir nur
soviel, daß die hochentwickelten Gallbildungen nicht die Folge der
Einwirkung spezifischer Giftstoffe, also keine Chemomorphosen sind,
sondern daß sie unter dem fortwirkenden Einfluß der lebenden Zellen
des Parasiten zustande kommen, also Biomorphosen sind; welcher
Natur jedoch diese Wechselwirkungen zwischen lebenden Zellen im
einzelnen sind, ist auch für die normale Formenbildung unbekannt.
Daraus läßt sich aber nichts bestimmtes für oder gegen unsere Auf-
fassung entnehmen. Fritz Zweigelt?) (Biologische Studien an Blatt-
läusen und ihren Wirtspflanzen; Verh. zool. bot. Ges. Wien LXVII. 1918,
6—8 Heft, S: 142) äußert sich nach Untersuchungen von Blattrollgallen
der Blattläuse in einer Weise, die gegen die Auffassung spricht, daß der
Parasit das bestimmende Element ist: „Die galligenen Reize stellen
demnach sozusagen den Rahmen dar, innerhalb dessen die Pflanze
Bewegungsfreiheit hat, das Geleise, auf welches die Entwickelung
gewissermaßen verschoben wird, diese aber ist, wie die Entwickelungs-
mechanik der Gallen lehrt, ausschließlich Leistung der Pflanze selbst,
die nach eigenen Entwicklungsfähigkeiten mit eigenen Stoff- und
Kraftmitteln den Vergallungsprozeß beherrscht.“
Die Auffassung, daß man die Gallen bis zu einem gewissen
Grade eher für ein Erzeugnis des Parasiten auf dem Pflanzenkörper
als für aktive Erzeugnisse der Pflanze für den Parasiten?) halten
kann, läßt sich noch durch folgende, aus der Systematik entnommene
?) Er sagt z.B. 8. 129: „Definitionsmäßig also sind Gallen, so einfach sie an
und für sich sein mögen, stets Reaktionen der lebenden Pflanzenzellen auf den
nahrungschöpfenden Parasiten, Reaktionen, die zunächst mit irgendwelcher Zweck-
mäßigkeit für den künftigen Gallenbewohner garnichts zu tun haben“. Ob sich
der letzte Satz in seiner Allgemeinheit halten läßt, möchte ich bezweifeln; vielleicht
gilt er nur für einfachere Gallenformen wie Schwellungen und Rollungen, nicht aber
mehr für kompliziertere Gebilde, die wie „Kunstbauten“ der Tiere auf dem Pflanzen-
körper aussehen.
8) E. Klein sagt an einer Stelle seiner sehr lesenswerten Besprechung (8. 76):
„Die Gallen sind rein passive Gebilde, welche die Pflanze aus sich niemals zu wege
bringt.“ — Auch bei den Pilzgallen, wie in dem von Klein näher erörterten Fall
von Synchytrium papillatum oder bei dem von Neger erwähnten Altruismus, den
Polygonum chinense durch Ausbildung eines Capillitiums für den Parasiten Usiilago
Treubii äußert, möchte ich an Beeinflussung der Wirtspflanze durch den Parasiten
denken. & =
Tagesordnung der Sitzungen im Geschäftsjahr 1918/19. 31
Betrachtungen stützen: Systematisch verwandte Arten von Parasiten
bilden meist auch ähnliche Gallen an Arten aus verschiedenen Pflanzen-
familien aus; innerhalb einer und derselben Parasitengattung treffen
wir oft diese oder jene Gallenform vorzugsweise oder ausschließlich
entwickelt (Haarfilze der Milben auf den verschiedensten Pflanzen-
arten; Beutel- und Deckelgallen bei Hormomyia und Oligotrophus,
Blütenanschwellungen bei Contarinia usw.; allerdings gibt es auch
Ausnahmen, wie die verschiedenen Formen der Gallen von Eriophyes
tiliae, die bald Hörnchen bald Filze sind). Dieselbe Pflanze trägt
durchaus verschiedene Gallen je nach dem sie bewohnenden Parasiten
(dasselbe Eichenblait kann mehrere verschiedene Gallen haben). Das
spricht doch für den formbestimmenden Einfluß des Parasiten. Daß
jedoch auch die Pflanze mitwirkt bei der Ausgestaltung der Galle,
geht aus den Fällen hervor, wo dieselbe Parasiten-Art (z.B. Dasy-
neura sisymbrii) an verschiedenen Arten oder Gattungen (Nasturtium,
Barbaraea) verschiedene Gallen verursacht. Höher organisierte
Parasiten dürften im allgemeinen auch höher differenzierte Gallen
mit besonders eigenartigen zweckmäßigen Einrichtungen bedingen; die
kompliziertesten Bildungen finden wir unter den Gallen der Hymenop-
teren und mancher Cecidomyiden. Vielleicht ließe sich dieser Ge-
danke eines Parallelismus in der Organisationshöhe zwischen Parasit
und Galle noch im einzelnen innerhalb dieser Gruppen (besonders der
Gallmücken) ausführen.-
Bin ich auch geneigt, den Begriff der fremddienlichen Zweck-
mäßigkeit der Gallen auf artdienliche zurückzuführen und damit auch
die Erklärung der Gallenzweckmäßigkeit mit Hilfe eines überindi-
viduellen Seelischen abzulehnen, so verkenne ich durchaus nicht die
anregende Bedeutung des Werkes, das ein wichtiges biologisches
Problem von allgemeinen naturphilosophischen Gesichtspunkten erörtert;
ich möchte nur wünschen, daß es auf Untersuchungen über die Ent-
stehungsursachen der Gallen befruchtend wirken möge.
Herr Pilger wies daraufhin, daß die Beziehungen der myr-
mekophilen Pflanzen zu den von ihnen bewohnten Ameisen, denen sie
Wohnung und Nahrung bieten, eine gewisse Ähnlichkeit mit den
Gallen zeigen und vom Standpunkte Bechers aus einer näheren Er-
- örterung wohl wert seien. — Dazu möchte ich sagen: Die Theorie
Schimpers führt diesen Fall des Zusammenlebens von Tier und
Pflanze auf selbstdienliche Zweckmäßigkeit für die Pflanze zurück;
- die eiweißreichen Futterstoffe (Belt'sche und Müller’sche Körperchen)
sollen danach sich vielleicht in Anpassung an die Nahrungsbedürfnisse
der die Pflanze vor den Blattschneider-Ameisen schützenden Gast-
59 Tagesordnung der Sitzungen iin Geschäftsjahr 1918/19.
Ameisen ausgebildet haben. die in den Hohlräumen der Pflanze leben;
auch an den Hohlräumen finden wir Einrichtungen, die zum Nutzen
der die Pflanze schützenden Gäste dienen. Bei dieser Auffassung, die
bekanntlich stark bestritten ist, fällt die Annahme fremddienlicher
Zweckmäßigkeit ohne weiteres fort. Anders steht es, wenn wir Ule’s
Standpunkt?) vertreten (Engler’s Bot. Jahrbuch XXXVI. (1906) 335),
wonach das Schwergewicht auf Seiten des Tieres liegt. Ist nämlich
ein Schutz der Pflanze gegen Blattschneider durch die Gastameisen
überflüssig oder illusorisch, so scheint die Pflanze durch Ausbildung
geeigneter Hohlräume und Nahrungsstoffe für ihre Gäste einen un-
erklärlichen Altruismus zu zeigen; es lägen also ähnlich wie bei den
Gallen fremddienliche Bildungen des Pflanzenkörpers vor. Indessen
läßt sich dem entgegenhalten, daß das Bewohnen der Hohlräume durch
die Ameisen auf das auch von B. herangezogene Ausnutzungs-
prinzip zurückgeführt werden kann; diese Einrichtungen stellen, wie
schon Schimper zugab, keine Anpassung an die Ameisen dar, sondern
könnten, wie auch Ule betont, irgendwie mit dem Leben der Pflanze
zusammenhängen und werden nur von dem Tier, das sie gut ge-
brauchen kann, benutzt. Dasselbe gilt vielleicht auch für die Nah-
rungsstoffe, die die Pflanze zunächst nur für ihre Gäste abzusondern
scheint; allerdings wissen wir vorläufig nicht, wie wir diese aus der
Organisation der Pflanze als ihr dienliche Einrichtungen deuten sollen.
Die Ule’sche Theorie nötigt uns nicht zur Annahme fremddienlicher
Zweckmäßigkeit der myrmecophilen Bildungen, aber sie kann sie nicht
überall auf selbstdienliche Zweckmäßigkeit zurückführen.
Herr Hillmann legte Proben von Fasc. 2 der von Herrn
Sandstede herausgegebenen „Cladoniae exsiccatae* vor. — Herr
J. Gerber legte eine im vergangenen Sommer in Frankenhausen am
Kyfthäuser auf salzhaltigem Boden gefundene Form von Plantago
maritima vor, bei der die Deckblätter mehrmals länger sind als der
Kelch (f. bracteata). — Herr Loesener teilte mit, daß Herr U.
Dammer um Angaben über wildes Vorkommen von Hopfen in
größeren Mengen bittet, da man jetzt diese wichtige Faserpflanze aus-
beuten wolle. Herr Ulbrich bemerkte dazu, daß es neuerdings ge-
lungen sei, aus dem Hopfen eine längere ziemlich feine Faser zu ge-
winnen, die freilich nicht so schön wie die Nesselfaser, aber gut
brauchbar sei; die Gewinnung der Nesselfaser begegne verschiedenen
Schwierigkeiten, so daß sie nur für Luxuszwecke in betracht käme. -
9) Vergl. auch Neger, Biol. d, Pflz. (1913) 516.
> 7
Tagesordnung der Sitzungen im Geschäftsjahr 1918/19. 33
Nachschrift zu Seite 31. — Nachträglich lernte ich die Arbeit
von Erich Wasmann kennen: Die Gastpflege der Ameisen (in Ab-
handlungen zur theoretischen Biologie, herausgegeben von J. Schaxel,
Heft 4, 1920). Ein besonderes Kapitel darin behandelt die „fremd-
dienliche Zweckmäßigkeit in der Gastpflege der Ameisen“, wobei auch
das Werk von E. Becher besprochen wird (S. 89). W. lehnt sowohl
die psycholamarckistische Ansicht von seelischen Fähigkeiten der
Pflanze wie die psychomonistische Hypothese von dem Hineinragen
eines überindividuellen Seelischen in das individuelle Leben der
Pflanze ab, betont aber, daß ohne eine höhere Intelligenz, die die
Wachstumsgesetze der Pflanze und ihres Parasiten zu gunsten des
letzteren einheitlich geregelt hat, die fremddienliche Zweckmäßigkeit
der Gallen nicht zu begreifen sei; er faßt die Intelligenz im theisti-
schen Sinne als eine von der Natur substantiell verschiedene, aber
in ihr allgegenwärtige göttliche Weisheit und’ sagt: „Durch diese
höhere Einheit der intelligenten Weltursache erklärt sich die Hin-
ordnung der Wachstumsgesetze der Pflanze auf das Wohl ihres
Parasiten widerspruchsfreier als durch die psychomonistische An-
nahme“. Gegen diese Deutung des Gallenproblems. lassen sich wohl
dieselben Bedenken äußern wie gegen Becher’s Hypothese. — H,
Driesch (Der Begriff der organischen Form, in Abh. z. theor. Biol.
1919, Heft 3) erwähnt S. 72 die Ansicht Bechers von einer inter-
personalen Harmonie. — H. Harms.
Sitzung vom 17. Januar 1919.
Der Vorsitzende begrüßte mit herzlichen Worten unsern ver-
dienten Bücherwart, Herrn Tessendorff, der vor kurzem zu unserer
aller Freude aus dem Felde zurückgekehrt war, und sprach die Hoffnung
aus, daß es ihm trotz starker Überlastung mit Berufspflichten dank
seiner rüstigen Arbeitslust auch fernerhin möglich sein möge, das von
ihm mit soviel Hingabe betreute mühevolle Amt eines Verwalters
unserer wertvollen und umfangreichen Bibliothek zu versehen. Er
teilte sodann den am 19. Dezember 1918 erfolgten Tod des Ehren-
mitgliedes Friedrich Thomas (in Ohrdruf) mit.
Herr Moewes wies im Anschluß an das in den „Verhandlungen“,
Jg. 60, 1918, S. 172—174 abgedruckte Schreiben des Herrn Karstädt
betreffend die Erhaltung des Lebuser Adonisgeländes darauf hin,
daß sich auch der Naturwissenschaftliche Verein für den Regierungs-
bezirk Frankfurt a. O. und das dortige Komitee für Naturdenkmal-
pflege um die Sicherung des Gebietes bemüht hätten, und daß über
die Angelegenheit bereits in.den „Mitteilungen“ dieses Komitees, Nr. 1,
Verhandl. des Bot. Vereins f. Brandenburg LXLI. i 3
34 Tagesordnung der Sitzungen im Geschäftsjahr 1918/19.
April 1914, S. 11—12 kurz berichtet worden sei. Auf eine Anfrage
der Staatlichen Stelle für Naturdenkmalpflege vom 12. Februar 1914
wiederholte die Gesellschaft „Eigene Scholle“ unter dem 30. März 1914
ihre in dem von Herrn Karstädt abschriftlich mitgeteilten Schreiben
an den Regierungspräsidenten in Frankfurt gemachte Zusage. betreffs
der dauernden Erhaltung des Adonisgeländes und der zu diesem Zwecke
durchzuführenden Maßnahmen. Die Veröffentlichung in den „Ver-
handlungen“ gab der Staatlichen Stelle Veranlassung, bei Prof. Nickel,
dem Geschäftsführer des Frankfurter Komitees für Naturdenkmal-
pflege, wegen des Standes der Dinge anzufragen. Seine vom 2. Januar
d. J. datierte Antwort geht dahin, daß unter den augenblicklich herr-
schenden Verhältnissen eine formal-juristische Sicherung geringen
Wert habe. Das Gelände liege am ÖOderufer von Lebus als herren-
loses Gut, um dessen Besitz sich niemand gräme. Im Frühjahr mache
die Lebuser Jugend ihre Raubzüge dorthin. Er habe versucht, durch
die Lebuser Lehrer dem entgegenzutreten. Eine Umzäunung oder
Bewachung des Gebietes: sei ausgeschlossen. Er behalte die Sache
im Auge und würde für weitere Anregungen dankbar sein.
Herr Harms zeigte blühende Exemplare der Sträucher Rhodo-
dendron dahuricum, Hamamelis virginiana und H.japonica aus dem
Botanischen Garten. Die nordamerikanische H. Art, die normalerweise
ein Herbstblüher ist, wie es auch die Literatur angibt, scheint bei
uns öfter zweimal im Jahre zu blühen, worauf ihn Herr Graebner
hingewiesen hatte; die vorgezeigten Blüten stammten von einem
Strauche, der bereits im Oktober 1918 geblüht hatte; die größere
Blüten habende japanische Art ist einer der ersten Frühjahrsblüher
unter den bei uns aushaltenden Sträuchern. Übrigens wurde die aus-
gedehntere Anpflanzung von Hamamelis-Arten in den Mitteil. Deutsch.
Dendrol. Ges. XXVII. (1918) 253 empfohlen, da Blätter und Rinde in
den Apotheken benötigt werden (Abkochungen und andere Zubereitungen
als stopfendes und blutstillendes Mittel; Destillat Hazeline; Moeller
und Thoms, Real-Enzykl. Pharm. VI. (1905) 171). Herr Gülden-
pfennig bemerkte dazu, daß sie auch zu mancherlei anderen Zwecken
viel begehrt seien.
Herr Harms hielt einen Nachruf!°) auf Fr. Thomas und be D
dessen Werk über das „Elisabeth Linne-Phaenomen“ (sogenanntes
Blitzen der Blüten). Der Sohn unseres verstorbenen Ehrenmitgliedes,
Herr Dr. P. Thomas, weilte als Gast in unserer Mitte. — Herr
Weiße machte weitere Angaben über frühes Blühen in dem Winter:
10) Abgedruckt in Bericht. Deutsch. Bot. Gesellsch. XXXVI. 1918. (1919) 3
S. (122)—(137). eg
2
Tagesordnung der Sitzungen im Geschäftsjahr 1918/19. 35
22. Dezember 1918 Helleborus niger; 3. Januar 1919 Viola tricolor,
Bellis; 8. Januar Lamium purpuwreum; 9. Januar Goldlack, Garten-
primel, Senecio vulgaris, Vogelmiere, Capsella, Poa annua (stäubend);
14. Januar Haselnuß (Herr Duysen hatte diese schon am 1. Januar
blühend gesehen).
Herr H. Harms hielt einen Nachruf auf unser früheres, aber
schen seit etwa 20 Jahren nicht mehr dem Verein angehörendes
Mitglied, den am 5. September 1918 verstorbenen Dr. Ernst Carl
Ferdinand Roth, Oberbibliothekar a. d. Universitäts-Bibliothek in Halle
2.8. zugleich Leiter der Bibliothek der Kaiserl. Leopoldinisch-Caroli-
- nischen Deutsch. Akademie der Naturforscher. Am 13. August 1857
in Berlin geboren, trat R. 1877 unserem Verein bei, und hat damals
in unsern Verhandlungen mehrfach über Pflanzenfunde aus der Um-
gebung Berlins und Hamburgs und aus dem Elsaß berichtet. An der
Berliner Universität erwarb er am 12. November 1883 den Doktor-
grad mit einer pflanzengeographischen Skizze „Über die Pflanzen,
welche den atlantischen Ozean auf der Westküste Europas begleiten“
(in ausführlicher Form in unsern Verh. XXV. (1883—84) 132—181),
- die ihre Entstehung der Anregung P. Ascherson’s verdankt, als
dessen dankbaren Schüler sich R. selbst bezeichnete, als er in Leopol-
dina XLIX. (1915) 35—37 ein Lebensbild seines Lehrers entwarf.
Sonst schrieb er z. B. noch: Cotula coronopifoha (in Engler’s Bot.
Jahrb. V. (1834) 337—340), auch ein Beitrag zur Kenntnis atlantischer
Pflanzen; ferner: Additamenta ad Conspecetum Florae Europaeae editum
ac. C.F. Nyman (Beiträge zu ©. F. Nyman’s Consp. Fl. Europ.), Berlin
1886 (Haude u. Spener), 47 S. Viele Jahre hat er für das Bot. Cen-
tralblatt Referate geliefert. Zu beachten sind seine in der Leopoldina
erschienenen Nachrufe auf hervorragende Naturforscher und Mediciner
(2: B.. von Botanikern außer Ascherson E. A. von Regel, XXIX.
146; M. Willkomm, XXXII 94; C. v. Linne, XLILI, 44; A.v.
Haller, XLIV, 32).
Sitzung vom 21. Februar 1919.
Der Vorsitzende verkündete das neue Mitglied Herrn Lehrer
Gerhard Stroede in Berlin und gedachte des 90. Geburtstages unseres
greisen Ehrenmitgliedes S. Schwendener, dem die Vorsitzenden und
der erste Schriftführer persönlich die Glückwünsche des Vereins über-
bracht hatten. Sodann legte er den Band 1918 der „Mitteilungen
der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft“ vor unter Hervorhebung
der bemerkenswertesten Aufsätze aus dem reichen Inhalt und besprach
die Arbeit von H. Thoms und H. Michaelis, Über Lupinenverwer-
3*+
36 Tagesordnung der Sitzungen im Geschäftsjahr 1918/19.
tung (in Jahresber. Vereinig. f. angewandte Bot. X VI. (1918) Heft 2, 38),
in der auf ein neues Verfahren zur Entfernung des Bitterstoffes aus
den Lupinensamen und zur Gewinnung eines nahrhaften bis 48%, Ei-
weiß enthaltenden Mehles, sowie wertvoller Nebenpi EB (5/0 Öl,
Klebstoff, Kaffeeersatz) hingewiesen wird.
Herr Dr. Graf von Schwerin hielt darauf einen Vortrag: Über
die Möglichkeit der Verwachsung zweier Gehölzarten (Verh. LXT. 55),
an den sich eine lebhafte Diskussion anschloß.
Darauf hielt Herr R. Pilger einen Vortrag über die blütenbiologischen 2
Verhältnisse bei der Gattung Plantago. Der Vortragende wies darauf
hin, daß bei den einzelnen Gruppen von Plantago sehr verschiedene
Verhältnisse inbezug auf die Verteilung der Geschlechter und die
Bestäubung vorkommen. Sehr viele Arten sind hermaphrodit und dabei
ausgeprägt proterogyn. Einige Arten der Sektion‘ Plantaginella,
die in den südamerikanischen Anden leben (P. rigida Kunth),
haben eingeschlechtliche Blüten, die in dem dichten niedrigen
Rasen versteckt sind, deren Narben oder Staubblätter aber außer-
ordentlich lang aus der Blüte hervorragen. Die Frucht wird durch
ein Carpophor über den Rasen herausgehoben. P. Ianceolata ist
hermaphrodit oder gynodiöcisch; das gleiche beobachtete Vortragender
bei P. maritima. Die ’Erblichkeitsverhältnisse der gynodiöcischen
Formen wurden näher besprochen. Bei der in Südamerika verbreiteten
Sektion Novorbis finden sich ‘bei den Arten zwei verschiedene
Blütenformen, die gewöhnlich aber für das ganze Exemplar gleich
sind. Entweder bleiben die Blüten geschlossen, die Zipfel klappen
nicht, wie sonst bei Plantago, zur Blütezeit weit zurück, sondern
neigen dauernd konisch zusammen, die winzigen Staubblätter sind
eingeschlossen. Oder die Blüten öffnen sich, große Antheren treten
hervor; dabei sind aber die Fruchtknoten meist unentwickelt. Die
geschlossen blühenden Formen können sich selbst bestäuben, wie
Kulturversuche zeigten, sind also kleistogam; die männlichen Pflanzen
sind zur Bestäubung nicht notwendig. Bei zahlreichen Arten der
Sektion Leucopsyllium sind Übergänge zur Kleistogamie.zu beobachten,
die Staubblätter sind mehr oder weniger‘ stark reduziert und treten
nur wenig oder garnicht aus der Röhre hervor, ebenso sind die Ko-
rollenzipfel mehr oder weniger reduziert. An der Diskussion be-
teiligten sich die Herren Diels, Pilger und Harms; es wurde die
Frage nach der Richtigkeit der Ansicht Goebels erörtert, wonach
die kleistogamen Blüten nur Hemmungsbildungen seien, wobei der E
Vortragende die Meinung äußerte, die Kleistogamie bei Plantage si
auf phylogenetische, nicht auf äußere Ursachen zurückzuführen. |
Tagesordnung der Sitzungen im Geschäftsjahr 1918/19. 37
Herr Herter besprach einige Fälle von Gebäckverfälschung:
ein durch Gips verfälschtes Roggenbrot, ein Krankenbrot mit hohem
Gehalt an Brandsporen, ein im Überschuß aus Weizenmehl bestehendes,
mit Holz- und Kohlrübenmehl verfälschtes Stück Stolle; weiter legte
er einige aus verschiedenen Mehlen hergestellte normale Brote vor.
Herr Wittmack wies auf die Häufigkeit der Gipsbeimischungen in
den Jahren nach 1870 hin, während Herr Herter aus der Jetztzeit
nur einen Fall kannte. Herr Duysen meinte, die Giftigkeit der
Tilletia-Sporen sei zweifelhaft; solches Brot dürfe aber nicht an
Kranke geseben werden, bei trächtigen Tieren wirken sie schädlich.
Herr Hörnlein berichtete über die Vermischung von Kartoffelmehl
mit phosphorsaurem Kalk. Herr Harms regte die Frage nach der
Giftiekeit der Kornradesamen an, wozu sich die Herren Duysen,
Herter, Hörnlein und Wittmack äußerten (vergl. Verhandl. LIX.
. 140); Verfütterung in größeren Mengen sei schädlich.
; Sitzung vom 21. März 1919.
Der Vorsitzende nannte als neue Mitglieder die Herren Dr.
Alexander, Dr. Markowski, K. Lewin, Dr. Otto und Dr. Seeliger
und hielt dann einen Nachruf auf das am 2. März 1919 im 71. Lebens-
jahre in Berlin-Steglitz verstorbene frühere Mitglied des Vereins Dr.
Friedrich Wilms. Er war am 19.'April 1848 zu Münster in West-
falen als Sohn des dortigen Medicinal-Assessors und Apothekers Dr.
Friedr. Wilms (gestorben 11. April 1830, vergl. Verh. 1880, 8. 58; ver-
dient um die Erforschung der Flora Westfalens und Begründer des
Westfälischen Provinzialherbars, vergl. Ascherson-Graebner, Synops. III.
(1907) 766) geboren, wurde später daselbst Apotheker und verfaßte:
Repertorium über die Erforschung der Flora Westfalens im Jahre
1879 (Jahresber. Bot. Sect. Westfälisch. Provinzial-Vereins 1879. (1830)
20—34; gab auch diesen Bericht heraus), dann dasselbe für 1880.
(1881) 9—13; ferner Katalog der Sektions-Bibliothek (a. a. 0. 1880.
(1881) 50—54); Dr. F. W. u. Dr. F. Westhoff, Verzeichnis der bis-
lang in der Provinz Westfalen beobachteten Gallgebilde (ebenda XI.
1882. (1883) 33— 51). Dann hielt er sich 15 Jahre (1852—1896) in
Südafrika auf und war längere Zeit Apotheker in Lydenburg in
Transvaal; er brachte dort wertvolle Pflanzensammlungen zusammen
(Urban, Geschichte des Botanischen Gartens (1916) 317, 410), aus
denen eine große Zahl neuer Arten beschrieben wurden. Auf der
Frühjahrsversammlung 1898 in Rathenow hielt er einen Vortrag (Ein
- Botanischer Ausflug ins Boerenland, Verh. XL. 1898, S. VII—-XXIV).
Er beschäftigte sich später mit Ordnungsarbeiten im Botanischen.
38 Tagesordnung der Sitzungen im Geschäftsjahr 1918/19.
Museum Berlin-Dahlem (Moose u. a.) sowie mit der Verteilung von
Dubletten, z. B. der afrikanischen Sammlungen von Scheffler und
Rudatis, und verfaßte: Neubestimmungen bezw. Korrekturen der von
Rudatis in Natal gesammelten Pflanzen (in Fedde, Repert. XT. (1912)
94—95, XI. (1913) 421—423); Neubestimmungen bezw. Korrekturen
der von G. Scheffler in Britisch Ostafrika gesammelten Pflanzen,
ebenda XI. (1912) 124—126, XII. (1913) 359. Er besaß noch das
Herbar seines Vaters, das er mit nach Hause nahm, als er vor etwa
einem Jahre seine Tätigkeit aufgeben mußte. Schon seit einigen
Jahren kränkelte er, so daß sein Tod nicht unerwartet eintraf.
Herr H. Harms besprach ausführlich das Werk von Oscar
Hertwig: Das Werden der Organismen. Eine Widerlegung von
Darwins Zufallstheorie. Jena (G. Fischer) 1916; 2. Auflage 1918.
Dieses Buch des angesehenen Berliner Biologen hat für Botaniker
ein großes Interesse, da es sich mit der wichtigsten Frage der Bio-
logie, der Frage nach der Entstehung und Entwicklung der Orga-
nismen beschäftigt. Da der Verfasser darin nicht nur die Selektions-
theorie Darwins, sondern auch alle neueren Forschungen und Theorien,
die sich auf die Entstehung der bunten Mannigfaltigkeit der Organismen-
welt beziehen, eingehend bespricht und kritisch beleuchtet, so gibt
das Buch zugleich einen lehrreichen Überblick über die Leistungen
der Wissenschaft auf dem Gebiete der Abstammungslehre, ganz ab-
gesehen von der eignen Auffassung des Verfassers, die auf einer
reichen Forscherarbeit beruht und schon deshalb Anspruch auf Be-
rücksichtigung erheischt. Die Kritik des Verfassers gegenüber der
Selektionstheorie bringt im allgemeinen nicht viel neue Gesichtspunkte,
gruppiert aber die schon öfter erhobenen Einwände in übersichtlicher
Weise und belegt sie mit neueren Forschungsergebnissen und eigenen
gutgewählten Beispielen; vielfach wird auf die schon von Naegeli
erhobenen Bedenken zurückgegriffen, dessen Anschauungen H. über-
haupt nahe steht. Seine eigene Stellung läßt sich so bestimmen, daß
er dem Selektionsprinzip (dem eigentlichen Darwinismus) richtende
Kraft abspricht, und daß er den Schwerpunkt in die Theorie der
direkten Bewirkıng und der Vererbung erworbener Eigenschaften
verlegt, darin im wesentlichen sich an Naegeli anschließend. „m
derselben Weise wie die leblose Welt, unterstehen auch die Lebe-
wesen, ihre Entwickelung und ihre Erhaltung, dem allgemeinen
Kausalitätsgesetz. Und da niemand diesen Grundsatz leugnen wird,
kann auch die Aufgabe des Biologen nur in .der Erforschung 4
der zahllosen verschiedenen Ursachen bestehen, welche .die Ver- Be.
änderungen bei der Entwickelung und beim Werden der Organismen,
EEE PER EI UNSER
Tagesordnung der Sitzungen im Geschäftsjahr 1918/19. 39
unabhängig von jeder Auswahl bewirken. In dieser allgemeinsten
' Hinsicht ist die wissenschaftliche Aufgabe des Biologen dieselbe wie
die Aufgabe des Chemikers und Physikers, nur an einem anderen
Objekt. Er hat also, wie es schon Naegeli ausgesprochen hat, von
dem Grundsatz auszugehen, daß Bau und Funktion der Organismen
in den Hauptzügen eine notwendige Folge von den der Substanz inne-
wohnenden Kräften und somit unabhängig von äußeren Zufälligkeiten
ist. Daher muß auch jeder Versuch, das Werden der Organismen zu
_ verstehen, auf eine Theorie der direkten Bewirkung hinauslaufen“
(S. 698, 1. Aufl.).
Die Forschungsrichtung, die als wichtigste Faktoren für das
Werden der Organismen die in der organischen Substanz gegebenen
Gesetzmäßigkeiten und die direkte Wirkung der Einflüsse der Um-
welt!!) auf die Lebewesen ansieht, kann man wohl mit Adolf
Wagner (Geschichte des Lamarckismus, S. 78) als die der „Ortho-
senese“ bezeichnen, als deren Hauptvertreter außer Naegeli z.B.
Kölliker, Eimer und Haacke gelten; sie stehen alle in einem aus-
‘ gesprochenen Gegensatze zur Selektionstheorie, die sie ganz oder teil-
weise verwerfen. Dabei spielt die Vererbung erworbener Eigen-
schaften eine wichtige Rolle. Beim Studium der vergleichenden
- Anatomie und der Entwickelungsgeschichte ergeben sich nach H. un-
zählige Zeugnisse dafür, daß, was im Leben des Individuums durch
seine Beziehungen zur Umwelt an organischen Einrichtungen erworben
wird, auch in seinen Nachkommen durch Vererbung noch fortwirkt;
die Erbsubstanz steht unter dem dauernden umgestaltenden Einfluß
des Lebensprozesses des ausgebildeten und funktionierenden Organismus.
Er führt eine Reihe von Beispielen an, wo sich die Vererbung er-
worbener Anlagen bemerkbar macht, und nennt Tatsachen der ver-
gleichenden Morphologie (Rudimentärwerden einzelner Organe usw.), -
die für den vererbbaren Einfluß veränderter Lebensbedingungen
sprechen. — Dem Prinzip der Auslese im Kampf ums Dasein soll nur
eine regulierende Rolle von untergeordneter Bedeutung zukommen;
‘sie wird also in ganz anderem Sinne als vom Darwinismus aufgefaßt.
Die Selektion selbst ordnet sich als ein Glied der direkten Bewirkung
in die Kausalzusammenhänge des Naturganzen ein. Naegeli meint
.11) Vergl. dazu auch W.O. Focke, Alte vergehende und neuentstehende
Pflanzenarten (in Abh. Nat.. Ver. Bremen XXIV. (1919) 559): „Ernährungsweise und
Wetter, Wachstumsstörungen und umgebende Gesellschaft üben stetig ihren ge-
staltenden Einfluß auf die Einzelwesen aus; das Ergebnis solcher Einwirkungen
- wird schließlich Abänderungen und im Laufe längerer Zeit Unterarten, Kleinarten
und Gesamtarten hervorbringen“,
40 Tagesordnung der Sitzungen im Geschäftsjahr 1918/19.
(im Vorwort seines bekannten Werkes), bisher seien zur Begründung
der Abstammungslehre fast ausschließlich die Erscheinungen des Tier-
reichs herangezogen worden, bei denen die Anpassungen an äußere
Einflüsse stärker hervortreten als die in der kraftbegabten Substanz
wirkenden inneren gesetzmäßigen Entwickelungen; im Pflanzenreich
liege die Sache umgekehrt. Von diesem Standpunkt aus ist das ab-
sprechende Urteil eines Zoologen über die Selektionstheorie besonders
hoch zu bewerten für die maßgebende Rolle der inneren Gestaltungs-
gesetze. | 5
Wie steht H. zum Vitalismus? Der Vitalismus nimmt besondere
Kräfte an, die nur im lebenden Organismus wirken, während der
Mechanismus im biologischen Sinne die Existenz besonderer vitaler
Faktoren bestreitet und im Lebewesen nur das Wirken der Kräfte
der Physik und Chemie annimmt. Die ältere Auffassung von einer
eigenen Lebenskraft, der A. von Humboldt einen schönen poetischen
Ausdruck in der Erzählung vom rhodischen Genius!?) verliehen hat,
wurde mehr und mehr mit den Fortschritten der Chemie und Phy-
siologie aufgegeben. In neuerer Zeit haben sich wieder vitalistische
Theorien verschiedener Fassung gezeigt; die nur die Lebensvorgänge
beherrschenden Faktoren werden von Reinke als Dominanten®®), von
Driesch als Entelechien bezeichnet, während der Psychovitalismus
ein das organische Geschehen beherrschendes psychisches Element an-
nimmt. H. will von einem prinzipiellen Gegensatz zwischen belebter
und unbelebter Natur nichts wissen und meint, daß dieselben Schwierig-
keiten, die sich uns bei der Erklärung der Lebensvorgänge der Zelle
aus den Wirkungen ihrer einfachen Komponenten ergeben, sich auch
12) A. Hansen (in Naturwiss. Wochenschrift XXXIV. (1919) 526) druckt die
Erzählung ab, erörtert Humboldt’s selbständige Stellung zum Begriff der Lebens-
kraft und wendet sich gegen den Neovitalismus von H. Driesch, indem er die
Fruchtbarkeit chemisch-physikalischer Methoden für die Erweiterung physiologischer
Erkenntnis betont. A. v.H, hat sich übrigens später von der Annahme einer eigenen
Lebenskraft durchaus losgesagt. H. Strasser (Organische Zweekmäßigkeit und
Neovitalismus, in Mitteil. Naturforsch. Ges. Bern. 1918. (1919) S. VII) hält die An-
nahme der Entelechie als eines zweckmäßig sgestaltenden Prinzips nur für ein
Hemmniß für die Erforschung der Bedingungen des entwickelungsgeschichtlichen
Geschehens. RE |
13) Oder Gene (Reinke in Ber. Deutsch. Bot. Ges. XXXIV. (1916) 48, 64).
— Die Seelenkräfte sind nach Reinke bewußt, die Dominanten unbewußt;
aber läßt sich dieser Unterschied aufrecht erhalten? Die nichtenergetische Kraft
der Psyche spricht er den Pflanzen ab; doch sagt er 8.41 seiner Philosoph. Bot.:
„Wenn in irgend einem Organismus, z. B. im geistbegabten Menschen, irgend welche
nichtenergetische Kraft vorkommt, so ist dies Vorkommen damit für die Organismen-
welt als Ganzes gegeben.“ — H.H.
N
Tagesordnung der Sitzungen im Geschäftsjahr 1918/19. 41
dem Chemiker bieten, wenn er ein kompliziertes materielles System
in seinen Wirkungen aus den es zusammensetzenden Elementen er-
klären will. Ein Unterschied zwischen lebloser und belebter Natur
besteht nur insoweit, als dort die Verhältnisse einfacher sind und
sich leichter auf durchgreifende Gesetze zurückführen lassen, während
sie hier außerordentlich viel komplizierter sind und sich daher
schwieriger in allgemein passende Formeln kleiden lassen. „Gleich
den chemischen Körpern, deren Zusammensetzung sich in bestimmten
Strukturformeln ausdrücken läßt, sind auch die soviel komplizierter
gebauten pflanzlichen und tierischen Gestaltungen in letzter Instanz
nur der Ausdruck allgemeiner Bildungsgesetze, von denen das organische
Geschehen beherrscht wird. Ihre Ermittelung ist unser Ziel.“ H. ist
also keinesfalls Vitalist im eigentlichen Sinne, da nach ihm der
Gegensatz zwischen anorganischer und organischer Natur nicht prin-
zipiell, sondern nur graduell ist; aber einen direkten Anschluß an die
Mechanisten lehnt er auch ab. Zwischen der vitalistischen und der
mechanistischen Richtung in der Lebensforschung besteht eine dritte
Richtung, der er sich anschließt, die biologische'*), die die Eigenart
biologischer Aufgaben betont und die Morphologie und Physiologie
‚der Lebewesen als selbständige der Chemie und Physik gleichgestellte
Wissenschaften ansieht. H. vergleicht den Biologen mit dem
Maschineningenieur; in ähnlicher Weise wie dieser behandelt er
Probleme der Naturwissenschaft, die sich mit denen der Chemie und
Physik nicht decken, sondern neu und eigenartig sind; nur sind seine
Probleme in demselben Maße komplizierter als auch der einfachste
Organismus in Bau und im Mannigsfaltigkeit und Zweckmäßigkeit
seiner Wirkungsweisen die komplizierteste Maschine außerordentlich
übertrifft. Ferner führt er aus, daß jede Maschine, wie eine jede
ÖOrganismenart, ein neues eisenes Problem darbietet, das in der ken-
Struktiven Verwendung der Rohmaterialien und in der Zusammen-
ordnung der Teile beruht, durch welche die Naturkräfte in eine durch
den Plan der Maschine vorausbestimmte Bahn zur Erzielung einer
zweckentsprechenden Arbeitsleistung geleitet werden; spezifische Kon-
'struktion, resp. spezifische Organisation hat auch eine bestimmt ge-
_ richtete Wirkungweise zur Folge. Danach scheint H. den charakte-
ristischen Zug der Wirkungsweise biologischer Verbindungen (die er
14) Vergl. Referat über H. in Naturw. Wochenschr. 32 (1917) 365; Biol. Zen-
tralbl. XXXVII (1917) 156; Puschnig in Carinthia II (1917) 42; Zeitschr. f. Bot.
IX. S. 243. — Den Einfluß des Darwinismus bekämpft O0. Hertwig in der Schrift:
Zur Abwehr des ethischen, des sozialen, des politischen Darwinismus (Jena 1918;
119 S.).
49 Tagesordnung der Sitzungen im Geschäftsjahr: 1918/19.
den chemischen überordnet) in den Systembedingungen oder System-
kräften zu sehen, wie sie Reinke auffaßt, der aber im Organismus
außer diesen, die den Maschinenbedingungen entsprechen, noch die
in der Maschine nicht vorhandenen Dominanten oder Gene unter-
scheidet, die das System etwa einer Pflanze mit ihren Organen auf-
bauen und die analog der Intelligenz des Technikers wirken, der eine
Maschine konstruiert. Aus diesem Vergleich der Anschauungen
Hertwigs mit denen eines der namhaftesten Vertreter des Vitalismus
unter den Botanikern dürfte hervorgehen, daß H. im großen und
ganzen der mechanistischen Auffassung der Lebensvorgänge näher
steht als. der vitalistischen, wenn er auch die extremen Richtungen
des Mechanismus verwirft.
Herr Moewes sprach den Wunsch aus, daß öfter esankan
Berichte von allgemeiner wissenschaftlicher Bedeutung erstattet würden,
und erinnerte daran, daß Sachs für sich die Priorität für die von
Weismann behauptete Kontinuität ie Keimplasmas in Anspruch
nahm?’).
Herr P. Claussen zeigte Kulturen von Penicilium insigne Winter
und führte dazu folgendes aus: „Der Pilz ist auf in der Nähe von
Berlin gesammeltem Mist von Damwild von Herrn G. Ramlow auf-
gefunden und mir 1912 übergeben worden. Sporen vom Sommer 1912
waren im Frühjahr 1919 noch keimfähig. Die vorliegenden Kulturen
sind etwa 4 Wochen alt. In Reinkulturen auf sterilisiertem Dam-
wild-, Reh- oder Kaninchenmist erscheint zuerst ein weißes, ziemlich
langsam wachsendes Mycel, aus dem sich zerstreut stehende Conidien-
träger erheben. Wegen ihrer Ähnlichkeit mit denen von Penieillium-
wurden sie von Corda 1840 als @liocladium penieillioides bezeichnet.
Die Conidien sind glashell, langellipsoidisch und können bei unge-
störtem Wachstum des Pilzes längere Ketten bilden. Gewöhnlich sind
die Conidien zu einer Kugel verklebt, so daß man einen Träger mit
seinem Kopf bei Lupenvergrößerung mit einem Mucorsporangium ver-
wechseln kann. Zwischen den Conidienträgern bilden sich die anfangs
winzig kleinen, weißen, mit wolligen Haaren bekleideten, später bis
zu 1 mm Durchmesser erreichenden, kugeligen Fruchtkörper aus, die
15) J. Sachs, Vorlesung. über Pflanzenphysiologie (1882) 943 (Continuität der
embryonalen Substanz der Vegetationspunkte); Naturwiss. Rundschau I. Nr. 5. (1886)
‚33. — Aristoteles behauptete schon, daß der Same der Nachkommen die unmittel-
bare Fortsetzung. der elterlichen Samen bildet; W. Johannsen, Die Vererbungs-
lehre bei Aristoteles und Hippokrates im Lichte heutiger Forschung (Naturwissensch.
V.24. (1917) 389; Bot. Centralbl. OXXX VII. 2. (1918) 17), Om Weismann’s Kimplasma-
Laere (Vidensk. Medd. Kjübenhavn LXIX. (1918) 155). — H.H.
Tagesordnung der Sitzungen im Geschäftsjahr 1918/19. 43
bei der Reife milchkaffeefarben und haarlos werden, Die dünne
Peridie besteht aus polygonalen, schwachwandigen Zellen. Die ellip-
soidischen Schläuche sind wenig widerstandsfähig.. Beim Zerdrücken
der Fruchtkörper zerreißen sie leicht. Die acht Sporen liegen geballt,
sind kugelig und mit hellbrauner, stacheliger Membran umgeben.
Der Pilz ist so charakteristisch, daß er nicht leicht mit einem andern
verwechselt werden kann. Schroeter bringt von ihm eine vortreffliche
- Diagnose (Cohn, Kryptogamenflora von Schlesien, III, 2, Seite 220,
1908). Abgebildet ist er bei Salmon und Massee, Researches on copro-
philous fungi, Annals of Botany, 15, 1901, Tafel 17, Fig. 29, 39 und
40 (Perithecienwand, Ascus, Ascospore, Conidienträger mit Conidien).
Massee und Salmon liefern auch eine ausführliche Beschreibung (das.
Seite 831—333), in der weitere Literatur angegeben ist., Im 14.
Bande seiner Untersuchungen aus dem Gesamtgebiete der Mycologie
(Münster 1908) behandelt auf Seite 209 und 210 Brefeld den Pilz.
Die zu dieser Mitteilung gehörenden Abbildungen befinden sich auf
Tafel VII des 15. Bandes (Münster 1912), Fig. 1—7. Ob es berechtigt
ist, den Pilz unter dem Namen ZLysipenicillium insigne Bref. aus der
Gattung Penieillium herauszunehmen, kann nur genaue entwicklungs-
geschichtliche Untersuchung der Perithecien der bisher zu Peniecillium
gestellten Arten zeigen. Die Tatsache, daß die Conidien zu kugeligen
Ballen zusammenfließen, genügt zur Begründung einer neuen Gattung
allein nicht.“ -
Herr 0.E. Schulz sprach über das Vorkommen strahlblütiger
Exemplare von Senecio vulgarıs bei Satzkorn und über Daueus
carota 1. atropurpureus bei Melzow (Verh. LXI, 78). — Herr Claussen
hat eine röhrenblütige etwa wie Aieracıum aurantiscum gefärbte Form
von Taraxacum vulgare in Kurland beobachtet. An der lebhaften
Diskussion beteiligten sich mehrere Herren, die Beobachtungen über
das Vorkommen von violetten Blüten bei der wilden Mohrrübe ‘oder
von Röhrenblüten bei ligulifloren Kompositen mitteilten. Z. B. sagte
Herr Gerber, er habe Hieracıum echioides mit Röhrenblüten auf
Kalkboden gefunden. Herr Herberg hat die violette Mittelblüte bei
Daucus carota in der Provinz Posen südlich Lissa fast niemals ge-
sehen; Herr Droege hat sie im Kreise Tarnowitz auch fast niemals
gefunden, während im Altvatergebirge fast jede Dolde die violette
Blüte zeigte.
Herr F. Schumacher legte chinesische und japanische Bilderwer ke
aus eigenem Besitze vor, die von den Anwesenden mit lebhaftem
Interesse betrachtet wurden.
Herr P.Claussen trug vor: Über einen merkwürdigen Fall von
44 Tagesordnung der Sitzungen im Geschäftsjahr 1918/19. ®
induzierter Dorsiventralität bei Buxbaumia aphylla. Die Sporogone
aller Laubmoose 'sind in jungem Zustande radiär gebaut. Manche
Arten behalten diese Form bis zur Reife bei (Beispiele: Physcomitrium
piriforme, Orthotrichum spec., Phascum spec. und viele andere mehr),
während die Mehrzahl die Neigung zeigen, wenigstens im oberen Teil
einen mehr oder minder großen Unterschied zwischen zwei Flanken
herauszubilden, dorsiventral zu werden. Schwach dorsiventral sind die
Kapseln von Mnium spec, Bryum spec, Funaria hygrometrica,
Brachythecium spec., Dieranum spec., Catharınea undulata, kurz von
zahlreichen unserer Laubmoose, während ausgesprochene Dorsiventrali-
tät selten ist. Sie kommt bei uns nur bei den Vertretern der
Gattungen Buxbaumia und Diphyscium vor. Von ausländischen
Gattungen mit dorsiventralen Kapseln wären Dawsonia und Lyellia
zu nennen. Durch Untersuchung des Kapselteils eines jungen Sporo-
gsons von Buxbaumia aphylla läßt sich leicht zeigen, daß bei ihm von
Dorsiventralität keine Rede sein kann. Sein Querschnitt ist genau
kreisrund und irgend ein Unterschied in der Ausbildung zweier seiner
Flanken nicht zu erkennen. Das Sporogon wächst wie das anderer
Laubmoose mit zweischneidiger Scheitelzellee Erst im Laufe der
Entwicklung, die sich bei Berlin in der Zeit von August bis Oktober
vollzieht, tritt die Dorsiventralität zuerst andeutungsweise, später
immer stärker hervor, bis sie endlich ihre volle Ausbildung erreicht.
Die anfangs grüne Kapsel färbt sich auf der fachgewölbten Ober-
seite bräunlich, auf der stark gewölbten Unterseite in der Regel rot-
braun und zeigt hier einen mehr oder minder starken Glanz. Rücken-
und Bauchfläche der Kapsel sind bei Buxbaumia aphylla durch einen
wulstigen Rand scharf von einander geschieden. Im Bau des inneren
Kapselteiles ist die Dorsiventralität nicht in dem Maße ausgeprägt
wie in dem der Wand. Die Ursache für die Ausbildung der Dorsi-
ventralität muß in der Pflanze liegen, die sie zeigt, denn sonst wäre
es unverständlich, daß eine Art sich ausgesprochen dorsiventral ent-
wickelt unter Bedingungen, die bei anderen Arten Keine oder nur
einen geringen Grad von Dorsiventralität hervorrufen. Die Voraus-
setzung für die Entstehung der Dorsiventralität ist also eine gewisse
innere Veranlagung. Man sagt, die Dorsiventralität tritt ein aus
„inneren Ursachen“. Trotz dieser Erkenntnis ist es nicht müßig,
zu fragen, ob die Lage der Rücken- und Bauchseite auch durch
innere Ursachen vorausbestimmt ist oder ob äußere Faktoren dafür
ausschlaggebend sind. Es wäre z. B. denkbar, daß die Lage der von
der zweischneidigen Scheitelzelle abgeschnittenen Segmente die Lage
der Rücken- und Bauchseite bestimmte, etwa so, daß die eine Segment- Fe
Tagesordnung der Sitzungen im Geschäftsjahr 1918/19. 45
reihe den Rücken, die andere den Bauch lieferte. Mikroskopische
Untersuchungen zeigen leicht die Unrichtigkeit dieser Annahme.
- Beobachtungen im Freien machen es wahrscheinlich, daß die Richtung
des einfallenden Lichts die Lage der Rücken- und Bauchfläche be-
stimmt (induciert) und zwar gilt das sowohl für die Himmelsrichtung
als auch für die Neigung gegen den Horizont. Bei fast senkrechtem
Lichteinfall liegt die Kapseloberfläche fast horizontal, bei fast hori-
zontalem Lichteinfall fast vertikal. Mehrere nebeneinanderstehende
‚ Sporogone, die durch Licht aus der gleichen Richtung beleuchtet
werden, bilden ihre Rückenflächen alle nach der gleichen Himmels-
richtung und in der gleichen Neigung gegen den Horizont aus. Wenn
wirklich die Richtung des einfallenden Lichts für die Lage der
Rückenfläche maßgebend ist, so müßte es möglich sein, durch Drehung
vertikal stehender und einseitig beleuchteter Sporogone um ihre
Längsachse während ihrer Entwicklung Kapseln zu erzielen, die
radiär sind, und durch Beleuchtung gegenüberstehender Flanken sich
entwickelnder Sporogone mit zwei (mehreren) gleich starken Licht-
quellen zwei (mehrere) Rückenflächen zu erzeugen. Den erstgenannten
Versuch habe ich 1907 angestellt, aber nicht zu Ende führen können,
weil die mir zur Verfügung stehenden Klinostaten nicht dauernd
funktionierten. Den zweiten Versuch nahm ich nicht in Angriff, weil
ich mir davon keinen Erfolg versprach. Bei der Fortsetzung meiner
Beobachtungen in der freien Natur über die Kapselstellung von
Buxbaumia aphylla und Diphyscium foliosum fand ich nun in der
Nähe von Nikolskoe zwischen Waunsee und Potsdam an einer Weg-
böschung neben zahlreichen normal entwickelten Kapseln von BDux-
baumia aphylla eine mit zwei einander fast genau gegenüberliegenden
Rückenflächen von etwas verschiedener Neigung gegen die wagerechte
Ebene®). Das „doppelt dorsiventrale“ Sporogon stand etwas entfernt
von der Mitte einer Gruppe von zahlreichen normalen. Die normalen
Kapseln rechts von der „doppelt dorsiventralen“ hatten ihre Dorsal-
fläche an der von mir aus gesehen rechts gelegenen, die linken an
der linken Seite. Die links geneigten Kapseln bekamen ihr Licht
von links oben, die rechts geneigten von rechts oben durch halbkreis-
förmige Öffnungen, die aus der über den Böschungsrand. hinüber-
ragenden Grasnarbe ausgebrochen waren. Man wird annehmen dürfen,
daß die beiden Beleuchtungsintensitäten so abgestuft waren, dab
keine allein den Ausschlag gab. Die „doppelt dorsiventrale“ Kapsel
enthält, wie man durch die Kapselwand erkennt, nur einen Sporen-
16) Das Sporogon wurde in der Sitzung vorgezeigt.
46 Tagesordnung der Sitzungen im Geschäftsjahr 1918119.
sack. Die Dor een erstreckt sich also im wesentlichen nur
auf die Kapselwand.
Sitzung vom 17. April 1919.
‚Der Vorsitzende teilte'mit, daß der Vorstand unserem Ehrenmitgliede
Herrn Engler zur Feier des 75. Geburtstages am 25. März die Glück-
wünsche des Vereins ausgesprochen habe; ferner wurde ein Glück- n
wunschschreiben an das Ehrenmitglied, em Focke (Bremen), ge
sandt, der am 5. April den 85. Geburtstag beging. Herr Engler,
der der Sitzung beiwohnte, dankte für die Glückwünsche und en
die Hoffnung aus, daß der Verein nunmehr, nach Beginn des Friedens,
wieder rüstig vorschreiten möge; wir Deutschen müßten mit allen
Kräften danach streben, wenigstens wieder in der Wissenschaft den
Rang einzunehmen, den wir vordem besessen haben, und dazu könne
auch unser Verein beitragen, wenn er unermüdlich an semen Auf-
gaben weiter arbeite. f
Herr Tessendorff besprach das Buch von F. Moewes: Die
Mistel (Naturdenkmäler herausgegeben von der Staatl. Stelle für
'Naturdenkmalpflege II, 6/7, Heft 16/17; 1918; 96 S.). Die Mitglieder
werden gebeten, auf bemerkenswerte Vorkommnisse von Misteln zu
achten, sie Herra Moewes mitzuteilen und sich des Schutzes der '
- eigenartigen Pflanze anzunehmen. — An der Diskussion nahmen die
Herren Urban, Engler, Wittmack, Alexander, Ledermann,
Moewes, hindches und Harms ei
Herr Tessendorff legte die Arbeit von Herrn F. Schikora 5
vor: Die Namen unserer Gelegepflanzen (Sonderabdruck aus dem Jahr-
gang 1918 des Korrespondenzblattes für Fischzüchter, Teichwirte und
Seenbesitzer; 10 S.). SSR,
Als Einleitung zu dem nun folgenden Tara ‚besprach der
Vorsitzende die Beziehungen, die seit langer Zeit zwischen den baltischen
Botanikern und unserem Verein bestehen, und die besonders durch "e
Ascherson vermittelt wurden; er wies hin auf unsern Tauschverkehr
mit den gelehrten Gesellschaften und Vereinen von Dorpat und Riga;
ferner legte er außer den wichtigsten Florenwerken über die baltischen
Länder (Klinge, Lehmann ete.) einigeArbeiten des angesehenen bal-
tischen Botanikers K. R. Kupffer (Riga) vor und nannte besonders seme
Würdigung der Verdienste Ascherson’s zu dessen 70. Geburtstage
(in Trud. Bot. Cad. Imperat. Jurjevsk. Universit. V. 4. 1904 (1905)
262—272; dort auch ein Bild Ascherson’s und kurze Inhaltsangabe 3
der an. Festschrift).
Herr P. Claussen hielt einen längeren Vortrag über seine bo-
Tagesordnung der Sitzungen im Geschäftsjahr 1918/19. 47
tanischen Beobachtungen und Erlebnisse während des Krieges. Sie
bezogen sich auf Mitau und Umgegend (13. Mai 1916 bis 30. August
1918), Dorpat (31. August 1918 bis 30. November 1918) und Riga
(1. Dezember 1918 bis 16. Dezember 1918). — Der Vorsitzende dankte
dem Vortragenden für seine fesselnden Ausführungen, denen die An-
wesenden mit gespanntester Aufmerksamkeit gefolgt waren.
Herr Loesener bemerkte, daß die von ihm in der vorigen
Sitzung auf eine Ilex-Art (Ilex Pernyi Franch.) bezogene Abbildung
des chinesischen Werkes Mau-si mei butu du-kwai 1808 Heft 4 Blatt
. 19 receto die Oleacee Osmanthus aquifolium darstelle.
Sitzung vom 16. Mai 1919.
Der Vorsitzende nannte die beiden neuen Mitglieder, Herren Lehrer
A. Pietsch (Wensickendorf) und Bibliotheksverwalter K. Schuster
-(Berlin-Lichterfelde), und legte zugleich einige von ersterem aufge-
nommene Photographien vor (Viscum album auf Kiefer, Gyromitra
esculenta und Polyporus) sowie dessen Arbeit: Auswaschapparat für
mikroskopische Objekte (Zeitschr. wissensch. Mikrosk. XXXIL. (1916)
252). Dann zeigte er zwei von Herrn Karstädt (Tzschetzschnow)
eingesandte Formen von Stellaria media, darunter die auf feuchtem
Boden wachsende meist nur im Frühjahr blühende var. neglecta Weihe,
und besprach einige z. Z. im bot. Garten blühende Gehölze: Forestiera-
Arten (vergl. H. Harms in Mitt. Deutsch. Dendrol. Ges. XXVII. 1919,
69), Sassafras variifolium und Zanthoxylum americanum. Sodann
berichtete er über Arbeiten von Rob. E. Fries aus den Acta Horti
Bergiani VI. 1918—1919 (Ref. in Engler’s Bot. Jahrb. LV. Lit. 87;
Beiträge zur Geschichte des Hort. Bergianus 1385—1914, dem An-
denken an V.B. Wittrock gewidmet, Beobachtungen über Gymnos-
permen und Studien über die Blütenverhältnisse bei den Anonaceae).
— Herr Moewes besprach das eben erschienene 2. Heft des VI.
Bandes der Beiträge zur Naturdenkmalpflege: E. Herrmann, K.
Reiter u. H. Lüttschwager, Die Seefelder bei Reinerz. — Herr
Harms teilte mit, daß Rechtsanwalt Richter (Berlin-Schoeneberg,
Kufsteinerstraße 3) ein Herbarium von etwa 3500 Bogen verkaufen
wolle (näheres durch Frau G. Pusch, Friedenau, Menzelstr. 31/32). —
Herr Joh. Günther (Lichterfelde) legte ein Exemplar von Lycopodium
complanatum von Albrechts Teerofen am Teltow-Kanal vor.
Herr Tessendorff hielt einen Vortrag über seine Beobachtungen
an der Ostfront im Gebiet der Schara, unter Vorlegung eines sehr
reichen von ihm gesammelten Herbarmaterials.
48 Tagesordnung der Sitzungen im Geschäftsjahr 1918/19.
Sitzung vom 19. September 1919.
Der Vorsitz. begrüßte mit herzlichen Worten Herrn Joh. Mild-
braed, der zu unsrer großen Freude wohlbehalten nach sechsjähriger
Abwesenheit in die Heimat zurückgekehrt ist, und nannte als neue
Mitglieder die Herren Alfred Bochum (Berlin-Tempelhof), Franz
Börner (Berlin-Lichterfelde), Heinr. Koppelmann (Berlin), Ober-
lehrer Dr. Erich Lindemann (Berlin-Tempelhof), Dr. K. Snell (Berlin-
Steglitz), Oberlehrer Dr. Hans Steffen (Allenstein), Regierungsrat
Dr. H. Zeller (Berlin-Lichterfelde) und die in Verh. LXI. 99 genannten
vier Herren aus Oranienburg. Der Vorsitz. sprach einige Worte der
Erinnerung an unser am 27. d. J. im 91. Lebensjahre gestorbenes
Ehrenmitglied $. Schwendener, mit dem der älteste der deutschen
Botaniker, einer der größten unserer Wissenschaft, den wir mit Stolz
zu den unseren zählten, dahingegangen ist; noch am 10. Februar
konnte der Vorstand ihm die Glückwünsche zum 90. Geburtstag über-
bringen, doch merkte man damals bereits deutliche Zeichen körper-
lichen und geistigen Verfalls. Der Vorsitz. legte die Gedächtnisrede
vor, die sein ältester Schüler und Nachfolger im Berliner Amt, Herr
G. Haberlandt, in der Leibniz-Sitzung (3. Juli) der Akademie der
Wissenschaften gehalten hatte (Abhandl. Akad. Berlin 1919). Ferner
wies er hin auf den kurzen warm empfundenen Nachruf, den Herr
P. Claussen in der Gartenflora LXVIII. (1919) 135—137 geschrieben
hat'!”), und besprach dann die Beziehungen Schwendeners zu unserm
Verein. Als der am 10. Februar 1829 zu Buchs im Kanton St. Gallen
geborene Forscher 1878 von Tübingen an die Berliner Universität
berufen wurde, war unser Verein noch der gemeinsame Mittelpunkt
aller botanischen Bestrebungen in Berlin, die Deutsche Botanische
Gesellschaft gab ‘es noch nicht. So war es ganz selbstverständlich,
daß S., nachdem er bald nach seiner Ankunft im November 1878 von
Eichler begrüßt in den Botanischen Verein aufgenommen war, bereits
in der Herbstversammlung des nächsten Jahres 1879 zum 1. Vor-
sitzenden gewählt wurde; bis zum Oktober 1880 hat er alle Sitzungen
geleitet und wiederholt über wichtige Literatur, neuere fremde und
eigene Forschungen vorgetragen. Er hat z. B. Christ's Pflanzenleben
der Schweiz und Haberlandt’s Entwickelungsgeschichte des mechani-
schen Gewebesystems besprochen. Seine Mitteilung über den Wechsel
der Blattstellungen an Keimpflanzen von Pinus (Verh. XXL 1879.
(1880) 109—111) ist: die einzige ey -Arbeit von ihm, die bei uns
17) Ferner Claussen in Sitzungsber. Ges. Naturforsch. Freunde 1919. ‚Nr. 6, ;e
S. 207.
Tagesordnung der Sitzungen im Geschäftsjahr 1918/19. 49
abgedruckt ist; sonst hat er nur über Arbeiten berichtet, die er in
ausführlicher Weise in den Berichten der Akademie der Wissen-
schaften veröffentlicht hat (wie über den Mechanismus des Spalt-
öffnungsapparats, das Winden der Schlingpflanzen und die durch
Wachstum bedingte Verschiebung kleinster Teilchen in trajectorischen
Kurven). Im Oktober 1880 wurde er zum zweiten, im Oktober 1881
zum dritten Vorsitzenden gewählt. Seit der Gründung der Deutschen
Botanischen Gesellschaft im September 1882 änderte sich das Ver-
hältnis. Von da an widmete er sich ganz dieser größeren, aus unserm
Verein entsprossenen Gesellschaft, und er ist nur noch selten in unsern
Sitzungen eißchienen; doch bewahrte er unserm Verein ein wohl-
wollendes Interesse, wie dies deutlich hervortrat, als er bei der 50.
Jahrfeier des Vereins 1909 als Vertreter der Akademie der Wissen-
schaften und der Deutschen Botanischen Gesellschaft eine Ansprache
hielt (Verh. LI. S. [93]). An Ehrungen für P. Ascherson hat er teil-
. genommen, wie an den Feiern zu dessen 60. und 70. Geburtstage,
und dabei in seinen Reden Aschersons umfassende Gelehrsamkeit und
seinen unvergleichlichen floristischen Spürsinn rühmend hervorgehoben,
obgleich ihm Pflanzengeographie und Systematik fern lagen und er
den Fragen dieser Wissenschaftszweige geringes Verständnis entgegen-
brachte. Der Verein wird#äuch dafür dankbar sein, daß er den Hör-
saal des Botanischen Instituts für die Sitzungen zur Verfügung stellte.
Bei der Feier des 50-jährigen Bestehens des Vereins wurde er zum
Ehrenmitglied ernannt. Gedenken wir noch seiner drei wichtigsten
Leistungen. Es sind dies der Nachweis, daß die Flechten ein sym-
biotisches Verhältnis zwischen Pilz und Alge darstellen (1869), die
_ Begründung der physiologischen Pflanzenanatomie durch sein „Mecha-
‚nisches Prinzip im anatomischen Bau der Monokotylen“ (1874), und
seine später viel angegriffene mechanische Theorie der Blattstellungen
(1878). Schwendener’s Streben ging, entsprechend seiner Geistes-
anlage, dahin, alle diejenigen Vorgänge im Leben der Pflanze aufzu-
‘spüren, die sich auf mechanisch-physikalische Prinzipien zurückführen
lassen; die mechanisch-physikalische Forschungsrichtung strebt nach
ihm die höchste Erkenntnisstufe an, die auf naturwissenschaftlichem
Gebiete möglich ist, die Erkenntnis des .causalen Zusammenhang».
Dabei ging er stets unter sorgfältigster Berücksichtigung der be-
obachteten “Tatsachen ver und war sich wohl bewußt, daß viele
Lebenserscheinungen sich noch völlig der Rückführung auf mecha-
nisch-physikalische Ursachen entziehen'°). Seine Kritische Erörterung
Bi 18) Vergl. Schwendener: Über Richtungen und Ziele der mikroskopisch-
s botanischen Forschung (Rektorats-Rede 1887), S. 28: „Wollen wir also den An-
Verhandl. des Bot. Vereins f. Brandenburg. LXII. | 4
50 Tagesordnung der Sitzungen im Geschäftsjahr 1918/19.
mancher Probleme mit Rücksicht auf mechanisch-physikalische Er- >
klärbarkeit hat vielfach zur weiteren Forschung nach neuen Gesichts-
punkten angeregt. Sein Sinn war auf strengen Empirismus einge-
stellt, allen sogenannten naturphilosophischen Spekulationen war er
durchaus abgeneigt. Unter den Botanikern war wohl gerade er ein
Vertreter jener Auffassung, die nach eineın bekannten Ausspruche von
Kant eigentliche Wissenschaft in jeder besonderen Naturlehre nur
soviel sieht, als darin Mathematik angewandt werden kann®?).
Seine Schüler leitete er zu genauer Beobachtung besonders auf
mikroskopischem Gebiete an, sowie zu klarer Fragestellung beiihren
Arbeiten; im Institut unterhielt er sich gern mit ihnenfin anregender
Weise über die verschiedensten Fragen der Wissenschaft und des
Tages, und sie sprachen stets mit Verehrung von ihrem „Meister“.
Seiner einzigartigen würdevollen Persönlichkeit, seines scharfen
Forschersinnes, der phantastische Gedankengänge vermeidend stets
nur dem I aateliianen zustrebte, seines geraden Charakters werden nr
wir mit Bewunderung gedenken.
Wie wir nachträglich erfuhren, ist am 19. Dezember 1918 der
Lehrer Hermann Gallee in Berlin an den Folgen eines Unfalles Im
Alter von 75 Jahren gestorben. Er war eines der ältesten Mitglieder
unseres Vereins, dem er schon im Jahre 1861 beitrat. Als Botaniker
ist er nicht hervorgetreten. Dagegen hat er in der Berliner Lehrer-
schaft eine hervorragende Stellung eingenommen und für die Förderung =
der Interessen der Lehrer dank seiner ungewöhnlichen Arbeitskraft, = 5
seiner vorbildlichen Pflichttreue und uneigennützigen Hingabe an alle
ihm anvertrauten Aufgaben Großes und Ersprießliches gewirkt und
geschaffen (vergl. Pädagogische Zeitung 47. Jahrgang 1918, 8. 548
und 549; kurze Nachrufe). Vom September 1881 bis Dezember 1894 ©
war er erster Vorsitzender des Berliner Lehrervereins, seit Dezember =
1894 dessen Ehrenvorsitzender (er war auch Ehrenvorsitzender des
Hessischen Landeslehrervereins und des Sängerchors des Lehrer-
vereins in Frankfurt a. M.). Die. großartige Feier seines 70. Geburts-
tages am 18. April 1913 wird im Jahresbericht des Berliner Lehrer-
Vereins 1913 (1914) 69 geschildert; u.a. wurde dabei eine Visiten-
karte Gallees : in ungeheuerem Format gezeigt, auf der seine 32
forderungen mechanisch-physikalischer Forschung gerecht werden und jede Selb t
täuschung vermeiden, so ist das Geständnis unabweislich, daß diese strengere 1
trachtungsweise in Bezug auf die Lebenserscheinungen im Plasma noch keine
folge erzielt hat.“ S
19) Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft 1786, Ausg. Buel
(Phil. Bibl. Bd. 48) 8. 193. ; :
Tagesordnung der Sitzungen im Geschäftsjahr 1918/19. 51
_ Vereinsämter verzeichnet waren. Auch auf dem Jubiläumskommers
des Lehrervereins am 13. Dezember 1913 (a.a. 0.72) wurde er als
Ehrenvorsitzender und F ünfziger an Amtszeit, gebührend gefeiert.
Am 25. April 1919 starb der seit 1903 unserm Verein ange-
hörende Lehrer Paul Junge?) in Hamburg, ein ausgezeichneter
Kenner der deutschen Flora, besonders der Flora seiner nordwest-
deutschen Heimat. Am 10. November 1831 in Hamburg geboren, be-
suchte er die Schule und das Seminar bis 1902, bestand 1905 die
_ zweite Lehrerprüfung, 1907 das Mittelschullehrerexamen. Am 14.
Februar 1908 verheiratete er sich. Er hat mehrfach Reisen in
die Alpen (Beitrag zur Kenntnis der Flora der Umgebung von Ratzes
in Tirol, in Deutsch. Bot. Monatsschr. XXI (1903) 19) bis nach Istrien
unternommen, später vor allem Schleswig-Holstein floristisch erforscht.
Man verdankt ihm die Auffindung oder Beschreibung einer beträchtlichen
Anzahl von bis dahin nicht nachgewiesenen sowie von vielen neuen
Formen für Nordwest-Deutschland; mehrere Hybriden der Gattungen
_ Carex, Betula (Allg. bot. Zeitschr. X. (1904) 153) und Rosa (a. a. 0.
XV.(1909) 185, XVI. (1910) 43) hat er behandelt. Die Zahl seiner
Veröffentlichungen ist recht beträchtlich. Die Cyperaceen, Pterido-
phyten und Gramineen Schleswig-Holsteins hat er in drei umfang-
reichen Abhandlungen vorgeführt (Jahrbuch der Hamburg. Wissen-
| schaftl. Anstalt. XXV. 1908; XXVIL 1910; XXX. 1913). Im XXX.
Bande 1912 derselben Zeitschrift finden wir eine Arbeit über die
Verbreitung der Oenanthe conioides (Nolte) Garcke im Gebiet der
Unterelbe In unsern Verhandlungen schrieb er über Veronica
aquatica im Gebiete der Unterelbe (LIII. (1911) 42) und über @lyceria
nemoralis (LV. (1913) 34). Für die Verhandlungen des Naturwissen-
schaftlichen Vereins in Hamburg hat er zahlreiche Aufsätze ge-
schrieben; z. B. Beiträge zur Kenntnis der Gefäßpflanzen Schleswig-
‚ Holsteins (XVII. 1909, 17; XIX. 1911, 15; auch schon im Jahrbuch
Hamburg. wissenschaftlichen Anstalten XXII. 1904, 3. Beiheft, 49),
Mitteilungen aus der Flora der nordwestdeutschen Tiefebene (XIII.
1905, 36; XVII. 1909, 38); Arbeiten über in Schleswig-Holstein be-
_ obachtete Formen und Hybriden der Gattung Carex (XI. 1904, 1,
XIV. 1906, 93); einen Aufsatz über zwei Pflanzen des Elbgebietes
‚oberhalb Hamburg (XIX. 1911, 30); über Gefäßpflanzen des Eppen-
‘ dorfer Moores (XII. 1904, 30). Auch in der Allgemeinen Botanischen
Zeitschrift ist er mit mehreren Mitteilungen vertreten, die teilweise
in der vom Botanischen Verein zu Hamburg 1916 herausgegebenen
% 20) Biologen-Kalender I. (1914) 235. — Angaben über:den Lebenslauf teilte
. mir Herr Dr. E. Irmscher mit; bester Dank sei ihm dafür auch hier ausgesprochen.
4x
59 : Tagesordnung der Sitzungen im Geschäftsjahr 1918/19.
Festschrift zusammengestellt sind (Mitteilungen aus der Pflanzenwelt
des nordwestlichen Deutschland). Er hat sich viel mit der Gattung
Carex beschäftigt; z. B. Bemerkungen zu einigen Seggen des Schles- 2
wig-Holsteinschen Herbars der Universität Kiel (Schriften d. natur-
wissenschaftlichen Vereins für Schleswig-Holstein XIIL. (1906) 285),
Standortsverzeichnis der Carex-Bastarde Holsteins (Allgemeine Bo-
tanische Zeitschrift X. (1904) 48; D. Botanische Monatsschrift XXIL
(1904) 20). Zu nennen sind noch folgende Aufsätze: Die Gefäß-
pflanzenflora unserer Moore (2. Bericht 1903/5 des Hamburger Lehrer-
Vereins für Naturkunde Hamburg 1906, 39); seltene Phanerogamen
und Gefäßkryptogamen des Daerstorfer Moores bei Buxtehude (Aus
der Heimat — für die Heimat, Beiträge zur Naturkunde Nordwest-
Deutschlands N. F. I. (1908) 22); Bemerkungen zur Gefäßpflanzenflora
der Insel Föhr (Schriften d. naturwissenschaftlichen Verein Schleswig-
Holstein XV. (1911) 89), Sylt, Amrum und Helgoland (a. a. 0. XV.2
(1913) 307); Über Atriplex laciniatum und Convolvuhıs soldanella im
deutschen Nordseegebiet (ebenda XV.2. (1913) 321); Nachtrag zur
Lübecker Flora (Mitteilung. d. Geographischen Gesellschaft und des
Naturhistorischen Museums Lübeck 2. Reihe XXVI. (1913) 29). Nach
Botanischem Jahresbericht XXXVI. 1. (1912) 708 war er beteiligt
an der Vortragsreihe: Der Acker (Leipzig 1908; Quelle und Meyer).
Ferner schrieb er eine Schul- und Exkursionsflora von Hamburg-
Altona-Harburg und Umgegend (1909; Bot. Jahresbericht XXXVIL :
2. (1913) 935), auch bearbeitete er die 5. Auflage. der kritischen
Flora der Provinz Schleswig-Holstein von P. Prahl (1. Teil, 1913)
Am 4. August starb im Alter von 32 Jahren an den Folgen
einer Gasvergiftung unser früheres Mitglied, der aus Württemberg
stammende Oberleutnant Erich Metze in Berlin-Steglitzz. Er hat
einige Jahre im Botanischen Museum gearbeitet, ohne es indessen zu
nennenswerten Erfolgen zu bringen, da ihn seine nervöse Veranlagung,
die durch eine schwere im Kriege erlittene Verwundung noch ver-
stärkt worden war, an ausdauernder Tätigkeit trotz besten Wollens
verhinderte. Er vertiefte sich gern in die Gedankenwelt hervor-
ragender Naturforscher und beschäftigte sich mit Fragen der Natur-
philosophie. Die kritische Anschauungsweise des berühmten Berliner
Physiologen E. du Bois-Reymond war ihm das Ideal einer alle
Möglichkeiten vorsichtig abwägenden auf empirischer Be Er
ruhenden Weltansicht. Er hat die bekannten Reden des genannten
Forschers „Ueber die Lebenskraft“ und über „Neo-Vitalismus“ heraus-
gegeben und mit. Literaturnachweisen versehen (letztere erschienen E
1913, Verlag von Dir. Breitenbach in Brackwede, 60 8) und us
Tagesordnung der Sitzungen im Geschäftsjahr 1918/19. 53
kleine Schrift herausgegeben: Emil du Bois-Reymond, sein Wirken
und seine Weltanschauung, dritte erweiterte Auflage 1918 (Dr. W.
_Breitenbach-Bielefeld; 58 S.). Zum 150. Geburtstage Alexander
von Humboldts schrieb er einen von aufrichtiger Begeisterung er-
füllten Aufsatz über dessen „Kosmos“ (in Naturwissenschaftlicher
Wochenschrift XXXIV. 1919. Nr. 37, S. 538).
Der Vorsitz. verlas folgendes Schreiben unseres Vereins an den
Naturwissenschaftlichen Verein zu Magdeburg:
„Dem Naturwissenschaftlichen Verein zu Magdeburg spricht der
Botanische Verein der Provinz Brandenburg zur Feier des 50-jährigen
Bestehens die herzlichsten @lückwünsche aus.
Ist auch die Botanik nur ein Teil des umfassenden Forschungs-
gebietes, auf dem der Naturwissenschaftliche Verein tätig ist, so sei
doch gerade bei dem diesjährigen Feste daran erinnert, daß es der
im Jahre 1864 zu Magdeburg gebildete Botanische Verein war, der
einer der wichtigsten Vorläufer des nur 5 Jahre später gegründeten
sröberen Vereins gewesen ist, wie wir der bei Gelegenheit des 25-
jährigen Bestehens veröffentlichten Geschichte des Naturwissenschaft-
liehen Vereins entnehmen. Und die „seientia amabilis“ wurde später
das vermittelnde Band für die Anknüpfung freundschaftlicher Be-
ziehungen zwischen den nur um ein Jahrzehnt im Alter unter-
schiedenen Brudervereinen der Nachbarprovinzen. Unser Ehren-
vorsitzender P. Ascherson hatte in rüstigen Jugendjahren dem
Magdeburgischen Florengebiet manche Wochen gewidmet, die, wie er
selbst sagte, zu den angenehmsten Erinnerungen seines Lebens ge-
hörten; seine vorbildliche „Flora der Provinz Brandenburg“ bringt in
ihrem dritten Teil ein Verzeichnis der Pflanzen der Umgebung Magde-
burgs und wurde damit eine der wichtigsten Grundlagen für die
Kenntnis der Flora des ebenen Teiles der Provinz Sachsen. Er hat
auch später das Gebiet öfter besucht und seine weitere Erforschung
nie ganz aus dem Auge verloren, wie seine gelegentlichen Veröffent-
lichungen in unseren Verhandlungen über neue und bemerkenswerte
Funde dartun. Viele Jahre hat er in wissenschaftlichem Verkehr mit
den Magdeburger Botanikern gestanden, vor allem mit L. Schneider,
und der Freundschaft mit diesem verdienten allerdings erheblich
älteren Forscher hat er in seinem in unseren Verhandlungen ver-
öffentlichten Nachrufe ein schönes Denkmal gesetzt. So war er be-
rufen, leitend, anregend und kritisch sichtend an dem Nachtrag zu
L. Schneider’s Flora von Magdeburg mitzuwirken, der im Jahre 1894
zur Feier des 25-jährigen Bestehens des Naturwissenschaftlichen
Vereins vom Aller-Verein herausgegeben wurde Als unser Verein
54 Tagesordnung der Sitzungen im By 1918/19.
im Jahre 1893 im Burg unweit Magdeburg seine Frühjahrsversammlung
abhielt, wurden freundschaftliche Grüße mit den Magdeburger
Botanikern gewechselt, deren Senior W. Ebeling, langjähriges Ehren-
mitglied des dortigen Vereins, bis zu seinem Tode im Jahre 1902
auch unserem Verein angehört hat. So haben in der Vergangenheit =
außer dem Schriftenaustausch mannigfache Beziehungen auch persön-
licher Art zwischen unseren Vereinen bestanden; möge die Zukunft
uns Gelegenheit bieten, neue zu knüpfen! Daß der Naturwissen-
schaftliche Verein zu Magdeburg, der seine Tätigkeit in so glückver-
heißender Weise am 100. Geburtstage Alexanders von Humboldt,
eines der größten Söhne unserer Mark, begann, fortan stets wachsen,
blühen und gedeihen möge, das ist unser aufrichtiger Wunsch!“
Sodann besprach der Vorsitz. das Werk von E. Ulbrich:
Deutsche Myrmekochoren, Beobachtungen über die Verbreitung
heimischer Pflanzen durch Ameisen (Leipzig und Berlin, Th. Fisher
1919, 60 S., 24 Abbild... Ferner legte er ein von Herrn O. E.
Schulz im Sommer bei Melzow in der Uckermark gesammeltes
Exemplar von Uypripedium calceolus vor.
Dann sprach Herr Harms unter Worlene) frischen und ge- “
trockneten Materials über einige Cueurbitaceen (Zuffa eylindrica und
aeutangula, BDenincasa hispida, Eeballium elaterium, Momordica
charamtia). Er behandelte besonders die Frage nach der Heimat der
in mehreren Formen vorgelegten Kalebasse, des Flaschenkürbis
(Lagenaria vulgaris), der, obwohl sicher ursprünglich im indisch-
malayischen Gebiet und wohl auch in Abyssinien wild, doch sehr
wahrscheinlich schon vor der Entdeckung Amerikas in der ‚neuen
Welt wenigstens im südlichen Amerika bekannt gewesen ist, wofür
eine Reihe von archaeologischen (Graeberfunde in Peru), historischen
und linguistischen Zeugnissen sprechen; offen bleibt allerdings die
‚Frage, wie die Art nach der neuen Welt, wo sie jedenfalls nicht
heimisch gewesen ist, gelangt ist (Naudin vermutete Übertragung
der leichten Frucht durch verirrte Schiffe oder Meeresströmungen).
Der Vortragende wies darauf hin, daß der Name Cueurbita im Alter-
N
z
tum und Mittelalter den Flaschenkürbis bezeichnet hat (vergl. von
Fischer-Benzon, Altdeutsche Gartenflora (1894) 89), und besprach $
die Auseinandersetzungen von L. Geisenheyner zu dieser Frage
in dessen Abhandlung: einige Nachträge zu meiner Arbeit über
die Physica der heiligen Hildegard (Ber. über d. Vers. Bot. Ver. f.
Rheinl. Westfalen 1916, Sitz. v. 16 u. 17. Juli); erwähnt wird dort die
in gewissen Gegenden Westdeutschlands gebräuchliche Bezeichnung
„Fleesch“ oder „Fläsch“ für unseren jetzigen, erst nach der Bit
Tagesordnung der Sitzungen im Geschäftsjahr 1918/19. 55
deckung Amerikas bei uns bekanntgewordenen Kürbis, ein Ausdruck,
der offenbar auf den Flaschenkürbis zurückgehe und erst von diesem
auf Oucurbita pepo übertragen worden sei.
Herr Graf von Schwerin legte zwei riesige (40x20 cm)
‚Blätter einer neueingeführten chinesischen Pappel vor Populus lasio-
carpa), die er in seinem Park kultiviert.
Herr Diels legte vor und besprach das kürzlich vom Botanischen
Museum erworbene seltene Werk von Otto Brunfels, Herbarum
vivae eicones (1530), sowie die „Kräuterbücher“ von Hieronymus
Bock und Leonhard Fuchs und beleuchtete ihre Bedeutung für
die Geschichte der Botanik.
Herr: Mattfeld legte einige Monstrositäten vor, die er im Dahlemer
botanischen Garten beobachtet hatte. Zunächst zeigte er eine Doppel-
kirsche von Prunus serotina Ehrh. Die beiden Karpelle waren nur
am Grunde völlig und dann etwa bis zur Mitte längs eines schmalen
Saumes miteinander verbunden, im übrigen aber frei. Beide hatten
‘einen normalen Steinkern ausgebildet, aber das eine erreichte nur
etwa °/ı der Größe des anderen. Doppelkirschen sind in der Literatur
des öfteren erwähnt, für Prunus serotina fehlt es aber bisher an
Angaben. — Eine Blüte von Saururus cernuus L. zeigte infolge einer
Verschmelzung ein abnorm gestaltetes Andröceum. Als Verschmelzungs-
produkt ließ sich sehr hübsch ein an der Spitze geteiltes Filament
beobachten, dessen Gabeläste je eine gut ausgebildete Anthere trugen.
— Von größerem Interesse war ein Blütenstand von (asuarina
glauca Sieb., von der im Juli und August in der australischen Gruppe
des Dahlemer Gartens mehrere Exemplare in voller Blüte standen.
Unter den zahlreichen rein männlichen Blütenständen, die terminal
an mehr oder weniger langen Assimilationstrieben sitzen, fand sich
ein bedeutend kürzerer, der über einer Anzahl von Quirlen männ-
licher Blüten mehrere solcher mit weiblichen Blüten in ihrer charak-
teristischen köpfchenförmigen Anordnung trug. Damit ist zum ersten
Male für Casuarina ein Blütenstand zur Beobachtung gelangt, der
beide Geschlechter trägt. Die ausführlichere Darstellung dieses
Falles behält sich der Vortragende vor.
Herr Moewes teilte mit, daß die „Seefelder“ in der Grafschaft
Glatz auf Antrag der Staatlichen Stelle für Naturdenkmalpflege vom
Landwirtschaftsminister zum Naturschutzgebiet erklärt seien, und be-
richtete ferner, daß in Niederländisch-Indien durch Gouvernements-
beschluß vom Februar d. J. 23 Naturschutzgebiete eingerichtet worden
seien, darunter mehrere „Rafflesia-natuur-monumenten“. Auf Auf-
forderung des Vorsitzenden hatte er bereits vorher über die Ver-
56 Tagesordnung der Sitzungen im Geschäftsjahr 1918/19.
hältnisse des Hundekehlenfenns berichtet und mitgeteilt, daß demnächst
im Einverständnis mit den amtlichen Stellen eine Begehung des Ge-
ländes stattfinden werde (vergl. S. 59/60).
Herr Teuscher legte den Bastard Festuca elatior X Lolium
perenne aus dem Botanischen Garten vor, dessen Merkmale er besprach.
H Harms.
Nachtrag zur 8. 31. — Herın Tessendorff verdanke ich die
Kenntnis des Aufsatzes von K. Gerhardt: Das Problem der Pflanzen-
gallen (Mathem. naturw. Blätter XVI. S. 59—62, 85—92), worin die
Anschauungen Bechers kritisch besprochen werden. Der Verfasser
lehnt den Begriff der fremddienlichen Zweckmäßigkeit als irreführend
ab,indem er ihn auf eine falsche Fragestellung zurückführt. Richtig
müsse die Frage so lauten: Wie verwendet der Gallerreger die Bau-
steine und Kräfte der Pflanze zum Aufbau der Galle? Danach sieht
er den Parasiten als den aktiven Teil an und sucht aus der Ent-
wickelungsphysiologie im Verein mit den uns bekannten Tatsachen
iiber den Einfluß äußerer Faktoren auf Form und Gestalt der Pflanze,
wobei besonders auf die Forschungen von Klebs zurückgegriffen
wird, die eigentümlichen Veränderungen, die der Parasit hervorruft,
verständlich zu machen. Für den aktiven Anteil des Parasiten führt
er auch die Tatsache an, daß Gallerreger verschiedener Species auf
derselben Pflanze verschiedene Gallen erzeugen. „Alle diese Tatsachen
lassen mit größter Deutlichkeit erkennen, daß der Aufbau der Galle
mit dem Baumaterial der Pflanze, aber unter der ständigen Bauleitung
durch den Erreger vollzogen wird.“ (8. 87). Diese Auffassung ent-
spricht im wesentlichen meiner oben geäußerten Ansicht. Bemerkens-
wert ist noch die vom Verf. geäußerte Meinung, daß mit der wachsen-
den Verfeinerung im Bau der Galle der Schaden für die Pflanze ge-
ringer wird, was er durch Beispiele belegt. Bechers Hypothese sei
vom naturwissenschaftlichen Standpunkt als unfruchtbar abzulehnen.
H. Harms. =
Bericht
über die
106. (50. Herbst-) Haupt-Versammlung
des
Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg
im Restaurant „Zum Heidelberger“ in Berlin, Dorotheenstr. 16,
am Sonnabend, den 18. Oktober 1919.
Der Vorsitzende, Herr H. Harms, eröffnete die Versammlung um
6 Uhr. Nach Begrüßung der zahlreich Erschienenen berichtete er
über die Feier des 80. Geburtstages unseres Ehrenmitgliedes, des
Herın L. Wittmack, am 26. September, der seit 54 Jahren dem
Verein als Mitglied angehört. Der Vorstand, vertreten durch den
Vorsitzenden und ersten Schriftführer, habe ihm ein Glückwunsch-
schreiben überreicht. In einem zur Verlesung gelangenden Briefe
sprach Herr Wittmack seinen Dank dem Vereine aus, dem er noch
einige Worte mündlich anfügte. — Grüße zur Versammlung hatte
unser Ehrenmitglied Herr L. Geisenheyner aus Kreuznach gesandt,
der zugleich eine Arbeit über eine Bildungsabweichung bei Zinaria
in Aussicht stellt.
Der erste Schriftführer, Herr Th. Loesener, verlas darauf
- folgenden Jahresbericht:
Die Zahl der ordentlichen Vereinsmitglieder belief sich am
1. Oktober 1919 auf 265, am 1. Oktober 1918 auf 251. Es traten im
vergangenen Vereinsjahre 20 ordentliche Mitglieder dem Vereine bei,
6 schieden aus. Zum ersten Male seit Kriegsausbruch haben wir so-
mit einen erfreulichen Zuwachs zu verzeichnen. Es wäre zu
wünschen, daß der vor Jahresfrist eingetretene Tiefstand für abseh-
bare Zeit damit dauernd überwunden sein und die Zahl vom 1. Oktober
1913, wo der Verein 286 ordentliche Mitglieder zählte, bald wieder
_ erreicht werden möchte. Durch den Tod verloren wir die Ehrenmit-
58 Bericht über die 106. (50. Herbst-) Haupt-Versammlung. :
glieder E. Koehne‘), Friedr. Thomas und Simon Schwendener,
dem noch wenige Monate vorher die drei Vorsitzenden und der erste
Schriftführer hatten zum 90. Geburtstage die besten Wünsche des
Vereins persönlich zum Ausdruck bringen können’), ferner das korre-
spondierende Mitglied Cas. De Candolle, und von den ordentlichen
Mitgliedern die Herren H. Gallee (siehe na S.50) und P. Juuer S
(siehe oben S. 51).
Unserm Ehrenmitgliede A. ie wurden durch den Vor-
sitzenden zum 75. Geburtstage (25. März 1919) die Glückwünsche des
Vereins übermittelt, ebenso einem anderen Ehrenmitgliede, W. O.
Focke, zum 85. (5. April 1919). Von L. Wittmacks 80. Geburts-
tage Srörde soeben schon Bericht erstattet.
Ferner wurde dem Naturwissenschaftlichen Verein zu Magdeburs,
mit dem wir in langjährigem Schriftenaustausch stehen, zur Feier
seines 50-jährigen Bestehens ein Glückwunschschreiben übersandt.
Nachdem der Krieg nun seinen Abschluß gefunden hat, dürfte
auch der Rest der am Leben gebliebenen Kriegsteilnehmer vollzählig
zurückgekehrt sein. Besonders begrüßen konnten wir unter ihnen die
Herren P. Claussen, F. Tessendorff und J. Mildbraed, der nach
fast sechsjähriger Abwesenheit wieder in die Heimat kehrte, |
Wie in den vergangenen Jahren gewährte uns auch diesmal der
Provinzial-Ausschuß die bisher bewilligte Beihilfe zur Herausgabe
unserer Verhandlungen. Außerdem aber hatten wir uns einer Unter-
stützung seitens des Ministeriums für Wissenschaft, Kunst und Volks-
bildung zu erfreuen, ohne die der Verein bei der langdauernden
Teuerung seinen verschiedenen Aufgaben (wie besonders auch der
Fortführung der Bücherei) nicht gewachsen sein würde.
Auch im letzten Jahre mußten wir ‘von einer Frühjahrsver-
sammlung absehen und veranstalteten statt dessen am 15. Juni enen
Ausflug in die Oranienburger und Liebenwalder Forst, zu dem sich
eine erfreulich 'sroße Anzahl Teilnehmer eingefunden hatte und der
einen sehr anregenden Verlauf nahm. (Siehe Bd. 61 dieser eu S
Ss. 97—104). 1
Die wissenschaftlichen Monatssitzungen fanden im Winler (von Fi
Oktober bis März) im Restaurant „Zum Heidelberger“ in Berlin,
1) Die auf Koehne und Thomas von H. Harms in der Herbstversammlung
am 19.Okt. 1918, bzw. in der Sitzung vom 17. Jan. 1919, gehaltenen Nekrologe
finden sich abgedruckt in den Berichten d. Deutsch. Botan. deli Bd. 36. 199,
S. (73) — (89) und 8. (122) — (137), auf die wir hier verweisen müssen. BR
° = 2) Einige Worte der Erinnerung an Schwendener sprach H. a inder
Sitzung vom 19. Sept. 1919, siehe oben 8. 48. i
Bericht über die 106. (50. Herbst-) Haupt-Versammlung. 59
meistens um 6 Uhr, im Sommer (von April bis September) im Bota-
nischen Museum in Berlin-Dahlem, um 7 Uhr, statt. Nur die No-
_ vembersitzung hatte wegen der Berliner Unruhen und vorüber-
sehenden Geschlossenseins des Versammlungslokales ausfallen müssen.
Alle Sitzungen erfreuten sich einer außerordentlich regen Beteiligung,
“ wie die fast ständig wachsende Zahl auf den Anwesenheitslisten
zeigt. Dies gilt besonders von den Tagen, als die Herren Claussen
und Tessendorff über ihre in den russischen Grenzländern gemachten
Beobachtungen und Erlebnisse uns Bericht gaben.
In der Drucklegung unserer „Verhandlungen“ war vorübergehend
eine Stockung eingetreten, da die infolge des in Berlin giltigen Tarifes
außerordentlich hohen Druckkosten bei unserer altbewährten Firma
Mesch & Lichtenfeld für den Verein nicht mehr zu erschwingen
waren. Nach längeren Bemühungen hatten wir dann mit einer aus-
_ wärtigen Druckerei, die früher schon einmal uns eine Arbeit geliefert
hatte, eine anscheinend annehmbare Abmachung getroffen und die
Manuskripte bereits eingesandt, als die Druckerei, genötigt durch un-
billige Lohnforderungen, sich plötzlich gezwungen sah, ihren Betrieb
gänzlich einzustellen, und uns die Arbeiten wieder zurücksandte. End-
lich fanden wir in der Firma Gustav Winter in Herrnhut (Sachsen)
eine für unsere Zwecke geeignete Druckerei, die inzwischen nun auch
den Druck der vorliegenden Abhandlungen ausgeführt hat, so daß wir
hoffen, das Heft mit Jahresschluß ausgeben zu können. Die Kosten
sind aber abgesehen von der allmählich gleichfalls recht drückend
werdenden Portoerhöhung allgemein so hohe, daß wir für das laufende
_ Jahr und wahrscheinlich auch noch für die nächstfolgenden den Um-
fang der einzelnen Jahrgänge leider nicht unbeträchtlich einschränken
- müssen, so daß der diesjährige Band nur etwa 6—8 Bogen umfassen
wird. Um den Verfassern gerecht zu werden, wollen wir diesmal nur
„Abhandlungen“ und das dringend benötigte Mitgliederverzeichnis
bringen, während die Zusammenstellung der „Tagesordnungen“ vor-
_ läufig noch zurückgestellt werden soll. Hoffentlich werden sie dann
zusammen mit denen des nächsten Jahres später geliefert werden
können, und wir möchten unsere auswärtigen Mitglieder diesbezüglich
um Nachsicht bitten. (Bd. 61, inzwischen erschienen.)
In letzter Zeit hat der Verein, veranlaßt durch eine Mitteilung
unseres Mitgliedes Herrn L. Loeske über : Aussterben gewisser
seltenen Moose, den Verhältnissen am Fenn zwischen Grunewald- und
Hundekehlensee, von dem kürzlich ein kleiner Teil abgeholzt und
melioriert worden ist, erneut seine Aufmerksamkeit zugewandt und
‘sich an einer von der Staatlichen Stelle für Naturdenkmalpflege im:
60 Bericht tiber die 106. (50. 'Herbst-) Haupt-Versammlung. a
Einverständnis mit der Forstverwaltung am 23. September unter-
nommenen Begehung des Geländes beteiligt, wobei er durch den
ersten Vorsitzenden, den zweiten Schriftführer, den Bibliothekar, und
Herrn .Claussen vertreten war. Seitens der Botaniker wurde auf
die hohe Bedeutung dieses zwar kleinen, aber pflanzengeographisch
wegen seiner seltenen Moosarten und eigenartigen Moorphanerogamen
bemerkenswerten 'und wegen seiner Lage in nächster Nähe der Groß- _
stadt für Unterrichtszwecke besonders bedeutungsvollen Gebietes hin-
gewiesen und der Wunsch ‚geäußert, daß, falls künftig irgendwelche
Veränderungen beabsichtigt seien, nicht nur gärtnerische maßgebende
Kreise, sondern auch Botaniker und Geologen, in erster Linie die
Staatliche Stelle für ulolauelan gs zur Beratung hinzugezogen
werden möchten.
‚80 können wir bei einem Rückblick auf die letzten fünf Jahre
zu unserer Genugtuung, zugleich aber mit dem Gefühl aufrichtigen
Dankes, feststellen, daß der Verein auch in der schweren Krieges-
und Revolutionszeit seinen Aufgaben noch hat gerecht werden und
daß im besonderen auch die Hefte unserer Verhandlungen wenigstens
einigermaßen regelmäßig haben erscheinen können. Ermöglicht wurde
dies außer durch die uns von Behörden, dem Ministerium für Wissen-
schaft, Kunst und Volksbildung und vornehmlich dem Provinzial-
Ausschuß, dankenswert bewillisten Unterstützungen in erster Linie
durch die treue Anhänglichkeit und Arbeitsamkeit unserer Mitglieder.
Zum Schluß gedenken wir heute noch einmal derer aus unserem
Verein, die den Tod fürs Vaterland erlitten.
Es sind dies:
H. Kersten, gefallen am 21. Oktober 1914 bei Dismuiden (vergl.
Nachruf von W. v. Brehmer in diesen „Verhandl.“ Bd. ‚56, 5
S. 204—205); a
M. Brandt, gefallen am 29. November 1914 in Polen Hain
Nachruf von E. Pritzel in diesen „Verhandl.“ Bd. 57,
Se 24
E. Schottky, gefallen am 12. Januar 1915 bei La Bassee (Nach- “=
ruf von H. Harms a. a. O. Bd. 58, S. 1-5);
Th. Schultke, seiner in den Kämpfen an der Rawka erhaltenen
Verwundung erlegen am 14. Februar 1915; Re
Fr. Fieberg, gefallen am 4. August 1915 in Galizien (Nachruf
von E. Jahn a. a. O. Bd. 57, S. 203— 205);
G. Christmann, gefallen am 5. Oktober 1915 in der Champagne; u
Bericht über die 106. (50. Herbst-) Haupt-Versammlung. 61
Gerh. Müller, gefallen nach wiederholter Verwundung und Wieder-
genesung (siehe Bd: 57, S. 224) am 1. Juli 1916 vor Verdun;
- K. Supprian, gefallen am 13. April 1917, an der Aisne u!
: von H. Harms a.a. O. Bd. 59, S. 47—50); 5:
A. Nauwerck, gefallen am 24.’ Juni 1918 bei Reims (Nachruf
von H. Hedicke a. a. 0. Bd. 60, "Ss. 195 — ol
Ehre ihrem Andenken!
Die Anwesenden erheben sich von den Sitzen.
Es erstattete sodann der Bücherwart, Herr F. Tessendorff,
folgenden Bibliotheksbericht: =
S. Seit Beendigung des Krieges hat in stetigem deine der
_ Büchereibetrieb sich wieder recht lebhaft gestaltet. Die Ausleihe-
tätigkeit übertrifft sogar die der Vorkriegszeit. Der Austausch mit
den fremden Vereinen nimmt an Regelmäßigkeit zu, wenn auch die
zum Teil noch unsicheren Verkehrsverhältnisse mancherlei Schwierig-
keiten bereiten. Mit den bisher feindlichen Ländern ist eine Fühlung
noch nicht gewonnen. Sehr unangenehm macht sich die außerordent-
liche Steigerung der Kosten für das Einbinden und Instandsetzen der
Bücher fühlbar, so sehr, daß der Zustand der Bücherei darunter recht
zu leiden beginnt. Erfreulicherweise wurden zahlreiche Schriften als
Geschenk überwiesen, so von den Herren Claussen, Geisenheyner-
-Kreuznach, Graebner, Harms, Hedicke, Jahn, Lindemann,
Loesener, Pilger, Poeverlein-Kemnath,. Roß-München, ©. E.
Schulz, Schumacher, Thellung-Zürich,h Wangerin-Danzig,
Weber-Bremen. Ihnen allen sei bester Dank ausgesprochen. Im
"Interesse unserer Mitglieder wird dringend gebeten, der Vereins-
bücherei auch weiterhin Schriften botanischen Inhalts aus eigener
_ und fremder Feder zuzuweisen. Auch Verhandlungen unseres Vereins
aus früheren Jahren sind sehr erwünscht, da uns die älteren Jahr-
gänge zum Teil schon sehr zu mangeln beginnen
Danach berichtete Herr R. Güldenpfennig, der in anerkennens-
werter Weise als Nachfolger von Herrn Gerber das. verantwortungs-
reiche Amt des Kassenwartes zu übernehmen sich bereit gefunden
hatte, über den Rechnungsabschluß für das Jahr 1918, der sich, wie
le gestaltet:
A. Beinen
Bar Beitr: äge der ordentlichen ‚Mitglieder, einschlieälich des
; Beitrages des Herrn Geh. Kommerzienrats Arnhold in
62 Bericht über die 106. a Herbst-) Hape Versmala
Höhe von M. 20.—, sowie der hochherzigen Spende ee
eines Mitgliedes in Höhe von M. 100.— . . ...M. 1364.
2. Zinsen der Wertpapiere und der Guthaben bei ie >
Dresdner Bank und der Teltower Kreissparkasse . . „ 463.44
3. Erlös aus verkauften Vereinsverhandlungen . . . „1
4. Beihilfe des Provinzialausschusses ‘der Provinz Ba a
burg > „..900.—
3. Lebzaslanchölie Beiträge ber ehönung eines ee ee
M. 2616.59
B. Ausgaben: re
ik a aus dem Jahre 117 . ........M. 5045 =
2. Drucksachen: : ©
a) Verschiedene Drucksachen . . . . M. 38.— = =
b) Korrekturen .. 2... 2... , 1, 0.53
3..Konstbeläsen =... 22, 2 ea 2.—
4. Verwaltungskosten:
a) Hilfeleistung für die Bücherei . . . M. 60.— 5
b)=Porto : . 2.2.0002. 10230, 00
5. Reservefonds:
Lebenslängliche Beiträge in den Reservefonds ein- 3 Ee
gezabli’ 2.2... on eu.
M. 775.98
Gesamteinnahme . . . . . .. M. 2616.59 #8
Gesamtauseabe : — ........52 53237598 ee:
Übersehuß.. 0... N 1er es
Trotz des Überschueaes ist der Stand unserer Kasse kein SüneeeT
denn die hohen Kosten für die Vereinsverhandlungen treten erst im
nächsten Jahre in Erscheinung, so daß wir in Wahrheit einen nicht
unbeträchtlichen Fehlbetrag werden zu verzeichnen haben. Fe
Herr E. Ulbrich verlas den Bericht über die Prüfung der er S
die er gemeinsam- mit Herrn L: Diels vorgenommen hatte, worauf
dem Kassenführer die beantragte Entlastung erteilt wurde unter be-
sonderer Hervorhebung seiner Mühewaltung. =
.. Darauf schritt man zu den Wahlen, die folgendes Kreehnn
hatten: 8
Vorstand für 1919/20.
E. Jahn, Vorsitzender,
A. Weisse, erster Stellvertreter,
H. Harms, zweiter Stellvertreter,
Bericht über die 106. (50. Herbst-) Haupt-Versammlung. En 63
Th. Loesener, Schriftführer,
F. Moewes, erster Stellvertreter,
F. Tessendorff, zweiter Stellvertreter und Bücherwart,
R. Güldenpfennig, Kassenführer.
In den Ausschuß wurden gewählt:
P.Elaussen, . K. Osterwald, E. Pritzel,
L. Diels, SR-Pileer, E. Ulbrich.
In die Redaktionskommission, außer den Schriftführern, wie bisher:
I. Urban, O>E Schulz, R. Kolkwitz.
In die Kryptogamenkommission:
R.Kolkwitz, Joh. Hillmann, R. Pilger,
P.Claussen, E. Jahn, - Rom. Schulz,
G. Hieronymus, A. Moeller,- K. Warnstorf.
In die Bestimmungskommission:
F. Tessendorff, L.Loeske, _. Rom. Schulz, E. Jahn,
B-Ulbrich, K.Osterwald, W.Kirschstein, H. Harms.
- @. Brause, R. Kolkwitz, P. Claussen,
R. Pilger, Joh. Hillmann,
Herr H. Harms besprach die beiden ersten 1918 und 1919 er-
schienenen, ihm von Herrn Geheim-Rat Engler zur Ansicht über-
gebenen Hefte der neuen Zeitschrift für historische Botanik (Tids-
skrift for Historisk Botanik, Koebenhayn, Nyt Nordisk Forlag), die
von Fr. Heide (Kopenhagen) und Oskar Lundberg (Uppsala) heraus-
gegeben wird. Die Herausgeber fassen den Begriff der historischen
Botanik in weitem Sinne, indem sie darunter die Wissenschaft be-
greifen, die sich mit dem Wechselspiel zwischen der Pflanzenwelt und
der menschlichen Gesellschaft befaßt, die also die Beziehungen der
Pflanzen zur Kulturgeschichte behandelt. Die erfolgreiche Bearbeitung
solcher Fragen fordert natürlich nicht nur botanische Kenntnisse,
sondern setzt auch gründliche philologische und historische Vor-
bildung voraus. Im Rahmen der neuen‘ Zeitschrift liegen etwa
folgende Aufgaben: 1. Geschichte der Botanik; 2. Verwertung der
Pflanzen im Dienste der Mediein und der Kunst; 3. Verhältnis einzelner
Pflanzen zur Kulturgeschichte; 4. Pflanzennamen und Volksgebräuche,
die sich auf Pflanzen beziehen (Folkloristik). Für diese Gegenstände
hat in unserem Verein stets Interesse bestanden. Es braucht ja nur
an Ascherson’s zahlreiche .hierhergehörige Mitteilungen, besonders
seine folkloristischen Aufsätze erinnert zu werden; doch haben auch
2 mehrere andere unserer Mitglieder sich an derartigen Aufgaben be-
64 Bericht über die 106. (50. Herbst-) Haupt-Versammlung. = EL Be
teiligt, wie z. B. besonders Schweinfurth, Treichel, Trojan 4
Urban, Wittmack u. a, und unsere Verhandlungen bieten nach
dieser Richtung hin, besonders aus früherer Zeit, schätzenswerte Bei-
träge. Daher wird auch die neue Zeitschrift von -uns beifällig be-
grüßt. Unter den Aufsätzen der beiden schön ausgestatteten Hefte
sei u. a. hingewiesen auf: Fritz Heide, Alrunen i det gamle Aegypten ;E
(der Alraun im alten Aegypten), worin der Verfasser auf grund einer #:
- Grabtafel wahrscheinlich der 18. Dynastie nachweist, daß Mändragora =
vernalsıs als Medicinalpflanze in Aegypten kultiviert wurde, und äußer-
dem auf: die Deutung aegyptischer und anderer Alraun-Namen ein-
geht, unter Vorführung mehrerer Abbildungen von Mandragora-
Pflanzen aus älteren botanischen Werken und Handschriften. Wir
finden dann noch Beiträge zur Geschichte der Botanik in Dänemark,
Aufzeichnungen über dänische Pflanzennamen, lehrreiche kultur-
historische Bemerkungen von Viggo Bröndal über die Chronologie
und den Ursprung griechischer Pflanzennamen, einen Aufsatz über
die Geschichte der Zimmerpflanzen in Dänemark (J. K. J oergensen),
eine Geschichte der Entwaldung der Insel Aeroe (Fr. Heide), ein Ver-
zeichnis der vor 1600 in dänischen Arzneiwerken genannten Krypto-
gamen (P..Hauberg), sowie eine Anzahl kleinerer Notizen und An-
regungen; am Schluß des 2. Heftes ist ein Verzeichnis der botanisch-
kulturgeschichtlichen ie unseres Ehrenmitgliedes Schweinfurth Ha
angefügt.
- “Weiter zeigt der Vorsitzende eine eizentümliehe Form ei
Adlerfarns vor, die Herr Fr. Schikora .an der Woltersdorfer
Schleuse gefunden hatte und die sich durch auffällig breite Fiederchen =
und häufige Zweigabelung. oder Dreispaltigkeit derselben auszeichnet.
In der sich anschließenden Erörterung, an der sich die Herren
Jahn, Claussen, Harms, Schikora und Graebner beteiligen, GR
vertreten die ehr zuerst genannten z. T. unter ausführlichen Dar-
legungen die Auffassung, daß es sich hier um eine Regenerations-
erscheinung von im Jugendzustande erfrorenen Blättern handele. 2
- Herr F, Tessendorff verliest darauf einen wissenschaftlichen F
Bericht über den Frühjahrsausflug des Ver eins in die Oranienburger
und Liebenwalder For st, nach Lehnitz, Schmachtenhagen, Bernöwe
und Kreuzbruch (siehe diese Verhandl. Bd. 61, 1919, 8. 99-103,
Herr Joh. Mattfeld spricht über einen Fall ‚endokarper
Keimung bei Papaver somniferum_ L. und erörtert den Begriff
„Bioteknose“ im Gegensatz zur Viviparie (siehe oben 8.18),
den Vortrag ‘knüpft sich eine lebhafte Diskussion, zu der die Her
Graebner, Diels, Pilger, Wittmack, Harms, Boerner, ı
ER Bericht über die 106. (50. Herbst-) Haupt-Versammlung. 65
Claussen das Wort ergreifen und teilweise eigene Beobachtungen
mitteilen.
Herr R. Seeliger legt eine von ihm im Plagefenn (am Südrande
des Plagewerders) bei Chorin im September 1919 aufgefundene Galle an
einer Carex-Art vor; die Deformation zeigt auffallende Ähnlichkeit
mit der bekannten Galle von ZLivia Juncorum und besteht aus einem
gelblicherünen Blätterschopf von über 20 Blättchen. die sich mit
ihren stark verbreiterten Scheidenteilen am Grunde gegenseitig um-
schließen. Nach der Untersuchung von Herrin H. Hedicke handelt
es sich um das Erzeugnis der Psyllide Livia crefeldensis Mink
(Diraphia crefeldensis), für die Herr Hedicke jetzt den neuen
Namen Neolivia crefeldensis (Mink) anwendet. Die Art ist neu für
‘ die märkische Fauna. (Genaueres.bei H. Hedicke: Uber eine gallen-
erzeugende Psyllide, in Deutsch. Entomolog: Zeitschr. 1920, Heft 1/2.
- Herr E. Ulbrich zeigt eine lebende : Acanthacee aus dem
Botanischen Garten vor, an der ein Myxomycet, Stemonitis herbatica
bis in die Spitzen der Blätter geklettert und zur Fruchtbildung ge-
schritten war. Ferner besprach er eine durch mannigfache Sprossungen
und Durehwachsung des Köpfchens ausgezeichnete Form von Ürepis
biennis L., die Herr Tessendorff in Thüringen gefunden hatte und
er selbst noch in mehreren älteren Exemplaren, ebenfalls aus Thüringen
und auch Schlesien stammend, vorlegen konnte. Die Form, die zuerst
E.Loew 1881 beschrieben hat, soll nach diesem’und nach Roß,
Schlechtendal und Rübsaamen auf Gallenerzeugung beruhen; doch
liegen hierfür keine Beweise vor. Vielleicht handele es sich hierbei
um eine Feuchtiekeitswirkung, die sich besonders bei Compositen
und in ähnlicher Weise auch bei Seabiosa columbaria beobachten
lasse. Dieser Auffassung stimmen auch die Herren Graebner und
Tessendorff zu. — Bezüglich Stemonitis bemerkt Herr Jahn, daß
dies eine tropische Art sei und daß die ihr eigentümliche Fähigkeit
des Kletterns bei den Myxomyceten unserer Flora nur selten zu
finden sei, z. B. bei Didymıum farınacewm, während sie in den Tropen
häufig beobachtet werden könne, öfters in so ausgeprägter Form, daß
_ manche dieser Arten bis in die Kronen 10 m hoher Palmen hinauf-
_ klettern. Die in unsere Gewächshäuser eingeschleppte Stemonitis sei
biologisch gut, morphologisch aber schlecht charakterisiert. — Herr
ar
. Harms hält hinsichtlich “der Orepis biennis-Form weitere Nach-
- forschungen nach etwaigen Gallenerzeugern doch für angebracht.
Herr Roman Schulz verliest einen Bericht über seine Be-
u obachtungen an der interessanten Flora der Umgebung von Bellinchen,
a
abgedruckt in diesen Verhandlungen Bd. 61, 1919, S. 32—96, und
66 _ Bericht über die 106. (50. Herbst.) ange: en
knüpfte daran den Wunsch nach ander luna der dortigen E
Pflanzenbestände.
Herr Moewes teilt hierzu mit, dab bereits vor as Jahren in 2
dieser Richtung seitens der aachen Stelle Schritte getan seien,
die aber damals ohne Erfolg geblieben wären. Die Angelegenheit
werde jedenfalls weiter im Auge behalten. Herr Graebner bezweifelt
: das von Herrn Schulz für Bellinchen behauptete Vorkommen von \
Prumus fruticosa, wobei es sich wohl eher um Pr. acida handem
möchte, und besonders .das Indigenat von Doryenium u
das er nur für eingeschleppt halten könne (siehe Bd. 61, S. 92, An-
merkung) und bespricht ferner die Herkımi noch 7 einiger
anderer Pflanzen dieser Genossenschaft.
Weiter legt Herr Schulz zwei Salixarten vor, die im Juli bei‘
voller Belaubung zum zweiten Male in Blüte sich befunden hatten
und demonstriert eine Anzahl bemerkenswerter Pilze, nämlich Poy-
porus squamosus, Laectarıa pubescens, Pluteus petasatus, Boletus vis-
cidus, Tricholoma cyclophalum und doppelte Hutbildung bei a
fatua. =
Herr Graf Fr. von Schwerin berichtet über die Wirkansen de 5
kürzlich (schon im Oktober) eingetretenen starken Schneefalles, der
nicht nur in Hinterpommern, sondern z. B. auch im Wittstocker Stadt-
walde bei den noch vollbelaubten Bäumen einen geradezu verwüstenden 5 e
Schneebruch verursacht habe. :
Herr K. Ludwigs bittet die Mitglieder des yon von’ etwaigen.
Beobachtungen über das Auftreten von Pflanzenkrankheiten in a
Mark ihm als Vertreter der Pflanzenschutzstelle an der Biologischen
Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft in Berlin-Dahlem, Königin
Luisestraße 19, Mitteilung zu machen und das zugehörige Materia
. miteinzusenden. i
A Loesene:
Druck von Gustav Winter, Herrnhut.
Bl
AU
alt
nie
A
Khan
Hole
a REN en
HEN j
& F
Kr Me _
he me
Head
He
I
Hd
A It
1
PA 6
Be
n
are
JeR Bent
m
NEBEZLIETEN
Ballen {
3,6
ERFEE
+
Be
ee
€
I 39%
Hilhren Aa
Eigin
‘
hei
er
a Nlkelsher
nein Ei a
L.2E} FE
U
I
Ya
SE
REN
Ha er HE
an N
"ur Hi
Sagsrrgstiger
=
Fer
=&
#
Ku
Here
= =
u ha
ah N
IR hin
Ki h
{
.
ar N
er
de)
au)
A
KEN
Helen
Hi Re IHR
ur
Er ah
12) Eu; ‘
1 hu in
x HALTET HE Han ıhaine
au a
Ehe
HE
Aug
En &
pH Seh! N
A w 5
hi v + I
Y an u Bi un i
har MTdar
Ban FREHSEIRGSSERTCH HUHN
N Au h r alte
} ante? HER
N 1 10, r IbEr)
1 Alt Ah 1b h ei Ki Erna alrk ls
Hi uM a HH E Er N fl
L iM ” in
_ h ui en Au HE ii
= Ai a
H lei N
u Mm er \
u Kant
1 N air
Bi ARE ii {N
(Er
nn
BEN BELERAN LAUTET
are!
inch ira
He in Dih, eye ja a Aha
h
en
NITALATEERNN
KERN.
Morrn
3
H il
ei
ie
124
ln
eine ruhe
my uhr
Ft Hua
pet
IRRE
\ \Hirp
a
FL
gr
Kun
+ Beatnehe
at
Bi
At
[113
aan
+
une
hr
up
AHUSHEIHHER
a ANAL
re
Ayehed
laser
Anker
u
Ir Bi nn Ar h
L ale: x
Kissh ih Hk
SH KR